Im alltäglichen Leben folgt uns das Böse auf Schritt und Tritt. Sieht, liest oder hört man Nachrichten und wird dort von einem Gewaltverbrechen gesprochen, verursacht dies bei den meisten Menschen Mitleid mit dem Opfer. Geschieht das gleiche Verbrechen allerdings in einem literarischen Werk, bewirkt es eine ganz gegenteilige Reaktion, nämlich die der Faszination. Das in der realen Welt verpönte Böse, welches Gewalt, Leiden und letztendlich auch Mord beinhaltet, erstrahlt in der fiktionalen Welt plötzlich in einem völlig anderen Licht. Es scheint uns zu begeistern und anzuziehen, so dass man sagen kann „das Böse [dient] also als literarischer und ästhetischer Genuß“ (Daecke 1992, 27).
Jede Zeit bringt ihre eigenen schrecklichen Ereignisse mit sich, welche das Zeitgeschehen und das Denken der Menschen beeinflussen. Erfahrungen des Bösen sind jedoch nicht nur historisch geprägt, sondern auch individuell verschieden. Die Erlebnisse mit dem Bösen sind nicht nur kollektiver, sondern auch subjektiver Natur. Menschen werden von anderen als böse bezeichnet, wenn sie sich normwidrig verhalten, zu Aggression, Gewalt und Sadismus neigen. Symbolisch wird das Böse durch den Teufel, Hexen, Kain, der Sinnflut, dem Turmbau zu Babel und in vielen weiteren Bildern dargestellt. Auch Feindbilder werden konzipiert, wie zum Beispiel Fremden- und Judenfeindlichkeit, oftmals ist das Böse aber auch gesichtslos. Was im Einzelnen als böse oder auch gut bezeichnet wird, variiert, wie erwähnt, historisch, aber auch kulturell, somit ist das Böse nicht wirklich greifbar. Daher stellt sich die Frage, woher kommt nun das Böse und was genau ist darunter zu verstehen? Die Bezeichnung, das ein Geschehen bzw. eine Handlung böse ist, setzt voraus, dass diese Ereignisse nicht gut sind. Doch ist das Böse immer nur eine Negierung des Guten?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Phantastik: Versuch einer Begriffsklärung
- Forschungsstand und Definitionsversuche
- Abgrenzung von „verwandten“ Genres
- Phantastische Jugendliteratur
- Das Böse: Wer oder was ist der/die/das Böse?
- Verschiedene Sichten auf das Böse
- Das Böse: Theologische Ansätze
- Der Sündenfall
- Das personifizierte Böse: Der Teufel
- Das Böse: Philosophische Ansätze
- Das Böse: Psychologische Ansätze
- Das Böse: Theologische Ansätze
- Arten des Bösen
- Symbolik des Bösen
- Ästhetik des Bösen
- Verschiedene Sichten auf das Böse
- Das Böse in der phantastischen Gegenwartsliteratur
- Walter Moers: „Die Stadt der Träumenden Bücher“
- „Gefährliche Bücher“ in der Fremde
- Oben- und Untenwelt: Topographische Einordnung des Bösen
- Geschöpfe aus den Katakomben und das Wesen der Unterwelt
- Vater und Sohn
- Wolfgang und Heike Hohlbein: „Das Buch“
- Die Gabe und das eine Buch
- Anderswelten
- Das Archiv und sein Herrscher
- Die Ambivalenz der Figuren: Gut oder Böse?
- Cornelia Funke: „Tintenherz“
- Ungewöhnliche Talente
- Capricorn und seine Männer
- Die Schwarzjacken
- Der Teufel und sein Dorf
- Staubfingers Spiel mit dem Feuer
- Walter Moers: „Die Stadt der Träumenden Bücher“
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Ästhetik des Bösen in der phantastischen Gegenwartsliteratur. Sie zielt darauf ab, die Darstellung des Bösen in ausgewählten Werken der phantastischen Jugendliteratur zu analysieren und die Faktoren zu untersuchen, die zur Faszination des Bösen beitragen.
- Die Entwicklung des Begriffs „Phantastik“ und seine Abgrenzung von anderen Genres
- Verschiedene Denkansätze zum Wesen des Bösen aus theologischer, philosophischer und psychologischer Sicht
- Die Symbolik des Bösen in der Literatur
- Die Darstellung des Bösen in ausgewählten Werken von Walter Moers, Wolfgang und Heike Hohlbein sowie Cornelia Funke
- Die Rolle der Bücher als Machtinstrument im Kontext des Bösen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Faszination des Bösen in der Literatur dar und beschreibt den Fokus der Arbeit. Das zweite Kapitel widmet sich der Begriffsklärung der „Phantastik“, beleuchtet den Forschungsstand und grenzt das Genre von ähnlichen Gattungen ab. Es wird auch die phantastische Jugendliteratur als Schwerpunkt der Untersuchung definiert. Kapitel drei behandelt das Böse aus verschiedenen Perspektiven: theologisch, philosophisch und psychologisch. Es werden verschiedene Arten des Bösen und seine Symbolik in der Literatur erläutert. Kapitel vier analysiert die Darstellung des Bösen in drei Werken der phantastischen Gegenwartsliteratur: „Die Stadt der Träumenden Bücher“ von Walter Moers, „Das Buch“ von Wolfgang und Heike Hohlbein sowie „Tintenherz“ von Cornelia Funke. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der Bücher als Machtinstrument und der Ambivalenz der Figuren zwischen Gut und Böse.
Schlüsselwörter
Phantastik, Gegenwartsliteratur, Ästhetik des Bösen, Jugendliteratur, Walter Moers, Wolfgang und Heike Hohlbein, Cornelia Funke, Symbolik, Machtinstrument, Bücher, Teufel, Unterwelt, Archiv, Ambivalenz, Gut und Böse, „Die Stadt der Träumenden Bücher“, „Das Buch“, „Tintenherz“.
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- M.A. Virginie Vökler (Author), 2008, Die Ästhetik des Bösen in der phantastischen Gegenwartsliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92052