Methadonsubstitution als Therapieform für Heroinabhängige. Ein Erfolgskonzept?


Facharbeit (Schule), 2016

24 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Geschichte des Methadons und des Heroins
2.1 Heroin als Suchtmittel

3 Methadon als Substitutionsmittel
3.1 Substitution allgemein
3.2 Methadonsubstitution und Ziele
3.3 Nebenziele: AIDS-Hilfe

4 Ansichten und Standpunkte
4.1 Interview mit Dr. Boniakowski
4.2 Pro Methadonsubstitution
4.3 Contra Methadonsubstitution

5. Fazit und Schluss

1 Einleitung

Hamburg, der 16. Januar 2012 – Die Pressemitteilung von Spiegel Online macht fassungslos:

Chantal, ein elfjähriges Mädchen aus Hamburg, starb an der Heroin-Ersatzdroge Methadon. Sie lebte bei ihren Pflegeeltern mit drei weiteren Kindern.

Beide Elternteile sind süchtig nach Heroin und versuchen ihre Sucht mit Methadon zu bekämpfen, weshalb der Vater und die Mutter ständig Zugriff zu diesem Mittel haben.

Die Droge sei ungesichert aufbewahrt worden, was der kleinen Chantal zum Verhängnis wurde. Sie habe dem Bericht zufolge Tabletten gegen ihre Bauchschmerzen gesucht. Die Pillen, die sie im Badezimmerschrank fand, waren jedoch die für das Kind tödliche Droge.1

Selbst heute wird noch verhandelt, wer die Schuld am Tod der Elfjährigen zu verantworten hat.

Abgesehen von der Nachlässigkeit des Jugendamtes, drogenabhängigen Eltern ein Pflegekind anzuvertrauen und abgesehen von dem mangelnden Verantwortungsbewusstsein der Eltern, die Droge im Schrank offen liegen zu lassen, stellt sich hier auch eine ganz andere Frage.

Zu klären ist nämlich, was die Drogenpolitik schon viel früher in Frage gestellt hat.

Darf eine so gefährliche Droge, wie Methadon, von einem Arzt verschrieben werden, um die Sucht nach einer anderen Droge zu bekämpfen?

Diese Frage wird in der folgenden Seminararbeit untersucht und erläutert. Außerdem wird herausgestellt, ob es überhaupt Sinn macht Droge mit Droge zu bekämpfen, oder ob es bessere Möglichkeiten und Therapien als die Methadonsubstitution gibt.

Anfangs wird die Droge Heroin untersucht, an welchen Rezeptoren das Heroin ansetzt, wie es auf den Körper wirkt, wie die Sucht hervorgerufen wird und wie hoch das Suchtpotenzial überhaupt ist.

Darauffolgend wird Heroin mit der Ersatzdroge verglichen und es wird hinterfragt, welche Gemeinsamkeiten diese Drogen haben, damit Methadon als Substitutionsmittel wirken kann. Außerdem wird untersucht, wo Methadon herkommt, wie es wirkt und welche Kurz- und Langzeitnebenwirkungen es haben kann.

Der Kern der Arbeit ist schließlich die Methadonsubstitution. Hier wird dargelegt, wie Methadon als Substitutionsmittel verwendet werden kann.

Außerdem werden die Ziele der Methadonsubstitution erläutert und es stellt sich im Laufe der Arbeit die Frage, macht Substitution Sinn oder gibt es sinnvollere Therapien?

Zum Schluss werden die Pro- und Contra-Seiten der Substitution mit Methadon aufgezeigt.

Als letztes gebe ich ein Fazit zu der Methadonsubstitution und runde die Arbeit mit meinen neu gewonnenen Erkenntnissen ab.

Dieses Thema wurde von mir gewählt, weil es eine sehr umstrittene Frage ist, ob die Methadonsubstitution Sinn macht. Ich wollte dieser Frage auf den Grund gehen und mir meine eigene Meinung bilden.

2 Geschichte des Methadons und des Heroins

2.1 Heroin als Suchtmittel

Heroin ist der wohl bekannteste Vertreter illegal konsumierter Opioide. Chemisch betrachtet ist es Diacetylmorphin (DAM).

Heroin wurde 1873 zum ersten Mal synthetisch hergestellt. Der britische Chemiker Charles Robert Wright entwickelte ein Verfahren, Diacetylmorphin aus Essigsäureanhydrid und Morphin herzustellen.

Seit 1898 ist das „Heroinum hydrochloricum“ unter der Bezeichnung Heroin auf dem Markt. Damals wurde es jedoch noch als Schmerz- und Hustenmittel von dem deutschen Pharmaunternehmen Bayer hergestellt.2

Heroin wurde außerdem für Krankheiten, wie kardiale Störungen, Atemwegserkrankungen, psychische Erkrankungen und Prämedikation bei Narkose verabreicht.

Während des ersten Weltkrieges aber wurden Heroinkonsumenten aufgrund der allgemeinen gesellschaftlichen und politischen Lage stark stigmatisiert.3

Bis 1958 wurde Heroin noch in Deutschland verkauft, bis 1971 das Verbot erfolgte.

Heroin ist ein stark Sucht erzeugendes illegales Opiat. Es wird, wie Opium und Morphium, aus Rohopium hergestellt, dem eingetrockneten Milchsaft des sogenannten Schlafmohns.4

In der reinsten Form ist Heroin ein feines, weißes, geruchloses Pulver. Es ist stark wasserlöslich und hat einen sehr bitteren Geschmack.5 Auf dem Schwarzmarkt wird es jedoch meistens als cremefarbenes, graues oder bräunliches Pulver gehandelt. Zu den Verfärbungen kommt es aufgrund der Zusätze, die als Streckmittel verwendet werden, wie Zucker, Koffein oder andere Substanzen.

Beim Konsum des „gestreckten“ Heroins können schädigende Substanzen eingenommen werden, weshalb eine genau Heroindosierung nicht möglich ist. Verunreinigungen im Heroin können Abwehrmechanismen im Körper hervorrufen, den sogenannten „Shake“. Die Symptome, wie Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost, Fieber usw. treten sofort nach Konsum auf.

Die Spanne zwischen verträglicher und tödlicher Dosis ist sehr gering. Niemand kennt die Stärke der Droge im gekauften Päckchen, weshalb die Konsumenten ständig dem Tod durch Überdosis ausgesetzt sind.6

Heroin kann geraucht, geschnupft oder intravenös injiziert werden. Meistens wird es in die Venen gespritzt, seltener unter die Haut oder in die Muskeln.7

Die Nachweiszeiten des Heroins sind von der Konsumhäufigkeit- und menge und der Geschwindigkeit des Stoffwechsel abhängig. Im Blut ist es also ungefähr 24 Stunden nachzuweisen und im Urin drei bis sieben Tage.8

2.1.1 Rezeptoren im Körper

Heroin hat eine euphorisierende, angstlösende und ausgleichend beruhigende Wirkung. Es gibt einem das Gefühl von Geborgenheit und Selbstzufriedenheit, man fühlt sich sozusagen wie in Watte gepackt, da alle Sorgen in der Wahrnehmung zurücktreten.

Heroin hat, wie jede Droge, Kurz- und Langzeitwirkungen. Die Wirkung ist abhängig von der Dosis, dem Reinheitsgrad, der Gewohnheit und der Konsumform.

Bei intravenösem Konsum tritt die Wirkung nach ca. 10 Sekunden ein, geraucht oder gesnieft nach ein paar Minuten, da hier die Substanz nicht direkt in das Blut übergeht und somit im Gehirn weniger stark bzw. schnell anflutet.9

Es wird dann im Körper zu Morphin gespalten. Was bedeutet, dass die Wirkung größtenteils durch Morphin ausgelöst wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Wirkdauer beträgt zwei bis fünf Stunden. Die anfängliche Wirkung nennt man ein „Rush“ oder „Kick“. Hierbei nimmt das Empfindungsvermögen plötzlich enorm zu. Das Selbstbewusstsein wird gesteigert und es wirkt stark schmerzlindernd. Heroin wird in ihrer Intensität von keiner anderen Droge erreicht.10

Es kann außerdem zu Erbrechen oder Juckreiz kommen, wenn die Drogenwirkung einsetzt. Erst wenn die Wirkung etwas nachlässt, ist der Benutzer für ein paar Stunden müde und schläfrig. Die elementaren Körperfunktionen wie Herzschlag, Darmtätigkeit und Atmung verlangsamen sich ebenfalls. Symptome dafür sind Pulsverlangsamung, Blutdruckabfall, Pupillenverengung und Atemnot.11

Bei häufigem Konsum über einen längeren Zeitraum kann es zur Abnahme der Libido kommen, außerdem zu Verstopfung und Organschädigungen.12

Die Wirkung wird durch die Bindung an den Rezeptoren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ausgelöst. Von außen zugeführte Stoffe benötigen sogenannte Opioidrezeptoren zentraler und periphärer Nervenzellen um im menschlichen Körper Wirkung zeigen zu können.

Rezeptoren sind „Empfängerstationen“, welche im gesamten Körper in den Nervenzellen, verteilt sind. Sie haben die Aufgabe, von außen eingehende Wirkstoffe andocken zu lassen und so deren Effekt freizusetzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für jede wirksame Droge gibt es einen entsprechenden Rezeptor. Da Heroin zu den Opiaten zählt, wirkt es demnach durch das Ankoppeln an den Rezeptoren, die nur von Opiaten und opiatähnlichen Substanzen besetzt werden können.

Diese befinden sich vor allem im limbischen System und werden in bestimmte Typen unterteilt. So kommt es auch zu den unterschiedlichen Wirkungen.13

Außerdem gibt es für jede wirksame Substanz eine endogene Entsprechung. Die körpereigenen Agonisten dieser Opiodrezeptoren werden Endorphine genannt. Der menschliche Körper verfügt über verschiedene Endorphine. Diese wirken zum einen schmerzhemmend und beruhigend, regen den Schlaf an, zum anderen angstlösend und verschaffen auch eine wohlig-glückliche Stimmung bis zur Ekstase. Außerdem sind sie an der Darmpassage, der Pupillenkontraktion und der Hormonmodulation beteiligt. Endorphine werden zum Beispiel in starken Stresssituationen oder Schmerzen ausgeschüttet. Natürlich gibt es hier aber eine Grenze, damit der Körper nicht von seinen eigenen Opioiden abhängig wird.14

Durch die Einnahme von Heroin, greift der Benutzer jedoch ständig in den Neurotransmitter-„Haushalt“ des Körpers ein und es kommt zu einer Überschwemmung der obengenannten Opiatrezeptoren.

„Heroin setzt die Aktivität der inhibitorischen Neuronen, welche Dopamin produzierende Neuronen hemmen, im Belohnungssystem herab. Das Wegfallen dieser Hemmung, die normalerweise eine Überaktivierung der dopaminergen Neuronen verhindert, führt zu einem Anstieg der Dopaminkonzentration, was vereinfacht gesagt ein starkes Lernsignal bzw. positives Verstärkersignal im Belohnungssystem bildet. Aus diesem Grund ist eine Wiederholung des Heroinkonsums vom Konsumenten erwünscht.“ (Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, Otto Schmid)

2.1.2 Suchtpotenzial

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bereits Stunden, nachdem die Droge Heroin eingenommen wurde und nachdem die Wirkung wieder nachgelassen hat, entwickelt der Körper ein starkes Verlangen nach mehr. Wenn der Abhängige dann keinen weiteren „Schuss“ bekommt, erfährt er den Entzug. Dieser Entzug zeigt sich in extremen physischen und mentalen Symptomen, die man erfährt, wenn der Körper nicht das bekommt, was er verlangt – Heroin.

Zu den typischen Entzugserscheinungen zählen Rastlosigkeit, Durchfall, Erbrechen, Schmerzen in den Knochen und Muskeln, Schlafstörungen, Delirium, Bewusstlosigkeit, depressive Verstimmungen und massives Unbehagen. Die sehr unangenehmen körperlichen Entzugserscheinungen sind meist nach ca. einer Woche überwunden.15 16

Wie bei vielen Drogen hält das Hochgefühl, nachdem sich alle Konsumenten sehnen, nur wenige Minuten an.

Wird die Droge regelmäßig konsumiert, braucht man immer größere Mengen Heroin, nur um sich „normal“ zu fühlen, da es im Gehirn zu Anpassungsvorgängen kommt, welche die Empfindlichkeit der Rezeptoren verringern.17

Es geht dem Konsumenten nach einer gewissen Zeit dann eher darum, die Entzugserscheinungen zu verhindern, denn die positive Wirkung, die man sich eigentlich zu Beginn an erhofft hatte, stellt sich durch die Toleranzentwicklung schon nicht mehr ein.

Die Entwicklung einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit ist also leicht möglich, weshalb es sehr schwer ist, den Heroinkonsum ganz einzustellen.

2.2 Methadon – ein synthetisches Produkt

Methadon wurde 1939 in den pharmazeutischen Labors der Farbwerke Hoechst durch Bockmühl und Ehrhart zum ersten Mal synthetisiert. Nach der Synthetisierung von Pyramidon und Antipyrin erweiterte sich das Forschungsinteresse gegen Ende der 20er Jahre auf die Entwicklung schmerzstillender Medikamente.

Schließlich entdeckten die Hoechst-Mitarbeiter auch die Verbindung 2-Dimethylamino-4,4-diphenylheptanon-(5), die später unter der Bezeichnung Methadon bekannt werden sollte. 1942 begann die pharmakologische Untersuchung und es wurde klinisch erprobt.18

Als die Farbwerke nach dem Krieg durch Enteignungen ihre Patentrechte verloren, gelangten die Forschungsunterlagen in die USA. Nach deren Überprüfung erhielt die Substanz Amidon im Jahre 1947 den Freinamen Methadon. Jede ausländische Firma konnte nun das Herstellungsrecht erwerben.19

Durch verschiedene Firmen gelang es dann auf den Arzneimittelmarkt und wurde unter sehr vielen verschiedenen Handelsnamen vermarktet, wie z.B. unter dem Namen Anadon, Butalgin, Mephenon und Petalgin. Die Zusatzstoffe und Methadonkonzentration waren ebenfalls unterschiedlich.20

Erst nach der Neugründung der Firma Hoechst im Jahre 1949 wurde Methadon unter dem gesetzlich geschützten Präparatnamen Polamidon, als stark wirkendes Schmerzmittel, auf dem Arzneimittelmarkt angeboten. 1953 erfolgte eine Patenterteilung für Polamidon.

Das Abhängigkeitspotential wurde in Deutschland zunächst fälschlicherweise als sehr gering eingestuft, ab 1950 aber wurde das starke Abhängigkeitspotential in Deutschland weitgehend bekannt.

Zum gleichen Zeitpunkt wurde erstmals Polamidon zu Substitutionszwecken von Morphinabhängigen erprobt. Methadon wird seit den 1960ern als Substitutionsmittel gegen körperliche Entzugserscheinungen bei Heroinabhängigkeit eingesetzt. 1965 wurde in den Hoechst-Werken etwa doppelt so starkes Methadon namens L-Polamidon hergestellt.21 1994 wurde Methadon aufgrund seines internationalen Einsatzes wieder als verschreibungspflichtig eingestuft.22

2.2.1 Gewinnung und Definition

Genau wie Heroin, ist Methadon ein Opiat und wird deshalb auch aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen. Hierzu werden die Mohnkapseln angeritzt. So können die in den Milchröhrchen biosynthetisierte Opiate mit der Mohnmilch aus der Kapsel fließen.

Bei Methadon handelt es sich im Gegensatz zum Heroin, das halb synthetisiert ist, um ein voll synthetisiertes Opiat. Es wird also vollsynthetisch hergestellt und hat eine stark schmerzstillende Wirkung.23

Methadon ist, wie schon gesagt, ein Morphinabkömmling, unterscheidet sich aber chemisch-strukturell deutlich von Morphin und Heroin.24

Methadon steht als Überbegriff für drei Formen des Methadons. Man unterscheidet zwischen einer rechts - und einer linksdrehenden Form, sowie dem aus beiden zusammengesetzten Recemat.

Das rechtsdrehende Methadon ist jedoch für die Substitution ungeeignet, da es keine analgetische Wirkung aufweist.25

„Das razemische Methadon, das oral eingenommen wird, kann als Pharmachemikalie zur Zubereitung von Lösungen in Apotheken bezogen werden. Seit Mitte 1999 ist es auch als Fertigarznei in Form von Tabletten erhältlich.“ (Viethen, 2004)

Es hat als Ersatzstoff für Heroin in Substitutionsprogrammen seine Wirksamkeit bewiesen und wurde deshalb 2005 von der Weltgesundheitsorganisation in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO aufgenommen.26

2.2.2 Anwendung und Wirkungsweise

Methadon ist ein schmerzhemmendes Opioid und wird im Rahmen der Substitution als Ersatzmittel für Heroin angewendet.

Die Wirkung gleicht insgesamt dem Wirkbild aller Opiate, Heroin inbegriffen. Methadon besetzt dieselben Nervenzellrezeptoren wie Heroin, die ohne eine Opiatzufuhr mit den körpereigenen Endorphinen reagieren.27 Methadon hat die gleiche analgetische Wirkung wie Heroin, da die Rezeptorstellen im Schmerz- und Belohnungssystem wirken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Methadon führt aber, wenn es oral eingenommen wird, weder zu sozialer Funktionstüchtigkeit, noch stört es die Therapiefähigkeit der Betroffenen. Ein weiterer Unterschied zum Heroin ist, dass sich unter Methadon keine Toleranz bildet, was bedeutet, dass Entzugserscheinungen verhindert werden, ohne dass die Dosis gesteigert werden muss.

Methadon ist ein narkotisches Medikament und ähnelt in der schmerzmindernden Wirkung sehr dem Morphin, aber ohne starke Rauschzustände zu erzeugen. Das bedeutet, dass bei der Wirkung des Methadons der „Kick“ fehlt.28

Bei gegebener Heroinabhängigkeit, kann Methadon die Entzugssymptome lindern, da die Rezeptorstellen im Gehirn weiter besetzt werden, es macht aber ebenso abhängig, wenn es über einen längeren Zeitraum eingenommen wird, was mit den Entzugserscheinungen beim Absetzen der Droge verbunden ist. Daher wird die Dosis schrittweise verringert.

Methadon wird, anders als Heroin, geschluckt. Nach der oralen Einnahme wird es in die Blutbahn resorbiert, konzentriert sich in Lunge, Milz, Leber und Nieren und wird außerdem in Muskel- und Fettgewebe eingelagert. Nur ein geringer Teil der Substanz dringt bis ins Gehirn vor. Im Gegensatz zum Heroin tritt die Wirkung mit zeitlicher Verzögerung ein, ca. 30 bis 60 Minuten, und hält dafür länger wie Heroin, also 24 bis 36 Stunden gleich bleibend an, weshalb es nur einmal am Tag eingenommen werden muss.29

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf den Konsumenten hat Methadon eine euphorisierende Wirkung, welche aber im Vergleich zu Heroin wesentlich geringer ist, da Methadon deutlich langsamer als Heroin in das Gehirn übergeht. Hier überwiegt das Gefühl der Müdigkeit und der Schläfrigkeit. Methadon wirkt sedierend, vermindert den Antrieb und hat einen Einfluss auf das Schlafverhalten. Die Traum- und Tiefschlafphasen sind reduziert. Es wirkt auch gegenüber anderen Opioiden stärker dämpfend. Das Gefühl, als wäre man in Watte gepackt, stellt sich auch beim Methadonkonsum ein.30

Eine weitere Wirkung ist, dass die Schmerzempfindung nachlässt, Methadon hat aber keinen Einfluss auf die Koordination, auf die Sprache oder die optische und akustische Wahrnehmung.

2.2.3 Nebenwirkung des Methadonkonsums

Obwohl Methadon die Nebenwirkungen von Heroin verhindern soll, können auch bei Methadon Nebenwirkungen auftreten, wenn sie die vorbestehende Toleranz gegenüber Opioiden aufgrund des Vorkonsums überschreiten.

Nach der Einnahme von Methadon kann es zu Unruhe und Schlaflosigkeit kommen. Außerdem sind eine Verlangsamung der Herztätigkeit und Schwächeanfälle infolge eines Kreislaufversagens möglich.31

In den ersten vier bis sechs Wochen spüren die Patienten oft eine sedierende Wirkung.

Erbrechen, Übelkeit und Durchfall, sowie Mundtrockenheit, Harnverhaltung, Libidoverlust, Juckreiz, Schweregefühl in Armen und Beinen, Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen, Rötungen und Schwitzen sind weitere Auswirkungen des Methadonkonsums.32

Außerdem können Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen und verminderte Aufmerksamkeit auftreten, wenn das Gehirn nicht geschult wird. Wie bei jedem Opioid kommt es zur Pupillenverengung, einer langsameren Atmung, einer niedrigen Pulsfrequenz und Schmerzunempfindlichkeit. Da das Methadon auf das vegetative Nervensystem wirkt, haben Patienten oft Probleme mit Verstopfung.

Viele der Nebenwirkungen verschwinden nach gewisser Zeit mit Eintreten der Toleranz.

Zum Teil sind es ähnliche Nebenwirkungen wie die des Heroinkonsums. Durch die längere Halbwertszeit des Methadons, halten sie jedoch länger an, als beim Heroin.33

Eine Methadonüberdosierung ist genauso gefährlich, wie die Überdosis von Heroin und führt ebenso zu Kreislauf- und Atemstillstand, sowie Schock, Lungenödem und Krämpfen.

3 Methadon als Substitutionsmittel

3.1 Substitution allgemein

Der Begriff „Substitution“ leitet sich vom Verb substituere (ersetzen) aus dem Lateinischen ab. Allgemein ist eine Substitution also der Ersatz durch von außen zugeführte Substanzen, die der Körper normalerweise durch eigene Organleistung herstellt, die aber aufgrund von Funktionsschwächen- oder versagen des jeweiligen Organs nicht zur Verfügung stehen.34

Bei opioidabhängigen Personen bedeutet es die geregelte und kontrollierte ärztliche Verschreibung opioider Substanzen als Medikament. Das Ziel hierbei ist die soziale und gesundheitliche Stabilisierung.35

Da es eine Therapie ist, erhält der Betroffene die Substanz auf Rezept. Die Behandlung wird meist ambulant durch Ärzte mit Zusatzqualifikation oder in Fachzentren durchgeführt. Hierbei wird die jeweilige Tagesdosis des Substitutionsmittels in oraler Form unter medizinischen und psychosozialer Betreuung verabreicht. Im Gegensatz zu illegalen Drogen sind die Substitutionsmedikamente frei von Verunreinigungen und exakt dosiert. Außerdem sind die Probleme des intravenösen Drogenkonsums, wie Abszesse, infektiöse Erkrankungen und Überdosierung damit aufgehoben.36

[...]


1 http://www.spiegel.de/thema/fall_chantal/

2 Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, Otto Schmid, S. 24

3 De Ridder, 2000, S. 114

4 https://drugscouts.de/de/lexikon/heroin

5 Freye, 2010

6 http://de.drugfreeworld.org/drugfacts/heroin/what-does-heroin-look-like.html

7 Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, Otto Schmid, S. 27

8 https://drugscouts.de/de/lexikon/heroin (Nachweis)

9 https://drugscouts.de/de/lexikon/heroin (Wirkung)

10 http://de.drugfreeworld.org/drugfacts/heroin/the-destructive-effects-of-heroin.html

11 http://de.drugfreeworld.org/drugfacts/heroin/the-destructive-effects-of-heroin.html

12 https://drugscouts.de/de/lexikon/heroin (Langzeitnebenwirkung)

13 https://drugscouts.de/de/drfruehling/wie-wirkt-heroin

14 Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, Otto Schmid, S. 26

15 http://de.drugfreeworld.org/drugfacts/heroin/the-destructive-effects-of-heroin.html

16 https://drugscouts.de/de/lexikon/heroin

17 Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, Otto Schmid, S. 27

18 Methadon – Ein Segen für Heroinabhängige?, Sarah Bittner, S. 3

19 https://drugscouts.de/de/lexikon/methadon

20 Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, S. 28

21 www.suchtzentrum.de „Substanz“

22 https://de.wikipedia.org/wiki/Methadon#Geschichte

23 http://de.naturalproducts.wiki/alkaloide/opiate

24 http://www.drogen.fach-wiki.de/index.php?title=Methadon

25 Methadon – Ein Segen für Heroinabhängige?, Sarah Bittner, S. 3

26 http://www.drogen.fach-wiki.de/index.php?title=Methadon

27 http://de.naturalproducts.wiki/alkaloide/opiate

28 http://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-m/methadon/

29 Methadon – Ein Segen für Heroinabhängige?, Sarah Bittner, S.4

30 http://www.checkyourdrugs.at/substanzen/methadon/

31 http://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-m/methadon/

32 https://drugscouts.de/de/lexikon/methadon

33 Methadon – Ein Segen für Heroinabhängige?, Sarah Bittner, S. 5

34 https://de.wikipedia.org/wiki/Substitutionstherapie

35 Einfluss einer Substitutionsbehandlung auf die Lebensqualität, Otto Schmid, S. 40

36 http://symptomat.de/Substitutionstherapie

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Methadonsubstitution als Therapieform für Heroinabhängige. Ein Erfolgskonzept?
Hochschule
St.-Michaels-Gymnasium, Metten
Note
1,3
Jahr
2016
Seiten
24
Katalognummer
V935701
ISBN (eBook)
9783346271228
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Methadon, Heroin, Substitution, Drogen
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Methadonsubstitution als Therapieform für Heroinabhängige. Ein Erfolgskonzept?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/935701

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Methadonsubstitution als Therapieform für Heroinabhängige. Ein Erfolgskonzept?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden