Im Mittelpunkt der Exilforschung stand bislang das Exil- und Emigrationstheater, also die Zeit von 1933 bis 1945. Das deutschsprachige Theater der sich anschließenden Phas ist jedoch bisher kaum betrachtet worden. In diesem Themengebiet liegt ausschließlich die Arbeit von Anne Lemmer vor, die die Geschichte der „Freien Deutschen Bühne“ von Paul Walter Jacob zum Thema hat und sich insbesondere auf die Zeit zwischen 1949 und 1965 konzentriert.
Im Zentrum dieser Magisterarbeit steht die zweite große Bühne, die ebenfalls in dem genannten Zeitraum in Lateinamerika deutschsprachiges Theater spielte: die Deutschen Kammerspiele von Reinhold K. Olszewski. Diese Bühne ist von der Forschung bislang nur wenig registriert worden, obwohl sie als „einzig bedeutendes ständiges deutsches Auslandstheater“ zwischen 1949 und 1974 den ganzen lateinamerikanischen Kontinent mit deutscher Theaterkultur auf hohem künstlerischen Niveau versorgte. Ziel der Arbeit ist es, die organisatorischen und finanziellen Herausforderungen und Probleme dieses Theaters wissenschaftlich aufzuarbeiten und die außerordentlichen Leistungen des Intendanten Olszewski und der Ensemblemitglieder zu würdigen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- 1. Problemorientierung
- 2. Literatur- und Quellenlage
- 3. Aufbau der Arbeit
- II. Thematische Einführung: Ein deutschsprachiges Tournee-Ensemble in Lateinamerika
- 1. Die Theatergründer Reinhold K. Olszewski und Sylva Denzler
- 2. Auswanderung und Anfangszeit in Chile
- Exkurs: Kulturpolitische Grundlagen
- 1. Deutsche Einwanderer in Lateinamerika
- 1.1 Die Exilländer Chile und Argentinien
- 1.2 Deutsches Theater in Lateinamerika bis 1945 im Überblick
- 1.2.1 Deutsches Theater in Santiago de Chile: Die „,S.C.I.\""
- 1.2.2 Deutsches Theater in Buenos Aires: Die „Freie Deutsche Bühne“
- 1.3 Phase der Umorientierung 1945 – 1950: Deutsche Kulturpolitik in Lateinamerika nach 1945
- III. Die Deutschen Kammerspiele
- 1. Die Entwicklung der Bühne: Abriss
- 1.1 Gründung und Anfangszeit der Deutschen Kammerspiele (1949 bis 1954)
- 1.2 Vom Standorttheater zum Tournee-Ensemble (1955 bis 1964)
- 1.3 Umsiedlung nach Buenos Aires (1965 bis 1971)
- 2. Die Struktur und Organisation des Unternehmens
- 2.1 Personalfragen I: Sekretariat
- 2.1.1 Administrative Aufgaben
- 2.1.1.1 Beschaffung von Textbüchern, Kostümen, Requisiten und technischem Equipment
- 2.1.1.2 Räumlichkeiten (Proben, Theater, Fundus)
- 2.1.1.3 Werbung
- 2.1.2 Die Organisation der Tourneen
- 2.1.2.1 Gastländer und Reiseroute
- 2.1.2.2 Logistik und Transport
- 2.1.3 Unterstützung durch die deutschen Botschaften und Kulturinstitute
- 2.1.1 Administrative Aufgaben
- 2.2 Personalfragen II: Schauspieler
- 2.2.1 Auswahl und Rekrutierung
- 2.2.2 Initiativ-Bewerbungen
- 2.2.3 Vorbereitung der Schauspieler auf das Engagement in Lateinamerika
- 2.2.4 Arbeitsbedingungen und Aufgaben der Schauspieler
- 2.2.4.1 Arbeitszeiten
- 2.2.4.2 Unterkunft
- 2.2.4.3 Durchführung der Proben- und Premierenphase
- 2.2.4.4 Aufgaben der Ensemblemitglieder im Tournee-Alltag
- 2.2.4.5 Der Ablauf am Gastspielort
- 2.2.5 Repräsentative Aufgaben der Ensemblemitglieder
- 2.2.5.1 Allgemeine künstlerisch-kulturelle Öffentlichkeitsarbeit
- 2.2.5.2 Olszewskis Vorträge und spanischsprachige Gastinszenierungen
- 2.2.6 Die Deutschen Kammerspiele in Deutschland
- 3. Die Finanzierung der Bühne
- 3.1 Einkünfte
- 3.1.1 Förderung durch Kulturabteilung (Auswärtiges Amt)
- 3.1.2 Entwicklung der Einkünfte aus Abendkasse und Abonnements
- 3.1.3 Sonstige Einkünfte
- 3.2 Ausgaben
- 3.2.1 Betriebskosten
- 3.2.1.1 Die Theatermieten
- 3.2.1.2 Veranstaltungskosten
- 3.2.1.3 Reise- und Frachtkosten
- 3.2.2 Personalkosten
- 3.2.2.1 Das Einkommen der Schauspieler
- 3.2.2.2 Die monetäre Situation der Schauspieler in Lateinamerika
- 3.2.2.3 Die Konsequenzen der geringen Gagen
- 3.2.1 Betriebskosten
- 3.3 Vergleich mit bezuschussten Bühnen in Deutschland
- 3.4 Auswirkungen der Geldentwertung in Lateinamerika
- 3.5 Die Rolle des Förderausschusses
- 3.1 Einkünfte
- 4. Künstlerische Aspekte - Olszewskis Idee vom Theaterspielen
- 4.1 Die Zusammensetzung der Spielpläne
- 4.1.1 Höhepunkte der Spielzeiten
- 4.1.2 Erstaufführungen
- 4.2 Theaterkritiken und Kritikerpreise
- 4.3 Vergleich mit den Spielplänen deutscher Bühnen
- 4.4 Kulturpädagogische Aufgaben
- 4.5 Zur Frage der Zensur (für die Kammerspiele)
- 3.6 Die Publikumsstruktur
- 3.7 Publikumswünsche und der Spielplan – eine Zusammenführung
- 4.1 Die Zusammensetzung der Spielpläne
- 5. Die neue Kulturpolitik und ihre Konsequenzen für die Bühne
- 5.1 Das Pausenjahr 1970
- 5.2 Die letzte reguläre Spielzeit und das Ende der Kammerspiele
- 5.3 Die Brasilien-Tournee 1974
- 6. Anstelle einer Schlussbemerkung: Olszewski als Führungskraft
- 2.1 Personalfragen I: Sekretariat
- 1. Die Entwicklung der Bühne: Abriss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Deutschen Kammerspiele, ein deutschsprachiges Tournee-Ensemble, das von 1949 bis 1974 durch Lateinamerika reiste und dort deutsche Theaterkultur verbreitete. Im Fokus stehen die organisatorischen und finanziellen Herausforderungen sowie die besonderen Leistungen des Intendanten Reinhold K. Olszewski und der Ensemblemitglieder.
- Die Gründung und Entwicklung der Deutschen Kammerspiele
- Die Struktur und Organisation des Unternehmens, insbesondere Personalfragen und Finanzierung
- Die künstlerischen Aspekte des Theaterspiels, einschließlich Spielpläne, Kritiken und kulturpädagogische Aufgaben
- Die Auswirkungen der politischen und kulturellen Veränderungen in Lateinamerika auf die Bühne
- Die Rolle des Intendanten Reinhold K. Olszewski als Führungskraft
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einführung: Die Einleitung erläutert die Forschungslücke im Bereich des deutschsprachigen Theaters in Lateinamerika nach 1945 und stellt die Deutschen Kammerspiele als ein bisher kaum erforschtes Phänomen vor. Sie beschreibt den Aufbau der Arbeit und die verwendeten Quellen.
- II. Thematische Einführung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein, indem es die Gründung der Deutschen Kammerspiele und die frühen Jahre in Chile beleuchtet. Es stellt die kulturpolitischen Grundlagen für deutschsprachiges Theater in Lateinamerika vor, einschließlich der Einwanderung deutscher Künstler und der Entwicklung des deutschen Theaters in Chile und Argentinien bis 1945.
- III. Die Deutschen Kammerspiele: Der Hauptteil der Arbeit befasst sich mit der Geschichte, Struktur und Organisation der Deutschen Kammerspiele. Er behandelt die Entwicklung der Bühne von ihrer Gründung bis zu ihrer Auflösung, einschließlich der Umsiedlung nach Buenos Aires. Es werden detailliert die Personalfragen, die Organisation der Tourneen, die Finanzierung und die künstlerischen Aspekte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Deutsche Kammerspiele, deutschsprachiges Theater, Tournee-Ensemble, Lateinamerika, Reinhold K. Olszewski, Organisation, Finanzierung, Künstlerische Aspekte, Kulturpolitik.
- Citar trabajo
- Nicola Lange (Autor), 2006, Ein deutschsprachiges Tournee-Ensemble in Lateinamerika. Die Deutschen Kammerspiele, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92093