Zur französischen Morphologie


Dossier / Travail de Séminaire, 2007

26 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Definition von „Morphologie“

2. Morphe, Allomorphe & Morpheme
2.1 Morph und Morpheme
2.2. Allomorph & Minimalpaaranalyse

3. Klassifikation von Morphen zu Morphemen

4. Nullmorphem und Nullallomorph

5. Morphemtypen

6. Stammerweiterung

7. Besonderheiten

8. Flexion

9. Wortbildung

10. Vergleich der verwendeten Werke für die französische Morphologie
10.1 „Einführung in die französische Morphologie“ von N. Schpack-Dolt
10.2„Einführung in die französische Sprachwissenschaft“ von A. Stein
10.3 „Französische Sprachwissenschaft. Eine Einführung mit thematischem Reader“ von Monika Sokol
10.4 „Linguistik- Eine Einführung„ (1996) von Heidrun Pelz
10.5 Schlussbemerkung

Bibliographie

Einleitung

Im Rahmen unseres Hauptseminars zur Geschichte der romanischen Sprachwissenschaft möchte ich mich- wie auch schon in meinem Referat- mit der französischen Morphologie befassen. Während des Seminars haben wir u.a. festgestellt, dass Sprache grundsätzlich auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden muss:

- auf Ebene der Synchronie und Diachronie[1]
- auf Ebene der langue und der parole[2]
- auf Ebene des Syntagmas und Paradigmas[3]

In meiner Hausarbeit werde ich mich daher zuerst mit dem Thema der Morphologie allgemein beschäftigen. Des weiteren möchte ich einige Werke zur Einführung in die französische Morphologie etwas genauer betrachten und mich mit dem Aufbau, wie auch mit dem Inhalt der jeweiligen Werke auseinandersetzen. Zu Beginn möchte ich eine Definition von „Morphologie“ anführen, da mir dies als ein sinnvoller Einstieg in das Thema und in die Hausarbeit erscheint.

1. Definition von „Morphologie“

Der Begriff Morphologie wurde im 19. Jahrhundert von den Sprachwissenschaftlern übernommen, um typische Wortbildungsmuster zu beschreiben. Ursprünglich stammt er von Goethe, der ihn für die Lehre von den Formen, besonders in der Botanik, eingeführt hat. August Schleicher[4] übernahm ihn dann 1860 für die Sprachwissenschaft, allerdings nur als Überschrift und zunächst wenig beachtet. Von Morphemen spricht erstmals Leonard Bloomfield[5].

Die Morphologie ist der Teilbereich der Linguistik, der die Erforschung der bedeutungs- oder funktionstragenden Elemente einer Sprache, der Morpheme, zum Gegenstand hat. Sie bildet so ein wichtiges Teilgebiet der Sprachwissenschaft und beschäftigt sich mit Prinzipien bzw. Regularitäten der inneren Struktur von Wörtern. Der Fokus liegt hier in der Formlehre, die vom Wort ausgeht. Die Morphologie besteht aus zwei Teilgebieten: Der Flexion und der Wortbildung, wozu u.a. folgende Bereiche gehören: die Derivation, die Komposition und die Kürzung. Einige Wissenschaftler zählen ebenfalls die Konversion zur Morphologie.

2. Morphe, Allomorphe & Morpheme

2.1 Morph und Morpheme

Laut Schpack-Dolt (2006) ist ein Morph eine minimale sprachliche Form, d.h. eine Form, die nicht vollständig in kleinere sprachliche Formen zerlegt werden kann. Demnach ist ein Morphem die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache auf der Ebene der langue[6] und bedeutet, dass einzelne Wörter in all ihre bedeutungstragenden Elemente zerlegt werden können. Hier geht es um die kleinsten sprachlichen Zeichen im Sprachsystem. Das Morphem ist genauer klassifizierbar im Gegensatz zum Morph, welches das Ergebnis einer Morphemsegmentierung darstellt, allerdings noch nicht klassifiziert ist. Ein Morph ist eine nicht weiter zerlegbare, bedeutungstragende Einheit der Sprache, auf der Ebene der parole[7].

Das Wort curieux ist demnach also kein Morphem an sich, sondern zerlegbar in die beiden Morphe { curi-} und {– eux}. Das Morph { –eux} kann wiederum mit anderen Morphen in Verbindung gebracht werden (malheureux, vigoureux, amoureux, etc.), ebenso das Morph { curi-} (curie).

Als weiteres Beispiel möchte ich nun das Adjektiv / maximal/ anführen. Dieses Adjektiv lässt sich noch weiter in kleinere sprachliche Formen zerlegen. Es ist folglich zerlegbar in das erste Morph /maxim/, was „höchst“ entspricht und in das zweite Morph /-al/, was so viel bedeutet wie „zugehörig“. In der geschriebenen Sprache können wir folglich dieses Adjektiv /maximal/ in zwei Morphe zerlegen. Ein Wort kann sowohl aus nur einem Morph, als auch aus mehreren Morphen bestehen. Im Folgenden möchte ich diese an einem Beispiel verdeutlichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Re-mett-re [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] /rә/, /mε/, /tr/ [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] 3 Morpheme

So können Wörter in mehrere, kleinere bedeutungstragende Einheiten zerlegt werden.

Ein weiteres Beispiel ist folgender Satz: Les oiseaux chantent..

Wenn dieser Satz nun in all seine bedeutungstragenden Elemente segmentiert werden soll, sieht dies wie folgt aus: Les-oiseau-x-chant-ent. Les ist der Artikel im Plural, oiseau das Substantiv, das –s trägt die Bedeutung der Pluralform, chant- ist die Stammform des Verbs (chanter) bzw. das Grundmorphem und –ent ist schließlich das Flexionsmorphem, also die Verbindung der 3. Person Plural Präsens Indikativ Aktiv.

Hieraus lässt sich schließen, dass minimale sprachliche Formen auch immer eine Bedeutung haben, selbst wenn diese Bedeutung oft nicht eindeutig ist.

Grundsätzlich lassen sich jedoch zwei Definitionen für ein „Morph“ anführen:

- Ein Morph ist die kleinste Phonem- oder Graphemfolge, die eine Bedeutung hat
- Ein Morph ist die kleinste grammatisch relevante Phonem- oder Graphemfolge

(vgl. Schpack-Dolt, 2006, S. 7)

2.2. Allomorph & Minimalpaaranalyse

Bestimmte Morphe haben in Bezug auf ihre Bedeutung und Funktion eine so enge Zusammengehörigkeit, dass man hier zwei Abstraktionsebenen einführen muss, um diese zu unterschieden – das Morphem ist die abstrakte Einheit auf der Ebene der langue und kann aber auf Ebene der parole mehrere unterschiedliche Formen, sogenannte Allomorphe, haben.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung:

Das Morphem {/ voul-/} hat unterschiedliche, ihm zugehörige Morphe:

- veu-; voul- ; veul- ; veuill- ; voud-

Diese Morphe gehören also zum selben Morphem, d.h. sie sind Allomorphe desselben Morphems. Dies gilt nicht nur für die geschriebene, sondern ebenso für die gesprochene Sprache: /vø-/, /vul/ usw. sind Allomorphe des Morphems {/vul/} (vgl. Schpack-Dolt, 2006; S. 9).

Das Morphem ist als eine Menge eines oder mehrerer Morphe. Diese Unterscheidung spielt eine entscheidende Rolle, da es zwar Morpheme gibt, die nur ein Allomorph besitzen, aber die meisten Morpheme mehrere Allomorphe aufweisen. Wenn dies nicht so wäre, dann wäre die Unterscheidung zwischen Morph und Morphem überflüssig.

Des weiteren zeigt sich die Vielfalt der unterschiedlichen Allomorphe eines jeweiligen Morphems in Beispielen wie: im parfait, in différent, il légal, in utile,...etc.

Die unterschiedlichen Allomorphe im-, in-, il-, in-,... haben die selbe Bedeutung und sind in ihrer Schreibweise vom vorausgehendem Phonem abhängig. So wird beispielsweise in- vor einem bilabialen Laut[8] zu im-. Hier liegt also eine Variante des Morphems vor. Wenn sich, wie eben erwähnt, die vorliegenden Wörter nur minimal unterscheiden wie z.B. Re nationalisation und De nationalisation, so handelt es sich um ein sogenanntes Minimalpaar.

Die Minimalpaar-Analyse ist jedoch vielmehr Aufgabe der Phonologie als die der Morphologie, trotzdem bleibt es nicht aus, einen kurzen Einblick in dieses Kapitel der Analyse zu werfen. Im Fokus der Phonologie steht nicht das Morphem, sonder das Phonem, welches eine abstrakte Einheit auf der Ebene der langue darstellt. Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden, aber nicht bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache. Phoneme tragen für sich genommen keine Bedeutung, ersetzt man jedoch in einem Wort ein Phonem durch ein anderes, ändert sich die Bedeutung: r ose – ch ose. Dies ist mit „bedeutungsunterscheidend“ gemeint. Mit Hilfe dieser sogenannten Minimalpaaranalyse lassen sich alle Phoneme einer Sprache systematisch erfassen und identifizieren. Liegt beim Ersetzen oder beim Auslassen eines Lautes eine Änderung der Bedeutung des Wortes vor, so können beide Laute unterschiedlichen Phonemen zugeordnet werden. Zu beachten ist jedoch, dass es sich bei Phonemen nicht um die Laute selbst handelt. Von Muttersprachlern der jeweiligen Sprache, wird ein Phonem als eine Gruppe von Lauten bezeichnet, die als „ungefähr gleich“ empfunden werden (vgl. Schpak-Dolt, 2006, S.13).

3. Klassifikation von Morphen zu Morphemen

„Der Grundgedanke ist, dass Morphe, die miteinander etwas zu tun haben, ein Morphem bilden, während Morphe, die offenkundig nicht zusammengehören, auch dann nicht als Varianten eines Morphems zählen sollen, wenn ihre Bedeutung sehr ähnlich ist“ (siehe Schpak-Dolt, 2006, S. 11).

Laut Schpak-Dolt (2006) gibt es fünf Klassifikationsprinzipien. Das erste Prinzip besagt, dass diejenigen Morphe, die zu einem Morphem zusammengefasst werden, auch eine ähnliche Bedeutung haben müssen, d.h. dass die Allomorphe eines Morphems die gleiche Bedeutung haben müssen bzw. den gleichen Bedeutungskern, der sie von anderen Elementen im System unterscheidet.

Das zweite Prinzip vertieft die erste Theorie und besagt, dass die Morphe, die zu einem Morphem zusammengefasst werden, in keiner einzigen Umgebung[9] und in keinem einzigen Kontrast[10] stehen. Wenn sich beim Austausch der sich ähnelnden Morpheme ein Bedeutungsunterschied nachweisen lässt, dann handelt es sich nicht um zwei Allomorphe desselben Morphems. Kontrastieren können nur die Elemente, die in der gleichen Umgebung vorkommen. Als Beispiel lässt sich der Unterschied von déclinaison und déclination anführen. Die deutlich unterschiedlichen Bedeutungen der beiden Wörter verbietet es die Suffixe –aison und –ation als Allomorphe desselben Morphems gelten zu lassen (vgl. Schpak-Dolt, 2006).

Das dritte Prinzip weist darauf hin, dass diejenigen Morphe, die zu einem Morphem zusammengefasst werden, die gleiche Rolle im grammatischen Sprachsystem spielen müssen.

Beispiel: -logie ist ein Element und kein selbstständiges Wort. Es wird nur als Zweitglied in gelehrten Zusammensetzungen verwendet wie u.a. in biologie, oder psychologie. Deshalb sind die betreffenden Morphe trotz Bedeutungsähnlichkeit und komplementärer Distribution jeweils verschiedenen Morphemen zugeordnet.

Im vierten Prinzip heißt es, dass die Gesamtbeschreibung möglichst einfach sein soll, damit Morphe zu einem Morphem zusammengefasst werden können. Das fünfte sagt aus, dass bei der Gruppierung von Morphen zu Morphemen strukturelle Parallelen vorhanden sein müssen; dieses letzte Prinzip ist allen anderen Prinzipien übergeordnet.

[...]


[1] Eine synchrone Sprachbetrachtung ist nichthistorischer Art, während die diachrone Betrachtung von historischer Art ist

[2] langueà Sprachsystem; parole à Realisierung der Sprache

[3] Das Syntagma ist durch die benachbarten Elemente einer Äußerung determiniert, das Paradigma ist wiederum durch die, an ihre Position einsetzbaren Elemente, determiniert

[4] August Schleicher (* 19. Februar 1821 in Meiningen; † 6. Dezember 1868 in Jena) war ein deutscher Sprachwissenschaftler

[5] Leonard Bloomfield (* 1. April 1887 Chicago, † 18. April 1949 New Haven) war ein US-amerikanischer Linguist, der eine behavioristische, sog. mechanistische Sprachanalyse betrieb

[6] langue = Gesamtheit des Wortschatzes und der Regeln des Spachsystems

[7] parole = das, was auf der Grundlage der langue produziert wird/werden kann (mündl./schriftl.); die Realisierung der Sprache

[8] Bilabialer Laut = p, b, m

[9] Umgebung bedeutet so viel wie die „Nachbarschaft“ von einer sprachlichen Form zu weiteren Elementen der gleichen Art. Somit wird festgehalten, dass die Umgebung von Morphen aus weiteren Morphen besteht.

[10] Kontrast beschreibt den Bedeutungsunterschied der entsteht, wenn zwei Morphe in einer Umgebung kontrastieren, d.h. wenn durch Ersetzen des einen Morphs durch das andere Morph in der Umgebung ein Bedeutungsunterschied entsteht.

Fin de l'extrait de 26 pages

Résumé des informations

Titre
Zur französischen Morphologie
Université
University of Göttingen
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
26
N° de catalogue
V93354
ISBN (ebook)
9783638068147
ISBN (Livre)
9783656568872
Taille d'un fichier
538 KB
Langue
allemand
Mots clés
Morphologie, Sprachwissenschaft
Citation du texte
Lisa Marlen Häßler (Auteur), 2007, Zur französischen Morphologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93354

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