Die Rückfrage nach dem historischen Jesus

Grundriss ihrer Aspekte


Dossier / Travail, 2004

15 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Quellen über den historischen Jesus
1.1 Außerbiblische Quellen
1.1.1 Römische Quellen
1.1.2 Jüdische Quellen
1.1.3 Agrapha
1.2 Evangelien des Neuen Testaments

2 Die Rückfrage nach dem historischen Jesus
2.1 Begriff der historischen Rückfrage
2.2 Rechtfertigung der Rückfrage
2.3 Probleme der Rückfrage
2.3.1 Geschichtsverständnis der Antike
2.3.2 Selektion der Jesusüberlieferungen
2.3.3 Neuformung der Überlieferungen
2.3.4 Neuinterpretation des überlieferten Stoffes
2.4 Möglichkeiten der Rückfrage
2.4.1 Kriterien nach Norman Perrin
2.4.2 Konkrete Einzelkriterien

3 Skizzenhafte Darstellung des historischen Jesus
3.1 Das Problem der Historizität der Kindheitsgeschichten
3.2 Herkunft und Familie
3.3 Die Zeit des öffentlichen Wirkens
3.3.1 Die Botschaft vom Reich Gottes
3.3.2 Nachfolgeforderung und Jüngerkreis
3.3.3 Auftrittsgebiete
3.3.4 Konflikte
3.4 Prozess und Kreuzigung

Schluss

Literaturverzeichnis

Einleitung

Vor etwa 2000 Jahren lebte ein Mann, dessen Wirkungsgeschichte die Menschheit wie Weniges geprägt hat: Jesus von Nazaret. In seinem von Liebe geprägten Tun wurde Gott erfahrbar. In ihm offenbarte sich Gott den Menschen. Er starb für uns am Kreuz. Doch wurde Jesus von Gott aus den Toten erweckt und so mit seinem Lebensprogramm der Liebe bestätigt. Menschen, die von all diesen Geschehnissen tief getroffen waren, verkündigten und verkündigen bis heute Jesus als Sohn Gottes, als Kyrios und Christus.

Doch wie sieht die andere Seite des Christus aus? Wer war Jesus von Nazaret? Was ist an den uns überlieferten Worten und Taten Jesu historisch tatsächlich wahr? Die Frage nach dem historischen Jesus ist hochaktuell. Zahlreiche Bücher, seien es welche wissenschaftlicher Art oder Romane, beschäftigen sich mit einer Biographie Jesu. Auch eine Reihe von Filmen zu seinem Leben ist gedreht worden. Ich denke, dass in diesen populären Medien nicht immer die Schwierigkeit, die sich ergibt, wenn man sich mit dem irdischen Jesus nähern will, berücksichtigt wird.

Ich werde mich in dieser Seminararbeit mit dem Problem der in den letzten Jahren kontrovers diskutierten Fragestellung nach dem irdischen Jesus auseinandersetzen. Diese Abhandlung will einen Beitrag zum Verständnis jener Fragestellung leisten und fragmentarisch analysieren, was wir heute von Jesus als historischer Person wissen können.

In einem ersten Teil werden die Quellenmaterialien, die für eine Rekonstruktion des irdischen Leben Jesu zur Verfügung stehen, analysiert; also die Grundlagen für die Fragestellung betrachtet. Der zweite Teil stellt die Methodik für die Suche nach dem historischen Jesus vor – die historisch-kritische Rückfrage nach selbigem – sowie deren Grenzen und Möglichkeiten. Die Ergebnisse dieser Fragestellung werden im dritten Teil erläutert: Es erfolgt eine skizzenhafte Darstellung des Lebens Jesu.

1 Quellen über den historischen Jesus

Die Rückfrage nach dem historischen Jesus will eines, nämlich Informationen über Jesus von Nazaret freilegen. Will man etwas über eine Person wissen, deren Tod schon Jahrhunderte zurück liegt, sucht man sich Quellen, in denen etwas über besagte Person geschrieben steht. Im Folgenden sind also Überlieferungen genannt, die an den historischen Jesus heranführen.

1.1 Außerbiblische Quellen

1.1.1 Römische Quellen

Jesus lebte im damals römisch besetzten Galiläa. Demnach könnte man meinen, römische Historiker hätten von ihm und seinem Leben Vieles festgeschrieben. Leider muss dieser Annahme widersprochen werden. Nur drei Historiker Roms bemerken etwas über Jesus. Auch wenn wir von keinem von ihnen sehr viel über den Galiläer erfahren, so wird er doch von Plinius, Sueton und Tacitus wenigstens erwähnt:

Plinius war zu Beginn des zweiten Jahrhunderts römischer Statthalter in der kleinasischen Provinz Bithynien, in der es zu dieser Zeit schon Christen gegeben hatte. Aus Plinius’ Briefwechsel mit dem Kaiser Trajan geht hervor, dass er Christen aufgrund ihres Glaubens und ihrer religiösen Praktiken bestrafte. Wenn sich die Christen nicht vor Gericht zur Anbetung des Kaisers ‚bekehrten’, ließ Plinius sie hinrichten, weil er in der christlichen Religion einen „groben und übersteigerten Aberglauben“[1] sah. Auch Jesus fand bei Plinius Erwähnung: Der Irrtum der zum Kaiser ‚bekehrten’ Christen „habe darin bestanden, daß sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus als ihrem Gott einen Wechselgesang zu singen “[2].

Sueton lebte von 70 bis ca. 130 nach Christus. Er schrieb Kaiserbiographien. In seinem Buch „Vom Leben des Claudius“ sagt er von diesem Kaiser, er habe die Juden aus Rom vertrieben, weil „sie, von Chrestos aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten“[3]. Hierbei verwechselte Sueton allerdings den Sklavennamen Chrestos mit dem Messiastitel des Jesus.

Tacitus (ca. 56 – ca. 120) schrieb in seinen „Annalen“ über den Brand, der 64 in Rom wütete, und erwähnte dabei auch die Christen und Jesus. Kaiser Nero habe den Christen die Schuld am Feuer gegeben und sie deshalb hart bestraft. „Dieser Name [der Name der Christen] stammt von Christus, der unter Tiberius vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“[4] Tacitus sah im Christentum ebenfalls einen „verderbliche[n] Aberglaube[n]“[5]

Weder Plinius noch Sueton noch Tacitus berichten Einzelheiten über das Leben Jesu. Alle drei betrachten das Christentum als Irrglauben und seine Anhänger als schädliche Gruppierung für die Gesellschaft. Keiner von ihnen scheint gewusst zu haben, dass Christus nicht der Name Jesu ist, sondern ein Hoheitstitel. Demnach nannten sie Jesus auch nicht bei seinem irdischen Namen. Unterm Strich teilen die Historiker nichts von Jesus mit, was eine größere Bedeutung hat. Das überrascht uns Christen vielleicht. Aber Jesus war im Rom der damaligen Zeit politisch eben nicht bedeutungsvoll. Das ist der Grund dafür, dass er bei römischen Historikern keine große Beachtung fand.

1.1.2 Jüdische Quellen

Da Jesus Jude war, könnte man annehmen, dass er bei den jüdischen Geschichtsschreibern seiner Zeit Erwähnung gefunden haben musste. Dem ist aber nicht so. Lediglich zwei jüdische Auszüge sind bezüglich der Suche nach dem historischen Jesus von ernstzunehmender Bedeutung, da sie nicht ausschließlich polemischen Charakter haben – zwei Anmerkungen des Flavius Josephus:

Flavius Josephus (ca. 37 – 100) – ein jüdischer Historiker und Polemiker – erwähnt Jesus in seinem Werk „Über die jüdischen Altertümer“ zwei Mal. Zum einen führt er Jakobus als „den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird“[6] an. An anderer Stelle beschreibt er Jesus als „weise“, als „Vollbringer ganz unglaublicher Taten“ und als „Lehrer aller Menschen“[7]. Dieses Loblied auf Jesus setzt sich fort bis hin zur Erwähnung seiner Auferweckung und seines Christus-Seins. Da das Bild von Jesus hier zu positiv gemalt scheint, geht die Wissenschaft von einer christlichen Überarbeitung dieses Textes aus.

Jesus wird auch in anderen jüdischen Quellen erwähnt – beispielsweise im Talmud. Allerdings sind diese Quellen bedeutungslos, da sie Jesus auf polemische und beleidigende Weise darstellen.

[...]


[1] Zitiert nach: Forward, Martin, Biographie, 18.

[2] Zitiert nach: Bruce, Frederick F, Ausserbiblische Zeugnisse, 16.

[3] Ebd., 11.

[4] Zitiert nach: Forward, Martin, Biographie, 16.

[5] Ebd.

[6] Ebd., 20.

[7] Alle drei: Ebd.

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Die Rückfrage nach dem historischen Jesus
Sous-titre
Grundriss ihrer Aspekte
Université
University of Würzburg
Cours
methodisches Proseminar
Note
1,0
Auteur
Année
2004
Pages
15
N° de catalogue
V92988
ISBN (ebook)
9783638066297
ISBN (Livre)
9783638955133
Taille d'un fichier
513 KB
Langue
allemand
Annotations
Kommentar der Dozentin: "Eine flüssig geschriebene, klar strukturierte und prägnante Arbeit zum Thema!"
Mots clés
Rückfrage, Jesus, Proseminar
Citation du texte
Monika Ringleb (Auteur), 2004, Die Rückfrage nach dem historischen Jesus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92988

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