Das wissenschaftliche Interesse an der Zunahme internationaler Migrationsbewegungen steigt
seit Ende des 20. Jahrhunderts deutlich (vgl. Glorius 2007a, S. 13). “There are nearly 200
million international migrants in 2005, counting only those who have lived outside their country
for more than one year and including 9.2 million refugees […] Numbers are increasing
rapidly: from 82 million international migrants in 1970 through 175 million in 2000 to nearly
200 million today.“ (GCIM 2005, S. 83). Immer mehr Menschen verlassen somit im Laufe
ihres Lebens das Land, in dem sie geboren wurden. Deutschland zählt nicht nur im europäischen,
sondern auch im weltweiten Vergleich zur Gruppe von Staaten mit den größten Bevölkerungsanteilen
von Zuwanderern erster Generation (vgl. Pallaske 2002, S. 9). Nach Angaben
des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (2004, S. 11) ist Polen im Jahr 2004 mit
139.283 Zuzügen das Hauptherkunftsland.1 Insgesamt stammen von den rund neun Millionen
Einwohnern Deutschlands ca. eine Million aus Polen (vgl. Pallaske 2002, S. 9).
Neben diesen quantitativen Veränderungen von Migrationsbewegungen ist auch eine qualitative
Veränderung in den Verläufen und individuellen Organisationsformen von Migration zu
erkennen. Es hat sich eine transnationale Form der Migration entwickelt, die durch räumliche
Mobilität über internationale Grenzen hinweg und die Aufrechterhaltung verstärkter sozialer
Verbindungen zwischen Herkunfts- und Zielland gekennzeichnet ist (vgl. Pries 1997, S. 16).
Bei dieser Form der Migration geraten verstärkt die zwischen den Herkunfts- und Zielländern
entwickelten sozialen Vermittlungsprozesse und Netzwerkstrukturen in den Fokus (vgl. Pries
1996, S. 456). Transnationale Migration zeichnet sich durch häufige Bewegungen und Verbindungen
zwischen Herkunfts- und Zielland aus und spiegelt sich somit auch in den Lebensweisen
von Migranten wider. Durch die ständigen sozialen Kontakte über nationale
Grenzen hinweg kommt es zu einer Verbindung von geographisch entfernten Räumen, die zu
einer neuen Einheit verschmelzen: dem transnationalen sozialen Raum (vgl. Glorius 2007b,
S. 2). Insbesondere im US-amerikanischen Raum gibt es eine Reihe von Studien zum Theorieansatz
der transnationalen Migration. Erst seit einigen Jahren ist die Diskussion auf den
Migrationsraum Europa ausgedehnt und untersucht worden.
Die polnischen Migranten gelten in Deutschland als eine unauffällige und gut integrierte Zuwanderergruppe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Transnationalismus
- Transnationale Migration
- Transnationale soziale Räume
- Quantitative Aspekte der Migration von Polen nach Deutschland
- Transnationalismusaspekte polnischer Migranten in Deutschland
- Räumliche Mobilitätsaspekte
- Soziale, kulturelle und politische Aspekte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Hypothese, dass die Migrationsbewegungen von Polen nach Deutschland seit den 1990er Jahren verstärkt transnationale Züge angenommen haben. Sie beleuchtet die Entwicklung eines neuen Migrationsmusters – der Pendelmigration – und analysiert die Veränderungen der Migrationsbewegung von einer überwiegend permanenten und politisch motivierten zu einer zunehmend zirkulären und ökonomisch motivierten Form.
- Entwicklung des Transnationalismusansatzes
- Konzept transnationaler sozialer Räume
- Pendelmigration als neues Migrationsmuster
- Transnationale Aspekte polnischer Migranten
- Zusammenhang zwischen Migration und transnationalen sozialen Räumen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den aktuellen Forschungsstand zur Zunahme internationaler Migrationsbewegungen und zur Entwicklung des Transnationalismusansatzes dar. Sie beleuchtet die Besonderheiten polnischer Migranten in Deutschland und die Frage, ob sich die Migrationsbewegung von Polen nach Deutschland seit den 1990er Jahren verstärkt transnationalisiert hat.
- Transnationalismus: Das Kapitel definiert den Begriff des Transnationalismus und stellt die verschiedenen Aspekte transnationaler Migration und transnationaler sozialer Räume vor. Es wird erläutert, wie sich die transnationale Form der Migration in den Lebensweisen von Migranten widerspiegelt.
- Quantitative Aspekte der Migration von Polen nach Deutschland: Das Kapitel beleuchtet die quantitativen Entwicklungen der Migrationsbewegungen von Polen nach Deutschland. Es werden statistische Daten und Trends zur Zuwanderung aus Polen nach Deutschland vorgestellt.
- Transnationalismusaspekte polnischer Migranten in Deutschland: Das Kapitel analysiert die transnationalen Aspekte der Migrationsbewegungen von Polen nach Deutschland. Es untersucht die räumliche Mobilität, soziale, kulturelle und politische Aspekte der Migration und deren Auswirkungen auf das Leben der polnischen Migranten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen Transnationale Migration, Transnationalismus, Pendelmigration, polnische Migranten, soziale Räume, Integration, Identität, Kultur, Politik und Ökonomie. Sie befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Migrationsbewegungen und der Bildung transnationaler sozialer Räume und untersucht, wie sich die transnationale Form der Migration in den Lebensweisen von Migranten widerspiegelt.
- Citar trabajo
- Nicole Böhmer (Autor), 2008, Haben Migrationsbewegungen von Polen nach Deutschland seit den 1990er Jahren verstärkt transnationale Züge?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93671