Die Darstellung der Kryptowährung Bitcoin in der Medienberichterstattung. Eine Framinganalyse österreichischer Tageszeitungen


Diplomarbeit, 2019

131 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung
1.1 Einführung
1.2 Wissenschaftliche Relevanz und Forschungsstand
1.3 Zielsetzung
1.4 Aufbau

2 Bitcoin
2.1 Anfänge
2.2 Funktionsweise und Eigenschaften
2.2.1 Dezentral
2.2.2 Mining
2.2.3 Blockchain
2.2.4 Pseudonym
2.3 Zahlungsmittel und Währung
2.4 (Inter)nationales Interesse am Bitcoin
2.4.1 Erstes Aufkommen in den Medien
2.4.2 Google, Wikipedia und Twitter
2.4.3 Der Bitcoin und Österreich

3 (Massen)Medien und Öffentlichkeit
3.1 Begriff des Mediums
3.2 Funktionen
3.3 Qualitätsanspruch
3.4 Zeitungen
3.4.1 Darstellungsformen
3.4.2 Zeitungsressorts
3.5 Nachrichtenselektion
3.5.1 Gatekeeper
3.5.2 Nachrichtenfaktoren
3.5.3 News Bias
3.6 Agenda Setting
3.7 Framing
3.7.1 Ursprünge und Definition
3.7.2 Arten von Frames und Frame-Elementen
3.7.3 Inhaltszentrierte Medienframes
3.7.4 Dynamik von Frames

4 F orschungsfragen

5 Methode
5.1 Inhaltsanalytische Identifikation von Medienframes
5.2 Untersuchungsmaterial und -zeitraum
5.3 Operationalisierung

6 Ergebnisse
6.1 Frame-Elemente und Medienframes
6.2 Themen- und Framingzyklus
6.3 Frames je journalistischer Darstellungsform
6.4 Frames je Zeitungsressort

7 Diskussion, Fazit und Ausblick
7.1 Diskussion der Ergebnisse
7.2 Fazit und Ausblick

8 Quellenverzeichnis

9 Anhang
9.1 Artikelübersicht
9.2 Codebuch
9.2.1 Formale Codiereinheiten
9.2.2 Inhaltliche Codiereinheiten

Abstract

Deutsch

Englisch

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich meinen Dank all jenen Personen aussprechen, die direkt oder indirekt ihren Teil zu dieser Diplomarbeit beigetragen haben.

Danke unbekannterweise an Satoshi Nakamoto für seine oder ihre geniale Erfindung. ich bin sehr gespannt, welche Rolle der Bitcoin und die Blockchain in der Zukunft einneh­men und ob die Welt noch erfahren wird, wer hinter dem Pseudonym steckt.

Danke an meinen Betreuer Herrn Dr. Lojka für seine richtungsweisenden Denkanstöße, für sein stets offenes Ohr bei Fragen, für die zielgerichtete Herangehensweise und auch für die in diesen Zeiten nötige Portion Schmäh.

Danke an meinen Arbeitgeber, vor allem an meinen hochgeschätzten Vorgesetzten, der sich für mich eingesetzt hat, damit ich den plötzlich auslaufenden Lehrplan noch rechtzei­tig abschließen kann. Danke lieber Thomas!

Danke an meinen Schatz Daniel für seine unglaubliche Geduld und sein Verständnis, nicht nur bei dieser Diplomarbeit, sondern auch bei all den Seminararbeiten davor. Danke auch für die stets tatkräftige Unterstützung wie fürs Mitdenken, für die anregenden Dis­kussionen und fürs Korrekturlesen.

Diese Arbeit widme ich meinen lieben Eltern Maria Kubart und Emanuel Kubart.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vergleich eines zentralen Netzwerks mit einem dezentralen Peer-to-Peer­ Netzwerk

Abbildung 2: Verbildlichung einer Blockchain

Abbildung 3: Privatsphäre: Vergleich eines traditionellen Modells mit dem neuen Modell

Abbildung 4: Bitcoin-Preisentwicklung in US-Dollar von 28. April 2013 bis 30. Juni 2019

Abbildung 5: Primäre, sekundäre und tertiäre Medien

Abbildung 6: Funktionen der Massenmedien

Abbildung 7: Framing als mehrstufige Wirkungskette

Abbildung 8: Verortung von Frames und Framing

Abbildung 9: Basisframes und Unterframes als semantisches Netz

Abbildung 10: idealtypischer Themenzyklus im Mediensystem

Abbildung 11: Themenlebenszyklus der Berichterstattung um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019

Abbildung 12: Zyklus des 1. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Vorsicht vor Diebinnen und Betrügerinnen“ / Konflikt

Abbildung 13: Zyklus des 2. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Seriöse Wertanlage und Quelle für Steuereinnahmen“ / Wirtschaftlichkeit

Abbildung 14: Zyklus des 3. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Zahlungsmittel für kriminelle Aktivitäten“ / Konflikt

Abbildung 15: Zyklus des 4. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Von Kriminelle für Kriminelle“ / Konflikt

Abbildung 16: Zyklus des 5. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Technologie: Fluch und Segen“ / Fortschritt

Abbildung 17: Zyklus des 6. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Positiv behaftetes Zahlungsmittel“ / Wirtschaftlichkeit

Abbildung 18: Zyklus des 7. Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019: „Warnung vor Risiken“ / Konflikt

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht der durchschnittlich verbreiteten Auflage österreichischer Tageszeitungen im 2. Halbjahr 2018

Tabelle 2: Kategoriensystem der inhaltlichen Kategorien

Tabelle 3: Häufigkeitsverteilung nach Medium

Tabelle 4: Häufigkeiten der vier Frame-Elemente und ihre Ausprägungen in der Berichterstattung um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019

Tabelle 5: Mittelwerte der dichotomen Variablen pro Cluster und Häufigkeiten der Medienframes um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen von 2012 bis 2019

Tabelle 6: Entwicklung der Frames um den Bitcoin in österreichischen Tageszeitungen im Zeitverlauf von 2012 bis 2019

Tabelle 7: Häufigkeit der journalistischen Darstellungsform in der Bitcoin­Berichterstattung in ausgewählten österreichischen Tageszeitungen

Tabelle 8: Verteilung der Frames auf die journalistischen Darstellungsformen der Berichterstattung über den Bitcoin in ausgewählten österreichischen Tageszeitungen

Tabelle 9: Häufigkeit der Ressorts in der Bitcoin-Berichterstattung in ausgewählten österreichischen Tageszeitungen

Tabelle 10: Verteilung der Frames auf die Ressorts der Berichterstattung über den Bitcoin in ausgewählten österreichischen Tageszeitungen

1 Einleitung und Problemstellung

1.1 Einführung

Mit dem Ziel, Zahlungen ohne zwischengeschaltete Finanzinstitutionen durchzuführen, wurde der Bitcoin als dezentrale Onlinewährung geschaffen (Nakamoto, 2008a, S. 1). Die erste echte Transaktion fand 2010 statt, als zwei Pizzen mit 10.000 Bitcoins bezahlt wur­den (Wallace, 2011). Im selben Jahr wurden Bitcoins auch das erste Mal online gehandelt, damals zu einem Preis von knapp fünf US-Cent je Einheit (Yermack, 2015, S. 34f.). Seit­her erlebte die Kryptowährung (die verschlüsselte Währung, abgeleitet von der Krypto­grafie, Anm. d. Verf.) zahlreiche Höhen und Tiefen, mit Preisschwankungen zwischen 1.000 und 20.000 US-Dollar in nur einem Jahr. Mit jeder Talfahrt wurde der Bitcoin als Blase und für tot erklärt (Jilch, 2018a, S. 9), wobei gerne auf die Tulpenmanie im 16. Jahrhundert Bezug genommen wird, eine Spekulationsblase der niederländischen Wirt­schaftsgeschichte. Damals stieg der Preis für Tulpenzwiebel durch das hohe Interesse sehr stark an, bis er abrupt abstürzte („Dem Bitcoin könnte es bald wie der Tulpe ergehen“, 2017). Erst kürzlich wurden in Österreich (APA-Online-Manager Library, 2019a) Artikel mit Schlagzeilen wie „Schon 1.000 Kry pto-Währungen tot“ (Österreich, 2019, S. 20) bzw. „Bitcoin: Vom Mega-Hype in die Hölle“ (Jilch, 2018b, S. 20) aufgemacht. Entspre­chend einer Website, auf der Medienberichte gesammelt werden, in denen der Bitcoin totgesagt wird, ist die Mutter aller Kryptowährungen bereits 364-mal gestorben. Der erste „Todesfall“ wurde am 15. Dezember 2010 gemeldet und trug den Titel „Why Bitcoin can't be a currency“ und der letzte stammt vom 25. Juni 2019 und lautete „None more foolish than what's being said to rationalize the Bitcoin bubble“ (Bitcoin Obituaries, o. J.). Auf einer ähnlichen Website lassen sich zu jeder „Todesanzeige“, die in Form eines Grab­steins abgebildet ist, sogar Blumen niederlegen. Der Preis pro Blume, die auch eine Bei­leidsbekundung beinhaltet, beträgt 0,01 Millibitcoins oder auch 1.000 Satoshis, was zum Zeitpunkt des Schreibens umgerechnet in etwa 0,11 US-Dollar sind (Bitcoin Graveyard, o. J.). Ein Satoshi ist die kleinste Einheit eines Bitcoins, ähnlich einem Cent, und wurde nach dem Erfinder Satoshi Nakamoto benannt, dessen Identität trotz zahlreicher Bemü­hungen bislang ungeklärt ist (Lam & Lee, 2015, S. 11).

Der Bitcoin wird in den Mainstream-Medien aber nicht nur totgesagt, sondern hat sich zu einem recht kontrovers diskutierten Begriff entwickelt (Dokic et. al, 2015, S. 391). Eine Arbeit schildert, dass bspw. die Debatte stattfindet, ob der Bitcoin die Kriterien einer Währung erfüllt und ob er als alternatives Zahlungsmittel fungieren kann (Ciaian et. al, 2016, S. 884). Leonhardt (2012, S. 8) ist der Ansicht, dass der Bitcoin in der Berichter­stattung als anonym beschrieben und mit Bargeld verglichen wird. Eine andere Arbeit wiederum schildert, dass sich die „einzig nennenswerte Diskussion in den Medien“ meist mit den Chancen und Risiken des Bitcoins, sowie mit den „z. T. illegalen Handelsplätzen“ beschäftigt (Thiele & Ehrenberg-Silies, 2016, S. 9). Häufig werden neben den Auswir­kungen, die der Bitcoin als Zahlungsmittel im Alltag mit sich bringt, vor allem auch die Potenziale und Gefahren der Technologie thematisiert (ebd.). Außerdem existiert die Sichtweise, dass der Bekanntheitsgrad bei den „Mainstream-Verbrauchern“ nicht so hoch wäre, „wenn nicht die negativen Schlagzeilen, z. B. Bitcoin als vermeintliche Währung des Drogenhandels, regelmäßig in den Medien kursiert wären und so mehr Verbreitung gefunden hat, als eine neutrale Berichterstattungen (sic) über eine neue Technologie“ (Vogel, 2016, S. 81). Bis heute müsse der Bitcoin mit einem schlechten image aufgrund der „anfangs überwiegenden Schlagzeilen als Währung des illegalen Online­Schwarzmarktes“ kämpfen und um Anerkennung im Finanzmarkt ringen (ebd., S. 1). Der Bitcoin wurde von der Presse verrissen, die enthusiastisch über jeden Kursrutsch und jede Gaunerei in Zusammenhang mit der Kryptowährung berichtete. Die Auswirkungen davon sind, dass der Bitcoin mit Betrug, illegalen Machenschaften und zahlreichen Hacks in Verbindung gebracht wird (Rosenberger, 2018, S. 14). Die kontroverse Diskussion über den Bitcoin bringt sichtlich unterschiedliche Betrachtungsmöglichkeiten mit. Der nach­folgende Abschnitt soll nun darstellen, ob der Bitcoin von der Wissenschaft ebenso kont­rovers diskutiert wird, wie es (angeblich) in den Medien der Fall ist. bzw. inwiefern der Bitcoin bereits untersucht wurde, speziell aus dem Blickwinkel der eigenen Forschungs­disziplin, der Kommunikationswissenschaft.

1.2 Wissenschaftliche Relevanz und Forschungsstand

Obwohl der Bitcoin noch recht jung ist, existiert bereits eine recht hohe Anzahl wie Viel­falt an wissenschaftlichen Arbeiten über die Kryptowährung. Eine Abfrage auf Google Scholar, der Google-Suchmaschine zur Recherche wissenschaftlicher Dokumente, zeigt, dass Satoshi Nakamotos Arbeit aus 2008 mittlerweile 5.597-mal zitiert wurde. im Ver­gleich dazu wurde der älteste Ansatz dieser Arbeit, nämlich David Whites Studie über Journalistinnen als Gatekeeper aus 1950, mit 2.399-mal nicht einmal halb so oft zitiert (Google Scholar, o. J.).

Der Bitcoin hat von Beginn an das Interesse der Wissenschaft geweckt und wird von un­terschiedlichen Disziplinen erforscht, was vor allem Holub und Johnsons (2018, S. 117ff.) Studie gut zusammenfasst. Sie haben 1.206 wissenschaftliche Arbeiten aus den Jahren 2011 bis 2016 untersucht und kamen zu dem Ergebnis, dass sich 917 dieser Arbeiten mit dem Bitcoin direkt beschäftigen und sie einer von insgesamt sieben Hauptkategorien zu­geordnet werden können: Den größten Anteil nehmen Bitcoin-Arbeiten der Kategorie Technologie (29,9 %) ein, gefolgt von Wirtschaft (24,9 %) und Regulierung (17,1 %). Ein kleiner Teil der Arbeiten konnte der Finanzwirtschaft (8,3 %), dem Steuerrecht (4,3 %) und ferner der Buchhaltung (1,1 %) zugeordnet werden. Die siebente Hauptkategorie (14,5 %) lautet „kritische Gedanken“ („critical thought“) und beinhaltet Arbeiten, die sich mit Fragen dieser Art beschäftigen: Welche makroökonomischen Auswirkungen bringen virtuelle Währungen mit sich, bedeutet der Bitcoin das Ende des klassischen Papiergelds und können wir virtuellen Währungen vertrauen? Die restlichen 289 der 1.206 Arbeiten befassen sich nicht direkt mit dem Bitcoin, sondern haben Themen wie den elektroni­schen Geschäftsverkehr (E-Commerce), allgemeine Diskussionen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Finanzsektors aber auch Betrügereien oder den Online­Drogenhandel über das Darknet im Fokus.

Damit der Bitcoin-Forschungsstand im Hinblick auf das eigene Fachgebiet der Kommu­nikationswissenschaft erhoben werden konnte, erfolgte eine intensive Recherche: Auf Google Scholar und u:search, dem Suchportal der Universität Wien, wurde jeweils nach „Bitcoin“ in Kombination mit einer der folgenden Begriffe gesucht, die gegebenenfalls auch auf Englisch übersetzt wurden: Nachrichten, Presse, Medien, Tageszeitungen, Be­richterstattung, Medienberichterstattung, Nachrichten wert, Agenda Setting, Framing, Diskursanalyse, Inhaltsanalyse, Kommunikationswissenschaft, Österreich, Qualitative Analyse und Quantitative Analyse; Teilweise fand ein Blättern bis zur 20. Seite im Su­chergebnis und darüber hinaus statt, um Sicherzugehen, dass nichts Wesentliches überse­hen wird.

Im Zuge dieser Recherche war auffällig, dass sich einige Arbeiten mit dem sprunghaften Preis und der Aufmerksamkeit in den Medien beschäftigen; zwischen diesen beiden Fak­toren soll es nämlich einen Zusammenhang geben (Lee, 2014). In diesen Arbeiten wird oft versucht, die Stimmung in den Medien mittels einer Sentimentanalyse zu erheben. Dabei werden die Daten meist über eine Schnittstelle ausgelesen und anschließend auf­grund der verwendeten Wörter automatisiert bewertet. Die Bewertung erfolgt in der Regel dreistufig in negativ, neutral und positiv unterteilt. Die Stimmungslage wird dann dem Preis gegenübergestellt, um einen etwaigen Zusammenhang zu erkennen. Es tauchten auch viele Arbeiten auf, die sich einer Frequenzanalyse bedienten, um eine eventuelle Wechselbeziehung zwischen der Anzahl (ohne Beachtung der Stimmung) an Artikeln, Tweets bzw. Suchanfragen und dem Preis zu erkennen. Methoden wie diese sollen vor allem dazu gut sein, eine Preisentwicklung bestimmen zu können. Dabei sind die ersten Arbeiten fast so alt wie der Bitcoin selbst. Bereits 2013 wurde ein Artikel veröffentlicht, der eine Korrelation zwischen dem Bitcoin-Preis und dem Volumen an Google- bzw. Wi­kipedia-Suchanfragen beschreibt (Kristoufek, 2013, S. 1). Die vermutlich erste Bitcoin­Sentimentanalyse stammt ebenfalls aus dem Jahr 2013. Dafür wurde automatisiert die Stimmung von 3.958 Blog-Einträgen, die zwischen Jänner 2012 und Mai 2013 erschienen sind, erhoben. Der Autor versuchte so, einen Zusammenhang von Meinungen und Bit­coin-Preisentwicklungen festzustellen, wie z. B. einen Anstieg an positiven Meldungen mit dem Anstieg des Bitcoin-Preises (Fuchs, 2013).

Eine weitere Studie, die 7.527 Artikel von 48 Medien aus dem Zeitraum 2013 bis 2018 ebenfalls einer automatisierten Sentimentanalyse unterzogen hat, kommt zu dem Ergeb­nis, dass die Mehrzahl der Artikel eine positive Stimmung hinsichtlich Kryptowährungen (nicht Bitcoin im Speziellen) wiedergeben; vor allem Finanz- und Wirtschaftsartikel äu­ßerten sich zustimmend. Bei den negativen Artikeln fallen vor allem konservative Medien ins Gewicht. Es wird außerdem behauptet, dass die Medienberichterstattung vor 2017 re­lativ gering war und erst Ende 2017 mit dem starken Preisanstieg rapide hinaufkletterte. Die Grafik, die den mengenmäßigen Verlauf der Artikel wiedergibt, zeigt auch die Bezie­hung zwischen der Medienberichterstattung und der Marktkapitalisierung des Bitcoins („Mainstream Media's Sentiment“, 2018).

Wie groß die Stichprobe bei einer automatisierten Vorgehensweise sein kann, wird mit der Untersuchung von 1.924.891 Tweets, die von Jänner bis März 2015 getweetet wurden, veranschaulicht. Bei dieser Studie wurden die positiven Tweets, das Tweet-Volumen und zudem das Volumen an Google-Suchanfragen nach „Bitcoin“ mit dem Bitcoin-Preis in Beziehung gesetzt. Das Ergebnis der Kreuzkorrelationsanalyse zwischen diesen Zeitrei­hen zeigt, dass positive Tweets, viel mehr aber noch die Änderung des Google­Suchvolumens, dazu beitragen können, die Kursentwicklung vorherzusagen (Matta et. al, 2015, S. 1-3; ebd. S. 8f.). Auch Dokic et. al (2015, S. 396), Kurland et. al (2018, S. 323) und McWharter (2018, S. 1) kamen zu dem Ergebnis, dass der Bitcoin-Preis mit den Google Suchanfragen korreliert. McWharter (ebd.) und auch Bouoiyour (2016, S. 1437) fanden außerdem heraus, dass der Bitcoin-Markt vor allem bei negativen Nachrichten re­agiert.

Eine weitere Arbeit ist eine sehr aktuelle Sentimentanalyse aus dem deutschsprachigen Raum (D-A-CH-Region). Das Forscherteam hat insgesamt 1.498 Artikel aus sechs Tages­zeitungen analysiert; aus Österreich waren „Die Presse“ und „Der Standard“ vertreten. Die Untersuchung erstreckte sich vom 4. Quartal 2011 bis einschließlich dem 1. Quartal 2018. Die Ergebnisse zeigen, dass 53 Prozent und damit die Mehrheit der Artikel negativ über den Bitcoin berichten, 24 Prozent sind neutral gehalten und 23 Prozent positiv. Es war kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Tageszeitungen erkennbar. Die Studie ist außerdem zu dem Ergebnis gekommen, dass die Artikelanzahl mit zuneh­mendem Kurs ansteigt und dass dabei auch der relative Anteil neutraler und positiver Ar­tikel steigt. Die negativen Artikel haben jedoch über den gesamten Zeitraum hinweg überwogen (Riedl et. al, 2019, S. 1).

An dieser Stelle soll angemerkt sein, dass die Studien mal zu dem Ergebnis kommen, dass der Preis aufgrund der Medienberichterstattung ansteigt und mal, dass die Medienbericht­erstattung aufgrund des Preises steigt; ein Umstand der an das Henne-Ei-Problem erin­nert. Tjärnfors & Wikman (2018) weisen in ihrer Bachelorarbeit explizit auf den bidirektionalen Charakter hin und dass es notwendig sei festzustellen, ob nun die Medienberichterstattung den Preis direkt beeinflusst oder umgekehrt. im ersten Abschnitt dieses Kapitels wurde zusammengefasst, wie der Bitcoin in den Me­dien dargestellt wird - angeblich - denn die Aussagen werden weder durch Daten noch durch Literatur gestützt. Lediglich Leonhardt (2012, S. 8) und Thiele & Ehrenberg-Silies (2016, S. 9) zitieren ein paar wenige Zeitungsartikel. Auch in der Studie von immenkötter (2018, S. 3) ist nicht ersichtlich, woher die aufgelisteten Narrative stammen. Mit Narrati­ve sind „kurze Geschichten, die Werte und Emotionen transportieren“ (ebd., S. 1) ge­meint. Jedenfalls beschreibt der Autor, dass die Narrative den Bitcoin u. a. als eine von Zentralbanken unabhängige Währung der Zukunft und als innovative Technik beschrei­ben. Der Bitcoin wird aber auch recht oft als Vehikel zur Geldwäsche bezeichnet, seine Wertentwicklung mit jener der Tulpenmanie des 16. Jahrhunderts verglichen und die für viele nicht durchschaubare Technik sei kompliziert und nicht vertrauenswürdig (ebd., S. 3). In dieser Arbeit wird außerdem beschrieben, dass an vermeintlich wichtigen Hürden, wie beim explosiven Preisanstieg im Dezember 2017, zuerst die Meldungen ansteigen und erst dann der Kurs zulegt. „Zwar ist der erste Anstieg der Meldungen auf den Kurs­verlauf zurückzuführen, jedoch erhöht es (sic) das Interesse am Bitcoin massiv, wodurch eine höhere Nachfrage entsteht und der Kurs anschließend bedeutend stärker ansteigt“ (ebd., S. 5).

Eine weitere Arbeit beschäftigt sich mit dem Bitcoin als soziale Bewegung und zieht, wie behauptet wird, den Framing-Ansatz heran. Framing ist auch für diese Arbeit grundlegend und wird später noch im Detail erklärt. Als Datengrundlage für eine induktive Inhaltsana­lyse wurden Blogbeiträge und Onlineartikel herangezogen, die sich mit Cyberangriffen beschäftigen (Marella, 2017, S. 147-152). Eine Grundgesamtheit oder Stichprobe ist bei der soeben genannten Arbeit nicht erkennbar. Außerdem wird Framing darin zwar erklärt, aber nicht gemäß der Framing-Literatur angewandt. Viel eher scheint es sich bei der Ar­beit von Marella (ebd.) um eine klassische Inhaltsanalyse ohne weiteren Theoriebezug zu handeln, bei der Cyber-Attacken auf Bitcoin-Börsen erhoben werden.

Im Zuge der Recherche tauchte außerdem eine Untersuchung nigerianischer Online­medien auf, die den Framing-Ansatz zwar beschreibt, ihn aber praktisch sehr mangelhaft umsetzt. Über einen Zeitraum von nur drei Monaten (Dezember 2017 bis Februar 2018) wurden 232 Artikel analysiert. Das Ergebnis lautet, dass die Artikel vorrangig negativ ge­framed sind, wobei hier Frames im eigentlichen Sinne nicht zu finden sind. Die Forsche­rinnen konnten außerdem feststellen, dass die dominierende journalistische Darstellungs­form „straight news“ waren (45 %), womit vermutlich Nachrichten gemeint sind, gefolgt von „Feature/Opinion“ und „Interviews“ (Ogochukwu Nnabuife & Jarrar, 2018, S. 155­162).

Eine andere Arbeit hat 117 Dokumente (meist Pressemeldungen) von öffentlichen Institu­tionen wie Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, privaten AkteurInnen und anderen Or­ganisationen einer Diskursanalyse unterzogen (Rella, 2015, S. 29f.). Der Begriff „Fra- ming“ wird in der Ergebnisdarstellung zum Beschreiben von Diskurssträngen verwendet - ohne vorher theoretisch erklärt worden zu sein. Der Diskurs wird so beschrieben, dass meistens VerbraucherInnen und AnlegerInnen vor möglichen Risiken gewarnt werden. Weiters wird versucht, den Bitcoin als Währung, Ware oder als Zahlungsmittel zu definie­ren. Außerdem geht es um den aktuellen Stand der Regulierung des Bitcoins. Ferner gab es Berichte oder Dokumente, die den Bitcoin unter einem breiten Blickwinkel betrachten („documents which put Bitcoin in a broader perspective“) (ebd., S. 34).

1.3 Zielsetzung

Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht wurde bereits intensiv erforscht, wie viel zum Thema Bitcoin und mit welcher Stimmung berichtet wurde. Es existieren auch Ar­beiten die beschreiben, wie die Medien über den Bitcoin berichten. Diese Aussagen beru­hen jedoch auf keiner Datengrundlage, es werden nur hie und da vereinzelte Artikel zi­tiert. Darüber hinaus existieren Arbeiten, die einen theoretischen Ansatz wie den des Fra­mings heranziehen, was vermuten lässt, dass in der Arbeit Frames herausgearbeitet wer­den, was letztlich aber nicht der Fall ist. Lediglich die Diskursanalyse von Rella (2015) beruht nachvollziehbar auf einer empirischen Untersuchung. Für eine direkte Hypothe­senableitung scheint diese dennoch nur bedingt geeignet, da die darin untersuchten Do­kumente mittlerweile fünf Jahre alt sind und somit aus einer Zeit stammen, bevor der Bit­coin die Aufmerksamkeit der breiten Masse und sein historisches Preis-Allzeithoch er­reichte. Die in Rellas (2015) Arbeit identifizierten Diskursstränge sollen jedoch in dieser Arbeit für die induktive Kategorienbildung herangezogen werden. Die genaue Vorge­hensweise wird im Kapitel „Methode“ näher erläutert.

Das Ziel dieser Arbeit ist eine Beschreibung der Medienberichterstattung über den Bit­coin. Der Fokus liegt dabei auf die inhaltlichen Aspekte der Artikel, um zu erkennen, wie der Bitcoin in der Berichterstattung dargestellt wird und ob sich die Deutungsmuster im Laufe der Zeit ändern. Im Zuge der Datenerhebung sollen aber auch Informationen wie das Ressort, in dem der Artikel erschienen ist, erhoben werden. Es ist nämlich vorstellbar, dass das Thema einen fachspezifischen Kreis angesprochen hat und daher Artikel viel- leicht vermehrt im Technik-Ressort beheimatet waren; vielleicht überwiegt aber auch ein anderes Ressort wie das der Wirtschaft aufgrund der Tatsache, dass mit Bitcoin Waren und Dienstleistungen bezahlt werden können. Außerdem ist es von interesse, in welcher journalistischen Darstellungsform die Artikel verfasst wurden. Diesem interesse liegt der Umstand zugrunde, dass der oder die Bitcoin-Gründerinnen unbekannt sind und somit keine zentrale Person oder institution hinter der bekanntesten Kryptowährung steht, die informationen aussendet. Vielleicht gab es folglich in der Medienberichterstattung viele interviews mit Expertinnen, die sich mit dem Bitcoin auseinandersetzen und etwas zu dem Thema inhaltlich beitragen können.

Aufgrund des Umstands, dass der Bitcoin ein viel diskutiertes Thema in der Wissenschaft ist, ihm hierzulande seit 2011 auch die Medien ausreichend Platz einräumen (APA- Online-Manager Library, 2019b) und, wie sich im Verlauf des nächsten Kapitels noch herausstellen wird, der Bitcoin in Österreich eine Rolle spielt, liegt es nahe, diese For­schungslücke mit Fokus auf Österreich zu schließen. Die Forschungsfragen werden im Anschluss an die theoretischen Kapitel konkretisiert und ausformuliert.

Der Bitcoin wird kontrovers diskutiert und das Thema Kryptowährung betrifft mittlerwei­le unterschiedliche Marktteilnehmerinnen (Händlerinnen, Konsumentinnen, Technologie­entwicklerinnen, investorinnen, Finanzinstitutionen und Regulierungsbehörden) (Luca et. al, 2015). Darüber hinaus hat der Bitcoin das interesse unterschiedlicher Forschungs­disziplinen geweckt. Es ist daher denkbar, dass die Arbeit nicht nur Kommunikationswis- senschafterinnen, Journalistinnen oder Zeitungsverlage interessiert, sondern auf einen viel breiter gestreuten Kreis von interessentinnen trifft, womöglich auch international. Die Ergebnisse dieser Arbeit könnten auch aus PR-Strategischer Sicht von interesse sein, denn sie zeigen, welches Bild des Bitcoins in der Medienberichterstattung vermittelt wird und dadurch welche Themen dabei wie besetzt sind. Dieser Aspekt ist vor allem in Zeiten des starken Zuwachses an Content Creation und Story Telling von interesse und beson­ders in einem Land, in dem die Kryptowährung auf interesse stößt und bereits erste Un­ternehmen hervorgebracht hat (dazu noch mehr im Kapitel 2.4). Gerade bei einer Techno­logie wie jene hinter dem Bitcoin, liegt der eigentliche Wert vorrangig in potenziellen Anwendungsfällen in der Zukunft, weshalb (vorerst) nichts als Kommunikation und Sto­rytelling bleibt (Ueberheide & Kuck, 2018).

1.4 Aufbau

Das Forschungsziel dieser Arbeit ist die inhaltliche Untersuchung der Medienberichter­stattung rund um den Bitcoin. Bevor das Ziel empirisch verfolgt wird, gilt es einige Grundlagen zu klären. Dazu zählen eine ausführliche Beschreibung des Bitcoins, um die Voraussetzung für eine weitere Diskussion in der restlichen Arbeit zu schaffen. In diesem Abschnitt werden auch relevante Begriffe wie Blockchain oder Mining fallen. Nachdem im darauffolgenden Schritt der Begriff des (Massen)Mediums geklärt wurde, wird ein Blick auf die Funktionen und den Qualitätsanspruch derselben geworfen. Im Speziellen wird das Medium Zeitung vorgestellt und außerdem Theorien zur Nachrichtenauswahl, um zu verstehen, wie JournalistInnen aus der Fülle an Meldungen selektieren. Teil des Forschungsinteresses ist außerdem die Erhebung der journalistischen Darstellungsform und der Ressorts, weshalb auch sie im Verlauf der Arbeit Berücksichtigung finden. Ob­wohl die Wirkungsforschung und die Mediennutzungsforschung kein Forschungsgegen­stand dieser Arbeit sind, folgt ein Exkurs und die Vorstellung des Agenda Settings - im­merhin weist diese Theorie Überschneidungen mit dem theoretischen Überbau dieser Ar­beit auf, dem Framing. Beim Framing-Ansatz geht es - sehr kurz zusammengefasst - da­rum, wie ein Thema in den Medien „gerahmt“ wird, das bedeutet, welche Aspekte bei ei­nem Thema in den Vorder- bzw. Hintergrund gerückt werden.

Nachdem der theoretische Hintergrund der Arbeit geklärt wurde, erfolgt eine Übersetzung des Forschungsinteresses in konkrete Forschungsfragen, die in weiterer Folge empirisch beantwortet werden sollen. Im Anschluss folgt noch eine Eingrenzung des Untersu­chungsmaterials und der Stichprobe, sowie eine Beschreibung der Herangehensweise. Außerdem wird für die Untersuchung ein Codebuch erstellt, das als Fragebogen an die zu untersuchenden Texte verstanden werden kann und im Anhang dieser Arbeit ersichtlich ist. Erst wenn all diese Punkte abgeschlossen sind, kann die Inhaltsanalyse vier österrei­chischer Tageszeitungen durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Analyse werden nicht nur in einem eigenen Kapitel ausformuliert, sondern abschließend zur Beantwortung der Forschungsfragen auf den Punkt gebracht. Ein kurzer Ausblick schließt diese Arbeit ab.

2 Bitcoin

Dieses Kapitel stellt den Bitcoin vor und geht dabei bis auf die Anfänge im Jahr 2008 zu­rück. Nachdem geklärt wurde, wie Bitcoins entstehen, wie die Technologie dahinter funk­tioniert und was die Besonderheiten am Bitcoin sind, wird untersucht, inwiefern der Bit­coin Zahlungsmittel oder gar Währung ist. Abschließend wird das nationale und internati­onale Interesse an der Kryptowährung dargestellt.

2.1 Anfänge

Die Idee des digitalen Geldes, praktisch und losgelöst von Regierungen und Banken, war schon lange vor dem Bitcoin ein heißes Thema. Seit der Geburt des Internets widmeten sich Cypherpunks, eine Bewegung libertärer KryptographInnen aus den 1990er-Jahren (das sind Personen, die an der Verschlüsselung von Informationen spezialisiert sind, „Kryptograph“, 2018), dem Projekt des virtuellen Geldes. Doch Ideen wie eCash, Bit Gold, RPOW oder b-money scheiterten z. B. daran, dass auf die vorhandenen Infrastruk­turen von Regierungs- und Kreditkartenunternehmen zurückgegriffen werden musste (Wallace, 2011).

Das soll sich im Herbst 2008, der Zeit der Weltfinanzkrise, ändern, als Satoshi Nakamoto, das Konzept des Bitcoins in einer Mailinglist von und für Kryptographie-Interessierte vorstellte: „I've been working on a new electronic cash system that's fully peer-to-peer, with no trusted third party.“ (Nakamoto, 2008b). In der Mail war ein Link enthalten, der zu einem achtseitigen Arbeitspapier auf bitcoin.org führte. Wenige Monate später, im Jänner 2009, war es schließlich soweit und Nakamoto (2009) kündigte in derselben Mai­lingliste die ersten veröffentlichten Bitcoins an. Diese Ankündigung beinhaltete eine An­leitung wie Bitcoins erhalten, kreiert oder gesendet werden können, sowie einen Down­load-Link zur Software.

Bis heute ist ungeklärt ob Satoshi Nakamoto eine Person oder eine Gruppe an Personen ist. Keiner der Cypherpunk-Urgesteine hatte jemals zuvor etwas von ihm gehört. Naka­moto habe in einem online Profil angegeben, dass er Japaner ist, die E-mail-Adresse war jedoch von einem deutschen Anbieter (GMX, Anm. d. Verf). In einem Bitcoin­Spezifischen Online-Chat hat jemand angemerkt, dass Satoshi auf Japanisch „weise“ be­deutet, jemand anderer wiederum hat vorgeschlagen, dass der Name ein Schachtelwort aus den Namen dieser vier Technologieunternehmen sein könnte: SAmsung, TOSHiba, NAKAmichi und MOTOrola. Auch ein Team der National Security Agency (NSA) wurde hinter dem Pseudonym vermutet und Japan als Herkunft aufgrund der perfekten Eng­lischkenntnisse auf Muttersprachen-Niveau angezweifelt. Aufgrund der britischen Schreibweise einiger Worte wird auch angenommen, dass der Bitcoin-Erfinder aus Eng­land stammen könnte (Wallace, 2011). in Lam & Lees Arbeit (2015, S. 11) werden 14 weitere Namen aufgelistet, die potenziell hinter Nakamoto stecken könnten.

Während die unbekannte Japanerin bzw. der unbekannte Japaner mit der deutschen E-mail-Adresse und dem perfekten britischen Englisch selbst ein großes Rätsel ist, löste ihre bzw. seine Kreation ein Problem, mit dem Kryptographinnen viele Jahre nicht wei­terkamen. Nakamoto hat das Projekt Ende 2010 verlassen und der Bitcoin hat ein Eigen­leben angenommen (Wallace, 2011). Übrigens ist die kleinste Einheit eines Bitcoins ein Satoshi, als Hommage an die Schöpferin bzw. den Schöpfer. Ein Satoshi kann ähnlich wie ein Cent beim Euro oder US-Dollar gesehen werden, nur handelt es sich hierbei um ein Hundertmillionstel eines einzelnen Bitcoins (0,00000001 BTC) („Bitcoin Wiki: Units“, 2017).

2.2 Funktionsweise und Eigenschaften

2.2.1 Dezentral

Nakamoto (2009) beschreibt den Bitcoin als das neue elektronische Bargeld-System, das aufgrund des verwendeten Peer-to-Peer-Netzwerks vollständig dezentral funktioniert, was bedeutet, dass es keinen zentralen Server und auch keine zentrale Autorität gibt.

Die nachfolgende Grafik (Abbildung 1) soll den Vergleich zwischen einem zentralen Netzwerk, wie es im Zahlungsverkehr über Banken gängig ist, und dem dezentralen Peer- to-Peer-Netzwerk veranschaulichen, in dem es keine zentrale instanz oder zentralen Ser­ver gibt und in dem daher alle Teilnehmerinnen gleichberechtigt und am selben Wissens­stand sind (Heim, 2017, S. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vergleich eines zentralen Netzwerks mit einem dezentralen Peer-to-Peer-Netzwerk (Heim, 2017, S. 2)

Die Dezentralisierung des Geldes ist keine neue Idee, sondern wurde schon weit vor dem Bitcoin vom österreichischen Ökonomen und Sozialphilosophen Friedrich Hayek (1899­1992) beschworen. Hayek wird weit über die österreichischen Landesgrenzen hinaus in zahlreichen Arbeiten und Artikeln zu Kryptowährungen zitiert, wie bspw. in Stöferles (2018) Onlineartikel einer Schweizer Wirtschaftszeitung. Er beschreibt, dass Hayek der Ansicht sei, dass die eigentliche Quelle wirtschaftlicher Instabilität gerade im staatlichen Geldmonopol gegeben ist, indem etwa das Geld dem kontinuierlichen Stopfen von Haus­haltslöchern oder der Finanzierung von Kriegen diene. Dieser Umstand zeige, dass eine zentrale staatliche Machtbündelung nicht funktioniere, weshalb dem Staat die Macht über das Geld entzogen werden sollte. 1975 formulierte er daher in seinem Vortrag „Choice of Currency“ den Vorschlag, das staatliche Geldmonopol abzuschaffen. Im Jahr darauf ver­öffentlichte er die Schriften „Entnationalisierung des Geldes“ und „Freie Währungswahl“. Die freie Währungswahl würde so aussehen, dass private GeldproduzentInnen Geld emit­tieren und damit in einen Währungswettbewerb eintreten. Dadurch könnten BürgerInnen frei über die Währungen, die sie nutzen würden, entscheiden. Mit der technologischen Entwicklung und den mittlerweile über 1.500 Kryptowährungen, die alle höchst unter­schiedlich ausgestaltet sind, wird ein Währungswettbewerb im Sinne Hayeks nun möglich (Stöferle, 2018).

2.2.2 Mining

Bitcoins entstehen durch Mining, ein Begriff der vom Gold Mining, auf Deutsch Gold schürfen, abgeleitet wurde. Bitcoins werden gerne mit Gold verglichen, denn wie Gold ist der Bitcoin nur deshalb von Wert, weil das Angebot begrenzt ist und die Nachfrage vor­handen ist. Insgesamt können 21 Millionen Bitcoins gemined werden, wobei sich das Tempo bis 2140 schrittweise halbiert. Im Jahr 2140 soll schließlich der letzte Bitcoin ge- mined sein. Durch das automatisierte Tempo wird ein regelmäßiges Wachstum der Geld­menge gewährleistet, ohne Beeinflussung durch Dritte, wie eine Zentralbank, die zu Hy­perinflation führen kann (Wallace, 2011).

Mit der steigenden Anzahl an durch Mining geschöpften Bitcoins, gestaltet sich der Pro­zess, der ein rein mathematischer ist, immer schwieriger. Der Vorgang kann mit der Suche nach Primzahlen verglichen werden: Die kleinen lassen sich leicht finden und es gestaltet sich immer schwieriger, die nächstgrößeren zu finden. Bei Bitcoins wird nicht nach Prim­zahlen gesucht, sondern nach einer Folge von Daten, die auch „Block“ genannt werden (Tindell, 2013); dazu mehr im nächsten Abschnitt. Die Chance als erste bzw. erster einen neuen Block zu finden ist mittlerweile sehr gering, außer es kann eine Mining-Farm mit unzähligen Geräten zum Eigentum gezählt werden. Eine weitere Möglichkeit ist der Zu­sammenschluss zu einem Mining Pool, der einer Lotto-Spielergruppe ähnlich ist, die ge­meinsam Lose kauft und den Gewinn teilt (Gruber, 2018).

Ließen sich vor dem Hype Bitcoins noch mit starken Grafikkarten schürfen, sind mittler­weile Hochleistungs-PCs mit einer speziellen Hardware notwendig, einem sogenannten ASIC-Bitcoin-Miner. Ein durchschnittlicher ASIC-Bitcoin-Miner hat eine Hash Rate (das ist die Maßeinheit für die Rechenleistung des Bitcoin-Netwerks, „Glossar“, o. J.) von 13,5 TH/s, benötigt 1.300 Watt für den Betrieb und kostet knapp 3.000 Dollar (Gruber, 2018). Es wird angenommen, dass das Bitcoin Netzwerk aus etwa 10.000 verbundenen Nodes (Knotenpunkte) besteht, wobei ungewiss ist, ob ein einzelner Node eine oder meh­rere Maschinen repräsentiert (de Vries, 2018, S. 801). Mit dem Mining geht ein hoher Stromverbrauch einher. De Vries (ebd.) schätzt, dass das energieintensive Bitcoin­Netzwerk derzeit so viel Strom verbraucht wie Irland und bald so viel wie Österreich. Ak­tuell verbraucht Bitcoin 0,26 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs, womit über 5 Mil­lionen US-Haushalte mit Strom versorgt werden könnten („Bitcoin Energy Consumption index“, 2019). Sollte der Bitcoin weit verbreitete Akzeptanz finden, würden durch den Einsatz so viel CO2-Emissionen erzeugt werden, dass die globale Erwärmung innerhalb von weniger als drei Jahrzehnten, um über zwei Grad Celsius steigen würde (Mora et. al, 2018, S. 931).

Bitcoins entstehen also durch Mining, sie müssen jedoch nicht selbst gemined werden, um sie besitzen zu können. in der Regel erhalten interessentinnen Bitcoins durch den Tausch von Echtgeld gegen Bitcoins. Dies kann durch den Kauf von Bitcoins an einem Automaten, an einer Börse oder durch den Kauf von einer anderen Person erreicht werden (Lam & Lee, 2015, S. 18).

2.2.3 Blockchain im vorigen Abschnitt wurde erläutert, dass ein

Block im Sinne von Bitcoin ein Datensatz ist, in dem sämtliche Transaktionsdaten dauerhaft aufgezeichnet werden. Ein Block kann z. B. mit einem Grundbuch verglichen werden, in dem die Änderungen der Eigentums­rechte von immobilien erfasst werden („Bitcoin Wiki: Block“, 2018). Durchschnittlich wird alle zehn Minuten ein neuer Block mit Transaktionen generiert und an den letzten angehängt - diese Kette an Blöcken wird als Blockchain bezeichnet. Die Blockchain ist also eine Aufzeichnung von Bitcoin-Transaktionen in chronologischer Reihenfolge. Ein weiteres Merkmal der Blockchain ist, dass sie öffentlich eingesehen werden kann („Glossar“, 2018). Um das Grundbuch wieder aufzugreifen, kann die Blockchain als Re­gal mit aneinander gereihten Grundbüchern verglichen werden.

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Abbildung 2: Verbildlichung einer Blockchain (Heim, 2017, S. 3)

Ein Blick auf die Website Blockchain.com verrät, dass zum Zeitpunkt des Schreibens die­ses Satzes der 583.228 Block generiert wurde, dieser Block 19 Minuten alt ist und 2.013 Transaktionen beinhaltet („Block Explorer“, 2019). Der erste Block geht auf Satoshi Nakamoto persönlich zurück, als sie bzw. er die 50 ersten Bitcoins wenige Tage vor der Veröffentlichung der Software gemined hat. Dieser erste Block wird auch als Genesis­Block bezeichnet (Wallace, 2011) und kann unter der Website Blockchain.com selbstver­ständlich auch noch aufgerufen werden.

Indem die Computer der Miner die mathematischen Rätsel knacken und ihre Computer­kraft zur Aufrechterhaltung des Netzwerks beitragen, werden sie mit Bitcoins belohnt (Lam & Lee, 2015, S. 19), so wie es bei den 50 Bitcoins von Nakamoto der Fall war. Das Lösen des Rätsels wird übrigens als „Proof of Work“ bezeichnet (Fröhlich, 2018, S. 9). Ist 2140 schließlich der letzte Bitcoin gemined, werden all jene, die ihre Rechner weiterhin dem Netzwerk zur Verfügung stellen, mit dem Verdienst an Transaktionsgebühren belohnt (Tindell, 2013).

Der Miningprozess ist aber nicht nur zur Generierung neuer Bitcoins notwendig, sondern auch für das Hinzufügen und anschließende Bestätigen neuer Transaktionen zur Block­chain (Lam & Lee, 2015, S. 19). Ein Blick auf statistische Daten verrät, dass in den letz­ten 24 Stunden 334.171 Transaktionen in der Höhe von 142.870 Bitcoins, das ist ein Transaktionsvolumen von 1.618.643.933,26 US-Dollar, durchgeführt wurden („Währungs Statistik“, 2019); über 1,6 Milliarden US-Dollar - innerhalb von nur 24 Stunden.

An dieser Stelle sei auch noch angemerkt, dass die Blockchain-Technologie zwar mit dem Bitcoin entstanden ist, sie aber schon längst das Interesse anderer Branchen geweckt hat. Wie Fröhlich (2018, S. 8) anmerkt, „hat die Blockchain-Technologie das Zeug dazu, na­hezu alle Branchen zu verändern und teilweise sogar von Grund auf zu revolutionieren“. Dieser Vision liegen die Eigenschaften der Blockchain zugrunde: Durch sie lassen sich Transaktionsvorgänge wie Verträge, Finanzgeschäfte oder Handelsprozesse komplett digi­talisieren, was sie weniger fehleranfällig, schneller und kostengünstiger macht. Außerdem kann eine Blockchain an vielen Stellen VermittlerInnen wie etwa Agenturen, NotarInnen, Banken oder Börsen ersetzen, die bislang die regelkonforme Transaktionsabwicklung ge­währleistet haben (ebd.).

2.2.4 Pseudonym

Im traditionellen Bankenmodell wird ein Maß an Privatsphäre erreicht, indem der Zugang zu Informationen auf die beteiligten Parteien und auf vertrauenswürdige Dritte beschränkt ist. Beim Bitcoin hingegen wird der Informationsfluss an anderer Stelle unterbrochen, wodurch die Privatsphäre weiterhin gewahrt wird - viel mehr als im traditionellen Mo­dell. Die Öffentlichkeit kann zwar sehen, dass jemand einen Betrag an eine andere Person gesendet hat, sie hat jedoch keine weiteren Informationen über die beteiligten Parteien. Der Umstand erinnert an die von Börsen veröffentlichten Informationen, das sogenannte „Tape“. Auf so einem Tape sind die Zeit und Größe der einzelnen Geschäfte ersichtlich, ohne jedoch erkennen zu können, wer die Parteien waren (Nakamoto, 2008, S. 6).

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Abbildung 3: Privatsphäre: Vergleich eines traditionellen Modells mit dem neuen Modell (Nakamoto, 2008, S. 6)

Brito und Castillo (2013, S. 10f.) sind der Meinung, dass der Bitcoin nicht als anonym bezeichnet werden kann, auch wenn die Medien der angeblichen Anonymität viel Auf­merksamkeit schenken. Die Annahme der Anonymität beruht auf einem falschen Ver­ständnis der Währung, aufgrund des Umstands, dass eine Transaktion dezentral und daher ohne Vermittelnde wie bspw. Paypal durchgeführt wird. Sie bezeichnen den Bitcoin folg­lich als pseudonym, wie auch bspw. Lam & Lee (2015, S. 21).

Heim (2017, S. 6) kommt in seiner Arbeit zu dem Schluss, dass der Bitcoin zwar anony­mer als andere elektronische Zahlungsmittel ist, er aber noch weit entfernt von dem ist, was unter Anonymität verstanden werden kann. In einem Bitcoin-Konto sind zwar keine persönlichen Daten wie Name, Adresse oder Telefonnummer hinterlegt, doch alleine auf­grund des Umstands, dass in der Blockchain sämtliche Transaktionen ab dem Tag eins bis heute gespeichert sind und diese von jedem online eingesehen werden können, ist der Bit- coin nicht anonym. Außerdem kann mit einem vergleichsweise geringen Aufwand über das Peer-to-Peer-Netzwerk auf die Identität der Nutzerinnen geschlossen werden (ebd., S. 1). Leonhardt (2012, S. 9f.) erklärt das sehr ausführlich mit einem Beispiel des Käufers Bob, der online das Buch „Datenschutz für Dummies“ bestellt und mit Bitcoins bezahlt. Eine weitere in diesem Zusammenhang erwähnenswerte Studie ist jene von Reid & Har­rigan (2013, S. 22ff.), in der sie in einer Case Study einen Diebstahl in der Höhe von 25.000 Bitcoins (die zum Zeitpunkt der Erbeutung einen Wert von ca. 500.000,- US- Dollar hatten) untersuchen und versuchen, den Geldfluss nachzuverfolgen. Die Untersu­chung brachte zwar kein Ergebnis, das für eine Strafverfolgung nützlich gewesen wäre, kann aber die zahlreichen Transaktionen, die vermutlich die Verschleierungstaktik der Diebin bzw. des Diebes waren, nachvollziehbar und übersichtlich darstellen. Der Geld­fluss kann übrigens, wie alle anderen, über die Website www.blockchain.com nachver­folgt werden, indem im Suchfeld die Adresse (ohne der Anführungsstriche) „1KPTdMb6p7H3YCwsyFqrEmKGmsHqe1Q3jg“ eingegeben wird. An diese Adresse wurden nämlich die gestohlenen Bitcoins versendet, wie im Posting des Bestohlenen nachzulesen ist (allinvain, 2011).

Das „Problem“ der Nachverfolgbarkeit von Zahlungen wurde bereits von passionierten Programmiererinnen erkannt, die eine Reihe von „Bitcoin Tumbler Services“ entwickelt haben. Als Bitcoin Tumbling, manchmal auch Bitcoin Mixing oder Bitcoin Laundering genannt, wird ein Prozess beschrieben, der durch Dritte die Verbindung zwischen den sendenden und den empfangenden Adressen bricht („10 Best Bitcoin Tumbler“, 2019). Geldwäsche mit Bitcoin war bereits zu seinen Anfängen ein Thema, als bspw. der Bun­desverband Digitale Wirtschaft (BVDW) in einer Presseaussendung vor Bitcoin regel­recht gewarnt hat. Darin war u. a. folgender Hinweis zu finden: „Durch die Nutzung von Bitcoins als Zahlungsmittel wird die notwendige Kontrolle durch den Staat in den Fällen von Steuerhinterziehung oder Geldwäsche unmöglich. Deswegen sind Bitcoins schlicht­weg gefährlich und haben das Potenzial, der gesamten Gesellschaft eben durch Steuerhin­terziehung, Geldwäsche oder andere illegale Geschäfte nachhaltig zu schaden“ („BVD warnt Verbraucher und Händler“, 2011).

2.3 Zahlungsmittel und Währung

Während die ersten Bitcoin-Transaktionen noch unter technisch versierten EnthusiastIn­nen stattfanden, wuchs das Interesse, als der Bitcoin ab 2010 an der japanischen Online­börse Mt. Gox gehandelt wurde. Bei Mt. Gox handelte es sich um eine Plattform, die ur­sprünglich als Tauschplatz für Sammelkarten eines Fantasy-Spiels namens „Magic: The Gathering“ konzipiert war. Der erste Handel waren 20 Bitcoins zu einem Preis von je 4.951 Cents, also in Summe ein Handelsvolumen von weniger als einem US-Dollar. Mt. Gox existierte bis Februar 2014, als plötzlich Bitcoins im Wert von Hunderten Millionen US-Dollar verschwunden waren und das Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Der erste tatsächliche Kauf eines Produkts mit Bitcoins sind die gern zitierten zwei Pizzen zu einem Preis von 10.000 Bitcoins. Da der Pizzadienst selbst keine Bitcoins akzeptierte, wurde jemand Dritter damit beauftragt, die Pizzen mit einer Kreditkarte auf Basis einer realen Währung zu beschaffen (Yermack, 2015, S. 31-35).

Die Aufmerksamkeit als Zahlungsmittel hat der Bitcoin mit dem Darknet erlangt. Das Darknet besteht aus vielen miteinander verbundenen Netzwerken, die als Dark Web be­zeichnet werden, vergleichbar mit dem Peer-to-Peer-Netzwerk („Understanding the Darknet“, 2017), in dem auch der Bitcoin beheimatet ist. Der Einstieg in das Darknet er­folgt nicht wie in das Internet über einen gewöhnlichen Browser, sondern erfordert eine bestimmte Software, ein sogenanntes TOR-Programm (TOR steht für „The Onion Rou­ter“) („Darknet“, o. J.). Die Inhalte sind nicht öffentlich und können auch nicht über Suchmaschinen aufgefunden werden. Außerdem wird die Anonymität der UserInnen be­wahrt („Understanding the Darknet“, 2017). Im Dark Web gibt es Marktplätze ähnlich wie Amazon, jedoch auf Drogen und anderes Verbotenes spezialisiert. Der bekannteste Umschlagplatz war „Silk Road“. Im März 2013 waren auf der Seite über 10.000 Artikel zum Verkauf angeboten; der Großteil Drogen wie Cannabis, MDMA oder Heroin. Die Plattform hat einen Umsatz von fast 214 Millionen US-Dollar und Provisionen in der Hö­he von über 13 Millionen US-Dollar erzielt, bevor sie von der Polizei geschlossen wurde (Thielman, 2015). Ross Ulbricht, der Gründer des Online-Drogenimperiums, dessen Na­me sich an der historischen Handelsroute „Seidenstraße“ orientiert, konnte nach einer zweijährigen intensiven Überwachung ausfindig gemacht werden. Im Oktober 2013 er­folgte seine Verhaftung und etwa 1,5 Jahre später, im Februar 2015, wurde Ulbricht nach einem vierwöchigen Gerichtsverfahren in sieben Punkten und damit zweimal zu lebens- langer Haft ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt. Im Zusammenhang mit Ulbricht wird übrigens wieder ein österreichischer Ökonom erwähnt, für den er ein großes Faible hatte, nämlich Ludwig von Mises (1882-1973), der wie auch Friedrich Hayek Anhänger der österreichischen Schule der Nationalökonomie war („Ross Ulbricht“, 2016).

Neben solch einschlägigen Handelsplätzen im Darknet, wo der Bitcoin gängiges Zah­lungsmittel ist, bieten mittlerweile auch HändlerInnen im „echten Leben“ die Bezahlung mit Bitcoin an. Akzeptanzstellen lassen sich z. B. über die Website coinmap.org finden. Ein Blick auf Wien zeigt, dass sehr unterschiedliche Branchen vertreten sind, von der Schilddrüsen-Praxis in der Josefstadt über das exklusive vegetarische Restaurant „Tian“ in der Innenstadt bis hin zum Rauchfangkehrermeister in Simmering; sie alle akzeptieren Bitcoin als Zahlungsmittel.

Zum Bezahlen benötigt man zunächst ein Wallet, eine Art digitale Geldbörse, die als Auf­bewahrungsort für Kryptowährungen wie Bitcoin fungiert. Es existieren sehr unterschied­liche Wallets, online als Desktop-, Web- oder Mobile-Version oder auch in Form von Hardware-Wallets (Lam & Lee, 2015, S. 18), also einem physischen Produkt, das die di­gitale Währung speichert. Die schlechteste Idee sei es, die eigenen Bitcoins in Custodial Wallets, also direkt bei einem Anbieter wie bspw. Coinbase zu lagern, da es in der Ver­gangenheit eine Reihe an Angriffen und Verlusten gab; neben Mt. Gox können noch viele andere aufgelistet werden (dree12, 2014).

Ist die Entscheidung für eine Art von Wallet gefallen, wird schließlich an die Adresse der empfangenden Person bezahlt. In der Regel wird das mittels einem QR-Code gehandhabt (da die Adresse eine sehr lange Kombination aus Ziffern- und Buchstaben ist, Anm. d. Verf.), wobei der QR-Code den zu zahlenden Betrag bereits enthalten kann, ansonsten wird er nach dem Öffnen der Wallet-App noch eingefügt (Kienböck, 2017). Ein Großteil des Handels mit Bitcoins findet weiterhin unter Verwendung von ZwischenhändlerInnen statt, die für die teilnehmenden HändlerInnen eine sofortige Umrechnung zwischen dem Bitcoin und herkömmlichen Währungen ermöglichen (Yermack, 2015, S. 34f.).

In Kryptowährung steckt das Wort Währung, in Bitcoin das Wort Münze und mit Bitcoins werden Produkte und Dienstleistungen bezahlt; kann daraus abgeleitet werden, dass der Bitcoin Geld oder gar eine Währung ist? Geld ist aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) alles, was zum Umtausch von Wert bei Transaktionen verwendet wird (Europäi­sche Zentralbank, 2015, S. 24). Bei Betrachtung dieser Aussage müsste der Bitcoin den Status von Geld erfüllen. Die EZB ergänzt jedoch, dass „virtuelle Währungen“ nicht den Charakter eines hochliquiden Vermögens haben und dass sie nicht die Akzeptanz von Geld erreicht haben. Eine Währung bezieht sich auf die spezifische Form von Geld, die in einem Land verwendet wird und wird bei „geprägten“ Geldformen, was üblicherweise Münzen und Banknoten sind, verwendet (ebd., S. 24f.). Aus Basis dieser Sichtweise ist der Bitcoin keine Währung. Die EZB nennt außerdem noch folgende Gründe, warum der Bitcoin nicht als Währung gilt: Für Bitcoins gibt es keine Garantien wie es sie bei bspw. einem zehn Euro-Schein gibt: Mit diesem ist gewährleistet, dass damit im Euroraum be­zahlt werden kann. Bitcoins seien außerdem schwankungsanfällig und daher alles andere als preislich stabil. Es arbeite auch niemand daran, den Wert stabil zu halten (Europäische Zentralbank, 2018).

Die Preisvolatilität des Bitcoins ist um einiges höher als jene von verbreiteten Währungen und Gold (Yermack, 2015, o. S.). Der Bitcoin ist mit einem Preis von ca. 12,- US-Dollar ins Jahr 2013 gestartet und war am 29. November desselben Jahres um 1.242,- US-Dollar erwerbbar. Abgesehen davon, dass ein Bitcoin an diesem Tag genauso viel wert war wie eine Unze Gold, bedeutete der Kurs ein Plus von rund 10.250 Prozent seit Jahresbeginn (Christensen, 2013). Derart starke Preisschwankungen waren auch all die Jahre danach Thema, wie als der Bitcoin im Jahr 2017 um mehr als 2.500 Prozent zulegte und im De­zember 2017 sein bisheriges Allzeithoch von knapp 20.000,- US-Dollar erreichte. Die Preisschwankungen setzten sich auch 2018 fort, jedoch in die umgekehrte Richtung: Im Februar fiel der Preis auf nahezu 6.000 US-Dollar und Ende 2018 lag der Preis bei weni­ger als 3.800 US-Dollar (Ouimet, 2019). Solch ein Verhalten lässt sich nicht durch öko­nomische und finanzielle Standardtheorien erklären (Kristoufek, 2013, S. 1). Eine ausge­prägte Volatilität wie die des Bitcoins macht ihn für das Risikomanagement unbrauchbar und für seine Eigentümerinnen äußerst schwierig, sich abzusichern (Yermack, 2015, o. S.). Als weitere Gründe, warum der Bitcoin keine Währung ist, führt die EZB an, dass es nur sehr wenige Orte gibt, an denen mit Bitcoins bezahlt werden kann. Darüber hinaus seien die Transaktionen langsam und teuer. Außerdem warnt die EZB davor, dass Bitcoins von Hackerinnen entwendet werden können, worauf kein Rechtsschutz besteht (Europäi­sche Zentralbank, 2018). An dieser Stelle sei angemerkt, dass diese Auflistung die Anmu­tung einer Verbreitung von Panik hat, in Bitcoin-Blogs auch oft „FUD“ genannt, als Ab- kürzung von Fear, Uncertainty and Doubt („Urban Dictionary: Fud“, 2001) also die Ver­breitung von Angst, Unsicherheit und Zweifel. Immerhin hätte die EZB bei einer Durch­setzung von Bitcoin als verbreitetes Zahlungsmittel theoretisch keine Funktion mehr. Eine Bitcoin-Überweisung dauert erfahrungsgemäß weit weniger als eine Stunde, was definitiv um einiges schneller ist als eine herkömmliche Banküberweisung, und im Falle einer weltweiten Überweisung auch um einiges günstiger (Anm. d. Verf.). Zum Zeitpunkt des Schreibens wurden übrigens in „Binance“, einer der weltweit größten Onlinebörsen für Kryptowährungen, von HackerInnen 7.000 Bitcoins entwendet, was in etwa zwei Prozent des Bitcoin-Bestands des Unternehmens sind. Diese zwei Prozent waren in einem soge­nannten „Hot Wallet“ (damit ist ein Online-Speicherplatz gemeint, Anm. d. Verf.) hinter­legt. Der Rest wird offline gesichert („Cold Wallet“) und blieb daher unberührt. Das Un­ternehmen wird den Verlust mittels eines Fonds vollständig abdecken, sodass von dem Diebstahl keine Benutzergelder betroffen sind (Binance, 2019).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Literatur wird der Bitcoin üblicherweise als (die erste) Kryptowährung bezeichnet, die eine Teilmenge dessen ist, was allgemein als digitale Währung bezeichnet wird. Als Beispiele für digitale Währungen werden Flugmeilen genannt, die von Fluggesellschaften ausgegeben werden oder Spielmarken für Online Casinos, und viele weitere Formen die in einem geschlossenen System für virtuelle und physische Objekte eingetauscht werden können - oder, im Falle eines offenen Systems auch gegen Fiat-Währungen (Lam & Lee, 2015, S. 6ff.), also die Standardwährung eines Staates (wie bspw. Euro, US-Dollar oder Yen). Lam & Lees Sichtweise dürfte in Japan mittlerweile allgemeingültig sein, denn 2017 wurde der Bitcoin auf eine Stufe mit anderen japanischen Alternativwährungen wie Geschenk- und Einkaufsgutscheine oder elektronisches Geld gestellt und wird seither als offizielles Zahlungsmittel anerkannt (Holtermann, Scheuer & Kölling, 2017). Selbst jene Arbeiten, die den Bitcoin nicht als Geld oder Währung bewerten, beschreiben den Bitcoin als Kryptowährung, was auch in dieser Arbeit so gehandhabt wird. Die EZB hingegen bezeichnet den Bitcoin lediglich als virtuelle Einheit (Europäische Zentralbank, 2018).

Aus rechtlicher Sicht gibt es keine Übereinstimmung über den Status des Bitcoins - jedes Land bewertet die Kryptowährung unterschiedlich und ändert scheinbar kontinuierlich die Regelungen (Ciaian et. al, 2016, S. 884). Während der Bitcoin in Japan bereits ein aner­kanntes Zahlungsmittel ist, beschreiben Ciaian et. al (ebd., S. 884), dass er in den USA aufgrund des marktorientierten Ansatzes als Tauschgeschäft eingestuft ist, in Finnland wird er als Wirtschaftsgut betrachtet und in Deutschland ist der Bitcoin eine Art „privates Geld“. Eine Abfrage mit dem Suchbegriff „Bitcoin“ auf einer Website der Europäischen Union brachte ein Ergebnis von 288 Dokumenten („Amt für Veröffentlichungen der Eu­ropäischen Union“, 2019). Die Kryptowährung ist in Europa zwar nicht einheitlich gere­gelt, aber jedenfalls ein Thema. Auf der Website des Bundesministeriums für Finanzen finden sich einige Hinweise, wie Kryptowährungen hierzulande gehandhabt werden. Demnach wird der Bitcoin derzeit nicht als offizielle Währung anerkannt und er stellt auch kein Finanzinstrument dar. Kryptowährungen werden in Österreich, wie auch in Finnland, als Wirtschaftsgut gehandhabt, konkret als „sonstige (unkörperliche) Wirt­schaftsgüter“ und gelten als nicht abnutzbar. Das Mining wird wie die Herstellung sonsti­ger Wirtschaftsgüter behandelt und auch das Betreiben einer Online-Börse für Kryp- towährungen sowie das Betreiben eines Kryptowährungs-Geldautomaten, gelten als ge­werbliche Tätigkeiten, die daher auch entsprechende steuerliche Konsequenzen mit sich bringen. Auf der Website finden sich zudem Informationen über die ertragsteuerliche Be­handlung von Kryptowährungen im Privatvermögen (Bundesministerium für Finanzen, 2017). In Venezuela wurde 2018 als eine der Antworten auf die Inflation, die in zwölf Monaten 3.823 Prozent betrug, sogar eine staatliche Kryptowährung namens „Petro“ ein­geführt, mit der Präsident Nicolas Maduro gegen die schwere Wirtschaftskrise seines Landes ankämpfen möchte. Littmann und Busch (2018) bezweifeln Petros Erfolg, denn „Kryptowährungen sind vor allem deswegen so attraktiv, weil sie unabhängig von Regie­rungen lanciert werden, die sie nicht inflationär aufblähen können“. Da der Preis des „Petro“ mit dem Ölpreis gesichert werden soll (Venezuela verfügt über reichlich Erdölre­serven), handelt es sich dabei nicht um eine Kryptowährung im eigentlichen Sinn, wie ein Mitarbeiter des venezolanischen Consulting-Unternehmens „Ecoanalitica“ zitiert wird (Leidenz zit. n. Littmann & Busch, 2018).

Als vermutlich größtes Hindernis, das den Bitcoin zu einem weit verbreiteten Zahlungs­mittel macht, liegt an seiner Stückelung. Händlerinnen müssen ihre Preise in Bitcoin meist mit sehr vielen Nachkommastellen angeben. Als Beispiel werden in der Literatur Artikel bei einem Online-Lebensmittelhändler aufgezählt, wie Schokoriegel für 0,00529 BTC oder eine Packung Tee für 0,05255 BTC. Alternativ könnten diese Preise in wissen­schaftlicher Schreibweise ausgedrückt werden als 5,29 x 10-3 bzw. 5,255 x 10-2. Abgese­hen davon, dass diese Schreibweise impraktikabel ist, können die meisten Buchhaltungs­programme nur zwei Dezimalstellen verarbeiten. Üblicherweise treten viele Nuller in Preisen in umgekehrter Reihenfolge auf. Als Beispiel nennt Yermack die italienische Lira und wie Verbraucherinnen die letzten drei Nullen bei einem Preis von 5.000 Lira für eine Eistüte ganz einfach ignoriert haben. Eine vertrauenswürdige Währung würde als Tauschmittel, Wertspeicher und Rechnungseinheit fungieren; Kriterien die der Bitcoin weitgehend nicht erfüllt (Yermack, 2015, S. 38ff.). Außerdem ist der Bitcoin täglichen Hacking- und Diebstahlrisiken ausgesetzt und es existiert keine Einlagensicherung wie bei einer Bank. Yermack (ebd., o. S.) hält daher fest, dass sich der Bitcoin viel eher wie eine spekulative Anlage als eine Währung verhält, eine Ansicht, die auch von Ciaian et. al (2016, S. 883f.), Beer & Weber (2015) und der EZB (Europäische Zentralbank, 2018) vertreten wird. Beer & Weber (ebd.) merken zusätzlich an, dass, auch wenn der Bitcoin nicht mit etablierten Zahlungs- und Geldsystemen verglichen werden kann, das Bitcoin­Netzwerk (womit vermutlich die Blockchain-Technologie gemeint ist, Anm. d. Verf.) zu weiteren Innovationen führen könnte.

2.4 (Inter)nationales Interesse am Bitcoin

2.4.1 Erstes Aufkommen in den Medien

Eine Recherche in renommierten US-Medien zeigte, dass das Nachrichtenmagazin „Ti­me“ zuerst über den Bitcoin berichtet hat. Im Artikel von April 2011 wird der Bitcoin und seine technologischen Besonderheiten erklärt. Dabei wird außerdem erwähnt, dass der Bitcoin illegale Aktivitäten erleichtern kann, und dass er, sollte er sich durchsetzen, nicht nur für Regierungen, sondern auch für ZahlungsabwicklerInnen eine Bedrohung darstel­len könnte (Brito, 2011). Die nachfolgenden Artikel sind alle im Juni 2011 erscheinen und bieten ein recht breites Spektrum an Blickwinkeln, beginnend mit einem Artikel auf „FT Alphaville“. In dem Beitrag des Finanzmarkt-Nachrichtendienstes der „Financial Times“, wird der Bitcoin vorgestellt und Bezug auf einen Artikel in der Zeitschrift „New Scien- tist“ genommen, in dem die Kryptowährung als mögliche Antwort auf die Wirtschaftskri­se 2008 behandelt wird (Alloway, 2011). Zwei Tage später folgte eine Veröffentlichung von Reuters, mit klarem Fokus auf den Drogenhandel auf der Plattform „Silk Road“. In dem Beitrag kommt die „Drug Enforcement Administration“ (DEA) zu Wort, die be­schreibt, dass es aufgrund der Technik möglicherweise schwierig wird, die Plattform zu schließen. „The DEA is ‘absolutely’ concerned about Bitcoins and other anonymous digi­tal currencies“. Im dazugehörigen Titel steht, dass SenatorInnen versuchen, scharf gegen den Bitcoin vorzugehen (Wolf, 2011). Die Woche darauf wurde der Bitcoin von „The Economist“ in Form eines kurzen Artikels aufgegriffen, der die grundlegenden Eigen­schaften der Kryptowährung umreißt (P. & T., 2011). Außerdem gab es einen sehr aus­führlichen Beitrag in „Bloomberg“, in dem eine Person beschrieben wird, die zu An­fangszeiten Bitcoins gekauft hat und sich bei einem Verkauf zu einem Preis von rund 30 US-Dollar je Einheit über einen Gewinn von über 1.000 Prozent freuen durfte. Danach wird Bruce Wagner zitiert, ein Unternehmer, der regelmäßige Treffen („Meetup“) für Bit­coin-Interessierte in Manhattan organisiert, und meint, dass es sich beim Bitcoin um die größte Erfindung seit dem Internet handelt und dass sie so perfekt ist, als wäre sie von Aliens kreiert worden. Außerdem wird die dezentrale Technik und das Mining beleuchtet, es wird erläutert, dass der Bitcoin all die Vor- und Nachteile von Geld besitzt und dass wohl all jene, die etwas zu verstecken haben, wie die Mafia, DrogendealerInnen, Terroris- tInnenen und Personen, die mit Kinderpornografie Geschäfte machen, an der Währung Gefallen finden werden (Sheridan, 2011).

In Österreich sind die ersten Artikel ein wenig später erschienen. Das erste Printmedium, dass hierzulande über den Bitcoin berichtet hat, war die „Tiroler Tageszeitung“ im Mai 2011. In dem Beitrag mit dem Titel „Die ‘gefährlichste Währung' der Welt“ wird die Funktionsweise des Bitcoins erklärt, es wird dargelegt, dass noch ungewiss ist, wie er sich in Zukunft entwickeln wird, dass es Risiken zu beachten gibt und dass aufgrund der Ano­nymität des Bitcoins der Geldwäsche und Steuerhinterziehung Tür und Tor offenstehen würden (Holzer, 2011, S. 27). Überregional nahm „Der Standard“ das Thema erstmals auf und zwar im Juni 2011 in Form eines kurzen FM4-Radiotipps („Radio-Tipps“, 2011, S. 44). Der erste ausführliche Artikel folgte erst zum Jahresende, ebenfalls im „Der Stan­dard“. Dieser Artikel konzentriert sich auf das Minen von Bitcoins, aber auch auf Satoshi Nakamoto, auf den Einsatz von Bitcoins in der Praxis und dass es, wie der Volkswirt Gerhard Rösl zitiert wird, kein Risiko für illegale Geschäfte gebe - die sind nämlich auch mit Banknoten durchführbar (Bruckner, 2011, S. 98). Im „Kurier“ wurde der Bitcoin erstmals im September 2012 und das nur sehr am Rande im Zusammenhang mit einer Lö­segeldforderung erwähnt „Die Gruppe wollte die Summe als Bitcoin erhalten, eine Form von elektronischem Geld, das schwer zu verfolgen ist“ (Damianova, 2012, S. 5). Im De­zember 2012 wird der Bitcoin in „Die Presse“ erstmals erwähnt, nämlich in einem Arti­kel, der die Stellung des US-Dollars als Weltwährung behandelt (Jilch, 2012, S. 21). Schließlich fand im Mai 2013 der Bitcoin auch in der „Kronen Zeitung“ Platz. In dem Ar­tikel wird die Funktionsweise des Bitcoins erklärt, aber gleichzeitig auch ein wenig belä­chelt. Hier taucht außerdem die Vermutung auf, dass es sich um eine Art „Pyramiden­spiel“ handeln könnte und dass sich Bitcoins für die Online-Geldwäsche eignen. Auch auf mögliche Kurssprünge von 50 Prozent wird hingewiesen (Schumi, 2013, S. 44). Wie die ersten Artikel von führenden US-Amerikanischen Medien behandeln auch jene aus Öster­reich recht unterschiedliche Sichtweisen, erscheinen jedoch um einige Monate bis Jahre später. Zumindest ist Österreich im deutschsprachigen Raum (D-A-CH) kein alleiniger Spätzünder: In der einleitend erwähnten Studie von Riedl et. al (2019, S. 1), in der die Stimmung zu Bitcoins in Tageszeitungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erhoben wurde, wurden Artikel ab dem 4. Quartal 2011 herangezogen, was die Forscher mit dem erstmaligen Erscheinen eines Beitrags argumentieren. Global gesehen nahm die Popularität in Mainstream-Medien zu, nachdem der Bitcoin im März 2013 eine Marktka­pitalisierung von 500 Millionen US-Dollar erreichte (Novak et. al, 2015, S. 16). Aktuell liegt die Marktkapitalisierung übrigens bei über 121 Milliarden US-Dollar (Bitcoin Preis, Charts, 2019).

2.4.2 Google, Wikipedia und Twitter

Die im Abschnitt Blockchain (2.2.3) genannten Transaktionsdaten lassen vermuten, dass der Bitcoin noch lange nicht gestorben ist. Selbiges verrät eine Google Trends-Abfrage, auch, wenn das Thema nicht mehr so stark nachgefragt wird wie im Dezember 2017. Als der Bitcoin-Preis sein Allzeithoch erreichte, kam es auch beim Volumen an Bitcoin­Google-Suchanfragen zu einem bisherigen Rekord. Damals wurde der Wert 100 erzielt, was Google als „die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs“ definiert. Ein Wert von 50 würde bedeuten, dass das Thema halb so beliebt ist. Im Juni 2019 erreichte der Bitcoin den Wert 20, wie zuletzt im August 2017 (Google Trends Erkunden, 2019). Die Regionen, in denen am meisten nach dem Bitcoin gegoogelt wird, sind in absteigender Reihenfolge Nigeria, Südafrika, St. Helena, Ghana und die Niederlande. Verwandte Themen und ähn­liche Suchanfragen, die bei Google Trends ebenfalls ersichtlich sind, sollen im späteren Verlauf der Arbeit für die induktive Kategorienbildung berücksichtigt werden. Das sind z. B. Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel oder das Bitcoin Mining. Die Abfrage mit demselben Suchbegriff und demselben Datum, aber mit der Region Österreich brachte dem Bitcoin 27 Interessenspunkte, also etwas höher als der weltweite Durchschnitt. In der Steiermark ist der Bitcoin am beliebtesten, in Salzburg am unbeliebtesten; Wien befindet sich auf Platz acht. Auch eine Abfrage der Bitcoin-Wikipedia-Seitenaufrufe zeigt, dass das Interesse vorhanden ist. Im Gegensatz zu Google gibt es hier kein Punktesystem, son­dern tatsächliche Aufrufe: Bspw. wurde die englische Bitcoin-Wikipedia-Seite am 1. Juli 2019 8.219-mal aufgerufen und die deutsche 1.905-mal (Pageviews Analysis, 2019). Am selben Tag wurden auf Twitter 23.124 Tweets mit dem Hashtag #bitcoin veröffentlicht (Bitcoin Tweets Historical Chart, 2019).

2.4.3 Der Bitcoin und Österreich

Österreich liegt nicht nur bei den Google Suchanfragen über dem Durchschnitt: Zum Zeitpunkt der Abfrage gibt es im Bitcoin-Netzwerk 9.560 Nodes, wovon sich 46 in Öster­reich befinden. Österreich liegt damit bei den 95 aufgelisteten Ländern, in denen zwi­schen einem Node (z. B. Dominikanische Republik) und 2.430 Nodes (USA) betrieben werden, auf Platz 29 („Global Bitcoin Nodes Distribution“, 2019). Womit Österreich ganz besonders hervorsticht, ist die Anzahl an Bitcoin-ATMs (mit ATMs sind Bankomate ge­meint, wie ATMs bzw. Geldausgabeautomaten in Österreich genannt werden, Anm. d. Verf.). Mittlerweile gibt es in 81 Ländern Bitcoin-ATMs, in der Anzahl von ei- nem Automaten wie bspw. in Dschibuti bis hin zu 2.932 Maschinen in den USA. In der Alpenrepublik befinden sich tatsächlich 274 Automaten womit Österreich weltweit nach den USA und Kanada auf Platz drei ist („Bitcoin ATMs by Country“, 2019). In Österreich befindet sich zudem mit „The House of Nakamoto“ das „erste Ladengeschäft für Bitcoins und der Welt der Blockchain“ („Willkommen im House of Nakamoto“, o. J.), mit „Bit­panda“ nicht nur einen „Best Fintech Startup 2017 Award“-Gewinner, sondern auch „Eu­ropas führende Handelsplattform für Bitcoin, Ethereum, IOTA und mehr“ („Bitpanda Home of Cryptocurrency“, o. J.) und mit dem „Austrian Blockchain Center“, das mit öf­fentlichen Fördermittel, in Millionenhöhe unterstützt wird, das weltweit größte Block- chain-Forschungszentrum („World's Largest Competence“, 2018).

3 (Massen)Medien und Öffentlichkeit

Medien und Bitcoin sind die zwei großen Themen dieser Diplomarbeit, die durch eine übergeordnete Forschungsfrage untersucht werden. In den ersten beiden Kapiteln wurde u. a. dargelegt, dass der Bitcoin nicht nur Thema in den Medien ist, sondern dass es auch eine Korrelation zwischen dem Preis und der Medienberichterstattung geben soll. Außer­dem wurde beschrieben, wann der Bitcoin erstmals in der (inter)nationalen Medienbe­richterstattung berücksichtigt wurde. In diesem Kapitel wird nun der Fokus auf Medien, im Speziellen auf Massenmedien, gelegt, die nach einer Begriffsklärung anhand ihrer Funktionen und Qualitäten näher beschrieben werden. Anschließend folgt ein gezielter Blick auf das Medium Zeitung, die auch im Zuge dieser Arbeit untersucht werden. Die abschließenden Abschnitte konzentrieren sich auf die Nachrichtenselektion, um zu ver­stehen, warum Journalistinnen überhaupt über ein Thema berichten. Der letzte Abschnitt dieses Kapitels widmet sich ausführlich dem übergeordneten theoretischen Ansatz dieser Arbeit - dem Framing.

3.1 Begriff des Mediums

Der Begriff des Mediums reicht weit über die Kommunikationswissenschaft hinaus. Um­gangssprachlich wird unter einem Medium oft ein Mittel, bzw. eine Instanz verstanden, die zwischen zwei Positionen vermittelt, wobei diese Positionen Angelegenheiten, Perso­nen aber auch Welten sein können. Demnach kann ein Medium etwa eine Heiratsvermitt­lerin bzw. ein Heiratsvermittler aber auch eine Prophetin bzw. ein Prophet sein. Ein Me­dium kann außerdem noch ein Träger physikalischer oder chemischer Vorgänge sein oder im okkultistischen Sinne eine Person, die mit Geistern in Verbindung tritt. Im kommuni­kationswissenschaftlichen Sinn lässt sich die Sprache als erstes Medium definieren (Mer­ten, 1993, S. 134f.).

Merten (1993, S. 190-203) umreißt in seiner „Einführung in die Kommunikationswissen­schaft“ den Weg vom animalischen Signalverhalten zur Kommunikation, beginnend mit der Sprache als Medium der Kommunikation in einer archaischen Gesellschaft. Die Hochkultur, die bereits Sprache und Schrift verwendet, ist der nächste Entwicklungs­schritt, wobei Merten von der Keilschrift der Sumerer in Mesopotamien (ca. 3.500 v. Chr.) ausgeht. Die Schrift brachte neue kommunikative Leistungen mit sich, wie z. B. die Fixierung von Aussagen, ohne die keine Anhäufung und Ordnung von Wissen mög­lich wäre. Sprache und Schrift sind evolutionäre Voraussetzungen für eine Hochkultur. Der dritte Gesellschaftstypus ist jener der Industriegesellschaft, die über Sprache, Schrift und Medien verfügt. Luhmann (1981, S. 309-312), der die Veränderung der gesellschaft­lichen Evolution ebenfalls mit der Veränderung in den Kommunikationsweisen in Bezie­hung setzt, beschreibt die dritte Phase des heutigen technisch-industriell fundierten Ge­sellschaftssystems, auch als Weltgesellschaft. In ihr ist die Reproduktion für beliebig viele EmpfängerInnen durch neuzeitliche Druck- und Funktechniken möglich.

Als erste Massenmedien nennt Merten (1993, S. 203f.) zwei gedruckte „Zeyttungen“ aus dem Jahr 1609, nämlich „Relation“ aus Straßburg und „Aviso“ aus Wolfenbüttel. Er weist darauf hin, dass das Buch nicht unbeachtet bleiben darf, doch haben u. a. die Erschei­nungsweise, die fehlende Aktualität und der Preis lange Zeit die weite Verbreitung ver­hindert, weshalb es nicht als eigentliches Massenmedium gilt. Gleichzeitig wird geschil­dert, dass mit Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern auch zahlreiche Flugblätter und Flugschriften hergestellt wurden, die das 15. und 16. Jahrhundert in Atem hielten. Andere Autorinnen, wie z. B. Schmolke (2004, S. 250), be­ginnen die Zeitrechnung der Massenmedien mit Gutenbergs Erfindung im Jahr 1450.

Durch die Einführung von Massenmedien konnte jedenfalls der Adressatenkreis aktueller Mitteilungen vergrößert werden (Merten, 1993, S. 202). Die Notwendigkeit der Aktualität wurde bereits im 17. Jahrhundert thematisiert: „Zu förderst muß dasjenige / was in die Zeitungen komt / Neue seyn. Denn darum heißen die Zeitungen Novellen / von der Neu- likeit [...] Neue Sachen sind und bleiben angenehm: Was aber bey voriger Welt vorgan­gen / gehöret ins alte Eisen / und ersättiget das Lüsterne Gemüt keines weges“ (Stieler, 1697, S. 51). Bis heute bleibt diese „Erwartbarkeit von Unerwartetem“ charakteristisch (Merten, 1993, S. 202).

Die Kommunikationswissenschaft unterteilt Medien anhand ihrer Vermittlungstechnik in drei Gruppen, nämlich in primäre, sekundäre und in tertiäre Medien. Zur ersten Gruppe zählen die Sprache sowie nonverbale „Medien“ zur Bedeutungsvermittlung wie etwa Mimik und Gestik aber auch Bewegung und Körperhaltung. Bei primären Medien ist we­sentlich, „dass kein Gerät zwischen Sender und Empfänger geschaltet ist und die Sinne der Menschen zur Produktion, zum Transport und zum Konsum der Botschaft ausreichen“ (Pross, 1972, S. 145 zit. n. Burkart, 2019, S. 36). Sekundären Medien sind all jene, die auf der Produktionsseite, also auf der Seite der sendenden Person der Botschaft, ein physika­lisches Gerät erfordern, jedoch nicht auf der Seite der empfangenden Person. Demnach zählen bspw. Rauchzeichen, Flaggensignale, Bücher, Musik und Zeitungen zu den sekun­dären Medien. Im Zuge dieser Arbeit sollen Zeitungsartikel über den Bitcoin untersucht werden, weshalb im weiteren Verlauf dieser Arbeit (Abschnitt 3.4) genauer auf die Eigen­schaften dieses Mediums eingegangen wird. Zur letzten Gruppe nach Pross (ebd.) gehö­ren all jene Medien, die sowohl zum Senden als auch zum Empfangen der Botschaft ein Gerät erfordern. Zur den tertiären Medien gehören daher Kommunikationsmittel wie bspw. das Telefon, der Radio und Fernsehen sowie diverse digitale Datenträger.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Differenzierung nach Pross ist mittlerweile um die Gruppe der quartären Medien er­gänzt worden, die eigentlich internetbasierte Tertiärmedien sind. Das bedeutet, dass Sen­derInnen und EmpfängerInnen über ein entsprechendes Gerät und über eine Internetver­bindung verfügen. Was bei den quartären Medien bezeichnend ist, ist das Aufweichen der bislang klassischen Rollenverteilung von SenderInnen und Empfängerinnen in der Mas­senkommunikation. Weniger starr ist auch der definierte Verwendungszweck (ein Fern­sehapparat zum Fernsehen, ein Telefon zum Telefonieren, ein Radiogerät zum Radio hö­ren, etc.), da Geräte mittlerweile die Rolle von kommunikativen Universalgeräten über­nommen haben. Zu den quartären Medien können bspw. die Online-Auftritte von Print­medien oder Rundfunkanstalten gezählt werden, aber auch Websites von Organisationen und Unternehmen, Social Media, E-mails, Blogs und Chats (Burkart, 2019, S. 36f.).

3.2 Funktionen

Die Frage nach der Funktion kann mit dem Fokus auf Massenmedien (Burkart, 2019, S. 327-344) und mit dem Fokus auf den Journalismus (Ruß-Mohl, 2010, S. 17-23) beant­wortet werden. Dieser Abschnitt geht zuerst der Frage nach der Funktion von Massenme­dien auf den Grund, bevor er abschließend einen Blick auf den Journalismus, also der Ar­beit der in Massenmedien tätigen JournalistInnen, wirft.

Burkart (2019, S. 327) beschreibt, dass sich die gesellschaftliche Umwelt des (Massen- )Mediensystems in ein soziales, politisches und ökonomisches System differenzieren lässt, weshalb die Frage nach der Funktion von Massenmedien für die Gesellschaft, bzw. für gesellschaftliche Teilsysteme aus drei Ebenen betrachtet werden kann. 1. Massenmedien erfüllen unterschiedliche soziale Funktionen, die sie als soziales System für die gesellschaftliche Umwelt erbringen (sollen). Eine zentrale Funkti­on stellt dabei die Sozialisierungsfunktion dar (Burkart, 2019, S. 328). Damit ist gemeint, dass Medien Menschen „führen“ oder gar „erziehen“. Beispielsweise be­kommen Jugendliche und Erwachsene durch Seifenopern oder Reality-TV wie „Germany's next Topmodel“ Wertmaßstäbe und Verhaltensnormen vermittelt; und Kleinkinder wachsen mit dem Fernsehen als Babysitterin auf (Ruß-Mohl, 2010, S. 21). Eine ähnliche Funktion stellt die soziale Orientierung durch die Massenmedi­en dar, indem sie Menschen täglich mit einer Fülle an Informationen versorgen, die das Zurechtfinden in einer immer komplexeren Umwelt erst ermöglichen. Die Integrationsfunktion ist die dritte soziale Funktion, die vor allem im Kontext der Flüchtlingsbewegung nach Europa seit 2015 an Aktualität gewonnen hat (Burkart, 2019, S. 329f.). Während es früher nur ein bis zwei TV-Kanäle gab und daher alle dasselbe angesehen haben, hat der Fernseher das Thema des Tages und den Ge­sprächsstoff für die Pause am nächsten Tag vorgegeben. Durch das vervielfältigte Medienangebot ist das Thema des Tages in dieser Form nicht mehr möglich. Die vierte und letzte soziale Funktion der Massenmedien ist die der Rekreation. Medi­en bieten nämlich auch Gelegenheit sich zu entspannen und mental vom alltägli­chen Stress zu flüchten bzw. auszusteigen (Burkart, 2019, S. 333f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 131 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung der Kryptowährung Bitcoin in der Medienberichterstattung. Eine Framinganalyse österreichischer Tageszeitungen
Hochschule
Universität Wien
Note
2
Autor
Jahr
2019
Seiten
131
Katalognummer
V923850
ISBN (eBook)
9783346252036
ISBN (Buch)
9783346252043
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bitcoin, Cryptowährung, Kryptowährung, Framing, Framinganalyse, Frames, Inhaltsanalyse, Medien, Berichterstattung, Österreich, BTC, Blockchain
Arbeit zitieren
Heidrun Kubart (Autor:in), 2019, Die Darstellung der Kryptowährung Bitcoin in der Medienberichterstattung. Eine Framinganalyse österreichischer Tageszeitungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/923850

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