Oftmals wird die Verantwortung für die Südostasienkrise irrationalen Anlegern zugeschrieben. Dabei wird ihnen vorgeworfen, dass sie ihr Kapital ohne jede Vorwarnung und unabhängig vom jeweils konkret vorherrschenden ökonomischen Umfeld aus einem Land abziehen und auf diese Weise den Kollaps der Währung herbeiführen.
Die Literatur spricht in diesem Zusammenhang von sog. Hot money. Als Paradebeispiel wird hier die Asienkrise genannt. Der Chefökonom der Weltbank, Stiglitz, bezeichnete dieses Verhalten der Anleger/Spekulanten in Anlehnung an Alan Greenspans Begriff der „Irrational Exuberance“ als „Irrational Pessimism“.
Die Gegner dieser Betrachtungsweise behaupten, dass die Kapitalflucht aufgrund makro- und mikroökonomischer Schieflagen in den asiatischen Ländern begründet gewesen sei. Dazu zählen z.B. Leistungsbilanzdefizite, abnehmende Währungsreserven, steigende Kreditvolumina, schwache Konjunkturverläufe etc. zu den Fundamentaldaten, die eine Krise andeuten.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den konträren Standpunkten auseinander und liefert eine plausible Erklärung dafür, dass es sich bei der Asienkrise um eine sog. Twin crisis oder Zwillingskrise handelt. Auf eine Finanzkrise – den ersten Zwilling der Twin crisis – folgt zwangsläufig eine Währungskrise – der zweite Zwilling der Twin crisis.
Dornbusch spricht in seiner Arbeit „A Primer on Emerging Market Crises" in diesem Zusammenhang von New style crises, d.h. der Koexistenz von Finanz- und Währungskrisen:
“A new-style crisis (…) may originate with questions about either the balance sheet or the exchange rate, but when there is a question about one, the implied capital flight makes it immediately a question about both. In no time, capital wipes out reserves and precipitates a currency collapse.”
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Definition „Krise“
- Auf dem Weg zur Erklärung der Südostasienkrise
- Die Südostasienkrise
- Beteiligte Länder der Asienkrise: Die Tigerstaaten
- Wirtschaftliche Ausgangslage der Tigerstaaten in Südostasien vor der Krise
- Ausbruch der Finanzkrise
- Ausbruch der Währungskrise
- Anlass für die Krise
- Verlauf und Ausbreitung der Währungskrise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Südostasienkrise von 1997/98. Ziel ist es, die komplexen Ursachen und den Verlauf der Krise anhand der verschiedenen beteiligten Akteure und ihrer wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erklären. Dabei werden insbesondere die Rolle von „Hot Money“ und die Entstehung einer „Twin Crisis“ betrachtet.
- Definition und Unterscheidung der Begriffe Währungskrise, Bankenkrise und (staatliche) Schuldenkrise
- Analyse der Rolle von „Hot Money“ und „Irrational Pessimism“ bei der Auslösung der Krise
- Untersuchung der makro- und mikroökonomischen Ursachen der Krise, wie z.B. Leistungsbilanzdefizite, abnehmende Währungsreserven und steigende Kreditvolumina
- Erklärung des Konzepts der „Twin Crisis“ und seine Anwendung auf die Südostasienkrise
- Bedeutung der Tigerstaaten für die wirtschaftliche Entwicklung Südostasiens
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Definition „Krise“: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Einführung in die verschiedenen Arten von Krisen, die im Zusammenhang mit der Südostasienkrise relevant sind. Es werden die Begriffe Währungskrise, Bankenkrise und (staatliche) Schuldenkrise definiert und voneinander abgegrenzt.
- Auf dem Weg zur Erklärung der Südostasienkrise: Dieses Kapitel diskutiert die verschiedenen Erklärungsansätze für die Südostasienkrise, insbesondere die Rolle von irrationalen Anlegern und „Hot Money“. Es werden auch die makro- und mikroökonomischen Faktoren betrachtet, die zur Krise beigetragen haben.
- Die Südostasienkrise: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den beteiligten Ländern der Asienkrise, den „Tigerstaaten“, und ihrer wirtschaftlichen Ausgangssituation vor der Krise. Es werden die verschiedenen Generationen von Tigerstaaten vorgestellt und ihre Rolle in der globalen Wirtschaft erläutert.
- Ausbruch der Finanzkrise: Dieses Kapitel behandelt die Ursachen und den Verlauf der Finanzkrise, die der Währungskrise vorausging.
- Ausbruch der Währungskrise: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Ausbreitung der Währungskrise in Südostasien.
- Anlass für die Krise: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Faktoren, die zum Ausbruch der Südostasienkrise beigetragen haben.
Schlüsselwörter
Südostasienkrise, Währungskrise, Bankenkrise, Schuldenkrise, Tigerstaaten, Hot Money, Irrational Pessimism, Twin Crisis, New style crises, Leistungsbilanzdefizit, Währungsreserven, Kreditvolumina, makroökonomische Faktoren, mikroökonomische Faktoren.
- Quote paper
- Herbert Spitzner (Author), 2008, Ursachen und Verlauf der südostasiatischen Wirtschaftskrise in den 1990er Jahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93351