Die Arbeit beschäftigt sich mit den Friedensvorstellungen in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit und dem in diesem Kontext fest verankerten Arbiter – dem friedenswahrenden, politischen Schiedsrichter. Der Arbiter, als Teil der Ordnungsvorstellungen der zwischenstaatlichen Politik der Frühen Neuzeit, spielt in den politiknahen Vorstellungen der Herrschenden bzw. den Entscheidungsträgern im Europa der Frühen Neuzeit eine gewichtige Rolle.
Obgleich die Epoche der Frühen Neuzeit von Krieg und Konflikten geprägt war, sollte man die Tatsache nicht ausblenden, dass es dennoch ernsthafte Friedensvorstellungen und Bemühungen zur Friedenswahrung und Friedensherstellung gegeben hat. Christoph Kampmann betont zu Recht, dass dies in der älteren Forschung kaum ausreichend untersucht wurde.
Um den Gegenstand der zwischenstaatlichen Friedensstiftung bzw. Friedenswahrung eingehend zu untersuchen, soll zunächst ein Blick auf die Ordnungsvorstellungen in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit geworfen werden. Vor diesem Hintergrund soll die Rolle des Arbiters in diesem Kontext genauer eingeordnet werden können.
Es bleibt die Frage zu klären, woher der politische Schiedsrichter kommt und weshalb man zu Beginn des 16. Jahrhunderts das Papsttum damit in Verbindung bringt. Dafür wird es unumgänglich sein einen Blick auf die mittelalterliche Entwicklung des Schiedsgerichts zu werfen.
Ein weiterer wichtiger Punkt wird die Arbiter-Rolle des Papsttums während des großen Konfliktes zwischen Karl V. (1519-1556) und Franz I. (1515-1547) von Frankreich darstellen. Schließlich bleibt die Frage nach Kontinuität und Wandel der Arbiter-Rolle und der politischen Streitschlichtung zu klären. Ende des 16. Jahrhunderts werden Heinrich IV. von Frankreich und die französische Krone mit dem Arbiter der Christenheit in Verbindung gebracht. Welche Ursachen und Entwicklungen führten zu diesem Wandel?
Fundamentale Quellengrundlage für diese Thematik sind politische Flug-, Streit- und Propagandaschriften. Zudem geben auch die gelehrte Traktatenliteratur sowie politische Akten Aufschluss, obgleich sie sich durch eine größere Distanz zur unmittelbaren Tagespolitik auszeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ordnungsvorstellungen in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit
- Gleichgewicht der Kräfte
- Universalmonarchie
- ,,Arbiter Orbis Christiani"
- Entwicklung der päpstlichen Arbiter-Stellung im Mittelalter
- Das Schiedsgerichtswesen
- „Caput Christianitatis\" als „Pacificator Orbis Christiani"
- Die Stellung des Papsttums als schiedsrichterliche Instanz
- Der Konflikt zwischen Karl V. (1519-1556) und Franz I. (1515-1547)
- Extreme Polarisierung der europäischen Staatenwelt
- Die Rolle des Papsttums im habsburgisch-französischen Antagonismus
- Heinrich IV. (1589-1610) von Frankreich als Friedensstifter
- Jean Bodin und der „Arbitre de paix"
- Die königliche Arbiter-Rolle Heinrich IV.
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht Friedensvorstellungen in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit, insbesondere die Rolle des Arbiter, des friedenswahrenden Schiedsrichters. Sie analysiert, wie diese Figur in den politischen Ordnungsvorstellungen der Zeit verankert war und welche Rolle sie im Kontext der europäischen Politik spielte.
- Entwicklung und Bedeutung des Arbiter als Ordnungsfaktor in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit
- Analyse der historischen Entwicklung der päpstlichen Arbiter-Rolle im Mittelalter
- Untersuchung der Arbiter-Rolle des Papsttums im Konflikt zwischen Karl V. und Franz I. im 16. Jahrhundert
- Analyse der Arbiter-Rolle Heinrichs IV. von Frankreich und die Gründe für den Wandel der Arbiter-Figur im 17. Jahrhundert
- Die Rolle von politischer Literatur, Traktaten und Akten in der Analyse der Friedensvorstellungen und der Arbiter-Figur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Friedensvorstellungen und des Arbiter in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit ein. Kapitel 2 beleuchtet verschiedene Ordnungsvorstellungen der Zeit, darunter das Gleichgewicht der Kräfte, die Universalmonarchie und die Rolle des Arbiter Orbis Christiani.
Kapitel 3 ergründet die historische Entwicklung der päpstlichen Arbiter-Stellung im Mittelalter, fokussiert auf das Schiedsgerichtswesen und die Rolle des Papsttums als „Caput Christianitatis“ und „Pacificator Orbis Christiani“.
Kapitel 4 untersucht die Arbiter-Rolle des Papsttums während des Konfliktes zwischen Karl V. und Franz I., beleuchtet die extreme Polarisierung der europäischen Staatenwelt und die Bedeutung des Papsttums im habsburgisch-französischen Antagonismus.
Kapitel 5 analysiert die Rolle Heinrichs IV. von Frankreich als Friedensstifter und die Entwicklung der Arbiter-Figur im 17. Jahrhundert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit wichtigen Begriffen wie Ordnungsvorstellungen, Arbiter, Friedensstiftung, internationale Beziehungen, Frühe Neuzeit, Gleichgewicht der Kräfte, Universalmonarchie, Papsttum, Schiedsgerichtswesen, Karl V., Franz I., Heinrich IV. und politischer Schiedsrichter.
- Citation du texte
- Luigi Tucciarone (Auteur), 2008, Der "Arbiter" in den Friedensvorstellungen der internationalen Beziehungen. Kontinuität und Wandel eines politischen Ordnungsfaktors im 16. und 17. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/939050