Hörspielproduktion im Englischunterricht. Handlungsorientierter Unterricht am einem Beispiel


Epreuve d'examen, 2005

93 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Hörspiel
2.1 Geschichtlicher Exkurs
2.2 Zum Begriff „Hörspiel“

3. Didaktische und methodische Aspekte des Hörspiels
3.1 Didaktische Begründung und Lebensweltbezug
3.2 Lehrplanbezug
3.3 Methodische Überlegungen zur Arbeit mit Hörspielen
3.4 Möglichkeiten der Umsetzung im Unterricht

4. Handlungsorientierter Unterricht
4.1 Das Prinzip des handlungsorientierten Unterrichts

5. Medien in der Schule
5.1 Medienpädagogische Überlegungen
5.2 Zum Begriff „Medienkompetenz“
5.3 Medien im Fremdsprachenunterricht

6. Praktische Einheit
6.1 Lerngruppe
6.2 Begründung der Themenauswahl
6.3 Auswahl der Texte
6.4 Voraussetzungen
6.4.1 Technische Voraussetzungen
6.4.2 Pädagogische Voraussetzungen
6.5 Probleme
6.6 Lernziele und Schlüsselqualifikationen
6.6.1 Ziele im medienpädagogischen Bereich
6.6.2 Fachbezogene Ziele
6.6.3 Übergreifende Ziele
6.7 Planung des Hörspielprojektes
6.7.1 Planungsübersicht
6.8 Durchführung des Hörspielprojektes
6.8.1 Beschreibung der durchgeführten Stunden

7. Schlussbetrachtung

8. Reflection

9. Literaturverzeichnis

10. Anhang

1. Einleitung

Neben den traditionellen Medien wie der Schultafel, dem Schulbuch und anderen bedruckten Materialien werden immer häufiger auch technische Medien im Fremdsprachenunterricht eingesetzt. In dieser Arbeit ist mit Fremdsprachenunterricht der Englischunterricht gemeint. Technische Medien sind z.B. das Tonbandgerät, der Schulfunk, das Sprachlabor, der Fernseher, der Videorecorder oder der Computer.

Da viele Lehrkräfte sich aufgrund der ihnen fremden Technik scheuen, Medien regelmäßig, systematisch, mediengerecht und didaktisch begründet[1] in den Unterricht zu integrieren, um bestimmte Lernziele zu erreichen, ist die Anzahl der Unterrichtsentwürfe noch recht gering und aktuelle Fachliteratur zu diesem Themenbereich schwer zu bekommen.

Oftmals wird davon ausgegangen, dass Medien für den Fremdsprachenunterricht nicht unbedingt notwendig, sondern eher schmückendes Beiwerk sind, das den Unterricht gelegentlich auflockert. Dagegen spricht, dass der Fremdsprachen-unterricht, der sich als oberstes Lernziel Kommunikationsfähigkeit setzt, nicht um technische Medien herumkommt, denn nur so können optimale Lernvoraussetzungen zum Erlangen der kommunikativen Kompetenz geschaffen werden.

Als ein weiteres Argument gegen den Einsatz von Medien wird der enorme Zeitaufwand angeführt, der angeblich nicht im Verhältnis zu dem steht, was mit Hilfe von Medien erreicht werden kann. Natürlich muss ein gewisses Maß an Zeit eingeplant werden, um z.B. Hörspiele, Videoprojekte usw. zu erarbeiten, dafür können durch diese technischen Medien jedoch sprachspezifische Lernziele umgesetzt, Medienkompetenz aufgebaut und Handlungskompetenz gewonnen werden, die in diesem Umfang im traditionellen Fremdsprachenunterricht nicht erreicht werden können.

Häufig werden gerade technische Medien auch als lästige Konkurrenten empfunden. Die Befürchtung, dem Vergleich mit Muttersprachlern nicht gewachsen zu sein, sollte Englischlehrer nicht davon abhalten, Tonbänder oder Filme mit Originalsprechern in den Unterricht einzubeziehen. Gerade mit Hilfe technischer Medien kann der Forderung nach einer Förderung des Hörverstehens oder der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit im Englischunterricht nachgekommen werden.

Wie aus den Berichten der Kultusministerkonferenz hervorgeht, muss Medienerziehung Bestandteil des Unterrichts werden und die daraus hervorgehende Medienkompetenz, die als wesentliche Qualifikationsanforderung gesehen wird, bedarf der schulischen Umsetzung. Im Unterricht soll nicht nur über Medien geredet werden, sondern die Schüler sollen selbst ausprobieren, wie diese funktionieren und wie Medienbeiträge produziert werden.[2] Es geht darum, Medien zu erfahren und zu begreifen. Eine Möglichkeit, die Schüler aktiv in die Medienarbeit mit einzubeziehen, stellt der handlungsorientierte Unterricht dar. Hierbei sind die Schüler aufgefordert, selbstverantwortlich und ihren Interessen entsprechend zu handeln und zu einem Endprodukt zu gelangen.

Aus der Vielzahl der technischen Medien habe ich das Medium „Hörspiel“ ausgewählt. Auch wenn das Hörspiel im Vergleich zu den „neuen“ visuellen und audio-visuellen Medien wie dem Fernseher und dem Computer, ein Schattendasein führt, kann seine didaktische Relevanz nicht abgestritten werden.

In dieser Arbeit möchte ich mich zum einen der Herausforderung stellen, trotz weniger Informationen und teils veralteter didaktischer Anregungen aufzuzeigen, in welcher Weise, in welchem Umfang und mit welchen Mitteln sich dieses auditive Medium in den Englischunterricht integrieren lässt. Zum anderen soll erläutert und diskutiert werden, inwieweit das Hörspiel dazu beiträgt, sprachspezifische Lernziele zu verwirklichen. Im Rahmen eines dreiwöchigen Unterrichtprojektes mit einer Klasse des 6. Jahrgangs habe ich versucht, vier Kurzhörspiele in englischer Sprache mit den Schülern zu gestalten.

Im Folgenden werde ich einen kurzen Einblick in die Geschichte des Hörspiels geben. Nachdem ich den Begriff „Hörspiel“ erläutert habe, werde ich die didaktischen Aspekte des Hörspiels darlegen und methodische Überlegungen anstellen. Im Anschluss daran möchte ich näher auf die Prinzipien des handlungsorientierten Unterrichts eingehen und in diesem Zusammenhang die Relevanz für mein Hörspielprojekt verdeutlichen.

Ich werde die Bedeutung der Medienerziehung für den Schulalltag erläutern und herausarbeiten, warum die Fähigkeit, medienkompetent zu handeln, in einer Welt der Massenmedien für die Schüler so wichtig ist.

Unter Berücksichtigung schulischer und pädagogischer Voraussetzungen werden ich dann die Planung und Durchführung der Unterrichtseinheit beschreiben und im letzten Teil meiner Arbeit in englischer Sprache reflektieren.

2. Das Hörspiel

2.1. Geschichtlicher Exkurs

Als Geburtsstunde des europäischen Hörspiels gilt heute die Erstausstrahlung von Richard Hughes „A Comedy of Danger“ am 15. Januar 1924 in London. Die Handlung dieses kurzen Hörspiels spielt im Stollen einer Kohlegrube, in dem infolge eines Kurzschlusses völlige Dunkelheit herrscht. Hughes „ließ das Licht ausgehen und auf der Szene begann zu agieren, was nichts als Stimme hat. (…) Was nichts als Stimme hat, gewann im Rampenlicht der Finsternis Gestalt, der Hörer wurde zum Regisseur, Dramaturgie und Psychologie verschmolzen in eins.“[3]

Das erste deutsche Hörspiel ließ nicht lange auf sich warten. Noch im selben Jahr wurde Hans Fleschs „Zauberei auf dem Sender“ vom öffentlichen Rundfunk realisiert und ausgestrahlt. Viele Kritiker bezeichneten jedoch Rolf Gunolds 1925 entstandenes Werk „Spuk“ als erstes und der Weiterentwicklung dienendes deutsches Hörspiel[4], da es sich auf funkadäquate Mittel wie Geräusche und Stimmen konzentrierte und deshalb eine nur auditive Rezeption vom Hörer verlangte.[5]

In den letzten Jahren der Weimarer Republik, der so genannten ersten „großen Hörspielzeit“, rückte das Wort zunehmend in den Mittelpunkt, Musik und Geräusche erhielten eine eher dienende und unterstützende Funktion.[6] Neben der Blende mit ihren verschiedenen Möglichkeiten des Ein-, Aus-, Rück- und Überblendens entstanden auch Kompositionsmittel wie der Dialog, der innere Monolog und die Zeitraffung, die es Hörspielautoren und –regisseuren ermöglichten, sich beliebig in und zwischen Zeiten, Räumen, realer und irrealer Welt zu bewegen. Die Themen der Hörspiele dieser Zeit waren eher unterhaltsam als sozialkritisch.[7]

Von 1934 bis 1945 diente das deutsche Hörspiel vor allem der politischen Propaganda der Nationalsozialisten. Diese verstanden es, das Medium Rundfunk als „ein Instrument zur Führung des Volkes“ einzusetzen. „(…) Darum soll der Rundfunk die Hörer über das Werden des deutschen Volkes und des deutschen Reiches unterrichten und das Gefühl für deutsche Ehre stärken.“[8] Durch den Rundfunk war es erstmals möglich breite Massen anzusprechen, zu informieren und zu manipulieren.

Während des Krieges konnten nur Kurz-Hörspiele, deren Themen der NS-Ideologie entsprachen, bestehen und so blieb Hörspielautoren, die sich gegen das Regime wandten, nur noch die Flucht ins Exil.

Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte das Hörspiel einen erneuten Aufschwung. Vor allem durch die großen Erfolge des Nachkriegshörspiels (z.B. Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“/ 1947) entwickelte sich das Hörspiel zu einer eigenständigen modernen Gattung, die versuchte, das Erlebte der Vergangenheit zu verarbeiten und den Menschen „Halt und Sinn in einer zerbombten Umwelt[9] zu geben.

Ab 1950 begann man, zwischen dem Hörspiel als reinem „Wortkunstwerk“[10] und dem dokumentarischen Feature[11] zu unterscheiden, wobei das literarische Hörspiel beim Publikum großen Anklang fand.

Der Zeitraum von 1950 bis 1958 kann als Blütezeit des Hörspiels bezeichnet werden. Viele namhafte Autoren schrieben Hörspiele, deren Inhalte „zur verrätselten Darstellung innerseelischer und irrealer Vorgänge in einem imaginären ort- und zeitlosen Raum[12] tendierten. Die Thematik erhielt also einen eher unpolitischen, allgemeingültigen Charakter. Musik und Geräusche hatten vor allem symbolische und das Wort unterstützende Funktion. Die Blendetechnik wurde immer raffinierter eingesetzt. Wickert prägte in diesem Zusammenhang den Begriff der „inneren Bühne“.[13]

Zu Beginn der 60er Jahre wurde das literarische Hörspiel zunehmend kritisiert. Man suchte nach Wegen, die bisher passiven Rezeptionsgewohnheiten zu verändern, d.h. den Hörer aktiv in das Spiel mit einzubeziehen.[14]

Angesichts neuer technischer Möglichkeiten wie der Stereophonie, entstanden eine Vielzahl von neuen Hörspielformen, beispielsweise Sprachspiele, Schallspiele, Hörtexte, Hörcollagen oder Verfremdungen.[15]

Das „Neue Hörspiel“ sollte vor allem das aktive und kreative Hörverhalten fördern und stärken und verlangte daher einen Hörer, „der bereit ist, mitzuspielen, sich produktiv auf die (Spiel-)Vorgaben einzulassen und der nicht eine abholbare ,Botschaft’ erwartet, sondern ein Angebot, sich denkend und phantasierend in dem im Hörspiel assoziierten Wirklichkeitsfeld zu bewegen.“[16] Besonders bei der Komposition der akustischen Elemente wurde der spielerische Aspekt dieser neuen Hörspielform deutlich und auch schon die Zusammensetzung von Geschehnis- bzw. Sprachteilen konnte eine stark spielerische, d.h. offene Struktur besitzen.[17]

Es kam jedoch nie zu großen Erfolgen im Bereich des Neuen Hörspiels, da sich nur eine Minderheit für diese Form des experimentellen Spielens begeistern konnte.

In den 70er Jahren wurden, entsprechend Brechts Radiotheorie, die ersten Original-Ton-Hörspiele gesendet.[18]

Auch heute ist das Hörspiel noch mit einer Reihe von Sendungen im öffentlichen Rundfunk vertreten. Es werden hauptsächlich Kurzhörspiele, reine Unterhaltungs-hörspiele, literarische Hörspiele und Kinderhörspiele gesendet.

Die ersten Kinderhörspiele entstanden in den 20er Jahren in Form von Märchen-vorlesungen. Diese sind keine Kinderhörspiele im engeren Sinne, sie gelten jedoch als Vorläufer für die Produktionen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Thematik erstreckt sich vom Märchenhaften über die klassischen Stoffe der Kinder- und Jugendliteratur und die Inhalte erfolgreicher Kinderbücher wie denen von Astrid Lindgren und Otfried Preußler bis hin zu Stoffen aus bekannten Fernsehserien („Heidi“, „Biene Maja“ oder „Die Turtles“).

Ab Beginn der 70er Jahre expandierte der Kindertonträgermarkt. Kinder wurden als Zielgruppe entdeckt und das Hörspiel wurde schnell zum Massenmedium.[19]

Mittlerweile besteht ein vielfältiges und auch qualitätsorientiertes Angebot an Kinderhörspielkassetten.

Dieser kurze Überblick über die Geschichte des deutschen Hörspiels macht deutlich, dass es das Hörspiel nicht gibt.[20] Es existieren viele verschiedene Hörspielformen, die sich mal mehr, mal weniger stark beeinflussen. Abzuwarten ist, inwiefern sich neue technische Möglichkeiten auf die Entwicklung des Hörspiels auswirken werden.

2.2. Zum Begriff „Hörspiel“

Hörspiele sind „funkische Wortkunstwerke[21], deren Form durch die Verbindung von Wort und Technik entsteht. Es handelt sich um eine „eigenständige literarische Gattung, deren Darstellungsweise und Handlungsführung an die speziellen Gegebenheiten des Hörfunks gebunden sind.“[22]

Eine andere Definition liefert das Internet. Dem zufolge ist das Hörspiel „ursprünglich eine eigenständige Kunstform für das Radio, dessen Wurzeln in Theater und Film liegen. Heute kann zwischen nicht-kommerziellen (Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender) und kommerziellen Hörspielproduktionen unterschieden werden. Das Hörspiel als dramatisierte Inszenierung mit verteilten Sprecherrollen ist im deutschen Sprachraum besonders populär. Abzugrenzen ist das Hörspiel von Feature und Hörbuch.“[23]

Ferenz und Haas beschreiben das Hörspiel als „Produkt aus gedanklicher Konzeption, einer spezifischen technischen Realisierung und der Präsentation im Medium des Rundfunks oder mit Hilfe des Kassettenrecorders.“[24]

Beim Hörspiel werden Informationen allein durch Formelemente wie Sprache, Geräusch, Musik und Stille übermittelt.[25] Radiophone Hilfsmittel wie die Blende, der Schnitt oder der Raumklang unterstützen die Übermittlung der rein auditiv dargebotenen Handlung und ermöglichen es dem Hörer, das Gehörte besser aufzunehmen und zu verarbeiten.

Das Wort

Das Hörspiel ist ein gesprochenes Sprachwerk. Das Wort ist demnach das dominierende Element in dieser Kunstgattung. Die enorme Bedeutung und die Besonderheit des Wortes beschreibt Schwitzke folgendermaßen: „Auf einmal muss das lebendige, das klingende, das nicht gedruckte, sondern gesprochene Wort allein genügen. Und es muss seine schöpferische Kraft, Bilder zu wecken, ganz auf sich gestellt, wieder beweisen (…).“[26]

Da es im Hörspiel, anders als im Theater oder beim Film, keine visuellen Komponenten gibt und die Handlung nur akustisch wahrgenommen wird, muss die Sprache alles leisten. Erst durch die gesprochene Sprache entsteht in der Phantasie des Hörers eine Vorstellung vom Geschehen.

Hörspiele sind keine Buchlektüre. Sie müssen gehört werden, „da die Texte nur Skizzen, Partituren sind, die erst in der akustischen Realisation existieren.[27] Ihre volle Bedeutung wird erst beim Hören realisiert. Durch die rein akustische Wahrnehmung vollzieht sich ein „ständiger Appell an die mitschaffende Phantasie des Menschen, (…) sich eine eigene innere Bühne zurechtzuzimmern (…).[28]

Da das Hörspiel dem Hörer ein hohes Maß an Konzentration abverlangt, verläuft die Handlung meist eingliedrig. Mehrgliedrige Hörspielhandlungen würden verwirren und zudem die mitschaffende Phantasie des Hörers überfordern. Die einfachste Form des Hörspiels besteht daher aus einem Erzähler und dem Dialog der handelnden Personen.

Im Theater hat der Zuschauer den Vorteil, dass schon alleine das Bühnenbild, Kostüme, Beleuchtung und die Darsteller selbst „spielen“, ohne dass ein einziges Wort gesprochen werden muss. Der Hörer, der alleine vor dem Radio oder dem Kassettenrecorder sitzt, muss sich auf die Kraft des gesprochenen Wortes verlassen, welche die handelnden Personen charakterisiert und die Handlung vorantreibt.[29]

Die Exposition

Die Exposition des Hörspiels ist kurz und prägnant. Sie hat die Aufgabe dem Hörer, der entweder zufällig oder bewusst das Hörspiel verfolgt, die Beziehungen der Hauptpersonen aufzuzeigen, einzelne Charaktere zu beschreiben und in das Handlungsgeschehen einzuführen. Vor allem aber soll die unmittelbare Einleitung möglichst spannend gestaltet sein, so dass sie den Zuhörer fesselt und ihn zum Weiterhören motiviert.

Anders als beim Theaterstück und beim Film ist die Anzahl der mitwirkenden Sprecher beim Hörspiel begrenzt. „Wer im Hörspiel schweigt, ist nicht da“.[30] Dieses Zitat von Werner Klose verdeutlicht, dass das Bewusstsein des Hörers nur eine begrenzte Anzahl an Stimmen oder Sprechern unterscheiden kann, und beschreibt das Phänomen, dass Sprecher vergessen werden, sobald sie eine Zeitlang nicht zu Wort gekommen sind. Demnach sollten in den Anfangsminuten nicht mehr als drei, später nicht mehr als sechs bis acht Personen „mitspielen“.[31]

Das Hörspiel besteht fast ausschließlich aus Dialogen, die helfen, das Unsichtbare akustisch zu erfassen, d.h. sie treiben die Handlung des Spiels voran, klären Situationen oder geben Hinweise auf Personen, Zeit und Ort des Geschehens.[32]

Musik:

Die Musik hat nicht den gleichen Stellenwert im Hörspiel wie das zuvor beschriebene Wort. Sie taucht meist da auf, wo das Wort nicht mehr alleine auskommt, d.h. sie hat eine eher dienende Funktion. Je weniger Musik in einem Hörspiel eingesetzt wird, desto wirksamer ist ihre Funktion.

Die Arten und Verwendungsmöglichkeiten der Musik im Hörspiel fasst Rohnert[33] folgendermaßen zusammen:

1. Musik als abstraktes Gestaltungsmittel, d.h. als Vor-, Zwischen- und Nachspiel in realen Handlungen sowie im abstrakten Stimmungsspiel.

Diese Form von Musik soll dazu beitragen einzustimmen, Szenen zu verbinden und das Gehörte abzurunden.

In Fischers Worten dient sie „der Einstimmung und der abschließenden Lösung der seelischen und nervlichen Anspannung beim Hörer.“[34]

2. Handlungsmusik als konkreter Ausdruck des Geschehens

a) Real- sie verdeutlicht inneres und äußeres Geschehen und charakterisiert den Raum.
b) Irreal- sie wird zum Ausdruck eines inneren Konflikts, sie leitet über vom Wirklichen zum Unwirklichen und sie unterstreicht, verstärkt und erweitert das Geschehen.

Die Musik im Hörspiel soll nicht schlichtes Beiwerk sein, sondern sie hat die Aufgabe, die Stimmung zu verdeutlichen und Personen zu charakterisieren. Des Weiteren soll sie zum Fortgang der Handlung beitragen.[35]

Geräusche:

In Zeiten, in denen an technische Mittel wie das Tonstudio oder die Stereophonie noch nicht zu denken war, ließen Hörspielautoren und Regisseure ganze Armeen vor dem Mikrophon auf- und abmarschieren, um dem Hörer eine möglichst reale Geräuschkulisse, in diesem Fall von marschierenden Soldaten, zu bieten.[36]

Heutzutage haben Geräusche dieselbe Funktion wie die Musik. Sie können die Handlung gliedern, Personen charakterisieren, ein Milieu kennzeichnen, Über-leitungen schaffen, Akzente setzen und Situationen aufhellen. Sie verdeutlichen vor allem als Kulisse die Spielhandlung und sollen so die Vorstellung des Hörers vorantreiben, also die „innere Bühne“ in der Phantasie weiter gestalten.

Geräusche als Leitmotive geben der Handlung eine gewisse Stimmung und akzentuieren sie.[37]

Beim Hörspiel, vor allem beim fremdsprachigen Hörspiel, ist darauf zu achten, dass Geräusche nicht vom Dialog ablenken. Wie die Musik haben sie eine eher unterstützende Funktion.

Blende:

Die Blende schafft im Hörspiel ein völlig neues Raum- und Zeiterlebnis. Da es im Gegensatz zum Theater keine abgetrennten Szenen gibt, sondern nur gleitende Phasen, ermöglicht die Blende den Wechsel von Raum und Zeit, wie auch aus der Wirklichkeit in den Traum und umgekehrt, d.h. sie verbindet die Phasen des Hörspiels. Vorbereitet wird die Blende meist durch Musik, Geräusche oder den Dialog.[38]

Erzähler:

Im Hörspiel kommt dem meist allwissenden Erzähler die Aufgabe zu, die Exposition darzubieten, die einzelnen Handlungsabschnitte miteinander zu verbinden, Personen nach ihrer äußeren Erscheinung und ihrem seelischen Zustand zu beschreiben und deren Handlungen gegebenenfalls zu kommentieren. Darüber hinaus kann er den Schauplatz und die Atmosphäre des Geschehens schildern und auf wichtige Zeitangaben oder -wechsel hinweisen. Indem der Erzähler den Hörer direkt anspricht, bindet er ihn gezielt in die Handlung ein.[39]

Stille:

Wie Wort, Musik und Geräusche gilt auch Stille als Ausdrucksmittel im Hörspiel. Sie kann als Einleitung und Einstimmung dienen, die Funktion einer Gesprächspause haben, Spannung erzeugen und helfen, das Spiel zu gliedern. Die Stille ist im Hörspiel also „nicht Leere, sondern Fülle. Sie ist ein Element größter Ausdruckskraft.“[40]

3. Didaktische und methodische Aspekte des Hörspiels

3.1 Didaktische Begründung und Lebensweltbezug

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit möchte ich nun darauf eingehen, wie Schülern das Medium Hörspiel näher gebracht und wie es im Englischunterricht eingesetzt werden kann. Daher möchte ich didaktisch erläutern, warum das Hörspiel zum Unterrichtsgegenstand von Schule gemacht werden sollte und aus welchem Grund ich gerade dieses Medium für mein Vorhaben ausgewählt habe. Gleichzeitig werde ich das Hörspiel mit anderen Medien, wie dem Theater, dem Film oder dem Computer vergleichen und dabei gezielt auf den Medieneinsatz sowie die Medienerziehung im Fremdsprachenunterricht eingehen.

Im Zeitalter der „Neuen Medien“ ist der Kassettenrecorder im Kinderzimmer kaum noch anzutreffen. Gerade Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren geben an, dass mittlerweile eher das Radiohören als das Hören von Hörspielkassetten zu den häufigsten Freizeitbeschäftigungen gehört. Je älter die Kinder werden, desto weniger wird das Medium Hörspiel genutzt.[41]

Gehört der Kassettenrecorder zur Grundausstattung des Klassenzimmers, wovon leider nicht immer ausgegangen werden kann, wird er in erster Linie zum Hören von Musik aller Art (Lieder, Tänze, Meditationsmusik, usw.), seltener von Hörspiel- oder Märchenkassetten genutzt.[42] Viele Lehrer oder Pädagogen vergessen dabei, dass man mit diesem Gerät auch selbst aufnehmen kann. Viel zu selten steht der produktive Umgang der Schüler mit dem Kassettenrecorder im Mittelpunkt, obwohl mittlerweile fast jedes Kind ein eigenes Gerät besitzt, ob Kassettenrecorder oder Stereoanlage, und sehr gut damit umzugehen weiß.

Das Hörspiel führt in der Unterrichtspraxis ein „Schattendasein“ und aufgrund der immensen Bedeutung der audiovisuellen Medien in der Öffentlichkeit und vor allem der Beliebtheit des Fernsehens bei Kindern und Jugendlichen verlagert sich das didaktische Interesse offensichtlich vom Rundfunk und dem Hörspiel auf das Fernsehen.

Obwohl das Hörspiel ein geeignetes Gegengewicht zur „dominanten visuellen Vereinnahmung des Menschen[43] darstellt, schrecken noch viele Lehrer vor dem Umgang mit diesem Medium zurück, da sie glauben der Technik nicht gewachsen zu sein. Dass gerade das Hörspiel nicht nur als Lehrunterstützung des Lehrers dient, sondern von den Schülern aktiv als Lernmittel genutzt bzw. erstellt werden kann, vergessen die meisten.[44]

Fast jedes Klassenzimmer ist mittlerweile technisch so weit ausgerüstet, dass die Voraussetzungen für eine variantenreiche Hörspielarbeit geradezu ideal sind, und doch ist die Zahl der Unterrichtsmodelle zu Hörspielen minimal.

Im Vergleich mit den visuellen Reizen des Fernsehens ist die Fähigkeit des Hörspiels, „den Rezipienten ganz rasch an sich zu binden, ihn fast überfallartig in Handlung oder Thematik hineinzuziehen[45], eindeutig geringer.

Der starke sinnliche und manchmal schon aggressive Reiz der vorgegebenen fertigen Bilder in Film und Fernsehen, mit dessen Hilfe sich diese Medien Zugang zum Interesse des Betrachters und Hörers verschaffen, ist zweifellos mit dem Hörspiel nicht zu erzeugen.[46] Auch hat es den Nachteil, anders als das Buch, nicht jederzeit und überall verfügbar zu sein, da der technische Aufwand mit Kassette, Kassettenrecorder und Stromquelle sehr hoch und zeitaufwendig ist.

Das Hörspiel verlangt dem Hörer ein hohes Maß an Konzentration ab und mehr aktiv- reproduktive Fähigkeiten als das bildlich Dargebotene. Der Hörspielrezipient muss sich erst in das Spiel einhören und kann sich dann mit Hilfe seiner Phantasie eine eigene innere Bilderwelt, seine innere Bühne, aufbauen. Allerdings reicht die „Bühne“ des Hörspiels auch viel weiter als die des Theaters. Der Hörer kann viel weiter sehen und viel mehr begreifen als der Zuschauer.

Der Computer schließlich schafft es die visuelle Anziehungskraft mit dem großen Vorteil zu verbinden, dass der Benutzer sich auch aktiv- produktiv verhalten kann.

Trotz der Nachteile des Hörspiels gegenüber den visuellen oder audiovisuellen Medien sollte es in den Unterricht integriert werden und als technisch reizvolle Aufgabe und produktionsorientierte Herausforderung angesehen werden[47]. Es bietet in vielerlei Hinsicht Vorteile den „Neuen Medien“ gegenüber und Möglichkeiten zur produktiven Beschäftigung, vor allem im Fremdsprachenunterricht, zur Schulung aller Grundfertigkeiten (Skills), zur intensiven Arbeit im auditiven Bereich und zur Förderung von Kreativität.

Im Englischunterricht leistet das Hörspiel einen wichtigen Beitrag zur Sprecherziehung, Hörverständnisschulung und zur Förderung von Kommunikationskompetenz.[48]

In den Anfangsjahren ist das intensive Üben im lauten Lesen dringend erforderlich, „da die muttersprachlichen Artikulationsgewohnheiten bei den Schülern schon fest eingeschliffen sind und beim Erwerb neuer Aussprachegewohnheiten leicht zu störenden Interferenzerscheinungen führen können.“[49] Daher ist die Erstellung von Tonaufnahmen gerade für die Ausspracheschulung dienlich.

Da das Hörspiel Sprache in größeren Einheiten präsentiert, wird das gesamte Gebiet der Phonetik-Phonologie abgedeckt. Besonders im Bereich des einzelnen Lautes (Starkton- und Schwachtonformen, Elision, Assimilation usw.) wie auch bei Betonung, Rhythmus, Intonation, Bindung usw. eignet sich die Hörspielarbeit als Übung und Schulung.[50] Darüber hinaus hat die Arbeit mit dem Hörspiel den Vorteil, dass die Schüler bei Tonaufnahmen und dem Abhören derselben die Notwendigkeit erkennen, sich um eine gute Aussprache zu bemühen. Schwächere Schüler, die sich im normalen Unterrichtsgeschehen eher zurückhalten, haben hierbei die Chance, es den stärkeren gleichzutun und Erfolge zu erringen. Gleiches gilt für Kinder mit Sprachfehlern. Nicht selten kommt es durch intensives Üben und bei entsprechender Anstrengung zu großen Fortschritten und Erfolgen im Bereich der Aussprache, die sich motivierend auswirken und eine positivere Einstellung zum Fach Englisch bewirken.

Die entstandenen Tonbandaufnahmen bieten die Möglichkeit der Selbstkontrolle durch die Schüler und auch der Lehrer kann mit Hilfe der Aufzeichnungen Aussprachefehler oder -schwächen besser erkennen, im nachfolgenden Unterricht gezielt korrigieren und ggf. beheben.[51]

Neben der korrekten Aussprache kann bei der Hörspielarbeit zugleich das gestaltende Lesen geübt werden. Die Schüler müssen auf klare Artikulation, angemessenes Lesetempo und gute Vernehmbarkeit des Gesprochenen achten und sind aufgefordert, sich in den Text einzufühlen und ihn dem Inhalt entsprechend vorzutragen.

Das Hörspiel erzieht demnach zu einer sauberen und natürlichen Sprechweise, der Achtung auf die richtige Lautbildung, der Klarheit im Ausdruck und der Gewandtheit im Sprechen.[52]

Die zweite Grundfertigkeit, die durch die Arbeit mit Hörspielen gefördert wird, ist das Hörverstehen, welches oftmals als Voraussetzung für die anderen Grundfertigkeiten angesehen wird und Grundlage für den Englischunterricht als solchen ist.

Kein anderes Medium schafft es so wie das Hörspiel das Zuhören, welches heutzutage als eine fast verloren geglaubte Fähigkeit gilt, zu fördern. Es eignet sich hervorragend dazu, Schüler zum gesammelten und verstehenden Hinhören anzuleiten und ihnen damit zur Konzentrations- und Denkfähigkeit zu führen. Nicht umsonst werden Hörclubs an den Schulen ins Leben gerufen, die sich im besonderen Maße mit den akustischen Medien beschäftigen und Kindern eine Alternative zum täglichen Fernsehkonsum bieten.

Auch im Bereich der Motivationsförderung kommt dem Hörverstehen eine große Bedeutung zu, denn Schüler bringen schneller bessere Leistungen im Bereich des Hörverstehens als im Bereich des produktiven Sprachgebrauchs.

Groene merkt in diesem Zusammenhang an, dass „die Hörverstehensfertigkeit sich in der Fremdsprache keineswegs als selbstverständliches Nebenprodukt anderer unterrichtlicher Bemühungen ausbildet, sondern der gezielten und intensiven Schulung bedarf.“[53]

Neben den eben aufgeführten Grundfertigkeiten bietet die Hörspielarbeit die Möglichkeit der Phantasie- und Kreativitätsentfaltung. In einem kommunikativen Englischunterricht sollte dem kreativen Umgang mit der Fremdsprache und der produktiven Schüleraktivität große Bedeutung beigemessen werden.

Dieser Forderung kommt die Eigenproduktion eines Hörspiels entgegen. Die Schüler können ihre fremdsprachlichen Fähigkeiten produktiv in der Projektarbeit anwenden und können ihren Einfallsreichtum bei der Gestaltung von Dialogen und der Auswahl bzw. der Erzeugung von Geräuschen unter Beweis stellen. Die gemeinsame Arbeit wirkt zusätzlich motivierend. Die Schüler müssen miteinander arbeiten und sich austauschen, um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen. Die Produktionsphase eines Hörspiels bietet zudem die Möglichkeit, die Schüler selbst entscheiden zu lassen, wie Rollen besetzt und Geräusche produziert werden sollen, an welchem Ort und zu welcher Zeit geprobt wird und wann die Aufnahme als zufriedenstellend akzeptiert werden kann.[54] Sie werden zu Regisseuren und müssen selbstverantwortlich und eigenständig handeln.

Die Schüler erfahren, dass Hörspiele „handwerklich“ gemacht werden und dass mit Hilfe der technischen Geräte Sprache, Musik und Geräusche beliebig zusammen- gesetzt und verändert werden können. Der Spaß an der Sache steht hierbei jedoch immer im Mittelpunkt. Ganz nebenbei erleben die Schüler die Möglichkeiten des Mediums: „Wie Fehler oder einzelne Worte einfach weggeschnitten werden können, ohne dass man es später merkt, und wie sich durch Betonung das Gesagte verändert.[55] Sie lernen, dass Geräusche und Musik eine Geschichte erst wirklich spannend machen und dass ein Hörspiel aus mehreren einzelnen Aufnahmen besteht, die am Ende zusammengefügt und bearbeitet werden.[56]

Die Vorteile des Hörspiels gegenüber dem Theater oder dem „Darstellenden Spiel“ bestehen darin, dass der zeitliche Aufwand für die Herstellung oder Bereitstellung von Kostümen und Kulissen entfällt. Darüber hinaus gibt es für physisch eingeschränkte Kinder mit beeinträchtigtem Bewegungsapparat bei der Produktion eines Hörspiels die Möglichkeit, trotz ihres Handicaps intensiv an der Erarbeitung und Aufnahme mitzuwirken. Auch zurückhaltende Kinder, die sich nicht gerne auf der Bühne präsentieren, können vor dem Mikrophon und mit der Gruppe hinter sich aus sich herauskommen und sogar über sich hinauswachsen. Denn dies ist der große Vorteil des Hörspiels: „Es verlangt nicht minder nach einer schauspielerischen Darstellung, sondern fordert vom jungen Menschen zunächst nur die Sprache, die er eher zu geben bereit ist.“[57]

Das Hörspiel ist leichter und schneller realisierbar als das Theaterstück. Der technische Reiz dieses Mediums bietet fernerhin einen großen Anreiz für die Schüler und kann als Motivationshilfe genutzt werden. Der wichtigste Aspekt ist hierbei jedoch, dass sich beim Hörspiel alles auf das Wort, die Sprache konzentriert und Hörspielarbeit in diesem Sinne als Spracharbeit betrachtet werden kann.[58] Die Schüler müssen sich intensiv mit dem Hörspieltext beschäftigen. Somit wird die volle Konzentration auf die englische Sprache gelenkt. Unbewusst wird die Sprachfähigkeit der Schüler erweitert und Hemmungen im Sprachgebrauch werden abgebaut.[59]

Durch die Arbeit mit dem Hörspiel werden die Schüler aufgefordert, sich aktiv und produktiv mit bestimmten Themen und Inhalten, aber auch mit sich, anderen und ihrer Umwelt auseinander zu setzen. Ziel ist außerdem die Erweiterung des eingeschränkten Erfahrungshorizonts.[60] Die Kinder sollen lernen, dass es auch noch andere interessante und spannende Medien neben dem Fernseher oder Computer gibt, die es sich lohnt zu erkunden und zu nutzen.

Wie ich deutlich gemacht habe, lassen sich vor allem im Fremdsprachenunterricht Hörspiele zur Förderung von Kommunikationskompetenz, Sprachkompetenz, Schulung des Hörverstehens und zur Erziehung zu einer deutlichen und sauberen Sprechweise einsetzen.

Darüber hinaus fördert die Hörspielarbeit das soziale Lernen. Der Vorteil der sozialen Interaktion und Integration zwischen den Lernenden selbst sowie zwischen dem Lehrer und den Lernenden liegt darin, dass die Kinder hilfsbereiter und rücksichtsvoller werden, wieder zuhören, bevor sie reden, und versuchen gemeinsam mit der Gruppe zu kooperieren.[61] Die Selbsttätigkeit der Schüler wird aktiviert und es werden fachliche und menschliche Kräfte geweckt, die in dieser Form im normalen Unterricht nicht zur Geltung kommen.

Vor allem, weil es jüngeren Schülern nicht immer leicht fällt über einen längeren Zeitraum still zu sitzen und aufmerksam zuzuhören, ist es wichtig ihnen vorher deutlich zu machen, dass Konzentration, Geduld und Genauigkeit wichtig für die Arbeit mit dem Medium Hörspiel sind.

Wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der Hörspielarbeit ist, dass den Schülern die Beschäftigung mit Hörspielen trotz aller geistigen Anstrengung Freude macht und der Spaß an der Sache im Mittelpunkt steht.

3.2 Lehrplanbezug

Der Englischunterricht soll die praktische Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler so fördern, dass sie sich vor allem in Alltagssituationen sprachlich verständigen können. Die mündliche Kommunikation steht im Mittelpunkt aller Vorhaben.

Die produktive Hörspielarbeit kommt den Forderungen und Zielen entgegen, den Englischunterricht anschaulich und handlungsorientiert durchzuführen und die Lernsituation altersgemäß und lebensnah zu gestalten. Darüber hinaus lernen die Schüler selbständig, kritisch und kreativ mit dem Medium Hörspiel umzugehen.[62]

Im Bereich der Sachkompetenz kommt die Hörspielproduktion dem Hauptziel der Kommunikationsfähigkeit entgegen. Die Grundfertigkeiten Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben werden in besonderem Maße auf- und ausgebaut und die Schüler werden befähigt, diese Grundfertigkeiten sprachlich und thematisch zu nutzen.[63]

Die Schüler erweitern ihren Wortschatz durch direkte und indirekte Vokabeleinführung. In diesem Zusammenhang wird auch der Lautschulung und der Schulung der (Satz)Intonation, wie im Lehrplan gefordert, besondere Beachtung geschenkt. Mit dem Hörspiel wird besonders das Hörverständnis der Schüler geschult, dem vor allem beim Erlernen einer Fremdsprache große Bedeutung zukommt. Erst durch das Hören englischsprachiger Texte, gesprochen von Muttersprachlern, können sich die Schüler die fremden und neuen Lautbilder aneignen und sie verinnerlichen.

Mögliche Lerndefizite im phonetischen Bereich können bei der Arbeit mit Hörspielen frühzeitig erkannt werden[64], so dass der Festigung von Aussprachefehlern vor-gebeugt werden kann.

Die Schüler werden dahin gehend geschult, Sprache pragmatisch-situativ und kommunikativ angemessen einzusetzen. Welche Bereiche der Pragmatik das Hörspiel abdeckt, wird bei der Durchführung des Hörspielprojekts noch deutlich werden. Auch welche Aspekte der Grammatik neu eingeführt oder geübt werden, möchte ich erst an späterer Stelle erläutern.

Was die Methodenkompetenz betrifft, so sollen die Schüler zu selbständigem Sprachhandeln befähigt werden. Sie lernen Informationen wiederzugeben und zu beurteilen, Ergebnisse zu sichern und ihre Standpunkte zu vertreten.

Die eigene fremdsprachliche Kompetenz wird durch Leistungsbereitschaft und persönlichen Einsatz gesteigert. Das Hörspiel fördert die Bereitschaft, sich in kritischer Auseinandersetzung mit einem Thema bzw. einer Aufgabe beständig und ausdauernd einzusetzen und dabei Schwierigkeiten zu überwinden.

Im Bereich der Sozialkompetenz wird die Fähigkeit gefördert, für sich selbst und andere Verantwortung zu übernehmen, anderen zu helfen, selbst Hilfe anzunehmen und in der Gruppe konstruktiv und zielgerichtet zusammenzuarbeiten.

3.3 Methodische Überlegungen zur Arbeit mit Hörspielen

Die Arbeit mit dem Hörspiel lässt sich nicht kurzfristig planen und innerhalb weniger Unterrichtsstunden realisieren. Aufgabe der Lehrkraft ist es zu überlegen, wie und wann das geplante Vorhaben in den Unterricht integriert werden kann, welche technischen Geräte zur Verfügung gestellt werden müssen, ob auf Texte zurückgegriffen werden soll oder die Schüler aufgefordert sind eigene Texte zu erstellen, und vor allem, was mit der Hörspielarbeit erreicht werden soll.

Organisatorische Überlegungen, auf die ich in den Kapiteln 6.4 und 6.5 noch eingehen werde, nehmen bei der Planung eine Menge Zeit in Anspruch.

Da es fast unmöglich ist mit der gesamten Klasse zu einem für alle akzeptablen Ergebnis zu gelangen, bietet es sich an, die Schüler in Gruppen einzuteilen und diese dann, mit entsprechender Betreuung, in verschiedenen Räumen arbeiten zu lassen. Bei einer Hörspielproduktion und dem notwendigen Üben der Texte wäre auf diese Weise eine ruhige Atmosphäre gewährleistet.

Es sollte dafür gesorgt werden, dass jegliche Nebengeräusche, z.B. Straßenlärm, Stimmen oder die Pausenklingel vermieden werden. Außerdem sollte im Vorfeld überlegt werden, welche Ansprüche an die Qualität der Hörspielaufnahme gestellt werden. Reicht ein gewöhnlicher Kassettenrecorder aus oder setzt man sich mit der Technik des mehrspurigen Aufnahmegeräts auseinander?

Sicherlich entspricht die zweite Variante den Wunschvorstellungen der meisten Lehrkräfte, doch ist sie zeitaufwendiger und lässt sich aufgrund unzureichender technischer Ausstattung der Schulen selten verwirklichen.

Soll ein ganzes Hörspiel produziert werden, nimmt dieses Vorhaben viel Zeit in Anspruch. Es gibt jedoch auch andere Möglichkeiten der Hörspielarbeit, die mit vergleichsweise geringerem (Zeit)Aufwand zu realisieren sind und den Schülern genauso viel Spaß bereiten.[65]

Durch die Arbeit in kleineren Gruppen können mehrere Kurzhörspiele entstehen, die der Klasse oder anderen Kursen vorgeführt werden können.[66]

Dadurch wird auch gewährleistet, dass jeder Schüler eine Sprecherrolle übernehmen kann und dass jeder an der Erarbeitung des Hörspiels beteiligt ist. Die Mitwirkenden haben nicht so leicht die Möglichkeit auf die technischen Abläufe oder die Geräuschproduktion auszuweichen, sondern alle werden aktiv auf der sprachlichen Ebene des Vorhabens miteinbezogen.

Hörspiele sind immer der Lerngruppe entsprechend zu planen und durchzuführen. Perfektionsansprüche sollten von vornherein vermieden werden, um sich und den Schülern nicht den Mut und die Freude an der Erstellung des Handlungsprodukts zu nehmen. „(…) Die Erwartungen an eine Schüleraufnahme sind nicht mit denen zu vergleichen, die man an eine Rundfunkaufnahme stellt.“[67]

Der Spaß an der Sache, das gemeinsame Handeln und das Erkunden und Experimentieren mit einem neuen Medium sollten immer im Vordergrund stehen.

[...]


[1] Vgl. Freudenstein, Reinhold (1990): Medien im Fremdsprachenunterricht. Wozu sie dienen und warum sie nicht genutzt werden. In: Praxis des fremdsprachlichen Unterrichts. 37. Jhrg. S. 116

[2] Vgl. Brinkmöller-Becker, Heinrich (1999): Die Fundgrube für Medienerziehung in der Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Verlag. S. 11

[3] Fuhrmann, Werner (1976): Das Hörspiel im Unterricht der Sekundarstufe I. Band 4. München: Paul List Verlag. S. 7.

[4] Vgl. Lermen, Birgit H. (1975): Das traditionelle und neue Hörspiel im Deutschunterricht. Strukturen, Beispiele und didaktisch- methodische Aspekte. Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag. S. 8

[5] Vgl. Dringenberg, Brunhilde (2003): Das Hörspiel im Unterricht. In: Lange u.a. (Hrsg.):Taschenbuch des Deutschunterrichts. Grundfragen und Praxis der Sprach- und Literaturdidaktik. Band 2. 8., unveränderte Auflage. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 670

[6] ebd.

[7] ebd.

[8] Würffel, Stefan Bodo (1978): Das deutsche Hörspiel. Stuttgart: Metzler Verlag. S. 56. Zitiert nach: Pohle, Heinz (1955): Der Rundfunk als Führungsmittel der Politik. Zur Geschichte des deutschen Rundfunks von 1923-1938. Hamburg. S. 132 f.

[9] Everling, Esther (1988): Ein Hörspiel produzieren. Aneignung sprachlicher und technischer Gestaltungselemente in der Sekundarstufe I. Frankfurt: Cornelsen Verlag. S. 9

[10] Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 671

[11] Duden- Das Fremdwörterbuch: „(Fernsehen, Rundfunk) Sendung in Form eines aus Reportagen, Kommentaren und Dialogen zusammengesetzten (Dokumentar)Berichtes.“

[12] Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 671

[13] Wickert, Erwin (1954): Die innere Bühne. In: Akzente, H. 1, S. 505-514

[14] Vgl. Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 672

[15] Vgl. Lermen, Birgit H. (1975), S. 11-12

[16] Haas, Gerhard (1991): Das Hörspiel- die vergessene Gattung? In: Praxis Deutsch, Heft 109 „Hörspiele“, 18. Jhrg., 1991, S. 17

[17] ebd.

[18] Vgl. Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 672-673

[19] Vgl. Engel, Eva (1993): Hörspiele für Kinder. Informationen zu einem wenig beachteten Medium. In: Praxis Grundschule, Heft 4, 1993, S. 11-12

[20] Vgl. Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 669

[21] Klose, Werner (1962): Das Hörspiel im Unterricht. Hamburg: Verlag Hans Bredow-Institut. S. 21

[22] Meyers Taschenlexikon. Band 4. Augsburg 1999. B.I. Taschenbuchverlag

[23] www.lexikon.freenet.de/H%C3%B6rspiel

[24] Ferenz, Hans/ Haas, Gerhard(1991): Die Tonbande. Ein Projekt der Bürgerradio-Hörfunkwerkstatt Berlin. In: Praxis Deutsch, Heft 109 „Hörspiele“, 1991, S. 26

[25] Vgl. Groene, Horst (1980): Das Hörspiel im Englischunterricht. Theorie und Praxis. Paderborn: Schöningh Verlag. S. 54

[26] Lermen, Birgit H. (1975), S. 32

[27] Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 688

[28] Klose, Werner (1962), S. 23

[29] Vgl. Fuhrmann, Werner (1976), S. 9

[30] Klose, Werner (1977): Didaktik des Hörspiels. 2. Auflage. Stuttgart: Philipp Reclam jun. S. 195

[31] Vgl. Groene, Horst (1980), S. 54

[32] Vgl. Lermen, Birgit H. (1975), S. 33

[33] Vgl. Lermen, Birgit H. (1975), S. 36. Zitiert nach: Rohnert, Ernst Theo (1947): Wesen und Möglichkeiten der Hörspieldichtung. Phil. Diss. München

[34] www.mediculture-online.de/fileadmin/bibliothek/fischer_hoerspiel/fischer_hoerspiel.pdf

[35] Vgl. Pöttinger, Ida (1997): Lernziel Medienkompetenz. Theoretische Grundlagen und praktische Evaluation anhand eines Hörspielprojekts. München: KoPäd Verlag. S. 29

[36] Vgl. Klose, Werner (1977), S. 125

[37] Vgl. Hunfeld, Hans (1978): Literatur im Englischunterricht: Drama, Hörspiel, Lyrik, Short story, Roman, Trivialliteratur, Lehrbuchtext. Königsstein: Scriptor Verlag. S. 63

[38] Vgl. Klose, Werner (1977), S. 199

[39] Vgl. Hunfeld, Hans (1978), S. 65-66

[40] Lermen, Birgit (1975), S. 40

[41] Vgl. www.ulr.de, S. 71

[42] Vgl. Engel, Eva (1993): Hör-Spiele. Anregungen zum produktiven Umgang mit dem Kassettenrecorder. In: Praxis Grundschule, Heft 4, S. 14

[43] Haas, Gerhard (1991), S. 16

[44] Vgl. Pöttinger, Ida (1997), S. 54

[45] Haas / Ferenz (1991), S. 26

[46] Vgl. ebd.

[47] Vgl. ebd.

[48] Vgl. Groene, Horst (1980), S. 16

[49] Groene, Horst (1980), S. 16. Zitiert nach: Germer, Erich (1975): Die Aussprache im Englischunterricht. Hannover: Schroedel Verlag. S. 68

[50] Vgl. Groene, Horst (1980), S. 17

[51] Vgl. ebd.

[52] Vgl. Klose, Werner (1962), S. 47

[53] Groene, Horst (1980), S. 18

[54] Vgl. Groene, Horst (1980), S. 112-113

[55] Haas / Ferenz (1991), S. 28

[56] Vgl. ebd.

[57] Fuhrmann, Werner (1976), S. 18

[58] Vgl. Haas, Gerhard (1991), S. 24

[59] Vgl. Klose, Werner (1977), S. 186

[60] Vgl. Dringenberg, Brunhilde (2003), S. 685

[61] Vgl. Klose, Werner (1977), S. 286

[62] Vgl. Lehrplan für die Sekundarstufe I der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen. Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.), 1997. S.17

[63] Vgl. ebd.

[64] Vgl. Lehrplan Schleswig-Holstein für das Fach Englisch, S. 18

[65] Vgl. Engel, Eva (1993), S. 14

[66] Vgl. Klose, Werner (1977), S. 284-285

[67] Fuhrmann, Werner (1976), S. 23

Fin de l'extrait de 93 pages

Résumé des informations

Titre
Hörspielproduktion im Englischunterricht. Handlungsorientierter Unterricht am einem Beispiel
Université
University of Flensburg
Note
1,3
Auteur
Année
2005
Pages
93
N° de catalogue
V92056
ISBN (ebook)
9783638060158
ISBN (Livre)
9783656204039
Taille d'un fichier
671 KB
Langue
allemand
Mots clés
Handlungsorientierter, Unterricht, Beispiel, Hörspielproduktion, Englischunterricht
Citation du texte
Anna Werner (Auteur), 2005, Hörspielproduktion im Englischunterricht. Handlungsorientierter Unterricht am einem Beispiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92056

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