Jack shall have Jill;
Nought shall go ill;
The man shall have his mare again,
And all shall be well.
Mit diesen Worten beendet Puck in William Shakespeares A Midsummer Night´s Dream die vorangegangenen Liebeswirren und trägt in der Folge dazu bei, dass das Stück zu seinem harmonischen Ende findet. Vor allem um Liebe geht es in dieser Komödie, besonders wie sie in der Illusion und der Realität ausgedrückt wird. Zunächst scheinen tiefe Gefühle nicht möglich zu sein, doch letztlich lösen sich die Widrigkeiten in Wohlgefallen auf und nahezu alle Charaktere sind wieder miteinander versöhnt. Das Interessante bei A Midsummer Night´s Dream ist, dass nicht nur eine unglückliche Liebesbeziehung thematisiert wird, sondern äußerst unterschiedliche Paare präsentiert werden, deren Probleme sehr individuell angelegt sind. Obwohl die Personen im Spiel aufeinander treffen und einander beeinflussen, sind sie doch vorrangig mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Aufgrund dieser facettenreichen Ausprägungen der Liebe sollen die Liebesbeziehungen Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit sein und deren Besonderheiten und Unterschiede näher untersucht werden.
Nach einer allgemeinen Darstellung des Handlungsverlaufs in A Midsummer Night´s Dream werden im Anschluss die einzelnen Liebespaare einer genaueren Analyse unterzogen. Zunächst der athenische Herzog Theseus und seine zukünftige Ehefrau Hippolyta, danach die Beziehung der beiden Elfen Oberon und Titania, die durch einen kleinen Jungen auf die Probe gestellt werden. Auch Titanias Bindung zu Bottom soll dabei von Bedeutung sein, wenn auch nicht in der ihr gebührenden Ausführlichkeit, da dies den Rahmen dieser Seminararbeit sprengen würde. Zuletzt geht es um die beiden Liebespaare Lysander und Hermia, sowie Demetrius und Helena. Der folgende Teil der Arbeit widmet sich zwei verschiedenen theoretischen Ansätzen bezüglich des Themas Liebe. Zum einen soll Platons Einteilung der Liebe, so ausführlich in seinem Werk Symposion dokumentiert, präsentiert und in Bezug zu A Midsummer Night´s Dream gesetzt werden. Dem gegenüber steht Niklas Luhmanns Theorie der Liebescodifizierung, wie er sie in seiner Abhandlung „Liebe als Passion“ aufgestellt hat. Der Schlussteil beinhaltet eine Zusammenfassung der im Laufe der Argumentation erarbeiteten Erkenntnisse sowie Ausblicke auf weitere nicht in diesem Zusammenhang erwähnte Forschungsgebiete und Untersuchungen [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen und Aufbau der Arbeit
2. Die Handlung in A Midsummer Night´s Dream
3. Die einzelnen Paare des Stückes
3.1 Theseus und Hippolyta
3.2 Oberon und Titania
3.3 Hermia und Lysander/ Helena und Demetrius
4. Theoretische Ansätze zur Liebesdeutung
4.1 Platons Liebesmodell
4.2 Niklas Luhmanns Codierung der Intimität
5. Zusammenfassung
Bibliographie
1. Vorbemerkungen und Aufbau der Arbeit
Jack shall have Jill;
Nought shall go ill;
The man shall have his mare again,
And all shall be well.[1]
Mit diesen Worten beendet Puck in William Shakespeares A Midsummer Night´s Dream die vorangegangenen Liebeswirren und trägt in der Folge dazu bei, dass das Stück zu seinem harmonischen Ende findet. Vor allem um Liebe geht es in dieser Komödie, besonders wie sie in der Illusion und der Realität ausgedrückt wird.[2] Zunächst scheinen tiefe Gefühle nicht möglich zu sein, doch letztlich lösen sich die Widrigkeiten in Wohlgefallen auf und nahezu alle Charaktere sind wieder miteinander versöhnt. Das Interessante bei A Midsummer Night´s Dream ist, dass nicht nur eine unglückliche Liebesbeziehung thematisiert wird, sondern äußerst unterschiedliche Paare präsentiert werden, deren Probleme sehr individuell angelegt sind. Obwohl die Personen im Spiel aufeinander treffen und einander beeinflussen, sind sie doch vorrangig mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Aufgrund dieser facettenreichen Ausprägungen der Liebe sollen die Liebesbeziehungen Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit sein und deren Besonderheiten und Unterschiede näher untersucht werden.
Nach einer allgemeinen Darstellung des Handlungsverlaufs in A Midsummer Night´s Dream werden im Anschluss die einzelnen Liebespaare einer genaueren Analyse unterzogen. Zunächst der athenische Herzog Theseus und seine zukünftige Ehefrau Hippolyta, danach die Beziehung der beiden Elfen Oberon und Titania, die durch einen kleinen Jungen auf die Probe gestellt werden. Auch Titanias Bindung zu Bottom soll dabei von Bedeutung sein, wenn auch nicht in der ihr gebührenden Ausführlichkeit, da dies den Rahmen dieser Seminararbeit sprengen würde. Zuletzt geht es um die beiden Liebespaare Lysander und Hermia, sowie Demetrius und Helena. Der folgende Teil der Arbeit widmet sich zwei verschiedenen theoretischen Ansätzen bezüglich des Themas Liebe. Zum einen soll Platons Einteilung der Liebe, so ausführlich in seinem Werk Symposion dokumentiert, präsentiert und in Bezug zu A Midsummer Night´s Dream gesetzt werden. Dem gegenüber steht Niklas Luhmanns Theorie der Liebescodifizierung, wie er sie in seiner Abhandlung „Liebe als Passion“ aufgestellt hat. Der Schlussteil beinhaltet eine Zusammenfassung der im Laufe der Argumentation erarbeiteten Erkenntnisse sowie Ausblicke auf weitere nicht in diesem Zusammenhang erwähnte Forschungsgebiete und Untersuchungen, die mit dem Thema „Liebe in A Midsummer Night´s Dream “ in Verbindung stehen.
2. Die Handlung in A Midsummer Night´s Dream
Das Stück behandelt die vier Tage bis zur Hochzeit des athenischen Herzogs Theseus mit der Amazone Hippolyta. Hermia, die Tochter eines weiteren Fürsten namens Egeus, soll an selbigem Tag mit Demetrius vermählt werden, dessen Zuneigung sie jedoch nicht erwidert, da sie in Demetrius Freund Lysander verliebt ist. Von Theseus und ihrem Vater vor die Wahl gestellt in vier Tagen den von ihnen auserwählten Edelmann zu ehelichen, zu sterben oder als Nonne ihr Dasein zu fristen, flieht sie mit Lysander in den Wald. Demetrius folgt ihnen und wird selbst wiederum von Helena verfolgt, die in ihn verliebt ist. Die vier jungen Athener stoßen im Wald unbemerkt mit dem Elfenkönig Oberon und seinem Gehilfen Puck zusammen. Oberon zürnt seiner Frau Titania, da sie ihm einen kleinen Jungen vorenthält, den sie von einer indischen Königin zur Aufsicht bekommen hat. Um Titania den Jungen abspenstig zu machen, lässt sich Oberon von Puck eine Blume bringen, deren Saft jeden, dem er auf die Augen getröpfelt wird, in die erste Person verlieben lässt, die des Weges kommt. Oberon beschließt eben diesen Saft einzusetzen um die vier Adligen im Wald zusammen zu bringen.
Puck, der diesen Auftrag erhält, verwechselt jedoch die Personen, so dass sich Lysander und Demetrius in Helena verlieben und Hermia von beiden unerwünscht ist. Zeitgleich verliebt sich Titania aufgrund des Liebesserums in den Handwerker Bottom, der zuvor von Puck mit einem Eselskopf versehen wurde und im Wald mit seinen Kollegen das Stück „Pyramus und Thisbe“ probt, das an Theseus Hochzeitsfeier von ihnen aufgeführt werden soll. Nachdem sich Titania mit ihrer Zuneigung zu Bottom lächerlich gemacht hat, erlöst Oberon sie von dem Zauber und schafft es schließlich wiederum mit Pucks Hilfe, dass Lysander und Hermia sowie Demetrius und Helena ein Paar werden. Das Ende der Komödie bilden die drei Hochzeiten an Theseus Hof und die Aufführung von „Pyramus und Thisbe“ unter Beobachtung des Elfenpaares, das nun, nachdem Oberon den Jungen von Titania bekommen hat, wieder in Harmonie zusammenlebt.
3. Die einzelnen Paare des Stückes
Laut Alexander Leggatt kann man in A Midsummer Night´s Dream vier verschiedene Gruppen unterscheiden, die ihre individuellen Liebesbeziehungen führen und vor allen Dingen mit sich selbst beschäftigt sind.[3] Es gibt die älteren Adligen aus Athen, von besonderer Bedeutung sind hierbei Theseus und Hippolyta. Daneben stehen die vier jungen Verliebten Lysander, Hermia, Demetrius und Helena. Die dritte Gruppe bilden die Feen, von denen für die Liebesbetrachtung vor allem Oberon und Titania wichtig sind. Den letzten Personenkreis stellen schließlich die sogenannten clowns dar, wobei vornehmlich Bottom wegen seiner Liebschaft mit Titania hervorzuheben ist. Diese sehr kurze Verbindung soll nicht getrennt betrachtet werden, sondern gehört zur Analyse der fairies. Allen Paaren ist gemein, dass sie auf irgendeine Art und Weise durch die Liebe eine Veränderung durchlaufen.[4] Comtois weist bei der Einteilung in vier Gruppen darauf hin, dass sich das Stück nicht vornehmlich um die jungen Liebespaare dreht, sondern diese nur einen Teil beanspruchen.[5] Aus diesem Grund sollen alle Konstellationen in etwa gleichem Maße berücksichtigt werden.
3.1 Theseus und Hippolyta
Gleich zu Beginn des Stückes wird der Leser mit dem Herzog von Athen, Theseus, und der Amazonenkönigin Hippolyta konfrontiert, die vier Tage vor ihrer Hochzeit stehen. Während Theseus einen sehr ungeduldigen Eindruck macht und den Tag der Vermählung kaum erwarten kann, scheint seine zukünftige Gattin viel besonnener und weniger leidenschaftlich zu sein, was sich unter anderem in ihren folgenden Worten wiederspiegelt: “Four days will quickly steep themselves in night;/ Four nights will quickly dream away the time” (I.i.7-8). Um die unterschiedlichen Erwartungshaltungen verstehen zu können, muss man die Vorgeschichte der beiden Charaktere kennen. Wie Angela Pitt schreibt, hat Theseus die Amazonen im Krieg besiegt und deren Königin von ihrer Schwester getrennt um sie zu heiraten.[6] Die Beziehung von Theseus und Hippolyta spannt gleichsam einen Bogen vom Krieg zur Heirat, vom Schwert zum Ring, wie Lyons angibt.[7] Der Herzog streitet sein brutales Vorgehen nicht im Geringsten ab, bestätigt es vielmehr, wenn er sagt, “Hippolyta, I wooed thee with my sword,/ And won thy love doing thee injuries” (I.i.16-17). So hat ihr erster Auftritt eher kriegerische als romantische Züge und indem Theseus die Amazone heiratet, schafft er es laut Pitt die patriarchalische Ordnung, wie sie in der Gesellschaft Shakespeares vorherrschend war, herzustellen.[8] Lyons bemerkt dazu, dass es schwierig ist für den Leser, die Beziehung zwischen den beiden als Liebe zu verstehen.[9] Die Vermutung, dass Hippolyta Theseus Belohnung für seinen Sieg gegen die Amazonen ist, liegt nahe. Wenn die Amazonenkönigin auch sehr passiv auftritt und sich ihrem Schicksal offensichtlich ergibt, zeigt sie dennoch ihren Unmut gegenüber der nun herrschenden Situation. Deutlich wird dies beim Streit zwischen Egeus und Hermia um deren Hochzeit. Während Theseus Partei für den Vater ergreift und sogar droht streng nach dem athenischen Gesetz zu verfahren, schweigt Hippolyta und verzieht ihre Miene, was Theseus zu folgender Bemerkung veranlasst: “Come, my Hippolyta; what cheer, my love?” (I.i.122). Für Shirley Nelson Garner ist dies ein Zeichen, dass sie Egeus autoritäres Auftreten an ihr eigenes Schicksal erinnert und sie dementsprechend heimlich auf der Seite Hermias und Lysanders ist.[10]
Als Grund für Theseus Entscheidung sich ausgerechnet Hippolyta zur Ehefrau zu nehmen, führt Garner folgende These an: Amazonen, die bekanntlich äußerst maskuline Züge besitzen, dienen Männern wie Theseus in zweierlei Hinsicht. Zum einen bieten sie eine außergewöhnliche Frau an ihrer Seite, zum anderen aber können sie eben auf Grund ihrer Natur die homoerotischen Begierden der jeweiligen Partner befriedigen. Da nun Hippolyta ein äußerst männliches Erscheinungsbild haben dürfte und ihre erste Bekanntschaft im Krieg stattgefunden hat, scheint diese Deutung von Theseus sexuellen Neigungen eine sehr logische Konsequenz zu sein.[11] Dafür spricht auch, dass Theseus, obwohl er heiraten will, offensichtlich nicht viel für Frauen übrig hat, wie er in seinem Verhalten gegenüber Hippolyta, aber auch Hermia, zeigt.[12] Laut Leggatt spielt die Sexualität zwar immer wieder eine Rolle, wird allerdings im gesamten Stück zurückgedrängt, wie man an Theseus Warten bis zur Hochzeitsnacht sehen kann.[13] Dass er dennoch, ebenso wie Hippolyta, verschiedene Liebesaffären gehabt haben muss, wird in Oberons Worten deutlich:
How canst thou thus, for shame, Titania,
Glance at my credit with Hippolyta,
Knowing I know thy love to Theseus?
Didst not thou lead him through the glimmering night
From Perigenia, whom he ravished,
And make him with fair Aegles break his faith,
With Ariadne, and Antiopa?
(II.i.74-80)
Hippolyta wurde zuvor von Titania als “the bouncing Amazon, your buskind mistress and your warrior love” (II.i.70-71) beschrieben. Für Theseus ist die sexuelle Liebe offenbar eine Art „menschliche Erfüllung“. Wenn er Hermia vor die Wahl stellt, wird klar, dass er niemals dem Klerus beitreten würde, ja er sieht den Zölibat sogar als eine Art Tod, wie Lyon schreibt.[14] Hierfür zitiert er folgende Worte Theseus:
You can endure the livery of a nun –
For aye to be in shady cloister mewed,
(…)
But earthlier happy is the rose distilled,
Than that which, withering on the virgin thorn,
Grows, lives, and dies in single blessedness.
(I.i.70-78)
Bezeichnend ist, dass diese früheren Affären des athenischen Herrscherpaares bei einem Streitgespräch der fairies Oberon und Titania zur Sprache kommen. Beide scheinen mit ihnen auf irgendeine Weise verbunden gewesen zu sein, wodurch die Welt der Menschen und die der Feen miteinander verknüpft wird.
[...]
[1] William Shakespeare, A Midsummer Night´s Dream. Ed. Harold F. Brooks, London: Thomson
Learning, 2003, III.ii.461-463.
[2] Vgl. Charles Lyons, “A Midsummer Night´s Dream: The Paradox of Love´s Triumph.” East-
West Review 4 (1971): 102-125, hier:102.
[3] Alexander Leggatt. Shakespeare´s Comedy of Love. London: Methuen & Co Ltd, 1974. 91.
[4] Vgl. Catherine Bates. “Love and courtship”. The Cambridge Companion to Shakespearean
Comedy. Ed. Alexander Leggatt. Cambridge: CUP, 2002. 102-122, hier:102.
[5] Vgl. M.E.Comtois, “The Comedy of the Lovers in A Midsummer Night´s Dream.” Essays in
Literature 12 (1985): 15-25, hier:15.
[6] Vgl. Angela Pitt. Shakespeare´s women. London: Barnes & Noble Books, 1981. 86.
[7] Vgl. Lyons 120.
[8] Pitt 86.
[9] Vgl. Lyons 112.
[10] Vgl. Shirley Nelson Garner, “A Midsummer Night´s Dream: Jack shall have Jill; Nought shall go
ill”. Women´s Studies 9 (1981): 47-63, hier: 52.
[11] Vgl. Garner 52ff.
[12] Vgl. Garner 52f.
[13] Vgl. Alexander Leggatt, “Comedy and Sex”. The Cambridge Companion to Shakespearean
Comedy. Ed. Alexander Leggatt. Cambridge: CUP, 2002. 139-155, hier: 148.
[14] Vgl. Lyons 104.
- Arbeit zitieren
- Markus Friedrich (Autor:in), 2005, Betrachtung der Liebespaare in William Shakespeares "A Midsummer Night's Dream", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94003
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