Das Jahrzehnt der Weimarer Republik gilt kulturell als eine der fruchtbarsten Zeiten in der jüngeren Geschichte Europas. „Die Goldenen Zwanziger“ sind legendär – als Zeitenwende ebenso wie als letztes Aufblühen geistiger und künstlerischer Freiheit nach dem ersten Weltkrieg und vor dem Sturz in eine noch schlimmere Katastrophe, nach der für lange Zeit schon das Dichten nicht mehr möglich erscheinen mochte.
Doch gerade die Blüte der zwanziger Jahre trägt die Züge der Krise; einer Krise, die nicht erst durch den ersten Weltkrieg ausgelöst wurde und deren tiefere Gründe kaum objektiv festzumachen sind – denn sie ist nicht aus Not oder politischen Umwälzungen heraus geboren.
Diese Krise zog sich durch alle Schichten der bürgerlichen Gesellschaft; besonders stark mußten sie jedoch junge Juden empfinden, denen trotz der erlangten rechtlichen Gleichstellung 1871 im Deutschen Reich der preußischen Kaiser überall die Entreebillets in die sogenannte „bessere“ Gesellschaft verwehrt blieben – sei es über eine Laufbahn als Reserveoffizier oder eine Karriere als Hochschullehrer – und die sich um die Früchte jahrzehntelanger Assimilationsbemühungen betrogen fühlen mußten.
Als Konsequenz wurden Rufe nach einem „erneuten Glauben“ laut - gemeint war damit allerdings keine Rückkehr zur traditionellen Religion. Wie dieser „erneute Glaube“ auch für junge Juden in den Jahren um den ersten Weltkrieg aussehen konnte und wohin er sie führen konnte, will diese Arbeit zu zeigen versuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Schaffung einer neuen jüdischen Identität
- Deutschtum und Judentum
- ,,... wir mußten uns auf unser Judentum besinnen“
- ,,Schleier der Wünschbarkeiten“
- Auf der Suche nach Erlösung
- Der Geist des Schwertes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Situation jüdischer Intellektueller in der Weimarer Republik vor dem Hintergrund der Krise der Moderne. Sie untersucht, wie diese Intellektuellen auf die Herausforderungen der Zeit reagierten und versuchten, eine neue jüdische Identität zu schaffen.
- Die Suche nach einer neuen jüdischen Identität in einer zunehmend säkularen Gesellschaft
- Die Ambivalenz des Verhältnisses zwischen Deutschtum und Judentum
- Die Rolle der Kunst und Kultur in der Konstruktion einer neuen jüdischen Identität
- Die Rezeption von Nietzsche und anderen Denkern der Moderne im jüdischen Kontext
- Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf das Selbstverständnis jüdischer Intellektueller
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel beleuchtet die besondere Situation jüdischer Intellektueller in der Weimarer Republik und setzt die Arbeit in den Kontext der damaligen Zeit.
- Die Schaffung einer neuen jüdischen Identität: Dieses Kapitel untersucht die Anfänge einer explizit säkularen jüdischen Kultur im 19. Jahrhundert und die Rolle von Vereinen wie dem „Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden“ und den VJGL.
- Deutschtum und Judentum: Das Kapitel geht auf die komplexen Beziehungen zwischen deutscher und jüdischer Identität ein und analysiert die Schwierigkeiten, die sich aus der Assimilation und dem Antisemitismus ergaben.
- ,,... wir mußten uns auf unser Judentum besinnen“: Dieses Kapitel behandelt die Frage, wie sich jüdische Intellektuelle in der Weimarer Republik auf ihr Judentum besannen und versuchten, eine neue jüdische Identität zu finden.
- ,,Schleier der Wünschbarkeiten“: Das Kapitel beleuchtet die Suche nach Erlösung und die Suche nach neuen Werten in einer Welt, die von Unsicherheit und Unübersichtlichkeit geprägt war.
Schlüsselwörter
Jüdische Intellektuelle, Weimarer Republik, Krise der Moderne, neue jüdische Identität, Deutschtum, Assimilation, Antisemitismus, Kultur, Kunst, Nietzsche, erster Weltkrieg, Säkularisierung, Religion, Emanzipation.
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- Jan Schenkenberger (Autor), 2006, Am Abgrund. Jüdische Intellektuelle und die Krise der Moderne, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92561