In seiner Rezension von Iwan Turgenjews „Neuland“ kritisiert Theodor Fontane den trostlosen Schluss, der den Selbstmord des Protagonisten schildert: „wie traurig, wie unbefriedigend! Es fehlt alles Versöhnliche, kaum eine Zukunftsperspektive.“ Das kann nur erstaunen, wenn man den Ausgang des Romans „Stine“ vor Augen hat: Nachdem sein Heiratsantrag von der Näherin Stine zurückgewiesen wurde, vergiftet sich der junge Adlige Waldemar; Stine erkrankt an einer vermutlich tödlich verlaufenden Krankheit. Fontane stellt an ein dichterisches Werk die Anforderung, dass die Realität zu verklären sei. Doch wie sehr wird seine Verklärungstheorie in „Stine“ wirklich umgesetzt? Inwieweit verklärende Tendenzen sich trotz des trostlos anmutenden Endes in Fontanes „Stine“ nachweisen lassen, soll in der vorliegenden Arbeit an ausgewählten Aspekten untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Verklärung?
- Der Verklärungs-Begriff
- Fontanes Verklärungskonzept
- Analyse der verklärenden Tendenzen in Fontanes „Stine“
- Der Erzähler - Eine schwebende Figur
- Die Raumgestaltung – Ein sprechendes Universum
- Intertextuelle Bezüge – Die poetischen Vorfahren
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Theodor Fontanes Roman „Stine“ im Hinblick auf die Frage, inwieweit Fontanes eigene Realismustheorie, insbesondere sein Konzept der „poetischen Verklärung“, in dem Werk umgesetzt wird. Trotz des scheinbar trostlosen Endes wird analysiert, ob und wie verklärende Tendenzen im Roman vorhanden sind.
- Fontanes Verklärungskonzept und dessen Abgrenzung von einer rein religiösen Interpretation.
- Analyse der Erzählerfigur und deren Rolle bei der Verklärung.
- Die Bedeutung der Raumgestaltung für die poetische Wirkung des Romans.
- Intertextuelle Bezüge und deren Einfluss auf die Verklärung.
- Die Frage nach dem Verhältnis von „prosaischem Realismus“ und „poetischer Verklärung“ in „Stine“.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage auf: Wird Fontanes Verklärungstheorie in "Stine" umgesetzt, trotz des tragischen Ausgangs? Sie vergleicht den pessimistischen Schluss von Turgenjews "Neuland" mit dem von "Stine" und kündigt die Analyse der Erzählerfigur, der Raumgestaltung und intertextueller Bezüge an, um die Frage nach der "poetischen Verklärung" zu beantworten. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die verklärenden Tendenzen in Fontanes Roman aufzuzeigen, selbst angesichts des scheinbar trostlosen Endes.
Was ist Verklärung?: Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff "Verklärung" zunächst im religiösen Kontext (Verklärung Jesu), um ihn dann auf die Literatur anzuwenden. Es analysiert Fontanes Verständnis von Verklärung als Transformation der Realität innerhalb des Kunstwerks, nicht als Flucht in das Jenseits. Der Begriff wird im Kontext des Realismus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts diskutiert, wobei die Herausbildung des Begriffs in der Dichtungstheorie seit 1850 beleuchtet wird.
Analyse der verklärenden Tendenzen in Fontanes „Stine“: Dieses Kapitel untersucht die konkreten Ausprägungen der Verklärung in "Stine" anhand dreier Aspekte: Erzählerfigur, Raumgestaltung und intertextuelle Bezüge. Es soll aufgezeigt werden, wie diese Elemente zusammenwirken, um trotz des tragischen Endes eine bestimmte poetische Wirkung zu erzielen und die "poetische Verklärung" zu erreichen. Der Fokus liegt auf der Interpretation der dargestellten Realität durch die genannten Aspekte, wobei der Unterschied zwischen der dargestellten Welt und der objektiven Realität untersucht wird.
Schlüsselwörter
Theodor Fontane, Stine, poetischer Realismus, Verklärung, Realismustheorie, Erzählperspektive, Raumgestaltung, Intertextualität, Tragik, Wirklichkeitsdarstellung.
Häufig gestellte Fragen zu Fontanes "Stine": Eine Analyse der poetischen Verklärung
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Theodor Fontanes Roman "Stine" auf die Umsetzung seines Realismustheorie-Konzepts der "poetischen Verklärung". Es wird analysiert, ob und wie verklärende Tendenzen im Roman vorhanden sind, trotz des scheinbar trostlosen Endes. Der Fokus liegt auf dem Vergleich zwischen der dargestellten Welt und der objektiven Realität.
Welche Aspekte von Fontanes "Stine" werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf drei zentrale Aspekte: die Erzählerfigur und ihre Rolle bei der Verklärung, die Raumgestaltung und ihre Bedeutung für die poetische Wirkung, sowie intertextuelle Bezüge und deren Einfluss auf die Verklärung. Diese Elemente werden daraufhin untersucht, wie sie zusammenwirken, um trotz des tragischen Endes eine "poetische Verklärung" zu erreichen.
Wie wird der Begriff "Verklärung" in dieser Arbeit definiert?
Der Begriff "Verklärung" wird zunächst im religiösen Kontext (Verklärung Jesu) erläutert und anschließend auf die Literatur angewendet. Die Arbeit analysiert Fontanes Verständnis von Verklärung als Transformation der Realität innerhalb des Kunstwerks, im Gegensatz zu einer Flucht ins Jenseits. Der Kontext des Realismus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Entwicklung des Begriffs in der Dichtungstheorie seit 1850 werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Rolle spielt die Erzählerfigur in der Verklärung?
Die Arbeit untersucht die Erzählerfigur als eine "schwebende Figur" und analysiert deren Beitrag zur Verklärung der dargestellten Realität. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Realität durch die Erzählerperspektive und wie diese zur Gesamtinterpretation beiträgt.
Wie wird die Raumgestaltung in der Analyse berücksichtigt?
Die Raumgestaltung wird als ein "sprechendes Universum" betrachtet. Die Analyse untersucht, wie die Beschreibung der Räume und Orte zur Schaffung einer bestimmten Atmosphäre und zur Verstärkung der poetischen Wirkung beiträgt und die Verklärung unterstützt.
Welche intertextuellen Bezüge werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die "poetischen Vorfahren" und untersucht, wie intertextuelle Bezüge die Verklärung in "Stine" beeinflussen. Es wird untersucht, wie diese Bezüge zur Gesamtinterpretation und zur Erzeugung der poetischen Wirkung beitragen.
Wie wird das scheinbar trostlose Ende von "Stine" im Kontext der Verklärung betrachtet?
Trotz des tragischen Ausgangs wird untersucht, ob und wie verklärende Tendenzen im Roman vorhanden sind. Der pessimistische Schluss wird mit dem von Turgenjews "Neuland" verglichen. Die Arbeit zielt darauf ab, die verklärenden Tendenzen aufzuzeigen, selbst angesichts des scheinbar trostlosen Endes.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Theodor Fontane, Stine, poetischer Realismus, Verklärung, Realismustheorie, Erzählperspektive, Raumgestaltung, Intertextualität, Tragik, Wirklichkeitsdarstellung.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wird Fontanes Verklärungstheorie in "Stine" umgesetzt, trotz des tragischen Ausgangs?
- Arbeit zitieren
- Bettina van der Beek (Autor:in), 2008, Prosaischer Realismus oder poetische Verklärung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92683