„Das Beste an der DDR war der Traum, den wir von ihr hatten.“
Hermann Kant
Vor mehr als 18 Jahren, am 9.11.1989, fiel die Berliner Mauer. Am 3.10.1990 wurde Deutschland wiedervereint, indem die DDR nach Art. 23 des Grundgesetzes der BRD beitrat. Dieser Beitritt war, wie das Wort bereits andeutet, keine Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten, sondern eine Eingliederung der ehemaligen DDR in die BRD. Von einem Tag auf den anderen brach das SED-Regime und mit ihm sein politisches und wirtschaftliches Institutionengefüge zusammen. Aus der sozialistischen Diktatur, welche im umfassenden Maße die Persönlichkeitsrechte ihres Volkes beschnitt, wurde eine sozialstaatliche Demokratie und ein Rechtsstaat, basierend auf Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen. Der Transformationsprozess der DDR bedeutete für deren Bewohner eine Phase massiver Umbrüche und Umorientierungen in allen Bereichen. Ihr bisheriges, durch den Staat vermitteltes Lebensbild wurde komplett zerstört. Es ergaben sich völlig neue Zukunftsperspektiven. Zuvor standardisierte Lebensläufe waren nun gekennzeichnet durch Diskontinuität.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, genau diese Diskontinuitäten der Kernzeit der Transformationsphase von 1989 bis 1994 näher zu beleuchten. Das besondere Augenmerk soll dabei auf den Arbeitsmarktveränderungen und Arbeitsmarktrisiken nach der Wende liegen. Denn, die „Veränderung der Erwerbssituation durch den Transformationsprozeß gehört zu den gravierendsten und folgenreichsten Ereignissen in den ostdeutschen Privathaushalten.“ (Berger, 1995: 43)
Folgenden konkreten Fragestellungen soll nachgegangen werden:
(1) Welche Wirtschaftszweige sind besonders von den Arbeitsmarktveränderungen betroffen, welche weniger? Welche profitieren von den Veränderungen, welche büßen ein?
(2) Inwiefern beeinflussen die individuelle Faktoren Alter, Geschlecht und Bildung die Arbeitsmarktchancen der Individuen? Wer sind demzufolge die „Gewinner“ wer die „Verlierer“ der Wende?
(3) Mit welchen neuen Arbeitsmarktrisiken werden die Ostdeutschen konfrontiert? Inwiefern findet diesbezüglich eine Anpassung an den Westen statt?
(4) Gelingt den Ostdeutschen die Anpassung an die veränderte Arbeitsmarktsituation?
Abschließend soll ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen geworfen werden.
(5) Hat sich die Entwicklung des ostdeutschen Arbeitsmarktes der aktuellen Entwicklung im Westen angepasst? Wie haben sich die Arbeitsmarktrisiken entwickelt?
Wichtigste Quelle dieser Arbeit ist der „Arbeitsmarkt-Monitor 1989 bis 1994“ welcher intensiv die Arbeitsmarktrisiken im ostdeutschen Transformationsprozess untersucht (Brinkmann, Wiedemann, 1995). Grundlage dieser repräsentativen Längsschnittuntersuchung sind acht Arbeitsmarkt-Umfragen der Infratest Sozialforschung von November 1990 bis November 1994. Befragt wurden 0,1% der Personen im erwerbsfähigen Alter.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Begriffsklärung
- Situation in der DDR
- Situation nach der Wende
- Arbeitsmarktveränderungen nach Wirtschaftszweigen
- Einfluss individueller Faktoren auf Arbeitsmarktchancen
- Einführung
- Alter
- Bildung
- Geschlecht
- Neue Arbeitsmarktrisiken
- Einführung
- Unterwertige Beschäftigung
- Langzeitarbeitslosigkeit
- Abdrängung vom offiziellen Arbeitsmarkt
- Zusammenfassung
- Aktuelle Entwicklungen
- Einführung
- Erwerbstätigkeit
- Arbeitslosigkeit
- Zusammenfassung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Diskontinuitäten in Lebensläufen von Ostdeutschen während der Transformationsphase von 1989 bis 1994, mit besonderem Fokus auf die Veränderungen und Risiken des Arbeitsmarktes nach der Wende.
- Analyse der Veränderungen im ostdeutschen Arbeitsmarkt nach der Wende
- Untersuchung des Einflusses individueller Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bildung auf die Arbeitsmarktchancen
- Identifizierung und Analyse neuer Arbeitsmarktrisiken im ostdeutschen Kontext
- Bewertung der Anpassungsfähigkeit der Ostdeutschen an die neue Arbeitsmarktsituation
- Vergleich der Entwicklung des ostdeutschen Arbeitsmarktes mit der Situation im Westen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit legt den Fokus auf die Veränderungen des Arbeitsmarktes und die damit verbundenen Risiken für Ostdeutsche während der Transformationsphase von 1989 bis 1994.
- Begriffsklärung: Definition der Begriffe „Ostdeutschland", „Westdeutschland", „Ostdeutsche" und „Westdeutsche" sowie Abkürzungen wie BRD und DDR.
- Situation in der DDR: Skizzierung der Erwerbssituation in der DDR, die durch faktische Vollbeschäftigung und einen hohen Stellenwert der Arbeit geprägt war. Die Lebensläufe waren standardisiert und vermittelten Stabilität und Sicherheit.
- Situation nach der Wende: Der Abbau von Arbeitsplätzen in den ersten Jahren nach der Wende führte zu Massenarbeitslosigkeit und anderen Problemen. Die unterschiedlichen Entwicklungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren hatten einen großen Einfluss auf die Arbeitsmarktchancen der Individuen.
- Arbeitsmarktveränderungen nach Wirtschaftszweigen: Analyse der sektoralen Entwicklungen des ostdeutschen Arbeitsmarktes anhand des „Arbeitsmarkt-Monitor 1989 bis 1994".
- Einfluss individueller Faktoren auf Arbeitsmarktchancen: Untersuchung des Einflusses von Alter, Geschlecht und Bildung auf die Arbeitsmarktchancen der Individuen.
- Neue Arbeitsmarktrisiken: Identifizierung und Analyse neuer Arbeitsmarktrisiken im ostdeutschen Kontext, wie Unterwertige Beschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und Abdrängung vom offiziellen Arbeitsmarkt.
- Zusammenfassung: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Einordnung der Diskontinuitäten in Lebensläufen Ostdeutscher im Kontext der Transformationsphase.
- Aktuelle Entwicklungen: Betrachtung der aktuellen Entwicklungen des ostdeutschen Arbeitsmarktes im Vergleich zum Westen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem ostdeutschen Transformationsprozess, Arbeitsmarktveränderungen, Arbeitsmarktrisiken, Lebensläufen, individueller Faktoren (Alter, Geschlecht, Bildung), Wirtschaftszweigen, Unterwertige Beschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit, Abdrängung vom offiziellen Arbeitsmarkt und der Anpassungsfähigkeit an den westdeutschen Arbeitsmarkt.
- Citar trabajo
- Nora Müller (Autor), 2008, Lebensverläufe in Ostdeutschland , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92682