Ziel der Arbeit soll es sein, einen Überblick über die regionalen Gebrauchsstandards in Deutschland von Nord nach Süd zu geben. Untermauert werden soll dieser Überblick durch eine Betrachtung verschiedener sprachlicher Phänomene mit der Darstellung von Sprachkarten zu Beispielworten und deren Aussprache in Nord- und Süddeutschland. Unter Zuhilfenahme der Ausarbeitungen von Nina Berend zum Gebrauchsstandard soll eine Unterscheidung zwischen der Standardsprache und der tatsächlichen Gebrauchssprache gefunden werden. Auch möchte diese Arbeit der Frage nachgehen, warum die eigentliche Gebrauchssprache bisher noch nicht in den täglich genutzten Sprachgebrauch etabliert wurde, obwohl sie doch diejenige ist, die, neben der Form des formellen und informellen Hochdeutsch, von den Sprechern genutzt wird.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
2.1 Definition zentraler Begrifflichkeiten
2.2 Exkurs: Regionale Gebrauchsstandards nach Nina Berend
2.3 Exkurs: Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchsstandards
2.4 Methodisches Vorgehen
2.5 Vergleich der Sprachkarten von Nord- bis Süddeutschland
2.5.1 Vokalismus
2.5.1.1 Kurzvokale
2.5.1.2 Langvokale
2.5.2 Konsonantismus
2.5.3 Wortnebenton
III. Fazit
IV. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
I. Einleitung
Die vorliegende Arbeit wird abgegeben für das Seminar „Regionalsprache in Mecklenburg- Vorpommern: Aktuelle Entwicklungen und Forschungsansätze“ bei Herrn Prof. Dr. Andreas Bieberstedt für das Modul „Literatur und Sprache der Gegenwart - Theorien und Methoden“. Auf eine geschlechtsspezifische Unterscheidung wird in dieser Arbeit verzichtet. Es wird demnach für die Begrifflichkeiten die männliche Form genutzt, ohne dabei bewusst eine Gruppe zu diskriminieren.
Ziel der Arbeit soll es sein, einen Überblick über die regionalen Gebrauchsstandards in Deutschland von Nord nach Süd zu geben. Untermauert werden soll dieser Überblick durch eine Betrachtung verschiedener sprachlicher Phänomene mit der Darstellung von Sprachkarten zu Beispielworten und deren Aussprache in Nord- und Süddeutschland.
Unter Zuhilfenahme der Ausarbeitungen von Nina Berend zum Gebrauchsstandard soll eine Unterscheidung zwischen der Standardsprache und der tatsächlichen Gebrauchssprache gefunden werden. Auch möchte diese Arbeit der Frage nachgehen, warum die Gebrauchssprache bisher noch nicht in den täglich genutzten Sprachgebrauch etabliert bzw. in diesem akzeptiert wurde, obwohl sie doch diejenige ist, die, neben der Form des formellen und informellen Hochdeutsch, von den Sprechern genutzt wird. Um einen Einstieg in das Thema zu ermöglichen, erfolgen in den ersten Punkten Definitionen wichtiger Begrifflichkeiten, die für das Verständnis und die Einordnung ist einen spezifischen Kontext von Bedeutung sind. Fällt der Blick auf Begriffe wie Mundart, Dialekt oder Umgangssprache ist für den ungeschulten Leser oft doch recht unklar, was genau hiermit gemeint ist und wo der Unterschied zwischen den Begriffen liegt. Diesem Unverständnis soll im ersten Punkt Abhilfe geschaffen werden, in dem eben jene im Fokus stehen und erläutert werden. Es folgt eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Forschungsstandes in diesem Themenfeld.
Wie eingangs erwähnt, stützt sich diese Arbeit vor allem auf die Untersuchungen von Nina Berend, weshalb vor allem auf sie und ihre Ergebnisse in einem gesonderten Exkurs Bezug genommen werden soll. Anknüpfend an Berends Untersuchung zum Gebrauchsstandard folgt ein weiterer Exkurs, der für eben dieses Thema sehr von Bedeutung ist. Hierbei geht es um die Vorstellung des Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchsstandards (AADG). Dieser Atlas bietet Sprachkarten, die für die Bearbeitung dieser Hausarbeit große Wichtigkeit besitzen, da so direkt nachvollzogen werden kann, wo und in welchem Umfang Wörter auf diese oder jene Weise ausgesprochen werden. Der Punkt, der das methodische Vorgehen beschreibt, soll hierbei kurz erläutern, wie die Arbeit mit den Sprachkarten auf Grundlage der These, dass der regionale Vergleich der Ergebnisse bei der Untersuchung der Sprachkarten sich von Nord- nach Süddeutschland leicht voneinander abgrenzen lässt. Direkt darauf folgt dann schlussendlich die Bearbeitung der Sprachkarten mit einer kurzen Erläuterung des vorliegenden sprachlichen Phänomens anhand einem oder mehrerer Beispiele. Abschließend erläutert das Fazit, ob die These bestätigt der widerlegt wurde.
II. Hauptteil
Anknüpfend an die Einleitung folgt an dieser Stelle die Ausarbeitung, nach der sich die Arbeit thematisch richtet. Begonnen wird hierbei mit den zentralen Begrifflichkeiten, um ein thematisches Verständnis entwickeln zu können. Fortgeführt wird das Ganze mit zwei Exkursen zu anderen Arbeiten, die sich mit ähnlichen oder gleichen Themengebieten befasst haben. Genutzt wurde hierbei eine Publikation (auf Grundlage eines Vortrags) von Nina Berend (2005), sowie die Startseite des Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchsstandards (AADG) (2011ff). Nachdem das methodische Vorgehen für die weitere Bearbeitung kurz erläutert wird, schließt sich daran der wichtigste Teil der Arbeit an; und zwar der Vergleich der einzelnen Sprachkarten zu den im Folgenden genannten Kategorien, die auf der Website des AADG zur Auswahl stehen.
2.1 Definition zentraler Begrifflichkeiten
Zu aller erst ist wichtig, den Begriff der Standardsprache zu definieren, da wir hier eine übergeordnete Form der Sprache vorfinden, der sich die im Folgenden genannten Begrifflichkei- ten unterordnen. Unter Standardsprache versteht man laut Duden Fremdwörterbuch eine „[...] über Umgangssprache, Gruppensprache und Mundarten stehende, allgemein verbindliche Sprachform, die sich im mündlichen und schriftlichen Gebrauch normsetzend entwickelt hat [...]“ (Duden Fremdwörterbuch 2016: 986)
Hierbei stellt sich anschließend die Frage, was für eine Bedeutung die der Standardsprache untergeordneten Begriffe haben.
Unter Umgangssprache zählt man gemeinhin die Sprache, die „im täglichen Umgang mit anderen Menschen verwendet wird; [die] nicht der Standardsprache [entspricht], aber weitgehend akzeptierte, meist gesprochene überregionale Sprache“. (Duden online: „Umgangssprache“) Umgangssprache wird demnach vor allem in Gruppierungen, Freundeskreisen oder unter Bekannten genutzt; sei es in der Schule, im Rahmen der Universität unter Kommilitonen, bei der Arbeit etc.
Der Begriff des Dialekts wird in diesem Kontext gleichgesetzt mit Mundart. Laut des Fremdwörterbuches des Dudens ist es auch möglich, Mundart synonym zu Dialekt zu verwenden. Die Definition dieser beiden Begrifflichkeiten folgt recht simpel: Es handelt sich hierbei um eine „örtliche oder landschaftlich begrenzte sprachliche Sonderform“ und um die „regionale Variante einer Sprache“. (Duden Fremdwörterbuch 2016: 227)
Der jedoch wichtigste Begriff für diese Hausarbeit ist der des Gebrauchsstands. Nach der Recherche in einigen sprachwissenschaftlichen Werken und unter zu Hilfenahme von Nina Berends Ausarbeitungen bezüglich des Gebrauchsstandards, scheint es noch keine allgemeingültige Definition dieses Begriffs zu geben. Zumindest nicht für die deutsche Sprache. Ludwig Eichinger beispielsweise vertritt die Auffassung, dass sich der Gebrauchsstandard dadurch auszeichnet, den Sprechern verschiedene Optionen innerhalb des deutschen Sprachraumes zu bieten, wodurch sich ein Varietäten- und Sprachgebrauchsmuster entwickelt, jedoch nicht explizit ein Subsystem. (vgl. Eichinger 2001:62) Seiner Meinung nach besteht der Gebrauchsstandard nur aus einer „Reihe von auffälligen, salienten Merkmalen“. (ebd.) Martin Durrell beispielsweise kritisiert, dass die Standardsprache einer stark eingeschränkten Vorstellung unterliegt, was dazu führt, dass dort wenig Bezug zu den tatsächlichen sprechsprachlichen Dimensionen zugelassen wird. (vgl. Durrell 1999: 303) Ganz gegensätzlich sieht es hierbei beim Französischen oder Englischen aus. (vgl. ebd.) Nach Durrell existiert beispielsweise im Englischen das „Colloquial English“, welches die alltäglich gesprochene Sprechsprache umfasst. (vgl. Durrell 2003: 250) Auch im Fremdsprachenunterricht findet das „Colloquial English“ Berücksichtigung (vgl. ebd.) Dort wird auch stets darauf hingewiesen, dass die gesprochene Sprache sich von der schriftlichen unterscheidet (bspw. das im schriftlichen ungern gebrauchte und gesehene have got). (vgl. ebd.)
Durrell kritisiert an der deutschen Sprache, dass es die Schriftsprache ist, die gelehrt wird, diese jedoch nicht dem realen Sprechen der Menschen entspricht. (vgl. Durrell 2003: 251) Betrachtet man die Lehrmaterialien für Deutschlernende (zum Beispiel in der Universitätsbibliothek), so wird diese Aussage auch bestätigt. Stephen Barbour und patrick Stevenson (1998) verglichen die englische Grammatik mit der deutschen und kamen zu dem Schluss, dass sich in der deutschen bis dato kein Verweis darauf finden lässt, dass die gesprochene Sprache sich von der geschriebenen unterscheidet, was den täglichen Gebrauch betrifft. (vgl. 147) „[Man] sucht in deutschen Grammatiken bis heute vergebens nach Verweisen auf bestimmte, auch in der Sprechweise gebildeter Leute anzutreffende Erscheinungen“ (ebd.) Laut Durrell ist dies ein Problem, dem zu wenig Beachtung zu Teil wird, obwohl es mehr berücksichtigt werden sollte. (vgl. ebd.)
2.2 Exkurs: Regionale Gebrauchsstandards nach Nina Berend
Als Einschub soll ein kurzer Überblick über Nina Berends Vortrag „Regionale Gebrauchsstandards - Gibt es sie und wie kann man sie beschreiben?“ erfolgen. Berend beantwortet die Frage gleich zu Beginn mit einem „Ja“. (Berend 2005: 143) Sie versteht unter dem Begriff Gebrauchsstandard „geographisch definierte Varietäten- und Sprachgebrauchsmuster“, „die im jeweiligen regionalen Kontext ein entsprechend hohes Prestige tragen und die sowohl im informellen als auch im formellen Sprachgebrauch angemessen sind und akzeptiert werden.“ (ebd.)
Diese Sprachmuster weisen „spezifische regionaltypische Formen auf‘ und „unterscheiden sich von Dialekten und Umgangssprachen einerseits und von [...] Schrift- und Standardsprache andererseits.“ (ebd.) Unterteilt werden diese Gebrauchsstandards in zwei Dimensionen: die geographisch/ horizontale und die vertikale Dimension. (vgl. Berend 2005: 144) Horizontal meint in diesem Fall, dass das Deutsche als pluriareale Sprache gesehen wird, was wiederum bedeutet, dass auch innerhalb der deutschen Sprachlandschaft unterscheidungen möglich sind, was die „eine“ Sprache noch weiter unterteilt. Die vertikale Dimension im Gegensatz dazu sieht die regionalen Gebrauchsstandards im Kontext zu Variations- und Varietätenlinguistik. (vgl. ebd.)
Berend kritisiert in diesem Zusammenhang, dass sich die Forschung vor allem mit der untersuchung von Dialekten und umgangssprache befasst hat, verweist jedoch auf bis dato neuere Forschungsansätze, die sich auch mit der regionalen Variation der Standardsprache auseinanderzusetzen versuchen. (vgl. ebd.) Beispielhaft führt sie hier Ammon an, der „[das] Kriterium der Kodifizierung nutzt, um den Gebrauchsstandard von der jeweiligen nationalen Standardvarietät abzugrenzen.“ (Berend 2005: 144; Ammon 1995: 102ff) Hier wird unterschieden zwischen kodifizierten und nicht kodifizierten Varianten. (vgl. Ammon 1995: 103) Unter den kodifizierten Varianten zählt er solche, die keine Spezifizierung aufweisen, das heißt, ihre „Standardsprachlichkeit im Sprachkodex des betreffenden nationalen Zentrums [wird] ausgewiesen“. (Ammon 1995: 102) Im Gegensatz dazu steht die nichtkodifizierte Variante, die noch abhängig von anderen Komponenten des standardsprachlichen Systems ist. (vgl. Ammon 1995: 103) Ammon verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff des Gebrauchsstandards, der in diesem Sinne zum Ausdruck bringen soll, „daß es sich hauptsächlich um den von Modellsprechern und Schreibern gesetzten Standard handelt“. (ebd.) Anknüpfend daran führt Berend noch die untersuchung von Ludwig Eichinger (2001) an, der am Beispiel des Süddeutschen, den Gebrauchsstandard als „Varietäten- und Sprachgebrauchsmuster [sieht], das sich durch eine spezifische Auswahl aus Optionen auszeichnet, die im deutschen Sprachraum zur Verfügung stehen.“ (vgl. Berend 2005: 145; Eichinger 2001: 62)
Nina Berend sieht in den angeführten untersuchungen kleine Ansätze, die jedoch noch zu vorsichtig versuchen, das tatsächliche Ausmaß der Begriffsbedeutung des Gebrauchsstandards zu fassen, weil „sie ihren Betrachtungen einen doch immer noch relativ engen, eher schriftsprachorientierten Standardbegriff zugrunde legen und das tatsächlich gesprochene Register der Standardsprache nicht berücksichtigen. Diesem traditionell eng gefassten Standardbegriff entspricht nämlich die gerade im deutschen Sprachraum verbreitete Auffassung, dass alles, was vom schriftsprachlichen Standard abweicht, bereits Umgangssprache [...] sei.“ (Ber- end 2005: 146)
Berend versteht unter dem Begriff des regionalen Gebrauchsstandards also Folgendes: Neben der „schriftnahe[n] Sprech- bzw. Aussprachenorm“ gibt es Ausdrücke, deren Aussprache sich innerhalb Deutschlands regional unterscheiden. (vgl. Berend 2005: 147) Als Beispiel hierfür führt Berend „ein“ an. Sie schreibt, dass „in Norddeutschland mit Ausbreitungstendenz nach Süden [...] nämlich nicht [aina] gesprochen [wird], sondern [ns]. In Bayern wird statt [ains] noch [a] gesprochen; [ns] und [a] sind somit die tatsächlichen Gebrauchsformen, die aber in den traditionellen Wörterbüchern aufgrund der deutschen Lexikographiegeschichte nicht verzeichnet werden und auch in Lehrbüchern nicht erscheinen.“ (Berend 2005: 147]
Sie sieht die regionalen Gebrauchsstandards „nicht nur als regionale Aussprachenorm im Sinne eines sehr formellen Standardbegriffs, sondern auch als Muster, die im sprechsprachlichen nichtformellen Register wirksam sind“. (Berend 2005: 147-148)
Ähnliche Beobachtungen wie Berend sie machte, wurden bereits von Werner König Ende der 1980er Jahre publiziert, welcher in seinem „Atlas zur Aussprache des Schriftdeutschen in der Bundesrepublik Deutschland“ die Vorlesesprache analysierte und feststellte, dass „[d]ie Ergebnisse demonstrieren, dass es keine Region in der Bundesrepublik gibt, deren Aussprache den Regularitäten eines der Wörterbücher (auch in den „gemäßigten“ Varianten, „Umgangslautung“) voll entspricht. Das Bild, das die Karten zeigen, ist vielmehr so vielfältig, dass es weiterer intensiver Analysen bedarf zur Klärung der Frage, wo in der Bundesrepublik das beste „Hochdeutsch“ gesprochen wird und welches der Aussprachewörterbücher in seiner Normierung der Realität gebildeter Sprecher am nächsten kommt“. (König 1989: 122)
Weiterhin unterscheidet Berend in ihrer untersuchung zwischen zwei Typen von Merkmalen des regionalen Gebrauchsstands. (Berend 2005: 149) Zum einen nennt sie die sprechsprachlichen Merkmale, worunter „sehr verbreitete und allgemein bekannte Merkmale des gesprochenen Deutsch“ fallen. (ebd.) Dazu zählen beispielsweise: „typische Reduktionsformen, die [...] besonders häufig vorkommen, wie die schwachen Formen [...] von Artikeln, Pronomen, Adverbien, Konjunktionen usw., die in unbetonten Positionen auftreten und verschiedenen Tilgungen bzw. Auslastungen, Apokopen, Elisionen oder Assimilationen unterworfen sind“ . (ebd.)
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Abb. 1: Auszug aus der Tabelle 1 der sprechsprachlichen Varianten (Berend 2005: 149)
Die oben angeführte Tabelle soll einen kleinen Überblick darüber geben, was genau Berend mit ihrer Einteilung dieses Merkmals meint und die Prototypen für ihre sprechsprachlichen Phänomene näher darstellen. (vgl. ebd.)
Wichtig zu erwähnen sei an dieser Stelle, und auch Berend nennt diesen Fakt, dass die dort aufgelisteten Phänomene „überregionale Merkmale des gesprochenen Deutsch allgemein darstellen“. (vgl. ebd.) Was auf direktem Wege zum zweiten Merkmal führt, das Berend angibt. Neben den sprechsprachlichen Merkmalen gibt es auch noch die regionaltypischen. Diese Merkmale sind geographisch bedingt und können nicht, wie die sprechsprachlichen, als überregional angesehen werden. (vgl. Berend 2005: 150) Das bedeutet demnach, dass sich in verschiedenen Gebieten des deutschen Sprachraums auch verschiedene Varianten und Aussprachemöglichkeiten ein und derselben Begrifflichkeiten finden lassen. Erläutert wird das Ganze im folgenden Tabellenauszug.
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Abb. 2: Auszug aus der Tabelle 2 der sprechsprachlichen Varianten (Berend 2005: 151)
2.3 Exkurs: Atlas zur Aussprache des Deutschen Gebrauchsstandards (AADG)
Im Jahr 2011 wurde der Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchsstandards (kurz AADG) entwickelt. Genutzt wurden hierfür Sprachkarten zu speziellen Phänomenen (sh. in Punkt 2.4 genannte Kategorien Vokalismus, Konsonantismus, etc.) aus dem Bereich der Aussprache. Auch gibt es hierfür viele Tonbelege, die sich Besucher der Website anhören können, um ein besseres Verständnis für die verschiedenen Aussprachemöglichkeiten innerhalb des deutschen Sprachgebietes zu erhalten. Der Atlas hat das Ziel, zu beschreiben und aufzuzeigen, dass auch auf der formellen Ebene Variationen in der Aussprache im deutschsprachigen Raum zu finden sind. Grundlage für die Untersuchungen der Ausarbeitungen bietet das Korpus „Deutsch heute“. Ein Abschluss des Projekts ist für das Jahr 2021 angelegt. Online haben Interessierte demnach die Möglichkeit, sich weiter mit dem Projekt zu beschäftigen. Da es sich um ein sehr umfangreiches Unterfangen handelt, würde eine detaillierte Wiedergabe zu tief in die Materie der Arbeit gehen, weshalb dieser Exkurs als kurze Projekteinführung an dieser Stelle genügen soll. (Kleiner 2011ff: AADG) Da sich diese aber Hausarbeit vor allem mit dem Vergleich verschiedener sprachlicher Phänomene beschäftigen soll, wird die genaue Herangehensweise im kommenden Punkt erläutert.
2.4 Methodisches Vorgehen
Das Thema rund um den Gebrauchsstandard wurde bisher schon, vor allem mit Blick auf Nina Berends Ausarbeitungen, wiedergegeben und erläutert.
Ziel ist es nun, einen Vergleich verschiedener Formen einzelner Worte und ihrer jeweiligen, regionalen und typischen Aussprache deutschlandweit durchzuführen. Bis hierhin galt es, einen kleinen, aber dennoch gut fundierten Überblick über die vielen verschiedenen „Sprachen“ innerhalb des deutschen Sprachgebietes zu geben. Demnach könnte man also davon ausgehen, dass die Ergebnisse, die sich aus den regionalen Vergleichen ergeben, sehr stark voneinander abgrenzbar sind und vor allem zwischen Nord- und Süddeutschland eine hohe Andersartigkeit bei (einigen) Begriffen zu erwarten ist.
um die Aktualität gewährleisten zu können, wird für diese Ausarbeitung der Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchsstandards (AADG) genutzt (sh. Punkt 2.3). Die Kategorien, denen die Beispiele und Sprachkarten entnommen werden, sind folgende:
- Vokalismus,
- Konsonantismus und
- Phänomene im Wortnebenton.
2.5 Vergleich der Sprachkarten von Nord- bis Süddeutschland
An dieser Stelle soll nun verglichen werden, inwieweit sich die vorangegangenen Vermutungen bestätigen. Die ausgewählten Phänomenkategorien wurden für eine bessere Veranschaulichung der Unterschiede noch weiter untergliedert. Diese Arbeit tut es dem AADG gleich und orientiert sich an den dort genutzten Untergliederungen. Als Hinweis sei hier noch angemerkt, dass sich ausschließlich mit den deutschen Sprachgebieten innerhalb Deutschlands befasst wird. Zwar untersucht der AADG auch Gebiete außerhalb Deutschlands (Österreich, Schweiz), diese sollen für diese Ausarbeitung aber nicht weiter von Belang sein. Weiterhin wird versucht, die Sprachkarten nicht zu detailliert zu betrachten, da der vorgegebene Rahmen dieser Arbeit sonst weit überschritten würde. Zur Veranschaulichung sollen nun die Unterschiede der einzelnen Worte von Nord nach Süd in den Fokus gerückt werden.
2.5.1 Vokalismus
Das erste zu bearbeitende Phänomen ist der Vokalismus. Wie man dem Wort schon entnehmen kann, beschäftigt sich der Vokalismus mit den einzelnen Vokalen innerhalb eines Wortes. Um das Ganze noch etwas weiter differenzieren zu können, kommen für den Vergleich Sprachkarten aus den auch online aufgelisteten Punkten Kurz- und Langvokalen vor.
2.5.1.1 Kurzvokale
Beispielhaft für die Kurzvokale werden in diesem Punkt die Sprachkarten zu den Wörtern Gipfel und Lippe dargestellt und verglichen.
- Gipfel
Den Anfang macht das Wort Gipfel. Die Untersuchung des AADG zeigt, dass vor allem im unteren Teil Deutschlands (Südwesten), jedoch auch etwas verstreut über die ganze Karte eine „geschlossen[e]/gespannt[e] [i]-Realisierun[g]“ in der Aussprache überwiegt. (AADG 2011ff: Gipfel) Für einen ungeschulten Leser ist für das Verständnis also hinzuzufügen, dass das [i] in Gipfel eine besondere Betonung hat, und nicht „verschluckt“ wird. Durch die Hörbeispiele, die die Website bietet, werden die Ergebnisse auch noch klarer. Teilweise ist es zwar recht schwierig, Unterschiede herauszufiltern, aber die Sprachkarten bieten eine gute Möglichkeit, um die jeweiligen Gebrauchsstandards zu erkennen. Betrachtet man nun aber den oberen Teil der Karte, ist zu erkennen, dass hier ein Sprachgebiet existiert, in dem das [i] sehr wohl „verschluckt“ wird. Generell betrachtet ist aber zu erkennen, dass zwar der Südwesten, eine starke [i]-Realisierung aufweist, dieses phänomen aber nicht allein diesem Teil Deutschlands zuzuordnen ist, da tatsächlich auch in Mittel- und Norddeutschland teilweise eine solche Aussprache gängig zu sein scheint.
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Abb. 3: „Gipfel“ nach AADG
Lippe. Hier ist ganz eindeutig zu erkennen, dass eine Aussprache dieses Wortes deutlich und sogar fast deutschlandweit überwiegt. Ist es bei Gipfel der Fall, dass das [i] abhängig von der geografischen Lokalisation mal lang oder kurz ausgesprochen wird, zeigt sich bei Lippe, dass es das kurze /i/ ist, das von den Menschen über das gesamte Gebiet hinweg genutzt wird. Nur im Südwesten Deutschlands ist vereinzelt (und auch wirklich nur in sehr wenigen Gebieten) zu sehen, dass hier das [i] ein langgezogener Vokal ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: „Lippe“ nach AADG
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