"Freiheit und Autorität in Summerhill – ein Widerspruch?"
Summerhill ist ein privates Internat in Leiston (Suffolk, England), welches 1921 von Alexander Sutherland Neill in der Zeit der Reformpädagogik gegründet wurde. Summerhill ist eine Schule, in der sich Kinder in Freiheit entwickeln können, in der es weder Zwang noch Unterdrückung durch Erwachsene gibt. Sie gilt als älteste demokratische Schule der Welt. Neill hat diese
Schule zu seinen Lebzeiten geprägt und seine Grundprinzipien zu freiheitlicher Erziehung gelten heute, unter der Leitung seiner Tochter Zoë Readhead, noch genauso wie früher. Der Freiheitsgedanke in Summerhill wird, im Vergleich zu anderen Schulformen, sehr konsequent gelebt. Es gibt für die Schüler keine Unterrichtspflicht und die Belange des Gemeinschaftslebens werden selbstverwaltet in der Schulversammlung geregelt. Dabei haben alle Mitglieder das gleiche Stimmrecht.
Summerhill steht bei vielen Menschen als Synonym für die antiautoritäre Erziehung, selbst wenn Neill diesen Begriff nicht verwandte, beziehungsweise sich bewusst davon abgegrenzte. Es ist ein Begriff aus der Zeit der Studentenbewegung in den 60er und 70er Jahren. Neills Verständnis von Freiheit führte häufig zu Missverständnissen. Seine Erziehung wurde mit dem Laissez-Faire-Stil verwechselt, wonach die Kinder alles machen dürfen, was sie wollen, ohne das ihnen darin Grenzen gesetzt werden. Das war jedoch nicht Neills
Ansatz und er versuchte in seinen Büchern immer wieder den Unterschied zwischen Freiheit und Zügellosigkeit zu verdeutlichen.
Das Ziel der folgenden Arbeit ist es den Zusammenhang und die Bedeutung von Autorität und Freiheit in Summerhill darzustellen. Dabei richtet sich die Arbeit sowohl an jene, die sich grundsätzlich ein Bild über Neills Erziehungsansätze machen möchten, als auch an solche, die mit der Thematik Summerhill bereits vertraut sind und einen weiteren Blickwinkel erwarten.
Neills Erziehungskonzept soll gezielt im Hinblick auf sein Verständnis von Freiheit und Autorität betrachtet werden. Stehen diese im Widerspruch zueinander oder ist die in Summerhill praktizierte Freiheit möglicherweise nur eine andere Form von Autorität? Mit dieser Fragestellung soll ein erneuter Versuch unternommen werden, die Missverständnisse, die mit Neills Erziehungstheorie einhergehen, aufzulösen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangssituation
- Zielsetzung und inhaltlicher Aufbau der Arbeit
- Stand der Forschung
- Axel D. Kühn: „A. S. Neill und Summerhill - Eine Rezeptions- und Wirkungsanalyse“
- Hans Hartmut Karg: „Erziehungsnormen und ihre Begründung in der Pädagogik von Alexander Sutherland Neill“
- Ute Schmidt-Hermann: „A. S. Neill und seine Schule Summerhill als Beispiel aus der Geschichte der antiautoritären Erziehung“
- Murray Douglas Veitch: „A study of A. S. Neill with attention to his perception of the relation between freedom and authority in an educational system“
- Fazit
- Biographische Daten zu A. S. Neill
- Kindheit und Jugend
- Berufliche Laufbahn und Studium
- Neills Rückkehr in den Schuldienst
- New Era und seine Zeit in Hellerau
- Umzüge nach Österreich und England
- Summerhill von 1945 bis heute
- Freiheit
- Neills Begriff von Freiheit
- Äußere Freiheit
- Innere Freiheit
- Neills Grundgedanken zur Freiheit
- Auf der Seite des Kindes
- Das freie Kind
- Beeinflussung und Charakterbildung
- Umgebung
- Das Spiel
- Schule und Unterricht
- Psychologischer Hintergrund
- Psychoanalyse
- Sexualität
- Egoismus
- Eltern
- Privatstunden
- Zügellosigkeit
- Neills Verständnis von Zügellosigkeit
- Was verhindert den Übergang von Freiheit zur Zügellosigkeit?
- Selbstregierung
- Selbstregulierung
- Selbstverwaltung
- Aufbau der Selbstverwaltungsstruktur
- Aufbau und Struktur der Schulversammlung
- Frühere Regierungsformen
- Heutige Form der Schulversammlung
- Schwierigkeiten mit der Selbstverwaltung
- Schülerverhalten in der Selbstverwaltung
- Gesellschaftsfähigkeit und Gemeinschaftssinn
- Autorität
- Was versteht Neill unter Autorität?
- Disziplin und Gehorsam
- Religion und Moral
- Antiautorität
- Herkunft und Bedeutung der Bezeichnung „antiautoritäre Erziehung“
- Neill und die antiautoritäre Erziehung
- Autorität in Summerhill
- Zusammenfassung und Ausblick
- Neills Freiheits- und Autoritätsbegriff
- Die Bedeutung der Selbstverwaltung in Summerhill
- Der Einfluss der Psychoanalyse auf Neills Pädagogik
- Die Rolle der Umgebung und der Beeinflussung durch Erwachsene
- Die Unterscheidung von Freiheit und Zügellosigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, den Zusammenhang und die Bedeutung von Autorität und Freiheit in Summerhill zu beleuchten. Sie richtet sich sowohl an Leser, die sich ein allgemeines Bild über Neills Erziehungsansätze machen möchten, als auch an diejenigen, die bereits mit dem Thema vertraut sind und einen neuen Blickwinkel suchen. Die Arbeit untersucht Neills Erziehungskonzept unter dem Fokus auf sein Verständnis von Freiheit und Autorität. Sie versucht zu klären, ob diese beiden Konzepte im Widerspruch zueinander stehen oder ob die in Summerhill praktizierte Freiheit lediglich eine andere Form von Autorität darstellt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Ausgangssituation und die Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt Summerhill als eine Schule vor, in der Kinder in Freiheit lernen und selbstverwaltet leben. Die Arbeit setzt sich mit der Problematik des Freiheitsbegriffs und der Kritik an Neills Pädagogik auseinander. Im zweiten Kapitel wird der Stand der Forschung vorgestellt, indem vier relevante wissenschaftliche Arbeiten betrachtet werden. Die Biographie und der Werdegang von A. S. Neill werden im dritten Kapitel näher beleuchtet, um seine pädagogischen Auffassungen zu verstehen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Freiheit in Neills Pädagogik. Es werden die äußere und innere Freiheit sowie Neills Grundgedanken zur Freiheit und zur Rolle des Kindes erläutert. Des Weiteren werden die Bedeutung der Umgebung, der Beeinflussung durch Erwachsene und die Bedeutung des Spiels im Erziehungsprozess betrachtet. Der Einfluss der Psychoanalyse auf Neills Pädagogik wird ebenfalls beleuchtet.
Das fünfte Kapitel behandelt die Selbstregierung in Summerhill. Es wird auf die Selbstregulierung und die Selbstverwaltung eingegangen, wobei der Aufbau der Selbstverwaltungsstruktur und der Schulversammlung im Detail dargestellt wird. Schwierigkeiten mit der Selbstverwaltung und das Schülerverhalten in diesem Kontext werden ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der Freiheit und Autorität in der Pädagogik von A. S. Neill. Die Arbeit analysiert Neills Erziehungsansatz in Summerhill und beleuchtet wichtige Aspekte wie Selbstverwaltung, Selbstregulierung, Psychoanalyse und die Beziehung zwischen Freiheit und Zügellosigkeit. Die Arbeit richtet sich an pädagogisch Interessierte, die sich mit dem Thema der antiautoritären Erziehung und den Konzepten von A. S. Neill auseinandersetzen möchten.
- Quote paper
- Petra von der Marwitz (Author), 2007, Autorität und Freiheit in Summerhill, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93314