Der Anfang der neunziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts begonnene Schritt zur Privatisierung der staatlichen Kommunikationseinrichtungen in Deutschland und die aktuell beginnende Auflösung des Briefmonopols der Post sind gegenläufige Trends zur Entwicklung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die mit der Reichsgründung 1871 vollzogene Einheit eines deutschen Nationalstaates brachte auch gleichzeitig den Anspruch der Vereinheitlichung des Kommunikationswesens mit sich, das als eine übergeordnete Reichsaufgabe verstanden worden war, mit Einschränkung der mit Reservatrechten ausgestatteten Bundesstaaten Bayern und Württemberg.
In diese Phase der Gründung fällt die Amts- und Wirkungszeit eines Postbeamten, Heinrich Stephan, der die Entwicklung durch sein persönliches Engagement zu prägen versuchte. Die Untersuchung der Institution der kaiserlichen Reichspost auf diesen Einfluss als Ursache für die verlaufene Entwicklung bildet den Kern dieser Untersuchung. Schwerpunkt bei der Analyse war die Epoche des Kaiserreiches 1871-1918, die aus Gründen der Verständlichkeit für die Entwicklung und Ausprägung der Institution Reichspost und unter dem Gesichtspunkt der Einigung des Postwesens um eine in den einzelnen Bereichen umfangreiche Vorgeschichte erweitert werden musste, hier besonders der Thurn und Taxis und der preußischen Post. Eine nähere Betrachtung der Post in Bayern und Württemberg erfolgte aus Gründen der parallelen Entwicklung bis 1902 bzw. 1920 nicht, sondern wurde lediglich angemerkt. Der Vorgeschichte folgt die nähere Betrachtung der Gliederung der Reichspost besonders unter Stephan und seinen Nachfolgern, um die Verknüpfung von Einfluss und Auswirkung der für die Reichspost verantwortlichen Behördenleiter herauszustellen.
Da bei dieser Arbeit nicht nur die Institutionsgeschichte, sondern vor allem auch die personelle Entwicklung und Struktur im Vordergrund steht, wurde besonders auf die Bereiche des Postwesens und ihre personellen Tätigkeitsfelder, sowie auf das Personalwesen der Reichspost allgemein eingegangen. Ziel soll es insgesamt sein, den Bezug zwischen der Entwicklung der Institution und seines Personals in den sich parallel entwickelnden Tätigkeitsfeldern herzustellen. Es wurde dabei auf genaue Details, im postalischen Bereich des Tarifwesens und der genauen Gehaltsentwicklung, zu Gunsten einer Betrachtung einer möglichen Verknüpfung von politischer Einigung und gesellschaftlicher Entwicklung verzichtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Geschichte des deutschen Postwesens
- Thurn-und-Taxis-Post
- Preußische Post
- Vereinheitlichung und Verstaatlichung des Postwesens
- Gliederung der kaiserlichen Reichspost
- Gründungsphase (1870-75)
- Gliederung unter Stephan (1876-97)
- Gliederung unter Stephans Nachfolgern (bis 1917)
- Bereiche des Postwesens
- Brief- und Paketpost
- Telegraphie
- Fernsprechwesen
- Personalwesen der Reichspost
- Personalstruktur
- Personalpolitik
- Aufstiegsmöglichkeiten
- Frauenbeschäftigung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Untersuchung befasst sich mit der Entwicklung der kaiserlichen Reichspost im 19. Jahrhundert und analysiert den Einfluss von Heinrich von Stephan auf die institutionelle und personelle Gestaltung des staatlichen Unternehmens. Der Schwerpunkt liegt auf der Epoche des Kaiserreiches (1871-1918) und beleuchtet die Vorgeschichte des Postwesens, insbesondere die Thurn und Taxis- und die preußische Post.
- Der Einfluss von Heinrich von Stephan auf die Entwicklung der kaiserlichen Reichspost.
- Die Gliederung und Organisation der Reichspost unter Stephan und seinen Nachfolgern.
- Die verschiedenen Bereiche des Postwesens (Brief- und Paketpost, Telegraphie, Fernsprechwesen).
- Die Personalstruktur, -politik und -entwicklung der Reichspost.
- Die Bedeutung der Reichspost für die politische und gesellschaftliche Entwicklung im Kaiserreich.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung
Die Arbeit stellt den Kontext der Privatisierung des deutschen Kommunikationswesens im späten 19. Jahrhundert dar und führt in die Reichsgründung von 1871 ein, die die Einheitlichkeit des Kommunikationswesens als übergeordnete Reichsaufgabe etablierte. Die Untersuchung fokussiert auf den Einfluss von Heinrich von Stephan und die Entwicklung der kaiserlichen Reichspost während seiner Amtszeit.
2. Geschichte des deutschen Postwesens
2.1. Thurn-und-Taxis-Post
Der Abschnitt beleuchtet die Entwicklung der Thurn-und-Taxis-Post nach dem Wiener Kongress von 1815. Die Familie erhielt das Postrecht als Lehen und etablierte eine Generalpostdirektion in Frankfurt. Die Expansion Preußens im Deutschen Krieg von 1866 führte zur Auflösung der Thurn-und-Taxis-Post und zur Übernahme durch die preußische Verwaltung.
2.2. Preußische Post
Der Abschnitt beschreibt die Entwicklung der preußischen Post nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches. Preußen etablierte eigene Posteinrichtungen und unterzeichnete eine Konvention mit der Thurn-und-Taxis-Post zur Regelung der Übernahme von Beamten. Die Entwicklung des preußischen Postsystems bis 1867 wird anhand der wachsenden Gebiete, der Bevölkerung und der Postinfrastruktur dargestellt.
- Citation du texte
- Benjamin Pommer (Auteur), 2007, Die kaiserliche Reichspost, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93079