Grundlagen der Websitelokalisierung

Die Lokalisierung der Unternehmenswebsite des Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)


Diploma Thesis, 2005

165 Pages, Grade: 1,5


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

2 Lokalisierung - mehr als nur Übersetzen
2.1 Globalisierung, Internationalisierung und Lokalisierung
2.2 Entwicklung der Lokalisierungsbranche
2.3 Neue Perspektiven für Übersetzer

3 Grundlagen und Methoden der Lokalisierung
3.1 Grundlagen und Methoden der „klassischen“ Softwarelokalisierung
3.1.1 Die zu lokalisierenden Objekte eines Software-Produktes
3.1.1.1 Lokalisierung von Software
3.1.1.2 Lokalisierung von Dokumentation
3.1.1.3 Lokalisieren der Online-Hilfe
3.1.1.4 Lokalisieren von Grafiken
3.1.1.4.1 Bitmap-Grafiken
3.1.1.4.2 Objektgrafiken
3.2 Grundlagen und Methoden der Websitelokalisierung
3.2.1 Internet
3.2.1.1 World Wide Web
3.2.1.2 Websites vs. Webseiten
3.2.2 Aufbau von Websites
3.2.2.1 HTML
3.2.2.2 XML
3.2.2.3 Andere Skript- und Programmiersprachen
3.2.2.4 WML
3.2.3 Der Lokalisierungsprozess
3.2.3.1 Vorbereitende Schritte zur Lokalisierung
3.2.3.1.1 Anforderungen des Auftraggebers
3.2.3.1.2 Projektanalyse
3.2.3.1.3 Pseudolokalisierung
3.2.3.1.4 Pilotprozess
3.2.3.1.5 Weitere Analysen
3.2.3.1.6 Zeitplan
3.2.3.2 Vorbereitung der eigentlichen Lokalisierung
3.2.3.2.1 Internationalisierung
3.2.3.2.2 Grafische Benutzeroberfläche
3.2.3.2.3 Lokale Standards
3.2.3.2.4 Kulturelle Anpassungen
3.2.3.2.5 Kodierter Zeichensatz
3.2.3.2.6 Schriftarten
3.2.3.2.7 Grafiken
3.2.3.3 Übersetzung
3.2.3.4 Lokalisierung der HTML-Dateien
3.2.3.4.1 Der Einsatz elektronischer Hilfsmittel bei der Übersetzung
3.2.3.5 Kompilieren
3.2.3.6 Qualitätssicherung
3.2.3.6.1 Internationalisierungstest
3.2.3.6.2 Lokalisierungstest
3.2.3.6.3 Funktionale Tests
3.2.3.6.4 Web Testing Tools
3.2.3.6.5 Style Guidelines
3.2.3.6.6 Glossar
3.2.3.6.7 Qualitätskontrolle

4 Elektronische Hilfsmittel bei der Lokalisierung
4.1 Computer-Aided Translation
4.1.1 Terminologieverwaltungssysteme
4.1.1.1 Arten von Terminologieverwaltungsprogrammen
4.1.1.1.1 Typisierung der Systeme nach Benennungsorientierung vs. Begriffsorientierung
4.1.1.1.2 Typisierung der Systeme nach der Datenstrukturierung
4.1.1.2 Einsatz von Terminologieverwaltungsprogrammen
4.1.1.2.1 Datenkategorien
4.1.2 Translation-Memory-Systeme
4.1.2.1 Komponenten von Translation-Memory-Systemen
4.1.2.2 Einsatz von Translation-Memory-Systemen
4.1.3 Lokalisierungstools
4.1.3.1 Grundfunktionen von Lokalisierungstools
4.1.3.1.1 WYSIWYG-Umgebung
4.1.3.1.2 Kontrollfunktion
4.1.3.1.3 Translation-Memory-Funktion
4.1.3.1.4 Glossareinbindung
4.2 Maschinelle Übersetzung
4.2.1 Einsatz maschineller Übersetzungssysteme
4.2.2 Einsatzkriterien und Voraussetzungen

5 Lokalisierungsprojekt: Lokalisierung einer Unternehmenswebsite am Beispiel der Website des IAMO
5.1 Vorstellung des Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)
5.2 Aufbau der Website des IAMO
5.3 Vorüberlegungen zur Lokalisierung
5.4 Das Lokalisierungsprojekt im Überblick
5.5 Terminologierecherche
5.6 Einsatz elektronischer Hilfsmittel
5.6.1 Die Arbeit mit der Translator`s Workbench und dem TagEditor von TRADOS .
5.7 Bearbeiten der JavaScript-Dateien
5.8 Anpassung nichtsprachlicher Elemente und des Layouts
5.9 Qualitätskontrolle
5.10 Aktualisierung der Website
5.11 Zusammenfassung

6 Fazit und Perspektiven

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Bibliographie

Anhang 1: Terminologiesammlung für die Übersetzung der Website des IAMO

1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Die Wettbewerbssituation für Unternehmen hat sich aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen auf den Gebieten der Wirtschaft und Technik in den letzten Jahren nachhaltig gewandelt. Der technologische Fortschritt, insbesondere die Entwicklung des Internets, und eine zunehmende Globalisierung führten zu einer internationalen Vernetzung ungeahnten Ausmaßes. Da im World Wide Web (WWW) Informationen kostengünstig zur Verfügung gestellt werden und demzufolge auch kleinere Unternehmen, um neue Absatzmärkte zu erschließen, ihre Dienstleistungen und Produkte auf dieser globalen Plattform anbieten können, trägt das World Wide Web entscheidend dazu bei, dass sich die Welt zunehmend zu einem global village entwickelt. Bedingt durch diese Entwicklungen nimmt indes auch die internationale Konkurrenz stetig zu. Die veränderten Gegebenheiten können in vielen Branchen nicht länger einfach ignoriert werden. Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie sich global präsentieren müssen, um der zunehmenden internationalen Konkurrenz standzuhalten. Um jedoch Produkte und Dienstleistungen auf verschiedenen Zielmärkten erfolgreich anbieten und verkaufen zu können, müssen sie lokalisiert, d. h. dem Zielmarkt entsprechend angepasst werden. Die Akzeptanz eines Produkts auf einem bestimmten Zielmarkt ist zumeist davon abhängig, ob der potentielle Kunde in seiner Muttersprache angesprochen wird. Doch nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell und rechtlich muss sich das Produkt in die jeweiligen Gegebenheiten des Zielmarktes nahtlos einfügen. Ein professionell lokalisiertes Produkt kann der Kunde von einem im eigenen Land entwickelten Produkt nicht unterscheiden.

Ein rascher Informationsaustausch und die Darbietung der nahezu unüberschaubaren Datenmengen im Internet spielen eine immer größere Rolle. Da das Internet mittlerweile nicht mehr nur von Fachleuten, sondern auch von einer breiten Schicht der Allgemeinheit sowohl zur Kommunikation und Informationsbeschaffung als auch beispielsweise zum Vergleich von Produkten, Tätigen von Einkäufen und für Auskünfte jeglicher Art genutzt wird, die Informationen im World Wide Web jedoch oftmals noch nicht in mehreren Sprachen verfügbar sind, kommt der Übersetzung bzw. Lokalisierung der Websites eine stets wachsende Bedeutung zu.

Im Zeitalter der Informationstechnologie eröffnen sich dem Übersetzer somit ganz neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Die Software- und Websitelokalisierung hat als neues Tätigkeitsfeld des Übersetzers in den letzten Jahren einen immensen Aufschwung erlebt. Dieser Tätigkeitsbereich fordert dem Übersetzer dabei nicht nur sprachliche und kulturelle Fähigkeiten ab, sondern auch ein hohes Maß technischen Fachwissens. Da sowohl bei der Software- als auch bei der Websitelokalisierung alle zu lokalisierenden Komponenten in elektronischer Form vorliegen, sind Kenntnisse über die zugrunde liegenden Quellformate und Bearbeitungsmethoden unerlässlich. Der Einsatz elektronischer Werkzeuge, angefangen bei einfachen Textverarbeitungsprogrammen bis hin zu speziell für die Übersetzung und Lokalisierung entwickelten Lösungen, ist bei dem vielschichtigen Vorhaben „Lokalisierung“ schon aus Gründen der Effizienz unerlässlich.

Der Vorgang des Anpassens von Websites an einen anderen Sprach- und Kulturraum wird als Globalisierung bezeichnet. Dabei wird auf Kenntnisse zurückgegriffen, die in der Softwarelokalisierung gewonnen wurden. Dennoch wird der Übersetzer im Bereich der Websitelokalisierung mit neuen Problemen konfrontiert. Neben HTML muss sich ein Lokalisierer auch zunehmend mit XML, WML und anderen Programmier- und Skriptsprachen auseinandersetzen.

Gegenstand der nachfolgenden Arbeit ist es, die Probleme der Lokalisierung aus Sicht des Übersetzers zu betrachten und Lösungsansätze vorzustellen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Websitelokalisierung als Sonderfall der Softwarelokalisierung.

Nach einer allgemeinen Einführung in das Gebiet der Lokalisierung und die damit verbundenen Prozesse Globalisierung und Internationalisierung sowie einem knappen Einblick in die Entwicklung der Lokalisierungsbranche zu einem schnell wachsenden Dienstleistungszweig, in dem Übersetzer eine maßgebliche Rolle spielen, wird aufgezeigt, welche neuen Chancen sich Übersetzern im Zusammenhang mit der Lokalisierung bieten (Kapitel 2). In Kapitel 3 stehen die Grundlagen und Methoden der Lokalisierung im Mittelpunkt der Betrachtung. Wie anfangs dargelegt, wird bei der Websitelokalisierung auf in der Softwarelokalisierung gewonnenes Wissen zurückgegriffen. Mithin wird in diesem Kapitel zunächst auf die Grundlagen der Softwarelokalisierung eingegangen. Im Anschluss erfolgt ein Einblick in die Websitelokalisierung. Nach einer Einführung in die verschiedenen Programmier- und Skriptsprachen wie HTML, XML, Java und WML behandelt Kapitel 3.2.3 den gesamten Lokalisierungsprozess mit seinen involvierten Aspekten. Es wird dargelegt, wie ein Lokalisierungsprojekt vorbereitet und aufgebaut wird. In diesem Zusammenhang wird auch die Qualitätssicherung, ein bedeutender Aspekt jeder Übersetzung, im Hinblick auf die Lokalisierung berücksichtigt. Überdies fließen kulturspezifische Besonderheiten in die Betrachtung ein. In Kapitel 4 stehen die elektronischen Hilfsmittel, die dem Übersetzer bzw. Lokalisierer im IT-Zeitalter zur Verfügung stehen, im Zentrum. Dabei wird untersucht, inwiefern die Übersetzung von Software im Allgemeinen und Websites im Besonderen mit Hilfe von Lokalisierungstools optimiert und beschleunigt werden kann. Kapitel 5 stellt das im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Lokalisierungsprojekt, die Lokalisierung der Website des Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), vor.

Das Hauptziel der Arbeit besteht darin, zu untersuchen, welche theoretischen und praktischen Aspekte bei der Übersetzung bzw. Lokalisierung von Websites zu beachten sind und welche Anforderungen die Lokalisierung an den Übersetzer stellt. Dazu zeigt insbesondere die Darstellung des Lokalisierungsprojekts in Kapitel 5, wie bei der Lokalisierung einer Website vorgegangen wird, welche Probleme dabei auftreten können und wie der Einsatz von Lokalisierungstools zum erfolgreichen Lokalisieren einer Website beitragen kann. Im vorliegenden Projekt wurde das Translation-Memory-System der Firma TRADOS verwendet. Die Arbeitsweise mit dem TRADOS-System wird in Kapitel 5.6 erläutert. Obgleich auch sprachliche und translatorische Gesichtspunkte Berücksichtigung finden, liegt das Hauptaugenmerk der Betrachtungen auf den technischen Aspekten der Websitelokalisierung.

Das abschließende Kapitel 6 fasst die vorliegende Arbeit noch einmal zusammen, wobei insbesondere auf die Relevanz elektronischer Hilfsmittel für die Lokalisierung eingegangen und ein kurzer Ausblick im Rahmen der Übersetzertätigkeit gegeben wird.

2 Lokalisierung - mehr als nur Übersetzen

Wer sich noch nicht eingehend mit der Thematik der Lokalisierung beschäftigt hat, stellt sich die Frage, wo der Unterschied zum Übersetzen liegt. Die reine Übersetzung ist jedoch lediglich ein Bestandteil des vielschichtigen Vorhabens "Lokalisierung". Lokalisierung geht weit über die reine Übersetzung hinaus. Ein ausgangssprachiges Produkt wird so bearbeitet, dass es sich nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell nahtlos in die jeweiligen Gegebenheiten des zielsprachigen Landes, in dem es vermarktet werden soll, einfügt. Hierbei wird die sprachliche Komponente von der klassischen Übersetzung abgedeckt. Der kritische kulturelle Aspekt hingegen geht weit darüber hinaus und setzt Vertrautheit mit der zielsprachigen Kultur sowie spezielle elektronische Hilfsmittel voraus, um kulturelle Anpassungen vornehmen zu können.

Im Folgenden werden zunächst die zentralen Begriffe Globalisierung, Internationalisierung und Lokalisierung genauer erörtert. Kapitel 2.2 beschäftigt sich mit der Entstehung der Lokalisierungsbranche, Kapitel 2.3 zeigt auf, welche neuen Chancen und Möglichkeiten sich dem Übersetzer auf dem Arbeitsmarkt bieten.

2.1 Globalisierung, Internationalisierung und Lokalisierung

Die 1990 in der Schweiz als gemeinnütziger Verein gegründete Localization Industry Standards Association (LISA) definiert den Begriff Globalisierung (kurz „G11N“ als Abkürzung für das englische Wort globalization) wie folgt (vgl. Esselink, 2001):

Globalization addresses the business issues associated with taking a product global. In the globalization of high-tech products this involves integrating localization throughout a company, after proper internationalization and product design, as well as marketing, sales, and support in the world market.

Anders ausgedrückt umfasst die Globalisierung „alle Aktivitäten eines Unternehmens im Hinblick auf die Vermarktung eines (Software-) Produktes außerhalb des nationalen, lokalen Marktes“ (Schmitz, 2000a:2). Um auf verschiedenen regionalen Märkten erfolgreich sein zu können, müssen die dort geltenden wirtschaftlichen, technischen und gesetzlichen Aspekte berücksichtigt werden.

Laut der Organisation LISA wird Internationalisierung folgendermaßen definiert (vgl. Esselink, 2001):

Internationalization is the process of generalizing a product so that it can handle multiple languages and cultural conventions without the need for re-design. Internationalization takes place at the level of program design and document development.

Als Internationalisierung (kurz „I18N“ als Abkürzung für das englische Wort internationalization) wird also die Vorbereitung des Produktes auf ausländische Märkte bereits während seiner Entwicklung bezeichnet. Um das Produkt beim Lokalisierungsvorgang nicht völlig neu gestalten zu müssen, werden sprach- und kulturspezifische Elemente aus dem Programmkern entfernt. So wird eine leichte Anpassung des (Software-) Produktes an andere Märkte und die damit verbundenen anderen technischen Konventionen, Sprachen und kulturellen Eigenheiten ermöglicht. Die Internationalisierung ist Bestandteil der Produktentwicklung und erfolgt somit noch vor der Lokalisierung, die bei einem professionell internationalisierten Produkt zweifelsfrei zeit- und kostengünstiger sein wird. Je mehr ein Unternehmen um die Internationalisierung seiner Produkte bemüht ist, umso geringer wird der Aufwand für die Lokalisierung dieser Produkte sein.

Schmitz (2000a:3) weist auf folgende typische, den Lokalisierungsaufwand stark erhöhende Fehler im Bereich der Internationalisierung von Softwareprodukten hin:

- Der Programmcode enthält Texte, die bei regionalen Versionen eine Anpassung erfordern
- Texte in Schaltflächen, Menüs, Hilfesystemen und Meldungen sind in der Länge festgelegt/beschränkt
- fest programmierte Datumsformate, Währungsangaben, Maßeinheiten usw.
- fest programmierte Formate für Adressen usw.
- Grafiken enthalten Text
- Verwendung US-spezifischer Icons

Bei der Suche nach dem Unterschied zwischen Internationalisierung und Globalisierung, lässt sich feststellen, dass sich die Internationalisierung eher auf die technischen Aspekte der Vorbereitung eines Produktes auf einen anderen regionalen Markt konzentriert, während die Globalisierung die hinter dem gesamten Prozess stehende Marketingstrategie darstellt. Diese Marketingstrategie sieht eine Loslösung vom Heimatmarkt sowie die weltweite Vermarktung eines Produktes vor (vgl. Flessenkämper, 2002:9).

Lokalisierung (kurz „L10N“ als Abkürzung für das englische Wort localization) wird von der LISA wie folgt definiert (vgl. Esselink, 2001):

Localization involves taking a product and making it linguistically and culturally appropriate to the target locale (country/region and language) where it will be used and sold.

Als Lokalisierung wird somit die Anpassung eines Produktes an unterschiedliche Sprach- und Kulturräume bezeichnet. Hierzu gehört in erster Linie die Sprache, doch auch kulturelle Konventionen und spezielle Bedingungen des Zielmarktes müssen berücksichtigt werden, um technisch, sprachlich und kulturell angemessene Produkte für die jeweiligen Märkte erzeugen zu können. So muss auf technischer Ebene gewährleistet sein, dass Datum, Uhrzeit, Währungssymbole usw. über das in der Zielkultur gebräuchliche Format verfügen. Inhaltlich muss sichergestellt werden, dass Farben, Grafiken und Symbole der Zielkultur angemessen sind. Auf beide Aspekte soll in den Kapiteln 3.1.1.4 und 3.2.3.2 detaillierter eingegangen werden.

Im Bereich der Softwarelokalisierung müssen die Programme an sich sowie die Dokumentation, sonstiges Begleitmaterial und die Verpackung angepasst werden. Im Bereich des Internets wird mit dem Begriff der Lokalisierung die Adaption der Website an den Zielmarkt beschrieben.

Die Lokalisierung gehört in der Regel zu den Aufgabenbereichen von Übersetzern, Lokalisierern und technischen Autoren. Ein professionell lokalisiertes Produkt kann der Benutzer von einem heimischen Produkt nicht unterscheiden. Sämtliche für den Benutzer sichtbaren Texte und Dokumentationen liegen in der Sprache des Benutzers vor und entsprechen dem kulturellen Hintergrund. Daneben erfüllt das lokalisierte Produkt alle rechtlichen Bestimmungen und technischen Anforderungen des jeweiligen Zielmarktes (vgl. Esch, 2003:22).

Die obigen Ausführungen zeigen, dass sich die Lokalisierung in erster Linie im Ausmaß des Tätigkeitsbereiches von der reinen Übersetzung unterscheidet. Das Übersetzen stellt stets nur einen Bestandteil des vielschichtigen Lokalisierungsvorgangs dar. Es kann sogar vorkommen, dass bei einem Lokalisierungsprozess gar keine Übersetzung gefordert wird. In solch einem seltenen Fall werden lediglich Datum, Uhrzeit, Währung sowie Grafiken kulturell angepasst, beispielsweise bei der Lokalisierung eines in Frankreich entwickelten Produktes für den Französisch sprechenden Teil Kanadas.

Oftmals wird aus Zeit- und/oder Kostengründen auch nur ein ausgewählter Teil eines Produktes lokalisiert. In diesem Fall erfolgt lediglich eine Anpassung der für den Zielmarkt wichtigen Komponenten. Bei der Entscheidung für diese so genannte selektive Lokalisierung ist häufig der Zeitfaktor maßgebend, z. B. wenn ein Unternehmen sein Produkt noch vor der Konkurrenz auf den Markt bringen will (vgl. Flessenkämper, 2002:7).

2.2 Entwicklung der Lokalisierungsbranche

Anfänglich wurde Software fast ausschließlich von Spezialisten, Mathematikern, Informatikern sowie erfahrenen Anwendern und Tüftlern verwendet. Es wurde akzeptiert, dass sowohl die Benutzeroberfläche als auch die Dokumentation nur in englischer Sprache vorlagen. Schlecht formulierte und äußerst knapp gehaltene Handbücher gehörten zum Alltag dieser Fachleute. Seit Beginn der 80er Jahre hat sich der Terminologiebedarf im Bereich der EDV grundlegend verändert. In der heutigen Zeit finden wir Personalcomputer in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens. Personalcomputer haben sich weltweit verbreitet und sie finden sowohl im beruflichen, als auch im privaten Bereich Anwendung – nicht nur von EDV-Experten. Aus diesem Grund müssen die Software-Bedienung benutzerfreundlich und die Handbücher präzise, verständlich und konsistent gestaltet werden. Um eine solche Gestaltung des Softwareproduktes gewährleisten zu können, bedarf es der Erläuterung aller Termini und der einheitlichen Verwendung der Termini in der Benutzeroberfläche, Hilfefunktion und Dokumentation. Darüber hinaus gilt es als selbstverständlich, dass Softwareoberflächen und Handbücher in der Muttersprache des Benutzers vorliegen.

Die Notwendigkeit, Softwareprodukte zu übersetzen und an Zielmärkte anzupassen, nimmt ständig zu. So entstand Anfang der 90er Jahre eine Vielzahl von Unternehmen, die im Bereich der Lokalisierung tätig sind. Angesichts der Komplexität und Zunahme der technischen und logistischen Anforderungen der Lokalisierung und dem noch immer zunehmenden Bedarf am Markt entwickelte sich die Lokalisierungsbranche in relativ kurzer Zeit von einer belächelten cottage industry zu einem professionellen und hochprofitablen Dienstleistungszweig. Der Computer hat öffentliche, wirtschaftliche und private Lebensbereiche zunehmend durchdrungen und ein Ende ist nicht absehbar. Darüber hinaus führten zum Beispiel im osteuropäischen Raum politische Umwälzungen zur Öffnung von bisher praktisch nicht oder nur schwer zugänglichen Märkten. Viele Länder Osteuropas suchen ihren Weg in eine bessere Zukunft über die Informationstechnologie (vgl. Kemman, 2000).

Daneben hat sich das Medium Internet, insbesondere das World Wide Web (WWW), so rasant wie kein anderes Medium entwickelt und durchgesetzt. Das liegt daran, dass die Erstellung, Verwaltung und Veränderung von Informationen im World Wide Web relativ einfach und kostengünstig und das Verbreitungspotential der Publikationen gewaltig ist. Da das WWW zunehmend weltumspannender wird, ist es wichtig, dem internationalen Benutzer größtmögliche Aufmerksamkeit zu schenken. Kemman (2000) hebt hervor, dass ein Hersteller, der seine Produkte über das Internet weltweit vermarkten möchte, oder ein Unternehmen, das sein vorhandenes Wissen weltweit über das Internet zugänglich machen möchte, sich den Herausforderungen der sprachlichen, kulturellen, gesellschaftlichen und rechtlichen Vielfalt der Zielmärkte stellen muss. Dies ist eine Erkenntnis, die sich internationale Unternehmen zu Herzen genommen haben. Inzwischen hat sich das World Wide Web zu einem globalen Marktplatz und somit für Übersetzer zu einem interessanten und vielfältigen Tätigkeitsfeld entwickelt.

Für den Lokalisierungsmarkt ist nicht nur ein mengenmäßiges Wachstum, sondern auch die ansteigende Komplexität der zu lokalisierenden Produkte kennzeichnend. So werden beispielsweise klassische Handbücher, die zunächst von der Online-Hilfe ergänzt wurden, zunehmend von einem auf Internet-Technologie basierenden Hilfesystem (HTML- oder PDF- Format usw.) ersetzt.

Während anfangs vorwiegend so genannte single-language vendors (SLVs), d. h. Anbieter, die nur eine oder wenige Sprachen anboten und traditionell aus Übersetzungsagenturen hervorgegangen waren, existierten, gehören heutzutage zur Lokalisierungsbranche in erster Linie Lokalisierungsunternehmen (engl. localization service provider), die Lokalisierungsdienste in verschiedenem Umfang anbieten. Global agierende multi-language vendors (MLVs), die über Fachwissen sowohl im linguistischen Bereich, als auch im ITBereich verfügen und so umfangreichere Lokalisierungsdienste anbieten können, setzten sich durch. Zur Lokalisierungsbranche gehören aber auch sogenannte consultants, d. h. Unternehmen mit beratender Funktion bei Fragen zur Lokalisierung, und Hersteller digitaler Hilfsmittel für den Lokalisierungsprozess (s. Kapitel 4).

Lokalisierungsdienste werden zunehmend komplett ausgegliedert, die Zahl der unternehmensinternen Übersetzungsabteilungen bei Softwareherstellern nimmt immer mehr ab. Viele Softwarehersteller verfügen lediglich über Abteilungen zur Koordination der Lokalisierungsaufträge an externe Dienstleister sowie solche zur Qualitätsprüfung (vgl. Esch, 2003:26).

Die Localization Industry Standards Association (LISA) ist der größte Verband der Lokalisierungsbranche. Die LISA verfolgt das Ziel, ein Gleichgewicht zwischen der IT- Branche einerseits und den Dienstleistern andererseits zu gewährleisten. Der Großteil der über 240 Mitglieder der Organisation sind Software- und Hardwarehersteller, Firmen aus dem Multimedia-Bereich und Lokalisierungsunternehmen. Die regelmäßige Organisation von Foren zum Informationsaustausch und Präsentation der neuesten technischen Hilfsmittel für die Lokalisierung versteht die LISA ebenso als ihre Aufgabe wie die Entwicklung und Einführung von Standards, die bei der Lokalisierung eine möglichst hohe Qualität sichern sollen. So wurde bereits das LISA Quality Assurance Model1, ein Standard für die Qualitätssicherung bei Lokalisierungsprojekten (vgl. Kapitel 3.2.3.6.7), sowie ein einheitliches Format für Translation Memories (TMX) entwickelt.

Der Lokalisierungsmarkt ist jung und kaum eine andere Branche expandiert derzeit so stark wie die Lokalisierungsbranche. Nach Schätzungen von LISA investieren die 20 auf dem Weltmarkt führenden IT-Unternehmen jährlich ca. 15 Mrd. US-Dollar in die Lokalisierung ihrer Produkte und erzielen damit einen Umsatz von etwa 50 Mrd. US-Dollar. Ein durchschnittliches Wachstum von 30% ist in kaum einer anderen Branche zu verzeichnen. Das IT-Marktforschungsunternehmen International Data Corporation (IDC) rechnet bis 2008 mit einem jährlichen Wachstum von 6,9 % auf dem Softwaremarkt. Dies wird sich unmittelbar umsatzsteigernd auf den Lokalisierungssektor auswirken (vgl. Fissguss/Seewald- Heeg, 2005). Und auch die Zahl der Stellenanzeigen in den Zeitungen, beim Arbeitsamt un Jobbörsen im Internet zeigt, dass sich der Markt positiv entwickelt.

2.3 Neue Perspektiven für Übersetzer

Die Entwicklungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft der letzten Jahrzehnte hatten einschneidende Auswirkungen auf die Tätigkeit von Übersetzern. Aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung sowie der Globalisierung der Wirtschaft wächst die Welt mehr und mehr zusammen. Im Informationszeitalter steigt das Übersetzungsaufkommen stetig, es entstehen neue Tätigkeitsfelder für den Übersetzer. Die neuen technischen Möglichkeiten lassen zu, dass sich Sprachmittler an die veränderten Bedingungen anpassen können.

Gegen Ende der 90er Jahre vollzog sich in der Übersetzungsbranche ein nachhaltiger Paradigmenwechsel. Einer der Hauptgründe für diesen Paradigmenwechsel war der Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnt die Bedeutung von Informationen in der Wirtschaft jene der industriellen Produktion zu dominieren. Wie ein industrielles Produkt werden Informationen erstellt und verkauft. Dank der Entwicklung modernster Kommunikationstechnologien nimmt die Umschlaggeschwindigkeit der Informationen stets zu und die Kosten hierfür sinken. Nationale und gesellschaftliche Grenzen spielen hierbei nur noch eine untergeordnete Rolle.

Zunehmende Technisierung und Automatisierung sind die Hauptmerkmale des Industriezeitalters. Die Folgen dieser Entwicklung für den Übersetzer sind vielfältig. Aufgrund der steten Zunahme an Informationen und des weitgehend problemlosen weltweiten Informationsaustausches nimmt der Bedarf an Übersetzungen zu, doch ohne Sprachmittler kann die internationale Kommunikation nicht funktionieren. Für die Durchsetzung auf dem internationalen Markt müssen Unternehmen ihre Produkte in der jeweiligen Landessprache der einzelnen Märkte anbieten. Für den Übersetzer entstehen so neue Tätigkeitsfelder, zum Beispiel im Bereich der Softwarelokalisierung und des multilingualen Internetauftritts.

Auf Grund der Entwicklungen im Bereich der EDV und der Technologisierung wird der Beruf des Übersetzers auch vom medientechnischen Paradigmenwechsel beeinflusst. Die medientechnische Entwicklung ist vor allem im Bereich der Lokalisierung zu beobachten. So steht dem Übersetzer heute eine Vielzahl neuer elektronischer Hilfsmittel zur Verfügung, die ihm bei der Bewältigung des erhöhten Übersetzungsaufkommens behilflich sind. Doch reine Sprachmittler werden noch immer häufig von der Technisierung des Arbeitsplatzes abgeschreckt oder fühlen sich überfordert. Der gestiegene Konkurrenzdruck zwingt den Übersetzer jedoch, sich den elektronischen Hilfsmitteln zu öffnen und sie effizient einzusetzen. Für den geschulten und professionell arbeitenden Übersetzer bieten sich dadurch weltweit gute Karrierechancen.

3 Grundlagen und Methoden der Lokalisierung

3.1 Grundlagen und Methoden der „klassischen“ Softwarelokalisierung

Es wurde bereits erwähnt, dass es bei der Lokalisierung eines Softwareprodukts nicht mit einer sachlich richtigen Übertragung von der Ausgangs- in die Zielsprache getan ist. Die Übersetzung der Software erfordert laut Kemman (2000) „neben einigen Spezialkenntnissen auch eine Reihe von technischen Arbeitsschritten“. Die wechselseitige Abhängigkeit der einzelnen Teile des Softwareprodukts (Benutzeroberfläche, Online-Hilfe, gedruckte Dokumentation) stellt spezielle Anforderungen an das Workflowmanagement, und am Produkt selbst sind unter Umständen erhebliche Änderungen notwendig, um es für den Zielmarkt tauglich zu machen.

Laut Schmitz (2000a:3) umfasst die Lokalisierung eines Softwareproduktes sowie der dazugehörigen Dokumentationstexte folgende Schritte:

- Übersetzung der Benutzeroberfläche einschließlich der Onlinehilfe,
- Übersetzung der zugehörigen Produktdokumentation,
- Übersetzung sonstiger Begleitmaterialien, z. B. Garantiekarten, Verpackungsaufschriften, CD-ROM-/Disketten-Etiketten,
- Anpassung der im ausgangssprachigen Text angegebenen Kontakt- und Kundendienstadressen an Adressen vor Ort,
- Anpassung einzelner Formate/Felder der Software an die Gegebenheiten des Zielsprachraums (Papierformate, Adressfelder, Maßeinheiten) und
- Anpassung der in den Handbüchern abgebildeten Bildschirmmasken an die lokalisierte Software.

3.1.1 Die zu lokalisierenden Objekte eines Software- Produktes

Ein Software-Produkt besteht aus einer Vielzahl verschiedenartiger, bei der Lokalisierung individuell zu bearbeitender Einzelkomponenten. Werden die in obiger Aufzählung genannten Objekte systematisiert, so ergibt sich folgende Übersicht zu lokalisierender Bestandteile eines Software-Produktes:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Übersicht über die zu lokalisierenden Komponenten (vgl. Schmitz, 2000a:4)

Je nach Art des Software-Produktes können Lokalisierungsprojekte hinsichtlich des Umfangs und der Bestandteile deutliche Unterschiede aufweisen. Aufgrund verschiedener Quellformate können darüber hinaus die einzelnen Bestandteile in ihrer Beschaffenheit stark variieren. So kann ein Programm in verschiedenen Programmiersprachen entwickelt (z. B. C++, Visual Basic oder Java) und ein Referenzhandbuch in einem Textverarbeitungsprogramm oder aber mit Hilfe von Spezialsoftware erstellt worden sein. Vom Quellformat ist auch abhängig, ob der Einsatz von elektronischen Hilfsmitteln wie Translation-Memory-Systemen und Lokalisierungsprogrammen möglich ist (vgl. Esch, 2003:29).

Die Vorgehensweise bei der Softwarelokalisierung folgt also keinerlei festen Regeln. Es muss stets eine Anpassung des Lokalisierungsprojekts entsprechend den Voraussetzungen erfolgen. Die Vorgehensweise bei der Lokalisierung sowie der Einsatz verschiedener elektronischer Werkzeuge hängen zudem stark vom Auftraggeber ab.

Nachfolgend sollen die zu lokalisierenden Bestandteile und die unterschiedlichen Vorgehensweisen bei der Lokalisierung der einzelnen Objekte genauer betrachtet werden.

3.1.1.1 Lokalisierung von Software

Software ist die Gesamtheit aller Programme, die auf einer Rechenanlage eingesetzt werden können (vgl. Claus/Schwill, 1988).

Grieser/Irlbeck (1995:818) definieren Software wie folgt:

Immaterielle Komponenten eines elektr. Datenverarbeitungssystems. Als Software bezeichnet man alles, was i. Ggs. zur Hardware nicht physik. vorhanden, also nicht anfaßbar ist. Man versteht unter Software alle Arten von Programmen und Daten […]. Software ist immer in Verbindung mit Hardware vorhanden.

Es wird unterschieden zwischen der für den korrekten Ablauf einer Rechenanlage zuständigen Systemsoftware und der Anwendungssoftware, die eine Vielzahl von Funktionen übernimmt, die der Mensch von einem Computer erwartet (siehe hierzu auch Abbildung 2).

Ein Softwareprogramm setzt sich stets aus einem Programmcode, der die zur Steuerung des Programmablaufs und der einzelnen Funktionen erforderlichen Anweisungen enthält, und aus den der Kommunikation zwischen Benutzer und Programm dienenden Programmelementen, auch als Interaktionselemente bezeichnet, zusammen. Diese Interaktionselemente werden bei der ausgangssprachigen Softwareerstellung in den Programmcode integriert. Heutzutage sind die Software-Entwicklungssysteme für Windows-Programme so weit fortgeschritten, dass die spätere Lokalisierung bei den weit verbreiteten Produkten bereits beim Programmieren eingeplant wird und die Textelemente der Benutzeroberfläche vom eigentlichen Programmcode separat gehalten werden. Diese Komponenten enthalten zu lokalisierende und nicht zu lokalisierende Elemente. Der Anteil der zu lokalisierenden Elemente im

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Übersicht über System- und Anwendungssoftware (vgl. Wahle, 2000a:32 ff.)

Im Mittelpunkt eines Lokalisierungsprojektes steht die Übersetzung und Anpassung der Software, d. h. des Programms an sich im Gegensatz zu Dokumentation und Onlinehilfe. In erster Linie müssen alle auf der Benutzeroberfläche angezeigten Textelemente übersetzt werden. Zu diesen Elementen gehören sämtliche Menübefehle, Listenfelder, Dialogfeld- Elemente wie Optionen, Schaltflächen sowie Bildschirmmeldungen wie Fehler- und Statusmeldungen. Die auf der Benutzeroberfläche angezeigten und zu übersetzenden Textelemente eines Programms sind jedoch nicht ohne weiteres zugänglich. Mit speziellen Hilfsprogrammen können die zu bearbeitenden Textelemente im „WYSIWYG“-Modus (What you see is what you get) übersetzt werden. So kann beispielsweise der in einem englischen Dialogfeld dargestellte Text direkt mit der deutschen Entsprechung überschrieben werden. Laut Schmitz (2000a:6) ermöglicht dies "ein kontextbezogenes Übersetzen und erleichtert das erforderliche Anpassen der Textfelder an die Länge des Zieltextes".

Neben der Übersetzung der Textpassagen müssen auch Grafiken und Symbole an die Zielkultur angepasst werden. Zudem müssen die im Programm standardmäßig eingestellten Datums- und Uhrzeitangaben, Maßeinheiten, Papierformate, Währungssymbole und Zeichensätze sowie landes- oder kulturspezifische Formalia (z. B. Adressformate) angepasst werden. Diese sind unter Umständen in das Programm selbst integriert und erfordern eine Anpassung von den Entwicklern.

3.1.1.2 Lokalisierung von Dokumentation

Als Dokumentation werden die mit einem Software- bzw. Hardwareprodukt gelieferten Anweisungen, also das schriftliche Begleitmaterial zu einem Softwareprogramm oder Gerät, bezeichnet. Zu einer Dokumentation gehören u. a. Handbücher, Readme-Dateien und Online- Hilfen mit Informationen über das Computersystem, Installationshinweisen sowie Gebrauchsanleitungen und Wartungsvorschriften für das Produkt als auch Informationen auf der Produktverpackung (vgl. Microsoft Press Computer Fachlexikon, 2000). Zur Unterscheidung von der Online-Hilfe, „die direkt vom Programm aus abgerufen werden kann und auf den aktuellen Programmkontext bezogene Hinweise und Anleitungen enthält“ (Wahle, 2000b:49), wird im Bereich der Softwarelokalisierung der Begriff Dokumentation lediglich für die Handbücher verwendet. Hierbei werden laut Wahle (2000b:49) zwei Dokumentationstypen unterschieden:

- Gedruckte Dokumentation und
- Online-Dokumentation.

Die oftmals zusätzlich zur gedruckten Dokumentation gelieferten Online-Dokumentationen gleichen inhaltlich und formal den gedruckten Handbüchern, sie unterscheiden sich von der gedruckten Dokumentation lediglich dadurch, dass sie in elektronisch lesbarem Format vorliegen (meist als eine im Programm Adobe Acrobat Reader lesbare PDF-Datei).

Der Übersetzungsvorgang bei der Übersetzung von Dokumentation und Online-Hilfe unterscheidet sich kaum noch, „da mittlerweile auch bei der Übersetzung gedruckter Dokumentation mit codierten Informationen gearbeitet wird und andererseits OnlineDokumentation auch aus „normalen“ Fließtextdateien generiert wird“ (Wahle, 2000b:49). Ein Handbuch wird meist nur einmal übersetzt und als gedruckte Dokumentation und OnlineDokumentation verwendet.

Referenzhandbuch

Handbücher werden mit Desktop-Publishing-Programmen erstellt, die die Anordnung von Text und Grafiken in einem bestimmten Layout ermöglichen und über Funktionen zur automatischen Erstellung von Inhalts- und Stichwortverzeichnissen verfügen (z. B. Microsoft Word und Adobe FrameMaker). Zur Vermeidung von Problemen mit Dateiformaten, sollten Dateien bei der Lokalisierung mit derselben Programmversion bearbeitet werden, mit der sie erstellt wurden.

Das Lokalisieren von Handbüchern umfasst laut Wahle (2000:50) die Übersetzung des ausgangssprachigen Anleitungstextes, die Lokalisierung von Grafikkomponenten sowie Satzund Layoutarbeiten (DTP).

1. Übersetzung des ausgangssprachigen Anleitungstextes

Handbücher sind üblicherweise folgendermaßen aufgebaut: Nach dem Inhaltsverzeichnis folgen einige einleitende Seiten, in der die Funktionalität des Programms bzw. Geräts beschrieben und Hinweise zur Arbeitsweise mit dem Handbuch gegeben werden. Anschließend folgt der eigentliche, in Kapitel unterteilte Anleitungstext mit Informationen zur Installation des Programms bzw. Geräts, Bedienung und Problembehandlung. Am Ende eines Handbuchs befindet sich das Stichwortverzeichnis (auch Index genannt). Das Inhaltsverzeichnis und der Index werden generiert, d. h. automatisch erstellt, und in einer gesonderten Datei gespeichert. Die Erstellung des Inhaltsverzeichnisses richtet sich hierbei nach den im Text vorkommenden Überschriften. Der Index hingegen bezieht sich auf so genannte Indexmarken, die im Text selbst neben Schlüsselwörtern platziert werden.

Handbücher können auch automatisch erstellte Abbildungsverzeichnisse und Querverweise enthalten. Diese automatisch erstellten Elemente dürfen bei der Lokalisierung keinesfalls übersetzt werden, sondern sind im Anschluss an die Übersetzung des Textes neu zu generieren (vgl. Esch, 2003:43).

Wahle (2000b:50f) unterscheidet zwei unterschiedliche Verfahren zur Übersetzung von Anleitungstexten:

- Überschreiben des Ausgangstextes im Textverarbeitungsprogramm und
- Bearbeiten des Ausgangstextes mit einem Translation-Memory-Tool.

Das ursprüngliche Verfahren zum Übersetzen eines Handbuchs ist das Überschreiben des Ausgangstextes im Textverarbeitungsprogramm. Hierbei wird der ausgangssprachige Text in dem Anwendungsprogramm überschrieben, in dem er verfasst wurde. Bei diesem Verfahren bleiben Formatierungen, Platzhalter für Grafiken usw. erhalten und müssen nicht erneuert werden.

Wird bei der Übersetzung des Handbuchs ein Translation-Memory-System eingesetzt, unterscheiden sich laut Wahle (2000b:51) die Bearbeitungsverfahren je nach angewendetem System. Die Translator's Workbench der Firma Trados verwendet beispielsweise Microsoft Word als Editor und der Text wird in Word bearbeitet. Ausgangstext und Übersetzung eines jeden Textsegments einschließlich der Formatierungen werden in einer Datenbank gespeichert. Andere Translation-Memory-Systeme haben einen eigenen Texteditor, in dem die Übersetzung angefertigt wird. Hierbei gibt es unterschiedliche Methoden zur Beibehaltung der Formatierung. Der Text wird vom Translation-Memory-System mit Hilfe eines speziellen Filters eingelesen und nach der Bearbeitung wieder in das Ursprungsformat umgewandelt. Der Übersetzer muss hier also nicht über das Anwendungsprogramm, in dem der Text verfasst wurde, sondern über das entsprechende Translation-Memory-System verfügen.

Da sich Anweisungen in Installationsanleitungen in der Regel sehr ähneln, hat der Einsatz von Translation-Memory-Systemen bei Updates oder verwandten Produkten eine Kosten- und Zeitersparnis zur Folge.

Einige Translation-Memory-Systeme verwenden eigene Editoren (vgl. Kapitel 4.1.2.1),sodass der zu übersetzende Text zunächst in ein für den Editor des Translation-Memory- Systems lesbares Format umgewandelt werden muss. Da einige Programme den Text mit internen Markierungen versehen, die nicht abgeändert werden dürfen, muss der Übersetzer mit den Besonderheiten der unterschiedlichen Formate vertraut sein. Nach der Übersetzung erfolgt der Import des Textes in das Bearbeitungsprogramm sowie die Anpassung des Textes. Es existieren auch Translation-Memory-Systeme, die direkt mit den DTP-Programmen zusammenarbeiten. So verwendet die Translator's Workbench von Trados Microsoft Word als Editor und mit Word erstellte Handbücher können direkt übersetzt werden.

2. Lokalisierung von Grafikelementen

Wenn die in ein Handbuch eingebundenen Grafiken Text enthalten oder aber eine Anpassung der Grafiken an landes- und kulturspezifische Gegebenheiten erforderlich ist, müssen auch diese lokalisiert werden. Das Lokalisieren der Grafiken ist auch bei der Websitelokalisierung notwendig. Auf die Methoden der Grafiklokalisierung wird im Kapitel 3.1.1.4 näher eingegangen.

3. Satz- und Layoutarbeiten (DTP)

Wie auch bei der Websitelokalisierung erfolgt im Anschluss an die Lokalisierung des Textes und der Grafiken und der eventuell notwendigen Umwandlung der Textdateien in ihr ursprüngliches Format das so genannte Desktop-Publishing, d. h. das computergestützte Layout und die Druckvorbereitung der Dokumente. Das Desktop-Publishing sollte in dem Programm vorgenommen werden, in dem die Dokumente ursprünglich erstellt wurden.

Da bei der Arbeit mit Translation-Memory-Systemen eventuell bestimmte Teile des Textes nicht berücksichtigt werden, sollte zunächst eine Überprüfung vorgenommen werden, ob alle relevanten Grafiken und Texte in lokalisierter Form vorliegen. Meist ändert sich durch die Übersetzung die Textlänge. Dies erfordert sowohl die Anpassung der Zeilen- und Seitenumbrüche sowie der Position von Grafiken, als auch die Überprüfung, ob bei der Übersetzung Formatierungsinformationen verloren gegangen sind. Bei der Anpassung der Schriftarten und Formatierungen orientiert man sich am Originaldokument. Bei der Lokalisierung in auf anderen Schriftzeichen basierenden Sprachen muss zudem die Schriftart geändert werden, sodass die korrekte Darstellung aller Schriftzeichen gewährleistet ist. Grafiken müssen fehlerfrei angezeigt und an der richtigen Stelle im Text eingesetzt werden. Im Anschluss an Layout und Formatierung des eigentlichen Textes werden automatisch generierte Elemente, beispielsweise das Inhaltsverzeichnis, der Index und ggf. Tabellen- oder Abbildungsverzeichnisse, anhand der entsprechenden Informationen in den übersetzten Dateien neu erstellt. Nach Angaben von Wahle (2000b:52) basiert diese Funktion darauf, "dass bei der Erstellung des Handbuchs neben den Dateien mit den einzelnen Kapiteln ein so genanntes Zentraldokument angelegt wird, das die Zusammenstellung von Informationen aus mehreren Dateien ermöglicht". Das Handbuch liegt nun druckfertig vor.

Readme-Dateien und Begleitmaterial

Readme-Dateien sind zumeist reine Textdateien, die in einem ASCII-Editor und mit Hilfe eines Translation-Memory-Systems übersetzt werden können.

Zum Begleitmaterial gehören beispielsweise Informationen auf der Produktverpackung, die Referenzkarte und Marketingmaterial. Diese Materialien enthalten in der Regel nur wenig Text, jedoch ein komplexes Layout mit zahlreichen aufwendigen Grafiken. Sie werden mit speziellen DTP-Programmen (z. B. QuarkXPress) direkt im Quellformat bearbeitet und meist ohne Translation-Memory-System übersetzt, da das Begleitmaterial kaum sich wiederholende Textstellen enthält. Darüber hinaus ist oftmals eine Anpassung der Texte an kulturspezifische Gegebenheiten erforderlich.

3.1.1.3 Lokalisieren der Online-Hilfe

Die Online-Hilfe (auch einfach Hilfe genannt) stellt eine Ergänzung zum Handbuch dar, die vom Benutzer am Bildschirm abgerufen werden kann und Hinweise zum konkreten, aktuellen Programmkontext enthält. Der Benutzer hat direkten und schnellen Zugriff auf die Hilfe ohne Unterbrechung der laufenden Arbeit am Computer. Fordert der Benutzer über die F1-Taste oder Hilfe-Schaltfläche Hilfe an, während er einen Befehl ausführen möchte oder an einer bestimmten Aufgabe arbeitet, erhält er relevante Hinweise und Anleitungen zu genau diesem Thema. Man spricht von kontextsensitiver Hilfe.

Hilfeseiten sind wie Webseiten nach dem Hypertext-Prinzip aufgebaut. Dies ermöglicht ein schnelles Wechseln zu anderen, verwandten Themen durch Anklicken farblich markierter und unterstrichener Stichwörter mit Hilfe intern codierter Querverweise. Auch eine Stichwortsuche innerhalb des Hilfeprogramms ist möglich.

Die Online-Hilfe besteht in der Regel aus einem Inhaltsverzeichnis (Anzeige der einzelnen Hilfethemen nach Kategorien geordnet), Index (Stichwortverzeichnis), einer Liste der in den Hilfeseiten vorkommenden Wörter (Suchfunktion) sowie den Hilfethemen. Im Hilfetext können neben Grafiken auch Popups und Jumps auftauchen. Jumps sind farblich markierte und unterstrichene Querverweise auf andere, verwandte Hilfethemen. Popups sind kontextbezogene Erläuterungen, die in einem zusätzlichen Fenster angezeigt werden.

Nach Angaben von Wahle (2000c:75 ff.) gliedert sich das Lokalisieren der Online-Hilfe in drei Arbeitsschritte:

- Übersetzen der Texte in die Zielsprache
- Anpassung einiger technischer Angaben
- Überprüfen der Hilfefunktionen

Um die Ressourcedateien zu bearbeiten, wird in der Regel ein „Verzeichnis mit allen für die Hilfe in der Ausgangsprache verwendeten Dateien angelegt“ (Wahle, 2000c:75). Um diese Dateien nicht aus Versehen zu ändern, sollten diese schreibgeschützt sein. Sämtliche Dateien werden dann in ein entsprechendes Verzeichnis für die Zielsprache kopiert.

3.1.1.4 Lokalisieren von Grafiken

Die Lokalisierung von Grafiken ist sowohl bei der Software- als auch bei der Websitelokalisierung erforderlich, wenn diese Grafiken zu übersetzende Textelemente enthalten oder an landes- und kulturspezifische Gegebenheiten angepasst werden müssen. Hierzu zählen beispielsweise in Handbüchern und Onlinehilfen vorkommende Screenshots, um Bedienungsschritte und wichtige Funktionen eines Programms zu veranschaulichen, oder Abbildungen, die dem Benutzer in der Zielkultur unverständlich sein könnten. So kommt es zum Beispiel bei der Darstellung von Tastaturen häufig vor, dass die abgebildeten Tastaturen durch die im Land der Zielsprache üblicherweise verwendeten Tastaturen mit entsprechend anderer Tastenanordnung ersetzt werden müssen. Ebenso in der Zielkultur unverständliche Icons in der Symbolleiste müssen, obwohl sie keinen Text enthalten, angepasst werden. Ein

Beispiel hierfür wäre die Symbolschaltfläche . Beim Klicken auf die Schaltfläche mit dem Tisch, wird eine Tabelle eingefügt. Im Englischen haben beide Begriffe, also Tisch und Tabelle, die gleiche Benennung (table). In einer deutschen Übersetzung würde diese Assoziation jedoch nicht bestehen, das Symbol ist unverständlich. Aus diesem Grund ist es immer besser, Symbole für das tatsächlich Gemeinte (hier: eine Tabelle) bereits bei der Entwicklung neuer Software-Produkte einzubeziehen. Auch Farben haben in verschiedenen Kulturräumen unterschiedliche Bedeutungen und müssen gegebenenfalls angepasst werden, da sie in anderen Ländern anders bzw. falsch interpretiert werden könnten. So symbolisiert die Farbe rot in China Glück, Wohlergehen und Reichtum, während bei den Ashanti im westafrikanischen Ghana rot die Farbe der Trauer ist (vgl. Stadler, 2000). Auf die bei der Lokalisierung erforderlichen kulturellen Anpassungen soll im Kapitel 3.2.3.2.4 im Rahmen der Websitelokalisierung noch detaillierter eingegangen werden.

Wahle (2000b:64) unterscheidet zwei Arten von Grafiken: Bitmap-Grafiken und Objektgrafiken. Je nach verwendetem Format unterscheidet sich die Vorgehensweise bei der Lokalisierung von Grafiken. Auf die unterschiedlichen Arten und Methoden der Grafiklokalisierung soll im Folgenden kurz eingegangen werden.

3.1.1.4.1 Bitmap-Grafiken

Bei Bitmap-Grafiken werden die einzelnen Bildinformationen Punkt für Punkt bzw. Pixel für Pixel gespeichert. Eine Grafik wird als Sammlung von gleichwertigen Punkten, nicht als Sammlung von Objekten wie Linien, Kreise usw. behandelt. Somit können ausschließlich Pixel bearbeitet werden, Bildelemente wie Text oder einzelne Gegenstände werden nicht als solche erkannt. Ein gängiges Bearbeitungsprogramm zur Lokalisierung solcher Grafiken stellt Adobe Photoshop dar. In diesem Programm werden die Grafiken mit hohem Aufwand manuell bearbeitet.

Abbildungen der grafischen Benutzeroberfläche eines Programms, so genannte Screenshots, werden in der Regel im Bitmap-Format gespeichert. Auf sie soll im Folgenden genauer eingegangen werden.

Screenshots

Bei Screenshots handelt es sich zwar in der Regel um Bitmap-Grafiken, eine manuelle Bearbeitung der Bildschirmabbildungen ist jedoch meist nicht notwendig. Stattdessen wird eine "Fotografie" des entsprechenden Elements im laufenden Softwareprogramm in der Zielsprache angefertigt und in einer Grafikdatei gespeichert. Dies geschieht entweder mit Hilfe spezieller Programme zum Erstellen von Screenshots (z. B. Capture Professional oder PaintShop Pro) oder aber unter Windows mit der Funktion Print Screen, mit deren Hilfe durch Drücken der DRUCK-Taste der gesamte Bildschirminhalt oder durch Drücken der Tastenkombination ALT+DRUCK der Inhalt des aktiven Fensters in die Zwischenablage kopiert und in einer Grafikdatei gespeichert wird, um sie dann in einem Grafikprogramm gegebenenfalls nachbearbeiten zu können.

Eine andere Methode, Bitmap-Grafiken zu lokalisieren, ist das Imitieren von Bildschirmansichten, beispielsweise wenn die Übersetzung und Kompilierung des lokalisierten Programms noch nicht abgeschlossen oder das Ausführen des Programms in seiner endgültigen Version noch nicht möglich ist. Hierbei wird die „Fotografie“ des Bildschirms in der Ausgangssprache in einem Grafikprogramm (z. B. Microsoft Paint) bearbeitet. Die zu übersetzenden Textelemente der Grafik werden jeweils mit einem Rechteck in der Hintergrundfarbe abgedeckt und der übersetzte Text kann mit Hilfe einer Textfunktion in derselben Schriftart und Schriftgröße an derselben Position neu einfügt werden. Da die Länge der Felder in Ausgangs- und Zielsprache fast immer unterschiedlich sind, reicht es nicht, den Text lediglich zu überdecken. Nebenstehende Elemente müssen entsprechend überdeckt und die Länge der Felder an die Textlänge angepasst werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Bearbeitung eines Screenshots in Microsoft Paint

3.1.1.4.2 Objektgrafiken

Das Microsoft Press Computer-Fachlexikon (2000) definiert Objektgrafik bzw. objektorientierte Grafik wie folgt:

Form der Computergrafik, die auf Verwendung von grafischen Primitiven (z. B. Linien, Kurven, Kreisen und Quadraten) basiert. […] Dieses Prinzip hebt sich von Bitmap-Grafiken ab, bei denen eine Grafik als Muster aus einzelnen, gleichwertigen Schwarzweiß- oder Farbpunkten beschrieben wird. Das Prinzip der objektorientierten Grafik ermöglicht es den Benutzern, Objekte als Einheiten manipulieren zu können. Da die Objekte mathematisch beschrieben werden, lassen sie sich relativ einfach in Schichten anordnen, drehen oder vergrößern.

Da die einzelnen Bildelemente in objektorientierten Grafiken als solche gespeichert werden und somit einzeln bearbeitet werden können, ist das Lokalisieren von Objektgrafiken mit geringem Aufwand verbunden. Textelemente können in einer eigenen Ebene im Textformat gespeichert und als solche durch ein Überschreiben bearbeitet und übersetzt werden. Die Bearbeitung der Grafik nimmt nur wenig Zeit in Anspruch, wenn die Grafikdatei im Originalformat zusammen mit dem entsprechenden Bearbeitungsprogramm (z. B. Corel Draw, Adobe Illustrator) vorliegt.

3.2 Grundlagen und Methoden der Websitelokalisierung

Das Internet stellt das zweitwichtigste Marktsegment der Lokalisierung dar. Auch das Übersetzen von Websites fällt in den Bereich der Softwarelokalisierung, da heutzutage zahlreiche Webseiten auf Softwareapplikationen zugreifen. Darüber hinaus ist sowohl die Arbeitsumgebung als auch die Arbeitstechnik des Übersetzers von HTML-Dokumenten nicht wesentlich anders als bei der reinen Softwarelokalisierung. Zudem werden verstärkt integrierte Redaktionssysteme eingesetzt. Die Nachfrage nach Websitelokalisierung nimmt immer größere Ausmaße an, ein Abflauen des Geschäfts ist laut Décombe (2001:6) aufgrund der starken Zunahme von E-Commerce2 und M-Commerce3 mittelfristig nicht absehbar.

Der Internetauftritt eines Unternehmens soll seine Kundenfreundlichkeit und -nähe demonstrieren. Dies macht die Verwendung der Muttersprache des potentiellen Kundenkreises auf kommerziellen, aber zunehmend auch privaten und kulturellen Webseiten zur Pflicht. Dies führt dazu, dass die Sprachkombinationen hier noch vielfältiger als bei der "klassischen" Softwarelokalisierung sind.

Websitelokalisierungsprojekte zeichnen sich in der Regel durch einen geringeren Umfang der Projekte, eine wesentlich kürzere Lebensdauer der Inhalte sowie eine geringere Bandbreite an Dateiformaten (HTML4, XML5, WML6, Grafik) aus, sofern im Hintergrund laufende Software nicht einbezogen wird (z. B. Java-Applets, ActiveX etc., vgl. Kapitel 3.2.1.1). Auf technischer Ebene spielen bei der Lokalisierung von Websites noch weitere Punkte eine wichtige Rolle, die bei der Softwarelokalisierung keine Berücksichtigung finden. So muss der Aufruf der Website mit den im Zielland gebräuchlichen Browsern und Betriebssystemen gewährleistet sein. Die unterschiedlichen Übertragungsgeschwindigkeiten von Modems müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Auf inhaltlicher Ebene muss die lokalisierte Website alle im Zielland üblichen rechtlichen Bestimmungen erfüllen. Es muss sichergestellt werden, dass beispielsweise Steuern und Währung der Zielkultur angepasst werden.

Im Folgenden sollen die Unterschiede des Internets und des World Wide Web verdeutlicht werden. Darüber hinaus wird auf den Unterschied von Webseiten und Websites eingegangen. Im Kapitel 3.2.2 wird auf den Aufbau von Webseiten sowie deren Dateiformate und im Anschluss daran auf die Vorgehensweisen beim Lokalisieren eingegangen.

3.2.1 Internet

Das Internet ist nach Angaben des Microsoft Press Computer-Fachlexikons (2000) „die weltweite Zusammenführung von Netzwerken und Übergängen (Gateways), die zur Kommunikation das TCP/IP-Protokoll [Abkürzung für Transmission Control Protocol/Internet Protocol] verwenden“. Das TCP/IP-Protokoll steht für ein in den 70er Jahren entwickeltes Paket an Protokollen für Netzwerke, die die technische Grundlage für den Datenverkehr im Internet darstellen. Das Internet basiert laut Schmidbauer (2004) auf so genannten Backbones, den „Hauptverkehrsstrecken“ und überregionalen Verbindungen der Standleitungen, mit Hochgeschwindigkeitsleitungen für die Datenkommunikation zwischen Hauptknoten oder Host-Computern. Daten und Nachrichten werden über eine Vielzahl von Computersystemen weitergeleitet und ausgetauscht. Das Internet wird also nicht von einem einzigen Computer oder Netzwerk gesteuert.

Die Entstehung des Internet basiert auf dem im Jahre 1969 vom amerikanischen Verteidigungsministerium der USA eingesetzten dezentralen Netzwerk ARPAnet (engl. Advanced Research Projects Agency), das ursprünglich die Kommunikation im Falle eines atomaren Angriffs der UdSSR ermöglichen sollte. In den letzten Jahren wurden weitere Netzwerke, beispielsweise Usenet7, NSFnet8 oder BITNET9, an das ARPAnet angeschlossen.

Das Internet bietet seinen Benutzern zahlreiche Dienste an, beispielsweise FTP10, Gopher11, E-Mail12, IRC13 und das World Wide Web.

3.2.1.1 World Wide Web

Das World Wide Web, kurz WWW oder W3, stellt laut Microsoft Press Computer- Fachlexikon mit Fachwörterbuch (deutsch-englisch/englisch-deutsch) „die komplette Sammlung von Hypertext-Dokumenten, die auf HTTP-Servern14 in der ganzen Welt abgelegt sind, dar“. Dokumente im World Wide Web, also die Webseiten, sind in HTML (HyperText Markup Language) geschrieben und werden durch Adressen bzw. URL (Uniform Resource Locator), die einen bestimmten Server sowie den Pfadnamen angeben, über den der Zugriff auf eine Datei ermöglicht wird, identifiziert. Die Übertragung der Dateien von Knoten zu Knoten bis zum Benutzer erfolgt mittels HTTP (HyperText Transfer Protocol). So genannte Tags, also einzelne Kommandos der Auszeichnungssprache HTML, sind in ein HTML- Dokument eingebunden und verknüpfen bestimmte Wörter und Bilder in einem Dokument mit URL-Adressen, über die der Benutzer wiederum auf weitere, möglicherweise am anderen Ende der Welt befindliche Dateien zugreifen kann. Die Dateien können nicht nur Textinformationen enthalten, sondern auch Grafiken, Videodateien, Töne, Animationen sowie Java Applets15, ActiveX-Steuerelemente16 oder andere kleine eingebundene Programme, die ausgeführt werden, wenn der Benutzer sie durch Anklicken eines Links aktiviert.

Das World Wide Web ist eine Art "Unternetz" des Internet und wurde 1989 von Timothy Berners-Lee für das Europäische Kernforschungszentrum in Genf (CERN) entwickelt. Das World Wide Web ist der wohl bedeutendste Dienst des Internet und stellt den wichtigsten Faktor des rasanten Internet-Wachstums dar. Es ist eine der innovativsten technischen Errungenschaften des letzten Jahrhunderts und wurde zudem sehr schnell angenommen. Das World Wide Web ist ganz klar vom Internet zu unterscheiden, obwohl beide Begriffe häufig synonym verwendet werden. Das World Wide Web steht zwar in enger Verbindung mit dem Internet, bezeichnet jedoch nur einen Teil des Internets und darf somit nicht mit ihm gleichgesetzt werden. So stellt das Internet die weltweite Informationsinfrastruktur dar, während das World Wide Web dank seiner benutzerfreundlichen grafischen Oberfläche den Zugang zu den riesigen Informationsmassen des Internets einem breiten Publikum ermöglicht.

Abb. 4: Darstellung eines HTML-Dokuments mit dem Internet Explorer17

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Seine Popularität verdankt das World Wide Web insbesondere seiner hohen Benutzerfreundlichkeit. Der Programmcode der WWW-Dokumente ist hinter der grafischen Benutzeroberfläche eines Browserprogramms verborgen. Erst durch den Browser, ein Programm zum Lesen und Anzeigen von WWW-Dokumenten, ist die Nutzung des World Wide Web möglich. Ein Browser ermöglicht die Auswahl von Links und somit die Navigation im Internet. Doch nicht nur durch das Anklicken von Links, sondern auch mit Hilfe der Buttons18 in der Navigationsleiste oberhalb des Dokumentfensters, kann der Nutzer im World Wide Web navigieren. Somit lässt sich das World Wide Web intuitiv und leicht mit Hilfe der Maus bedienen. Die derzeit gängigsten Browser sind der in Abbildung 4 dargestellte Internet Explorer von Microsoft und der in Abbildung 5 gezeigte Netscape Navigator.

Abb. 5: Darstellung eines HTML-Dokuments mit dem Netscape Navigator19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Funktionsweise des World Wide Web unterliegt dem Client-Server-Prinzip: Ein Server, d. h. ein mit dem Internet verbundener Computer, stellt Daten bereit, die der Client, also der lokale Computer des Nutzers abfragt. Für die Aufbereitung und Darstellung der abgerufenen Daten ist der Client verantwortlich. Nach Resch (1996:26) entsteht eine "universelle Kompatibilität" zwischen allen Clients und WWW-Servern, die über das Hypertext Transport Protocol (HTTP) miteinander kommunizieren. Die zwischen den Clients und Servern hergestellten Verbindungen werden nur bei Bedarf aufgebaut und bestehen nicht ständig.

3.2.1.2 Websites vs. Webseiten

Obwohl Webseite und Website im Bereich der Alltagssprache häufig synonym verwendet werden, ist es erforderlich, die Bezeichnungen terminologisch zu unterscheiden und voneinander abzugrenzen.

Dürscheid (2000:61) hebt hervor, dass eine Website ein einem bestimmten Server zugeordnetes Teilnetz innerhalb des World Wide Web darstellt, während es sich bei einer Webseite (engl. web page) um eine einzelne Datei auf diesem Server handelt und somit eine der Website untergeordnete Einheit darstellt. Eine Webseite beruht auf einer HTML-Datei und den damit verbundenen Dateien für Grafiken und Skripten, die auf einem Server gespeichert und mit anderen Webseiten verknüpft sind. Die Website als übergeordnetes Objekt ist eine Gruppe zusammengehöriger HTML-Dokumente und damit verknüpfter Dateien, Skripten und Datenbanken, die von einem HTTP-Server im World Wide Web bereitgestellt werden. Eine Website fasst also mehrere, untereinander verbundene Webseiten zusammen und unterliegt der Verantwortung eines bestimmten Autors. Die meisten Websites verfügen über eine Homepage als Startpunkt, die häufig als Inhaltsverzeichnis dient und deren URL20 den Nutzern beispielsweise über Werbung und Marketing oder mit Hilfe von Suchmaschinen zugänglich gemacht wird.

3.2.2 Aufbau von Websites

Es wurde bereits in Kapitel 3.2.1 erwähnt, dass Websites nach dem Hypertext-Prinzip aufgebaut sind. Der Begriff Hypertext wurde im Jahre 1965 geprägt und charakterisiert vom Computer präsentierte Dokumente, die - im Gegensatz zum linearen Format beispielsweise von Büchern und Filmen - die nichtlineare Struktur von Ideen ausdrücken. So bezeichnet Hypertext einen Text, "der in einem komplexen, nichtsequentiellen Geflecht von Assoziationen verknüpft ist, in dem der Benutzer durch verwandte Themen blättern kann" (Microsoft Press Computer-Fachlexikon, 2000). Folgt der Benutzer beispielsweise in einem Artikel den Verknüpfungen zu einem Stichwort, führt ihn dieser Weg zu verwandten Themen. Hypertext ist somit ein komplexes System oder Netzwerk, das aus Knoten (nodes) und

Verbindungen (links) besteht. Auf einer Website entsprechen die Knoten den vernetzten Dokumenten (Webseiten) und die Links den Verbindungen zwischen diesen Dokumenten in Form von Querverweisen. Die Verbindung zwischen einem Element in einem Hypertext- Dokument (z. B. einem Wort, Symbol oder Bild) und einem anderen Element im Dokument, einem anderen Hypertext-Dokument, einer Datei oder einem Skript bezeichnet man als Hyperlink. Per Mausklick aktiviert der Benutzer die Verknüpfung auf das verknüpfte Element, das sich in der Regel durch Unterstreichung oder farbliche Markierung vom restlichen Text hervorhebt und somit die Verknüpfung kennzeichnet. Hyperlinks werden in einem Hypertext-Dokument über Tags (vgl. Kapitel 3.2.2.1) in der Auszeichnungssprache (z. B. HTML) angegeben und sind auf dem Bildschirm ausgeblendet.

Da es für das Lokalisieren von Webseiten erforderlich ist, sich mit grundlegenden technischen Details auseinanderzusetzen, soll im Folgenden ein Überblick über die technischen Grundlagen von Webseiten, insbesondere über die Auszeichnungssprachen HTML, XML und WML gegeben werden.

3.2.2.1 HTML

Der Großteil der Webseiten ist in der vom Europäischen Zentrum für Nuklearforschung CERN entwickelten Auszeichnungssprache HTML (Hyper Text Markup Language) geschrieben. HTML ist eine Anwendung von SGML21 und besteht aus einem Codierungssystem, so genannten HTML-Tags, die die Formatierung des Textes auf Webseiten festlegt. Durch Links können in HTML erstellte Textdokumente mit anderen Dokumenten im World Wide Web verknüpft werden. HTML-Dateien sind durch die Endung .html oder .htm gekennzeichnet. Deren inhaltliche Struktur bestimmt das visuelle Erscheinungsbild einer Webseite. Vorteil von in HTML erstellten Webseiten ist, dass sie auf jedem Computer in gleicher Weise dargestellt werden können. Die Auszeichnungssprache HTML wird also von allen Browsern unterstützt und HTML-Dateien werden auf allen Plattformen (Windows, Linux, Unix) gelesen. Zudem sind diese Dateien von geringer Größe und das Erstellen dieser Dateien ist mit geeigneten Editoren (z. B. Microsoft Frontpage Express, Adobe PageMill, Netscape Composer etc.) relativ einfach.

Es wurde bereits erwähnt, dass HTML-Dokumente so genannte Tags beinhalten. "Tag" steht für "Marke" und bezeichnet ein einzelnes Kommando in Metasprachen wie SGML und Auszeichnungssprachen wie HTML zur Kennzeichnung eines bestimmten Elements in einem Dokument, z. B. einer Überschrift oder eines Absatzes, um so die Informationen im Dokument zu formatieren, zu indizieren oder zu verknüpfen. Ein "Tag" besteht im Allgemeinen aus einem Paar Winkelklammern, die ein oder mehrere Zeichen oder Zahlen umschließen. Meist ist dem Element ein solches Klammerpaar vorangestellt und ein weiteres Paar nachgestellt. So werden der Beginn und das Ende der Kennzeichnung angegeben22. Alle Formatierungsinformationen müssen mittels dieser Tags angegeben werden. Durch Drücken der Enter-Taste erzeugte Absatzmarken werden ignoriert. Um Absätze in ein Dokument einzufügen, müssen die entsprechenden Tags zur Absatzformatierung eingesetzt werden.

Ein HTML-Dokument gliedert sich in den Kopfteil (engl. Header) und den Hauptteil (engl. Body), wobei ein solches Dokument mit dem Start-Tag <HTML> eingeleitet wird und mit dem Tag </HTML> endet. Diese Art von Befehlen setzt der Browser in Schrift, Grafiken und Animationen etc. um und zeigt sie an.

Tags sagen dem Browser also, wie der Text formatiert oder wo nach weiteren Informationen gesucht werden soll (durch Links). So wird zwischen Link-Tags und Formatierungstags unterschieden. Link-Tags bezeichnen Informationen aus anderen Dateien, die in das aktuelle Dokument eingebunden werden sollen, während Formatierungstags beschreiben, wie ein Text dargestellt wird (z. B. fett, kursiv, unterstrichen). Darüber hinaus gibt es Tags, die MetaInformationen (z. B. den Titel des Dokuments) enthalten. Hierbei handelt es sich um Informationen über das Dokument, die zwar nicht dessen optisches Erscheinungsbild beeinflussen, die jedoch beispielsweise Suchmechanismen unterstützen, um Informationen im World Wide Web relativ schnell und einfach zu finden.

Es wurde bereits mehrfach erwähnt, dass HTML-Dokumente mittels Links zwischen Informationen in einem Dokument und Informationen in anderen Dokumenten miteinander verknüpft werden. Im Browser werden solche Links als durch Unterstreichung und/oder farblich markierter Text oder in Form einer Grafik angezeigt. Wird ein solcher Link durch Anklicken mit der Maus aktiviert, erscheint die neue Information, sozusagen das andere Ende des Links, im Browser. Links können jedoch nicht nur zu anderen Dokumenten innerhalb der eigenen Website oder zu anderen Dokumenten im World Wide Web erstellt werden, sondern können auch zwei Stellen innerhalb einer Webseite miteinander verbinden, um dem Benutzer auf längeren Seiten die Navigation zu erleichtern und ihm so genanntes Scrollen23 zu ersparen.

Grafiken als nichttextliche Elemente werden in ein HTML-Dokument mit dem Tag <img> eingefügt. Als separate Dateien wird - wie auch bei anderen Dateiformaten wie Ton- oder Videodateien - im HTML-Dokument lediglich auf sie verwiesen und sie werden vom Browser an der angegebenen Stelle in der Webseite eingefügt und angezeigt. Elemente dieser Art können in die Webseite eingebettet dargestellt oder über einen Link aufgerufen und geladen werden.

3.2.2.2 XML

XML steht für Extensible Markup Language und ist ein Standard bzw. eine Metasprache, die die Regeln festlegt, nach denen Datenaustauschformate definiert werden können. XML-Tags sind frei definierbar. Dieser neue Standard ist eine Seitenbeschreibungssprache wie HTML, der HTML nicht ablösen wird, jedoch eine vom WWW-Consortium (w3c) vorgeschlagene Alternative ist. Bei XML handelt es sich laut Flessenkämper (2002:12) um ein System zur Definition, Prüfung und gemeinsamen Nutzung von Dokumentformaten, das als Allzweckmittel für die plattformübergreifende Übermittlung und Veröffentlichung von Informationen gilt, vor allem für Informationen, die sowohl auf Papier, als auch im World Wide Web veröffentlicht werden sollen. Als Metasprache findet XML also nicht nur im Internet ihre Anwendung, sondern auch in Datenbankmanagementsystemen (DBMS). Anders als bei HTML kann mit XML neben dem Layout eines Dokuments auch noch dessen Inhalt festgelegt und strukturiert werden. Darüber hinaus sind in XML-Dokumenten auch Informationen über die Daten an sich enthalten. Da diese Informationen in Form von

Datenbanken abgelegt sind, können die von XML zur Verfügung gestellten Daten von anderen Programmen automatisch weiterverarbeitet werden. Aus diesem Grund wird XML vorrangig dort eingesetzt, wo ein elektronischer Datenaustausch stattfinden soll.

Auch wenn es sich bei XML - im Gegensatz zur layoutorientierten HTML - um eine eher inhaltsorientierte Beschreibungssprache handelt, ist sie durch getaggte Dateiformate gekennzeichnet, die unformatierten Text und Tags enthalten, welche wiederum die Strukturierung des Inhalts, das Seitenlayout und die Formatierung des Textes sowie das Einfügen von beispielsweise Grafiken ermöglichen. Ein XML-Dokument setzt sich somit aus zwei Teilen zusammen: Aus dem Teil mit den getaggten Daten und aus dem Teil, „der die Deklaration der Sprachelemente und ihre Beziehungen enthält“ (Flessenkämper, 2002:17), die Dokumententyp-Definition (DTD, document type definition). Diese Dokumententyp- Definition steht am Anfang eines Dokuments und definiert die Strukturelemente und Auszeichnungen des Dokuments. Wird ein eigenes Tag verwendet, muss dieses in der Dokumententyp-Definition definiert werden. Ein XML-Dokument muss jedoch nicht zwingend eine Dokumententyp-Definition enthalten. Ein Dokument ohne Dokumententyp- Definition bezeichnet man laut Seeboerger-Weichselbaum (2001) als wohlgeformt (engl. well- formed). Es ist jedoch darauf zu achten, dass jedes Tag auch mit einem End-Tag abgeschlossen wird. Ein Dokument mit Dokumententyp-Definition hingegen nennt man gültig (engl. valid). Es muss dieser Dokumententyp-Definition, die die Struktur des Dokuments erklärt, gehorchen.

Auch XML-Befehle werden in Form von Tags geschrieben. Wie in HTML erstellten Dokumenten gibt es Start- und End-Tags, die mit allem, was diese Tags umschließen, ein Element bilden. In einem solchen Element können darüber hinaus Attribute, also namentlich identifizierte Eigenschaften eines Elements, zur genaueren Spezifizierung eines Elements stehen. XML-Dokumente werden stets mit dem Start-Tag <?xml> eingeleitet. Das Ende eines in XML erstellten Dokuments wird nicht durch ein End-Tag abgeschlossen. Das <?xml>-Tag wird auch als Prolog bezeichnet, in dem Vordefinitionen vorgenommen werden (z. B. Zeichensatz24 ).

[...]


1 Online im Internet: URL: http://www.lisa.org/products/qamodel.html [letzter Zugriff: 23.03.2005] 14

2 Abkürzung für electronic commerce.

3 Abkürzung für mobile commerce.

4 Abkürzung für Hypertext Markup Language.

5 Abkürzung für Extensible Markup Language.

6 Abkürzung für Wireless Markup Language.

7 Ein weltweites Netzwerk von UNIX-Systemen mit dezentralisierter Verwaltung, das als eine Mailbox so

genannter Special-Interest-Diskussionsgruppen genutzt wird und aus einer Vielzahl von Newsgroups besteht, von denen sich jede einem einzelnen Thema widmet. Benutzer können Nachrichten hinterlassen und die Nachrichten anderer in den Newsgroups lesen.

8 Ein Weltbereichsnetz der National Science Foundation, das das ARPAnet für den Zivilbereich ersetzt hat. Bis Mitte 1995 diente NSFnet als Haupt-Backbone für das Internet. Seit 1996 werden in den USA die BackboneDienste für das Internet von kommerziellen Organisationen zur Verfügung gestellt.

9 Abkürzung für Because It’s Time Network. Ein Weltbereichsnetz zum Austausch von E-Mails und Dateien zwischen Großrechnern, die in Bildungs- und Forschungseinrichtungen in Nordamerika, Europa und Japan eingesetzt werden. BITNET verwendet das NJE-Protokoll (Network Job Entry) von IBM, nicht das InternetProtokoll TCP/IP, erlaubt aber dennoch einen E-Mail-Austausch mit dem Internet. Das Programm LISTSERV, das E-Mail-Verteilerlisten verwaltet, hat seinen Ursprung im BITNET.

10 Abkürzung für File Transport Protocol. Ein Protokoll zur Übermittlung verschiedenartiger Dateien durch eine über FTP-Clients zu einem FTP-Server aufgebaute Verbindung.

11 Ein von der Universität Minnesota (USA) entwickeltes Internet-Dienstprogramm zum Ermitteln von Textinformationen, das zunehmend vom WWW verdrängt wird.

12 Abkürzung für electronic mail. Bezeichnet im weiteren Sinne jede elektronische Nachricht. Im engeren Sinne ist es der Austausch von Textnachrichten oder Computerdateien über ein Kommunikationsnetzwerk, z. B. das Internet.

13 Abkürzung für Internet Relay Chat. Ein im Jahre 1988 von Jarkko Oikarrinen aus Finnland erfundener

Service, über den Internet-Benutzer live an Online-Konversationen mit anderen Benutzern teilnehmen können.

14 Server-Software, die HTTP verwendet, um HTML-Dokumente sowie zugewiesene Dateien und Skripte auf Anforderung eines Clients (z. B. Web-Browser) zu liefern. Die Verbindung zwischen Client und Server wird in der Regel unterbrochen, sobald das angeforderte Dokument oder die angeforderte Datei geliefert wurde.

15 Eine Java-Klasse, die von einer bereits ausgeführten Java-Anwendung (z. B. einem Web-Browser) geladen und ausgeführt werden kann. Java-Applets können heruntergeladen und von jedem Web-Browser ausgeführt werden, der Java interpretieren kann (z. B. InternetExplorer oder Netscape Navigator). Java-Applets werden verwendet, um Webseiten Interaktivität und Multimedia-Effekte hinzuzufügen.

16 Softwarekomponenten auf Basis der ActiveX-Technologie, die verwendet werden, um z. B. Animationen und Pop-up-Menüs in Webseiten, Desktop-Anwendungen und Softwareentwicklungswerkzeuge zu integrieren. ActiveX-Steuerelemente lassen sich mit einer Vielzahl von Programmiersprachen entwickeln, z. B. mit C, C++, Visual Basic und Java.

17 URL: http://www.iamo.de [letzter Zugriff: 29.04.2005]

18 Schaltknöpfe, beispielsweise zum Öffnen anderer Seiten durch Anklicken mit der Maus

19 URL: http://www.iamo.de [letzter Zugriff: 29.04.2005]

20 Abkürzung für Uniform Resource Locator (einheitliche Ressourcenadresse). URL-Adressen werden in WebBrowsern zum Auffinden von Internet-Ressourcen verwendet.

21 Abkürzung für Standard Generalized Markup Language (standardisierte, generalisierte Auszeichnungssprache). „Eine Norm für Informationsverwaltungszwecke, die 1986 vom Normungsinstitut ISO als ISO-Standard 8879 übernommen wurde. SGML beschreibt ein Verfahren zur Bereitstellung plattform- und anwendungsunabhängiger Dokumente, bei dem Formatierung, Indizierung und verknüpfte Informationen erhalten bleiben. SGML enthält ein grammatikähnliches Schema, mit dem der Benutzer eine allgemeine Datenstruktur festlegen kann, und "Tags", die es ihm ermöglichen, Strukturen in einzelnen Dokumenten zu kennzeichnen.“ (Microsoft Press Computer-Fachlexikon, 2000)

22 Beispiel: <b>Hallo</b> wird im Browser fett angezeigt ("b" steht für "bold" = fett): Hallo 37

23 Das Verschieben eines Dokuments in einem Fenster, um den gewünschten Abschnitt in den Anzeigebereich zu bringen. Dies kann beispielsweise über die mit der Maus zu bedienende Bildlaufleiste am rechten oder unteren Rand des Fensters oder die Pfeiltasten auf der Tastatur erfolgen.

24 Eine Gruppierung von alphabetischen, numerischen und Sonderzeichen, die gemeinsame Merkmale aufweisen und in Form einer Tabelle dargestellt sind, die jedem dieser Zeichen eine Nummer zuweist. Gebräuchliche Zeichensätze sind Unicode und ASCII.

Excerpt out of 165 pages

Details

Title
Grundlagen der Websitelokalisierung
Subtitle
Die Lokalisierung der Unternehmenswebsite des Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)
College
Anhalt University of Applied Sciences Köthen
Grade
1,5
Author
Year
2005
Pages
165
Catalog Number
V93838
ISBN (eBook)
9783638064521
ISBN (Book)
9783638953191
File size
4091 KB
Language
German
Keywords
Grundlagen, Websitelokalisierung, Unternehmenswebsite, Lokalisierung, Softwarelokalisierung, Websites, Software, Trados, Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa, IAMO, Englisch, Übersetzung, Übersetzen, WYSIWYG, Russisch, HTML, XML, Java, WML, Qualitätssicherung
Quote paper
Dipl.-Fachübersetzerin (FH) Anja Hagenbruch (Author), 2005, Grundlagen der Websitelokalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93838

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