Vergleich der Behandlung von Textquellen in der geschichtsdidaktischen Literatur und in schulischen Geschichtsbüchern


Dossier / Travail, 2006

20 Pages, Note: 2,7


Extrait


iNHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

1. Behandlung von Textquellen in der Forschungsliteratur
1.1 Zielsetzung und didaktische Begründung der Quellenarbeit im Geschichtsunterricht
1.2 Quellengattungen und Quellendefinition
1.3 Quellenauswahl
1.4 Quelleninterpretation

2. Behandlung von Textquellen in Schulbüchern
2.1 Quellengattungen und Quellendefinition
2.2 Quellenauswahl
2.3 Quelleninterpretation
2.4 Zielsetzung und didaktische Begründung der Quellenarbeit im Geschichtsunterricht

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Arbeit mit Textquellen ist eine in der Literatur viel diskutierte Thematik. Sowohl Sinn und Zweck als auch der Umfang und die Art und Weise des auf Quellen basierenden Unterrichts sind umstritten. Bei der Beschäftigung mit diesem Themengebiet ist deutlich geworden, dass die Diskussion um die Arbeit mit Textquellen im Geschichtsunterricht untrennbar mit der Definition des Unterrichtsziels verbunden ist. Wenn es lediglich das Ziel des Geschichtsunterrichts ist, den Schülern möglichst viel Wissen über die Vergangenheit vermitteln, scheint die Quellenarbeit eher zeitverschwenderisch und unnötig zu sein. Soll jedoch erzielt werden, den Schülern einen tieferen Einblick von dem aufzuzeigen, was „Geschichte“ bedeutet, kann nicht auf die Arbeit mit Textquellen verzichtet werden. Da ich mich der herrschenden Meinung anschließe, dass die Erlernung des historischen Denkens im Mittelpunkt des Geschichtsunterrichts stehen sollte, basieren alle weiteren Ausführungen auf dieser Annahme.

Im ersten Kapitel dieser Hausarbeit, welches sich mit der Behandlung von Textquellen in der Forschungsliteratur befasst, wird daher zugrunde gelegt, dass es im Geschichtsunterricht nicht bloß darum geht, den Schülern Faktenwissen zu vermitteln, sondern sie auch einen Eindruck von der Erforschung der Geschichte erlangen sollen. Somit werden zunächst die didaktische Begründung und die Zielsetzung der Quellenarbeit erläutert. Darauf aufbauend erläutere ich, was bezüglich Quellengattungen und Quellendefinition , Quellenauswahl und Quelleninterpretation beachtet werden muss, damit sich didaktische Begründung und Zielsetzung auf diese Aspekte stützen können.

Im zweiten Kapitel dieser Arbeit wird analysiert wie die Behandlung von Textquellen in Schulbüchern vorgenommen wird. Im Rahmen dessen wird schrittweise - durch Aufgreifen der im ersten Kapitel untersuchten Bereiche - verglichen, inwieweit die von der Forschungsliteratur zu beachtenden Aspekte in Schulbüchern berücksichtigt werden. Die Didaktische Begründung und Zielsetzung der Quellenarbeit im Geschichtsunterricht wird hier jedoch als letzter Punkt behandelt, da ich unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus den Bereichen Quellengattungen und Quellendefinition , Quellenauswahl und Quelleninterpretation darauf eingehe, inwieweit diese Zielsetzung erreicht werden kann. Bei den bearbeiteten Schulbüchern handelt es sich zum einen um „Geschichtsbuch 4. Die Menschen und ihre Geschichte in Darstellungen und Dokumenten“ , welches sich an die zehnte Klasse von Gymnasien, Gesamt- und Realschulen wendet, und zum anderen um „Geschichte und Geschehen“ , das sich an die zehnte Klasse von Gymnasien richtet.

Das Gesamtergebnis sowie Anregungen zur Verbesserung der Quellenarbeit im Geschichtsunterricht werden im Fazit dargestellt und erläutert.

Die Literaturlage betreffend ist zu erwähnen, dass es zwar zahlreiche Literatur über den Umgang mit Textquellen im Unterricht gibt, jedoch wenig konstruktive Vorschläge zur entsprechenden praktischen Umsetzung.

1. Behandlung von Textquellen in der Forschungsliteratur

1.1 Zielsetzung und didaktische Begründung der Quellenarbeit im Geschichtsunterricht

Quellen sind der klassische Bezugspunkt der Geschichtswissenschaften. Daraus resultiert, dass sie auch für den Geschichtsunterricht unentbehrlich sind, da schließlich den Schülern vermittelt werden soll, was anhand von Quellen erschlossen wurde. Orientiert man sich an den Standards der Geschichtswissenschaft, bedeutet dies, dass nur eine Fundierung des Geschichtsunterrichts durch Quellen diesen Standards entsprechen kann. Joachim Rohlfes hält es aufgrund dessen für enorm wichtig den Schülern bewusst zu machen, „dass nur jenes Wissen von der Geschichte zuverlässig und verbindlich ist, das durch Quellen bestätigt oder zumindest nicht widerlegt wird“ .[1] Schließlich können die Schüler nur im Umgang mit Quellen erfahren, wie das historische Wissen zustande kommt und daraus durch die Wissenschaft Geschichte wird.[2] Demnach ist die Quellenarbeit im Geschichtsunterricht sinnvoll, da die Schüler nicht nur bloße Geschichtsdaten erlernen, sondern auch mit den Schwierigkeiten und Problemen, mit denen Historiker umzugehen haben, konfrontiert werden sollen.[3] Die Schüler müssen folglich auch verstehen, was eine Quelle ist und welchen Nutzen sie für die Erforschung der Geschichte erbringt – sie sollen also zu der Erkenntnis gelangen, dass „historische Quellen nur Formen der Überlieferung vergangener gesellschaftlicher Realität, nicht aber diese Realität selbst sind“.[4] Somit ist es von Bedeutung im Geschichtsunterricht zu verdeutlichen, dass Quellen keine objektiven Tatsachen darstellen, sondern stets nur Auffassungen von solchen sind.[5]

Darüber hinaus nennt Hans-Jürgen Pandel den Aspekt, dass die didaktische Begründung für Quellenarbeit und Quelleninterpretation auf der fundamentalen und erkenntnistheoretischen Differenzierung von „Quelle“ und „Darstellung“ beruht. Die Schüler müssen folglich diesen Unterschied verinnerlichen, damit sie Darstellungen kritisch hinterfragen und mit Quellen belegen können.[6]

Daraus ergibt sich jedoch auch unweigerlich, dass die Erlernung des historischen Denkens zu den Zielen des Geschichtsunterrichts zählen muss und die Arbeit mit Quellen konstitutiv für die Vermittlung dieser Denkform ist. „Quellenarbeit ist keine austauschbare methodische Möglichkeit, die sich durch andere methodische Arrangements ersetzen ließe.“[7] Aufgrund dessen ist es wichtig im Rahmen der Quellenarbeit die Methodenkompetenz der Schüler zu fördern, damit diese sachgerecht mit Textquellen umgehen und Kritikfähigkeit entwickeln können.[8] Weil die Schüler mithin funktionales Wissen und Können erwerben, liegt der wesentliche Wert der Quellenarbeit im Arbeitsprozess selbst.[9]

Ein weiterer Vorteil des auf Quellen basierenden Unterrichts wird darin gesehen, dass das in Auseinandersetzung mit Quellen erworbene Wissen besser durchdacht und verstanden sowie dauerhafter verankert ist, da die Schüler Anteil daran haben, wie aus der Überlieferung Wissen wird.[10] In diesem Zusammenhang vertritt Gerhard Schoebe allerdings die konträre Meinung, dass die Beschäftigung mit Quellen bei den Schülern gerade nicht dazu führe, dass sie tatsächlich etwas lernen und dies auch dauerhaft behalten.[11] Es fällt auch hier auf, dass letztlich die Definition des Unterrichtsziels entscheidend für die Argumentation ist.

1.2 Quellengattungen und Quellendefinition

Wenn man sich im Geschichtsunterricht mit Textquellen beschäftigen will, ist es unerlässlich zunächst auf die verschiedenen Quellengattungen (Akten, Autobiographien, Briefe, Chroniken, Flugschriften, Gesetze, Protokolle, Reden, Tagebücher, Urkunden, Verträge, Zeitungen usw.) einzugehen, da die Gattung selbst Aussagekraft besitzt und Wichtiges über den Aussagewert der Quelle verrät.[12] Demnach ist zu beachten, dass ein Zusammenhang zwischen Gattung, Erkenntniswert und didaktischer Funktion besteht und zudem Erkenntniswert und didaktische Funktion je nach Quellengattung variieren. Folglich müssen die Schüler mit den verschiedenen Quellengattungen vertraut gemacht werden, damit sie aus der jeweiligen Gattung Hinweise für die Interpretation und den Überlieferungscharakter entnehmen können.[13] Hans-Jürgen Pandel begründet die enorme Relevanz der Differenzierung der einzelnen Gattungen damit, dass „die Art der Quelle wie eine zweite Chronik über ihrem Inhalt liegt“.[14]

Des Weiteren ist eine genaue Abgrenzung der Definition des Begriffs Quelle notwendig, da daraus ebenfalls dienliche Informationen für die Quelleninterpretation gewonnen werden können. Daher ist es sinnvoll den Schülern die Unterscheidung nach „Überrest“ und „Tradition“ nahe zu bringen, damit ihnen der Unterschied einer absichtlich und einer unabsichtlich überlieferten Quelle bewusst wird und sie genauer zwischen einzelnen Quellen differenzieren können.[15]

1.3 Quellenauswahl

Von erheblicher Relevanz für eine erfolgreiche Arbeit mit Textquellen im Unterricht ist die Auswahl dieser Quellen, da eine falsche Quellenauswahl zur Folge haben kann, dass die Schüler gelangweilt oder überfordert sind, und ihnen die Quellenarbeit somit keinen Spaß macht.[16] „Ob Quellen beim Schüler Beachtung finden, ob sie also zur Arbeit mit ihnen auffordern, hängt von ihrer Form und von ihrem Inhalt ab“.[17] Bezogen auf die Form der Quelle kritisiert Hans-Jürgen Pandel, dass den Textquellen in Schulbüchern die „Faszination sinnlicher Erfahrung“ fehlt, da sie größtenteils der heutigen Schreibweise angepasst sind. Jedoch können nur im Original abgedruckte Textquellen das Interesse der Schüler wecken und eine rätselhafte Faszination bewirken.[18] Generell orientiert sich die Auswahl der Quellen natürlich am Unterrichtsziel, Unterrichtsgegenstand, an der Funktion, die die Quelle erfüllen soll, und am Alter der Schüler.[19]

[...]


[1] Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik, S. 279.

[2] Rohlfes, Joachim: Arbeit mit Textquellen, S. 583.

[3] Schneider, Eberhard: Was geschah damals?, S. 22.

[4] Schneider, Gerhard: Die Arbeit mit schriftlichen Quellen, S. 17.

[5] Droysen, Johann Gustav: Historik, S.139.

[6] Pandel, Hans-Jürgen: Textquellen im Unterricht, S. 16.

[7] Pandel, Hans-Jürgen: Textquellen im Unterricht, S. 16.

[8] Schneider, Eberhard: Was geschah damals?, S.23.

[9] Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik, S. 282.

[10] Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik, S. 281.

[11] Schoebe, Gerhard: Quellen, Quellen, Quellen, S.301.

[12] Rohlfes, Joachim: Geschichte und ihre Didaktik, S. 86.

[13] Pandel, Hans-Jürgen: Quelleninterpretation, S. 24.

[14] Pandel, Hans-Jürgen: Textquellen im Unterricht, S. 19.

[15] Rohlfes, Joachim: Arbeit mit Textquellen, S. 586.

[16] Schneider, Gerhard: Die Arbeit mit schriftlichen Quellen, S. 19.

[17] Schneider, Gerhard: Über den Umgang mit Quellen im Geschichtsunterricht, S. 75.

[18] Pandel, Hans-Jürgen: Textquellen im Unterricht, S. 18.

[19] Schneider, Gerhard: Die Arbeit mit schriftlichen Quellen, S. 17.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Vergleich der Behandlung von Textquellen in der geschichtsdidaktischen Literatur und in schulischen Geschichtsbüchern
Université
University of Münster  (Didaktik der Geschichte)
Cours
Proseminar
Note
2,7
Auteur
Année
2006
Pages
20
N° de catalogue
V92042
ISBN (ebook)
9783638054492
ISBN (Livre)
9783638947312
Taille d'un fichier
442 KB
Langue
allemand
Mots clés
Vergleich, Behandlung, Textquellen, Literatur, Geschichtsbüchern, Proseminar
Citation du texte
Stephanie Dahmen (Auteur), 2006, Vergleich der Behandlung von Textquellen in der geschichtsdidaktischen Literatur und in schulischen Geschichtsbüchern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92042

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