In der Diskussion über das negative Votum der Franzosen zum Vertrag über eine Verfassung für Europa (VVE) hat kaum ein Wort eine so große Rolle gespielt wie der äußerst unscharfe Begriff der „Politikverdrossenheit“ . Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung Phänomene und Entwicklungen wie die Krise auf dem Arbeitsmarkt, die Erweiterung der EU, die Übertragung von Handlungskompetenzen auf eine supranationale Ebene haben und wie diese Phänomene auf den mündigen Bürger wirken. Kann zum Beispiel die Ablehnung des Verfassungsvertrages als eine Folge der Überforderung und des zunehmenden Ohnmachtgefühles gegenüber Staat, Politik und Wirtschaft gedeutet werden? Welche Auswirkungen haben Protestwahlverhalten für die demokratischen Strukturen im Land und für die Europäische Union? Im Folgenden geht es darum diese Fragen zu klären, wobei zunächst ein theoretischer Zugang zum Problem gewählt wird. Zunächst wird die Bedeutung des Begriffs der Politikverdrossenheit kurz analysiert und erklärt. Anschließend wird dann das generische Mehr-Ebenen-Modell zur Erklärung von Politikverdrossenheit erläutert. Es dient als analytischer Rahmen, mit dessen Hilfe die Verfassungsdebatte 2005 in Frankreich im Anschluss besser analysiert werden kann.Abschließend soll dann geklärt werden, in wie weit die französische Regierung diese Meinungen aufnimmt und sich den Weg aus den Reformbaustellen vorstellt. Muss Frankreichs Regierung gegen zunehmende Ernüchterung im Land kämpfen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Theoretische Zugänge zum Problem
- Der Begriff der politischen Verdrossenheit
- Das generische Mehr-Ebenen-Modell zur Erklärung von Politikverdrossenheit
- Die Makro-Ebene der gesellschaftlichen Strukturen und Prozesse
- Die Meso-Ebene der sozialen Gebilde
- Die Rolle der Medien
- Die Mikro-Ebene des individuellen Akteurs
- Die französische Verfassungsdebatte 2005
- Warum ein Referendum in Frankreich?
- Frankreich - die Zukunft eines „reifen“ Nationalstaates in der europäischen Integration
- Die Rolle der politischen Organisationen in der Verfassungsdebatte
- Die Kampagne der Verfassungsbefürworter
- Die Kampagne der Verfassungsgegner
- Die Rolle der Medien
- Das Verfassungsreferendum 2005 – ein Protest des „kleinen Bürgers“?
- Frankreich zwischen Anpassung und Eigenständigkeit - Stress in einer der ältesten Demokratien Europas
- Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Krise des französischen Wachstums- und Zivilisationsmodells im Kontext der europäischen Integration. Im Fokus steht das gescheiterte Verfassungsreferendum 2005 in Frankreich und die damit verbundene Politikverdrossenheit der Bevölkerung.
- Die Bedeutung des Begriffs der Politikverdrossenheit
- Das generische Mehr-Ebenen-Modell zur Erklärung von Politikverdrossenheit
- Die französische Verfassungsdebatte 2005
- Die Rolle der Medien und politischen Organisationen in der Verfassungsdebatte
- Die Auswirkungen des Referendums auf die französische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik und stellt die zentrale Fragestellung nach den Ursachen für die Politikverdrossenheit in Frankreich im Kontext des gescheiterten Verfassungsreferendums 2005 dar. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen beleuchtet, indem der Begriff der Politikverdrossenheit sowie das Mehr-Ebenen-Modell zur Erklärung dieses Phänomens erläutert werden. In Kapitel 3 wird die französische Verfassungsdebatte 2005 detailliert analysiert, wobei insbesondere die Rolle der politischen Organisationen, der Medien und des „kleinen Bürgers“ im Referendumsprozess beleuchtet wird. Kapitel 4 untersucht die Herausforderungen für Frankreich in der europäischen Integration und die Auswirkungen auf die französische Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Politikverdrossenheit, Verfassungsreferendum, Europäische Integration, Frankreich, Nationalstaat, Medien, politische Organisationen, gesellschaftliche Strukturen, „kleiner Bürger“,
- Citation du texte
- Nadine Buschhaus (Auteur), 2006, Frankreich im neuen Europa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92233