Als im Frieden von Prag am 23. August 1866 die Neuordnung Deutschlands ohne Österreich festgeschrieben wurde, fand damit auch der jahrzehntelange Konflikt um die Führungsrolle in Deutschland einen endgültigen Abschluss. Die kleindeutsche Lösung unter preußischer Führung und ohne Österreich wurde greifbar. Österreich musste als Ergebnis des Deutschen Krieges politisch und militärisch seine Niederlage anerkennen.
In der Geschichtsschreibung der folgenden Jahrzehnte erschien jene Entwicklung oft als zwingend notwendiger und natürlicher Vorgang, die Neugestaltung Deutschlands als Folge eines planmäßigen großen Sieges Preußens. Nach der vernichtenden Niederlage des Jahres 1945 trat eine skeptischere Auffassung der Ereignisse zutage, in der auch die Frage nach Alternativen zum preußisch-deutschen Reich gestellt wurde.
Zweifellos war das Ergebnis der Entscheidungsschlacht von Koniggrätz von den gleichen Unwägbarkeiten begleitet, die jeden Krieg zu einem in letzter Konsequenz unberechenbaren Vorgang machen. Beide Großmächte, die sich 1866 gegenüberstanden, fanden sich in der Herausforderung einer schwierigen Kriegsführung und keine Kriegspartei hatte einen garantierten militärischen Vorteil. Doch Preußen drängte auf die Lösung des innerdeutschen Gegensatzes mit kriegerischen Mitteln und der Erfolg schien der Politik Bismarcks Recht zu geben.
War der militärische Sieg auch nicht garantiert, so kann andererseits nicht ignoriert werden, dass die Position, die Preußen durch den Kriegsausgang erhielt, einer gewissen historischen Kontinuität folgte. Die preußische Führungsrolle in Deutschland war nicht nur das Ergebnis der Schlacht von Königgrätz, sondern ein Vorgang, dem lange Entwicklungslinien vorausgingen, die 1866 kulminierten.
Diese Arbeit wird untersuchen, welche innen-, außen- und wirtschaftspolitischen Realitäten das Kriegsergebnis zementierten und welcher gesellschaftliche Stellenwert der Entscheidung von 1866 zukam. Damit soll die Frage geklärt werden, was Preußen gegenüber Österreich zur Führungsmacht in Deutschland prädestinierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über die politische Lage in Deutschland um 1866
- Innenpolitik der deutschen Großmächte bis 1866
- Preußen
- Österreich
- Fazit
- Die deutsche Öffentlichkeit
- Die Nationalbewegung: Erfolglose Hoffnungen
- Realpolitik
- Fazit
- Wirtschaft
- Industrialisierung in Preußen und Österreich 1865
- Der Zollverein
- Eine preußische Erfolgsgeschichte
- Der Handelsvertrag von 1862
- Fazit
- Außenpolitik
- Frankreich
- Russland
- Großbritannien
- Italien
- Fazit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation Deutschlands im Vorfeld des Deutschen Krieges von 1866. Ziel ist es, die Ereignisse, die zu diesem Konflikt führten, im Detail zu untersuchen und die Faktoren zu analysieren, die Preußen gegenüber Österreich zur Führungsmacht in Deutschland prädestinierten.
- Der Machtkampf zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland
- Die Rolle der Innenpolitik in Preußen und Österreich in der Zeit vor 1866
- Die Entwicklung der deutschen Öffentlichkeit und ihrer Positionierung im Konflikt
- Der Einfluss der Wirtschaft und der Industrialisierung auf die politische Situation
- Die außenpolitische Situation Deutschlands im Vorfeld des Deutschen Krieges
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Einleitung und stellt den historischen Kontext des Deutschen Krieges von 1866 dar. Kapitel 2 liefert einen umfassenden Überblick über die politische Lage in Deutschland um 1866, wobei der Fokus auf den Machtkampf zwischen Preußen und Österreich liegt. Kapitel 3 analysiert die Innenpolitik der beiden deutschen Großmächte bis 1866, beleuchtet die unterschiedlichen politischen Systeme und die jeweiligen Entwicklungen in Preußen und Österreich. Kapitel 4 widmet sich der deutschen Öffentlichkeit und untersucht die Rolle der Nationalbewegung, die Realpolitik und ihre Auswirkungen auf die politische Situation. Kapitel 5 untersucht die Wirtschaftslage und die Bedeutung der Industrialisierung in Preußen und Österreich im Vorfeld des Deutschen Krieges. Das letzte Kapitel beleuchtet die Außenpolitik Deutschlands im Vorfeld des Krieges, wobei die Beziehungen zu Frankreich, Russland, Großbritannien und Italien im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Preußen, Österreich, Deutscher Krieg, 1866, Königgrätz, Deutsche Einheit, Nationalbewegung, Realpolitik, Industrialisierung, Zollverein, Außenpolitik, Innenpolitik, Deutsche Geschichte, Historische Kontinuität.
- Quote paper
- Stefan Krause (Author), 2007, 1866 - Der deutsche Weg in die preußische Einheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92106