In Zeiten die im Zeichen des globalen Terrors stehen, ist es nicht unvernünftig, sich mit Spekulationen über zukünftige Bedrohungen aus dieser Richtung zu befassen. Dabei klang bereits desöfteren das wenn auch gemeinhin als unwahrscheinlich betrachtete, dafür aber umso verheerendere Szenario eines Anschlages mit Nuklearwaffen an. Filmstoff, möchte man sagen, doch die Größenordnung und Grauenhaftigkeit eines nach wie vor unfassbaren, leider real kollabierten WTC hätte man bis dato wohl auch nur den schlechteren unter den Billigreißern zugetraut, nicht aber "Menschen", die sich damit in einer Tradition äußerst trauriger und verdammenswerter Begebenheiten der Geschichte wiederfinden, so unangebracht eine Aufsummierung und Vergleichbarkeit von Schicksalen auch immer bleiben wird; in der Tat eine Krankheit auch des außer Kontrolle geratenen Diktums des Ökonomischen. Insofern ist es aber gerade dieser Logik zufolge mehr denn je geboten auch noch so minimal erscheinende Risiken abzuwägen und in proaktive Kalkulationen einzubinden. Freilich kann man gegen einen kleinen Koffer, eine sogenannte "dirty bomb" wenig unternehmen außer hoffen; doch man kann zumindest versuchen aufzuzeigen, welch katastrophales Potential der Terrorismus namhaften Stimmen zufolge bereits innehaben könnte, wie labil unsere Sicherheitssysteme trotz aller Hysterie neuerdings womöglich wären, um nicht zuletzt eines zu erzeugen: Aufmerksamkeit. Betroffen sind von dieser "worst case analysis" natürlich alle, in unserer reizüberfluteten und mehr denn je isolierten "Gesellschaft" vor allem aber auch nicht zuletzt die sich in umgekehrter Proportionalität zunehmend als "sozialen Kitt" auffassenden vor allem audiovisuellen Medien, wo auch oft nur wünschenswerter denn legitimer Weise. Und gerade darum, um die geht es hier. Wie würden sie sich verhalten? Würde einerseits die Krisenkommunikation greifen, effektiv und erfolgreich sein? Und gelänge es dem kommerziellen Medienbetrieb andererseits eine sozialintegrative Berichterstattung aufrechtzuerhalten, ein Mindestmaß an "staatlicher" Funktionalität zu gewährleisten, so die Welt nicht ohnenhin ins Chaos totaler Anarchie stürzen würde? Diese und ähnliche Fragen werden hier angeschnitten, aufgrund des gegenwärtig glücklicherweise fiktionalen Charakters des antizipierten Ereignisses aber mehr explorativ als unbedingt zutreffend beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet "postapokalyptisch"?
- Eine Katastrophe bisher ungekannten Ausmaßes
- Die Zeit unmittelbar danach
- Methodische Vorüberlegungen
- Storyline & Szenarienaufbau
- Eine Anschlagsserie unter Zuhilfenahme von ",dirty bombs"
- Konstruktion eines Ereignishorizonts: das Dreiachsenmodell
- Herleitung der acht Zukunftsoptionen
- Täter, Vorgehen & Schäden im binären Schema
- Variationen/Kombinationen
- Plausibilität der Entwicklungslinien
- Unwahrscheinliches
- ",Familiäre“ Repräsentanz
- Kritik der gewählten Variablen bzw. Szenarien
- Festlegung von signifikanten Akteursgruppen
- Die Eindämmung der Folgen aus der Sicht des "stakeholders" Medien
- Definition Media
- Medien im breiteren kommunikationstechnischen Sinne
- BBK, deNIS, GMLZ, SatWas
- bilaterales, supra- & internationales Krisenmanagement
- Medien im engeren, kommerziellen Verständnis
- Rolle der Konzerne
- Berichterstattung
- Das Militär – Feindschaft oder "modus vivendi"?
- Thesen gegen eine Symbiose
- Argumente für Kybernetik statt Rivalitäten
- Naheliegende Vergleiche: Hiroshima, 9/11
- "Manöverkritik": Fiktion oder reale Möglichkeit?
- ABC-Waffensicherheit
- Auswertung der "visionären Elemente", ergänzende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die internationale politische Entwicklung nach einer apokalyptischen Anschlagsserie aus medialer Perspektive zu analysieren und zu prognostizieren. Dabei wird ein dystopisches Szenario entworfen, welches die möglichen Folgen einer Katastrophe ungekannten Ausmaßes aufzeigt.
- Rezeption und Bewältigung einer postapokalyptischen Anschlagsserie
- Rolle der Medien in Krisensituationen
- Szenarienbildung und Worst-Case-Analysen
- Vergleichende Betrachtung von historischen Ereignissen (Hiroshima, 9/11)
- Kritik und Reflexion der "visionären Elemente" des Szenarios
Zusammenfassung der Kapitel
- Was bedeutet "postapokalyptisch"?: Dieses Kapitel definiert den Begriff "postapokalyptisch" und erläutert die methodischen Vorüberlegungen für die Szenarienbildung. Es wird die Schwierigkeit betont, die "Weltbühne" einer solchen Katastrophe im Bereich des Wahrscheinlichen darzustellen. Die zugrundeliegende Anschlagsserie wird als beispiellos dargestellt, und der Autor argumentiert für die Notwendigkeit, Anleihen aus der künstlerisch-belletristischen Richtung zu ziehen.
- Die Zeit unmittelbar danach: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die Folgen der Anschlagsserie und die unmittelbaren Reaktionen auf die Katastrophe. Es werden typische Elemente des Krisenmanagements und Katastrophenschutzes angesprochen sowie die Auswirkungen auf die Gesellschaft, Wirtschaft und Infrastruktur.
- Storyline & Szenarienaufbau: Hier wird das Szenario der Anschlagsserie näher ausgearbeitet, die "dirty bombs" als Mittel der Wahl dargestellt und das Dreiachsenmodell zur Konstruktion des Ereignishorizonts eingeführt. Die Plausibilität der acht Zukunftsoptionen wird diskutiert, und der Autor beleuchtet die Kritik der gewählten Variablen und Szenarien.
- Die Eindämmung der Folgen aus der Sicht des "stakeholders" Medien: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Medien in der Katastrophe und die Herausforderungen, die sich für sie stellen. Es wird zwischen Medien im breiteren und engeren Sinne unterschieden und die Bedeutung von Kommunikation und Krisenmanagement hervorgehoben. Der Autor beleuchtet die Interaktion zwischen Medien und Militär sowie die Rolle von Konzernen in der Berichterstattung.
- "Manöverkritik": Fiktion oder reale Möglichkeit?: In diesem Kapitel werden die "visionären Elemente" des Szenarios bewertet und kritisch betrachtet. Der Autor hinterfragt die Realitätsnähe der angenommenen Ereignisse und die Folgen für die Sicherheit. Es werden Anmerkungen zu ABC-Waffensicherheit und die Bedeutung von Simulationen hinzugefügt.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Themen postapokalyptische Anschlagsserie, Medien, Krisenmanagement, Szenarienbildung, Worst-Case-Analyse, internationale Politik, "dirty bombs", Dreiachsenmodell, "stakeholders", "modus vivendi", ABC-Waffensicherheit, Simulationen.
- Quote paper
- Oliver Köller (Author), 2008, Rezeption & Bewältigung einer "apokalyptischen" Anschlagsserie aus medialer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92516