Street Art - Alternative Stadterfahrung und Kunst im urbanem Raum


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

23 Pages, Note: 2,3


Extrait


GLIEDERUNG

1. Gestaltung im öffentlichen Raum

2. Street Art als Phänomen der Großstadt
Gesellschaftliche Resonanz
Die Rolle des Internet
2.3 Alternative Stadterfahrung/-erkundung durch Street Art Projekte
2.5 Kommunikative und mediale Aspekte
2.6 Die Relation zu Metropolen am Beispiel Berlins

3. Schlussbemerkungen

4. Fotodokumentation

Um auch einen visuellen Eindruck zu vermitteln sind im folgenden Abschnitt einige exemplarische Bilder, geordnet nach Künstler, Stil und Städten, aufgeführt.

Literaturverzeichnis

1. Gestaltung im öffentlichen Raum

Ziel dieser Arbeit ist es, einen tieferen, fundierten Einblick, sowie eine wissenschaftliche Erschließung der medialen und kommunikativen Aspekte, vor allem aber der Relation, von Street Art und den daraus entstandenen Projekten, zur Metropole zu ermöglichen. Dazu ist vorerst eine Erläuterung bzw. Hinführung zum Thema Street Art nötig. Dies soll eine allgemeine und nur relativ grobe erste Vorstellung aufzeigen, welche auf die Geschichte und Entstehung von Street Art, ihrer Verwandtschaft mit der Graffiti Kunst, die Motivation der verschiedenen Künstler und somit auch auf die Gründe und Ursachen für die Entstehung dieser alternativen Form der Meinungsäußerung und Kommunikation im urbanem öffentlichen Raum eingehen soll.[1]

Die Terminologie Street Art hat ihren Ursprung in den USA, wo bereits in den 70er Jahren (vgl. Interview mit Künstlerin „swoon“)[2] eine neue Form der Stadtgestaltung, nebst dem schon in der Szene etablierten Graffiti, entstand. In Deutschland sind die Anfänge der Street Art, vor allem mit Stickern, auf Münchner Graffiti Künstler der 1980er Jahre zurückzuführen. Diese so genannten „Klebies“, haben damit begonnen, ihre Schriftzüge auf klebende Etiketten zu schreiben und sie an öffentlichen Orten der Stadt zu befestigen.[3] Diese Technik erweist sich als vorteilhaft, da die vorgefertigten Aufkleber nur noch angebracht werden müssen, was im Vergleich zu Graffiti, eine enorme Ersparnis an Zeit bedeutet. Diese Zeitersparnis soll bei der stetig steigenden Popularität von Street Art eine wichtige Rolle spielen, denn viele heutige Aktivisten haben ihren Ursprung nicht in der Graffiti-Szene, sondern sind in den meisten Fällen Menschen, auf die die Stadt eine faszinierende und inspirierende Wirkung hat. Sie haben in Street Art etwas Eigenes entdeckt, etwas, das manche als Hobby, andere als Profession und Auftrag - je nach Sichtweise - für oder gegen die Gesellschaft ausüben[4]. Des Weiteren ist es die vorübergehende und somit unstetige Relevanz dieser Kunst die für einige Künstler inspirierend ist. Die in New York lebende und auch aktive Straßen Künstlerin „swoon“[5] beschreibt ihre Motivation mit der Schnelllebigkeit der Straße – Sie arbeite überall in der Stadt und es - die Kunst - passiere einfach für eine Weile bevor es überklebt oder abgerissen werden würde. Sie ist davon geprägt, etwas zu erschaffen, was völlig situationsabhängig und kein Objekt ist, welches man mit nach Hause nehmen kann, sondern dessen Aussage darin liegt, dass es im einen Moment da ist und im Nächsten nicht mehr. (vgl. Interview mit „swoon“) Ähnlich stellt es auch Bernhard van Treeck in seinem Buch über Street Art in Berlin dar; „die Lebensdauer ungenehmigter Kunstwerke sei meist nur kurz. Die Zeit lösche sie rasch aus und alles was bleiben würde, sei die photographische Dokumentation.“[6] Hieraus wird deutlich, welche große Rolle das Medium der Fotografie in der Verbreitung und Popularität für Leute denen die Möglichkeit nicht gegeben ist, diese Kunst live zu erleben, innehält. Die Fotografie bildet zusammen mit dem Internet eine Symbiose aus Dokumentations- und Verbreitungsmedium. Dieses Thema soll aber in einem späteren Abschnitt des Aufsatzes detaillierter aufgearbeitet werden.

Bis zum heutigen Tag hat sich keine allgemeingültige Definition für Street Art etabliert, trotzdem lassen sich aber eindeutige Charakteristika feststellen. Angefangen bei der kostenlosen Zugänglichkeit im öffentlichen Raum, „Street Art ist für alle da“; zu den verschiedenen Arten, seien es Sticker, Poster, so genannte Stencils[7] oder auch Plastiken die sowohl offizielle, als auch inoffizielle Formen der Kunst mit einbeziehen. (vgl. Norbert Siegl; Institut für Graffiti Forschung)[8] Beispiel für die traditionellsten Formen von Street Art ist neben der Bodenmalerei, die Häuserfassadengestaltung mit meistens gesellschaftskritischen Motiven (eng. murals), wie sie in Irland oder in Brasilien häufig aufzufinden ist. Das Jahr 2000 ist nach Norbert Siegl das Jahr in dem sich Street Art vor allem in den Großstädten zur Massenbewegung mit mehren tausend Menschen transformiert. Vor allem in Berlin ist zu erkennen, dass neben „konventionellem“ Graffiti, mit stetiger Häufigkeit diverse Sticker, Poster und sonstige vorgefertigte Plakate das Stadtbild prägen. Sehr beliebt als Träger für die unterschiedlichen Motive der Artists sind die kostenlos erhältlichen „Päckchen“ Paket Aufkleber der deutschen Post. Sticker und Aufkleber haben laut Siegl eine lange Tradition als zumindest halboffizielles Medium, da sie zum einen auch von politischen Parteien im Wahlkampf verwendet werden, zum anderen auch als Werbeträger für kommerzielle Angebote.[9]

2. Street Art als Phänomen der Großstadt

"Grundsätzlich ist Streetart eine illegale und subversive Art und Weise mit dem öffentlichen Raum umzugehen - was ich ausdrücklich begrüße. Darüber hinaus sehe ich allerdings, in den zunehmend um sich greifenden Repressionen gegen Graffiti und Streetart den Versuch der Herrschenden, in instabilen Zeiten Akzeptanz auf einfach zu besetzenden Themengebieten Härte und Aktionismus zu demonstrieren. Grundlegend ist das Problem dabei natürlich, dass in diesen Verhältnissen, denen wir ausgesetzt sind, nicht Menschen, sondern Eigentum den höchsten Wert darstellt."[10]

funk25 – Hamburger street artist und writer[11]

Wie so viele kulturelle Strömungen hat auch Street Art ihren Ursprung in den Großstädten dieser Welt. Vor allem New York spielt, in enger Relation zur Graffiti Kultur, bei der Entstehung von Kunst im öffentlichen Raum eine entscheidende Rolle. Das deutsche Äquivalent stellt ohne Zweifel Berlin dar. Auch hier ist die Entwicklung von Street Art, von der zwar erst relativ späten Verbreitung, aber der darauf folgenden extremen Präsenz von Graffiti im Berliner Stadtbild, Anfang der Neunziger Jahre[12] (vgl. Street Art Berlin S.174), wesentlich geprägt. Auffallend ist hierbei, dass sich die Bildung dieser Subkulturen ausschließlich auf Metropolen beschränkt. Natürlich sind in den Folgejahren auch Personen kleinerer Städte aktiv geworden, jedoch kann man überzeugt festhalten, dass die Großstadt in ihrer Wirkung auf die Stadtbewohner eine nicht von der Hand zu weisende Faszination und Inspiration ausübt, welche sie dazu veranlasst im öffentlichen Raum aktiv zu werden. Folgender Abschnitt des Aufsatzes soll sich mit den Gründen, Konsequenzen und der Organisation dieser sich noch größtenteils im Untergrund aktiven Subkultur auseinandersetzen.

Gesellschaftliche Resonanz

Um die bestehende Kontroverse in der Diskussion über Street Art verstehen und nachvollziehen zu können, ist es nötig einerseits die Motivation und Intention der Künstler, andererseits die Reaktionen der Bürger und natürlich auch der Behörden in einen Kontext zu bringen.

Es ist klarzustellen das fast alle Plakate und Sticker im öffentlichen Raum ohne Autorisierung, also illegal, angebracht werden. Verfolgt werden diese, genau wie Graffiti, unter dem Tatbestand der Sachbeschädigung (vgl. Street Art Berlin; Kapitel: Null Toleranz? S.172ff). Hierbei wird zwischen „normaler“ Sachbeschädigung (§303 StgB) und der gemeinschädlichen Sachbeschädigung (§304 StgB) unterschieden; wobei letztere mit wesentlich empfindlicheren Strafen geahndet wird. Bis zu den Anfängen der Neunziger Jahre wurde zumindest in Berlin kaum eine „Sachbeschädigung“ durch Graffiti oder ähnliches verfolgt und wurde dementsprechend als unbedeutendes Kavaliersdelikt toleriert. Doch in den folgenden Jahren sollte sich dies nachhaltig ändern und Politiker entschlossen sich dazu, etwas gegen die massive Zunahme an Graffiti im Stadtbild zu unternehmen. Es sollte sich durch die vom Vorbild New York übernommene „Null Toleranz“ Politik ein deutlich bemerkbarer Rückgang in der aktiven illegalen Graffiti-Szene bemerkbar machen, wobei diese Politik vor allem auch als Präventivmaßnahme dienen sollte, um künftige Sprayer von ihrem Treiben abzuschrecken. „Null Toleranz“ soll hier bedeuten, dass jedes gesprayte Bild oder sonstige Sachbeschädigung konsequent zur Anzeige gebracht und dementsprechend auch verfolgt wird. Hauptsächlich beziehen sich diese strengeren Regelungen aber auf das schriftliche Graffiti und die so genannten Schmierereien.[13] Folglich ist dies auch einer der Gründe dafür, dass Street Art in den heutigen Tagen einen höheren Anklang bei Nachahmern findet als Graffiti.

Die Stadtbewohner hingegen reagieren im Allgemeinen durchaus positiv auf die vielen verschiedenartigen Motive der Street Art Künstler. Vor allem amüsante, oder auch politische und clever durchdachte Statements treffen auf Anklang in der Bevölkerung und bewirken in Sonderfällen sogar eine faszinierende Wirkung in den Augen der Betrachter. In Interviews äußerten sich einige bekannte aktive Künstler zu ihren Erfahrungen mit jeglichem Feedback. So behauptet „funk25“[14], er bekäme positive Rückmeldungen von allen Seiten was ihm auch durchaus wichtig sei, aber keinen Einfluss auf seine Arbeit hätte. Allerdings erwähnt er auch eine negative Erfahrung auf Grund einer Hetzkampagne der „Bild“ Zeitung gegen Street Art Aktivisten. Der Göttinger Künstler „k3“ erzählt[15], er bekäme das meiste Feedback von Freunden oder direkt aus dem Internet - seine Bilder sind dort zu sehen und auch zu kommentieren - oder eben ganz zufällig auf der Straße, wenn sich Fremde über eines seiner Bilder unterhalten und er es zufällig mitbekommt. Eben diese Erlebnisse würden für ihn auch einen gewissen Reiz darstellen. Rainer, der in der Szene auch als „6-_-.4artist.com“[16] (sein „Marken“ bzw. Erkennungszeichen ist die Zahl 6) in Berlin bekannt ist, zitiert eine Plakatiererin die seine Aktivität wie folgt beschrieben hätte: „In zehn Minuten das ganze Straßenbild der Oranienstraße verändert!“ Geschafft hatte er dies indem er eine Reihe illegal aufgehängter Werbeplakate, welche allesamt hauptsächlich schwarz waren, mit weißer Farbe mit einem Pinsel durchfuhr. Eine absurde Idee, welche doch mit minimalem Aufwand eine relativ große Veränderung des Stadtbildes bewirkte.

[...]


[1] Zu den meisten Inhalten und zu verschiedenen Künstlern lassen sich unter dem Gliederungspunkt Fotodokumentation konkrete Fallbeispiele einsehen. Zur Bewahrung der Übersicht befinden sich diese gesammelt auf den letzten Seiten im Anhang dieses Aufsatzes.

[2] Arranca! Redaktion, 2003/2004: I Want to Be a Part of the City I Live In. Interview mit swoon. Widerveröffentlichung des Artikels in arranca! Magazin; Ausgabe 28;

URL: http://www.reclaimyourcity.net/interview/interview.php?iid=6 [Stand: 20.03.07]

[3] Street Art Definition: Norbert Siegl, 2006: Definition des Begriffs Street-Art.

URL: http://www.graffitieuropa.org/streetart.htm [Stand: 20.03.07]

[4] Street Art Definition: Norbert Siegl, 2006: Definition des Begriffs Street-Art

.URL: http://www.graffitieuropa.org/streetart.htm [Stand: 20.03.07]

[5] „swoon“ ist das Pseudonym dieser momentan aktiven Künstlerin der Street Art Szene. Street Artists bewahren in den meisten Fällen ihre Anonymität. Der Hauptgrund hierfür ist, ähnlich wie in der Graffiti-Szene, die teilweise Illegalität Ihrer Aktionen. Deswegen sind im Verlauf dieser Arbeit ausschließlich Pseudonyme der Künstler aufzufinden.

[6] Van Treeck, Bernhard (1999): Street-Art Berlin – Kunst im öffentlichen Raum.

Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH

[7] Stencils/ Pochoirs: Schablonen - Graffitis

[8] Street Art Definition: Norbert Siegl, 2006: Definition des Begriffs Street-Art.

URL: http://www.graffitieuropa.org/streetart.htm [Stand: 20.03.07]

[9] Norbert Siegl, 2006: Definition des Begriffs Street-Art.

URL: http://www.graffitieuropa.org/streetart.htm [Stand: 20.03.07]

[10] Unbekannt, 2006: Interview mit funk25.

URL: http://www.reclaimyourcity.net/interview/interview.php?iid=3 [Stand: 20.03.07]

[11] writer: Aktiver Graffiti Künstler der Schriftzüge sprüht.

[12] Van Treeck, Bernhard (1999): Street-Art Berlin – Kunst im öffentlichen Raum.

Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH

[13] Van Treeck, Bernhard (1999): Street-Art Berlin – Kunst im öffentlichen Raum.

Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH; S. 179ff

[14] Unbekannt, 2006: Interview mit funk25.

URL: http://www.reclaimyourcity.net/interview/interview.php?iid=3 [Stand: 20.03.07]

[15] Unbekannt, 2006: Interview mit „k3“

URL: http://www.reclaimyourcity.net/interview/interview.php?iid=1&x=7&y=11 [Stand: 28.03.07]

[16] Unbekannt, 2006: Interview mit “Rainer”, auch bekannt als 6-_-4artist.com

URL: http://www.reclaimyourcity.net/interview/interview.php?iid=5&x=2&y=4 [Stand: 28.03.07]

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Street Art - Alternative Stadterfahrung und Kunst im urbanem Raum
Université
University of Regensburg  (Institut für Medien-, Informations- und Kulturwissenschaft)
Cours
Mythos Metropole
Note
2,3
Auteur
Année
2007
Pages
23
N° de catalogue
V92027
ISBN (ebook)
9783638054423
Taille d'un fichier
6979 KB
Langue
allemand
Mots clés
Street, Alternative, Stadterfahrung, Kunst, Raum, Mythos, Metropole
Citation du texte
Sascha Hosters (Auteur), 2007, Street Art - Alternative Stadterfahrung und Kunst im urbanem Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92027

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