Lehnwörter im Französischen


Seminararbeit, 2001

18 Seiten, Note: 3+


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

VERZEICHNIS DER TABELLEN

1. EINLEITUNG - Über das Französische

2. DEFINITIONEN
2.1. Lehnwort und Entlehnung gegenüber
Fremdwort und Erbwort
2.2. Substrat, Superstrat und Adstrat
2.3. Etymologie, Synchronie und Diachronie

3. LEHNWÖRTER
3.1. Substrateinflüsse
3.1.1. Griechisch
3.1.2. Gallisch
3.2. Superstrateinflüsse
3.2.1. Germanisch
3.2.2. Das Lateinische Kultursuperstrat
3.3. Unklare Strat-Einflüsse
3.3.1. Arabisch
3.3.2. Italienisch
3.3.3. Okzitanisch
3.4. Der Einfluß des Englischen

4. AUSBLICK

BIBLIOGRAPHIE

VERZEICHNIS DER TABELLEN

1 Tabelle 1: Entlehnungstypen

2 Tabelle 2: Einfluß der Dialektismen auf das Französische

3 Tabelle 3: Einfluß des Frankoprovenzalischen auf das Französische

1. EINLEITUNG - Über das Französische

Normalerweise bezeichnet man die romanischen Sprachen als “Töchter” des Lateinischen. Doch dies ist nicht ganz richtig. Sicher kann man sagen, dass das Gebiet des heutigen Frankreich ursprünglich von vielen verschiedenen Gruppen bevölkert war, die auch unterschiedliche Sprachen gesprochen haben, und dass die Römer mit ihrer Invasion auch die neue, die lateinische Sprache mitgebracht haben, die so die Sprache der Eroberten beeinflußt hat. Somit wäre das Lateinische eine Superstratsprache[1] für das Französische. Doch sollte man bedenken, dass nach und nach das Lateinische die Regionalsprachen abgelöst hat. Denn neben der lateinischen Hochsprache, wie sie in Schule und Verwaltung gelehrt und benutzt wurde, entwickelten sich auch viele verschiedene, nach Region unterschiedliche, Dialekte des Lateinischen, das sogenannte Vulgärlatein. Dies bedeutet, dass umgekehrt die Regionalsprachen der eroberten Landstriche als Substratsprachen für das Lateinische anzusehen sind.

Wenn dem aber so ist, so ist als Konsequenz zu konstatieren, dass das Französische nicht dem Lateinischen entspringt, sondern, dass das Französische das Lateinische ist, da niemals eine Unterbrechung in der sprachlichen Tradition stattgefunden hat. F. De Saussure drückt dies so aus: “Il n'est jamis arrivé que les gens de France se soient éveillés en se disant bonjour en francais, après s'être endormis la veille en se disant bonne nuit en latin.”[2]

Was aber bedeutet dies für die Wörter im Französischen Wortschatz, die aus dem Lateinischen kommen? Der Grand Robert erfasst ca. 58.000 Vokabeln[3]. Schauen wir uns einmal die genauere Zusammensetzung dieses Wortschatzes[4] an, stellen wir fest, dass etwa 95% dem Lateinischen entstammen, eine nähere Untersuchung zeigt, dass diese 95% sich wie folgt aufschlüsseln lassen: Nur etwa 12% dieser Wörter sind Erbwörter[5] wie z.B. chef (aus lat. caput), 48% sind Ergebnisse von Ableitungen wie z.B. lavage (abgeleitet von lat. levare, waschen, durch suffigieren mit -age Wortklassenwechsel von Verb zu Substantiv: lavage=Wäsche) oder Wortzusammensetzungen wie z.B. grand-mère (aus lat. grandis, groß und lat. mater, Mutter, zusammen gesetzt zu: grand- möre=Großmutter), und die verbleibenden 40% sind als Fremdwörter[6] oder gelehrte Wörter einzustufen. Hier ist als Beispiel das Wort institution zu nennen. Sieht man von den Wörtern lateinischen Ursprungs ab, so verbleiben etwa 5% des französischen Vokabulars, die nicht romanischen Ursprungs sind. Diese Wörter sind den verschiedenen Stratsprachen zuzuordnen[7] und deshalb Lehnwörter, wie wir sehen werden.

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich als solche, die einen erheblichen Teil des französischen Wortschatzes ausmachen, wobei ich mich bemühe, die Haupt-Herkunftssprachen deutlich aufzuzeigen. Zu diesem Zweck habe ich mich sowohl einschlägiger Literatur bedient, als auch Aufzeichnungen aus meinen Veranstaltungen miteinbezogen. Diese werden von mir im Folgenden zitiert wie die Fußnote Nr. . Die erste Angabe bezieht sich auf den Autor des zitierten Textes, es folgt ggf. der Titel der Arbeit (unterstrichen), gefolgt vom Titel der Veranstaltung und dem Dozenten in kursiver Schrift, und schließlich gebe ich noch Ort und Zeitraum der Veranstaltung an.

2. DEFINITIONEN

Um die Ausführungen auf den folgenden Seiten verständlicher zu machen, werde ich zunächst einige Definitionen zu den grundlegenden Begriffen dieser Arbeit geben, um sicherzustellen, dass beim Lesen dieser Arbeit von gleichen Voraussetzungen ausgegangen wird.

2.1. Lehnwort und Entlehnung gegenüber Fremdwort und Erbwort

Der Brockhaus beschreibt ein Lehnwort als “ein aus einer fremden Sprache übernommenes, im Unterschied zum Fremdwort in Phonetik, Morphologie und Orthographie der übernehmenden Sprache angepasstes Wort (z.B. Mauer aus lat. >murus<). Eine strikte Abgrenzung vom ->Fremdwort ist nicht möglich.”[8] Eine weitere Unterscheidung gibt Betz: “Die Entlehnung erscheint in dem Wort selbst (Lehnwort), in der Bedeutung des Wortes (Lehnbedeutung), in der Prägung eines neuen Wortes (Lehnprägung), in der Schöpfung eines neuen Wortes (Lehnschöpfung), in der Form eines Wortes (Lehnform) in der Übersetzung oder freieren Übertragung eines Wortes (Lehnübersetzung und Lehnübertragung) oder in der Verbindung von Elementen verschiedener Sprachen in einem Wort (Lehnverbindung).”[9] Nach Gebhardt ist eine einfachere Einteilung jedoch möglich und sinnvoll. Wenn man von der Lautform eines Wortes als signifiant und der Bedeutung eines Wortes als signifié ausgeht, kann mann alle Formen der Entlehnung in folgendem Schaubild zusammenfassen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[10]

Im Gegensatz dazu hat sich das Fremdwort, das ebenfalls aus einer fremden Sprache stammt, sich in Schreibung, Lautung und Flexion nicht der übernehmenden Sprache angepasst, doch ist eine strikte Trennung vom Lehnwort nicht möglich. Denn “Alle Lehnwörter waren ursprünglich Fremdwörter, jedoch werden nicht alle Fremdwörter zu Lehnwörtern.”[11] Dies ist nur logisch, denn sobald ein Wort aus einer fremden Sprache übernommen wird, ist ein Fremdwort, doch viele dieser Wörter bleiben in ihrer ursprünglichen Form erhalten, während andere angepasst werden. Dabei ist der Zeitpunkt der Übernahme nicht entscheidend, teilweise werden jüngere Übernahmen recht schnell angepasst, während andere, ältere Übernahmen auch nach Jahrhunderten noch als Fremdwörter empfunden werden.[12]

Der Erbwortschatz nun bezeichnet den “Grundwortschatz einer Sprache, insoweit er kein Lehngut enthält.”[13] Im Französischen bedeutet dies, dass die Wörter, die aus dem Vulgärlatein kommen, und die komplette lautliche Entwicklung der Sprache mitgemacht haben, Erbwörter sind. Auch die Buchwörter, die Wörter also, die nach der Karolingischen Renaissance um 800 n.Ch. aus dem Lateinischen übernommen wurden, sind auf die gleiche Stufe zu setzen. Bei diesen Wörtern wurde höchstens die Endung angepasst (lat. nobilitatem -> afrz. nobilitet).

2.2. Substrat, Superstrat und Adstrat

Als Substrat bezeichnet man das Sprachgut, das von einem eroberten Volk in die Sprache der Eroberer einfließt, so gibt es z.B. gallo-romanische Wörter im französischen Wortschatz, d.h. das Gallische hat so Einfluß auf das Lateinische genommen. Der Brockhaus beschreibt das Substrat als “sprachliche Schicht, die von anderssprachigen Eroberern überlagert und (nach einer längeren Periode der Zweisprachigkeit) verdrängt wird, aber ihrerseits auf die Sprache der Eroberer in gewisser Weise einwirkt oder in Relikten erhalten bleibt”[14].

Beim Superstrat sieht dies nun genau andersherum aus. Hier wirkt die Sprache der Eroberer auf die Sprache der Beherrschten ein und hinterlässt ihre Spuren auch nach ihrer Zurückdrängung. So beeinflusste beispielsweise das Fränkische die Sprache der von ihnen beherrschten Gallo-Romanen.

Das Adstrat nun bezeichnet eine Sprache die auf eine ihr benachbarte einwirkt, z.B. Flämisch und Wallonisch in Belgien.

2.3. Etymologie, Synchronie und Diachronie

Die Etymologie ist “die Richtung der vergleichenden Sprachwissenschaft, die Herkunft, Grundbedeutung und historische Entwicklung der Wörter sowie ihre Verwandtschaft mit Wörtern gleichen Ursprungs erforscht.”[15] Hierbei wird noch zwischen innerer Etymologie und äußerer Etymologie unterschieden. Die innere Etymologie untersucht die Wortfamilien innerhalb einer Sprache, während die äußere Etymologie das Wortgut verwandter Sprachen vergleicht.[16] So kann man beispielsweise den Erbwortschatz einer Sprache untersuchen, doch muss man hierzu genaue Kenntnisse über die Lautwandel besitzen, die die entsprechende Sprache durchlebt hat.

Forschung kann man hier sowohl synchronisch als auch diachronisch betreiben, wobei ich nach Sauusure davon ausgehe, dass synchronisch bedeutet: zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Sprachgebilde. Wenn man also die Wortfamilien des Wortes laver um die Mitte des 19. Jhd. untersucht, arbeitet man synchronisch.

Nach Saussure bedeutet diachronisch (wörtl. durch-die-Zeit- hindurch­gehend) im Gegensatz zu synchronisch, dass man einen Aspekt der Sprache durch die Historie hindurch beobachtet, um bei unserem Beispiel zu bleiben: wenn man also die Geschichte des Wortes laver seit der ersten Dokumentation durch die Jahrhunderte hindurch untersucht.

Selbstverständlich ist eine etymologische Betrachtung der Wörter, synchronisch oder diachronisch, nicht nur sinnvoll bei Erb- und Buchwörtern, auch bei Lehnwörtern, die schon lange in eine Sprache übergegangen sind, und von da an die lautlichen Entwicklungen mitgemacht haben, kann eine solche Betrachtungsweise sinnvoll sein. Der Einfachheit halber werde ich aber nur kurz und im Bezug auf Fremdwörter darauf eingehen.

[...]


[1] siehe 2. DEFINITIONEN

[2] zit. nach Gebhardt: Vom Werden der romanischen Sprachen

[3] nach Gebhardt: 1974

[4] zit. nach Gebhardt: Einführung in das Altfranzösische I, Veranstaltung am Romanischen Seminar der Christian Albrechts-Universität Kiel WS 1999/2000

[5] siehe 2. DEFINITIONEN

[6] ebd.

[7] siehe 4.1. LEHNWÖRTER

[8] aus: Brockhaus - Die Enzyklopädie, 20. überarbeitete und aktualisierte Auflage, F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig/Mannheim 1998

[9] zit. nach Johanna Knobloch (Hrsg.): Sprachwissenschaftliches Wörterbuch, Carl Winter Universitäts-Verlag, Heidelberg 1996

[10] zit. nach Gebhardt: Die Gliederung des sprachlichen Lehnguts

[11] aus: Brockhaus - Die Enzyklopädie, 20. überarbeitete und aktualisierte Auflage, F.A. Brockhaus GmbH, Leipzig/Mannheim 1998

[12] loc. cit.

[13] zit. nach Johanna Knobloch (Hrsg.): Sprachwissenschaftliches Wörterbuch, Carl Winter Universitäts-Verlag, Heidelberg 1996

[14] loc.cit.

[15] zit. nach Der Brockhaus in Wort und Bild, PC-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1999

[16] ebd.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Lehnwörter im Französischen
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Romanisches Seminar)
Note
3+
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V94030
ISBN (eBook)
9783638067096
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehnwörter, Französischen
Arbeit zitieren
Ralv Wohlgethan (Autor:in), 2001, Lehnwörter im Französischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94030

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