Die Deutsche Bank AG und ihre Zukunft. Aktuelle Situation und Herausforderungen


Dossier / Travail, 2019

21 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Gang der Untersuchung

2 Entwicklung der Branche im Kontext der Finanz- und Eurokrise

3 Aktuelle Situation der Deutschen Bank AG
3.1 Marktumfeld und Unternehmensanalyse
3.2 Kapitalerhöhung in 2017

4 Herausforderungen der Deutschen Bank AG
4.1 Digitalisierung und FinTech
4.2 Ausweitung und Internationalisierung der Bankenregulierung

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Quelle: Deutsche Bank AG Kursinformation von 01.01.2014 – 31.12.2018

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Quelle: Deutsche Bank AG Geschäftsbericht 2017 (2018) und ZB 2Q2018 (2018), Eigene Darstellung

Tabelle 2: Quelle: Geschäftsberichte 2017 Deutsche Bank, Societe Generale, UniCredit, Eigene Darstellung

Tabelle 3: Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Alt, R./Puschmann, T. (2016) S. 26 sowie eigene Ergänzung (Quellen gemäß Fußnoten Kap. 4.2)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen Situation und den Herausforderungen der Deutschen Bank AG. Die Frage nach der Zukunft ist von besonderem Interesse, da das Kreditinstitut vom Finanzstabilitätsrat (FSB) als global systemrelevant eingestuft wurde und damit einen maßgeblichen Einfluss auf die deutsche & europäische Volkswirtschaft sowie die Weltwirtschaft hat.1

Christian Sewing (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG) erklärte auf der Hauptversammlung am 24. Mai 2018: „Wir [die Deutsche Bank AG] wollen relevant, exzellent, innovativ, stabil und vertrauenswürdig sein“.2 Doch wie passen diese sehr komprimierten qualitativen Ziele mit der folgenden kontroversen Aussage zusammen:

„Banking is necessary, Banks are not“ – nie war dieses Zitat von Bill Gates aktueller als heute.3 Wieviel Wahrheit in dieser gewagten und provokanten Hypothese steckt, wird sich in den nächsten Jahren herausstellen. Banken stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Mit Google, Facebook, Apple und anderen IT-Konzern kommen neue Wettbewerber und Technologien (z.B. Künstliche Intelligenz, Robotik oder Blockchain) auf den Markt.

Geschwächt durch die Finanz- und Eurokrise, beeinflusst durch immer stärkere regulatorische Auflagen leiden sie zudem an einem Margenverfall durch die langanhaltende Niedrigzinsphase.

1.2 Ziel und Gang der Untersuchung

Der erste Teil widmet sich der Entwicklung des Bankensektors im Zeitverlauf, beginnend ab der Finanzkrise im Jahr 2007. Dieser Abschnitt dient als Hintergrundwissen, in dem die Ursachen und Treiber für die wirtschaftliche Lage des Unternehmens diskutiert werden.

Im Folgekapitel wird die aktuelle Situation der Deutschen Bank AG und dessen Branchenumfeld analysiert. Die erste Forschungsfrage dieser wissenschaftlichen Arbeit lautet: Wie ist die aktuelle Situation der Deutschen Bank AG im Hinblick auf die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zu interpretieren?

Darauf aufbauend werden im vierten Kapitel die Herausforderungen des Konzerns dargestellt. Die zweite Forschungsfrage dieser wissenschaftlichen Arbeit lautet: Mit welchen Herausforderungen wird die Deutsche Bank AG mittel- bis langfristig konfrontiert sein und welche Maßnahmen sollte das Management ergreifen, damit die gesetzten Unternehmensziele erreicht werden?

Das Fazit rundet diese Studienarbeit inhaltlich ab.

2 Entwicklung der Branche im Kontext der Finanz- und Eurokrise

Der Verlauf der weltweiten Finanzkrise resultiert aus einer komplexen Kombination verschiedener makro- und mikroökonomischer Ursachen: Liquiditätsüberschüsse auf den Finanzmärkten und Hochkonjunktur auf den Immobilienmärkten, beides getragen durch eine Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Fed, einzelwirtschaftlichen Strukturen im Bankensektor, beeinflusst durch kurzfristige variable Erfolgsvergütungen und dem wenig regulierten institutionellen Umfeld der Finanzdienstleistungsbranche.

Geldpoltische und politische Rahmenbedingungen sowie das Handeln einiger Finanzmarktakteure und die Entwicklung innovativer Finanzprodukte führten zunächst zu einer Blase auf dem US-Immobilienmarkt, die in weitreichenden Verwerfungen auf den internationalen Kreditmärkten endete. Die Funktionsfähigkeit des gesamten Finanzsystems schien durch die anschließende Vertrauenskrise am Interbankenmarkt gefährdet.4

Durch den Ausfall oder massiven Verlust dieser verbrieften Wertpapiere konnten einzelne Kreditinstitute nur durch Fusionen mit anderen Banken oder durch staatliche Rettungsprogramme vor der Insolvenz bewahrt werden. Die Bundesrepublik Deutschland beschloss die Einführung des befristeten Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) und zahlreiche andere Maßnahmen.5 Die Commerzbank AG und andere Finanzdienstleister erhielten Hilfe in Form von Garantien, Bereitstellung von Eigenkapital oder Ankauf von Wertpapieren aus diesem Fonds, die Deutsche Bank AG nicht.6 Die Deutsche Bank AG verzeichnete laut eigenen Angaben in 2008 einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 3.896 Mio €, nach einem Jahresüberschuss in Höhe von 6.510 Mio € im Vorjahr.7

Als Folge der Finanzkrise haben sich die G-20 Staaten dazu verpflichtet den Bankensektor künftig besser zu kontrollieren. Dazu wurden weitreichende Maßnahmen (bspw. Reform der Eigenkapitalvorschriften, Begrenzung der Geschäftsaktivitäten, Transparenz der Vergütungssysteme) bereits umgesetzt oder zumindest eingeleitet.

Der Weltwirtschaft drohte Ende 2008 bzw. Anfang 2009 eine Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Deutschland verminderte sich im Jahr 2009 um 5,0 Prozent.8 Aufgrund umfangreicher Sanierungs- und Konjunkturmaßnahmen der Regierungen stiegen die Staatsschulden der Euro-Länder. Aus der Finanzkrise entwickelte sich 2010 die Eurokrise. Die Entstehung makroökonomischer Ungleichgewichte wurde durch die gemeinsame Währung verstärkt.9 Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien erhielten unter bestimmten Voraussetzungen und Bedingungen Kredite sowie Bürgschaften aus dem Krisenfonds EFSF bzw. ESM.10 Die Deutsche Bank AG legte erstmals im Geschäftsbericht 2011 Zahlen zu den sog. PIIGS-Staaten offen. Die Bruttoposition betrug zum Stichtag 31.12.2011 93.251 Mio €.11 Das Kreditengagement wurde sukzessive zurückgeführt, teilweise wertberichtigt oder (vollständig) abgeschrieben (Schuldenerlass Griechenland). Die aktuelle Bruttoposition beträgt per 31.12.2017 72.771 Mio €.12 Vor dem Hintergrund der Risikosituation in der Eurozone werden diese Forderungen gesondert im Risikobericht ausgewiesen, weil weiterhin ein hohes Ausfallrisiko besteht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzinssatz ab Mitte 2008 von 4,25% in insgesamt 19 Zinsschritten auf 0,00% (gültig seit März 2016). Einlagen bei der EZB werden negativ (-0,40%) verzinst.13 Zusätzlich stellte sie dem Markt durch Anleihe-Kaufprogramme Liquidität in Milliardenhöhe zur Verfügung, um deflationären Tendenzen entgegen zu wirken und das Ziel der Preisstabilität zu sichern.14

3 Aktuelle Situation der Deutschen Bank AG

Vorstandswechsel, Rückzug aus Geschäftsgebieten, Verkauf von ausländischen Beteiligungen, Teilbörsengang des Asset Managements. Der Zwischenbericht Q2 2018 gibt Auskunft über viele zeitnahe Ereignisse. In dieser Ausarbeitung konzentriert sich der Autor auf das Marktumfeld der Branche und auf die aktuelle wirtschaftliche Situation der Deutschen Bank. Weiteres zentrales Thema ist die Kapitalerhöhung über 8 Mrd € in 2017.

3.1 Marktumfeld und Unternehmensanalyse

Die Unternehmensanalyse umfasst eine strategische, erfolgswirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Analyse. Dabei wird untersucht, ob das Unternehmen in der Lage war (retrospektiv) bzw. in der Lage sein wird (prospektiv), die aufgestellten ökonomischen Ziele zu erreichen. Gegenstand ist in der Regel mindestens ein Jahresabschluss mit Vorjahreswerten. Es erfolgt ein Zeitreihen- und Branchenvergleich mittels Kennzahlenbildung.15 Kreditinstitute unterscheiden sich hinsichtlich Gliederung und Analyse des Jahresabschlusses von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sehr deutlich. Diese Tatsache ist dem Geschäftsmodell der Banken geschuldet. Der Konzern bilanziert nach den International Financial Reporting Standards (IFRS), die Aktiengesellschaft nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB) sowie der Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute (RechKredV).

In dieser Arbeit erfolgt aufgrund des Umfangs eine stark verkürzte Unternehmensanalyse: Kommentiert werden ausgewählte Kennzahlen sowie aufsichtsrechtliche Quoten. Da es sich um eine börsennotierte Aktiengesellschaft handelt, wird zusätzlich der Aktienkurs betrachtet. Abgerundet wird die Analyse mit einem Blick auf die Peer Group der Bank.

Die expansive Zins- und Geldpolitik der EZB ist mit weitreichenden Auswirkungen auf die Rentabilität einer Bank verbunden. Während Sparkassen und Genossenschaftsbanken aufgrund ihres Geschäftsmodells kaum Möglichkeiten haben den Margenverlust im Kundengeschäft zu kompensieren, haben Großbanken wie die Deutsche Bank den Vorteil, auf weniger zinssensitive Geschäftsfelder zurückgreifen können. Damit besteht zumindest die Möglichkeit, einen rückläufigen Zinsüberschuss mit anderen Ertragsquellen teilweise ausgleichen zu können. Der Zinsüberschuss ist definiert als Differenz zwischen dem Zinsertrag (Kreditgeschäft), den Laufenden Erträgen (Geld- und Kapitalmarktgeschäft) und dem Zinsaufwand (Einlagengeschäft). Wird er in Relation zur durchschnittlichen Bilanzsumme angegeben handelt es sich um die Zinsspanne. Diese ist bei der Deutschen Bank AG von 1,28% in 2015 um 28,9% auf 0,91% in 2017 gesunken, was einem Ertragsrückgang von 3.503 Mio € entspricht.16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Quelle: Deutsche Bank AG Geschäftsbericht 2017 (2018) und ZB 2Q2018 (2018), Eigene Darstellung

Die obige Tabelle zeigt zentrale Finanzziele der Deutschen Bank AG (Konzern) sowie das Ergebnis der einzelnen Kennzahlen im jeweiligen Berichtsjahr. Ein Vergleich zwischen Soll und Ist zeigt deutlich, dass die Bank momentan weit von ihren Zielen entfernt ist.

Die Eigenkapitalrentabilität (Return on Tangible Equity – ROTE) ist in beiden Geschäftsjahren negativ, da seit 2015 ein Verlust nach Steuern erwirtschaftet wird. Demnach ist die Aufwand-Ertrag Relation (Cost-Income Ratio) ebenfalls unterdurchschnittlich. Die Kennziffer gibt an, wie viel Euro die Deutsche Bank AG aufwenden muss, um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften (Kehrwert der Aufwandsrentabilität).17 Der Konzern konnte in 2017 trotz verminderter Erträge (im Vergleich zu 2016) ein positives Vorsteuerergebnis erzielen, da die Aufwendungen ebenfalls rückläufig waren. Aufgrund einer Steuerreform in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) wurde ein einmaliger Steueraufwand verbucht, der das Ergebnis belastet hat.18 Bei der Kennzahl Bereinigte Kosten handelt es sich um keine herkömmliche IFRS-Finanzkennzahl. Sie ist im weiten Sinne mit der der Messzahl der Zinsunabhängigen Aufwendungen vergleichbar. Die Deutsche Bank AG verwendet diese Kernfinanzkennzahl um den Fortschritt bei der Kostenreduzierung messen zu können.19

Die harte Kernkapitalkapitalquote (Common Equity Tier 1 – CET1-Ratio) nach CRR ist eine Quote zur Messung der Eigenmittelausstattung eines Kreditinstitutes. Gemäß Verordnung hat die Deutsche Bank AG eine Mindestquote von 10,67% (Stand 30.06.2018: Übergangsregelung) einzuhalten.20 Diese ist derzeit aufsichtsrechtlich erfüllt. Die CET1-Quote setzt die risikogewichteten Aktiva in Relation zu den Eigenmitteln. Hier ist darauf hinzuweisen, dass das Aufsichtsrecht explizit von Eigenmitteln statt, wie gewohnt, von Eigenkapital spricht. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) ist momentan ebenfalls aufsichtsrechtlich erfüllt (Mindestquote 3,0%21 ), liegt aber unter dem vereinbarten Zielwert von 4,5%. Es handelt sich um eine risikounabhängige Verschuldungskennziffer, d.h. die Qualität der Aktiva ist unbedeutend. Sie dient der (Kredit-)Volumensbegrenzung. Die Hebelung der Bilanzsumme soll auf das 33,3-Fache des gesamten Kernkapitals begrenzt werden.22

Die Deutsche Bank-Aktie ist in Deutschland und in den USA notiert. Sie ist unter anderem ein Einzelwert im DAX. Seit September 2018 ist sie kein Mitglied mehr im EUROSTOXX50.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Quelle: Deutsche Bank AG Kursinformation von 01.01.2014 – 31.12.2018.

Abbildung 1 zeigt den Kursverlauf innerhalb eines Zeitraums von 5 Jahren. Die Marktkapitalisierung (Wert des Eigenkapitals) hat sich in dieser Zeit von 28,1 Mrd € um 51,2% auf 14,4 Mrd € vermindert. Der Kurs stabilisierte sich nach einem langfristigen Abwärtstrend bei ca. 6,75 €. Analysten schätzen die Aktie weiterhin negativ ein und raten zum Verkauf. Der DAX (der Performance-Index beinhaltet Dividenden) konnte im Vergleichszeitrum ein Plus von 12,3% verzeichnen, während der dazugehörige Kurs-Index um 2,2% gefallen ist.

Bei der Durchführung einer Peer Group Analyse sollte auf vergleichbare Unternehmen geachtet werden. Die Societe Generale und UniCredit wurden aufgrund Geschäftstätigkeit, Bilanzsumme und Umsatz ausgewählt und als vergleichbar erachtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Quelle: Geschäftsberichte 2017 Deutsche Bank, Societe Generale, UniCredit, Eigene Darstellung

Der Vergleich zeigt, dass die Deutsche Bank ein Kostenproblem hat. Diese Schwäche wirkt sich direkt auf die Rentabilität aus. Sie ist das Resultat zu hoher Personal- bzw. Sachkosten.

Daraus folgt: Vergleichbare Banken in Europa erzielen bei gleicher Ausgangslage bessere operative Ergebnisse. Ein Blick auf den Ertragsmix offenbart, dass deutsche Banken stärker vom Zinsüberschuss abhängig sind als Banken anderer Länder. Der Anteil des Zinsüberschusses am Rohertrag belief sich in 2015 auf 73,0%, in Frankreich waren es 53,0%, in der Schweiz nur 44,0%. Diese Tatsache ist historisch bedingt. Deutsche Unternehmen finanzieren sich traditionell über Bankkredite und weniger über den Kapitalmarkt. Dadurch sind die Provisionsüberschüsse (entstehen bei der Emission von Wertpapieren jeglicher Art) geringer.23

Auf der Aufwandsseite konnten europäische Mitbewerber ihre Rendite bereits durch Kostensenkungsprogramme steigern, was sich auch im Cost-Income Ratio wiederspiegelt.

Im Bereich des Aufsichtsrechts konnten nur marginale Unterschiede festgestellt werden. Alle drei Kreditinstitute sind verpflichtet Basel III / CRR / CRD IV anzuwenden. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2017 und auf eine Vollumsetzung der Regularien.

3.2 Kapitalerhöhung in 2017

Die Deutsche Bank AG hat in den letzten 10 Jahren insgesamt drei Kapitalerhöhungen durchgeführt. Der Bruttoemissionserlös betrug in 2010 10,2 Mrd €24, in 2014 8,5 Mrd €25 und in 2017 weitere 8,0 Mrd €26. Anhand der aktuellsten Kapitalerhöhung aus genehmigten Kapital (§§202-206 AktG) gegen Bareinlagen werden Ablauf, Motive und Auswirkungen erläutert:

Bei der genehmigten Kapitalerhöhung ermächtigt die Hauptversammlung den Vorstand das Grundkapital innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren um maximal 50% durch die Ausgabe junger Aktien zu erhöhen. Dieses Verfahren ermöglicht eine hohe Flexibilität und Reagibilität auf aktuelle (günstige) Kapitalmarktsituationen. Das anschließende Verfahren erfolgt, sinngemäß nach §§182-191 AktG, wie eine ordentliche Kapitalerhöhung.27 Die Deutsche Bank AG erhöhte ihr Grundkapital um die maximal möglichen 50% durch die Ausgabe von Bezugsrechten im Verhältnis von 2:1.28 Die Ausgabe von Bezugsrechten dient den Altaktionären als Schutz vor Verschiebung der Stimmrechtsverhältnisse und Kapitalverwässerung. Bezugsrechte sind handelbar. Deren tatsächlicher Wert wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Die Emission wird durch ein Bankenkonsortium durchgeführt, welche die jungen Aktien an institutionelle Investoren und Privatanleger weiterveräußern.29

Kapitalerhöhungen können aus primär finanziellen oder primär strategischen Motiven resultieren, wobei die Beweggründe von der jeweiligen Situation der Unternehmung abhängen. Der Übergang kann durchaus fließend sein.30 Die Deutsche Bank AG gibt in ihrem Wertpapierprospekt (Bezugsangebot) insbesondere die Stärkung der regulatorischen Kapitalbasis und Investitionen, die nicht näher erläutert werden, als Zweckbestimmung an.31

Die Literatur ist der Auffassung, dass ein hoher Bezugskurs zu einem hohen Finanzierungseffekt für die Aktiengesellschaft führt.32 Ein Vergleich zwischen der Kapitalerhöhung 2014 und 2017 zeigt diesen Effekt beispielhaft auf: Während bei einem Bezugspreis von 22,50 € und 359,8 Mio jungen Aktien ein Bruttoemissionserlös von 8,5 Mrd € generiert werden konnte, musste die Deutsche Bank AG in 2017 aufgrund des gesunkenen Aktienkurses den Bezugspreis auf 11,65 € festlegen und 687,5 Mio junge Aktien emittieren, um einen Bruttoemissionserlös von 8,0 Mrd € zu generieren. Damit entsteht ein wesentliches Problem: Das dividendenberechtigte Kapital erhöht sich und führt ceteris paribus zu höheren Ausschüttungsbeträgen in der Zukunft. In diesem Fall bedeutet dies eine zusätzliche Zahlung von rund 75,6 Mio € bei einer unterstellten bzw. gleichbleibenden Dividende von 0,11 € je Aktie.33

4 Herausforderungen der Deutschen Bank AG

Differierende Zinsentwicklung in den USA und Europa, Integration der Postbank in die Privat- und Geschäftskundenbank, ungewisses Brexit Abkommen. Die Deutsche Bank AG ist mit zahlreichenden Herausforderungen konfrontiert. Im Rahmen dieser Arbeit werden die zentralen Themen Digitalisierung und FinTech sowie Ausweitung und Internationalisierung der Bankenregulierung behandelt.

4.1 Digitalisierung und FinTech

Das Bankensystem der Bundesrepublik Deutschland besteht aus drei Säulen: Den Privatbanken, den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten und den genossenschaftlich organisierten Banken. Diese können wiederrum in Universal- und Spezialbanken unterteilt werden. Universalbanken bieten üblicherweise eine Vielzahl der in §1 Absatz 1 KWG genannten Geschäfte an, während Spezialbanken sich auf eine oder mehrere Dienstleistungen bzw. Tätigkeitsfelder spezialisiert haben.34 Davon abzugrenzen sind Finanzdienstleistungsinstitute und Finanzunternehmen. Für das Betreiben von Bankgeschäften oder anderweitigen Finanzdienstleistungen ist die Erlaubnis (Banklizenz) der Aufsichtsbehörde (in Deutschland: Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – BaFin bzw. EZB) notwendig.35

Banken spielen in einer Volkswirtschaft eine wichtige Rolle. Dazu zählen die Elemente der Fristen-, Losgrößen- und Risikotransformation.36

Der Begriff FinTech ist eine Kurzform für die Bezeichnung Financial(Services) Technology und umfasst Unternehmen sowie Dienstleistungen. Eine einheitliche, allgemeine Legaldefinition zu bestimmen ist nicht möglich. Segmente, Geschäftsmodelle und Produktangebot sind hierbei zu unterschiedlich. In der Literatur ist man sich jedoch einig, dass es sich um Unternehmen handelt, die Finanzdienstleistungen anbieten und dies mittels moderner & innovativer Informationstechnologie umsetzen. Der Fokus dieser Unternehmen liegt bis dato insbesondere auf den Bereichen Zahlungsverkehr/Währungen, Vermögensmanagement/Geldanlage und Finanzierung/Crowdfunding. Nicht jedes FinTech-Unternehmen verfügt über eine (Bank-)Lizenz und unterliegt der Aufsicht & Regulierung durch die BaFin. Teilweise wird mit Partnerunternehmen kooperiert.37

FinTech-Unternehmen lassen sich generell in zwei Arten gliedern: Den Near Banks und Non Banks. Während es sich bei Near Banks um banknahe Institutionen handelt, die substituierbare Leistungen einer gewöhnlichen Bank anbieten (Kerngeschäft ist eine Finanzdienstleistung), sind Non Banks bankfremde Anbieter, die zur Vervollständigung ihrer eigenen Wertschöpfungskette ein oder mehrere Angebote einer Bankproduktpalette in den Geschäftsprozess implementieren (Kerngeschäft ist keine Finanzdienstleistung).38

Kapitel 4.1 gibt einen Überblick über die neuen Mitbewerber und beantwortet die Frage, inwiefern die Deutsche Bank AG die aufkommende Digitalisierung („Banking 4.0“) meistern kann.

Bankbetriebliche Leistungen lassen sich im Wesentlichen durch ihre Abstraktheit charakterisieren. Sie sind weder lagerfähig, noch sind sie patentierbar. Sie sind erklärungsbedürftig und vertrauensempfindlich.39 FinTech-Unternehmen sehen durch den Einsatz geeigneter Informationstechnologien einen Wettbewerbsvorteil. Diese Ausprägungen umfassen beispielsweise einen vereinfachten Zugang, erhöhte Abwicklungsgeschwindigkeiten und Transparenz. Banken hingegen sehen die Digitalisierung häufig nur als Mittel zur Effizienzsteigerung.40

Digitalisierung ist mehr als das bloße Anbieten eines Online-Girokontos. Digitalisierung in Form des Banking 4.0 beschreibt die konsequente Ausrichtung des Unternehmens am Markt. Non Banks, insbesondere Internetunternehmen, Technologiekonzerne und Telekommunikationsanbieter zeigen, dass Kunden an personalisierten Lösungen interessiert sind. Kunden akzeptieren demnach die Analyse von personenbezogenen Daten, sofern ein individueller Mehrwert für sie generiert werden kann.41

Abbildung 2 zeigt globale FinTech-Hauptakteure, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht. Vielmehr soll es exemplarisch verdeutlichen, dass sich die Unternehmen, wie eingangs erwähnt, breit aufgestellt haben und unterschiedliche Dienste anbieten. Laut einer Marktprognose von Statista wird in 2022 ein weltweites Gesamttransaktionsvolumen von über 7.260 Mrd € (nur FinTech) bei rund 3,1 Mrd Nutzern überschritten.42

Die Strategie der Deutschen Bank AG sieht vor, dass die Konzernerträge spätestens ab 2021 zu 65% aus der Privat- und Geschäftskundenbank, der Vermögensverwaltung und der Abwicklung des Zahlungsverkehrs stammen.43 Hier handelt es sich um Geschäftsfelder, die im Fokus der FinTech-Unternehmen stehen. Die Gründe liegen in der Standardisierung, Automatisierung und Skalierung der Geschäftsprozesse sowie der niedrigen Volatilität der Märkte. Sofern diese Dienstleister weiterhin eine vergleichbar hohe jährliche Wachstumsrate aufweisen, ist fraglich, ob die Deutsche Bank AG dieses Ziel erreichen kann, oder ob Marktanteile, und damit Erträge, an die Konkurrenz verloren gehen.

Mit zunehmender Standardisierung von Bankprodukten und der Digitalisierung von Dienstleistungen durch die Verschmelzung diverser Distributions- und Kommunikationskanäle (Multi- bzw. Omni-Channel Ansatz) besteht die Notwendigkeit, das dichte Filialnetz in Deutschland nicht nur zu verkleinern, sondern zu modernisieren. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Bain & Company Inc. werden mittelfristig mindestens 25% der heutigen Filialen schließen. Das verbleibende Filialnetz soll wie ein sternförmiges Netzwerk mit großen Niederlassungen („Flagship Stores“) und kleineren Satelliten-Filialen organisiert werden.44 Die Deutsche Bank AG gab in 2016 bekannt, 188 von 720 Filialen in Deutschland bis Ende 2018 schließen zu wollen. Dies entspricht einer Quote von 26%. Üblicherweise werden die Filialen der Deutschen Bank AG langfristig geleast.45 Dadurch besteht die Möglichkeit der Einsparung von Fixkosten.

[...]


1 Vgl. FSB, 2018 list of global systemically important banks (G-SIBs) (2018), S. 3.

2 Deutsche Bank AG, Christian Sewing, Rede auf der HV am 24.05.2018 (2018) S. 4.

3 Zitat von Microsoft Gründer Bill Gates aus dem Jahr 1994.

4 Vgl. Kappius, R./Mock, M. (2009) S. 3.

5 Vgl. Hellenkamp, D. (2018) S. 74-77.

6 Vgl. FMSA, Historischer Überblick über die Maßnahmen des FMS (SoFFin) (2017) S. 1.

7 Vgl. Deutsche Bank AG, Jahresbericht 2008 (2009) S. 49.

8 Vgl. Statistisches Bundesamt, Bruttoinlandsprodukt 2009 für Deutschland (2010) S. 26.

9 Vgl. Neubäumer, R. (2011), S. 828.

10 Vgl. Hellenkamp, D. (2018) S. 78.

11 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht 2011 (2012) S. 71.

12 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht 2017 (2018) S. 119.

13 Vgl. Deutsche Bundesbank Eurosystem, EZB-Zinssätze (2018) S. 1.

14 Vgl. Europäische Zentralbank, Asset purchase programmes (Webseite) (2018).

15 Vgl. Coenenberg, A. G. et al. (2016) S. 1021-1028.

16 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht 2017 (2018) S. 12.

17 Vgl. Botsis, D. et al. (2015) S. 93-94.

18 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht 2017 (2018) S. 3.

19 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht 2017 (2018) S. 410.

20 Vgl. Deutsche Bank AG, Zwischenbericht zum 30.06.2018 (2018) S. 42.

21 Vgl. Basel Committee on Banking Supervision, Basel III: Finalising post-crisis reforms (2017) S. 140.

22 Vgl. Legaldefinition Artikel 429 VO (EU) 575/2013.

23 Vgl. Sinn, W./Schmundt, W. (2016) S.9-10.

24 Vgl. Deutsche Bank AG, Presse Information (2010) S. 1.

25 Vgl. Deutsche Bank AG, Presse Information (2014) S. 1.

26 Vgl. Deutsche Bank AG, Medien Information (2017) S. 1.

27 Vgl. Wöhe, G. et al. (2013) S. 119.

28 Vgl. Deutsche Bank AG, Prospectus for the public offering (2017) S. 53-54.

29 Vgl. Perridon, L. et al. (2017) S. 437-439.

30 Vgl. Bösch, M. (2016) S. 111.

31 Vgl. Deutsche Bank AG, Prospectus for the public offering (2017) S. 53.

32 Vgl. Perridon, L. et al. (2017) S. 439 und Wöhe, G. et al. (2013) S. 112-118.

33 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht (2017) S. 320.

34 Vgl. Hellenkamp, D. (2018) S. 27-35.

35 Vgl. Hellenkamp, D. (2018) S. 82.

36 Vgl. Hellenkamp, D. (2018) S. 7-9.

37 Vgl. Dorfleitner, G. et al. (2017) S. 4-10 und S. 47.

38 Vgl. Gruber, J. L./Bouché, G. (2017) S. 31-35.

39 Vgl. Hellenkamp, D. (2018) S. 9-10.

40 Vgl. Strietzel, M. et al. (2018) S. 17.

41 Vgl. Brühl, V. (2018) S. 8.

42 Vgl. Striapunina, K. (2018) S. 2.

43 Vgl. Deutsche Bank AG, Zwischenbericht zum 30.06.2018 (2018), S. 22.

44 Vgl. Vater, D. et al. (2012) S. 5.

45 Vgl. Deutsche Bank AG, Geschäftsbericht 2017 (2018) S. 288.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Die Deutsche Bank AG und ihre Zukunft. Aktuelle Situation und Herausforderungen
Université
University of applied Sciences Regensburg
Note
1,0
Auteur
Année
2019
Pages
21
N° de catalogue
V924623
ISBN (ebook)
9783346248558
ISBN (Livre)
9783346248565
Langue
allemand
Mots clés
Banken, Deutsche Bank, Aufsichtsrecht, Regulierung, Chance, Zukunft, Herausforderungen, Situation, Digitalisierung, FinTechs, Bill Gates, Banking, Filiale, Kredite, Wertpapiere, Return on Equity, Cost income Ratio, Ratio, Tangible Assets, Sparkasse, Kreditinstitut, KWG, CRR, CRD, EU, Finanzkrise, Eurokrise, Aktie, AG, Shares, Dividende, Rating, Zinsen, Provisionen, Kosten, MiFiD, BaFin, SEPA, Basel
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Tobias Winkler (Auteur), 2019, Die Deutsche Bank AG und ihre Zukunft. Aktuelle Situation und Herausforderungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/924623

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