In der Debatte um den Sozialstaat spielt kaum ein Wort eine so große Rolle wie der äußerst unscharfe Begriff der sozialen Gerechtigkeit. Diese wird meist mit moralischen Ansprüchen und Verbindlichkeiten in Verbindung gebracht und als Hauptmotiv für eine ganze Reihe von politischen Handlungen präsentiert. Gerade deshalb ist eine genaue Analyse dieses Begriffs von zentraler Bedeutung. Es stellt sich die Frage, wie Phänomene und Entwicklungen – wie die Krise auf dem Arbeitsmarkt, der steigende Wettbewerb und die abnehmende Handlungsfähigkeit – unter Gerechtigkeitsaspekten bewertet werden können. Kann zum Beispiel die steigende Arbeitslosigkeit als ein fundamentales Gerechtigkeitsproblem gedeutet werden? Kann Arbeitslosigkeit „ungerecht“ sein? Im Folgenden geht es darum, diese Fragen zu klären, wobei ein normativer Zugang zum Problem gewählt wird. Zunächst wird die Bedeutung des Begriffs der sozialen Gerechtigkeit kurz analysiert und erklärt. Anschließend soll es darum gehen, die Arbeitslosigkeit in Deutschland näher zu cha-rakterisieren. Was genau meint der Begriff der Arbeit und was ist Arbeitslosigkeit? Welche Folgen hat ein Ausschluss von der Erwerbsarbeit? Hierbei wird es in erster Linie um die Folgen auf der individuellen Ebene wie mangelnde soziale Anerkennung, Marginalisierung und Scham gehen. Diese negativen Folgen legen eine Strategie nahe, die auch in der politischen Philosophie vertreten wird: die Etablierung eines Rechtes auf Arbeit. Doch kann so ein Recht, wie es in der Menschenrechtserklärung der UNO bereits 1948 erwähnt wurde, überhaupt garantiert werden? Dies gilt es in einem nächsten Schritt zu analysieren. Anschließend wird Arbeitslosigkeit nochmals im Spiegel der normativen politischen Gerechtigkeitstheorien betrachtet. Konkreter soll es jetzt aber darum gehen, wie ein libertärer Liberaler wie Robert Nozick das Problem der Arbeitslosigkeit einschätzt. Das, was Nozick dem Markt überlässt, ist für John Rawls und den egalitären Liberalismus zu einer herausfordernden philosophischen Aufgabenstellung geworden. Deshalb soll in einem vorletzten Schritt die Bedeutung der Arbeitslosigkeit in der Rawlschen Gerechtigkeitstheorie analysiert werden. Abschließend soll dann geklärt werden, in wie weit die aktuelle politische Diskussion diese Meinungen aufnimmt.Ist die sich über den Markt einstellende Allokation der Ressourcen wirklich „ungerecht“?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Normative Zugänge zum Problem: Solidarität oder Verteilungsgerechtigkeit?
- Der Begriff der sozial(staatlich) en Gerechtigkeit
- Die liberale Sozialstaatsbegründung
- Die egalitaristische Sozialstaatsbegründung
- Arbeitslosigkeit in Deutschland
- Der Begriff der Arbeit bzw. der Arbeitslosigkeit
- Folgen des Ausschlusses von der Erwerbsarbeit
- Gibt es ein Recht auf Arbeit?
- Arbeitslosigkeit im Spiegel normativer politischer Gerechtigkeitstheorien
- Arbeitslosigkeit im Kontext der nozickschen Theorie – ein libertärer Ansatz
- Arbeitslosigkeit im Kontext der rawlschen Theorie – ein egalitaristischer Ansatz
- Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Problem der Arbeitslosigkeit im Kontext der sozialen Gerechtigkeit. Sie verfolgt den Anspruch, den Begriff der sozialen Gerechtigkeit zu definieren und dessen Bedeutung im Zusammenhang mit der aktuellen Krise des deutschen Sozialstaates zu beleuchten.
- Das Konzept der sozialen Gerechtigkeit und seine unterschiedlichen Ausprägungen
- Die Folgen der Arbeitslosigkeit für den Einzelnen und die Gesellschaft
- Die Frage nach einem Recht auf Arbeit und die normative Begründung
- Die Bewertung der Arbeitslosigkeit aus libertärer und egalitärer Perspektive
- Die Bedeutung der Arbeitslosigkeit für die Diskussion um die Zukunft des Sozialstaates
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der die Problematik der Arbeitslosigkeit im Kontext der aktuellen Debatte um den deutschen Sozialstaat vorgestellt wird. Anschließend werden verschiedene normative Zugänge zum Problem der sozialen Gerechtigkeit beleuchtet. Hierbei werden sowohl die liberale als auch die egalitaristische Sichtweise auf den Sozialstaat vorgestellt. Im Anschluss erfolgt eine genaue Charakterisierung der Arbeitslosigkeit in Deutschland, wobei die Folgen des Ausschlusses von der Erwerbsarbeit für den Einzelnen im Vordergrund stehen. Des Weiteren wird die Frage nach einem Recht auf Arbeit diskutiert.
Die Arbeit setzt sich anschließend mit den verschiedenen normativen Theorien der politischen Gerechtigkeit auseinander. Zunächst wird der libertäre Ansatz von Robert Nozick vorgestellt. Im weiteren Verlauf werden die zentralen Ideen der egalitären Gerechtigkeitstheorie von John Rawls erläutert und deren Implikationen für das Problem der Arbeitslosigkeit betrachtet.
Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und Schlussfolgerung, in der die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Untersuchung dargestellt werden.
Schlüsselwörter
Soziale Gerechtigkeit, Arbeitslosigkeit, Sozialstaat, Liberalismus, Egalitarismus, Robert Nozick, John Rawls, Menschenrechte, Recht auf Arbeit, Verteilungsgerechtigkeit, Solidarität, Finanzierungs- und Sinnkrise des Sozialstaates.
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- Nadine Buschhaus (Autor), 2007, Arbeitslosigkeit - ein Gerechtigkeitsproblem?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92234