Als George R. Kelly 1955 sein zweibändiges Werk „The Psychology of personal
Constructs“ veröffentlichte, zog es wenig Aufmerksamkeit auf sich.
In der Einleitung zu seiner deutschen Ausgabe heißt es: „Kelly war für seinen Zeit zu
früh; er wurde von seinen Zeitgenossen auch im eigenen Sprachraum weitgehend
ignoriert“. (Sader, 1986, S.9). Das lag vor allem daran, dass der Behaviorismus, der
vor allem äußere Bedingungen betrachtet, weit verbreitet war und es somit keinen
Platz für kognitive Ansätze, in denen Denk- und Verstehensprozesse im Mittelpunkt
stehen, gab. Sein Buch wurde lange nicht verkauft und noch heute ist die
ursprüngliche Fassung lieferbar. Er behandelte eine Thematik, welche zu seiner Zeit
noch nicht aktuell war. Erst nach einigen Jahren trat Kellys Konstrukttheorie in den
Vordergrund, da die Kognition mehr und mehr an Bedeutung gewann. Kelly hatte
sich durch seine Inhalte bereits mit dem kognitiven Ansatz auseinandergesetzt und
versucht den Menschen von seiner subjektiven Betrachtungsweise her zu verstehen.
Er betrachtet die Persönlichkeit des Menschen von einem neuen Blickwinkel aus,
und verwendet somit keine bereits existierenden psychologischen Begriffe wie zum
Beispiel „Lernen“, „Motivation“ oder „Trieb. Vielmehr führte er den Konstruktbegriff
ein und entwickelte neue Erforschungsmethoden. Im Folgenden wird Kellys Theorie
der Persönlichkeitskonstrukte ausgearbeitet, und dabei zunächst auf seinen
persönlichen Hintergrund und anschließend ausführlich auf seinen theoretischen
Ansatz eingegangen. Anschließend werden seine Forschungsmethoden anhand des
Rollen-Konstrukt-Repertoire Test und der fixierte Rollentherapie erklärt. Danach
werden die Psychologen George Kelly und Carl Rogers gegenübergestellt um
Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Theorien auszuarbeiten. Im letzten
Punkt, findet eine Stellungnahme zu Kellys Theorie der persönlichen Konstrukte
statt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. George Kelly: Sein Werk
- 2. Kellys Lebenslauf
- 3. Die Theorie der Persönlichkeitskonstrukte
- 3.1 Sein Menschenbild
- 3.2 Die persönlichen Konstrukte
- 3.2.1 Kellys Grundpostulat
- 3.2.2 Die 11 Korollarien
- 4. Kellys Forschungsmethoden
- 4.1 Der Rollen-Konstruktions-Test (REP-Test)
- 4.2 Die fixierte Rollentherapie (FRT)
- 5. George Kelly und Carl Rogers im Vergleich
- 6. Stellungnahme zu Kellys Theorie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Persönlichkeitskonstrukttheorie von George Kelly. Ziel ist es, Kellys Theorie, seine Forschungsmethoden und sein Menschenbild darzustellen und im Vergleich zu Carl Rogers zu positionieren. Abschließend wird eine kritische Stellungnahme zu Kellys Theorie gegeben.
- Kellys Menschenbild und seine Konstrukttheorie
- Die Forschungsmethoden des REP-Tests und der fixierten Rollentherapie
- Vergleich der Theorien von Kelly und Rogers
- Kritische Auseinandersetzung mit Kellys Theorie
- Der Einfluss des Kontextes (Behaviorismus vs. Kognition) auf die Rezeption von Kellys Werk
Zusammenfassung der Kapitel
1. George Kelly: Sein Werk: Die Arbeit erläutert die anfängliche Ignoranz gegenüber Kellys Werk „The Psychology of Personal Constructs“ aufgrund der vorherrschenden behavioristischen Perspektive. Sie hebt hervor, dass Kellys kognitive Herangehensweise, die Denk- und Verstehensprozesse in den Mittelpunkt stellt, zu seiner Zeit noch nicht im Fokus stand. Der Aufsatz kündigt die anschließende detaillierte Ausarbeitung von Kellys Theorie, seinen Forschungsmethoden (REP-Test und fixierte Rollentherapie) und einen Vergleich mit Carl Rogers an, gefolgt von einer kritischen Stellungnahme.
2. Kellys Lebenslauf: Dieser Abschnitt beschreibt Kellys Leben, beginnend mit seiner Geburt 1905 in Kansas, seinem Studium der Mathematik und Physik, seiner späteren Tätigkeit als Luftfahrtingenieur und seinem Wechsel in die Erziehungswissenschaften. Die Promotion über Sprach- und Leseschwierigkeiten bei Kindern, seine Arbeit als Psychologe während des Zweiten Weltkriegs, seine Professur an der Ohio State University und seine Präsidentschaft der Abteilung für Klinische Psychologie der American Psychological Association werden detailliert dargestellt. Der Lebenslauf endet mit seinem Tod 1967 und unterstreicht den Kontext, in dem seine Theorie entstand.
3. Die Theorie der Persönlichkeitskonstrukte: Dieses Kapitel beschreibt Kellys Theorie der persönlichen Konstrukte, die sich mit der Wahrnehmung und Interpretation der Umwelt durch den Menschen auseinandersetzt. Es charakterisiert den Menschen als Wissenschaftler, der Hypothesen aufstellt und überprüft. Der "konstruktive Alternativismus" – die Möglichkeit, unbrauchbare Sichtweisen durch nützlichere zu ersetzen – wird erläutert. Das Kapitel führt den Konstruktbegriff ein und betont, dass der Mensch nach Kelly sowohl frei als auch determiniert ist: frei, weil er die Bedeutung von Ereignissen mitbestimmen kann, determiniert, weil er sich nicht außerhalb der von ihm selbst errichteten Alternativen entscheiden kann. Der Fokus liegt auf der Bedeutung der Konstrukte für die Strukturierung der individuellen Welt.
Schlüsselwörter
George Kelly, Persönlichkeitskonstrukte, Kognition, REP-Test, Fixierte Rollentherapie, Carl Rogers, konstruktiver Alternativismus, Menschenbild, Wissenschaftler-Metapher, subjektive Wahrnehmung.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu "George Kelly: Seine Theorie der Persönlichkeitskonstrukte"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit der Persönlichkeitskonstrukttheorie von George Kelly. Sie beinhaltet eine Biografie Kellys, eine detaillierte Darstellung seiner Theorie, seiner Forschungsmethoden (REP-Test und Fixierte Rollentherapie), einen Vergleich mit Carl Rogers und eine kritische Auseinandersetzung mit Kellys Werk. Der Einfluss des Kontextes (Behaviorismus vs. Kognition) auf die Rezeption von Kellys Theorie wird ebenfalls beleuchtet.
Wer war George Kelly?
George Kelly (1905-1967) war ein Psychologe, der zunächst Mathematik und Physik studierte und später als Luftfahrtingenieur arbeitete. Er promovierte über Sprach- und Leseschwierigkeiten bei Kindern und wirkte als Psychologe im Zweiten Weltkrieg. Seine Professur an der Ohio State University und seine Präsidentschaft der Abteilung für Klinische Psychologie der American Psychological Association unterstreichen seine Bedeutung für die Psychologie.
Was ist die Theorie der Persönlichkeitskonstrukte?
Kellys Theorie der Persönlichkeitskonstrukte beschreibt den Menschen als Wissenschaftler, der aktiv seine Umwelt wahrnimmt und interpretiert. Zentral ist der Begriff des "konstruktiven Alternativismus": der Mensch kann seine Sichtweisen auf die Welt verändern und durch nützlichere ersetzen. Die Theorie betont, dass Menschen zwar frei in ihren Entscheidungen sind, aber diese Freiheit innerhalb des Rahmens ihrer selbstgeschaffenen Konstrukte ausgeübt wird. Die individuellen Konstrukte strukturieren die persönliche Weltansicht.
Was sind die wichtigsten Konzepte in Kellys Theorie?
Zu den wichtigsten Konzepten gehören Kellys Grundpostulat (die Antizipation von Ereignissen durch Konstrukte), die elf Korollarien (Ableitungen aus dem Grundpostulat), der Konstruktivismus, der konstruktive Alternativismus und die Wissenschaftler-Metapher (Mensch als Hypothesen-bildender Wissenschaftler).
Welche Forschungsmethoden verwendete Kelly?
Kelly entwickelte den Rollen-Konstruktions-Test (REP-Test), ein Verfahren zur Erfassung persönlicher Konstrukte, und die Fixierte Rollentherapie (FRT), eine therapeutische Methode, bei der der Klient in eine Rolle schlüpft, um neue Perspektiven zu entwickeln und seine Konstrukte zu verändern.
Wie lässt sich Kellys Theorie mit der von Carl Rogers vergleichen?
Die Arbeit beinhaltet einen Vergleich zwischen Kellys und Rogers' Theorien, der die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihren Menschenbildern, therapeutischen Ansätzen und philosophischen Grundannahmen aufzeigt.
Wie wird Kellys Theorie kritisch bewertet?
Die Arbeit enthält eine kritische Auseinandersetzung mit Kellys Theorie, die ihre Stärken und Schwächen beleuchtet und ihre Relevanz für die moderne Psychologie diskutiert.
Welchen Einfluss hatte der Kontext (Behaviorismus vs. Kognition) auf die Rezeption von Kellys Werk?
Die Arbeit analysiert, warum Kellys Werk anfänglich wenig Beachtung fand, da der vorherrschende Behaviorismus seine kognitive Perspektive nicht berücksichtigte. Der Aufsatz verdeutlicht die Bedeutung des historischen Kontextes für das Verständnis der Rezeption und des Einflusses von Kellys Theorie.
- Citation du texte
- Helena Grabner (Auteur), 2006, Die Persönlichkeitskonstrukttheorie von George Kelly, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93636