Multinationale Unternehmen (MNUs) in der globalisierten Welt stehen heute vor der
Herausforderung, nicht nur ökonomische Rationalität anzustreben, sondern auch ihre
soziale Verantwortung wahrzunehmen. Ein solches Engagement wird im Zeitalter der fortschreitenden Globalisierung wirtschaftlicher Prozesse von den Unternehmen, insbesondere von den transnational agierenden, erwartet, da diese einen grossen
Einfluss auf das Wohlergehen der Gesellschaft ausüben können. Da der Staat nicht mehr einzig alle Aufgaben bewältigen kann, bedarf es des Engagements und der Initiative der Firmen, und zwar nicht ausschliesslich in finanzieller Hinsicht, sondern insbesondere auch in der aktiven Gestaltung von Umwelt und Gesellschaft, deren
Teil sie sind. Unternehmen sollen Profitabilität und Verantwortlichkeit kombinieren. Die Stakeholder-Perspektive wird als Ansatz zur Lösung dieser neuen
Herausforderungen vorgeschlagen. Unter einer Stakeholder-Orientierung versteht man die Verankerung einer Wahrnehmung sozialer Verantwortung in die Unternehmenspolitik. Es gilt, nicht nur die Rendite von Eigenkapitalgebern zu
steigern, sondern auch gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzugehen und sich ethisch-politisch zu engagieren. Dabei stellt sich die Frage, ob sich eine Stakeholder-Orientierung auch mit dem Streben der Unternehmung nach wirtschaftlicher
Rationalität vereinen lässt. In einer Studie haben McWilliams und Siegel aufgezeigt, dass die Berücksichtigung von Stakeholder-Interessen eine Maximierung des Shareholder-Values nicht aussschliesst, sondern ihr zuträglich ist. Jensens Theorie der „Enlightened Value Maximization“ betont, dass die intelligente Verbindung beider Ansätze das erfolgreiche und somit langfristige Bestehen eines Unternehmens sichert, wobei nur die Interessen derjenigen Stakeholder berücksichtigt werden sollen, die zum langfristigen Firmenwert beitragen. Die Notwendigkeit eines
kontinuierlichen Stakeholder-Managements und die Bereitschaft zum Dialog mit den Stakeholdern spielen eine zentrale Rolle. Problematisch in dieser Diskussion bleiben die fehlende demokratische Legitimierung der Unternehmen zu sozial-politischem
Handeln und ihre umstrittene Wahrnehmung von Regierungsfunktionen sowie die sich auftuenden Handlungsspielräume für Manager. Eine fehlende ethisch-normative Formulierung der Stakeholder-Theorie stellt einen weiteren Kritikpunkt dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Thematik
- 2. Stakeholder-Perspektive
- 2.1. Begriffserklärung
- 2.2. Positionen
- 2.3. CSR - Soziale Verantwortung von Unternehmen
- 3. Kombination von Shareholder-Value und Stakeholder-Perspektive
- 3.1. McWilliams & Siegel – Koexistenz beider Ansätze
- 3.2. Jensen „Enlightened Value Maximization“
- 4. Stakeholder-Management
- 5. Kritik an der Stakeholder-Perspektive
- 5.1. Friedman, Jensen, Sundaram & Inkpen
- 5.2. Scherer & Kustermann
- 6. Abschlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Herausforderungen multinationaler Unternehmen in der globalisierten Welt, sowohl ökonomische Rationalität zu verfolgen als auch soziale Verantwortung wahrzunehmen. Die Stakeholder-Perspektive wird als Ansatz zur Lösung dieser Herausforderungen vorgestellt und die Frage nach der Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Rationalität und sozialer Verantwortung untersucht.
- Die Bedeutung der Stakeholder-Perspektive für Unternehmen in der globalisierten Welt
- Die Integration von sozialer Verantwortung in die Unternehmenspolitik
- Die Verbindung von Shareholder-Value und Stakeholder-Value
- Die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Stakeholder-Managements
- Kritik an der Stakeholder-Perspektive und ihre ethisch-normative Grundlage
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der globalisierten Welt und die Herausforderungen multinationaler Unternehmen ein. Kapitel 2 beleuchtet die Stakeholder-Perspektive, erklärt den Begriff, beschreibt verschiedene Positionen und erläutert den Zusammenhang mit Corporate Social Responsibility (CSR). In Kapitel 3 wird die Verbindung von Shareholder-Value und Stakeholder-Perspektive untersucht, wobei die Studien von McWilliams & Siegel und Jensens „Enlightened Value Maximization“ vorgestellt werden. Kapitel 4 widmet sich dem Stakeholder-Management und betont die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Dialogs mit den Stakeholdern. Schließlich beleuchtet Kapitel 5 die Kritik an der Stakeholder-Perspektive und diskutiert verschiedene Argumente von bekannten Autoren. Die Arbeit schließt mit einer Betrachtung der wichtigsten Punkte und dem Ausblick auf die Zukunft der Stakeholder-Perspektive.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Stakeholder-Perspektive, Shareholder-Value, Corporate Social Responsibility (CSR), Multinationale Unternehmen, Globalisierung, ethische Unternehmensführung, Stakeholder-Management und die Frage nach der Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Rationalität und sozialer Verantwortung.
- Arbeit zitieren
- Julia Hillebrandt (Autor:in), 2005, Die Ziele der Unternehmung zwischen ökonomischer Rationalität und sozialer Verantwortung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93954