Schülerfirma an einer „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ (SFG). Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz


Examensarbeit, 2007

115 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Vorbemerkung

1. Einleitung

2. Was ist eine Schülerfirma?
2.1 Das didaktische Konzept der Schülerfirma: Der Projektunterricht
2.2 Definition und Beschreibung der Schülerfirma
2.3 Was ändert sich für die Schüler?
2.3.1 Was ändert sich für die Lehrer?
2.3.2 Was ändert sich für die Schulen?
2.4 Entwicklungsgeschichte der Schülerfirma
2.5 Nachhaltige Schülerfirmen
2.6 Der pädagogische Sinn einer Schülerfirma
2.6.1 Mögliche Ziele der Schülerfirma
2.6.2 Lernziele nach Geyer
2.7 Schülerfirma pro und contra
2.7.1 Entwicklung von Fachkompetenzen
2.7.2 Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen
2.7.3 Vorteile der Schülerfirma
2.8 Rechtsformen von Schülerfirmen
2.8.1 Die Schüler-Aktiengesellschaft (S-AG)
2.8.2 Die Schüler-Gesellschaft mit beschränkter Haftung (S-GmbH)
2.8.3 Die Schüler-Genossenschaft (S-eG)

3. Wie gründe ich eine Schülerfirma?
3.1 Gruppenfindung
3.1.1 Klassenfirma oder Arbeitsgemeinschaft?
3.2 Schulorganisatorische Bedingungen für die Gründung
3.3 Geschäftsidee
3.4 Rechtsfragen
3.4.1 Gesetzliche Grundlagen Vier verschiedene Organisationsformen für Schülerfirmen
3.5 Organisatorische Fragen
3.6 Mögliche Unterstützung zur Bildung von Schülerfirmen

4. Schülerfirmen in der „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“
4.1 Definition und Beschreibung der SFG
4.1.1 Die Werkstufe
4.2 Schülerfirma in der SFG?
4.3 Die Schülerfirma im Rahmen des Lehrplans der SFG
4.4 Die Bedeutung der Schülerfirma für benachteiligte Schüler

5. Die Befragung
5.1 Das Ziel der Befragung
5.2 Die Durchführung der Befragung
5.3 Die Konzeption des Fragebogens
5.3.1 Fragebogen für Schulen mit Schülerfirma
5.3.2 Fragebogen für Schulen ohne Schülerfirma

6. Auswertung des Fragebogens
6.1 Auswertung des „Ja“ Fragebogens
6.2 Auswertung des „Nein“ Fragebogens
6.3 Besonderheiten
6.3.1 Eine Schülerfirma wurde beendet
6.3.2 Die Schülerfirmen werden gegründet

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

Anhang

0. Vorbemerkung

Zu Beginn meiner Arbeit eine kurze Bemerkung zu der von mir gewählten maskulinen Form Schüler und Lehrer. Damit sind selbstverständlich sowohl männliche als auch weibliche Personen gemeint. Da der Text meiner Meinung nach unleserlicher wird, wenn ich bei jeder Verwendung erneut darauf hinweise, möchte ich in meiner Arbeit darauf verzichten.

1. Einleitung

Das Projekt Schülerfirma lernte ich im Rahmen meines zweiten Blockpraktikums im September 2006 an einer „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ (SFG) kennen. Da ich mein Praktikum nicht in der Klasse mit der Schülerfirma absolvierte, lernte ich diese zunächst nur durch Erzählungen und als Kunde des „Schülercafes“ kennen. Mein Interesse daran war geweckt, denn das sah nicht nach normalem Unterricht aus. Ich informierte mich bei Lehrern aus der Schule darüber, und je mehr sie davon erzählten, desto erstaunter war ich, dass dies an einer „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ möglich war.

Da ich zu dem Zeitpunkt ein Thema für meine Examensarbeit suchte, entschied ich mich, diese über Schülerfirmen zu schreiben. Nun wollte ich mehr darüber wissen. Ich absolvierte ein weiteres Praktikum an dieser Schule, dieses Mal in der Werkstufe, der Klasse mit der Schülerfirma.

Ich lernte die Arbeit der Schüler in einem zweiwöchigen Praktikum kennen und war erstaunt, zu welchen Leistungen sie in der Lage sind. Jeden Freitag versorgten sie die komplette Schule mit ihrem Angebot zum Frühstück. Und jeden Dienstag bereiteten sie ein Catering für die Menschen aus der WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen) in ihrer Stadt vor. Doch nicht nur die Vorbereitung war ihr Job; auch der Einkauf und der Verkauf gehörten zu ihren Aufgaben. Die Schüler sind dadurch in der Lage, mit Geld umzugehen, aber auch Begriffe wie Umsatz und Gewinn waren ihnen bekannt und konnten berechnet werden. Durch diese Leistungen, mit denen auch die Lehrer nicht gerechnet haben, ließ ich mich immer mehr von dieser Methode begeistern. Doch bisher kannte ich nur die Praxis. Wie sieht es mit der Theorie aus? Was sagt die wissenschaftliche Literatur zu Schülerfirmen in der SFG?

Es war sehr schwierig für mich, theoretisches Wissen über Schülerfirmen in der SFG zu erlangen, da es nur wenig Literatur zu Schülerfirmen in „Schulen mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ gibt. So musste ich in dieser Arbeit viel auf Literatur aus der Wirtschaft und Literatur für Regelschulen zurückgreifen, da dort Schülerfirmen häufiger anzutreffen sind.

Die Kapitel zwei und drei sind deshalb über Schülerfirmen ganz allgemein geschrieben. Den Fragen: „Was sind Schülerfirmen?“, „Welche Ziele verfolgen sie?“ und „Welche Vorteile bietet diese Methode im Unterricht?“, bin ich zunächst in Kapitel zwei nachgegangen. Kapitel drei beschäftigt sich mit der Gründung von Schülerfirmen. Fragen nach Gründungsschritten, rechtlichen Hintergründen und Unterstützungen werden hier beantwortet.

In Kapitel vier komme ich auf die spezifischen Eigenschaften der „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ zu sprechen. Während ich mich mit dieser Arbeit beschäftigte, wurde ich immer wieder gefragt: „Schülerfirmen gibt es auch in der SFG, können die das?“ Auf diese Frage habe ich versucht eine Antwort zu finden. Außerdem verweise ich auf mehrere Unterpunkte aus den Aktivitätsbereichen des Lehrplans, die von Schülerfirmen abgedeckt werden können.

Der zweite und damit praktische Teil meiner Arbeit beschäftigt sich mit den Erfahrungen der „Schulen mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ aus Rheinland-Pfalz mit Schülerfirmen. Denn bisher kannte ich nur die Praxis einer Schule. Welche Erfahrungen haben andere Schulen mit dieser Methode gemacht? Wird diese Methode überhaupt an anderen Schulen eingesetzt? Diese und andere Fragen haben mich dazu bewegt, eine Umfrage in den SFG in Rheinland-Pfalz durchzuführen. Dazu habe ich alle 39 Schulen aus Rheinland-Pfalz angeschrieben und sie gebeten, einen von mir konzipierten Fragebogen auszufüllen. Diesen stelle ich in Kapitel fünf kurz vor und werte ihn in Kapitel sechs aus.

In meinem Fazit vergleiche ich die Theorie mit der Praxis und ziehe eine Schlussfolgerung aus den Ergebnissen des Fragebogens.

2. Was ist eine Schülerfirma?

Zunächst sei erwähnt, dass in der Literatur mehrere Begriffe für Schülerfirmen verwendet werden. Häufig sind folgende Begriffssynonyme zu finden: Schulfirma, Miniunternehmen, Schulunternehmen, Schülerunternehmen, Schülerbetrieb und GmbE (Gemeinschaft mit besonderer Erfahrung).

2.1 Das didaktische Konzept der Schülerfirma: Der Projektunterricht

Schülerfirmen gehören zur Unterrichtsform Projektunterricht und sind berufs- und wirtschaftsorientiert. „In einem Projekt geht es um die handelnd-lernende Bearbeitung einer konkreten Aufgabenstellung/ eines Vorhabens mit dem Schwerpunkt der Selbstplanung, Selbstverantwortung und praktischen Verwirklichung durch die SchülerInnen“ (siehe Gudjons 1997, S. 253). Merkmale eines Projektes sind der Situations- und Lebensbezug des Themas, die Orientierung an den Interessen der Schüler und die gesellschaftliche und praktische Relevanz der Aufgabe.

Gudjons unterscheidet vier Schritte innerhalb eines Projektes:

1. Ein Thema, das für den Erwerb von Erfahrungen geeignet ist und den oben genannten Merkmalen entspricht, wird gesucht.
2. Ein Plan zur Problemlösung wird gemeinsam entwickelt, so dass die Schüler das Geschehen zunehmend selbst organisieren und verantworten können. Der Lehrer stellt sich als Berater, Helfer und Koordinator zu Verfügung.
3. Es wird sich handelnd mit dem Problem auseinandergesetzt. „Merkmale dafür sind: Möglichst viele Sinne, Handlungsformen und Materialien etc. werden einbezogen; soziales Lernen wird wichtig durch Arbeit in Gruppen, vielfältige Kommunikation, Konfliktlösung etc.“ (siehe Gudjons 1997, S 254.).
4. Die Problemlösung soll an der Wirklichkeit kritisch überprüft werden.

„Als Merkmale sind also zu nennen, dass der Projektunterricht produkt-orientiert ist, wobei der Arbeits- und Lernprozess genauso wichtig genommen werden soll, wie das Produkt“ (siehe ebd.). Projektunterricht ist fächerübergreifender Unterricht (vgl. Gudjons 1997, S. 253 f.).

2.2 Definition und Beschreibung der Schülerfirma

„Schülerfirmen können definiert werden als von den Schüler/inne/n selbstständig betriebene ökonomische Projekte, in denen sie ein Produkt herstellen bzw. eine Dienstleistung erbringen, die sie entweder nur in der Schule oder auch außerhalb der Schule verkaufen“ (siehe Dohmke-Aleithe 1999, S. 21). Schülerfirmen sind Schulprojekte und keine realen Wirtschaftsunternehmen. Das bedeutet auch, dass vor allem pädagogische Ziele verfolgt werden und keine wirtschaftlichen. „Das Lernen steht im Mittelpunkt, nicht das Geldverdienen“ (siehe Dasecke 2002, S. 30). Schülerfirmen sollen und dürfen keine Konkurrenz zu realen Wirtschaftsunternehmen darstellen. Der pädagogische Gedanke hinter dieser Methode ist die Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag, um dadurch den Übergang zwischen Schule und Beruf zu erleichtern. Außerdem erlernen die Schüler Schlüsselqualifikationen für den späteren Beruf und den Alltag. „Selbstständigkeit, Unternehmergeist, Mut zur Innovation kann man nicht wie Fakten lernen, sondern muss sie als Anforderung und als eigene Qualifikation erfahren und entwickeln können“ (siehe Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 8). Dazu bietet die Schülerfirma Gelegenheit, da die Schüler nicht nur theoretisch lernen, sondern praktisch eine Firma führen.

Ein ganz wichtiger Punkt für die Motivation der Jugendlichen ist, dass sie an praktischen Beispielen erkennen, wofür sie lernen und in welchen Situationen bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigt werden. Dabei bringen sowohl positive als auch negative Erfahrungen die Schüler in ihrem Berufsfindungsprozess weiter (vgl. Krause 2002, S. 7).

„Aus fachdidaktischer Sicht ist die Schülerfirma ein handlungsorientiertes Lehr-Lernarrangement, in dem die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, am Beispiel „ihres“ Unternehmens neue Erfahrungen zu machen, in neue Situationen zu kommen und sich in diesen zu bewähren, neue Aufgaben zu übernehmen und neuen Bedingungen gegenüber zu stehen“ (siehe Hübner 2006, S. 11).

Inhaltlich beschreibt Hübner vier Dimensionen des Schülerfirmenmodells. Es dient der Berufsorientierung, dem ökonomischen Lernen, es fördert die Selbstständigkeit und trägt der Persönlichkeitsentwicklung bei (vgl. ebd.).

Auch wenn eine Schülerfirma kein reales Wirtschaftsunternehmen ist, sollte sie so wirklichkeitsgetreu wie möglich aufgebaut sein, um die Motivation zu steigern und den Schülern ein möglichst „echtes“ Verständnis dessen zu ermöglichen, was es bedeutet, wirtschaftlich zu arbeiten. Um den Echtheitsbezug herzustellen, sind bestimmte Voraussetzungen nötig:

1. „Das Unternehmen braucht einen Namen (Firmenbezeichnung) und es muss eine bestimmte Unternehmensform aufweisen.
2. Die wesentlichen Vorgänge des Betriebes müssen aufgezeichnet werden, d.h. eine Buchführung ist unerlässlich“ (siehe Geyer 2005, S. 8).

Wichtig ist es, das Projekt schülerzentriert zu gestalten. Die Schüler sollten überlegen was sie machen wollen, und sollten die Firma zu „ihrer“ Firma machen, indem sie ihr einen Namen geben und sie die Firma führen. Der Lehrer begleitet das Projekt und fungiert als Berater (vgl. Finke 2001, S.10).

2.3 Was ändert sich für die Schüler?

Da die Schülerfirma eine offene schülerzentrierte Lernform ist, müssen die Schüler dort wesentlich aktiver arbeiten. Der Impuls, was gemacht wird und wie es gemacht wird, sollte stets von den Schülern ausgehen. „Endlich müssen nicht mehr die Fragen des Lehrers mechanisch abgearbeitet werden, die in der konkreten Lebens- und Unterrichtssituation die Schüler wahrscheinlich eh nicht interessiert“ (siehe Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz 2002, S. 6). Die Schüler gründen „ihre Firma“, in der sie die Entscheidungen treffen. „Die Lernenden agieren hier wie „kleine“ Unternehmer. Das heißt, sie führen ihre Firma selbstständig und eigenverantwortlich“ (siehe Dippl et. al. 2004, S.22). Sie werden von den Lehrern lediglich beraten, die Entscheidung liegt voll und ganz bei ihnen. Dabei merken die Schüler, dass man nur erfolgreich sein kann, wenn man verantwortungsbewusst arbeitet.

Durch die Arbeit in ihrer Firma entdecken sie, dass man Dinge, die sie in Fächern wie Mathe oder Deutsch lernen, im späteren Leben brauchen kann. Der Sinn des Lernens wird für die Schüler sichtbar, das wirkt sich positiv auf die Motivation aus (vgl. Krause 2002, S. 7).

„Schülerinnen und Schüler erfahren in der Schülerfirma vor allem eigene Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten, die ihnen bisher oft nicht zugänglich waren“ (siehe Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 12). Kompetenzen, die im Regelunterricht nicht zur Geltung kommen, werden benötigt. Dazu gehören Kompetenzen wie Umgang mit fremden Personen, Organisationsfähigkeit, Verantwortlichkeit für die eigene Arbeit und Umgang mit Konsequenzen. Sie lernen, angefangene Dinge zu Ende zu bringen, miteinander im Team zu arbeiten und zu kommunizieren. Daraus resultierende Erfolge und ein gutes Klassenklima bringen Zufriedenheit mit sich. Diese Zufriedenheit führt zu Freude an der Arbeit und Freude an der Schule (vgl. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 12). Für die Schüler steht dabei die Arbeit in der Firma im Vordergrund, trotzdem wird dabei gelernt. „Die Lernenden lernen also in und durch Arbeit – praxisnah und handlungsorientiert“ (siehe Dippl et. al. 2004, S.25).

2.3.1 Was ändert sich für die Lehrer?

„Im Vordergrund aller Erfahrungen steht für die einzelne Lehrerin, den einzelnen Lehrer, die eine Schülerfirma mit ihren Schülerinnen und Schülern ins Leben rufen, die Entdeckung völlig neuer pädagogischer Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf eine Stärkung ihrer Schülerinnen und Schüler und auf die Sicherung ihres gesamten schulischen Erfolges“ (siehe Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 11). Diese Erfahrung wurde vor allem bei Schülern mit mangelnder schulischer Motivation gemacht. Durch die Handlungsorientierung können auch Fachunterrichtsinhalte ganz neu vermittelt werden. Der Lehrer sollte für Entscheidungen der Schüler offen sein, selbst wenn diese zu kleinen Misserfolgen führen werden. Auch aus Misserfolgen kann man lernen. „Eine Schülerfirma zu betreuen und zu begleiten heißt daher, sich selbst zurückzunehmen und die Schüler auf den Weg zu bringen, die nächsten Schritte selbst zu gehen“ (siehe Finke 2001, S. 10). Denn die pädagogischen Gewinne einer Schülerfirma können nur erzielt werden, wenn die Schüler eine aktive Rolle in der Firma übernehmen können (vgl. Dippl et. al. 2004, S.22).

Eine weitere Erfahrung ist, dass das Klassenklima und das Lehrer-Schüler Verhältnis sich verbessern. „Die Erfahrungen des gemeinsamen Erfolges oder die Bewältigung des Scheiterns stellen eine andere Ebene der Kommunikation zwischen den Beteiligten her als es im Unterricht möglich ist“ (siehe Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 12). Es entwickelt sich eine eher kollegiale Beziehung zwischen Schülern und Lehrern, positive Rückmeldungen und Wertschätzungen häufen sich.

Lehrer die in einer Schülerfirma arbeiten berichten, dass sie zwar mehr Arbeit haben, ihre Berufszufriedenheit sich jedoch so verbessert hat, dass sich die Mehrarbeit auf jeden Fall lohnt.

2.3.2 Was ändert sich für die Schulen?

Auch im Schulleben sind Veränderungen bemerkbar. „Die Identifikation von Schülern, Eltern und Lehrern mit der Arbeit als Schülerfirma fördert unmittelbar die Entwicklung jenes Bewusstseins der Gemeinsamkeit als pädagogische Handlungseinheit, das für die Entwicklung zur Schule als selbstständige und eigenverantwortliche Institution erforderlich ist“ (siehe Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 12). Eine öffentliche Anerkennung der Arbeit der Firma trägt dazu auch weiter bei. Auch der Umgang unter den Schülern verändert sich durch die Erfahrung der gemeinsamen Verantwortlichkeit für die Firma. Der gegenseitige Respekt voreinander steigt und bewirkt einen Rückgang der Gewalt an den Schulen.

Diese Veränderungen werden nicht radikal erfolgen, sie werden sich viel mehr in vielen kleinen Schritten zeigen, die das Schulklima dauerhaft verändern (vgl. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung 2000, S. 11-13).

2.4 Entwicklungsgeschichte der Schülerfirma

Schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in den USA Schülerfirmen in den Highschools betrieben. Die so genannten „Junior-Achievement-Companies“ sollten dazu dienen, den Schülern einen besseren Einblick in die amerikanische Wirtschaft zu ermöglichen. Die Initiative ging dabei von der Wirtschaft aus, die Patenbetriebe und Berater für die Schülerfirmen vermittelten (vgl. Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz 2004, S. 6).

In den 60er Jahren stiegen die Jugendarbeitslosenzahlen in England und Irland so drastisch, dass man sich Methoden überlegte, dagegen anzukämpfen. So genannte Minicompanies wurden an den beruflichen Schulen gegründet. „Vorrangiges Ziel war die Orientierung der Jugendlichen auf eine berufliche Selbstständigkeit als Alternative zur Arbeitslosigkeit“ (siehe Finke 2001, S. 5). Diese Minicompanies brachten Erfolge mit sich und wurden zu einem ernstzunehmenden Ansatz für die allgemeine Berufsausbildung. Somit wurde dieser Ansatz auch auf andere Schulformen erweitert (vgl. ebd.).

Mitte der 80er Jahre wurden auf die Erfahrungen der anderen Länder aufbauend die ersten Juniorfirmen in Berufsschulen gebildet. „Als Ergänzungsmethode zur betrieblichen Ausbildung wurde ihr Lehr-Lernsetting als besonders geeignet angesehen, um die Ernsthaftigkeit von Handeln zu gewährleisten und mit der Überschaubarkeit betrieblicher Prozesse Erfahrungen zu vermitteln, die in Großbetrieben durch die Intransparenz von Arbeitsprozessen und immer abstrakter werdender Arbeit nicht mehr gemacht werden können“ (siehe Manthey 2001, S.1). Im Jahr 1987 wird die erste Schülerfirma an einer Regelschule in Deutschland (Wirtschaftsgymnasium in Überlingen) gegründet.

Erst Ende der 90er Jahre verbreitet sich die Methode in Deutschland, und immer mehr Schülerfirmen werden an allgemein bildenden Schulen gegründet. Einige Modellversuchsprogramme (siehe Abb.) unterstützten diesen Vorgang.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. siehe Manthey 2001, S. 3

2.5 Nachhaltige Schülerfirmen

„Beim Begriff der Nachhaltigkeit geht es darum, sowohl die Lebenschancen und Lebensqualitäten aller auf der Erde existierenden Menschen (globale Dimension) als auch diejenigen der künftigen Generation (Zukunftsdimension) zu sichern; also um gleiche Rechte an Ressourcen und intakter Umwelt“ (siehe Institut für Ökonomische Bildung 2004, S. 11).

„Die „Konferenz für Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro 1992, an der über 170 Staaten teilgenommen haben, hat das Konzept der Nachhaltigkeit zum grundlegenden Konzept für die Entwicklung der Gesellschaften im 21. Jahrhundert erklärt“ (siehe Geyer 2005, S. 42). Dabei wird im Kapitel 36 der Agenda 21 eine Neuausrichtung der Bildung auf eine nachhaltige Entwicklung gefordert. Doch inwiefern betrifft das Schülerfirmen?

Schüler werden in der Schülerfirma sowohl mit ökologischen als auch mit sozialen Fragestellungen konfrontiert. Ziel sollte es sein, Schüler dafür zu sensibilisieren, dass Streben nach Gewinn nicht der einzige Sinn wirtschaftlichen Handelns ist. Es ist pädagogisch sinnvoll, die Schüler praktisch erfahren zu lassen, dass z.B. ein teureres Produkt eingekauft wird, weil es recyclebar ist. Es ist wichtig zu lernen, dass verantwortungsvoll mit der Welt und ihren Ressourcen umgegangen werden muss. Das führt zu einem Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten>

(siehe Hildebrandt 2000, S. 14)

Ganz praktisch wird die Schülerfirma zu einer nachhaltigen Schülerfirma, wenn alle betrieblichen Entscheidungen vor dem Hintergrund folgender Merkmale durchdacht werden:

- Die Verwendung von erneuerbaren Ressourcen; der Verbrauch sollte geringer sein als die Regenerationsrate.
- Keine Nutzung von nicht-erneuerbaren Ressourcen, es sei denn diese können durch erneuerbare Ressourcen ersetzt werden.
- Schadstoffe dürfen nur in dem Maße in die Umwelt eingeleitet werden, wie die Umwelt diese auch wieder abbauen kann (vgl. Institut für Ökonomische Bildung 2004, S. 12).

Ein Aspekt der Erhaltung einer lebenswerten Natur- und Kulturlandschaft kann auch das Thema Dritte-Welt-Länder oder Gleichberechtigung sein. So gibt es auch Schülerfirmen, die zusammen mit Weltläden arbeiten oder Kontakte zu Schulen in Dritte-Welt-Ländern aufgebaut haben und diese durch ihren Gewinn unterstützen oder Produkte von ihnen verkaufen (vgl. Dasecke 2002, S. 29-31).

2.6 Der pädagogische Sinn einer Schülerfirma

„Die Vermittlung von Einsichten, Grundfertigkeiten und Verhaltensweisen steht im Vordergrund der pädagogischen Zielsetzung; es werden aber in hohem Maße auch soziale Lernziele verfolgt“ (siehe Knipp; Moritz 1993, S.33).

Die Schüler arbeiten nicht nur theoretisch sondern dürfen praktisch mit realen Produkten und Dienstleistungen handeln, evtl. kommt sogar ein Gewinn heraus. Dies gibt den Schülern einen großen Motivationsschub. „Sie fühlen sich ernst genommen, sie können tatsächlich etwas bewegen, sie sind die Aktiven und nicht die Zuhörenden und sie stehen gleichberechtigt neben den Lehrerinnen und Lehrern“ (siehe Dasecke 2002, S.30). In der Regel haben die Schüler ihren eigenen Chef gewählt. Der Lehrer tritt in den Hintergrund und nimmt die Rolle des Moderators bzw. Beraters an. Regelmäßige Anwesenheit und Pünktlichkeit wird unter den Schülern selbst kontrolliert, Abmahnungen vom Schülerchef geschrieben. „Die Schüler merken sehr schnell, dass Aufträge nur pünktlich zur Zufriedenheit der Kunden erledigt werden können, wenn alle verlässlich mitziehen“ (siehe ebd.). Die Schüler fangen an, zusammen zu arbeiten, zu kommunizieren, Konflikte zu lösen und Entscheidungen zu treffen. Somit erlangen sie wichtige Schlüsselqualifikationen für ihr späteres Leben.

Für den Lehrer bedeutet dies, dass er sich zurücknehmen muss. Er muss aushalten können, dass die Schüler falsche Entscheidungen treffen und Irrwege durchlaufen. Es würde der pädagogischen Idee der Schülerfirma widersprechen, hier einfach die richtige Lösung vorzugeben. „Sie [Schüler und Lehrer] müssen ungelöste Situationen aushalten können und begreifen, dass es nicht die Aufgabe einer Lehrkraft ist, für alles die passende Lösung parat zu haben, sondern dass es die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist, aktiv, konstruktiv und zuversichtlich nach einer Lösungsmöglichkeit zu suchen“ (siehe Jenzen; Siepe, Zschieschang 2003, S. 48). Aus Fehlern lernt man bekanntlich für die Zukunft und deshalb gehören sie genauso zum Lernprozess wie Erfolge. Fühlt sich ein Erfolg in der Gewissheit, es allein geschafft zu haben, nicht wesentlich besser an? Dementsprechend wächst das Selbstbewusstsein bei einem selbst erwirtschafteten Erfolg viel mehr, als wenn die Lösungen zu Problemen ständig vorgegeben werden (vgl. ebd.).

2.6.1 Mögliche Ziele der Schülerfirma

Egal welchen Inhalt eine Schülerfirma hat, „im Kern geht es immer um praxisnahes Lernen und um die Förderung von Schlüsselkompetenzen, die für den erfolgreichen Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf von zentraler Bedeutung sind“ (siehe Finke 2006, S. 36).

Es gibt ganz unterschiedliche Ziele, die mit einer Schülerfirma verfolgt werden können. Diese könnten sein:

- Bessere Vorbereitung der Schüler auf Ausbildung und Beruf
- Verbesserung der ökonomischen Bildung in der Schule
- Förderung des sozialen Lernens
- Förderung von Schlüsselkompetenzen wie Eigeninitiative, Teamfähigkeit, Selbstständigkeit in praxisnahen Handlungsfeldern
- Praxisnahe Unterrichtsgestaltung
- Erprobung eines neuen Unterrichtskonzepts im Rahmen der Gesamtorganisation von Schule
- Orientierung der Schüler auf eine selbstständige Tätigkeit
- Projektarbeit mit größtmöglichem Ernstcharakter
- Beitrag zur sinnvollen Freizeitgestaltung an der Schule
- Erwirtschaftung von Eigenmitteln für die Schule
- Aufbesserung des Taschengeldes der Schüler

(siehe ebd.)

Manche dieser Ziele sind pädagogisch mehr, manche weniger sinnvoll. Zumindest sollte es nie ausschließlich um wirtschaftliche Interessen wie z.B. Gewinnmaximierung gehen. Bei Zielen wie der Erwirtschaftung von Eigenmitteln und der Aufbesserung des Taschengeldes geht dies jedoch sehr stark in die Richtung. Natürlich kann eine Schülerfirma auch mehr als nur eines der oben genannten Ziele verfolgen. Die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen sollte jedoch in jeder Schülerfirma im Mittelpunkt stehen (vgl. Geyer 2005, S. 9).

2.6.2 Lernziele nach Geyer

Geyer gliedert die Kompetenzen, die anhand einer Schülerfirma gelernt werden können, in fünf Unterpunkte:

1. Handlungskompetenz: Die Schüler lernen, Situationen zu analysieren und darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen. Dies geschieht selbstständig, alleine oder im Team.
2. Soziale Kompetenz: Die Schüler lernen, Verantwortung zu übernehmen, miteinander zu Kommunizieren, im Team zu arbeiten und üben, konstruktiv zu kritisieren und Kritik auszuhalten.
3. Methodenkompetenz: Innerhalb der Schülerfirma lernen die Schüler, ihre Arbeit zu planen und zu organisieren. Außerdem können sie Präsentationsformen erlernen, indem sie Außenstehenden, bzw. „Kollegen“, ihre Arbeit präsentieren.
4. Personale Kompetenz: Durch die Beschäftigung mit der Firma werden die Schüler angeregt, über eigene berufliche Zukunftswünsche nachzudenken, evtl. sogar über berufliche Selbstständigkeit. Sie lernen sich in einer neuen Rolle, als Mitarbeiter eines Unternehmens, kennen und diese anzunehmen. Außerdem lernen sie das Diskutieren, das Argumentieren, eine eigene Meinung zu haben und diese in einer Gruppe zu äußern.
5. Nachhaltigkeitsbildung: In Schülerfirmen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit lernen die Schüler, verantwortungsbewusst mit Menschen und mit der Umwelt umzugehen, soziales mit unter-nehmerischem Handeln zu verbinden und bekommen so ein verändertes ökologisches Bewusstsein.

Als weitere Ziele formuliert Geyer:

- Erlebbarkeit der Unterrichtsinhalte
- Wirtschaftliche Zusammenhänge werden selbst erfahren und dadurch transparenter
- Höhere Motivation durch Ernsthaftigkeit und Erfolg der Schülerfirma; Einsicht in die Notwendigkeit des Lernens
- Differenzierung sehr einfach möglich
- Kennen lernen mehrerer Strukturen durch Arbeit in verschiedenen Bereichen.
- Öffnung der Schule nach außen
- Das Gefühl sinnvoller Arbeit steigert das Selbstwertgefühl (vgl. Geyer 2005, S. 9f.).

Es wird also die Möglichkeit gegeben, fast alle Fähigkeiten, die heutzutage von Schulabgängern erwartet werden, zu erlernen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(siehe Krause 2002, S. 14)

2.7 Schülerfirma pro und contra

Wie bei jeder Methode gibt es auch bei der Schülerfirma Befürworter und Kritiker. Welche Argumente diese jeweils hervorbringen, um ihre Meinung zu unterstützen, will ich nun kurz erläutern.

Kritiker sehen die Gefahr, „dass Schülerfirmen den Schülern nur Tätigkeiten innerhalb ihres Unternehmens vermitteln und nur die unternehmerische Denk- und Urteilsweise von den Schülern erlernt wird. „Durch die Mitarbeit im Schülerunternehmen würde demnach lediglich die Akzeptanz des auf dem Prinzip der Gewinnmaximierung basierenden Grundwertverständnisses des Unternehmens gefördert“ (siehe Eickelmann 2006, S. 3). Die Erziehung zu einer mündigen Person wird damit in Frage gestellt.

Befürworter stimmen dem nur zu, wenn die Erfahrungen aus der Schülerfirma nicht kritisch und fachlich reflektiert werden. Die Reflexion sollte jedoch genauso zum Alltag einer Schülerfirma gehören wie die Arbeit. Denn nur wenn die Schüler auch darüber nachdenken und reflektieren was sie machen, werden sie zu mündigen Menschen mit eigener Meinung.

„Zentrale Aufgabe schulischer Lernprozesse ist die Ausstattung Heranwachsender mit fachlichen, methodischen, sozialen und personen-bezogenen Kompetenzen, die ihnen als Voraussetzung für erfolgreiches Handeln dienen“ (siehe Eickelmann 2004, S. 6). Um die Wirksamkeit der Methode Schülerfirma beurteilen zu können, muss sie an diesem Maßstab gemessen werden.

2.7.1 Entwicklung von Fachkompetenzen

In einer Schülerfirma ist es die Aufgabe der Schüler, wirtschaftlich zu arbeiten. Die Tätigkeiten sind je nach Inhalt der Schülerfirma verschieden, das Produkt bzw. die Dienstleistung muss jedoch immer angeboten und produziert werden. Des Weiteren müssen Kosten kalkuliert und Arbeitsabläufe koordiniert werden. Eine gut funktionierende Kooperation mit Mitarbeitern und Kunden ist von Nöten. „Dadurch wird den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, die Gegebenheiten und Vorgänge in einem Unternehmen zu erfassen und darüber hinaus Wege aufzuzeigen, wie in optimaler Weise die Zielsetzungen des Unternehmens erfüllt werden können“ (siehe Eickelmann 2006, S. 6). Außerdem setzen sie sich mit dem Aufbau und rechtlichen Gegebenheiten eines Unternehmens, mit Finanzierungsplänen, Marketingkonzepten, der Produktion sowie mit einem vereinfachten Rechnungswesen auseinander. Dies geschieht jedoch nicht nur theoretisch, sondern wird praktisch und handlungsorientiert erprobt. So erlangen die Schüler operative Fähigkeiten und ein handlungsbezogenes Sachwissen zu betrieblichen Funktionen und Organisationen.

2.7.2 Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen

Unter überfachlichen Kompetenzen sind Methodenkompetenz, Urteils-, Entscheidungs- und Handlungskompetenz und soziale Kompetenz zu verstehen.

„Die produktorientierte Arbeitsweise im Schülerunternehmen erzwingt eine aktive Auseinandersetzung mit Inhalten, die nicht nur passiv aufgenommen, sondern auch interpretiert, reflektiert und in sinnvoller Weise aufbereitet und wiedergegeben werden müssen“ (siehe Eickelmann 2006, S. 8). Dazu ist ein Methodenrepertoire notwendig, welches die Schüler zunächst erlernen, anwenden und dann automatisieren müssen. Dazu gehören zum Beispiel Methoden wie Informationsbeschaffung, Umgang mit dem PC (Word, Excel), Umgang mit Statistiken und vieles mehr.

Fachliche und methodische Kompetenz sind Voraussetzung für die Urteils- und Entscheidungskompetenz. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, müssen unterschiedlichste Voraussetzungen und Konsequenzen bedacht werden. Aufgrund der Realbedingungen in einer Schülerfirma können die Schüler dies erlernen. „So ist eine fachlich fundierte Beurteilung der konkreten Rahmenbedingungen des Wirtschaftens im Unternehmen aufgrund vorherrschender Unsicherheiten und unternehmerischer Risiken sowie das Treffen ökonomisch begründeter Entscheidungen unter Berücksichtigung des Kosten-Nutzen-Kalküls in unterschiedlichsten Situationen permanenter Bestandteil der Arbeit im Unternehmen“ (siehe ebd.).

Auch soziale Kompetenzen werden in einer Schülerfirma gefördert. So ist die Schülerfirma kein Einzelunternehmen, sondern setzt sich aus mehreren Schülern bzw. einer Klasse zusammen. Die Zusammenarbeit muss geregelt werden, einzelne Schüler müssen Verantwortung übernehmen und von den anderen Schülern akzeptiert werden. Die Schüler lernen im Team zu arbeiten, sich durchzusetzen und selbst-ständig ohne ständige Anleitung durch den Lehrer zu arbeiten (vgl. Eickelmann 2006, S. 3-9).

2.7.3 Vorteile der Schülerfirma

Krause fasst die oben genannten und weitere Vorteile einer Schülerfirma folgendermaßen zusammen:

1. Durch die lange Laufzeit erleben Schüler die Dauerbelastung des Berufes und können kompetentere Entscheidungen treffen.
2. Schlüsselqualifikationen (Leistungsbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit usw.) werden im Schonraum Schule trainiert.
3. Erfolge und Misserfolge machen sich direkt am Verdienst bemerkbar.
4. Soziale Verantwortung beeinflusst die unternehmerischen Entscheidungen.
5. Lernziele mehrerer Fächer können in einer Schülerfirma abgedeckt werden. (fächerübergreifender Ansatz)
6. Die Schülerfirma kann flexibel auf alle Klassen zugeschnitten werden. Am besten sollte eine Klasse fest als Schülerfirma arbeiten, damit alle Schüler diese mal durchlaufen können (vgl. Krause 2001, S. 19).

„In einer vorläufigen Bilanz ist zunächst festzustellen, dass Schülerfirmen unter bestimmten Bedingungen einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Schulqualität in Richtung einer Verbindung von schulischem Lernen und dem Leben (und Arbeiten) außerhalb und nach der Schule leisten können“ (siehe Duismann; Meschenmoser 2003, S. 53). Um die Lernbedingungen zu verbessern, reicht es jedoch nicht aus, eine Schülerfirma einfach nur einzurichten. Dazu müssen Qualitätsmerkmale entwickelt werden, die der ständigen Reflexion dienen.

„Schülerfirmen haben sich als Beitrag zur besseren Vorbereitung der Jugendlichen auf Ausbildung und Beruf vielfältig bewährt“ (siehe Finke 2001, S. 5). Sowohl die ökonomische Bildung als auch das soziale Lernen werden durch die schülerzentrierte, offene Lernform gefördert. Auch in der Wirtschaft finden Schülerfirmen mehr und mehr Anerkennung (vgl. ebd.).

2.8 Rechtsformen von Schülerfirmen

„Auch wenn die Schülerfirma rechtlich als unterrichtliche Veranstaltung organisiert wird, erscheint es sinnvoll, dieser trotzdem eine Rechtsform pro Forma zu geben, damit die Schülerinnen und Schüler in realistischen Situationen mit den Vor- und Nachteilen der Rechtsformen auseinandersetzen können“ (siehe Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz 2004, S. 14). Dabei wird im Normalfall zwischen den Formen Schüler-Aktiengesellschaft (S-AG), Schüler-Gesellschaft mit beschränkter Haftung (S-GmbH) und Schüler-Genossenschaft (S-eG) gewählt.

2.8.1 Die Schüler-Aktiengesellschaft (S-AG)

Um eine AG zu gründen, braucht man mindestens fünf Personen. Die Gründungsmitglieder müssen im Normalfall ein Gründungskapital von 50.000 Euro einzahlen. In einer Schülerfirma kann das Gründungs-kapital selbst bestimmt werden. Jede Person, die zu diesem Gründungskapital beigetragen hat (das können Schüler, Eltern, Lehrer oder auch Partnerfirmen sein), bekommt über seine Einlage eine Bescheinigung – eine Aktie. Die Aktionäre haften nicht für die Schulden der Firma. Bei einem Gewinn wird dieser durch die Anzahl der Aktien geteilt – die Dividende wird berechnet. Der errechnete Betrag wird an alle Aktionäre ausgezahlt, das Stammkapital bleibt im Unternehmen. „Der Vorteil der AG ist es, dass viele Kapitalgeber auch mit Kleinstbeträgen einsteigen können und damit Geld leicht zu beschaffen ist“ (siehe Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz 2004, S. 15).

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Details

Titel
Schülerfirma an einer „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ (SFG). Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
115
Katalognummer
V92128
ISBN (eBook)
9783638060240
ISBN (Buch)
9783640204700
Dateigröße
1350 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schülerfirma, Erfahrungen, Rheinland-Pfalz
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Rebecca Hasenclever (Autor:in), 2007, Schülerfirma an einer „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ (SFG). Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92128

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Titel: Schülerfirma an einer „Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung“ (SFG). Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz



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