War Jakob Sprenger ein Mitautor des Hexenhammers?


Seminararbeit, 2008

22 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

GEOGRAPHISCHER UND SOZIALER HINTERGRUND DER HEXENJAGDEN

MAGIE IM ALLTAG GEGEN ENDE DES 15. JAHRUNDERTS AM BEISPIEL DER STADT INNSBRUCK

ENTSTEHUNGS- UND WIRKUNGSGESCHICHTE DES „MALLEUS MALEFICARUM“

GESCHICHTLICHE EINORDNUNG

UNMITTELBARE REZEPTION

DRUCKER, DRUCKORT UND ERSCHEINUGSDATUM DER ERSTAUSGABE

JAKOB SPRENGER – MITAUTOR ODER NICHT?

Warum ist es wichtig, ob Jakob Sprenger ein Mitautor des Hexenhammers war oder nicht?

SCHLUSSFOLGERUNG

BIBLIOGRAPHIE

EINLEITUNG

Nach einem allgemeinen Blick auf die Geschichte der Hexenprozesse in meiner Arbeit möchte ich auf den Hexenhammer, die Zeit seiner Entstehung und seine Wirkung auf die Hexenprozesse eingehen. Dabei soll auch verdeutlicht werden, woher Heinrich Institoris seine Ideen und Lehren nimmt, die er in seinem Werk bis zur letzten Konsequenz weiterentwickelt hat. Dabei soll auch ein eingeheder Blick auf die direkte Vorgeschichte der Entstehung des Buches geworfen werden, vor allem die Hexenprozesse in Innsbruck, bei welchen Heinrich Institoris den Vorsitz inne hatte (und mit denen er dermaßen gründlich scheiterte, dass der damalige Bischof, Georg Golser, ihn des Landes verwies), werden hierbei näher untersucht.

Ein weiterer wichtiger Punkt, ist jener der angeblichen Mitautorschaft von Jakob Sprenger, denn es ist durchaus sehr umstritten, ob Sprenger jemals an dem Buch beteiligt war oder nicht. Dennoch wurde er von Heinrich Institoris als Autor genannt. Dabei stellen sich folgende Fragen:

1. Wenn Jakob Sprenger wirklich einen nennenswerten Beitrag zum Hexenhammer geleistet hat, wieso hat keine entsprechenden Maßnahmen gesetzt, um sicher zu stellen, dass auch sein Name damit in Verbindung gebracht wird? Schließlich ist die erste Edition des Buches, die beide Personen (also Institoris und Sprenger) als Autoren angibt, erst nach deren Tod erschienen.
2. Wenn Sprenger nicht daran beteiligt war, wie stand er dann zu dieser Vereinnahmung durch Heinrich Institoris?
3. Warum hat Institoris den Namen Sprenger – vorausgesetzt dieser war nicht am Buch beteiligt – genannt? Wollte er seinem Werk damit eine Autorität verleihen, die ihm ansonsten gefehlt hätte?

Nach einer genaueren Beschäftigung mit diesen Fragen, möchte ich mich einem weiteren Punkt widmen und zwar dem Mythos, dass der Hexenhammer quasi der Startschuss für die damals großangelegte Hexenjagd war. Das Malleus Maleficarum hatte zwar einen nicht zu leugnenden Einfluss auf die Geschehnisse, allerdings war es „nur“ ein Produkt seiner Zeit. Die Lehren, die darin verbreitet werden, gab es alle schon, im Hexenhammer wurden sie lediglich bis zu ihrer tödlichen Konsequenz zu Ende gedacht.

GEOGRAPHISCHER UND SOZIALER HINTERGRUND DER HEXENJAGDEN

Zunächst muss eine Untersuchung des sozialen Hintergrundes der Hexenverfolgungen feststellen, in welcher Art von Gemeinden Hexenprozesse über die Bühne gingen. Hierbei hat es den Anschein, dass die Hexenverfolgung vor allem ein ländliches Phänomen war. Die große Mehrheit der Hexen kam wohl aus kleineren Bauerndörfern. Zumeist wird die Konzentration der Hexerei in ländlichen Gebieten auf zwei Charakteristika zurückgeführt und zwar zum Einen der bei der ungebildeten und konservativen Bevölkerung tief verwurzelte Aberglaube und zum Anderen die niedrige Einwohnerzahl der Dörfer, welche es unmöglich machte, unerwünschten Personen einfach aus dem Weg zu gehen, da dort jeder jeden gekannt hat. Da in den Dörfern des frühen, neuzeitlichen Europas solche Bedingungen an der Tagesordnung waren, betrachtete man Hexerei als ein typisch ländliches Phänomen.[1]

Zwar stammte die Mehrheit der Hexen im frühneuzeitlichen Europa tatsächlich aus solchen Gebieten. Man darf aber dennoch die Tatsache, dass auch in Städten Hexen verfolgt wurden, nicht vernachlässigen. Es wurde sogar einige der bekanntesten Hexenprozesse in Städten geführt, man denke nur an die Hexenverfolgungen in Würzburg oder Bamberg. Manche dieser Fälle kann man allerdings nicht den Städten zuordnen, da dort oft nur die Prozesse stattfanden und die eigentliche Hexenjagd auf dem Land vonstatten ging. In Genf, wo im 16. und im 17. Jahrhundert mehrere Hexenprozesse über die Bühne gingen, stammten etwa 50% der Opfer aus den umliegenden Dörfern, in denen aber nur 20% der Bevölkerung dieses Kleinstaates leben.

Sieht man von solchen Fällen ab, dann bleibt immer noch eine große Anzahl von rein städtischen Prozessen und zwar besonders in Deutschland. Ein genauer Prozentsatz lässt sich zwar nicht errechnen, aber er dürfte trotzdem unverhältnismäßig hoch liegen.

Das soziale Umfeld einiger städtischer Hexenprozesse unterschied sich kaum vom ländlichen Milieu. Städte waren nur unwesentlich größer als Dörfer und die dortige Gesellschaft war genauso engmaschig wie auf dem Land.

Städte lieferten aber auch aus zwei weiteren Gründen einen äußerst fruchtbaren Boden für Hexenverfolgungen. Erstens konnten in einer Stadt eine Hexenjagd weit mehr Opfer fordern, da die Anzahl der Gemeindemitglieder, die in einem Dorf verfolgt werden konnte, ohne dass sich Widerstand regte, begrenzt war. Außerdem breiteten sich städtische Hexenjagden oft sehr viel schneller aus und sie forderten einen höheren Blutzoll.

Des Weiteren mögen die Besonderheiten des städtischen Lebens einzelne Personen dazu veranlasst haben, die Nachbarn sogar noch schneller der Hexerei zu verdächtigen, als dies auf dem Land der Fall war.

Im Europa der frühen Neuzeit gab es mehr als eine „Hexenwelt“. Einerseits waren Beschuldigungen in bäuerlichen Gegenden alltäglich und es kam regelmäßig zu einzelnen Hexenprozessen. Oftmals verbanden sich persönliche Spannungen auf fatale Weise mit dem bäuerlichen Aberglauben.

Es gab neben der ländlichen aber auch eine städtische Hexenwelt. Diese wurde auch vielen ländlichen Hexen zum Verhängnis, da diese oft ungebildeten Menschen sich beim Prozess mit gebildeten Richtern konfrontiert sahen, welche die Zeugenaussagen der Kläger – denen immer mehr Glauben geschenkt wurde, als den etwaigen Unschuldsbeteuerungen der Angeklagten – in einen dämonologischen Kontext stellten. Somit wurde der Gerichtssaal zu einem Ort, an welchem sich die elitäre Bildung der Richter und die Volkskultur der einfachen Leute begegneten. Das Gericht wurde zum Berührungspunkt der ländlichen und der städtischen Welt.

MAGIE IM ALLTAG GEGEN ENDE DES 15. JAHRUNDERTS AM BEISPIEL DER STADT INNSBRUCK

Innsbruck war seit dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts eine aufsteigende und begüterte Stadt. Drei Elemente waren dabei von besonderer Bedeutung: ihre günstige Lage für den Fernhandelsverkehr zwischen Deutschland und Italien, ihr Charakter als landesfürstliche Residenz und die reichen Edelmetallvorkommen in der Nähe, welche teilweise in der Stadt verarbeitet wurden.[2]

Der seit dem Jahr 1477 den Titel Erzherzog tragende Sigmund war zwölf Jahre alt, als sein Vater starb. Die Vormundschaft über ihn und die Verwaltung übernahm sein Vetter Friedrich V. von der innerösterreichischen Linie des Hauses Österreich. Bis zu seiner Volljährigkeit lebte Sigmund zum Teil am Grazer Hof und wurde unter anderem von Enea Silvio Piccolomini (dem späteren Papst) erzogen.

Die Aktivitäten des Hofes beeinflussten die Entwicklungen der Stadt Innsbruck nicht unwesentlich. Am Ende von Sigmunds Regierung sollen ungefähr 500 Angehörige des Hofstaates in Innsbruck belebt haben. Die eigentliche städtische Bevölkerung betrug somit weniger als die Hälfte der Innsbrucker Einwohnerschaft. Beide Gruppen (normale Einwohnerschaft und Hofstaat/Bürger) hatten zwar die gleichen Pflichten, aber nicht die gleichen Rechte, die gewöhnlichen Einwohner waren nämlich von der Stadtverwaltung völlig und der Tätigkeit im Handels- und Wirtsgewerbe weitgehend ausgeschlossen. Angehörige des Klerus und des Judentums fielen zur damaligen Zeit zahlenmäßig kaum ins Gewicht.[3]

Kommen wir nun zu den Hexenverfolgungen in Innsbruck. Dank der Aufmerksamkeit eines Brixener Bischofs eine Quelle, die Licht in diesen Teil des damaligen Alltags bringen kann, erhalten geblieben. Die Akten des Ketzer-, de facto aber Hexenprozesses, den der dominikanische Inquisitor Heinrich Institoris in Innsbruck angestrengt hatte, sobald er im Besitz der Bulle Summis desiderantes affectibus vom 5. Dezember 1484 war.

[...]


[1] Vgl. LEVACK, Brian P.: „Hexenjagd. Die Geschichte der Hexenverfolgungen in Europa“, Neuausgabe in der Beck´schen Reihe, München 3. Auflage 2003, S. 128 - 132

[2] Vgl.: DIENST, Heide: „Lebensbewältigung durch Magie. Alltägliche Zauberei in Innsbruck gegen Ende des 15. Jahrhunderts“ in: KOHLER, Alfred & LUTZ, Heinrich (Hrsg.): „Wiener Beiträge zu Geschichte der Neuzeit. Alltag im 16. Jahrhundert“ Band 14, Wien, Verlag für Geschichte und Politik 1987. S. 80 - 116

[3] Die soeben kurz genannten Daten entstammen laut Heide Dienst einer Unzahl von Kauf-, Tausch-, Schenkungs- und Pfandurkunden.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
War Jakob Sprenger ein Mitautor des Hexenhammers?
Hochschule
Universität Wien  (Kirchengeschichte)
Note
2
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V92011
ISBN (eBook)
9783638053808
ISBN (Buch)
9783638945837
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jakob, Sprenger, Mitautor, Hexenhammers
Arbeit zitieren
Udo Seelhofer (Autor:in), 2008, War Jakob Sprenger ein Mitautor des Hexenhammers?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92011

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