Im modernen Rechtsstaat stellt die Gewissensfreiheit einen unverzichtbaren Teil
der Grundrechte und damit auch der Gesetzgebung dar. Diese Freiheit, die in
Frankreich liberté de conscience et liberté public de culte genannt wird, religieuse et de culte des individus in Spanien, liberté des cultes oder liberté du for intérieur in Belgien, wolność sumienia i wyznania in Polen, ist für das Individuum von besonderer Bedeutung. Die Gewissensfreiheit entwickelte sich in einem Jahrhunderte andauernden Prozess und umfasst vielerlei Aspekte. Die praktische Verwirklichung der Gewissensfreiheit ruft immense Probleme und Kontroversen hervor, da das Wesen des Gewissens von besonders empfindlicher Natur ist. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung des Gewissensbegriffs und der Gewissensfreiheit in der historischen Entwicklung Polens und seiner jetzigen Verfassungsnorm insbesondere im Vergleich mit Deutschland und im Kontext der europäischen Tendenzen und Entwicklungen. Die geltenden polnischen Rechtsnormen machen einen Vergleich mit den Normen der
völkerrechtlichen und europarechtlichen Verträge notwendig. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich zunächst in Kapitel I mit der historischen
Entwicklung und den philosophischen Hintergründen der Gewissensfreiheit, die
zur Entstehung des Gewissensbegriffs im modernen Rechtsstaat führten. Die
Entwicklung in Polen darf nicht getrennt vom europäischen Kontext betrachtet
werden, da sie von anderen Ländern, insbesondere Deutschland, Österreich,
Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika geprägt wurde.
In zweiten Kapitel der Arbeit werden die Probleme des Verstehens des
Gewissensbegriffs in der modernen Rechtslehre dargelegt. Dabei wird in erster
Linie die polnische und deutsche Dogmatik betrachtet. Zuerst wird der
Sprachgebrauch, sein Wortsinn und die Etymologie des Gewissensbegriffs
dargelegt. Die Ansichten der Rechtslehre werden durch die Aufteilung in die
Bestandteile des Gewissensbegriffs dargestellt. Es wird auf das Problem der
Prägung und Formung des Gewissensbegriffs und seiner historischen, familiären
und sozialen Bedingtheit hingewiesen. Der Gegenstand der
Gewissensentscheidung und einschlägigen Beispiele werden erläutert. Weiterhin
wird der rechtliche Konflikt des individuellen Gewissens in seiner Beziehung zu
den Geboten des Staates dargelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Kapitel I Rechtsphilosophische und rechtshistorische Grundlagen der Gewissensfreiheit
- A. Historische Entwicklung der Freiheit des Gewissens
- I. Der Gewissensbegriff in der Antike - Das Gewissen als wesentlicher Teil des Inneren des Individuums und als Ausdruck der politischen Sicht. Verknüpfung zwischen Staat, Religion und Moral
- II. Die Rolle der Religion für die Gewissensfreiheit in der Zeit der Religionskriege
- 1. Die Religion als moralisch-ethisches Verhaltensmuster in der Gesellschaft
- 2. Das Reformprogramm
- III. Säkularisierung der Gewissensfreiheit seit 1700
- 1. Die Konzeption der Gewissensfreiheit nach dem angelsächsischen Vorbild
- 2. Die Lage der Gewissensfreiheit in Österreich
- 3. Die Entwicklung der Gewissensfreiheit in Polen
- 4. Der Einfluss der französischen Revolution auf die Trennung der Gewissensfreiheit von der Religionsfreiheit
- IV. Der Prozess der Emanzipation der Gewissensfreiheit
- 1. Der Toleranzgedanke des 19. Jahrhunderts
- 2. Gewissensfreiheit nach dem Ersten Weltkrieg
- V. Die Gestaltung der Gewissensfreiheit im Sozialismus
- VI. Zusammenfassende Würdigung
- B. Philosophische Grundlagen der Freiheit des Gewissens
- I. Das Gewissen als die Entscheidung zwischen Gut und Böse in der Philosophie der Antike
- II. Das Urteil über Gut und Böse nach Thomas von Aquin
- III. Das Gewissen als Strafinstanz nach Luther
- IV. Die Vernunft als Quelle der Urteilskraft nach Kant
- A. Historische Entwicklung der Freiheit des Gewissens
- Kapitel II Der Begriff des Gewissens - eine Funktionsanalyse
- Kapitel III Die rechtliche Regelung des Schutzbereichs der Gewissensfreiheit im polnischen Verfassungsrecht
- Kapitel IV Die polnische Rechtsprechung zur Gewissensfreiheit im Lichte der polnischen Verfassungsgerichtsbarkeit
- Kapitel V Zusammenfassende Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation befasst sich mit dem Grundrecht der Gewissensfreiheit im polnischen Rechtssystem. Sie untersucht die historischen und philosophischen Grundlagen der Gewissensfreiheit und analysiert ihre rechtliche Regulierung im polnischen Verfassungsrecht. Die Arbeit analysiert auch die polnische Rechtsprechung zur Gewissensfreiheit im Lichte der Verfassungsgerichtsbarkeit.
- Die historische Entwicklung der Gewissensfreiheit
- Die philosophischen Grundlagen der Gewissensfreiheit
- Die rechtliche Regelung des Schutzbereichs der Gewissensfreiheit im polnischen Verfassungsrecht
- Die polnische Rechtsprechung zur Gewissensfreiheit
- Die Bedeutung der Gewissensfreiheit in einer modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Thematik der Dissertation. Kapitel I befasst sich mit den rechtsphilosophischen und rechtshistorischen Grundlagen der Gewissensfreiheit. Es analysiert die Entwicklung des Gewissensbegriffs von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. Kapitel II untersucht den Begriff des Gewissens aus funktionaler Perspektive. Kapitel III analysiert die rechtliche Regelung des Schutzbereichs der Gewissensfreiheit im polnischen Verfassungsrecht. Kapitel IV beleuchtet die polnische Rechtsprechung zur Gewissensfreiheit im Lichte der polnischen Verfassungsgerichtsbarkeit.
Schlüsselwörter
Die Dissertation befasst sich mit zentralen Themen wie Gewissensfreiheit, Rechtssystem, Verfassungsrecht, Rechtsprechung, Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Polen, Europa.
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- Ewa Schwierskott (Autor), 2001, Das Grundrecht der Gewissensfreiheit im Polnischen Rechtssystem, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93200