Paul Celans Erfahrung ist die eines Gottes, der sich von der Welt abgewandt hat - und zwar radikal. Genau diese Erfahrung und die damit zusammenhängende Frage nach Gott in Leben und Lyrik Celans ist Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Sie untersucht, auf welche Weise Celan Gott in seiner Lyrik explizit und vor allem implizit zum Thema macht, arbeitet das hinter den Gedichten liegende Gottesbild heraus und erklärt die biographischen Voraussetzungen und Gründe dieses Bildes genauer.
Die Arbeit bietet einen Überblick, eine kurze Einführung in die Frage nach Gott im Leben und in der Lyrik Celans. Das tut sie, indem sie sich 1) auf zentrale Aspekt des Lebens Celans beschränkt, in denen sich die Frage nach Gott implizit stellt und 2) indem zwei exemplarische Gedichte aus dem umfangreichen Werk Celans hinsichtlich der des dahinter liegenden Gottesbildes analysiert werden.
Aus dieser Einschränkung ergibt sich der Aufbau der Arbeit: In einem ersten Teil erfolgt eine kurze Betrachtung der Biographie Celans – und zwar eingeschränkt auf Aspekte, in denen sich die Frage nach Gott stellt. In einem zweiten Teil soll untersucht werden, inwiefern sich diese Frage nach Gott im Leben Celans in seiner Lyrik niederschlägt. Den Schluss bildet eine kurze Diskussion darüber, ob Celan aufgrund der Ergebnisse des ersten und zweiten Teils als theologischer Dichter (»poeta theologus«) einzuordnen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Frage nach Gott im Leben Paul Celans: Der Zweifel am jüdischen Gott und die Bindung an sein Volk
- 1.1 Kurzer biographischer Abriss
- 1.2 Erfahrungen schweren Leids
- 1.2.1 Verlusterfahrungen
- 1.2.2 Erfahrungen des Antisemitismus
- 1.2.3 Erfahrungen des Scheiterns
- 1.2.4 Die Frage nach Gott im Leid
- 1.3 Verhältnis zum Judentum
- 1.4 Zwischenfazit: Der Zweifel am jüdischen Gott und die Bindung an sein Volk
- 2 Die Frage nach Gott in der Lyrik Paul Celans: Die Niederschlagung der Biographie im Werk
- 2.1 Das Charakteristikum Celanscher Lyrik: Verwobenheit von Erlebtem und Geschriebenem
- 2.2 Aspekte der Frage nach Gott in der Lyrik Celans
- 2.2.1 Das Gedicht als Begegnung mit dem »ganz Anderen«
- 2.2.2 Dialektik von Reden und Schweigen
- 2.2.3 Das Jüdische in Celans Dichtung
- 2.2.4 Das Gottesbild Celans am Beispiel der Gedichte Psalm (1962) und Tenebrae (1957)
- 3 Abschließende Diskussion: Paul Celan - ein »poeta theologus«?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Frage nach Gott im Leben und Werk Paul Celans. Sie beleuchtet die biographischen Hintergründe, insbesondere Celans Erfahrungen mit Leid und Verlust, und analysiert, wie sich diese in seiner Lyrik niederschlagen. Der Fokus liegt auf der Frage, ob Celan aufgrund seiner Auseinandersetzung mit Gott als theologischer Dichter (»poeta theologus«) bezeichnet werden kann.
- Die Bedeutung der Leiderfahrungen für Celans Gottesverständnis
- Der Einfluss von Celans jüdischen Wurzeln auf seine Sicht auf Gott
- Die Darstellung von Gottferne und Zweifel in Celans Lyrik
- Die Frage nach dem Gottesbild in Celans Gedichten
- Die Einordnung Celans als »poeta theologus«
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die existenzielle Erfahrung der Gottferne und stellt die Frage nach der Rolle Gottes in einer Welt voller Leid. Celans Gedicht „Zürich, Zum Storchen“ wird als Beispiel für seine Kritik an einem Gott, der Auschwitz zugelassen hat, vorgestellt. Die Arbeit will Celans Gottesbild aus seiner Biographie und Lyrik herausarbeiten.
Kapitel 1 befasst sich mit der Frage nach Gott im Leben Celans. Es skizziert zunächst kurz seine Biographie, mit Schwerpunkt auf den Aspekten, die sich auf die Frage nach Gott beziehen. Dazu gehören Celans jüdische Herkunft, seine Verlusterfahrungen und Erfahrungen mit Antisemitismus und Leid.
Kapitel 2 analysiert die Frage nach Gott in Celans Lyrik. Es untersucht die charakteristischen Merkmale seiner Dichtung und die verschiedenen Aspekte, die sich auf die Gottesfrage beziehen. Dazu gehören die Begegnung mit dem »ganz Anderen«, die Dialektik von Reden und Schweigen, das Jüdische in Celans Dichtung und die Gottesbilder in den Gedichten „Psalm“ und „Tenebrae“.
Der dritte Teil der Arbeit diskutiert abschließend die Frage, ob Celan als theologischer Dichter (»poeta theologus«) bezeichnet werden kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Gottferne, Zweifel an Gott, Leid, Verlust, Antisemitismus, Holocaust, Jüdische Religion, Lyrik, Poetik, »poeta theologus«, Paul Celan. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Frage nach Gottesbild und Gottesverständnis in Celans Leben und Werk, wobei seine biographischen Erfahrungen und die charakteristischen Merkmale seiner Lyrik im Mittelpunkt stehen.
- Citar trabajo
- Monika Ringleb (Autor), 2008, >>Von deinem Gott war die Rede, ich sprach/ gegen ihn<<: Aspekte der Frage nach Gott in Leben und Werk Paul Celans, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92986