Diese Abschlussarbeit möchte der Frage nachgehen, in wie weit Geschwisterbeziehungen als Ressource in der Heimerziehung beim Verarbeiten traumatischer Ereignisse genutzt werden können.
Die Thesis gliedert sich in drei thematische Blöcke, diese Strukturierung soll dabei helfen eine adäquate Antwort auf die Frage zu geben, in welcher Weise die Ressource Geschwister positiv bei der Verarbeitung von traumatischen Ereignissen genutzt werden kann. Im ersten Block werden die für die Forschungsfrage relevanten theoretischen Schwerpunkte näher betrachtet, darunter Geschwister, Heimerziehung, Trauma und Traumapädagogik. Die in Teil 1 gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die darauf folgenden zwei Teile.
Im zweiten Teil der Arbeit wird die theoretische Erarbeitung von Leitlinien näher beschrieben. Hier wird aufgezeigt, welche Aspekte bei der Konzipierung zu beachten sind und welche Aufgaben Leitlinien in der Praxis haben.
Im dritten Teil der Arbeit geht es um die konkrete Erarbeitung von Leitlinien. Hierbei werden Handlungsoptionen aufgezeigt, die es ermöglichen sollen die Ressource Geschwister in der Heimerziehung systematisch nutzen zu können. Dabei ist es für die Konzeption der Leitlinien wichtig, sowohl die theoretischen und empirischen Befunde, als auch die gesetzlichen Grundlagen zu berücksichtigen, um eine Basis zu schaffen, die den professionellen Anforderungen gerecht werden kann. Die Erarbeitung von Leitlinien soll den Praktikerinnen und Praktikern in ihrem pädagogischen Alltag konkrete Handlungsoptionen zur Verfügung stellen. Durch diese können sie mehr Sicherheit und Professionalität, sowie eine standardisierte Vorgehensweise erlangen.
Die Beziehung von Geschwistern stellt eine besondere Verbindung dar, welche mit keiner anderen zu vergleichen ist, weil sie den gleichen Erfahrungs- und Sozialisationshintergrund teilen und sich durch den Beziehungsaufbau auf gleicher Ebene gegenseitig in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern können. Jedoch gibt es auch Situationen, in denen Geschwisterkinder mit gemeinsamen, traumatischen Ereignissen konfrontiert werden, welche sich negativ auf ihre Entwicklung und Beziehung auswirken können. Nach solchen Erfahrungen ist es für die Kinder und Jugendliche oft nicht möglich, in ihrer Herkunftsfamilie zu bleiben, insbesondere wenn der Verursacher / die Verursacherin aus dem eigenen familiären Umfeld kommt.
Inhaltsverzeichnis
- I Theoretischer Hintergrund
- 1 Einleitung
- 2 Geschwisterbeziehung
- 2.1 Definition
- 2.2 Historische Entwicklung und aktueller Stand der Geschwisterforschung
- 2.3 Sichtweisen von Geschwisterbeziehungen
- 2.3.1 Psychoanalytischer Ansatz
- 2.3.2 Systemischer Ansatz
- 2.3.3 Bindungstheoretische Sichtweise
- 2.4 Einflussfaktoren auf Geschwisterbeziehungen
- 2.5 Wichtige Theorien: Kongruenz- und Kompensationstheorie
- 2.6 Exkurs: Geschwisterbeziehungen im Lebensverlauf
- 2.7 Zusammenfassung
- 3 Heimerziehung
- 3.1 Definition
- 3.2 Rechtliche Grundlagen
- 3.3 Lebensbedingungen in der Heimerziehung im Unterschied zum Familienleben
- 3.4 Arbeitssystem Heimunterbringung: Kooperation mit Jugendamt und Familie
- 3.5 Zusammenfassung
- 4 Trauma
- 4.1 Entstehung und Entwicklung der Traumatologie
- 4.2 Definition und Typologie
- 4.3 Epidemiologie
- 4.4 Posttraumatische Belastungsstörungen
- 4.5 Weitere Auswirkungen für die Betroffenen
- 4.6 Resilienz: Risiko- und Schutzfaktoren
- 4.7 Bindung und Trauma
- 4.8 Zusammenfassung
- 5 Sexueller (Kindes-)Missbrauch
- 5.1 Definition
- 5.2 Exkurs: Strafrechtliche Verankerung
- 5.3 Täterschaft und Empirische Befunde über Epidemiologie
- 5.4 Zusammenfassung
- 6 Traumapädagogischer Ansatz
- 6.1 Grundhaltung und Arbeitsweise
- 6.2 Ziele
- 6.3 Relevanz des pädagogischen Zugangs (in der Heimerziehung)
- 6.4 Zusammenhang zur Bindungspädagogik
- 6.5 Traumapädagogik in der Gruppe
- 6.6 Zusammenfassung
- 7 Resümee: Traumatisierte Geschwisterkinder in der Heimerziehung
- 7.1 Empirische Befunde zur Fremdunterbringung von Geschwisterkindern
- 7.2 Ausblick und Erarbeitung von Indikatoren
- II Annäherung an die Entwicklung von Leitlinien
- 8 Theoretische Vorüberlegungen zum Thema Leitlinien
- 8.1 Definition
- 8.2 Relevanz von Leitlinien Entwicklungen im sozialen Bereich
- 8.3 Methodik
- III Leitlinien
- 9 Erarbeitung der Leitlinien zum Thema: Nutzung der Ressource Geschwister bei sexuell missbrauchten Kindern in der Heimerziehung
- 9.1 Einführung
- 9.2 Beschreibung der Zielgruppe
- 9.3 Empirische und theoretische Befunde
- 9.4 Konkrete Ziele
- 9.5 Handlungsschritte und Rahmenbedingungen
- 9.6 Zusammenhang zwischen Indikatoren und Zielen der Leitlinien
- 9.7 Grenzen der Leitlinien
- 10 Fazit
- 11 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen in der Heimerziehung von Kindern mit sexuellen Missbrauchserfahrungen. Das Ziel ist es, die Ressource Geschwisterbeziehung im Kontext der Traumatisierung und Heimerziehung zu beleuchten und zu erforschen, wie sie bei der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen genutzt werden kann.
- Der Einfluss traumatischer Erfahrungen auf Geschwisterbeziehungen
- Die Rolle von Geschwistern bei der Verarbeitung von Traumata
- Die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen in der Heimerziehung
- Die Entwicklung von Leitlinien für die Arbeit mit traumatisierten Geschwisterkindern in der Heimerziehung
- Die Nutzung von Geschwisterbeziehungen als Ressource in der pädagogischen Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen im Kontext von sexuellen Missbrauchserfahrungen.
- Kapitel 2 Geschwisterbeziehung: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in die Thematik der Geschwisterbeziehung. Es behandelt die Definition, historische Entwicklung, verschiedene Sichtweisen und Einflussfaktoren auf Geschwisterbeziehungen.
- Kapitel 3 Heimerziehung: Dieses Kapitel beschreibt die Rahmenbedingungen und Besonderheiten der Heimerziehung. Es werden rechtliche Grundlagen, Lebensbedingungen und die Zusammenarbeit mit Jugendamt und Familie beleuchtet.
- Kapitel 4 Trauma: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung, Definition und Typologie von Trauma. Es beleuchtet die Auswirkungen von Trauma auf Betroffene, insbesondere posttraumatische Belastungsstörungen, und stellt Resilienzfaktoren vor.
- Kapitel 5 Sexueller (Kindes-)Missbrauch: Dieses Kapitel definiert sexuellen Missbrauch und betrachtet seine strafrechtliche Verankerung. Es beleuchtet die Täterschaft und die epidemiologischen Befunde zum Thema.
- Kapitel 6 Traumapädagogischer Ansatz: Dieses Kapitel beschreibt den traumapädagogischen Ansatz und seine Bedeutung in der Heimerziehung. Es beleuchtet die Grundhaltung, Ziele und die Relevanz des pädagogischen Zugangs im Kontext von Traumatisierung.
- Kapitel 7 Resümee: Traumatisierte Geschwisterkinder in der Heimerziehung: Dieses Kapitel fasst die empirischen Befunde zur Fremdunterbringung von Geschwisterkindern zusammen und gibt einen Ausblick auf die Entwicklung von Indikatoren.
- Kapitel 8 Theoretische Vorüberlegungen zum Thema Leitlinien: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Relevanz von Leitlinienentwicklungen im sozialen Bereich und erläutert die Methodik der Leitlinienentwicklung.
- Kapitel 9 Erarbeitung der Leitlinien zum Thema: Nutzung der Ressource Geschwister bei sexuell missbrauchten Kindern in der Heimerziehung: Dieses Kapitel stellt die Leitlinien vor, die im Rahmen der Arbeit entwickelt wurden. Es beinhaltet die Beschreibung der Zielgruppe, empirische und theoretische Befunde, konkrete Ziele, Handlungsschritte und Rahmenbedingungen, sowie den Zusammenhang zwischen Indikatoren und Zielen der Leitlinien.
Schlüsselwörter
Geschwisterbeziehungen, Heimerziehung, Trauma, sexueller Missbrauch, Traumapädagogik, Leitlinien, Ressourcenorientierung, Resilienz, Bindungstheorie, Familienhilfe, Jugendhilfe.
- Quote paper
- Stephanie Kaczmarczyk (Author), 2015, Fremdunterbringung von Geschwisterkindern mit sexuellen Missbrauchserfahrungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/920215