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Und doch haben sie alle Eines gemeinsam, das sie miteinander verbindet: Den Glauben an Allah und an seinen Propheten Mohammad.
Die kulturellen Wurzeln sind bei allen Muslimen die Gleichen und ihre Geschichte tragen sie mit Stolz, wobei sie auf eine Reihe großer Denker, Fortschritte und Leistungen zurückblicken können.
Doch dieses Gefühl der Einheit war nicht immer in diesem Maß vorhanden, sondern war im Laufe der Zeit einigen Veränderungen unterworfen.
An dieser Stelle sollen nur die Herrschaft der Osmanen und die Kolonisation der arabo-islamischen Gebiete durch die europäischen Großmächte angeführt werden, die zwangsläufig einen Wandel im Denken der kulturellen Selbstbehauptung brachten. Bedingt durch die französischen und britischen Besatzer, fühlten sich die Muslime in ihrer bisherigen Lebensweise bedrängt, da auf einmal neue Einflüsse und neue Werte in ihre eigene Kultur mit einwirkten, die zu spürbaren Veränderungen des persönlichen Lebens führten.
Die Legitimation zur Kolonialisierung nahmen die westlichen Mächte aus ihrem Anspruch dem, nach ihrer Meinung rückständigen, Islam überlegen zu sein.
Wie ist es möglich die islamische Kultur gegenüber der einflussreichen, aber durchaus auch interessanten westlichen Welt zu behaupten?
Muslime aller arabo-islamischen Gebiete sahen sich mit diesem Problem konfrontiert und mussten Ansätze zur Lösung dieses Problems finden, um sich gegenüber dem mächtigen westlichen Einfluss abgrenzen zu können.
Islamische Denker sahen in einem Zusammenschluss aller islamischen/arabisch-sprachigen Gebiete eine Lösung zur Überwindung. Jamāl ad-Dīn al-Afghānī und Muhammad ´Abduh postulierten die Idee des Pan-Islam, Sati Husri gilt als großer Denker des Pan-Arabismus.
In wie weit waren Pan-Islam und Pan-Arabismus Vorläufer oder Grundsteine für die jetzt bestehenden Nationen und Nationalstaaten, in wie weit geben sie Einfluss auf das Nationalgefühl?
Auf diese Frage, sowie auf die, welchen Einfluss Sati Husri auf diese Entwicklungen hatte, werde ich in meiner Arbeit eingehen.
Des Weiteren will ich einen Einblick in islamische internationale Organisationen geben, die aus diesen Ideologien entstanden sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichtlicher Hintergrund
2.1. Das Osmanische Reich
2.2. Entwicklung in Ägypten und Syrien
2.2.1.Ägypten
2.2.2. Syrien
3. Pan-Islam und Pan-Arabismus
4. „Nation“, „Nationalstaat“ und „Nationalgefühl“
5. Sati` Husri
5.1. Husris Nationsidee
6. Entstehung arabischer internationaler Organisationen
6.1. Die Situation heute
7. Schluss
8. Literatur
1. Einleitung
Es ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen sich mit etwas zu identifizieren. Damit kann die Zugehörigkeit zur Familie, zu einem Stamm, zu einer bestimmten Nationalität oder zu einer Konfession gemeint sein. Doch nicht immer ist das Bedürfnis der Identifikation gleich groß. Ist man etwa immer unter Menschen der gleichen Ethnie, der gleichen Religion oder sogar immer unter Angehörigen der eigenen Familie, ist das Bedürfnis der kulturellen Selbstbehauptung[1] weniger stark ausgeprägt. Doch etwa bei einem längeren Auslandsaufenthalt, durch die Einflüsse oder gar Bedrängung durch eine andere Kultur, entwickelt sich automatisch der Wunsch nach Selbstbehauptung.
Nicht zuletzt die großen geographischen Unterschiede aus denen Muslime stammen, tragen zu einer großen Vielfalt bei, was die verschiedenen Praktiken in der Ausübung von Kultur und Religion betrifft.
Und doch haben sie alle Eines gemeinsam, das sie miteinander verbindet: Den Glauben an Allah und an seinen Propheten Mohammad.
Die kulturellen Wurzeln sind bei allen Muslimen die Gleichen und ihre Geschichte tragen sie mit Stolz, wobei sie auf eine Reihe großer Denker, Fortschritte und Leistungen zurückblicken können.
Doch dieses Gefühl der Einheit war nicht immer in diesem Maß vorhanden, sondern war im Laufe der Zeit einigen Veränderungen unterworfen.
An dieser Stelle sollen nur die Herrschaft der Osmanen und die Kolonisation der arabo-islamischen Gebiete durch die europäischen Großmächte angeführt werden, die zwangsläufig einen Wandel im Denken der kulturellen Selbstbehauptung brachten. Bedingt durch die französischen und britischen Besatzer, fühlten sich die Muslime in ihrer bisherigen Lebensweise bedrängt, da auf einmal neue Einflüsse und neue Werte in ihre eigene Kultur mit einwirkten, die zu spürbaren Veränderungen des persönlichen Lebens führten.
Die Legitimation zur Kolonialisierung nahmen die westlichen Mächte aus ihrem Anspruch dem, nach ihrer Meinung rückständigen, Islam überlegen zu sein.
Wie ist es möglich die islamische Kultur gegenüber der einflussreichen, aber durchaus auch interessanten westlichen Welt zu behaupten?
Muslime aller arabo-islamischen Gebiete sahen sich mit diesem Problem konfrontiert und mussten Ansätze zur Lösung dieses Problems finden, um sich gegenüber dem mächtigen westlichen Einfluss abgrenzen zu können.
Islamische Denker sahen in einem Zusammenschluss aller islamischen/arabisch-sprachigen Gebiete eine Lösung zur Überwindung. Jamāl ad-Dīn al-Afghānī und Muhammad ´Abduh postulierten die Idee des Pan-Islam, Sati Husri gilt als großer Denker des Pan-Arabismus.
In wie weit waren Pan-Islam und Pan-Arabismus Vorläufer oder Grundsteine für die jetzt bestehenden Nationen und Nationalstaaten, in wie weit geben sie Einfluss auf das Nationalgefühl?
Auf diese Frage, sowie auf die, welchen Einfluss Sati Husri auf diese Entwicklungen hatte, werde ich in meiner Arbeit eingehen.
Des Weiteren will ich einen Einblick in islamische internationale Organisationen geben, die aus diesen Ideologien entstanden sind.
2. Geschichtlicher Hintergrund
Um die Entstehung der arabischen Nationen in einem sinnvollen Zusammenhang untersuchen zu können, muss zuerst der geschichtliche Hintergrund betrachtet werden, unter dem diese Entwicklungen stattfanden.
2.1. Das Osmanische Reich
Das Volk der Osmanen etablierte sich im 15. Jahrhundert und konnte durch zahlreiche Gebietseroberung seine Macht behaupten und weiter ausbauen. Ende des 19. Jahrhunderts erstreckte sich das Osmanische Reich von Nordafrika, über den Balkan, sowie über die arabische Halbinsel. Regiert wurde es vom Sultan, der sich vom Kalif ernennen ließ. Der Kalifentitel hatte zu dieser Zeit seine Bedeutung schon vollständig verloren und der Kalif war nicht mehr als eine Marionette in der Hand des Sultans.
Um Eroberungen in dem Maße durchzuführen, wie es unter den Osmanen geschah, war ein großes Heer notwendig. In der gesamten Reichsstruktur nahm das Militär eine zentrale Rolle ein. Dementsprechend viel wurde investiert, während in anderen Bereichen, vor allem in den Geisteswissenschaften, eine starke Stagnation einsetzte.
Trotz einiger Bemühungen durch Reformen der Verwaltung, wurde keine Verbesserung in der Politik des Reiches erreicht. Politische, demokratische Bestrebungen wurden unter Sultan Abdülhamid II. sogar massiv unterbunden, um das Reich gegenüber äußeren und inneren Feinden zu schützen. Auch die so genannten „Tanzimat-Reformen“ konnten an der festgefahrenen Situation nichts ändern.
2.2. Entwicklung in Ägypten und Syrien
Was die Entwicklung eines nationalen Bewusstseins anbelangt (auf die später eingegangen wird), spielen Ägypten und Syrien eine besondere Rolle. Um diese zu verstehen, muss der jeweilige geschichtliche Kontext genauer betrachtet werden.
2.2.1.Ägypten
Das seit Anfang des 16. Jahrhunderts zum Osmanischen Reich gehörende Gebiet stellte immer schon durch seine weitgehend homogene Bevölkerung, seine naturgegebenen Grenzen, sowie seine relativ eigenständige Politik eine Ausnahme im arabo-islamischen Gebiet dar. Doch auch die Ägypter bekamen den Kolonialismus zu spüren: 1798 gerieten sie durch die Expedition Napoleon Bonapartes unter französische Herrschaft. Dessen eigentliches Ziel lautete, den Weg für England nach Indien zu sperren, wurde aber letztlich nicht erreicht. Vielmehr kam es dazu, dass die von den Franzosen mitgebrachten Wissenschaften, Literatur und Technik in den Vordergrund rückten und zu einem immer größeren Einfluss seitens der Besatzer und eines sich wandelnden Bewusstseins seitens der Beherrschten führte.
Durch einen äußerst respektvollen Umgang mit der ägyptischen Gesellschaft, versuchte Napoleon, das Land für sich zu gewinnen. Doch dies war nicht möglich. Aufgrund eines Vertrages mit England musste die Expedition abgebrochen werden.
Damit war der französische Einfluss jedoch nicht beendet: 1805 übernahm Muhammad ´Ali die Herrschaft in Ägypten (er wurde vom Sultan als Gouverneur eingesetzt und Ägypten wurde so faktisch unabhängig vom Osmanischen Reich) und es entwickelte sich durch seine pro-französische Einstellung eine seltene Konstellation: „Der Europa nachahmende aufgeklärte Fürst und der in alten Traditionen verwurzelte Gewaltherrscher.“[2]
Sein Ziel, Ägypten an den wirtschaftlichen Fortschritt Europas anzugleichen, sollte ihm letztlich nicht gelingen. 1882 - 1954 befand sich Ägypten unter britischer Kolonialmacht.
2.2.2. Syrien
Syrien gilt als der Geburtsort des islamischen Nationalismus. Untereinander zerstrittene Lokaldynastien herrschten dort und ließen es nicht möglich werden, feudale Strukturen zu überwinden. 1831 gelang es Muhammad ´Ali und seinem Sohn Ibrahim Pascha Syrien zu erobern. Damit begann eine neue Ära in der Geschichte dieses Landes, denn nun wurden nach ägyptischem Vorbild Reformen vorangetrieben, die die im Kern bereits vorhanden arabisch-nationalen Elemente mehr zu Tage förderten. 1918, nach dem Aufstand gegen die Osmanen wurde der erste Arabische Nationalstaat gegründet.
Doch schon 1920 marschierten französische Truppen in Syrien ein und vernichteten diesen jungen Staat.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete die Besatzung durch die Franzosen.
3. Pan-Islam und Pan-Arabismus
Um an späterer Stelle den Gedanken des Nationalismus besser verstehen zu können, ist es notwendig sich an dieser Stelle mit den so genannten „Pan-Konzepten“ auseinanderzusetzen. Der „Pan-Gedanke“ an sich stellt nichts Neues dar: Von jeher bezeichnete sich die„Gemeinschaft der Gläubigen“[3] als umma, um ihre Geschlossenheit zu symbolisieren, und sich von den anderen (Schrift-)Religionen abzugrenzen.
Diese Pan-Konzepte stellen insofern eine spezifizierte „Weiterentwicklung“ dar.
Pan-Islam und Pan-Arabismus, zwei miteinander rivalisierende Konzepte, wurden ursprünglich als Antwort auf den Kolonialismus entwickelt.
Während der Pan-Islam ein Konzept zur Vereinigung aller islamischen Völker in einem einzigen Großreich darstellt, um durch diese Vereinigung ein Mittel zur Abwehr der europäischen Kolonialmächte zu schaffen, beruht das pan-arabistische Konzept auf der Vereinigung der arabischen Kulturnation (im Sinne der gemeinsamen arabischen Sprache und der Kultur). Aus diesem Grund wird diese Ideologie auch von arabischsprachigen Nichtmuslimen gestützt[4]. Einer seiner bekanntesten Vertreter ist Abd al-Rahmān al-Kawākibī (1849 -1902). Als bekannte Repräsentanten des Pan-Islam gelten Jamāl al-Dīn al-Afghānī (1839 – 1897) und sein Schüler Mohamed `Abdu (1849 – 1905), die durch ihren politischen und gesellschaftlichen Einsatz einen großen Beitrag zur Moderne im islamischen Raum beigetragen haben. Beide sprachen sich für eine bessere wissenschaftliche und technische Ausbildung aus, wobei sie die europäischen Wissenschaften nicht verteufelten, sondern vielmehr betonten, dass man von ihnen lernen könne, wenn man sie nicht nur blind nachahme. Die eigenen Traditionen und Werte dürfen unter westlichen Einflüssen nicht leiden.
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[1] Wielandt, Rotraud: Islam und kulturelle Selbstbehauptung. In: Werner Ende/Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart. Bonn: C.H. Beck, München 2005,
[2] zit. n: Tibi, Bassam: Zum Nationalismus in der dritten Welt, Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt 1971, S.68
[3] Busse, Heribert: Grundzüge der islamischen Theologie und der Geschichte des islamischen Raumes, in: Werner Ende/Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart. Bonn: C.H. Beck, München 2005, S.24
[4] vgl. Artikel zu „Pan-Islam“ und „Pan-Arabismus“ in: The Modern Oxford Encyclopedia of modern Islamic World, 5 Bände, New York Oxford, Oxford University Press 1995
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