(...) Obacht nicht ins Abseits zu geraten, ist aus rechtlicher Sicht auch bei der Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten, dem Thema dieser Arbeit, geboten. Nach europäischem Wettbewerbsrecht ist diese Form der Vermarktung der Medienrechte, bei welcher der Ver-band diese anstelle der Vereine übernimmt, verboten. Weiter führt auch die geübte Praxis, alle Medienrechte in einem einzelnen Paket exklusiv an einen Verwerter für einige Jahre zu vermarkten zu Wettbewerbsbeschränkungen auf dem relevanten Markt und ist daher ebenfalls nicht erlaubt.
Andererseits führt die Zentralvermarktung auch zu Vorteilen in der Produktion und Distribution des Medienproduktes, weshalb sie dennoch zulässig sein kann. Entscheidend für die Zulässigkeit der Zentralvermarktung ist daher die Gesamtauswirkung auf den Markt. Ist diese positiv, d.h. überwiegen die Vorteile einer Wettbewerbsbeschränkung deren negativen Auswirkungen, so ist sie nicht verboten – die Zentralvermarktung steht nicht im Abseits.
Mit dieser Thematik befassten sich in den letzten fünf Jahren in Europa die Europäische Kommission (im Folgenden Kommission) in den Entscheidungen zur Champions League, Bundesliga und Premier League, sowie weitere nationale Wettbewerbsbehörden. Aktuell wird vom Bundeskartellamt in Deutschland die Zentralvermarktung der Bundesliga erneut auf ihre rechtliche Zulässigkeit überprüft.
Zu welchen Lösungen die Behörden und die Verbände in den Entscheidungen gelangten, um die Zentralvermarktung vor dem rechtlichen Abseits zu bewahren, soll in dieser Arbeit analysiert werden. Ziel ist es, Grundsätze zur Ausgestaltung von Vereinbarungen zur Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten herauszuarbeiten, anhand derer verhindert werden kann, dabei ins Abseits zu geraten. Besondere Bedeutung kommt dem zu, seitdem aufgrund der Modernisierung der Durchführung des Wettbewerbsrechts es den Unternehmen selbst obliegt zu entscheiden, ob ein Vereinbarung über die Zentralvermarktung die Anforderungen des Art. 81 Abs. 3 erfüllt. (...)
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Grundlagen
- I. Anwendbarkeit des EG-Vertrags auf den Sport
- II. Kartellrecht und Zentralvermarktung
- 1. Wettbewerbsbeschränkungen durch die Zentralvermarktung nach Art. 81 Abs. 1 EG
- a. Horizontale Wettbewerbsbeschränkung
- b. Vertikale Wettbewerbsbeschränkung
- 2. Freistellung der Zentralvermarktung nach Art. 81 Abs. 3 EG
- a. Effizienzgewinne und Beteiligung der Verbraucher
- b. Solidaritätszahlungen
- 3. Individualvermarktung
- 4. Weitere Positionen zur Zentralvermarktung
- III. Vorstellung der analysierten Entscheidungen und Gesetzesdekrete
- 1. Champions League, Europa
- 2. Bundesliga, Deutschland
- 3. Premier League, England
- 4. Ehrendivision, Niederlande
- 5. Ligafußball, Dänemark
- 6. Ligue 1, Frankreich
- 7. Seria A, Italien
- IV. Konvergenz der Medien
- 1. Bereiche der Medienkonvergenz
- 2. Neue Wege des Fernsehens
- a. Fernsehen über das Internet
- aa. IPTV
- bb. Web-TV
- b. Mobiles Fernsehen
- aa. Fernsehen über Mobilfunk
- bb. Fernsehen über Rundfunk
- 3. Folgen für das traditionelle Fernsehen
- V. Zusammenhang zwischen Exklusivität und Verkaufserlösen von Medienrechten
- 1. Zahlungsbereitschaft von Pay-TV-Sendern
- 2. Zahlungsbereitschaft von Free-TV-Sendern
- 3. Strategische Zahlungsbereitschaft
- 4. Interdependenz zwischen Pay-TV und Free-TV
- C. Neue Regelungen zur Zentralvermarktung – eine vergleichende Analyse
- I. Der relevante Markt
- 1. Der sachlich relevante Markt
- a. Der vorgelagerte Markt
- b. Der nachgelagerte Markt
- 2. Der räumlich relevante Markt
- 3. Schlussfolgerung
- II. Das Vergabeverfahren
- 1. Anforderungen an die potentiellen Erwerber
- 2. Bewertung der Gebote
- 3. No Single Buyer-Rule
- 4. Schlussfolgerung
- III. Die Vertragsdauer
- 1. Entscheidungspraxis der Europäischen Kommission
- 2. Entscheidungspraxis nationaler Behörden
- 3. Ausnahme Frankreich
- 4. Schlussfolgerung
- IV. Umfang und Exklusivität der Rechte
- 1. Getrennte oder gemeinsame Vergabe verschiedener Medienrechte
- 2. Entscheidungen der Europäischen Kommission
- a. Zentralvermarktung
- aa. Live-Rechte
- bb. Highlight-Programm-Rechte
- cc. Rechte für die Neuen Medien
- (1.) Internetrechte
- (2.) Mobilfunkrechte
- dd. Radiorechte
- b. Individualvermarktung
- aa. TV-Rechte
- bb. Rechte für die Neuen Medien
- (1.) Internetrechte
- (a.) Live-Audio-Internetrechte
- (b.) Zeitversetzte audiovisuelle Internetrechte
- (2.) Mobilfunkrechte
- cc. Radiorechte
- c. Rückfall-Klausel
- aa. Unverkaufte Rechte
- bb. Nicht genutzte/unausgeübte Rechte
- 3. Entscheidungen und Gesetzesdekrete nationaler Behörden
- a. Ehrendivision, Niederlande
- aa. Live-Rechte
- bb. Highlight-Programm-Rechte
- cc. Rechte für die Neuen Medien
- dd. Radio-Rechte
- ee. Individualvermarktung
- b. Ligafußball, Dänemark
- aa. Live-Rechte
- bb. Highlight-Programm-Rechte
- cc. Rechte für die Neuen Medien
- dd. Radio-Rechte
- c. Ligue 1, Frankreich
- d. Seria A, Italien
- 4. Schlussfolgerung
- D. Auswirkungen der neuen Regelungen zur Zentralvermarktung
- I. Horizontale Wettbewerbsbeschränkung
- 1. Champions League
- 2. Bundesliga
- 3. Premier League
- 4. Schlussfolgerung
- II. Vertikale Wettbewerbsbeschränkung
- 1. Champions League
- 2. Bundesliga
- 3. Premier League
- 4. Schlussfolgerung
- III. Vorteile für den Zuschauer
- IV. Die Schaffung von Ausgeglichenheit durch Solidaritätszahlungen
- 1. Champions League
- 2. Bundesliga
- 3. Premier League
- 4. Seria A
- 5. Auswirkungen der Champions League-Teilnahme auf die Ausgeglichenheit nationaler Ligen
- 6. Schlussfolgerung
- E. Fazit
- Die Anwendbarkeit des EG-Vertrags auf den Sport
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten
- Die Auswirkungen der Zentralvermarktung auf den Wettbewerb und die Verbraucher
- Die Entwicklung von Grundsätzen zur Gestaltung der Zentralvermarktung
- Die Einbindung neuer Medien und Technologien in die Vermarktung von Fußball-Medienrechten
- Die Einleitung stellt die Thematik der Diplomarbeit vor und erläutert die Relevanz des Themas im Kontext der europäischen Sportpolitik.
- Das Kapitel „Grundlagen“ liefert die notwendigen theoretischen Grundlagen für die Analyse der europäischen Entscheidungen zur Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten. Es behandelt die Anwendbarkeit des EG-Vertrags auf den Sport, das Kartellrecht und die rechtlichen Rahmenbedingungen der Zentralvermarktung.
- Im Kapitel „Vorstellung der analysierten Entscheidungen und Gesetzesdekrete“ werden die wichtigsten Entscheidungen der Europäischen Kommission und nationaler Behörden zur Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten vorgestellt und analysiert.
- Das Kapitel „Konvergenz der Medien“ analysiert die Auswirkungen der Medienkonvergenz auf die Vermarktung von Fußball-Medienrechten.
- Im Kapitel „Zusammenhang zwischen Exklusivität und Verkaufserlösen von Medienrechten“ wird der Zusammenhang zwischen der Exklusivität von Medienrechten und der Zahlungsbereitschaft von Pay-TV- und Free-TV-Sendern untersucht.
- Das Kapitel „Neue Regelungen zur Zentralvermarktung – eine vergleichende Analyse“ befasst sich mit den neu erlassenen Regelungen zur Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten. Es analysiert die relevanten Märkte, die Vergabeverfahren, die Vertragsdauer und den Umfang und die Exklusivität der Rechte.
- Das Kapitel „Auswirkungen der neuen Regelungen zur Zentralvermarktung“ analysiert die Auswirkungen der neu erlassenen Regelungen auf den Wettbewerb, die Verbraucher und die Ausgeglichenheit der europäischen Fußballligen.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die europäischen Fallstricke bei Fußball-Medienrechten. Im Mittelpunkt steht eine vergleichende Analyse aktueller Entscheidungen der Europäischen Kommission und nationaler Behörden zur Zentralvermarktung von Fußball-Medienrechten. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung von Grundsätzen zur Gestaltung dieser Vermarktung.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Zentralvermarktung, Fußball-Medienrechte, Europäische Kommission, nationales Kartellrecht, Wettbewerbsrecht, Medienkonvergenz, Exklusivität, Pay-TV, Free-TV, Solidaritätszahlungen, Ausgeglichenheit.
- Citation du texte
- Susanne Süssespeck (Auteur), 2008, Europäische Abseitsfallen bei Fußball-Medienrechten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93883