Depressionen im Kindes- und Jugendalter. Diagnostische Perspektiven für die Grundschule


Dossier / Travail, 2018

18 Pages, Note: 1,3

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Darstellung des Störungsbildes Depression
1. Symptomatik
2. ICD10-Kriterien
3. Ätiologie
4. Prävalenz und Komorbidität
5. Das depressive Kind im Kontext Schule

3. Der diagnostische Prozess
1. MöglichkeitenderDiagnostik
2. Ausgewählte Diagnostikinstrumente
1. Depressionstest für Kinder im Grundschulalter (DTGA)
2. DepressionstestfürKinder(DTK-ll)
3. Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ)
1. Ausführliche Vorstellung
2. Kritische Reflexion mit Bezug zur schulischen Praxis

4 Therapie- und Hilfsmöglichkeiten bei Depressionen
1. Therapiemöglichkeiten
2. BeitragderSchule zum Therapieerfolg
3. Hilfsmöglichkeiten

5. Der derzeitige Umgang mit Depressionen - ein 14 Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Depression ist eine der häufigsten psychischen Krankheit in Deutschland - unter Erwachsenen und auch unter Kindern und Jugendlichen. Sie mindert die Lebensqualität der Betroffenen enorm und „wächst sich nicht aus“. Depressionen bei Kindern und Jugendlichen können deren Wachstum und Entwicklung beeinträchtigen, die Schulleistungen sowie ihre Beziehungen zu Gleichaltrigen und den eigenen Eltern negativ beeinflussen (Gore et al, 2011). Daher ist es von großer Bedeutung, die Symptomatik zu kennen, um sie zu erkennen. Drei bis zehn Prozent der Minderjährigen durchleben eine depressive Episode - bei etwa 50% dieser Betroffenen kehren die Symptome (auch im Erwachsenenalter) wieder. Depressionen bringen häufig suizidale Gedanken mit sich, und das bereits ab dem Schulkindalter (Fegert & Kölch, 2013). Das Thematisieren der Krankheit sollte für Studierende in pädagogischen Fachrichtungen verpflichtend sein. In der Schule machen sich Depressionen durch Leistungseinbrüche und Verweigerung bemerkbar, aber auch durch einen weniger auffälligen sozialen Rückzug. Geschultes Lehrpersonal könnte hier gezielt früh eingreifen und so die Heilungschancen der Depression erhöhen (Schulte-Markwort & Bindt, 2005).

Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich das Störungsbild der Depression und die mögliche Diagnostik im Kindes- und Jugendalter näher untersuchen und Erkenntnisse für den Umgang in der schulischen Praxis gewinnen. Dabei erhebt meine Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da das komplexe Störungsbild der Depression viel mehr Facetten besitzt als ich in diesem Rahmen abbilden könnte. Der Fokus der Arbeit liegt im Bereich der (schul-)kindlichen Depression.

2. Darstellung des Störungsbildes Depression

1. Symptomatik

Die drei Kernsymptome der Depression sind nach der NICE-Leitline Stimmungsprobleme (z.B. Traurigkeit), Probleme im Denken und Veränderungen im Aktivitätsniveau (Fegert & Kölch, 2013). Die Kriterien der ICD-10 benennen die Symptome konkreter. So sind die generellen Symptome eine depressive Stimmung, der Interessen- und Freudverlust, mangelnder Antrieb und Ermüdbarkeit, ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle, wiederkehrende Todesgedanken, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme, eine psychomotorische Agitiertheit, Schlafstörungen sowie der Appetit- und Gewichtsverlust (Fegert & Kölch, 2013). Die Symptome der kindlichen Depression können von denen im Erwachsenenalter abweichen. Während einige Symptome je nach Alter aufgrund der psychologischen Entwicklung noch nicht erwartbar sind, treten andere Symptome weniger stark ausgeprägt oder in aerinaerer Zahl auf. Die Symptomatik ist breiter gestreut und weniger von der traurigen Stimmung, der Antriebslosigkeit und Schuldgedanken geprägt.

Fegert und Kölch (2013) differenzieren die Symptomatik der kindlichen Depression in zwei Cluster. Die alterstypischen Symptome bei jüngeren Kindern umfassen Traurigkeit, Zurückgezogenheit, körperliche Schmerzen, Wütendsein, erhöhte Reizbarkeit/Gereiztheit, unerklärbare Wutanfälle, Müdigkeit, Angst vor dem Tod und Gelangweiltsein. Die alterstypischen Symptome bei älteren Kindern beinhalten selbstverletzendes Verhalten, sozialen Rückzug, Beziehungsprobleme, einen Leistungsabfall in der Schule, die Verschiebung des Tag-Nacht-Nacht-Rhythmus und den Substanz- und Alkoholabusus. Schulte-Markwort und Bindt (2005) haben die Symptomatik der kindlichen Depression in einem pädagogischen Aufsatz noch weiter differenziert: Sie unterscheiden zwischen dem Kleinkindalter, dem Vorschulalter, Schulkindern und dem Pubertäts- bzw. Jugendalter. Im Kleinkindalter treten depressive Symptome als Folge traumatischer Trennungen auf. Das Kind durchläuft dabei eine aktive Protestphase (schreien, weinen), eine passive Phase der Verzweiflung und die Phase der Ablehnung in Form eines resignativen Rückzugs. Im Vorschulalter zeigt sich die Depression unter anderem in einer verminderten Gestik und Mimik, einem traurigen Gesichtsausdruck und introvertiertem Verhalten, aber auch in Reizbarkeit und Aggressionen. Schulkinder sind in der Lage, Befindlichkeiten besser auszudrücken und zu benennen. Ab diesem Alter treten suizidale Tendenzen auf und die Kinder fürchten, nicht genug geliebt zu werden. Im Pubertäts- und Jugendalter ist das Erkennen der Depression oft besonders diffizil, da sie komorbid mit anderen Störungen auftritt. Gleichzeitig kann die Phase der Pubertät hormonell bzw. entwicklungsbedingt durch Lustlosigkeit, mürrische Stimmung und aufsässiges Verhalten geprägt sein, ohne dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Symptome der Depression in dieser Altersstufe sind ein vermindertes Selbstvertrauen, Angst, Konzentrationsmangel und tagesrhythmische Schwankungen des Befindens.

2. ICDIO-Khterien

Das Störungsbild der Depression wird in der ICD10 im Bereich F32 und F33 angesiedelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In Anlehnung an Fegert & Kölch, 2013

Die Diagnose der rezidivierenden depressiven Störung wird getroffen, wenn der Patient bereits eine depressive Episode durchlebt hat. Die Differenzierung zur depressiven Episode liegt also in der zeitlichen Komponente: Während die depressive Episode zeitlich begrenzt ist, kann die rezidivierende Störung wiederkehren. Die Diagnostik bietet die Möglichkeit zur weiteren Differenzierung. So kann zwischen Episoden mit und ohne somatischem Syndrom unterschieden werden, sowie zwischen Episoden oder Störungen mit oder ohne psychotischen Anteil. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sonstige bzw. nicht näher bezeichnete depressive Episoden oder Störungen zu bestimmen (Fegert & Kölch, 2013; Internationale Klassifikationen psychischer Störungen, 2016).

3. Ätiologie

Die Gründe für die Entwicklung einer depressiven Störung sind ebenso vielfältig wie ihre Auftretensformen. Aufgrund der familiären Häufung wird von einer Mischung der neurobiologisch-genetischen und sozial-psychischen Faktoren ausgegangen. Dabei beeinflusst die genetische Komponente neben dem Erkrankungsrisiko auch das Ansprechen der Betroffenen auf die Therapie. Die sozial-psychischen Faktoren sind häufig in der familiären Umwelt des Kindes anzusiedeln. Darunter zählt die Vernachlässigung in der frühen Kindheit, aber auch Life-Events wie die Trennung der Eltern oder der Tod eines Angehörigen (Fegert & Kölch, 2013). Im Grunde kann „jedes akut der chronisch auftretende traumatische Ereignis, das die Beziehungskontinuität eines Kindes belastet“(Schulte-Markwort & Bindt, 2005) eine depressive Störung auslösen. So kann beispielsweise der Kontakt zu einer depressiven Mutter beim Säugling zu psychischen Störungen führen (Schulte- Markwort & Bindt, 2005). Auch die Denkmuster und der Erziehungsstil legen die Weichen für die seelische Gesundheit des Kindes: Wird das Kind oft mit pessimistischen und entwertenden Aussagen konfrontiert, kann es diese negative Sicht in sein Selbstbild integrieren. Ebenfalls unter die sozial-psychischen Faktoren zählt eine dauerhafte Unter- oder Überforderung, die eine Schnittstelle zum schulischen Alltag darstellt (Fegert & Kölch, 2013).

4. Prävalenz und Komorbidität

Die Angaben für die Prävalenzrate der Depression in der deutschen Bevölkerung schwanken stark. Das liegt zum Einen darin begründet, dass unterschiedliche Studien verschiedene Stichproben und Beobachtungszeitrahmen gewählt haben. Zum Anderen unterscheiden sich die Untersuchungen durch die Diagnostikverfahren bzw. das zu Grunde liegende Verständnis der Depression und ihrer Symptomatik (Stiensmeier-Pelster et al, 2014). Eine Abfrage depressiver Symptome von Groen und Petermann (2011) ergab eine Prävalenz von 15-40%. Die BELLA-Studie postulierte eine Prävalenzrate von 11-15% bei den Kindern (Bettge et al, 2008). Laut Fegert und Kölch durchleben drei bis zehn Prozent aller Minderjährigen eine depressive Episode. Eine Studie von Busch et al (2013) stellte bei 5,4% der sieben bis siebzehnjährigen eine Major Depression (DSM) fest. Eine genaue Prävalenzrate kann nicht angegeben werden, was aber auch den wandelbaren Charakter der Depression einmal mehr umschreibt. Eine Aussage zur Prävalenz, die deutlich getroffen werden kann, ist, dass es einen erheblichen Geschlechtsunterschied gibt: Mädchen sind ab dem Pubertätsalter doppelt so häufig von Depression betroffen und leiden an längeren Episoden (Fegert & Kölch, 2013).

Das Störungsbild der Depression tritt gehäuft gemeinsam mit dem der Angststörung auf und ist schwer abzugrenzen. Darüber hinaus sind Depressionen komorbid mit emotionalen Störungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, einer Störung des Sozialverhaltens sowie einer originären Essstörungen. Bei Jugendlichen können ebenfalls Substanzmissbrauch sowie verschiedene Formen der Essstörungen vorkommen (Fegert & Kölch, 2013).

5. Das depressive Kind im Kontext Schule

Das Tückische an der kindlichen Depression ist, dass sie leicht übersehen wird. Betroffene Schülerinnen und Schüler werden häufig als „still-unkompliziert“ bzw. „pflegeleicht“ (Schulte-Markwort & Bindt, 2005) erlebt und fallen im Schulalltag nicht auf. Des Weiteren können ihre Symptome fehlinterpretiert werden, so wird ein Rückzug für die Lehrkraft oft als Verweigerung erlebt. Im sozialen Gefüge der Klasse kann das Verhalten der betroffenen Kinder für Ablehnung und Unverständnis sorgen, was sich wiederum negativ auf ihre Psyche auswirkt. So entstehende Teufelskreise können viel Macht über das Denken und Erleben der Kinder gewinnen. Ein Aufbrechen erfordert neben Einfühlung und Beharrlichkeit von der Lehrkraft auch eine treffende Einschätzung der Lehrkraft. Der Zusammenhang zwischen der Depression, Ängsten und dem Selbstwert kann auch Auswirkungen auf das Lernverhalten haben. Ähnlich wie beim Teufelskreis der Lernstörung kann sich eine misserfolgsorientierte Erwartung etablieren und infolge dessen ein defizitäres Lernverhalten. Im schulischen Kontext ist es daher von Bedeutung, die Ursachen von länger anhaltendem Rückzug und Leistungseinbrüchen zu untersuchen (Schulte- Markwort & Bindt, 2005).

3. Der diagnostische Prozess

1. Möglichkeiten der Diagnostik

Die Symptomatik der Depression wird durch wird in der Regel durch die Exploration des Betroffenen sowie der Angehörigen, im Kindesalter den Eltern oder Erziehungsberechtigten, erhoben. Diese umfasst zum Einen das Sammeln von Informationen über die Lebensgeschichte, das erstmalige Auftreten der Symptomatik, auslösenden Faktoren und den Auswirkungen auf den Alltag. Zum Anderen werden die Kernsymptome der vorliegenden Depression altersgerecht erfragt, wie beispielsweise Hoffnungslosigkeit oder Suizidgedanken. Dabei ist zu beachten, dass die Selbsteinschätzung und die Fremdeinschätzung Differenzen aufweisen können. Da Depressionen zu den internalisierenden Störungsbilder gehören, kann nur der Betroffene selber das wirkliche Ausmaß kennen.

Hilfreiche Fragen (Feger& Kölch, 2013)

An das Kind:

- Bist Du.eher ein trauriges oder ein fröhliches Kind?
- Wann bist Du richtig fröhlich? Was macht Dir richtig Spaß?
- Fühlst Du dich oft niedergeschlagen oder »down«? War das früher anders?
- Denkst Du, dass andere Kinder/Deine Freunde fröhlicher und/oder glücklicher als Du sind/sich fühlen?
- Weinst Du oft? Weinst Du vor dem Einschlafen? Schläfst Du lange nicht ein?
- Kreisen Deine Gedanken oft um dasselbe? Grübelst Du viel? Über was?
- Macht Dir vieles keinen Spaß mehr, was Du früher gerne gemacht hast? Tust Du weniger, triffst Du Dich z. B. weniger mit Freunden?

An die Eltern:

- Tut Ihr Kind Dinge nicht mehr, die ihm früher Spaß gemacht haben?
- Besucht Ihr Kind weniger seine Freunde?
- Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind sehr gereizt ist?

Als Screening-Instrument, zur Absicherung eines Verdachtes oder im Verlauf der Therapie zur Verlaufskontrolle können standardisierte Tests und Fragebögen eingesetzt werden. Ein unauffälliger Befund in dieser Diagnostik darf dabei nicht überbewertet werden. Kinder und Jugendliche mit Depressionen besitzen oft eine Dissimilationstendenz und verharmlosen die Symptomatik bzw. schwächen sie ab. Ein Beispiel für einen Fragebogen im Erwachsenenalter wäre die allgemeine Depressionsskala (ADS). Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychologie gibt es neben weiteren Verfahren den DTKG, den DTK-II sowie den DIKJ. Zusätzlich dazu können projektive Verfahren, wie beispielsweise der Wiener Satzergänzungstest, eingesetzt werden.

Eine Depression hat meist Einfluss auf das schulische Leistungsniveau. Im schulischen Kontext kann durch Leistungstest eine Unter- oder Überforderung ausgeschlossen werden. Gleichzeitig gibt ein Leistungsabfall Hinweise auf eine bestehende Depression. Außerdem sollten im diagnostischen Prozess somatische Ursachen (beispielsweise Schilddrüsenerkrankungen) ausgeschlossen werden. Darüber hinaus kann man die Depression von der posttraumatischen Belastungsstörung und Anpassungsstörungen abgrenzen (Feger& Kölch, 2013).

2. Ausgewählte Diagnostikinstrumente

1. Depressionstest für Kinder im Grundschulalter (DTGA)

Der DTGA (Depressionstest für Kinder im Grundschulalter) richtet sich an Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren. Es handelt sich um ein Selbstbeurteilungsverfahren mit zwölf Items, welches Auskunft über frühe depressive Verstimmungen gibt. Der Ablauf ist dem Alter der Testpersonen angepasst: Es werden drei farbige Dosen (rot, gelb, grün) vor dem Kind aufgebaut. Es bekommt pro Frage einen Chip und beantwortet die Fragen durch das Einwerfen der Chips. Dabei stehen die Chipdosen für „Stimmt ganz genau“ (rot), „Stimmt ein bisschen“ (gelb) und „Stimmt gar nicht“ (grün). Der Testleiter liest die Items vor und dokumentiert die Antworten in einem Protokollbogen. Die Auswertung des Tests erfolgt durch eine Summenbildung der Antworten des Kindes und anschließendem Abgleich mit einer Normtabelle. Der DTGA wird in einer Einzeltestung durchgeführt und ist in fünf bis zehn Minuten durchführbar. Die Gütekriterien des Tests bieten Raum zur Optimierung des Verfahrens. Das Alter der Kinder der Normierungsstichprobe weicht vom Alter des Geltungsbereiches des Tests ab. Die Autoren betonen, dass die Normierung dennoch repräsentativ sei. Die interne Konsistenz des Tests, angegeben durch Cronbachs Alpha, liegt mit a = .66 nah an der Grenze des tolerierbaren Bereiches für geprüfte Testverfahren. Die Validität weist im Bereich der Konstruktvalidität eine mittlere Korrelation auf, die Kriteriumsvalidität zeigt erwartete Zusammenhänge mit den Harter-Skalen (Esser, 2013).

Die Validität und Reliabilität bieten somit noch Potenzial für Verbesserungen und zählen zu den Schwachstellen des DTGA. Dafür bietet der Test eine ökonomische und kindgerechte Abfrage depressiver Tendenzen. Die Abfrage in Form der Selbsteinschätzung bietet darüber hinaus den Vorteil, dass keine Verzerrung der Symptomatik durch Beobachter stattfindet. Durch das Vorlesen der Items und die nonverbale Antwortform ist der DTGA niedrigschwellig einsetzbar.

2. Depressionstest für Kinder II (DTK-II)

Der DTK-II (Depressionstest für Kinder II) richtet sich an Kinder von neun bis vierzehn Jahren bzw. die dritte bis siebte Klassenstufe. Er wird neben dem klinischen Kontext und der Forschung auch in der Schulpraxis als Screening-Instrument eingesetzt. Aus diesem Grund gibt es eine Langform mit 55 Items und eine Kurzform mit elf Items. Die Items werden in Form eines Fragebogens präsentiert und erfordern als Antwortformat lediglich „Ja“ und „Nein“. Die Kurzform des Tests kann so in fünf, die Langform in zehn bis fünfzehn Minuten absolviert werden. Der DTK-II fragt das Störungsbild der Depression in drei Schwerpunkten ab: Zum Einen wird die Dysphorie thematisiert. Die hierzu passenden Items sprechen Symptome depressiver Störungen im affektiven und kognitiven Bereich, wie beispielsweise Traurigkeit, Sorgen und Einsamkeit, an. Zum Anderen findet eine Selbsteinschätzung des sozial unerwünschten Verhaltens statt. Beispiele für dieses agierte Verhalten wären Wutanfälle oder Unaufmerksamkeit in der Schule. Als dritten Aspekt werden Müdigkeit und psychosomatische Symptome (z.B. Schlafstörungen) abgefragt. Die Gütekriterien des DTK-II sind gut geprüft, die Objektivität ist gegeben, die Reliabilität durch Cronbach's Alpha zwischen a =.76 und a =.88 und einer Retestreliabilität zwischen .70 und .88 ebenfalls. Die Validität ist auf den Ebenen der faktoriellen, konvergente und diskriminante Validität gegeben. Die Durchführung der Normierung verlief repräsentativ und wird tabellarisch und in Form von Prozenträngen wiedergegeben (Rossmann, 2014).

Die vorhandene Erfüllung der Gütekriterien und seine schnelle Durchführung mit der Option des Screenings zeichnen den DTK-II aus. Ein Kritikpunkt für Kinder im Grundschulalter könnte die komplett schriftliche Durchführung des Tests sein. Schülerinnen und Schüler der dritten Klasse sollen über eine gewisse Lesekompetenz verfügen, gerade im Kontext der Inklusion darf darauf aber nicht vertraut werden. Eine einfache Lösung hierfür wäre entweder das zusätzliche Vorlesen der Items bei bekannten Problemen im Schriftspracherwerb oder alternativ eine Ansprechperson während der Testung.

3. Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ)

1. Ausführliche Vorstellung

Ein weiteres Verfahren zur Diagnose bei Kindern und Jugendlichen ist das Depressionsinventar für Kinder und Jugendliche (DIKJ), welches im Folgenden genauer vorgestellt wird. Das DIKJ ist ein für alle Schulformen einsetzbarer Test für Kinder im Alter von acht bis sechzehn Jahren. Es entstand in Anlehnung an Kovac's children's depression inventory und wurde mehrfach überarbeitet und angepasst. Der Schwerpunkt bei der Entwicklung des DIKJ liegt auf für Kindern und Jugendliche verständlichen Items sowie Items, die der Lebenswelt der Zielgruppe entsprechen. Darüber hinaus sind die Autoren bemüht, die gesamte Bandbreite an Symptomen einer depressiven Störung abzudecken. soziale Schwierigkeiten, sozialer Rückzug, soziale Isolation, Gefühl der Ablehnung somatische Symptome, Erschöpfung/Müdigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit Gedrückte Stimmung, Pessimismus, Trauer/Weinen, Anhedonie Aufsässigkeit, Reizbarkeit Unentschlossenheit, Schuldgefühle, Selbsthass, Gefühl der Inkompetenz, negatives Körperbild mangelnde Schulleistung, Schulunlust Das DIKJ präsentiert 29 Items in Form eines Fragebogens. Die Antwortalternativen für jedes Item sind individuell formuliert, aber nach demselben Schema aufgebaut. Es gibt die Möglichkeiten Symptom liegt nicht vor (0), Symptom liegt vor, und zwar in mittelstarker Ausprägung (1), und Symptom liegt vor, und zwar in sehr starker Ausprägung (2). Jeweils eine Hälfte wird in aufsteigendem und eine in absteigendem Schweregrad präsentiert. Eine Durchführung ist als Einzel- und Gruppentest möglich und ist mit einer Durchführungszeit von zehn bis fünfzehn Minuten ökonomisch. Die Auswertung beansprucht fünf Minuten und findet mithilfe einer Auswertungsschablone statt. Für jedes Item wird ein Rohwert ermittelt, diese werden addiert und können anschließend mit der Normtabelle abgeglichen werden. Die Normtabelle bietet neben einem Rohwerteband Prozentrang-Werte, T-Werte und ein T-Werte-Band. Um eine verlässliche Auswertung vornehmen zu können, dürfen maximal zwei Items nicht oder fehlerhaft ausgefüllt sein. Sind ein oder zwei Items fehlerhaft, wird die Auswertung durch eine Formel korrigiert und kann dennoch vorgenommen werden. Die Normtabellen des DIKJ geben eine Altersspanne von von acht bis sechzehn Jahren an und bilden somit sein Anwendungsgebiet ab. Eine Durchführung mit jüngeren Kindern sei denkbar, es müsse aber eine ausreichende sprachliche und kognitive Reife vorliegen. Auch eine Durchführung mit älteren Jugendlichen sei denkbar. Es gäbe andere adäquate Mittel, aber der DIKJ biete die Möglichkeit, schulbezogene Begleiterscheinungen festzustellen.

Das DIKJ findet Einsatz in Beratungsstellen wie der Erziehungsberatung und dem schulpsychologischen Dienst, in öffentlich-sozialen Einrichtungen und in der psychotherapeutischen Praxis. Mithilfe des DIKJ lässt sich ein Verdacht auf eine Depression prüfen, darüber hinaus bietet es die Möglichkeit den Schweregrad der depressiven Episode zu bestimmen. So kann das Verfahren auch therapiebegleitend oder als Überprüfung von Therapieverfahren eingesetzt werden. Durch den transparenten Aufbau der Itemstruktur kann darüber hinaus individuell die vorliegende Symptomatik der Depression bestimmt und im Laufe der Therapie beobachtet werden. Das DIKJ wurde 2014 überarbeitet und um drei weitere Items sowie eine Neunormierung ergänzt. Die Gütekriterien des DIKJ sind erfüllt: Neben einer überzeugenden Normierung ist die Reliabilität durch die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha .92 im klinischen Kontext sowie .87 im schulischen Kontext) gegeben. Die Konstruktvalidität leitet sich durch enge Orientierung an den DSM­Kriterien für Depressionen ab. Die konvergente und diskriminante Validität sowie die Kriteriumsvalidität wurden ebenfalls untersucht und bestätigt (Stiensmeier-Pelster et al, 2014).

[...]

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Depressionen im Kindes- und Jugendalter. Diagnostische Perspektiven für die Grundschule
Université
University of Potsdam
Note
1,3
Année
2018
Pages
18
N° de catalogue
V934611
ISBN (ebook)
9783346256058
ISBN (Livre)
9783346256065
Langue
allemand
Mots clés
Depression Kindesalter Jugendalter Diagnostik
Citation du texte
Anonyme, 2018, Depressionen im Kindes- und Jugendalter. Diagnostische Perspektiven für die Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/934611

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