Das Werk Platons hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer wieder Stoff für kontroverse Diskussionen geliefert. Die unterschiedlichen Positionen lassen sich dabei – grob vereinfacht – in zwei Lager spalten: auf der einen Seite stehen die Wissenschaftler, die Platons Ideen idealisieren und mitunter sogar verherrlichen, auf der anderen jene, die seinen Schriften kritisch gegenüberstehen und sie aus einer distanzierteren Haltung heraus begutachten.
Besonders Platons Hauptwerk – die „Politeia“ – hat in dieser Hinsicht für Aufruhr unter den Philosophen gesorgt. Im Zentrum des Diskurses steht dabei vor allem eine Frage: Ist der Staatsentwurf, den Platon hier vorlegt, auch heutzutage ein erstrebenswertes Modell, oder sollten wir seine Ideen angesichts unserer heutigen politischen Situation verwerfen?
Einer der wohl heftigsten Angreifer der Platonischen Sichtweise ist allerdings Karl R. Popper, der den so genannten „Idealstaat“ als totalitäres Regime bezeichnet, das jeglicher Humanität und Individualität widerspricht, und das mit unserer heutigen Auffassung von Gerechtigkeit wenig zu tun hat.
Diese schwerwiegenden Anschuldigungen möchte ich in der vorliegenden Arbeit etwas näher beleuchten, indem ich von folgender Fragestellung ausgehe:
Inwiefern sind Poppers Ansichten hinsichtlich eines totalitären Regimes tatsächlich zutreffend, und inwiefern muss man angesichts der gewaltigen Zeitspanne, die zwischen der Entstehung und der heutigen Rezeption des Werkes liegt, differenzieren? Gibt es Merkmale in Platons Staatsentwurf, die auch aus heutiger Sicht als humanitär bezeichnet werden können, und falls dies so ist, welche Voraussetzungen gehören zu einer solchen Beurteilung?
Ziel meiner Arbeit ist es, anhand einer Argumentation, die beide Positionen berücksichtigt, festzustellen, ob Platons Staat eher totalitär oder eher humanitär zu nennen ist, falls man diese Begriffe überhaupt zur Charakterisierung verwenden darf – darüber hinaus möchte ich in diesem Zusammenhang versuchen, mögliche Probleme aufzuzeigen, die aus heutiger Sicht mit einer solchen Begriffskategorisierung verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Kapitel I:
- Platons Denkentwurf - Beschreibung seines Staatsaufbaus
- Kapitel II:
- Kritische Interpretation von Karl R. Popper - „Platons Staat - ein totalitäres Regime!“
- Kapitel III:
- Versuch einer Gegendarstellung: der humanitäre Aspekt in der „Politeia“ - Gibt es ein „Entweder - oder?“
- Schlussbemerkung:
- Darf man Platons „Staat\" so einfach kategorisieren?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage zu untersuchen, ob Platons Staatsmodell in der „Politeia“ eher als totalitär oder als humanitär zu betrachten ist. Anhand einer Analyse der Argumentation von Karl R. Popper sowie einer Gegenposition, die humanitäre Aspekte des Staatsmodells beleuchtet, soll eine differenzierte Bewertung des Platonschen Denkentwurfs ermöglicht werden.
- Der Staatsentwurf Platons in der „Politeia“
- Die Kritik von Karl R. Popper an Platons Staatsmodell
- Die Bedeutung von Gerechtigkeit in Platons Philosophie
- Humanitäre Aspekte des Platonschen Staatsmodells
- Die Problematik der Kategorisierung von Platons Staat als „totalitär“ oder „humanitär“
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Platons Denkentwurf - Beschreibung seines Staatsaufbaus
Dieses Kapitel stellt Platons Staatsmodell in der „Politeia“ vor, wobei der Schwerpunkt auf der Bedeutung von Gerechtigkeit als zentrale Idee des Werks liegt. Platons Vorgehensweise, vom „Großen“ zum „Kleinen“ zu schließen, wird anhand des Buchstabengleichnisses erläutert.
Kapitel II: Kritische Interpretation von Karl R. Popper - „Platons Staat - ein totalitäres Regime!“
Dieses Kapitel analysiert die Kritik von Karl R. Popper an Platons „Idealstaat“, den er als totalitäres Regime bezeichnet, das Individualität und Humanität unterdrückt. Poppers Sichtweise auf Platons Ideen wird im Detail betrachtet.
Kapitel III: Versuch einer Gegendarstellung: der humanitäre Aspekt in der „Politeia“ - Gibt es ein „Entweder - oder?“
Dieses Kapitel präsentiert eine Gegenposition zu Poppers Kritik, indem es humanitäre Aspekte in Platons „Politeia“ hervorhebt. Es wird untersucht, ob Platons Staat als „totalitär“ oder „humanitär“ kategorisiert werden kann und welche Probleme mit einer solchen Kategorisierung verbunden sind.
Schlüsselwörter
Platons Staatsmodell, „Politeia“, Gerechtigkeit, Totalitarismus, Humanität, Karl R. Popper, Idealstaat, Kritik, Analyse, Gegenposition, Denkentwurf, Zeitspanne, Rezeption, Kategorisierung.
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- Uta Schmidt (Autor), 2008, Platons Staatsmodell – humanitär oder totalitär?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92374