Diese Arbeit beschäftigt sich mit einer Analyse der Zeitästhetik in der Fernsehserie "The Walking Dead" im Vergleich zum Spielfilm "Arrival". Die Serie "The Walking Dead" ist für die Analyse interessant, da sie sich trotz ihres offensichtlichen Endlichkeitsszenarios der Zombieapokalypse endlos am Leben halten kann, ohne ihre Endlichkeit strukturell zu realisieren. Aufgrund ihres frappanten Zuschauererfolges ist eine Reflexion des ihr zugrunde liegenden Zeitkonzepts von Interesse.
Es soll die Frage beantwortet werden, wie sich der merkwürdig geartete Überlebenstrieb dieser Serie erklärt, der an einem Schrecken ohne Ende mehr Gefallen findet als einem Ende mit Schrecken. So profan die gegen den Tod ausgerichtete Erzählweise sein mag, möchte diese Arbeit endlose Endzeitszenarien nicht als lediglich obszönes Begehren nach Katastrophen quittieren. Stattdessen können diese Endzeitszenarien, in denen eine eigene Zeitlichkeit auf figurative Weise zur Anschauung kommt, als Anlass betrachtet werden, sich der abstrakten Kategorie der Zeit anzunehmen.
Bevor sich die Arbeit der paradoxalen Zeitästhetik von "The Walking Dead" widmet, soll eine geschichtstheoretische Hinführung erfolgen. Diese geht von der Frage aus, welche Form von Zeitlichkeit dem inflationär genutzten Begriff der Postapokalypse inhärent ist. Abschließend wird der nihilistischen Zeitästhetik mit dem 2016 erschienen Spielfilm "Arrival" ein alternatives, weniger konventionalisiertes Zeitkonzept entgegengestellt. Dieses strebt ebenso eine Endlosigkeit an, steht jedoch der zeitlichen Verfasstheit der Negativästhetik der Zombieserie diametral entgegen.
Die Gegenüberstellung erweist sich dahingehend als ertragreich, als dass beide Beispiele, welche Zeit als Gegenstand auch inhaltlich reflektieren, eine Endlosigkeit anstreben, die unterschiedlich geartet ist. So verfolgt diese Arbeit das Ziel, die Betrachtung von Zeit als ein von der Gestaltkraft audiovisueller Texte wandelbares Konstrukt herzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Zur Diagnose einer postapokalyptischen Gegenwartsstimmung
- 1.1 Post als das endlose Setzen eines Danachs - Ein Blick auf das Dahinter
- 1.2 (Post-)Apokalypse als religiöses Säkularisat
- 1.3 Epistemologischer Wert von fiktionalen Zukunftsantizipationen
- II. Die Serie The Walking Dead und der Spielfilm Arrival in ihrer paradoxalen Zeitästhetik
- 2. Linearität als nihilistisches Zeitkonzept am Beispiel der Serie The Walking Dead
- 2.1 Zeitphilosophische Betrachtung des Zombies als Wesen zwischen Leben und Tod
- 2.2 Wie das Wandeln des Zombies die narrative Zeitästhetik wandelt
- 2.3 Serielles Vorwärtsstreben als eine Zombie-Gangart
- 2.4 Wandel der Figuren in The Walking Dead als Zeugnis der Zeit
- 2.5 The Walking dead als Signatur gegenwärtigen Zeitgeistes
- 3. Zirkularität als affirmatives Zeitkonzept am Beispiel des Spielfilms Arrival
- 3.1 Zirkuläre Zeitlichkeit auf histoire und discours
- 3.2 Filmanfang und -ende als Dialektik von Leben und Tod
- 3.3 Die Zukunft als das alteritär Andere
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die paradoxe Zeitästhetik in audiovisuellen Medien, die in postapokalyptischen Erzählungen zum Ausdruck kommt. Sie analysiert, wie die endlosen Endlichkeitsszenarien in Serien wie "The Walking Dead" und Filmen wie "Arrival" mit dem Konzept der Zeit umgehen und welche gesellschaftlichen Zukunftsvisionen darin implizit zum Ausdruck kommen.
- Die Bedeutung des Präfixes "Post" im Kontext der (Post-)Apokalypse und die Frage nach der Zeitlichkeit des "Danach"
- Die Analyse von "The Walking Dead" als Beispiel für eine lineare, nihilistische Zeitästhetik und die Rolle des Zombies als zeitphilosophisches Wesen
- Die Untersuchung der zirkulären Zeitlichkeit in "Arrival" als ein affirmatives Zeitkonzept, das der linearen Zeitlichkeit von "The Walking Dead" gegenübersteht
- Die Frage, wie die zeitliche Struktur von Serien und Spielfilmen die narrative Gestaltung von Zeit beeinflusst und wie sich diese auf unser Denken und Handeln auswirkt.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung in die Thematik der postapokalyptischen Gegenwartsstimmung und die Analyse des Präfixes "Post" als Ausdruck einer reflexiven Geschichtsschreibung. Der Fokus liegt auf der Frage, welche zeitlichen Bedingungen die (Post-)Apokalypse als narrativen Topos prägen.
- Kapitel 2: Analyse der Serie "The Walking Dead" und der linearen Zeitästhetik, die mit der Figur des Zombies verbunden ist. Die Kapitel behandeln die Zeitphilosophische Bedeutung des Zombies als Wesen zwischen Leben und Tod, die Auswirkungen des Zombies auf die narrative Zeitlichkeit und die Frage nach der zeitlichen Bedeutung des Wandels der Figuren in der Serie.
- Kapitel 3: Analyse des Spielfilms "Arrival" und der zirkulären Zeitästhetik, die sich von der linearen Zeitlichkeit von "The Walking Dead" unterscheidet. Das Kapitel behandelt die zirkuläre Zeitlichkeit in Bezug auf "histoire" und "discours", die dialektische Beziehung zwischen Leben und Tod im Film und die Bedeutung der Zukunft als "alteritär Andere."
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Zeitästhetik, der (Post-)Apokalypse, der linearen und zirkulären Zeitlichkeit, der Fernsehserie "The Walking Dead", dem Spielfilm "Arrival", sowie dem zeitphilosophischen Wesen des Zombies.
- Quote paper
- Claudia Jaworski (Author), 2018, Perspektiven von Zeit in "The Walking Dead" und "Arrival". Zeit in einer postapokalyptischen Gegenwartsstimmung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/932129