Sozialpädagogische Materialien zur Drogensubkultur - Autobiographische Reflexionen über ihre politischen, religiösen und kommunikativen Zusammenhänge


Mémoire de Maîtrise, 1975

213 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

1. Vorgeschichte der Arbeit
1.1. 1. Phase: Ausstieg aus der Drogenscene
1.2. 2. Phase: Mitarbeit in therapeutischen Gruppen und Beginn des Sozialpädagogikstudiums
1.3. 3. Phase: Selbstorganisation der Drogenerfahrung als Grundlage zur Überwindung der Sucht
1.4. 4. Phase: Releaseprojektgruppe am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen
1.5. 5. Phase: Das Problem des therapeutischen Zusammen- hangs
1.6. 6. Phase: Drogenerfahrungen aus der Sicht der Ethnologie
1.7. 7. Phase: Die Autobiographie als Grundlage zur Bestim- mung subkultureller Zusammenhänge aus der Sicht der subkulturellen Erfahrung. “Ich er- forsche mich selbst.”

2. Die Niederschrift
2.1.1. Abschnitt: Die politisch-emanzipatorische Ausein- andersetzung
2.1.1. 1. Schritt: Schilderung der Zusammenhänge und Ereignisse, die sich auf aktuelle Diskussionen und Tendenzen beziehen ließen
2.1.2. 2. Schritt: Erste Betrachtungen zu einer Auseinander- setzung mit den ideologischen Inhalten drogensubkul- tureller Handlungsweisen und der eigenen Haltung dazu
2.1.3 3. Schritt: Erste ordnende Gesichtspunkte. Beschrän- kung auf bestimmte Bereiche, die in der Reflexion als besonders zentral erschienen; damit nicht mehr unbe- dingter Bezug zu aktuellen Diskussionen
2.1.4. 4. Schritt: Darstellung unaufgelöster Konflikte des Erlebens der Drogensubkultur; Versuch der theoreti- schen Auseinandersetzung
2.1.5. 5. Schritt: Klärung und Wiederaufnahme der emotio- nalen Verhaltensstrategien und -formen der Subkultur
2.1.6. 6. Schritt: Konflikt zwischen politischem Anspruch und emotionalem Erleben.
2.1.7. 7. Schritt: Versuch der schrittweisen Entstigmatisierung des eigenen emotionalen Erlebens,
2.1.8. 8. Schritt: Versuch der Überwindung der emotionalen Probleme der Drogenerfahrung durch verstärkte Berücksichtigung dieser emotionalen Bereiche im aktuellen Handeln
2.1.9. 9. Schritt: Scheitern des Versuchs der Vermittlung drogensubkultureller Erfahrungen in politischen Gruppen
2.2. II. Abschnitt: Arbeit in Zurückgezogenheit ohne politischen Anspruch
2.2.1 10. Schritt: Suche nach einem neuen Vergleichs- maßstab.
2.2.2. 11. Schritt: Versuch, die subkulturellen Zusammen- hänge in ethnologischen Kategorien zu fassen und zu beschreiben
2.2.3. 12. Schritt: Darstellung der wichtigsten Beziehungen aus der Drogensubkultur
2.2.4. 13. Schritt: Unlösbarkeit der Gewaltfrage; Widerspruch von subkultureller Erfahrung und politischer Theorie
2.2.5. 14. Schritt: Überlegungen zu den “irrationalen” Erleb- nisbereichen der Drogensubkultur;
2.2.6. 15. Schritt: Projektion der Ängste aus der Subkultur auf aktuelle Konflikte
2.2.7. 16. Schritt: Mißlingen der Vermittlung und Einbringung subkultureller Lösungsformen der Angst;
2.2.8. 17. Schritt: Familiärer Konflikt, Familienideologie versus emotionale Erfahrung.
2.2.9. 18. Schritt: Abwehr der Welt der eigenen Kindheit. Eigene Magisterarbeit als schöpferischer Neubeginn
2.2.10. 19. Schritt: Unlösbare emotionale Konflikte; Bezie- hung alles Negativen auf mich;
2.2.11. 20. Schritt: Erneuter Versuch der Auseinandersetzung mit politischer Theorie; Konfrontation mit subkultu- reller Sichtweise
2.2.12. 21. Schritt: Untersuchung der wichtigsten politischen Beziehungen aus der Zeit der Subkultur;
2.2.13. 22. Schritt: Soziale Ängste, Normen, Legitimation und Wissenschaft
2.3. III. Abschnitt: Beschränkung der Auseinandersetzungen auf die Technik autobiographischen selbst- reflexiven Arbeitens und den damit unmit- telbar in Zusammenhang stehenden prak- tischen und theoretischen Schwierigkeiten. Ende der spontanen autobiographischen Notizen
2.3.1. 23. Schritt: Auseinandersetzung im Kolloquium am Pädagogischen Seminar
2.3.2. 24. Schritt: Abgrenzung gegenüber diskriminierenden Diskussions- und Bewertungsformen
2.3.3. 25. Schritt: Situative Erkenntnis nichtemanzipatorischer Inhalte von Wissenschaft
2.3.4. 26. Schritt: Größere Offenheit gegenüber Leuten sub- kulturellen Zusammenhangs
2.3.5. 27. Schritt: Diskriminierung statt Auseinandersetzung in der Diskussion mit Sozialpädagogen. Durchhalten des eigenen Anspruchs
2.3.6. 28. Schritt: Selbstreflexives autobiographisches Arbeiten als Anstoß zur Neudefinition von Wissenschaft
2.3.7. 29. Schritt: Anpassung aus sozialen Gründen an die Herrschende Wissenschaft; taktieren
2.3.8. 30. Schritt: Persönliche Übereinkunft und Auseinandersetzung; emotionales und intentionales Einvernehmen als Basis
2.4. VI. Abschnitt: Der Dialog
2.4.1. 31. Schritt: Chronologisches Gerüst als Erinnerungshilfe
2.4.2. 32. Schritt: Einstellung zur Literatur
2.4.3. 33. Schritt: Krise in der Zusammenarbeit mit G.W. und Formalisierung der Beziehung
2.4.4. 34. Schritt: Der Dialog als Lösung der emotionalen Schwierigkeiten beim selbstreflexiven autobiographischen Arbeiten
2.4.5. 35. Schritt: Bestimmung der gegenseitigen Interessen an dem Dialog und Definition der Rollen
2.4.6. 36. Schritt: Gegenseitige Aufarbeitung von Drogen- erfahrung. Mitreflexion der eigenen Erfahrungen an den Schilderungen des Dialogpartners
2.4.7. 37. Schritt: Begrenzung des Einbringens von Erfahrun- gen durch die Selbstdefinition G.W.s als Berater
2.4.8. 38. Schritt: Konflikte und Konfliktlösungen im Dialog
2.4.9. 39. Schritt: Allgemeine Überlegungen zur Drogenthe- rapie im Hinblick auf die Erfahrungen im Dialog
2.5. Abschließende Überlegungen zu den Schwierigkeiten beim Schreiben der Arbeit

3. Die Chronik der Ereignisse – Der autobiographische Text über die drogensubkulturellen Erfahrungen
3.1. Frühjahr 1968 – Sommer
3.1.1. Der Beginn der Drogensubkultur
3.1.2. Erste Begegnung mit dem Haschisch und der Drogen- subkultur
3.1.3. Ende der politischen Aktivitäten; Braunschweiger SDS; Meister-Schüler-Beziehung
3.1.4. Haschischhandel, Ablehnung von Gewalt, Änderung der Beziehungen
3.1.5. Die Meister-Schüler-Beziehung und die unterschied- lichen Verhältnisse in der Berliner und Braunschweiger Drogensubkultur
3.1.6. Partnerschaftliche Beziehungsprobleme; Auseinander- setzung mit Eltern
3.1.7. Horrortrip: Angst vor den Folgen des Drogen- handels; östliche Literatur als Tröster
3.2. Sommer 1969 – Frühjahr 1970
3.2.1. Die neue Realität in der Drogensubkultur
3.2.1.1. Begegnungen und Ereignisse “magisch-mystischer Qualität
3.2.1.2. Probleme und Bedingungen der neuen Gefühlsintensität
3.2.2. Die mythische Phase
3.2.2.1. Die Vorbereitung der mythischen Phase
3.2.2.2. Die Krise im November
3.2.3. Der Sonnenkönig und der Yogi
3.2.3.1. Die eigenen neuen Aktivitäten
3.2.3.2. Die Begegnung mit dem Yogi
3.2.3.3.1. Vor Weihnachten
3.2.3.3.2. Der Sonnenkönigmythos und die Ablösung aus der Drogensubkultur
3.2.3.4. Zur Mythologie
3.2.3.5. Subkulturelle Frauen
3.2.3.6. Die “außersinnlichen” Wahrnehmungen
3.3. Vom Ende der Drogenzeit bis zur Wiederaufnahme des Studiums. (Frühjahr 1970 – Frühjahr 1972)
3.3.1. Die Ehe und die subkulturellen Paarbeziehungen
3.3.2. Die “Transzendentale Meditation”
3.3.3. Die “Jesus People”
3.3.4. Das Studium der Sozialpädagogik und der subkulturelle Reorganisationsversuch
3.3.5. Die christliche therapeutische Wohngemeinschaft
3.3.6. Die Wiederaufnahme des Studiums
3.4. Exkurs: Meine subkulturellen Beziehungen zur Wissenschaft

4. Zur Verarbeitung und Verwendung des selbstreflexiven autobiographischen Materials
4.1. Drogensubkulturelle Erfahrung und theoretische Verarbeitung
4.2. Grundsätzliche Ausgangspositionen für drogensub- kulturelle Arbeit
4.3. Weitere Forschungsstrategien

Literatur

Vorbemerkung:

In dieser Arbeit soll versucht werden, einen Weg zu entwickeln, der die Möglichkeit zu selbstorganisierender, nicht-diskriminierender Drogenberatung bietet. Die Drogenberatung betrifft dabei die Probleme, die sich mit dem Auftauchen und der Zunahme des Haschischrauchens, der Einnahme von LSD, Meskalin und anderer Rauschdrogen in der jüngeren Generation in den letzten 10 Jahren ergaben. Das Ziel dieser Arbeit soll sein, über die Darstellung der kommunikativen, politischen, sozialen und religiösen Zusammenhänge in der Drogensubkultur, einen Einstieg in die spezielle Erfahrungswelt der Drogensubkultur zu geben, und aufzuzeigen, welche Schwierigkeiten bei der Bestimmung und Verarbeitung dieser Erfahrungen im weiteren sozialen Kontext entstehen können.

Der Ausgangspunkt für diesen Weg sind die eigenen Erfahrungen in und mit der Drogensubkultur. Die Probleme, die mit der Ordnung und Darstellung dieses autobiographischen Materials auftauchten, bilden deshalb auch den Hauptteil dieser Arbeit. Im 1. Kapitel stelle ich dar, wie ich dazu gekommen bin, diesen Weg zu beschreiten. Das 2. Kapitel schildert dann die Schwierigkeiten, die bei der Niederschrift der eigenen Erfahrungen auftauchten und die als Teil des Selbstorganisierungsprozesses drogensubkultureller Erfahrungen erste Erfahrungswerte im Hinblick auf die Drogenberatung lieferten. Das 3. Kapitel schließlich bringt die Inhalte meiner eigenen drogensubkulturellen Erfahrungen in geordneter Form. In einem abschließenden 4. Kapitel stelle ich dann dar, welche Konsequenzen sich für eine weitere theoretische und praktische Arbeit im Hinblick auf Drogenberatung daraus für mich ergeben.

Auf die Heranziehung von anderen Materialien als den eigenen mußte ich schon aus zeitlichen Gründen verzichten. Solange ich meine eigenen Erfahrungen selbstreflexiv einigermaßen vollständig bearbeitet hatte, fühlte ich mich auch noch nicht in der Lage, anderes Material einigermaßen stringent und methodisch klar zu bearbeiten. Um den selbstreflexiven Bezug durchgängig zu erhalten, war die Aufarbeitung meiner eigenen “Vorurteile” über die Drogensubkultur anhand meiner eigenen Erfahrungen erst einmal notwendig.

Diese Arbeit soll auch ein praktischer Versuch sein, erste Ansätze und Methoden zu entwickeln, dem Drogenabhängigen einen selbsttherapeutischen und emanzipatorischen Zugang zur Auseinandersetzung mit Therapiekonzepten zu geben, die auf seine Situation angewandt werden. Meiner Meinung nach kann dies im ersten Schritt nur mit einer phänomenologisch einigermaßen authentischen Beschreibung seiner Erlebnisse und deren Selbstorganisation und Verarbeitung geschehen. Erste Überlegungen zu theoretischer Verarbeitung sollen die Schwierigkeiten der professionellen therapeutischen Arbeit mit Drogensubkulturellen andeuten und Hinweise auf ein weiteres mögliches Vorgehen geben. Dies kann allerdings aus Zeitgründen in dieser Arbeit nur angedeutet werden.

Das Schwergewicht dieser Arbeit liegt auf der selbstreflexiven autobiographischen Arbeit über die Drogensubkultur. Die Darstellung von Tagebuchnotizen und Gesprächen, die mit der Niederschrift verbunden waren, soll als Primärmaterial der Niederschrift einen deutlichen Eindruck der Schwierigkeiten geben. Syntaktische und sprachliche Unebenheiten wurden dabei weitgehend stehengelassen, da in ihnen sich der Konflikt zwischen subkulturellem Sprachspiel und allgemeinverständlicherer Sprache mit ausdrückt.

Hinweisen möchte ich noch auf den zeitlichen Entwicklungsaspekt dieser Arbeit. Die selbstreflexiven autobiographischen Notizen drücken immer einen bestimmten Stand der eigenen Verarbeitung aus. Sie haben in ihrer Anwendung für eine Kritik bestehender theoretischer wissenschaftlicher Kategorien nur eine vorläufige Gültigkeit, sie deuten auf den Prozeßcharakter der kritischen Auseinandersetzung mit dem Therapeuten hin, bei der adäquate theoretische Kategorien erst gemeinsam entwickelt werden müssen. Diesen Prozeß zu beginnen, ist die Hauptabsicht dieser selbstreflexiven autobiographischen Arbeit.

1. Vorgeschichte der Arbeit

1.1. 1. Phase: Ausstieg aus der Drogenscene

Am Ende meiner Drogenzeit (1969/70) stand ich vor einem “Wust” von Erfahrungen, Eindrücken und Einsichten über die Drogensubkultur und deren ungelösten Probleme. Ich selber hatte mit Haschisch und Opium aufgehört, weil ich merkte, daß ich in Beziehungsstrukturen hineingeriet, die meinen Erfahrungsprozeß mit den Drogen im weiteren lähmten.[1]

Zuerst versuchte ich mit den Freunden, mit denen ich weitgehend in diesem Drogenerfahrungszusammenhang gestanden hatte, ins Gespräch zu kommen, um mit ihnen zu beraten, wie sich diese Erfahrungen in einem weiteren sozialen Zusammenhang interpretieren ließen, wie sie politisch-emanzipatorisch zu bewerten seien, und wie sie sich auf unseren ursprünglichen Ausgangspunkt in der politischen Arbeit in der Studentenbewegung von 1968 beziehen ließen.[2] Dies scheiterte jedoch daran, daß meine Freunde immer weniger bereit waren über die politische und soziale Bedeutung von Drogen zu sprechen. Statt dessen steigerten sie den Drogenkonsum oder ließen sich verstärkt auf die religiösen Teilaspekte subkultureller Erfahrungen ein.[3]

Früher gemeinsam erarbeitete Aussagen wurden vergessen, Beziehungen reduzierten sich immer mehr, rein äußerlich war für mich eine Verwahrlosung in Aussehen und Kommunikation bei ihnen festzustellen. Der Druck, entweder mich mitziehen zu lassen, oder von den Freunden total isoliert zu sein, erschwerte mir sehr lange Zeit ein weiteres Vorgehen beim Durcharbeiten meiner eigenen Drogenerfahrungen. Durch diese Schwierigkeiten traten die ursprünglichen Erfahrungen für mich erst einmal in den Hintergrund. Es war offensichtlich, daß die meisten Freunde immer weniger “klar” kamen mit ihrem Leben, sei es im Beruf, sei es in den persönlichen Beziehungen; ich selber hatte große Schwierigkeiten, mein Leben neu zu organisieren. Die Drogenerfahrung war in dem Moment keinen “Pfifferling” wert.

1.2. 2. Phase: Mitarbeit in therapeutischen Gruppen und Beginn des Sozialpädagogikstudiums.

Nach einer längeren Zeit der Versuche, meine Verunsicherung und Schwäche durch private Aktivitäten zu überwinden – dazu gehörten wieder erste berufliche Tätigkeiten, Regelung meiner persönlichen Verhältnisse durch Eheschließung[4] und des Erlernens der Transzendentalen Meditation[5] – beschloß ich, das Drogenproblem, dh. die Verarbeitung der Drogenerfahrungen, von der Seite anzugehen, auf die es sich für mich reduziert hatte: als Problem der Hilfe und Therapie für in “innere” und “äußere” Not geratene drogenabhängige Jugendliche, wobei ich mich mit einschloß. Dabei war es für mich wesentlich, daß ich schon eine Weile aufgehört hatte mit den Drogen, und anhand der aktuellen Drogenproblematik anderer meine eigene Drogenproblematik mit durcharbeiten wollte.

In der therapeutischen Gemeinschaft, in der ich dann mitarbeitete, kam ich jedoch schnell an die Grenze meiner Arbeitsmöglichkeiten. Meine einzige Basis der Zusammenarbeit war die vorherige Drogenerfahrung und das eigene Aufhören mit der Drogeneinnahme. Um nicht selber wieder dazu gebracht zu werden, mußte ich mich permanent gegen die Inhalte und Kommunikationsformen wehren, die mit Drogenverbrauch eng verbunden waren, ohne daß es mir gelang, eine akzeptable Kommunikationsebene zu entwickeln. Dies schuf eine höchst unerfreuliche Lage, weil ich darüber hinaus nicht in der Lage war, adäquate Hilfestellungen zu entwickeln, die ich in akzeptabler Form anbieten konnte. Es waren meist nur solche kurzfristigen Projekte wie Teestube und Schmuckherstellung auf der einen Seite, oder “zurück in die Fabrik” auf der anderen Seite. Beides scheiterte, weil die ersten Aktivitäten die User[6] nicht aus der Drogensubkultur lösten, die letzteren eine zu hohe Anforderung an Anpassung darstellten, die in den seltensten Fällen bewältigt wurde.

Ich fing deshalb an, Sozialpädagogik zu studieren[7], um Methoden und Einsichten zu bekommen, mit denen ich eine distanziertere und gerechtere Beurteilung der Situation des einzelnen Users zu erreichen hoffte, um im Rahmen gegebener institutioneller Mittel zu einer besseren Hilfe zu gelangen. Ich setzte mich im Studium jedoch mit einer Materie auseinander, die primär nichts mit den Problemen, die in der Arbeit in den therapeutischen Gemeinschaften auftauchten, zu tun hatte. Dies löste bei mir eine noch größere Konfusion aus, weil ich in persönlichen Beratungen immer wieder auf die durch meine eigenen Drogenerlebnisse gewonnenen Einsichten zurückkommen mußte, um überhaupt eine Vertrauensbasis zu erlangen; ich mußte mich selbst einbringen. Bei der Anwendung sozialtherapeutischer Kategorien erlebte ich dann immer wieder einen ziemlichen Bruch, da es mir nicht gelang, eine Verbindung von persönlichen Drogeneinsichten zu sozialpädagogicher Bewertung zu ziehen.

Ich begann, um überhaupt wirksam sein zu können, mit improvisierten Thesen über Elemente der Drogenerfahrung zu arbeiten, die, da sie jeweils aus der Augenblickssituation entstanden, keine große systematische Reichweite besaßen. Mit den anderen Therapeuten, die keine Drogenerfahrung hatten, geriet ich in Konflikte, da diese Thesen weder aus ihrer Erfahrung für sie nachvollziehbar waren, noch direkt nachprüfbar waren (Beispiel: Drogenekstase als religiöses Erlebnis; Droge als Erlebnis emotionaler und sexueller Befreiung).[8]

Aus meinem der Drogenzeit vorangegangenen Ethnologiestudium war mir die Bedeutung, die Drogen im Zusammenhang mit religiöser Ekstase und sozialer Struktur haben konnten, bekannt. Nur besaß die Anwendung dieser Kenntnisse auf die Probleme der Drogensubkultur bei mir rein anekdotischen Charakter, systematische Untersuchungen standen mir zu dem Zeitpunkt nicht zur Verfügung. Ich fand ansatzweise in der Literatur (Gelpke, Steckel)[9] Versuche, Rausch und Ekstase, “Bewußtseins- und Seelenerweiterung” als positive Erfahrungsbereiche auf Probleme unserer Kultur anzuwenden. Grundsätzliche Betrachtungsweisen der Sozialpädagogik, wie zB. die Rede von der “Sucht” und der “Verwahrlosung” ließen für solche Sichtweisen jedoch keinen Raum. Ich hatte vielmehr das Gefühl, daß meine Sichtweise störend wirkte.

Ein anderes Problem für mich war, daß das Ansprechen persönlicher Erfahrungsbereiche bei den anderen Drogentherapeuten eine ziemlich konfuse Reaktion auslöste und zeigte, daß sie selbst mit vielen Beziehungen nicht “fertig” wurden. Genau wie ich selbst letztlich, benutzten sie die Rolle des Therapeuten und Sozialarbeiters zur Stabilisierung auf Kosten der Drogenabhängigen. Bedingt war dies dadurch, daß sie den Bereich persönlicher Schwierigkeiten aus der Arbeit ausklammerten; deshalb besaßen sie kein Verständnis für die Drogenerfahrungen im persönlichen Bereich.[10] Ich hatte das Empfinden, daß sowohl User als auch Therapeuten mit dem gleichen Problem nicht zurechtkamen, daß auf beiden Seiten, jeweils aus der entsprechenden Sicht, Unwissenheit über die wirklichen Zusammenhänge bestehen mußte. Für die professionellen Therapeuten war das Ziel erreicht, wenn der ehemalige Drogenabhängige wieder imstande war, seine beruflichen Verpflichtungen voll zu erfüllen, und sozial nicht mehr auffällig wurde. Doch für die meisten Drogenabhängigen war dieser Weg verbaut, weil sie gerade aus dieser Situation heraus in die Drogenscene gegangen waren, und ihre Aussagen über die “sozial angepaßte Form des Lebens” recht eindeutig zeigten, daß ihnen Sinn, Zweck und Ziel solchen Tuns nicht recht einsichtig waren. Die Drogenekstase hatte ihnen hingegen oft das Gefühl des Erkennens der Lebenshintergründe vermittelt (Wie lebe ich wirklich? Wie sehen die menschlichen Beziehungen aus, in denen ich mich entfalten kann, und in denen ich ein Verstehen erwarten kann? Wie komme ich von den Drogen los, ohne in die alte “Scheiße” zurückzukehren?). Diese Schwäche professioneller Sozialarbeit wurde von den religiösen Therapiegruppen ziemlich gut erkannt.[11] Nur hatten sie schon fertige “Rezepte”, in denen “Sinn und Ziel des Lebens” auf eine andere Welt verschoben wurden, und einen “Kodex” fertiger moralischer Vorstellungen, die als absolute Lebensregeln aufzufassen waren. Die Drogenabhängigen brauchten sich nur danach zu richten.[12]

Beide Konzepte, sowohl das professionelle als auch das religiöse waren nicht imstande, die Erfahrungen, Hoffnungen, Sehnsüchte, Ängste, Wünsche und Ideen der Drogenabhängigen als Ausgangspunkt zu nehmen und an ihnen anzuknüpfen.

1.3. 3. Phase: Selbstorganisation der Drogenerfahrung als Grundlage zur Überwindung der Sucht.

Aus eigener Anschauung der Drogenscene wußte ich, wie sich Hoffnungen und Vorstellungen bei Usern über die Gestaltung des eigenen Lebens ausdrücken konnten, wie sich dies in Beziehungen niederschlug, an welche Wunschvorstellungen man sich klammerte.[13] Meiner Meinung nach mußten hier die Ansatzpunkte liegen, um eine bessere Therapie zu erreichen. Dazu erschienen mir zwei Schritte als notwendig: einmal mußte genügend Material gefunden werden, das im konsistenten Zusammenhang die Dynamik des Drogenerlebens aus der Sicht der User zeigte, zum anderen war ein Beschreibungs- und Klassifikationssystem notwendig, das imstande sein würde, diese Aussage, zusammen mit Beobachtungen Außenstehender, zu generalisieren und zu systematisieren.

Diesen Anspruch zu bewältigen, war ich jedoch noch nicht in der Lage, und da ich mit den oben geschilderten therapeutischen Formen nicht weiter kam, und mir das Studium auch noch keine direkt verwertbaren Anregungen bot[14], ließ ich mich erneut auf Freunde aus der Drogenscene ein, die inzwischen ebenfalls aus eigenem Antrieb mit den Drogen aufgehört hatten. Das war für mich deshalb interessant, weil sie versuchten, die Kommunikationsformen der Drogensubkultur[15] weiterzuentwickeln. Bestimmte Verkehrsformen und Beziehungen waren mir dort sehr angenehm, nur war es mir nicht möglich, sie durchzuhalten. Trotzdem hoffte ich einige Einsichten mehr zu bekommen, um zu einer besseren Bestimmung therapeutischer Arbeit zu kommen. Ich hatte zuerst die Vorstellung, daß ich vielleicht, indem ich an der gemeinsamen Kommunikation teilnahm, von “innen” her einen weiteren Klärungsprozeß mit in Gang setzen könnte. Doch da hatte ich mich getäuscht. Gegen jede Erklärung, die sich nicht direkt aus dem Erfahrungsbereich der Drogenscene begründen ließ, wurde sofort Stellung bezogen. Versuchte ich zB. psychoanalytische oder polit-ökonomische Kategorien zu verwenden – die Kategorien waren von ihnen selbst noch in der SDS-Zeit[16], vor der Drogenzeit, zur Organisierung eigener Erfahrungen benutzt worden –, wurde mir bedeutet, daß sich solche Weise der Interpretation nur “im Kopf abspiele” und nicht das “wirkliche Leben” widerspiegele; statt daß sie sich nun mit den neuen Erfahrungen vor dem Hintergrund einer früher getanen theoretischen Arbeit auseinandersetzten. Es war wie eine “Exkommunikation” der eigenen “freischwebenden” theoretischen Reflexionen. Es mußte alles praktisch, sofort umsetzbar, unmittelbar begreifbar sein. Auch hier mußte ich wieder auf meine eigenen Drogenerfahrungen zurückgreifen, scheiterte aber daran, daß sie durch fehlende Systematisierung und weitergehende Begründungen wiederum nur episodenhaften Charakter hatten.

Andererseits war diese Gruppe doch in der Lage, Drogenleute so zu verunsichern, daß sie zum Teil mit Drogen aufhörten; sie konnten die “Sache mit den Drogen” in einer den Usern einsichtigen Sprache vermitteln. Sie halfen den Usern, selber zu überlegen, was statt dessen bessere Lebensformen sein könnten. Während die Sozialarbeiter und die Psychotherapeuten die User nicht verstanden, und deshalb diese erst einmal in eine Situation der “Bemutterung” brachten und als unmündig betrachteten, zeigten diese Leute, daß sie die Drogenabhängigen zwar verstanden, aber nicht bereit waren, ihnen die Verantwortung für ihr Tun abzunehmen, Mitleid zu gewähren oder Selbstmitleid zuzulassen. Die Drogenabhängigen standen hier unter Forderungen, die sie zum Teil deshalb bereit waren zu erfüllen, weil sie sich hier verstanden fühlten und klare Entscheidungsalternativen präsentiert bekamen.

Für mich lag das Problem bei dieser Gruppe darin, daß sie ihre gesellschaftliche Randposition nicht verließen und sich weigerten, mit Fragen sich auseinanderzusetzen, die eine “normale” Mitarbeit in der Gesellschaft betrafen. Sie lebten von einem Existenzminimum, das sie durch künstlerische, handwerkliche und sonstige Gelegenheitsarbeiten erwarben. Sie besaßen zwar gute Kenntnisse über den Zusammenhang von Drogengebrauch, “innerer” Erfahrung und zwischenmenschlicher Kommunikation, “schöpferischer Selbstverwirklichung”, “Ausflip­pen”[17] und entfremdeter gesellschaftlicher Arbeit miteinander, sie versuchten erfolgreich ein neues, sensibleres Verhältnis zu ihrem eigenen Tun zu bekommen, aber das Beispielhafte ihres Lebens war meiner Meinung nach dadurch begrenzt, daß sie aus einer bohèmeartigen Situation in Berlin kamen; dadurch standen ihnen viele Wege offen, die für den “normalen” User einer westdeutschen Klein- oder Mittelstadt nicht zugänglich waren. Hier war der User weitaus mehr dem täglichen Kontakt mit “normalen” Bürgern ausgesetzt und befand sich auch deshalb in einer viel schärferen Auseinandersetzung, die ihm viel weniger ermöglichte, sich seinen eigenen Lebensstil und Lebenszusammenhang zu schaffen.

Die Gruppenzwänge, mit denen sich die Freunde ihre neue Arbeit “erkauften”, waren mir zu groß, deshalb ließ ich die Zusammenarbeit mit ihnen fallen. Allerdings nahm ich doch einige Erkenntnisse über die Möglichkeiten der Selbstorganisation von ihnen mit, versuchte aber meine wieder auftauchenden persönlichen Schwierigkeiten in einer für meine Situation angepaßten Weise zu lösen.[18]

1.4. 4. Phase: Releaseprojektgruppe am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen.

Nach der Wiederaufnahme meines Ethnologiestudiums, welches ich in Berlin in den Jahren vorher hatte “einschlafen” lassen, begann ich, in Verbindung mit der Sozialpädagogik, in den Wissenschaften nach weniger diskriminierenden Betrachtungsweisen von Drogenrausch und Ekstase zu suchen. Wie schon oben erwähnt[19], waren mir aus der Ethnologie viele Beschreibungen von Drogenritualen in ekstatischen Kulten, über den Zusammenhang von sozialer Struktur und Initiation, Schamanismus etc. bekannt. Ich löste mich erneut aus dem direkten täglichen Kontakt mit der Drogenarbeit und setzte mich mit der Literatur über Drogen und ekstatische Rauschkulte bei außereuropäischen Völkern auseinander. Eine alte Arbeit, die ich in der Ethnologie vor der Drogenzeit angefangen hatte, nahm ich wieder auf, ua. eine Untersuchung über die Rolle der ekstatischen Afro-brasilianischen Kulte (Macumba, Candomblé, Umbanda usw.) bei der Bewußtseinsbildung der Bevölkerung der modernen industriellen Zentren in Brasilien; in welchem Verhältnis dies etwa zur politischen Struktur stehen konnte, wie sich etwa dabei technologisch-wissenschaftliches Denken entfalten konnte. Mein Ziel war es, langfristig genügend Material zusammenzubekommen, das sich für transkulturelle Vergleiche mit der Drogensituation in den hochindustrialisierten Ländern verwenden ließ. Mit der hiesigen Drogensubkultur wollte ich vorläufig nichts mehr zu tun haben. Erst durch Anregungen, die ich am Institut für Völkerkunde bekam, überlegte ich mir, ob ich nicht erstmal eine Feldforschung in der Drogensubkultur hier machen sollte. Ich sah dann jedoch keine Möglichkeit dazu, da meine Verbindungen zur Drogenscene noch zu eng waren, als daß ich distanzierte und konstante Beobachtungen und Interviews hätte machen können. Deshalb schob ich auch dieses erst einmal beiseite.

Erst im Rahmen des Pädagogischen Seminars konnte ich mein Vorwissen und meine Verbindungen mit der Drogenscene verwerten. Aus einem Seminar über “Theorien abweichenden Verhaltens” entwickelte sich eine Arbeitsgruppe über Releasearbeit. Dabei stellte ich den Kontakt zum Releasezentrum[20] in Braunschweig her. Durch diese Arbeit hoffte ich, in Diskussionen mit den anderen Arbeitsgruppenmitgliedern die Beobachtungen und Interviews, die wir dort machten, auf ihre Verwendbarkeit hin überprüfen zu können, um so doch noch zu brauchbarem Material zu kommen. Doch bei der Datengewinnung zeigten sich bald Grenzen. Zum einen fand ich die Beobachtungsprotokolle kaum ausreichend, da ich aus meiner eigenen Drogenerfahrung wußte, daß das, was ich jetzt sah, nur einen kleinen Teil dessen zeigte, was sich in den drogensubkulturellen Beziehungen alles abspielen konnte. Die Beobachtungen der anderen Studenten waren auch kaum verwertbar, weil sie selten als schriftliche Äußerungen ihren Niederschlag fanden. Ehe es überhaupt zu einer intensiveren und systematischeren Untersuchung kam, “schlief” die Releasearbeitsgruppe ein; das Releasezentrum in Braunschweig “paralysierte” sich durch innere Machtkämpfe zunehmend. Interviews und durchgängige Beobachtungen waren kaum noch möglich.

Auch bei Release Braunschweig konnte ich wiederum sehen, daß es keine therapeutischen Modelle gab, die die Erfahrungsebenen des Drogenabhängigen und des Therapeuten adäquat miteinander verbanden. Entweder überwog der ideologische Standpunkt der Drogensubkultur, der Anspruch, revolutionäre Gegenkultur schaffen zu wollen, oder es wurden, nachdem dies teilweise zusammenbrach, verschiedene therapeutische Modelle, wie Gestalttherapie und Psychodrama, jeweils als entscheidende Methoden propagiert und angewandt. Ungeachtet einer möglichen therapeutischen Bedeutung der letzteren Methoden, führte diese Arbeitsweise zu einer ziemlichen Ignorierung des Eigenwerts der Drogenerfahrung. Dieser Konflikt zwischen der ideologischen Interpretation der Drogenerfahrungen und einer Objektivierung in therapeutischen Modellen war auch innerhalb der Releasearbeitsgruppe am Pädagogischen Seminar ein unlösbares Problem. Auf der einen Seite stand die praktische Erfahrung, oft gekoppelt mit einer starken Subkulturideologie; auf der anderen Seite standen die Notwendigkeiten einer wissenschaftlichen Bestimmung des Problems, die von vielen Gruppenmitgliedern unter starken emotionalen Äußerungen abgelehnt wurde. Versuchte ich meine, aus eigener Anschauung gewonnenen Einsichten in die Gruppendiskussionen mit einzubringen, stieß ich auf Widerspruch bei denen, deren Drogenerfahrungen andersartig aussahen, die zum Teil noch Drogen nahmen und deshalb bestimmte negative Erfahrungen, die ich als typisch für Drogen ansah, abstritten. Da ich genauso nur von meinen persönlichen Erfahrungen direkt dagegen argumentieren konnte, stand Aussage gegen Aussage.

1.5. 5. Phase: Das Problem des therapeutischen Zusammenhangs

Um die oben geschilderten Schwierigkeiten zu überwinden, stellte ich folgende Überlegungen an: Als empirisch nachprüfbare Tatsache, durch eigene Kenntnis und durch umfangreiche Literaturangaben in Tagespresse, Fachliteratur, populären Darstellungen etc. konnte ich annehmen, daß das Drogenproblem ein soziales Problem geworden war, aus dem der Drogenabhängige nicht ohne Hilfe von “außen” heraus kommen konnte, um die ersten Schritte der eigenen Lebensgestaltung zu bewältigen. Die Notwendigkeit systematischer Therapie konnte ich deshalb nicht ganz verneinen.

Ich ging dann davon aus, daß das Drogenproblem einen Komplex darstellte, der nicht allein von den Therapeuten in Bestimmung der für Drogenabhängige notwendigen Schritte bestehen konnte. Aus meiner eigenen Erfahrung beim “Entzug” wußte ich, daß ein Erfolg nur dann kam, wenn ich durch Verarbeitung und Einbringung meiner Drogenerfahrungen zu einer Einsicht in die für mich notwendigen Schritte kam. Dies geschah dann jeweils in Zusammenarbeit mit einem psychotherapeutisch geschulten Freund. Der Angelpunkt der Diskussionen waren die jeweils eigenen Erfahrungen von Rausch und Ekstase und deren mögliche und kulturelle Zusammenhänge.[21] Die Diskussionen konnten darin bestehen, daß er Erfahrungen über Ekstasen ohne Drogen aus seinem Leben selbstreflexiv auf das bezog, was ich ihm über Drogenerfahrungen erzählte. Er hatte zwar keine Drogenerfahrungen, war aber in der Lage, durch eine umfangreiche analytische, selbstreflexive und kulturanthropologisch fundierte – in Bezug auf die Bedeutung von Symbolen, Mythen und Rauschkulten – Arbeit, den Wert solcher autobiographischen Erfahrungen zu sehen. Dadurch konnten wir immer wieder eine Ebene gleichberechtigter Kommunikation herstellen.

Von dort aus konnte ich dann im anschließenden Reflexionsprozeß mich vom Wiederholungszwang der Drogeneinnahme befreien und Alternativen entwickeln. So kam ich dazu, “verfahrene” persönliche Verhältnisse zu lösen und meine berufliche Fortbildung weiter fortzuführen.

Zu dem Ablösungsprozeß von der Drogenerfahrung gehörte bei mir ein verstärktes Erleben der Natur, das ich zielgerichtet und systematisch vertiefte, indem ich mit Bekannten zB. auf Foto”jagd” nach Orchideen ging, oder die Felder durchstreifte auf der Suche nach vorgeschichtlichen Geräten. Mittelalterliche Stadtbilder und sakrale Architektur begannen mich zu interessieren. All dies trug mit zum emotionalen Ablösungsprozeß von der Drogenerfahrung bei; die intensivere Wahrnehmung der natürlichen und kulturellen Umwelt erweiterte meine Unbefangenheit gegenüber der alten Drogenerfahrung und schuf ein intensives emotionales Gegengewicht zum Wiederholungszwang.

Als allgemeine Überlegung für die Drogentherapie entwickelte ich dann den Gedanken, daß es zwischen Therapeut und Drogenabhängigem einen gemeinsamen dialogischen Forschungsprozeß geben müsse, in dem beide die Hintergründe, Bedingungen und Inhalte der Drogensituation aus ihrer jeweiligen Sucht und Situation erarbeiten sollten, in dem der Drogenabhängige einen Reflexionsprozeß beginnt, wo er die Bedingungen seines Lebens besser zu erkennen lernt und imstande ist, aktiv Alternativen zu entwickeln und durchzuführen.

Aus dem Buch von Paulo Freire: “Pädagogik der Unterdrückten”[22], leitete ich die theoretischen Kategorien her, die ich dann in der Zwischenprüfungsarbeit mit eigenen Gedanken zur Drogenarbeit verknüpfte. Durch diese Arbeit wollte ich auch die Arbeit der Releasegruppe reaktivieren und die erstellten Materialien als Basis des gemeinsamen weiteren Forschungsprozesses nehmen. Der bei Freire beschriebene Forschungsprozeß hätte jedoch eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Braunschweiger Releasezentrum erforderlich gemacht, was in dem Stadium ihrer Desorganisation schon nicht mehr möglich war. Um trotzdem in der Releasearbeit weiterzukommen, wollte ich zuerst noch weitere Vorarbeit leisten, indem ich mit den in der Zwischenprüfungsarbeit erarbeiteten Kategorien vorhandene Re­leasezentren anderer Städte, die eigenes Material publiziert hatten, anhand dieses Materials kritisch untersuchte. Dabei tauchten dann weitere Schwierigkeiten auf: Die Kategorien Freires waren für die Alphabetisierung der unterdrückten ländlichen Bevölkerung in Lateinamerika entwickelt worden, eine Übertragung auf eine Arbeit in der Drogensubkultur mußte deshalb erst inhaltlich und empirisch genauer begründet werden. Weiter mußte ich, zumindest im Ansatz, ein mögliches Vorgehen skizzieren. Dies konnte ich nur vor dem Hintergrund meiner eigenen Vorerfahrungen in der Drogensubkultur tun. Die Schwäche bei der Verwendung meiner Drogenerfahrungen lag darin, daß ich zu bestimmten Zusammenhängen, etwa dem Verhältnis Dealer (Drogen­händler) – User nur kommentarartige Aussagen machte, ohne den Erfahrungsprozeß, in den diese Aussagen eingebettet waren, deutlich machen zu können. Die Kommentare waren immer nur Ergänzungen oder Antworten zu bereits vorhandenen soziologischen oder psychiatrischen Aussagen. Diesen Zustand empfand ich als äußerst unbefriedigend, weil er über eine punktuelle Kritik aus der Sicht der Drogenerfahrung nicht hinausging.

1.6. 6. Phase: Drogenerfahrungen aus der Sicht der Ethnologie

Ich bezog mich jetzt wieder auf Kenntnisse aus meinem Ethnologiestudium. Aus meiner Drogenzeit und danach waren mir viele Rituale und Handlungsmuster, Denk- und Gesprächsinhalte in Erinnerung, die eine starke Ähnlichkeit hatten mit Beschreibungen von religiösen und ekstatischen Kulten außereuropäischer Kulturen. Da ich wußte, daß in diesen Kulten, in einem weiteren Zusammenhang die Drogen eine sehr positive soziale Funktion besitzen konnten, griff ich auf entsprechende Theoriebildungen und Beschreibungsmethoden zurück, um auf diese Weise einen den Drogenerfahrungen adäquaten Ansatz zu erhalten. Das einzige Material, das ich aus der Subkultur in umfangreichem Maße besaß, waren meine eigenen Erlebnisse, die ich aus der Erinnerung heraus aufschreiben wollte und mit den Untersuchungen aus außereuropäischen Kulturen parallelisieren wollte.

In der entsprechenden ethnologischen Literatur, wie etwa bei Victor W. Turner (The Ritual Process),[23] wurden Rituale und Symbole in ihrer jeweils allgemeinen Struktur in den entsprechenden sozialen Zusammenhängen dargestellt. Aus Darstellungen von Initiationsriten in kleinen ethnischen Einheiten versucht Turner dann auf mögliche Entsprechungen in der modernen Gesellschaft zu schließen.[24]

Um nun zu einer ersten strukturellen Beschreibung der Drogenrituale zu kommen, zB. der Einführungsrituale in den Haschischgebrauch, erinnerte ich mich entsprechender Situationen, die ich mitgemacht hatte, und versuchte sie mit allen Einzelheiten und Eindrücken zu schildern. Im Anfang klappte dies noch recht gut. Mit der Zeit wuchs jedoch ein ziemliches Unbehagen in mir. Ich schilderte Dinge aus meiner eigenen Biographie und versuchte dies zu allgemeinen strukturellen Aussagen zu benutzen. Berücksichtigt hatte ich nicht, daß ich Situationen versuchte zu “objektivieren”, in die ich selber “subjektiv” total verwoben war, in denen ich Interessen persönlicher, politischer oder kommerzieller Art (Drogenhandel) verfolgte. Dies stand alles in einem System von Beziehungen und Problemen, die in ihrer Weiterentwicklung bis “hier und heute” reichten. Deshalb konnte ich die Situationen, so wie ich sie verwenden wollte als “objektiv” vergleichbare Situationen nicht verwenden. Daß ich keine Distanz zu diesen Situationen hatte, merkte ich daran, daß für mich im persönlichen emotionellen Bereich die alten ungelösten Probleme wieder präsent wurden. Um die Beschreibungen verwenden zu können, hätte ich erstmal den Stellenwert solcher autobiographischen Notizen bei transkulturellen Vergleichen bestimmen müssen. Weil diese Beschreibungen noch nicht vollständig waren, fühlte ich mich dazu zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Lage.

Statt dessen suchte ich einen Ausweg darin, eine Reihe vorhandener ethnologischer Theorien auf ihre grundsätzliche Anwendbarkeit auf drogensubkulturelle Phänomene zu untersuchen, um auf diese Weise zu einem Rahmen zu kommen, in dem ich gleichermaßen konträre Standpunkte und ambivalente Aussagen integrieren konnte. Eine allgemeine Vorklärung philosophisch-anthropologischer Art erschien mir notwendig, um den allgemeinen Rahmen abzustecken, in dem ich die Arbeit schreiben wollte.

Bei der Überprüfung vieler ethnologischer Theorien sah ich jedoch, daß viele Schlüsse, die Ethnologen bei der Anwendung ihrer Thesen auf entsprechende Situationen unserer Gesellschaft zogen, ziemlich oberflächlich, fragmentarisch oder zu global waren. Oft kamen sie über eine allgemeine Kulturkritik nicht hinaus. Verglich ich sie mit meinen Erfahrungen, dann waren sie oft zu ungenau und besaßen deswegen noch keine praktische Verwendungsmöglichkeit. Auf der theoretischen Ebene hätte ich erst eine gründliche kritische Bewertung der verschiedenen Theorieansätze machen müssen, doch das wäre über den Rahmen dieser Arbeit hinausgegangen.

1.7. 7. Phase: Die Autobiographie als Grundlage zur Bestimmung subkultureller Zusammenhänge aus der Sicht der sub- kulturellen Erfahrung. “Ich erforsche mich selbst” (Heraklit).

Ich entschied mich schließlich für folgenden Weg: Um die Bedingungen darzustellen, unter denen ich die Drogensubkultur sehe, begann ich zu schildern, wie ich selber die Drogensubkultur erlebt habe, welche Intentionen ich damals verfolgte, aus welchen Gründen ich selber mit Drogen angefangen hatte und wie sich die drogensubkulturellen Beziehungen und Ereignisse dort entwickelten, wo ich selber mit daran beteiligt gewesen bin; und welche Gründe mich dazu bewogen hatten, die Drogensubkultur wieder zu verlassen. Anhand dieser autobiographischen Notizen entwickelte ich dann jeweils die Zusammenhänge, die mir als besonderes Problem oder als wichtiger Bedeutungszusammenhang, wie etwa die Frage von Politik und Haschisch, das Verhältnis indischer und anderer östlicher Religionen zur Haschischsubkultur, die Frage der Partnerschaftsbeziehungen, der aufkommenden Mythenbildung, die Frage des Verhältnisses zur Familie etc. erschienen.

Dieses autobiographische, selbstreflexive Arbeiten sollte die Grundlage für alle weiteren Überlegungen zu Fragen der Interpretation und Therapie drogensubkultureller Problematik werden. Dabei ging ich von folgenden allgemeinen Überlegungen aus:

Bei der Bestimmung des Wertes und der Bedeutung des autobiographischen Arbeitens erwiesen sich bei der Selbstreflexion zwei Aspekte als wichtig für meine Absichten. Der eine Aspekt betraf den Informationsgehalt der autobiographischen Notizen, der andere Aspekt betraf die therapeutisch-emanzipatorische Bedeutung selbstreflexiven autobiographischen Arbeitens. Wobei zwischen diesen Aspekten der Übergang sich als fließend herausstellte, der eine bedingte den anderen.

In der theoretisch-methodischen Begründung des autobiographischen Arbeitens ging ich am Anfang von der Verwendung autobiographischer Daten in der Ethnologie aus. All die Zusammenhänge, auf die es mir in den vorangegangenen Überlegungen über die Verwendung ethnologischer Daten und Theorien bei der Interpretation subkultureller Zusammenhänge ankam, wie die kulturelle Bedeutung von Rauschdrogen, Religion und Ekstasen, werden mit den Methoden ethnologischer Feldforschung erstellt. Die “klassische” Vorgehensweise ist hier: Beobachten, Fragen, Zuhören, manchmal auch selber Tun, und Tonband- und Filmaufnahmen. Je mehr diese Daten auf direkter Beobachtung beruhen, desto genauer sind sie, je mehr sie auf Schilderungen anderer beruhen, desto ungenauer sind sie. Die Bereiche, die der Feldforscher durch solche Arbeitsweise erreichen kann, bleiben jedoch sehr begrenzt.[25] Begrenzt, weil sich viele Zusammenhänge erst aus autobiographischen Daten erschließen lassen, wie die Darstellung der Rolle des Individuums in der Gesellschaft, wie der Weg, in dem persönliche Einstellungen und Anschauungen zustande kommen. Außerdem werden durch die Autobiographie die “nackten” Daten in ihrem lebendigen Zusammenhang aufgezeigt, der durch Beobachtung allein nicht herstellbar ist. Es gibt noch eine ganze Reihe von Verwendungsbereichen autobiographischer Materialien, wie etwa als Quelle psychoanalytischer Daten, oder auch, um bestimmte Aspekte der Kultur darzustellen, die sich anders nicht darstellen lassen, wie etwa Träume, Trancezustände, Halluzinationen etc.. Autobiographien können als Quellenmaterial für die verschiedensten Bereiche ethnologischer Forschung verwandt werden. Ursprünglich war es meine Absicht, meine eigenen autobiographischen Materialien in diesem Zusammenhang zu erörtern und zu verwenden. Im Rahmen dieser Arbeit würde dies bedeuten, daß ich die so gewonnenen Daten noch mit anderen Informationen korrelieren müßte.

Im Hinblick auf die therapeutische Arbeit erschienen mir zwei Überlegungen aus der Ethnologie zur Bedeutung autobiographischer Materialien besonders wichtig:

Die erste betrifft die Tatsache, daß bei der Untersuchung fremder Kulturen bisher immer Kategorien der eigenen Kultur verwandt wurden. Eine Tatsache, die als Ethnozentrismus bezeichnet wird und die zu einer Verzerrung der Darstellung dieser Kulturen geführt hat. Das Ergebnis waren dann immer wieder völlige Fehlinterpretationen. “Anthropological note taking and reporting usually divides ethnographic facts into economics, politics, religion and similar categories, although it is recognized, that the culture in question does not so divide up the world.[26] In dieser Arbeit nun soll die Darstellung der eigenen Autobiographie erstes Material liefern, um die Problematik von außen herangetragener Kategorien deutlich zu machen.

Die andere Überlegung betrifft den Einfluß der Situation des Forschers auf die durch Befragungen und Beobachtungen erhobenen Daten. Allein die Tatsache, daß der Forscher aus der herrschenden, der einheimischen materiell überlegenen Kultur kommt, bestimmt die Aussagen und Verhaltensweisen der Untersuchten gegenüber dem Forscher. Die Dinge werden, bewußt oder unbewußt, dem Forscher in einer Weise präsentiert, die dem Verhältnis von Überlegenheit und Unterlegenheit zwischen der kulturellen und sozialen Situation des Forschers und der des Befragten entspricht. Das gleiche würde ich auch für die Daten behaupten, die auf eine ähnliche Weise vom Sozialarbeiter oder Psychotherapeuten in Bezug auf die Drogensubkultur erhoben werden. Die Datenerhebung dient also nur der indirekten Bestätigung eines ohnehin schon vorhandenen sozialen und politischen Gefälles. Die Autobiographie ist hier der erste Schritt dieses Gefälle aufzuheben, weil die Daten hierbei nicht durch die Auswahl des Forschers bestimmt werden, sondern weit mehr von dem, wie der Autobiograph sie selbst erlebt hat und ordnet. Das autobiographische Arbeiten ist in der Lage, erste Schritte zur Auflösung der Überlegenheits-Unterlegenheitssituation zwischen Forscher und Untersuchtem zu unternehmen.

Die Möglichkeiten und Wirkungen autobiographischen Arbeitens sind derartig vielfältig, daß sich ihre Verwendungsmöglichkeiten erst dann eigentlich bestimmen lassen, wenn die Autobiographie geschrieben ist.

All diese Vorüberlegungen dienten mir dazu, mich des grundsätzlichen Wertes autobiographischen Arbeitens zu versichern. Letzter Anstoß war das Buch von Carlos Castañeda, “Die Lehren des Don Juan”, in dem Castañeda als Anthropologe sich auf Erfahrungsbereiche einläßt, die einer äußeren Betrachtung unzugänglich sind; nämlich der Bedeutung des Peyote[27] für die persönliche und religiöse Erkenntnis in der indianischen Yaqui-Kultur.[28] In dem Buch erfahren wir die Zusammenhänge aus der persönlichen Interaktion, aus dem totalen inneren und äußeren Beteiligtsein des Forschers. Die offene Subjektivität des Berichtes vermittelt einen existentiellen Eindruck des Peyote-Kultes von Yaqui-Zauberern. Die einzige Analyse, die Castañeda bringt, ist der Versuch, der strukturellen Gliederung des Erfahrenen. Sonst bleibt das Buch offen für jede weitere Interpretation.

Eine andere Überlegung, die ich bei der Arbeit noch hatte, war, daß durch autobiographische selbstreflexive Arbeit so etwas wie ein selbstorganisatorischer Forschungsprozeß eingeleitet wird, der dem User eine eigene Basis für Auseinandersetzungen geben könnte, der sozusagen seinen Beitrag zum Dialog mit dem Therapeuten darstellt.

Doch das war alles noch Theorie; welche Aktivitäten sich aus der Arbeit entwickeln würden, das war vorher nicht zu bestimmen. Fest stand lediglich, daß dies ein Versuch sein sollte, einen Beitrag zu einer emanzipatorischen Drogenforschung und Drogentherapie zu leisten.

2. Die Niederschrift

Die ersten autobiographischen Stücke, die ich schrieb, ergaben sich aus der unmittelbaren täglichen Auseinandersetzung. Es waren Zusammenhänge, die sich auf die allgemeine Diskussion über die Bedeutung und Einschätzung der Drogensubkultur im Hinblick auf Releasearbeit und auf sozialistisch-emanzipatorische Arbeit im Rahmen neuer politischer Initiativen, die versuchten an die Erfahrungen der Studentenrevolte in den 60er Jahren anzuknüpfen, bezogen. Erst nachdem ich mich aus dieser Auseinandersetzung gelöst hatte, begann ich, die für mich wichtigen Zusammenhänge fassen zu können. Es war so etwas wie eine Archäologie der tieferen Schichten der Drogenerfahrung.

Die Arbeit lief jetzt in vier größeren Abschnitten ab: im ersten Abschnitt bezog ich die autobiographischen Stücke, die ich schrieb, direkt auf die laufenden Diskussionen in den politischen Gruppen, in denen ich mitarbeitete, und auf die entsprechenden sozialpädagogischen Diskussionen am Pädagogischen Seminar, um sie dort auch gleichzeitig argumentativ mit einbringen zu können. Die emanzipatorisch-politische Arbeit, im Zusammenhang mit dem Aufbau eines sozialistischen Zentrums und eines Jugendzentrums, erschienen mir als die entscheidenden praktischen Bezugspunkte, auf die ich den praktischen Aspekt meiner Arbeit ausrichten wollte. Die Diskussionen dort wollte ich auch zugleich als praktische Richtschnur für ein inhaltliches Vorgehen bei der Arbeit benutzen.

Nachdem dies, aus noch zu schildernden Gründen, gescheitert war, begann ich, mich ausschließlich auf die Erinnerungen an die Drogenzeit zu konzentrieren; von dort aus versuchte ich dann, Beschreibungsformen zu entwickeln, die die Zusammenhänge so unverfälscht wie möglich wiedergaben, es war die Bemühung um eine größere phänomenologische Genauigkeit. Während ich in dem ersten Abschnitt die Konflikte immer im Hinblick auf die aktuellen Auseinandersetzungen geschildert hatte, versuchte ich die drogensubkulturellen Konflikte jetzt allein im Bezugsrahmen der Erfahrungen der Drogenzeit zu fassen. Aktuelle Konflikte begann ich jetzt unter den Erfahrungen der Drogensubkultur neu zu interpretieren. Da mir aber auch dies nicht glaubwürdig für mich selbst gelang, konnte ich die nun auftauchenden Ängste nur durch die zwischenzeitliche Lektüre von psychoanalytischer Literatur, der Auseinandersetzung mit meiner Kindheit und der Lektüre radikalster politischer Bücher bewältigen.

Im dritten Abschnitt suchte ich nun wieder die Auseinandersetzung über meine autobiographischen Notizen im Rahmen von Kolloquien und allgemeineren wissenschaftlichen Diskussionen, die über den wissenschaftlichen und praktischen Stellenwert von selbstreflexiven autobiographischen Arbeiten gingen, voranzutreiben. Dabei reduzierte sich die Auseinandersetzung in letzter Konsequenz auf die Abwehr von Diskriminierung autobiographischer Arbeit und drogensubkultureller Erfahrung. Der einzige Ausweg aus dieser Situation bestand für mich darin, daß ich den emanzipatorischen Anspruch von Wissenschaft für die Subkultur anwendete, und jeden wissenschaftlichen Anspruch, der diese Emanzipation in Frage stellte, abwehrte.

Die relative Spontaneität, mit der ich bisher die autobiographischen Stücke niederschreiben konnte, war weg und ich fühlte mich emotional völlig gehemmt weiterzuschreiben, obwohl ich meinen Anspruch von Arbeit in den Diskussionen durchgehalten hatte. Deshalb “baute” ich mir erst einmal ein “Gerüst” in Form einer Chronologie. Durch die Auseinandersetzungen war mir klar geworden, daß das Niederschreiben der autobiographischen Notizen keine alltägliche Selbstverständlichkeit war. Durch die Wiedererinnerung der früheren Erfahrungen und Einstellungen geriet ich in meiner Haltung in Konflikt mit meiner Rolle als Student in Göttingen. Tendenziell spiegelten viele Einstellungen der Drogensubkultur schon geleistete Auseinandersetzung mit Alltagsproblemen, die immer unausgesprochen in der Kommunikation in Studentenkreisen für das Scheitern vieler selbstorganisatorischer politischer Aktivitäten verantwortlich waren (zB. die Frage der partnerschaftlichen Beziehungen, der politisch-persönlichen Praxis etc.). Da für mich aber der soziale Zusammenhang, in dem ich diese Fragen schon einmal anders verarbeitet hatte, nicht mehr herstellbar war, geriet ich in eine zunehmende Isolierung, die ich nicht noch verstärken wollte durch eine Fortsetzung der autobiographischen Arbeit. Als Lösung fand ich dann mit G. W, dem Dozenten, der diese Arbeit weitgehend betreute, folgenden Weg: Im gemeinsamen Gespräch vervollständigten wir nun die autobiographischen Notizen. Als Leitgerüst diente dabei die Chronologie, in der wir dann die Lücken ausfüllten. Ein tragbarer sozialer Zusammenhang war für mich so auf zweierlei Weise gegeben. Zum einen war für mich durch die Rolle G.W.s als Hochschullehrer die institutionelle Legitimation gegeben, weiterzumachen in dem selbstreflexiven autobiographischen Verfahren. Zum andern hatte er selbst Drogensubkulturerfahrungen und bot mir durch das Gespräch auch den emotionalen Zusammenhang, mich wieder auf die Erinnerung einlassen zu können.

Durch die eigenen Probleme mit der Arbeit war nun, ohne daß ich es bewußt intendierte, eine weitere Fragestellung, die ich schon früher versuchte zu bearbeiten auf eine praktische Weise angesprochen. Es war die Frage des Verhältnisses zwischen Therapeut (in diesem Falle besser: Berater) und Drogenabhängigem. Hier stellte es sich aus den Bedürfnissen meiner selbstreflexiven Arbeit quasi “von selbst” her.

In der Bearbeitung des nun abgeschlossenen autobiographischen Materials ergaben sich ganz neue Schwierigkeiten. Im Laufe der Arbeit hatte ich mich aus den meisten persönlichen Beziehungen zurückgezogen oder sie sehr weit eingeschränkt, weil ich mich durch jeden Konflikt in der Arbeit bedroht fühlte. Solange ich noch mit dem Erarbeiten der autobiographischen Notizen beschäftigt war, konnte ich dies noch begründen und bewältigen. Die feste Zeitstruktur der Gespräche mit G.W. bildeten das Gerüst dafür. Als ich jedoch die letzten Lücken der Chronologie gefüllt hatte, bekam ich nun die negative Seite dieser Selbstisolierung zu spüren. Durch die intensive autobiographisch-selbstreflexive Auseinandersetzung hatte sich bei mir, wie ich meinte, meine Auffassung und Haltung in einigen Positionen geändert, im Vergleich zu den entsprechenden Auffassungen und Haltungen zu Beginn der Arbeit. Die Sicherheit des täglichen “feed-back” durch ein entwickeltes System von Beziehungen war weg. Durch diese Arbeit fühlte ich mich zwar einerseits viel freier, aber ich merkte auch, daß ich mit meinen eigenen Erfahrungen völlig allein dastand; ich konnte mir nur selber sagen, welcher Schritt für mich als nächster wichtig sein würde. Ich begann nun Abhängigkeitsbeziehungen, die ich bisher kaum reflektiert hatte, überscharf und identitätsbedrohend wahrzunehmen. Es strömten alle entscheidenden Fragen der Drogensubkultur noch einmal auf mich zu: “Soll ich wieder mit Drogen anfangen, aber diesmal eine Ebene stärker, also nur Opium?” Vor allen Dingen verstand ich jetzt religiöse Aussagen, etwa in der Bibel oder auch in den Aussagen des Yaquizauberers in Castañedas Buch, auf eine sehr praktische und alltagssprachliche Weise. Die subkulturellen Rollen, die ich einmal gespielt hatte, wurden beim Kontakt mit Freunden aus der Subkulturzeit für mich wieder virulent, ohne daß ich mich direkt dagegen wehren konnte. Daran spürte ich, daß ich jede Beziehung und jede Verhaltensweise, von der ich mich vorher zurückgezogen hatte, nun ganz bewußt wieder überprüfen mußte. Ein wichtiger Effekt für mich bestand in meinem gewandelten Verhältnis zur Psychotherapie und zum Therapeuten; während ich vorher mich immer völlig unterlegen und ausgeliefert gefühlt hatte, begann für mich jetzt die Auseinandersetzung in einem solchen therapeutischen Verhältnis eine wichtige Unterstützungsfunktion für meine autobiographisch-selbstreflexive Arbeit zu werden; wobei ich aber selbst meine Kritik, genannt und ungenannt, mit anfing einzubringen. Doch dieser Prozeß ist noch nicht abgeschlossen.

Im Nachhinein ließ sich das Material über die Schwierigkeiten in Schritte aufteilen, die ich dann einigermaßen konsequent versuchte zu fassen.

2.1. I. Abschnitt: Die politisch-emanzipatorische Auseinanderset- zung.

2.1.1. 1. Schritt: Schilderung der Zusammenhänge und Ereignisse, die sich auf aktuelle Diskussionen und Tendenzen beziehen ließen.

Im Spätherbst 1973 entstanden mehrere Initiativgruppen, die versuchten, in ihrer Arbeit an die “antiautoritären”, undogmatischen Erfahrungen der Studentenrevolte der Jahre 66 bis 69 anzuknüpfen. Sowohl im universitären als auch im außeruniversitären Bereich wollte man tätig werden. Dabei wurde auch eine der zentralen Fragen der antiautoritären Bewegung, die Frage nach der Verbindung von allgemeiner politischer organisatorischer Tätigkeit mit den eigenen persönlichen Problemen wieder relevant. Der subjektive Faktor, wie er genannt wurde, wurde zum zentralen Diskussionspunkt. 1968 war in APO-Kreisen[29] diese Frage eine der zentralen Legitimationspunkte zur Erprobung von Haschisch und LSD als emanzipatorische Katalysatoren individueller und kollektiver Probleme gewesen. Die damit einhergehende Revolutionierung des eigenen Lebensstils wurde als Ausweg aus bestimmten Konflikten linker Politik verstanden. Deshalb war es für mich nun, als ehemaligem Mitglied der damaligen Drogenfraktion wichtig, die Standpunkte und Einsichten, die mit der folgenden Drogensubkulturerfahrung verbunden waren, mit einzubringen. Daß dieser Versuch scheiterte, soll nur insofern dargestellt werden, als es diese Arbeit betrifft. Wichtig für den Beginn dieser selbstreflexiv-autobiographischen Arbeit dabei ist, daß hier der aktuelle Anlaß gegeben ist, die Entstehungsbedingungen der Drogensubkultur aus der Sicht eines aktiven Teilnehmers zu schildern.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Einbringung drogensubkultureller Erfahrung war für mich, daß ich der Ansicht war, daß gerade die Drogensubkultur, praktisch und experimentell, die Bereiche emanzipatorischer Arbeit angegangen hatte, die besonders problematisch waren, etwa der Frage der sexuellen Emanzipation, der Besserung und Regelung zwischenmenschlicher Beziehungen etc..[30] Diese Punkte erschienen mir bei dem Teil der linken Bewegung, die, wenn überhaupt nur vorübergehend mit Drogen zu tun hatte, als ziemlich problematisch und wenig bearbeitet. Davon ausgehend kam ich dann zum nächsten Schritt.

2.1.2. 2. Schritt: Erste Betrachtungen zu einer Auseinandersetzung mit den ideologischen Inhalten der drogensubkulturellen Hand­lungsweisen und der eigenen Haltung dazu.

Zu Beginn der Niederschrift der Erinnerungen über die eigenen drogensubkulturellen Erfahrungen hatte ich eine bestimmte Einstellung zur Drogensubkultur; darüber, wie die Drogen und die Erlebnisinhalte der Drogensubkultur zu bewerten seien und welche Schlußfolgerungen und Konsequenzen für eine Drogentherapie zu ziehen seien. Dies waren keine genau erarbeiteten Einstellungen einer systematischen Verarbeitung des Geschehens. Diese Einstellungen stellten vielmehr so eine Art Substrat “fortlaufender” Alltagserfahrungen dar. Zusammen mit “Theorieversatzstücken” verdichtete sich diese Erfahrung zu Urteilen über die Drogensubkultur. Die Art dieser “Theorieversatzstücke”, mit denen ich arbeitete, war bestimmt von den unmittelbaren Interessen, die ich in der jeweiligen Situation durchsetzen wollte und auch mußte, um vor nachteiligen Folgen mich zu bewahren. Die Erfahrungen, die für mich angstvoll oder unangenehm waren, und die ich nicht unmittelbar verarbeiten konnte, wurden von mir schnell beiseite geschoben. Das Bild der Drogensubkultur und der Drogenerfahrung, das sich nach dem Ende der Drogenzeit bei mir entwickelte, war geprägt von diesen Grenzen. Dort, wo bei mir Angst auftauchte, oder dort, wo es mir unangenehm wurde, entwickelte ich entweder selber eine Theorie oder suchte mir einen theoretischen Interpretationsansatz aus der Psychoanalyse, Soziologie oder Ethnologie, der mir geeignet erschien, meinen Standpunkt und meine Haltung als richtig und konsequent darzustellen. Daß die Angst oder das Unbequeme einer Situation nicht unbedingt mit den Drogen selbst zusammenhängen mußte, wollte ich noch nicht sehen. Ich hatte in den Drogen selbst nachträglich einen “Sündenbock” gefunden für die Schwierigkeiten, die ich in Auseinandersetzungen aller Art nicht bewältigt hatte; aber das wurde mir erst bei der Niederschrift meiner Drogenerfahrungen klar.

Als ich nun mit der Niederschrift begann, hatte ich eigentlich schon ein einigermaßen bestimmtes Konzept für die Verarbeitung der autobiographischen Notizen im “Hinterkopf”. Ich wollte einen konsistenten Erfahrungszusammenhang in der Drogensubkultur zeigen und gleichzeitig darstellen, wie meine Thesen über die Drogensubkultur aus meinem Erfahrungszusammenhang sich entwickelt hatten. Bestimmte Zusammenhänge und Erfahrungen waren mir noch sehr geläufig, zumal ich sie häufig im Gespräch erwähnte, um meine Ansichten über die Drogensubkultur damit zu belegen. Das war einmal die Auseinandersetzung mit religiösen Fragen, die sich für mich nach Abschluß der Drogensubkultur ganz anders stellten als zu Beginn, dann Fragen der sexuellen Emanzipation in der Drogensubkultur und ihre Folgen, dann die politischen Einsichten, die sich mit dem Verbreiten der Drogen in der Fortsetzung der APO-Zeit entwickelten.[31] Als weitere Fragestellung kam dann für mich noch das Problem der subkulturellen Rollen hinzu, wie etwa die Suche nach der Meister-Schüler-Beziehung. Es waren Fragen, die für mich persönlich relevant geworden waren, als ich versuchte, außerhalb der Drogensubkultur mein Leben neu zu organisieren. In den Notizen ging es mir nun darum, den andersartigen kommunikativen und erfahrungsmäßigen Zusammenhang der Drogensubkultur zu diesen Fragen darzustellen. Andererseits wollte ich auch die Gefährlichkeit bestimmter Drogenerfahrungen dokumentieren, so die Tendenz Drogensubkultureller, sich mit Fragen der Magie, der Parapsychologie etc. zu beschäftigen und dies mehr oder weniger als ein Spiel zu betrachten.

Nachdem ich angefangen hatte, die autobiographischen Zusammenhänge darzustellen, stellten sich für mich die ersten Schwierigkeiten bei der Arbeit heraus. So glatt, wie ich mir die Darstellung der Drogensubkultur vorgestellt hatte, ging es nicht. Mir wurden nun Zusammenhänge über Erfahrungen klar, die ich vorher nie so deutlich gesehen hatte. Zuerst wehrte ich mich gegen eine Revision meiner Auffassungen, mußte mir aber zugeben, daß ich so nicht weiter kam.

Am 13. 12. 1973 schrieb ich zu meinen Schwierigkeiten: “Eine der größten Schwierigkeiten beim Schreiben besteht darin, daß ich durch die Erinnerung mit ungelösten aktuellen Problemen noch stärker konfrontiert werde. Ich bekomme Angst vor den “alten” Problemen, die ich für mein Gefühl damals nicht gelöst hatte und übertrage diese Angst voll auf die aktuelle Situation. Teilweise identifiziere ich mich wieder mit den Haltungen und Gefühlen von damals. Vorher habe ich sie einfach “verdrängt”, und wenn sie in irgendwelchen Situationen hochkamen, angstvoll abgewehrt. Jetzt bin ich durch die Niederschrift der autobiographischen Erinnerungen gezwungen, mich darauf einzulassen. Auf die Angst, die dabei hochkommt, reagiere ich ziemlich passiv, dh. ich lasse mich einfach treiben, da ich nicht imstande bin, sie klar handelnd zu bewältigen. In solchen Momenten ist meine ganze aktuelle Aktivität und das Gefühl einer Entwicklung meiner Lebenssituation ziemlich paralysiert. Mich auf einen neuen Standpunkt zu stellen, fällt mir dabei zu schwer, da ich in vielen Bereichen, in denen ich vor und in der Drogensubkultur aktiv war, inzwischen noch nicht wieder richtig “Fuß gefaßt” habe. Der einzige Effekt, den ich mir erhoffe, ist der, daß ich endgültig die “Schnauze voll” bekomme und doch versuche, aktiv handelnd weiterzukommen. Dabei fällt mir die Situation des Verwöhnten ein, dessen, dem immer alles abgenommen wurde, der sich nie mit einer Sache bis zum Ende auseinanderzusetzen brauchte, weil er immer wieder entfliehen und verdrängen konnte; wo vieles von selbst geschieht und weiterläuft, wo sich alles immer zum “Positiven” wenden muß, wo man im Grunde nur zu warten braucht, damit es “gut” werde. Deshalb, wenn ich mal versuchte, die Initiative zu ergreifen, geriet ich, wenn die Schwierigkeiten zu groß wurden, in Angst und zog mich dann in fast “mystische” Erwartungserfüllungshaltung zurück, und hoffte, daß alles von selbst kommen würde “schließlich und endlich”; erlebte dann aber einen um so größeren Zusammenbruch, wenn es nicht unmittelbar positive Auswirkungen für mich zeigte. Geradezu selbstbetrügerisch ließ ich mich auf Unangenehmes ein und erwartete dann, daß für eine erfolgreiche Bewältigung Gratifikationen aus der Umwelt direkt zu erhalten seien.”

2.1.3. 3. Schritt: Erste ordnende Gesichtspunkte. Beschränkung auf bestimmte Bereiche, die in der Reflexion als besonders zentral erschienen; dabei nicht mehr unbedingter Bezug zu aktuellen Diskussionen.

Die gesamte Erinnerung an die Drogensubkultur strömte auf mich in ungeordneter Form ein. Zuerst reagierte ich mit Selbstvorwürfen und Hilflosigkeit darauf, versuchte dann doch wieder “Fuß zu fassen”, indem ich mich auf ganz bestimmte Fragestellungen zu beschränken suchte.

14. 11. ’73: “Heute habe ich wieder das Thema der Meister-Schüler-Beziehung aufgenommen und merkte auch sogleich, daß ich vieles vergessen hatte an Elementen, die eine Rolle spielten. Die Schwierigkeit der Darstellung aus der Erinnerung liegt nun darin, daß viele Faktoren gleichzeitig wirken, und daß nur ein Tagebuch eine größere Genauigkeit der Darstellung des Zusammenspiels aller Faktoren hätte bringen können. Meine Arbeit war bisher, bestimmte kontinuierliche Linien herauszugreifen, um eine klare Entwicklung darzustellen. Ich muß mich jetzt entscheiden, da es mir unmöglich ist, alle Einflüsse zu schildern, mich auf die Dinge zu beschränken, die ich für eigentlich signifikant halte. Dies kann ich jetzt nur unter dem Blickpunkt jetziger Erfahrung sehen. Die “dynamische Totalität” kann ich sowieso nicht wiedergeben. Dies irgendwie zu sagen, anhand der Schwierigkeiten, wird die wichtigste Aufgabe sein.”

2.1.4. 4. Schritt: Darstellung unaufgelöster Konflikte des Erlebens der Drogensubkultur; Versuch der theoretischen Auseinandersetzung zur Klärung und Erklärung dieser Konflikte von einem wissenschaftlichen Konzept aus. Versuch der Abwehr der emotionalen Konsequenzen.

Die Konfrontation der Erinnerungen mit aktuellen persönlichen Schwierigkeiten komplizierte die Darstellung. Ich konnte nicht mehr nur einfach schreiben, ich mußte mich mit den entstehenden Fragen auseinandersetzen. An der Erotik und an der Sexualität spitzte sich der erste bewußte Konflikt zu.

15. 11. ’73: “Die Schwierigkeiten, über Sexualität und Drogen zu schreiben, liegen bei mir darin, daß ich damals sehr tiefe erotische Beziehungen hatte, die sich in der Intensität kaum wiederholten. Diese Beziehungen sind letztlich zentraler Punkt bei allen Usern, die aus ihm die große Erlösung und Erfüllung sich erhoffen. Im erotischen Erleben polarisierten sich alle Erlebnisse und Gefühle, jede andere Beziehung wurde unwichtig.”[32]

Es gelang mir nicht, aus der Erfahrung heraus selber Punkte herauszuarbeiten, an denen ich die ganze weitere autobiographische Arbeit hätte organisieren können. Da die Anschauungen der Drogenzeit mir als unrealistisch und gefährlich erschienen, suchte ich nun einen Maßstab, den ich von “außen” anlegen konnte, mit dem ich auch die Weiterverarbeitung und Weiterentwicklung von Erfahrung darstellen konnte.

17. 11. ’73: “Die Schwierigkeiten bei der Bewertung von Drogenerfahrung liegen darin, daß ich bei der Erinnerung ins “Schwim­men” gerate, der Bezug zum realen Handeln fehlt mir dabei, daß ich kaum sagen kann, welche Punkte Bedeutung haben, und welche weniger wichtig sind. Deshalb “fuhrwerke” ich ziemlich herum und finde auch keinen Punkt zum Verknüpfen für eine therapeutische Arbeit. Es steht alles noch zu sehr in einem “leeren Raum”. Aus der Interpretation der Drogenerfahrungen wäre theoretisch jede Art von praktischer Umsetzung denkbar. Was ich , glaube ich, brauche, ist ein praktischer Maßstab, an dem sich die Hauptlinien entwickeln lassen. Vor dem Hintergrund einer marxistisch-leninistischen Theorie würde dies ganz anders aussehen als vor dem Hintergrund idealistischer Erziehungsansprüche, wie etwa der antiautoritären Erziehung, oder auch traditioneller Perspektiven. Die Ebene der Auseinandersetzung erscheint schwie­rig. Was soll ich mit einbeziehen? Eine defizitäre Kindheit, Drogenprophylaxe bei der Arbeit mit Jugendlichen, bestimmte Thesen über zu erreichende Leistungen und Anforderungen? Inwieweit enthalten Betrachtungen über verschiedene “Bewußtseins­ebenen” nicht-statische Elemente? Deshalb … Einführung einer dynamischen Welterfahrung … “Leben als Aufgabe”.”

2.1.5. 5. Schritt: Klärung und Wiederaufnahme der emotionalen Verhaltensstrategien und -formen der Subkultur beim Umgang mit den persönlichen Problemen, die mit der Erinnerung an die Subkultur auftauchten.

Da ich in den gleichen Fehler verfiel, den ich schon einmal gemacht hatte und deshalb nicht weiterkam, nämlich von einer wissenschaftlichen Theorie ausgehend die Zusammenhänge der Drogensubkultur aufzuzeigen, begann ich mir zu überlegen, wo die Berührungspunkte meines Erlebens der Subkultur mit einem erweiterten, leichter vermittelbaren gesellschaftlichen und emotionalen Zusammenhang liegen könnten. Ich konzentrierte mich auf die Beschreibung des Beginns des mir bekannten Teils der Drogensubkultur.[33] Dabei kam es mir darauf an, zu überlegen, wie ich damals mit den neuen Erfahrungen emotional fertig geworden war, um daraus eine entsprechende Haltung für den Rücker­innerungsprozeß abzuleiten und mir die Schwierigkeiten klar zu machen, die jetzt auftauchten:

18. 11. ’73: “Die große Schwierigkeit, den Beginn der Haschischzeit zu beschreiben, liegt darin, in der kaleidoskopartigen Fülle der Eindrücke und Empfindungen, die von der einfach-sinnlich-ästhe­tischen Ebene des neuen Genusses von Musik, Malerei etc. bis hin zu einer Flut von Erkenntnissen und Erkenntnisfragmenten verschiedenster Bezugsrahmen reichten, eine Ordnung und Systematik zu entdecken.[34] Diese neuen Eindrücke waren so überwältigend, daß die bisher verwendete Sprache und Symbolik zur Beschreibung nicht mehr ausreichte, und zum Teil chaotische Aussagen, Gedanken und Handlungen das Ergebnis waren. Das erste, was sich dabei herausbildete war, daß man versuchte, sich diesen chaotischen Eindrücken gegenüber gelassen zu verhalten. Aus dieser Gelassenheit, dem sich-nicht-erregen, entstand die “coolness”, das “cool-sein”. “Cool” war für viele die neue Lebens- und Haltungsqualität an sich schon, und man meinte damit, an alles herangehen und es gleich behandeln zu können. Ich würde diese Haltung als die Haltung der Nicht-Identifikation, des Distanzierten, sich nur bedingt Einlassenden bezeichnen. Ein weiterer Teil des Haschischrausches war, bei erhöhter Dosierung das “stoned-sein”. Unter dem Licht späterer Erfahrung würde ich sagen, daß der Druck sinnlicher Erfahrung so groß war, daß die bewußte Verarbeitung nicht mehr möglich war, und ein schlagartiger Lösungsprozeß einsetzte, der die Aufmerksamkeit von den Eindrücken ablenkte und bis zur völligen Verschiebung von Raum- und Zeitgefühl führte, die Zeit zum Teil gar nicht mehr wahrgenommen wurde; Kommunikation war zufällig und nicht mehr von Zielgerichtet­heit und systematischer Verarbeitung bestimmt.”[35]

2.1.6. 6. Schritt: Konflikt zwischen politischem Anspruch und emotionalem Erleben. Politischer Ausgangspunkt vor der Drogensubkultur und aktueller politischer Anspruch versus emotionale Drogenerfahrung.

Der politisch-emanzipatorische Anspruch war für mich der Legitimationspunkt, an dem ich meine eigenen emotionalen Erfahrungen annehmen oder verwerfen wollte; es reichte aber nur dazu, mir für die emotionalen Konflikte ein rationales Erklärungsmuster jeweils zu entwickeln, das aus der Differenz zwischen aktuellem Anspruch und realem autobiographischen Erleben entstand. Um aber emotional mit dem Konflikt fertig zu werden, mußte ich die Verhaltensstrategien mit einbeziehen, die ich in der Drogensubkultur entwickelt hatte.

In der Auseinandersetzung mit dem Beginn der Drogensubkultur zeigte es sich für mich, daß ich in vielen Ansichten zu Standpunkten zurückgekehrt war, die ich vor der Drogensubkultur hatte, etwa zu Fragen der politischen Auseinandersetzung in der Gesellschaft, der Gültigkeit marxistischer Theorien, soweit ich sie rezipiert hatte, für die Bewertung gesellschaftlicher Prozesse etc.. Die Entwicklung der Drogensubkultur betrachtete ich als Fehlentwicklung, da sie für meine Begriffe zu dem Zeitpunkt der Niederschrift der autobiographischen Notizen nicht zu einer Klärung der persönlichen Probleme der politischen Auseinandersetzungen, die sie herbeiführen sollte, geführt hatte. Hier zeigten sich für mich nun zwei widersprüchliche Tendenzen: Auf der einen Seite war ich überzeugt davon, daß sich individuelle Emanzipation nur im Zusammenhang mit einer politischen Arbeit im Rahmen einer sozialistischen Gruppe verwirklichen ließ, hatte aber kein Konzept und auch keine praktische Methode für die Bewältigung der alltäglichen Schwierigkeiten dabei. Zum anderen war die Tendenz da, um mit den emotionalen Problemen der Rückerinnerung fertig zu werden, auf bekannte Verhaltensstrategien der Subkultur zurückzugreifen.

21. 11. ’73: “Die Schwierigkeiten, die jetzt bei der chronologischen Darstellung auftauchen, liegen zum Teil darin, daß es mir immer weniger gelingt, direkt aus dem Geschehen mein Handeln politisch und individuell zu legitimieren. Es ist wie ein “schwammiger Berg”, der sich kaum strukturieren läßt. Vielleicht sollte ich versuchen, den Umwandlungsprozeß im politischen und individuellen Handeln zu “schnappen” und darzustellen.[36] Das Problem hier allerdings ist, daß ich meinen vorherigen politischen Ansatz noch akzeptiere, aber mit vielen Ansichten, die ich dann danach entwickelte, heute nicht mehr viel anfangen kann. Sie stehen zum Teil in direktem Gegensatz zu meinen heutigen Auffassungen; und sie als Teil eines ganz bestimmten Erfahrungsprozesses zu begreifen fällt mir doch noch recht schwer.”

2.1.7. 7. Schritt: Versuch der schrittweisen Entstigmatisierung des eigenen emotionalen Erlebens, ohne dabei auf der theoretischen Seite radikale Änderungen vorzunehmen. Schrittweise Überprüfung von linkem Anspruch und selbststigmatisierter emotionaler Realität. Suche nach Erklärungsmustern für das eigene emotionale Verhalten auf theoretischer, rationaler Ebene.

Ich versuchte dann im folgenden erst einmal mich selber zu “entstigmatisieren”, indem ich mir nicht länger Vorwürfe machte, dann aber auch eine Wiederaufnahme der Drogenanschauungen zu verhindern suchte, indem ich den Umschlag aus der politischen Studentenbewegung in die Drogensubkultur und die Entwicklung der dann folgenden Anschauungen unter gesellschaftlichen und interaktionistischen Fragestellungen betrachten wollte.

21. 11. ’73 (Fortsetzung): “Folgende These könnte man als Grundlage nehmen: Die revolutionäre Theorie ist das Ergebnis einer rationalen Einsicht in gesellschaftliche Zusammenhänge. Sie ist aber nur ein Teil, die individuelle Seite der Emanzipation ist davon nicht betroffen. Durch Erziehung in eine bestimmte kulturelle Umwelt hinein werden alle Verhaltensweisen und menschlichen Beziehungsformen mit angelegt. Auf welches Rollenensemble zurückgegriffen wird, hängt von der Klassenlage, persönlichen Entscheidungen, historischer Entwicklung etc. ab. (Dazu vielleicht Goffmann: “Stigma”… über die Fähigkeit, diese Verhaltensweisen zu wechseln.)

Es hat keinen Zweck, mit moralischen Filtern sich der Eigenerfahrung zu berauben. Aufzuzeigen wäre, wie der Umschlag von sozialistischer Veränderung in individuelle Verwirklichung und Suche passiert, an welchen entscheidenden Punkten dies aufzuzeigen ist.”

Ich war für meine Begriffe zu einer weniger abwehrenden Beschreibung der Beziehungen gekommen, “fuhrwerkte” aber doch ziemlich mit neuen “Theorieversatzstücken” rum. Deshalb:

2.1.8. 8. Schritt: Versuch der Überwindung der emotionalen Probleme der Drogenerfahrung durch verstärkte Berücksichtigung dieser emotionalen Bereiche im aktuellen Handeln.

Fortsetzung 21. 11. ’73: “Allerdings merke ich, daß diese Interpretationen erst nachträglich durchgeführt wurden. Der Prozeß des Eintauchens in die Welt der Haschischekstase und ihre Suche und die totale Identifizierung mit den erlebten Bildern, bereitet mir in der nachträglichen Beschreibung ungeheure Schwierigkeiten. Warum? Ich will versuchen, dies am Beispiel deutlich zu machen. In jedem neuen Verliebtsein liegen ungeheure Verheißungen, das Gefühl des Geöffnetseins, wie eine bunte Blume. Die ganze Sinnlichkeit ist eine einzige Erwartung, ein Beglücktsein. Du sagst Dinge, die dir sonst völlig banal und albern erscheinen mögen, und du suchst nach Worten und Bildern, die dieses Bezaubertsein ausdrücken können. Du tust alles, Bilder und Ausdrücke in deinem Innern zu finden, um den Partner zu bezaubern. Vieles von diesen Empfindungen ähnelt dem, was der Haschischraucher permanent sucht. “Auf der Suche nach dem Wunderbaren” heißt deshalb auch ein sehr verbreitetes Buch in der Subkultur. Die Suche nach der Verzauberung, nach dieser ständigen Verliebtheit, nach dem totalen Leben darin, einer unersättlichen Sehnsucht, war das, was immer stärker bei uns hervorbrach.”[37]

Um ein Gegengewicht gegen die intensiven Erinnerungen an die Drogenerfahrung zu entwickeln, verstärkte ich meine Arbeit in den politischen Gruppen. Dabei kam es mir darauf an, die Arbeit an den Linien voranzutreiben, von denen ich meinte, daß sie den gerechtfertigten Ausgang der Drogensubkultur ohne Drogen und subkulturellen Rückzug weitertreiben konnten. Die “Offenheit” der persönlichen Erfahrung sollte hierbei gewährleistet bleiben. Das konnte meiner Meinung nach nur in einer freien Auseinandersetzung, die sich nicht an dogmatischen Autoritäten festmachte geschehen. Ein Thema, das ich vorschlug, betraf das Verhältnis von Marxismus und Philosophie, einen Bereich, der meiner Meinung nach die Grundlage für die Entwicklung eines kreativen, sinnlichen Verhältnisses zum eigenen Denken bilden mußte. Eine andere Gruppe, bei der ich mitarbeiten wollte, machte den Versuch, die extremsten Erfahrungs- und Arbeitsbereiche in eine gemeinsame politische Arbeit zu integrieren; das sollte von Gewerkschaftsarbeit bis hin zu Releasearbeit reichen. Das Ziel war, von vornherein die Gleichberechtigung der verschiedenen Bereiche anzuerkennen und wechselseitig Erfahrungen auszutauschen. In einer weiteren anarchistisch-pazifistischen Gruppe wollte ich versuchen, die politischen Ansprüche der Drogensubkultur theoretisch und praktisch zu entwickeln und politisch kommunizierbar zu machen. Meine Hoffnung bei diesen Aktivitäten war, herauszubekommen, wie sich die subkulturellen Erfahrungen mit einbringen ließen, um gleichzeitig schon eine weitergehende Perspektive für die Probleme der Therapie praktisch entwickeln zu können. Die autobiographischen Reflexionen beziehen sich in dieser Zeit weitgehend auf die Zeit vor Beginn der Drogensubkultur.[38]

2.1.9. 9. Schritt: Scheitern des Versuchs der Vermittlung drogensubkultureller Erfahrungen in politischen Gruppen.

Die auftauchenden Schwierigkeiten, bei der praktischen Umsetzung theoretischer Reflexion in Blickrichtung auf die Drogenerfahrung lagen an der Unmöglichkeit, gesellschaftlich und individuell als negativ erlebte Erfahrungen vorurteilslos anzugehen. Hier tauchte der gleiche Konflikt auf wie im 6. Schritt, jetzt auf der Ebene der kollektiven Auseinandersetzung. Durch die völlig verschiedenartigen Erfahrungshintergründe bedingt, zeigten sich die Probleme von rationalem Anspruch und emotionaler Stigmatisierung jeweils als gruppenspezifisch und darüber hinaus als individuell bestimmt. Deshalb ließ sich keine gemeinsame emotionale und theoretische Basis entwickeln, vor deren Hintergrund sie hätten gelöst werden können. Teile meines Drogenmilieus wurden theoretisch (“ausgeflippte Randgruppe”) und emotional (durch Haltung) stigmatisiert.

23. 11. ’73: “Aus der Beschreibung der Drogensituation von damals ergeben sich für mich politische Probleme, die bis heute ungelöst sind. Die Fragen, die hier aufgeworfen wurden, wurden von keiner existierenden politischen Gruppe beantwortet, ganz im Gegenteil, selbst bei den wohlwollendsten Gruppen findet eine Diskriminierung von Drogengebrauch und Drogenscene statt, die sich in der Ansicht äußert, daß Drogen ja doch nur Flucht seien (Allenfalls verbinden sich bei einigen äußerst romantische und unrealistische Vorstellungen damit). Deshalb ist bei der Darstellung der Situationen ständig, mehr unbewußt als bewußt die Frage vorhanden, wen ich damit erreichen will, und damit bestimmt sich dann auch die weitere Auswahl der Beschreibungen. Spricht man “wohlwollende” Sozialisten auf die Erfahrungen an, dann sprechen sie bestenfalls vom vernachlässigten “subjektiven Faktor” oder von der Notwendigkeit der individuellen Emanzipation, aber der Eigenwert der Drogenerfahrungen wird abgelehnt und letztlich a priori als negatives Ergebnis der polit-ökonomischen Situation angesehen. Das ist eben nur ein Arbeitsbereich des Sozialarbeiters “progressiver” Observanz. Argumentiert wird dann mit der Abhängigkeit der User, und mit ihrer Unfähigkeit, sich in den sozialen Produktionsbereich zu begeben.

Meine ursprüngliche Absicht war es, anhand bestimmter politischer Situationen, die Drogenerfahrung virulent zu machen und zu zeigen, welchen Teil der “menschlichen Situation” sie angeht, daß sie in menschliche Erfahrungsbereiche heineinstößt, die bei uns überhaupt nicht mehr als solche anerkannt werden. Die Methoden, damit umzugehen sind verschieden: “Flucht”, “künstliche Psychosen” etc.. Die positive Seite, daß der Drogenerfahrene über zusätzliche Informationen über die Bedingungen möglicher menschlicher Erfahrung verfügt, wird verschwiegen und schnell verdrängt. In Situationen, in denen ich mich als Drogenerfahrener in der Defensive befunden habe, konnte ich feststellen, daß von den Interaktionspartnern immer wieder versucht wurde, oft mit Erfolg, durch Rückzug, Aggressivität und diskriminierende Behauptungen die für sie unangenehme, sie in die Position des Unwissenden bringende Situation zu überwinden.”

Die Einsicht, daß das Drogensubkulturproblem nur durch politische Arbeit mit bestehenden progressiven Gruppierungen und Strömungen sich verwirklichen lasse, war bei mir auch aus der Tatsache entsprungen, daß ich bei Release Braunschweig gesehen hatte, wie ein Versuch der Selbstorganisation der User, im “Clinch” mit städtischen Behörden und ohne Rückendeckung zu Ungunsten der User verlaufen war. Es wäre notwendig gewesen, etwa bei den Gewerkschaften Verständnis für die Probleme der Drogenarbeit zu erwecken, um auf diese Weise eine Organisation als Stütze zu haben, die die notwendigen Forderungen der User bei den Behörden hätte unterstützen können; gerade auch, um der Tendenz der Behörden entgegenzuwirken, die Subkultur auf ein Problem der Verwaltung zu reduzieren. Doch auch hier gab es keine Ansätze und so erhielt ich auch von Release keine Erfahrungswerte darüber, ob so eine Arbeit möglich sein könnte und wie sie sich organisieren ließe .

2.2. II. Abschnitt: Arbeit in Zurückgezogenheit ohne politischen An- spruch.

2.2.1. 10. Schritt: Suche nach einem neuen Vergleichsmaßstab. Aufwerfen der Frage nach dem Menschenbild.

Ich zog mich nach und nach aus der politischen Arbeit wieder zurück und versuchte erst einmal, eine anthropologisch-wissenschaftliche Absicherung der Erfahrungen zu überlegen.

22. 11. ’73: “Ich merke, daß ich immer noch den Anspruch habe, eine anthropologische Drogentherapie zu entwickeln. Ich darf nicht davon ausgehen, daß im Rahmen dieser Gesellschaft und bei diesem Stadium der kulturellen Entwicklung überhaupt Therapien entwickelt werden können. Wahrscheinlich läßt sich nur ein Negativbild entwerfen. Diese positiven Forderungen setzen mich unter einen gewaltigen Druck, den ich aus meiner Erfahrung heraus durch nichts rechtfertigen kann. Vielleicht gehe ich mit meiner Darstellung über die oberflächliche polit-ökonomische Kritik der gesellschaftlichen Situation weit hinaus und kann dies zu einer Kritik an allen menschlichen und gesellschaftlichen Zuständen, die in dieser Gesellschaft defizient sind sich wenden lassen. In den Bildern des Drogenerlebens kommen die Bilder und defizienten Zustände krass zum Vorschein und entlarven die Alltagsideologie dieser Gesellschaft. Folgende Möglichkeiten zum kulturanthropologischen Arbeiten fallen mir dazu ein: Vergleich mit den kulturellen Werten und Beziehungen in anderen Kulturen und Nachweis, daß der Vergleich mit der hiesigen Situation nicht möglich ist, da die menschliche Umwelt (Erziehung, Vermittlung von Vorbildern, Handlungsmöglichkeiten) bei uns immer zerstörter und fragmentarischer wird. Viele dieser Fragmente werden im Drogenerleben reaktiviert (im letzten Aufbäumen).”

2.2.2. 11. Schritt: Versuch, die subkulturellen Zusammenhänge in ethnologischen Kategorien zu fassen und zu beschreiben.

Die anthropologischen Zusammenhänge, die ich jetzt zu schildern versuchte, bezogen sich auf das Verhältnis der Geschlechter in der Subkultur und auf die Meister-Schüler-Beziehung als Teil eines Initiationsprozesses. Mir kam es darauf an, die Zusammenhänge so darzustellen, daß aus ihnen klar wurde, daß in der Drogensubkultur ein konsistenter und mit anderen Kulturen vergleichbarer Zusammenhang besteht, und daß die Beziehungen keineswegs, wie oft angenommen chaotisch und desorganisiert sind. Nur hatte ich mich von der Subkultur abgegrenzt und die Beziehungsmuster als für mich nicht zutreffend abgelehnt - oder zumindest es versucht. Ich hatte aber noch keine Lösung, keine Alternative gefunden. Die Art der Beschreibungsmuster bezog sich entweder auf traditionelle Formen oder auf theoretische Überlegungen. Ich hatte Schwierigkeiten, das Material so darzustellen, daß es mit entsprechenden Bereichen in anderen Kulturen vergleichbar gewesen wäre.

2.2.3. 12. Schritt: Darstellung der wichtigsten Beziehungen aus der Drogensubkultur. Verlassen der theoretisch-politischen Ebene, ebenso Wegkommen von den “reinen” Gefühlen, die Drogenerfahrung betreffend; Untersuchung der Differenz in den eigenen Interaktionsformen während der Drogenzeit und heute. Frage der Gewalt in zwischenmenschlichen Situationen.

22. 11. ’73: “Die Schwierigkeiten, die Partnerbeziehungen und die dahinter liegenden Bedürfnisse und wirklichen Empfindungen zu beschreiben liegen darin, daß ich vieles innerlich entweder vor einer rigiden Moral oder ebenso rigiden Emanzipationsansprüchen zu rechtfertigen suche, und somit zu keiner getreuen Beschreibung komme. Überhaupt war die Frage der festen partnerschaftlichen Beziehung das stärkste Moment der Stabilität und Schwäche der Drogensubkultur.”[39]

In der Erinnerung waren die Formen der Beziehungen, die ich hatte, derart unerträglich, daß ich dort keine positiven Anknüpfungspunkte finden konnte. Es reduzierte sich auf die Erinnerung an den Geschlechtsverkehr und an die Zärtlichkeit, was einerseits schön war, andererseits aber doch sehr quälerisch, da sich aus den Beziehungen nichts weiter mehr an Vertrautheit und Fortdauer ergeben hatte. Und dies ließ mich dann auch beim Beginn einer neuen sexuellen Beziehung immer schon so mutlos werden, daß diese Beziehung jeweils deshalb zeitlich ziemlich begrenzt war. Eine neue Einstellung, die die Erfahrungen aus der Drogensubkultur positiv mit aufheben konnte, hatte ich noch nicht gefunden.

24. 11. ’73: “Bei der Erinnerung an die Geschlechtspartnerbeziehungen … völlig zwiespältige Gefühle, die eine einheitliche Beschreibung verhindern, … abhängig von der aktuellen Situation. Die Auseinandersetzung mit bestimmten alten Situationen ist entweder ziemlich blockiert (frühere Ehefrau) oder sinnlich stark besetzt. Der Wunsch nach erneutem starkem Erlebnis wird jeweils so stark, daß ich mich einem ziemlichen inneren Druck ausgesetzt sehe. Die Schwierigkeit liegt dann darin, daß ich das nicht auf die Beziehung zu einer bestimmten Person reduzieren kann, sondern daß dies ziemlich abstrakt bleibt, was ich nennen möchte: “Das andere Geschlecht, die weibliche Sinnlichkeit.” Dies Gefühl zerstörte mir dann auch jede vernünftige Bewertung und Beschreibung in der Entwicklung der Beziehungen. Es ist jedesmal ein erneuter Nullpunkt. Bei allen anderen Beziehungsformen in der Drogensituation kann ich eine gewisse Entwicklung feststellen, hier wehre ich mich ziemlich stark, weil ich nicht das Gefühl habe, dort wirklich Fortschritte gemacht zu haben. Frau, das bedeutet für mich zuerst sinnliche Form, vibrierende Haut, Geruch und Geschmack in der Nase und auf der Zunge.”

Mein Selbsthaß und meine Zweifel wuchsen bei der Niederschrift der Erinnerungen an die freien Beziehungen zu Anfang der Drogensubkultur, und bei der Tatsache, daß ich damals weitaus spontanere und intensivere Beziehungen erlebte. Ein Wiederbeginn schien mir nicht möglich in der politischen Situation. Ich zweifelte daran, ob das überhaupt möglich wäre, und ob diese Zeit nicht eine Ausnahmezeit gewesen war. Nichtsdestotrotz wurde ich mit der Erinnerung daran nicht fertig. Während ich bisher die Drogenerfahrung von einem nachträglich ablehnenden Standpunkt betrachtete, kam jetzt mit der intensiven Rückerinnerung an die sinnlichen Erfahrungen der Zeit die Frage auf, warum es mir nicht gelingt, eine differenziertere Haltung gegenüber diesen Zusammenhängen zu bekommen. Als eine Bedingung erkannte ich die Abhängigkeit der Drogenverarbeitung von sozialer Vermittlung. Anhand der Frage der Gewaltlosigkeit in politischen und sozialen Auseinandersetzungen versuchte ich, für mich einen reflexiven Ausgangspunkt zu schaffen. Dies war für mich ein akzeptabler Ausgangspunkt, da sich hier meine aktuelle Einstellung und meine Einstellung zu Beginn der Drogensubkultur in Fragen des Verhältnisses zur Gewalt in Auseinandersetzungen weitgehend deckten.[40]

26. 11. ’73: “Aus der eigenen Biographie anthropologische Momente des Drogenwesens herauszuarbeiten und die Erfahrungen von ihrer progressiven Seite zu bewerten fällt schwer. Der Weg durch die Drogen und durch die Ekstase ist gesellschaftlich tabuisiert, Erfahrungen dürfen nicht wirklich verarbeitet werden. Das Ergebnis steht, durch die vorherige Verdammung bestimmt, schon fest, da die Drogeneinnahme ein ausgesprochen defizientes Verhalten darstellen soll, und dies im Sinne der durch Gesetz und “Common sense” bestimmten “normalen” Persönlichkeit liegt. Bestimmte Common-sense-Inhalte und emotionale Attitüden verstärkten die eine Seite der studentischen Rebellion. In der Anfangsphase der Studentenbewegung war die gewaltlose Aktion eigentliche Grundlage des Handelns. Die gewaltlose Aktion war im öffentlichen Bewußtsein hoch bewertet, aber in einer Weise, wie dies mit vielen Elementen der bürgerlichen Moral war. Sie besaß eine Alibifunktion und wurde hochgelobt; politische Entscheidungsprozesse und die wirkliche Auffassung über Erfolg, Macht und Ansehen in Öffentlichkeit und Politik wurden von ganz anderen Maßstäben bestimmt … “Gewaltfreiheit” war ein schöner Traum, nur der, der seine “Ellbogen” zu gebrauchen weiß, ist der Erfolgreiche. Die Machtfrage zeigte sich als die eigentlich wesentliche Frage. Als Teil der Auslösung der Gewalt in der linken Bewegung läßt sich dieser Common-sense-Druck sehen. Der “anarchistische” Gewalttäter wurde verstanden, der ließ sich bekämpfen. Die Hilflosigkeit, mit der die Behörden auf gewaltfreie Aktionen reagierten, hielt deshalb nicht lange an, man befahl der Polizei zu knüppeln und zwang der Studentenbewegung den Common-sense-Realismus auf. Man trieb uns in Angst und Panik, in der wir, um nicht total zurückzufallen nur die gesellschaftlich entwickelte Form der Veränderung benutzen konnten, die Gewalt.”

2.2.4. 13. Schritt: Unlösbarkeit der Gewaltfrage; Widerspruch von subkultureller Erfahrung und politischer Theorie. Trotzdem ungeheuer starke Intensität drogensubkultureller Erinnerungen. Angst vor rationaler Nichtvermittelbarkeit. Vorläufige Lösung: Frage nach dem Sinn, Fortführung der religiösen Haltung der Subkultur.

Die Auseinandersetzung mit der Gewalt blieb für mich ein ungelöstes Problem. Die Hoffnungslosigkeit, überhaupt eine aus der emotionalen Erfahrung abgeleitete inzwischen irrelevant werdende gewaltlose politische Arbeit erfolgreich machen zu können, verhinderte bei mir eine Entscheidung für das eine oder das andere. Bewaffnete Formen der revolutionären Arbeit erschienen mir nach den Frustrationen der Drogen­scene als die einzige Möglichkeit Bedingungen zu schaffen, die menschenwürdige Möglichkeiten zur Entfaltung und damit auch der Drogenerfahrungen wurden.

Die eigenen Erfahrungen in der Drogensubkultur blieben in ihrer emotionalen Intensität weiterhin unheimlich. Es blieb eine “ande­re” Realität, eine meinen persönlichen Empfindungen fremde Realität. Ich versuchte mich deshalb auf das zu beziehen, was ich sozial für vermittelbar hielt und wehrte die Drogenerfahrung erst einmal ab. In Zeiten großer Angst tröstete ich mich mit dem Rückgriff auf mein Verhältnis zur christlichen Religion, mit Aussagen aus der Bibel, die ich auf meine Angst beziehen konnte, mit Einsichten, die die aufgewühlten religiösen Zusammenhänge der Drogensubkultur und deren Konfrontation mit entsprechenden Auseinandersetzungen zu dem Themenbereich für mich wieder in ein schlichteres und hoffnungsvolleres Licht brachten. Dadurch hatte ich mir wieder einen “inneren” Freiraum geschaffen, von dem aus ich mich weiter mit der Niederschrift der autobiographischen Notizen auseinandersetzen konnte.

2.2.5. 14. Schritt: Überlegungen zu den “irrationalen” Erlebnisbereichen der Drogensubkultur; “innerer” Konflikt mit der Umwelt, körperliche Reaktion auf den Konflikt mit Krankheit.

2. 12. ’73: “Die Grenze der eigenen Erfahrungen in der Scene: Der Beginn, wo ich meine eigenen Erfahrungshorizonte versuchte gewaltsam zu überschreiten war der Punkt, an dem ich von der fremden “magischen” Kommunikations- und Denkstruktur erfuhr.[41] In der nachträglichen Verarbeitung merke ich, daß recht wenig davon mit der eigenen Sinnlichkeit direkt auf Dauer verbunden wurde, ganz im Gegenteil, ich entwickelte eine ausgesprochen bissige Betrachtungsweise drogensubkultureller Phänomene. Diese Sinnlichkeit war nicht meine Sinnlichkeit (“übersinnlich”, “außersinnlich”), es war die Sinnlichkeit der von anderen diktierten und bestimmten Situation (Problem der Mystifikation). Die Überschreitung der eigenen Erfahrungshorizonte findet in dem Moment statt, wo entweder eine Unterwerfung unter einen anderen oder eine Beherrschung des anderen stattfindet. In beiden Fällen geht, durch mangelnde Abgrenzung des persönlichen Erfahrungsbereichs bedingt das Gefühl für die eigene abgrenzende Erfahrungsdimension verloren. Ergebnis sind Abhängigkeit, Entfremdung, Bewußtseinsspaltung (Sein für ein Anderes).”

Alle Erfahrungsbereiche, mit denen ich nicht “fertig” wurde, wehrte ich somit erst einmal ab und versuchte so, eine Distanz zu erzeugen. Doch war die innere Auseinandersetzung schon zu weit fortgeschritten, als daß ich mich auf so eine intellektuelle Überlegung allein hin hätte davon angstfrei distanzieren können. Ich bekam Schwindelanfälle, Schüttelfröste und Fieberschauer, wurde krank und mußte mich ins Bett legen. Ich versuchte erst einmal durch den Status des Krankseins mir einen emotionalen Freiraum zu schaffen, in dem ich meine Ängste loswerden wollte. Dies gelang mir nur ganz bedingt, da ich ja nicht darum herum kam, meine autobiographischen Erinnerungen fortzusetzen.

7. 12. ’73: “Nach einigen Tagen der Krankheit habe ich mich heute wieder kurz an die Arbeit gesetzt. Zwei Dinge wurden mir klar: Einmal hängt die Erinnerung an bestimmte Erlebnisse während der Drogenzeit mit meinem jetzigen Erleben zusammen. Allein durch die Schwierigkeiten der Krankheit bin ich dazu gekommen darüber nachzudenken, wie sich dieses Problem für mich in der Drogenscene gestellt hatte. Viele meiner jetzigen Probleme damit waren zum Teil das Ergebnis der damals erfahrenen Haltung. So hatte ich Schwierigkeiten, meinen Zustand überhaupt somatisch ernst zu nehmen, dh. ich führte die Krankheit auf bestimmte Entscheidungs- und Erkenntnisschwächen zurück, als Ergebnis nicht geleisteter notwendiger Handlungen.”

2.2.6. 15. Schritt: Projektion der Ängste aus der Subkultur auf aktuelle Konflikte. Wunsch nach den Lösungsformen der Subkultur.

Ein Kennzeichen der jetzigen Phase war, daß viele Ängste auftauchten, von denen ich glaubte, ich hätte sie jetzt langsam überwunden. So etwa Verfolgungsängste, wie sie in der Zeit des Endes des Haschischhandels und der Auseinandersetzungen in der Subkultur mit der “Unterwelt” vorhanden waren.[42] Auf die kleinsten undurchsichtigen Veränderungen der Umwelt reagierte ich allergisch. Als mein Auto in der Zeit aufgebrochen wurde, war ich fast bereit, dies wieder mit dem früheren Haschischhandel oder ähnlichem in Verbindung zu bringen. Mein Geruchssinn war außerordentlich geschärft und jeder verdächtige Geruch löste bei mir Erinnerungen an Auseinandersetzungen mit kriminellen Drogenhändlern in Braunschweig aus. Ich mußte mich stark dagegen wehren, mich von diesen Ängsten in meiner Weiterarbeit paralysieren zu lassen. Die Erinnerung an die gegenseitige Hilfe in der Drogensubkultur ließ bei mir den Wunsch nach ähnlicher Hilfe hier in Göttingen stark werden, und ich versuchte Freunden diese Angst mitzuteilen. Was mir aber auch nicht gelang, da der soziale Zusammenhang der Drogensubkultur hier nicht mehr präsent war für mich.

Eine nicht datierte Tagebuchaufzeichnung:

“Etwas für andere tun. Im Durchbrechen der total auf Kommerz und gegenseitige finanzielle Ausbeutung ausgerichteten Beziehungen habe ich erlebt, daß sich in der Scene gegenseitige Hilfe herausbildete, bei der jede Bezahlung die Zerstörung der Beziehung mit sich gebracht hätte. Dabei war die spontan bereite Hilfe nicht abhängig von bestimmten Personen sondern nur von der Situation, aus der sie entstanden war, von der Freiwilligkeit, mit der man etwas für den anderen bereit war zu tun. Eine Entlohnung hätte als Verkauf von Arbeitskraft nachträglich ausgesehen.”

2.2.7. 16. Schritt: Mißlingen der Vermittlung und Einbringung subkultureller Lösungsformen der Angst; Übernahme der Sichtweisen der Sozialpädagogen dazu. Studium psychoanalytischer Literatur zum Problem der Schizophrenie. a) Versuch der Selbstklassifizierung durch die Literatur. b) Vertiefte Erinnerung an die ersten meditativen Selbstbeobachtungen während des Haschischrauchens.

Durch die Anregung von Freunden, deren theoretische Verarbeitungsmechanismen von Erfahrung sich auf psychoanalytische und interaktionistische Literatur stützten, begann ich in der Literatur nach Erklärungen für meine immer intensiver werdenden, vor allem nächtlichen Ängste zu suchen, und versuchte mich selber dort zu klassifizieren, um die Unsicherheit über das, was da bei mir “hochkam”, loszuwerden. Während vorher noch die Angst mit ganz bestimmten Auslösungssituationen verknüpft war, wo ich die Konflikte, die zwischen meiner subkulturellen Erfahrung und meiner aktuellen persönlichen Situation waren, noch klassifizieren konnte, war es jetzt so, daß ich mich ganz allein damit erst einmal auseinandersetzen mußte, ohne eine Lösung auf dem Wege zu finden. In der Zeit verschärften sich in mir auch die Konflikte in Bezug auf die finanzielle und emotionale Abhängigkeit gegenüber meiner Familie. Für mich wurde klar, daß ich solange nicht mit der Lösung meiner Drogenprobleme “fertig” wurde, solange ich nicht dort auch zu einem Lösungsweg gekommen war. Erstmal konnte ich weder auf dem einen noch auf dem andern Gebiet eine Lösung finden, die Angst blieb. Und so begann ich mich damit auseinanderzusetzen, wie ich in der Zeit des Haschisch mit Ängsten fertiggeworden war, wie ich sie als Ausgangspunkt von Selbsterkenntnis genommen hatte, ohne sie jetzt damit sofort zu einer Konsequenz für irgendwelche Beziehungsprobleme werden zu lassen. Mir kam es darauf an, erst einmal Klarheit zu bekommen, wie die Ängste miteinander zusammenhingen, welche Träume ich hatte etc..

Eine weitere undatierte Tagebuchaufzeichnung im Dezember 1973 dazu:

“Über die Änderung und Bewußtwerdung psychischer Prozesse beim Haschisch. Im Haschischrausch erlebte ich die Welt zuerst kaleidoskopartig, sowohl nach außen, als auch in der Abfolge der “inneren” Bilder.[43] Eine lange Zeit ist dies sehr schön, und der einzige Wunsch besteht darin, die Intensität zu erhalten und zu wiederholen. Im gleichen Maße jedoch, wie diese schönen Erlebnisse sich abspielten, kamen auch ebenso angstvolle Erlebnisse (‘good trips’ und ‘bad trips’). Ich hörte auf, mich auf einmal mit “Stoff vollzuknallen” und rauchte nur noch sehr mäßig, steigerte immer nur, wenn ich mich einigermaßen sicher fühlte in dem Zustand. Der Durchbruch zu einem stärkeren Rauschzustand wurde so immer von Nachdenken, Erkenntnissen und geklärten Bildern abgesichert, so daß im Gegensatz zum früheren “stoned-sein” die subjektive Klarheit erhalten blieb. Ich hatte den Zustand immer mehr in der Hand. Es passierte eigentlich nichts Kaleidoskopartiges mehr, es war sozusagen unter Kontrolle. Dieses kontrollierte Verhalten war ein Zustand, wie ich ihn früher nie gekannt hatte, er bot mir eine neue Form der Autonomie. Ich war daher stark bestrebt, ihn nicht zu verlieren und versuchte, ihn ständig aufrechtzuerhalten. Dies war die Zeit, in der wir viel esoterische Literatur lasen und große Erkenntnisfortschritte machten. Ich übertrug diese Haltung sogar auf den Schlaf. Im Traum erlebte ich die gleiche kontrollierte, distanzierte Haltung und hatte zum Teil auf diese Weise einen recht erfrischenden Schlaf und ein leichtes Aufwachen. Ich stand im Traum den Traumsymbolen analytisch gegenüber und konnte mich entscheiden, ganz im Gegensatz zu den sonstigen Träumen, in denen ich mich immer total ausgeliefert fühlte. Von der Intensität dieser Distanzierungsfähigkeit hing auch gewaltig das Wohlbefinden ab. Es war eine Art meditativer Haltung. Bei der Bewältigung dieser “inneren” Prozesse liegt auch ein wichtiger Teil einer Therapie, die auf den Erfahrungen der User aufbaut. Diese “inneren” Erfahrungen bringen für ihn ein Vorverständnis meditativer Formen mit sich, so etwa indischen Yogas, der japanischen Zenmeditation etc.. Diese Erfahrung würde ich als “Erfahrung der beginnenden inneren Selbstorganisation” bezeichnen. Es ist das beginnende Gefühl der Sicherheit, der bewußten Lebens- und Verhaltensweise.”

2.2.8. 17. Schritt: Familiärer Konflikt, verstärkt durch die Rolle meiner Familie in der Zeit der Drogensubkultur. Familienideologie versus emotionale Erfahrung. Inhaltliche Auseinandersetzung mit der Jugendzeit. Weihnachten als Konfliktauslöser.

Trotz dieser Überlegungen blieben für mich die aktuellen Probleme unausweichlich, da ich eine fürchterliche Angst hatte, sonst in eine starke Isolierung zu geraten. Weihnachten stand vor der Tür und ich mußte mich damit auseinandersetzen, daß sich die Beziehungen und Ereignisse darauf zu bewegten. Mit dem Weihnachtsfest verbanden sich in der Drogenzeit die intensivsten und wichtigsten Erfahrungen, die zu einem “fluchtartigen” Verlassen der Drogenscene geführt hatten[44] und die meine emotionale Abhängigkeit von meiner Familie erneuerten. Es war für mich ein Fest der Demütigung und Dunkelheit, und ich hatte es nicht geschafft dazu eine Alternative für mich zu entwickeln. Die Freunde wollten jetzt zu ihren Eltern fahren, litten selbst darunter, aber keiner fand eine aktive Alternative dazu. Da es meinen Eltern zu dieser Zeit auch sehr schlecht ging, konnte ich es nicht vermeiden, sie kurz zu besuchen, allein schon deshalb, weil ein älterer Freund, der Kontakt zu ihnen hatte mich darum bat. Um einigermaßen bewußt die dabei auftauchenden Ängste abwehren zu können, versuchte ich, mir darüber klar zu werden, in was für einem sozialen und historischen Zusammenhang die Erlebnissituation meiner Kindheit gestanden hatte. Die wenigen autobiographischen Notizen, die ich jetzt niederschrieb, bezogen sich auf das Verhältnis von Haschisch und Krankheit, auf historische Überlegungen und religiöse Fragen. Die Arbeit war hier ziemlich diffus. Dann versuchte ich auch die ersten Ansätze zu machen, die für mich angstbesetzte Drogenzeit um Weihnachten 1969 in den ersten Worten zu fassen. Eine klare Reihenfolge von Fragestellungen und Auseinandersetzungen, wie ich sie bis dahin noch gehabt hatte, war “hinüber”. Ich war verzweifelt und fühlte mich ziemlich verlassen.

Weiter die undatierte Tagebuchnotiz:

“Ich habe das Gefühl um Jahrhunderte zu altern, wenn ich an die Zeit denke, die vor Weihnachten 1969 begann. Ich kann auch nicht einfach vergessen und verdrängen, weil ich dann meinen eigenen Erfahrungsprozeß und mein eigenes Leben verdränge. Es sind dort Fragen aufgetaucht, die mir immer wieder vorgelegt werden, solange ich mich davor drücke, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Irgend etwas wehrt sich in mir dagegen. Es ist mir so, als ob ich mich dagegen wehre, die “heile” Welt des Bürgertums zu verlassen, wo Auseinandersetzungen theoretisch bleiben und vor dem Hintergrund der Sicherheit dieses Bürgertums geführt werden. Ich habe Angst, diesem Erkenntnisprozeß ausgeliefert zu sein und meine ganze Ungesichertheit als Mensch in allen Fragen anzuerkennen.”

Anschließend versuchte ich, in der Welt meiner Kindheit die Grundlagen für meine späteren Entscheidungen zu finden, für meinen politischen Weg und für den Weg in die Drogenscene. Dabei spielte die Reflexion über die Tatsache, daß die Zeit des Nationalsozialismus’ in meiner Familie nie bewältigt wurde, eine große Rolle, und mein Widerstand gegen alles, was aus der Familie heraus mir angeboten wurde, wie zB. klassische Musik, … begegnete ich mit Jazz, dem algerischen Befreiungsaufstand, dem Ungarnaufstand etc.. Alles was nicht deutsch war, war mir angenehm. Andererseits fing mich dann die Emotionalität der “Familieninnigkeit” völlig ein.

2.2.9. 18. Schritt: Abwehr der Welt der eigenen Kindheit. Eigene Magisterarbeit als schöpferischer Neubeginn.

Eine weitere undatierte Tagebuchnotiz:

“Ich fühle mich wie ein kaputter Trommelstock, völlig zerschlagen. Ich merke doch, wie es mich verdammt anfaßt, wenn ich zu meinen Eltern fahre; “nach Hause” wollte ich erst schreiben, aber das ist doch alles irgendwie vorbei. Ich habe vor allen Beziehungen, die dort ablaufen könnten, eigentlich nur Angst und weiß, daß ich mir nur ungeheuer viel Horror einfangen würde. Nichts von den Beziehungen zu Helmstedt stimmt mehr mit meinen inneren Bedürfnissen überein. Aber trotzdem, wenn ich da nicht hinfahre, ist da halt ein Loch, das nicht ausgefüllt ist, nur mit Einsamkeit, Verlassenheit und Angst. Ich habe mich zwar selbst, aber das ist nur ein Häufchen, ein Bündel voll Verlassenheit. Auch zu anderen kann ich hier nicht hingehen, da kann mir doch keiner helfen, damit muß ich allein fertigwerden. Jeder Antrieb, jede schöpferische Idee, weiter zu schreiben fehlt mir. Ich weiß, daß ich letztlich meine Erfahrungen nur von mir selbst abnehmen lassen kann, wenn ich frei bleiben will. Das eine habe ich zumindest gespürt: wenn ich dies alles in der Magisterarbeit objektiviere, habe ich es einerseits nach außen gebracht, zum anderen kann ich auch freier meiner eigenen Erfahrung gegenübertreten. In früheren Zeiten wäre ich noch ohne größeres Bangen nach Helmstedt gefahren, aber die Weihnachten der letzten Jahre haben gezeigt, daß ich mir etwas “einfange”, aber nichts ändere, daß ich mich fürchterlich gegen emotionalen Rückschritt absichern muß.”

Anfang Januar 1974 sollte ich auch noch in einem Kolloquium ein Exposé meiner Arbeit vorführen, und den Stand der Entwicklung meiner Arbeit darstellen. Die Aussicht auf die selbstreflexive Darstellung meiner bisherigen Arbeit und des Weges zu meinem Thema gab mir den Mut, dort weiterzumachen und die Möglichkeit zu sehen weiterzukommen. Das Weihnachtsfest “paralysierte” mich jedoch erstmal in meiner weiteren Arbeit.

2.2.10. 19. Schritt: Unlösbare emotionale Konflikte; Beziehung alles Negativen auf mich; Abbau und Rücknahme fast aller Beziehungen, um Angstquellen abzubauen.

28. 12. ’73; “Ich wehre mich ungeheuer intensiv gegen das Gefühl verrückt zu werden. Ich habe Ronald Laing, “Das geteilte Selbst” gelesen und ungeheuer viel Autobiographisches in der Bewertung der eigenen Situation mit hinein gelegt. Ich merke immer mehr, daß ich in einen Zustand hineingerate, in dem ich mich kaum noch frei bewegen kann, ohne mich irgend jemand gegenüber rechtfertigen zu müssen oder aber ohne alles “über Bord” schmeißen zu wollen. Ich habe versucht, mich aus verschiedenen Verpflichtungen einigermaßen glatt zu lösen, habe aber in den letzten Tagen entdecken können, daß es mir doch nicht gelungen ist, dies einigermaßen schuldfrei zu tun und daß ich die für meine Arbeit gewonnene Zeit mit Schuldgefühlen und fürchterlichen Ängsten ausfülle und alle Aggressionen gegen mich selbst richte. Mir geht es den ganzen Tag über fürchterlich schlecht körperlich, und am Abend verwandelt sich das Ganze in Angst, verrückt zu werden.”

Ich ließ in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr “alles laufen” und schloß mich ziemlich eng an die Freunde an, die in Göttingen geblieben waren. Sexuelle Beziehungen oder andere Beziehungen, die ein starkes Engagement bedeutet hätten, ließ ich ruhen und beschränkte mich darauf, meine Angst auszuhalten. Auseinandersetzungen, die sich aus einer neuen Sicht meiner Drogenerfahrungen ergeben hätten, vermied ich, verdrängte ich. Als die Feiertage vorbei waren, hatte ich auch schon “im Kopf” ein Konzept entwickelt, wie ich im Exposé meine Arbeit darstellen konnte. Die Formulierung gelang mir dann auch relativ schnell.[45]

2.2.11. 20. Schritt: Erneuter Versuch der Auseinandersetzung mit politischer Theorie; Versuch über politische Diskussionen an die persönlichen Probleme von Freunden heranzukommen; Konfrontation mit subkultureller Sichtweise.

Kurz vor Weihnachten hatte ich, um einen Ausweg aus meiner Situation theoretisch zu finden und um einen gesellschaftlichen Zusammenhang herstellen zu können, mir eine Reihe von Büchern gekauft, die sich mit der Situation der neuen kommunistischen Linken in Italien und Frankreich auseinandersetzten. Dazu kamen noch Bücher von den Situationisten. Die Sichtweisen bildeten den Rahmen, in dem ich meinte, wieder diskutieren zu können, nur merkte ich auch hier, daß die Probleme der Subkultur überhaupt nicht oder nur in völlig inadäquater Weise angesprochen wurden.

5. 1. ’74: “Obwohl ich überhaupt keine Lust habe, mich mit den Problemen meiner Freunde tiefer auseinanderzusetzen, habe ich das Gefühl, doch irgendwie darauf eingehen zu müssen. Wir diskutierten tagelang, nächtelang über alle möglichen Probleme, und kommen immer wieder nur auf utopische Anschauungen, die alles lösen sollen. Da ich, genau wie bei Drogenabhängigen dies alles zutiefst verstehe, lasse ich mich immer wieder darauf ein und will ein Gefühl des Verständnisses um mich verbreiten. Aber in der Nacht habe ich diese Annäherung in Form von Horror auszubaden. Entscheidend wäre es, ein Gebiet zu finden, auf dem ich mit einigermaßen großer Stringenz arbeiten und argumentieren könnte. Die Politik scheidet aus, weil aus ideologischen Gründen die Informationen verzerrt sind, obwohl es wichtig ist, die eigenen Verzerrungen zu beseitigen und endlich mal wieder zu unmittelbarer gegenwartsbezogener Politik zurückzukehren. An der Situation des Wissenschaftlers, der sich als Vorkämpfer der Arbeiterklasse sieht, läßt es sich darstellen: Aus einem utopisch-philosophischen Verständnis heraus bestimmt er, was politisch fortschrittlich ist oder nicht und läßt den ganzen Bereich situationsbezogener alltäglicher politischer neuer Erfahrung wegfallen. Revolution findet immer anderswo oder später statt.”

In dieser Tagebuchnotiz kam die erste Anwendung der politischen Erfahrungen der Drogensubkultur auf die politisch persönlichen Probleme meiner Freunde hier in Göttingen zum Ausdruck. Dieser Bezug brachte jedoch zugleich wieder Konflikte aus den wichtigsten politischen Beziehungen der Drogensubkultur für mich hoch. Ich hatte die ganze Zeit die Auseinandersetzung mit diesen Fragen vermieden, soweit sie das Einbringen von Drogensubkulturerfahrungen mit sich brachten. Dieser spontan bewertete Konflikt mit Freunden führte mich jetzt wieder in die Auseinandersetzung hinein.

2.2.12. 21. Schritt: Untersuchung der wichtigsten politischen Beziehungen aus der Zeit der Subkultur; Versuch der Deutung der persönlichen Schwierigkeiten dort.

wer ist “sie”?

6. 1. ’74: “Versuche ich mich mit dem Problem auseinanderzusetzen, so merke ich, daß ich auf ziemliche Schwierigkeiten stoße. Das Modell, nach dem ich dabei vorgehe, resultiert aus der Beziehung zu R..[46], die ich bis eben noch ungeheurer verabsolutiert habe. Nun beginne ich langsam zu begreifen, daß vieles der Probleme, die Weihnachten 1969 bei mir hochkamen, in vielem durch die Beziehung zu ihm ausgelöst wurde. Er war immer der gefühlsmäßig Überlegene, der sich bestätigen mußte, daß das Intellektuelle, das Denken vergleichsweise nichts war. Aus seiner Biographie völlig verständlich, da er anscheinend doch nie ganz verwinden konnte, nicht zum Abitur gekommen zu sein, obwohl er behauptete, daß er damals schon die Situation durchschaut hätte. Aber ich glaube, daß dies nicht ganz stimmt, sonst hätte er nicht die starke Selbstbehauptung nötig gehabt. Seine permanenten Appelle an mich, doch Gefühle zu haben, lösten genau das Gegenteil aus (man kann eben nicht auf Aufforderung Gefühle haben), und das bestätigte ihn natürlich in seiner Ansicht über mich. (Grund, warum Meister-Schüler-Beziehungen in der Drogenscene einen ausgesprochen gefährlichen Charakter haben. Sie bringen den User in eine gefühlsmäßige Bindung hinein, deren Interpretation sie bestimmen.)”

Hier deutet sich ein Konflikt an, den ich weder in der Subkultur noch bis jetzt wahrgenommen hatte und der eine der entscheidenden Quellen meiner Schwierigkeiten bei der wirklichen Aufnahme und Verarbeitung meiner drogensubkulturellen Erfahrungen bildete.

2.2.13. 22. Schritt: Soziale Ängste, Normen, Legitimation und Wissenschaft.

Die Sichtweise, daß das Abitur einen bestimmten wichtigen Stellenwert habe, kam bei mir aus dem Gefühl, daß sich letztlich Verifizierung und Legitimierung von Aussagen und Erfahrungen nur vor dem Hintergrund einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung bestimmen lassen. In diesem Zusammenhang begannen die Überlegungen, die ich an das Abitur knüpfte, ein besonderes Gewicht zu bekommen, da das Abitur Teil des Prozesses ist, der zur Wissenschaft “führt”. Mir wurde klar, daß mein eigenes Verhalten in der Subkultur mehr unbewußt als bewußt von diesen Bewertungsmaßstäben vor allen Dingen in Krisensituationen geleitet wurde. Allerdings wurde mir dieser Konflikt bei der Niederschrift der autobiographischen Notizen noch nicht deutlich. Dieser Konflikt war meiner Meinung nach auch noch ein konstituierendes Element der politischen und persönlichen Diskussionen. Hiermit waren für mich auch die Grenzen jeder emanzipatorischen Erfahrungsverarbeitung gesetzt, so viel ich auch versucht hätte, argumentativ bestimmte subkulturelle Erfahrungen mit einzubringen.

Ich versuchte nun mit Hilfe von Überlegungen für die Therapie meiner eigenen Probleme diesen Konflikt zu bestimmen und wieder loszuwerden. Die Folgerung für meine politischen Auseinandersetzungen war, daß ich mich davon zurückzog und vermied überhaupt noch weitere Aussagen über Dinge der sozialistischen Theorie und Praxis zu machen.

[...]


[1] s. 3.2.2.2.

[2] s. 3.1.1.

[3] s. 3.2.3.3. (gegen Ende), 3.3.1., 3.3.2.

[4] s. 3.3.1.

[5] s. 3.3.2.

[6] anderes Wort für Drogenabhängiger

[7] persönliche genauere Bestimmung: 3.3.4.

[8] s. 3.1.2., 3.1.3., 3.2.1

[9] Gelpke, Rudolf: Drogen und Seelenerweiterung; Kindler Verlag, Taschenbücherreihe, Reihe Geist und Psyche, München o.J. Steckel, Ronald: Bewußtseinserweiternde Drogen; Voltaire Handbücher; Berlin 1969

[10] s. 3.3.3.3., 3.3.4., 3.3.5., 3.3.6.

[11] s. 3.3.3.

[12] s. Anm. 10

[13] s. 3.1.2., 3.1.3., 3.2.1.1., 3.3.1., 3.3.2.

[14] s. 3.3.4.1

[15] s. 3.3.4.2

[16] Sozialistischer Deutscher Studentenbund, Haupt-”motor” der 68er Studentenrevolte; s. auch 3.1.1.

[17] subkulturelles Wort für negative Drogenerfahrung mit teilweisem sozialen Rückzug und Desor- ganisation

[18] s. 3.3.6., 3.3.7.

[19] s. S. 5

[20] Release: von Ex-Usern organisiertes Selbsthilfezentrum der Drogensubkultur mit staatlicher Unterstützung

[21] s. 3.3.6.

[22] Paulo Freire: Pädagogik der Unterdrückten, Stuttgart 1970

[23] Victor W. Turner: The Ritual Process; London 1969

[24] a.a.O., S. 112 f.

[25] L. Langness: The Life History in Anthropological Science; New York 1965, S. 3 f.

[26] L. L. Langness, a.a.O., S. 22

[27] indianisch-mexikanische Rauschdroge

[28] Carlos Castañeda: Die Lehren des Don Juan, ein Yaqui-Weg des Wissens; Ffm. 1972

[29] APO: Außerparlamentarische Opposition zur Zeit der großen Koalition

[30] s. 3.1.

[31] s. 3.1.3.

[32] s. 3.1.2, 3.1.3., 3.2.1.1.

[33] s. Kapitel 3.1.1.

[34] s. 3.1.2.

[35] s. Anm. 34

[36] s. 3.1.3., 3.1.5.

[37] s. 3.2.1.

[38] s. 3.1.1.

[39] s. 3.1.3., 3.2.1., 3.3.1.

[40] s. 3.1.5.

[41] s. 3.1.2.

[42] s. 3.1.3., 3.1.4.

[43] s. 3.1.2.

[44] s. 3.2.2.

[45] s.1.1. f.

[46] s. 3.1.2., 3.1.3., 3.1.4., 3.1.5.

Fin de l'extrait de 213 pages

Résumé des informations

Titre
Sozialpädagogische Materialien zur Drogensubkultur - Autobiographische Reflexionen über ihre politischen, religiösen und kommunikativen Zusammenhänge
Université
University of Göttingen  (Pädagogisches Seminar)
Note
2
Auteur
Année
1975
Pages
213
N° de catalogue
V93006
ISBN (ebook)
9783640102297
ISBN (Livre)
9783640115242
Taille d'un fichier
1198 KB
Langue
allemand
Mots clés
Drogensubkultur, Autobiographische, Reflexionen, Mythos, Archetypen, Ekstase, Rausch, Sozialpädogogik, Magie
Citation du texte
Henning Herrmann (Auteur), 1975, Sozialpädagogische Materialien zur Drogensubkultur - Autobiographische Reflexionen über ihre politischen, religiösen und kommunikativen Zusammenhänge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93006

Commentaires

  • Henning Herrmann le 16/5/2010

    Erfahrungen aus dem magischen Underground der 60er Jahre

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Titre: Sozialpädagogische Materialien zur Drogensubkultur - Autobiographische Reflexionen über ihre politischen, religiösen und kommunikativen Zusammenhänge



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