Diese Arbeit analysiert, wie sich die ungarische und deutsche nationalistische Polarisierung bis 1945 und die darauffolgende Vertreibung aus Ungarn und Reintegration im geteilten Deutschland auf die Kultur, Heimat und Existenz der Ungarndeutschen ausgewirkt haben. Im ersten Kapitel wird zusammenfassend auf die Gründe der Ansiedlung der Donauschwaben im ungarischen Donaugebiet eingegangen. Danach wird die Entwicklung der donauschwäbischen Minderheitenpolitik während der Zwischenkriegszeit, die von der Einflussnahme durch das Deutsche Reich und der ungarischen Politik geprägt war, erläutert.
Die darauffolgenden Abschnitte beschreiben die Etablierung des Volksbunds der Deutschen in Ungarn (VDU) und die Auswirkungen der Waffen-SS Rekrutierungen während des Zweiten Weltkrieges, die eine Vielzahl der Ungarndeutschen zu Kriegszwecken instrumentalisierten. Zudem wird die Bedeutung der sogenannten Treuebewegung, einer Widerstandsorganisation, die sich dem reichsdeutsch gelenkten VDU widersetzte, erläutert. Abschließend wird in den letzten Gliederungspunkten die Vertreibung der Donauschwaben aus Ungarn und deren Reintegration im geteilten Deutschland beschrieben.
Eine deutsche Einwanderung in Ungarn wurde bereits im 10. Jahrhundert während der Herrschaft von Géza beschrieben. Im 12. Jahrhundert wurden von den ungarischen Königen die sogenannten Siebenbürger Sachsen auf das Gebiet des historischen Ungarn, die Zipser in Nordungarn (heutige Slowakei) und die sogenannten Heidebauern in Westungarn bei Sopron, angesiedelt. Die Zahl der Deutschen in Ungarn betrug im 15. Jahrhundert mehr als 100 000 bei einer geschätzten Gesamtbevölkerung von 3,5-4,5 Millionen.
Nach den Türkenkriegen im 17. Jahrhundert und der anschließenden Besetzung Ungarns durch die Habsburger begann die große Ansiedlung der Deutschen im Pannonischen Becken, sodass deren Zahl 1787 bereits mehr als eine Millionen betrug. Jene Deutschen, die ab dem 18. Jahrhundert im historischen Ungarn angesiedelt wurden, nennt man allgemein Donauschwaben. Es ist daher in der Konsequenz nachvollziehbar, dass die Deutschen eine beachtliche Rolle in der historischen Entwicklung Mittelosteuropas, und dabei insbesondere Ungarns, gespielt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung und die Folgen der deutschen und der ungarischen nationalistischen Einflussnahme auf die donauschwäbische Minderheit im Trianon-Ungarn
- Die Geschichte der Donauschwaben in Ungarn bis 1918
- Die Geschichte der Donauschwaben von 1918 bis zur Gründung des Volksbunds der Deutschen in Ungarn 1938
- Der Trianon-Vertrag und dessen Folgen
- Die Minderheitenpolitik unter Jakob Bleyer und Gusztáv Gratz
- Franz Basch und die Radikalisierung der Minderheitenpolitik
- Die reichsdeutsche Patronage
- Der Erste Wiener Schiedsspruch
- Der Volksbund der Deutschen in Ungarn (VDU)
- Die Situation der Ungarndeutschen vor der Gründung des VDU
- Die Gründung und das Programm des VDU
- Die Etablierung des VDU
- Der zweite Wiener Schiedsspruch und das Volksgruppenabkommen
- Die Umwandlung und Expansion des VDU
- Der VDU und die deutsche Kriegswirtschaft
- Die SS-Musterungen 1940-1944
- Die illegalen SS-Rekrutierungen 1940-1942
- Die erste legale SS-Rekrutierung
- Die zweite legale Rekrutierungsphase
- Die deutsche Besetzung Ungarns und die Zwangsrekrutierungsphase
- „Hüséggel a Hazához - Mit Treue zum Vaterland“ - Die Treuebewegung
- Die Gründung und das Programm der Treuebewegung
- Die Expansion der Treuebewegung
- Die Aussiedlungspläne
- Die Haltung des VDU und der Volksdeutschen Mittelstelle gegenüber der Treuebewegung
- Der Niedergang der Treuebewegung
- Die Bedeutung der Treuebewegung
- Die Geschichte der Donauschwaben in der Nachkriegszeit
- Die Vertreibung
- Die Reintegration in Deutschland
- Die Reintegration der Ungarndeutschen in den westlichen Besatzungszonen/in der BRD
- Die Reintegration der Ungarndeutschen in der Sowjetischen Besatzungszone/in der DDR
- Die Ankunft im Auffanglager
- Die Umstände der Integration
- Die Aktuelle Situation in Deutschland
- Die Aktuelle Situation in Ungarn
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Geschichte der Donauschwaben in Ungarn und beleuchtet insbesondere die Auswirkungen der deutschen und ungarischen nationalistischen Einflussnahme auf diese Minderheit im Trianon-Ungarn. Ziel ist es, die Entwicklung der donauschwäbischen Kultur, Heimat und Existenz im Kontext des politischen und gesellschaftlichen Wandels im 20. Jahrhundert zu analysieren.
- Die Entwicklung der donauschwäbischen Minderheitenpolitik in der Zwischenkriegszeit
- Die Etablierung des Volksbunds der Deutschen in Ungarn (VDU) und seine Rolle während des Zweiten Weltkriegs
- Die Auswirkungen der SS-Rekrutierungen auf die Ungarndeutschen
- Die Entstehung und Bedeutung der Treuebewegung als Widerstandsorganisation
- Die Vertreibung der Donauschwaben aus Ungarn und ihre Reintegration im geteilten Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Geschichte der Donauschwaben in Ungarn bis 1918. Es werden die Ursachen für die Einwanderung und die Entwicklung der Minderheit im Laufe der Zeit dargestellt.
Im zweiten Kapitel wird die Geschichte der Donauschwaben von 1918 bis zur Gründung des VDU im Jahr 1938 erörtert. Dabei werden die Folgen des Trianon-Vertrags, die Minderheitenpolitik unter den ungarischen Regierungen sowie die wachsende Einflussnahme des Deutschen Reiches auf die Donauschwaben analysiert.
Kapitel 3 widmet sich der Etablierung und Entwicklung des VDU. Es werden die Programme und Ziele des VDU sowie seine Rolle in der deutschen Kriegswirtschaft dargestellt.
Im vierten Kapitel wird die SS-Musterungen von 1940-1944, einschließlich der legalen und illegalen Rekrutierungen, sowie die deutsche Besetzung Ungarns und die Zwangsrekrutierungen erläutert.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Treuebewegung, einer Widerstandsorganisation, die sich dem VDU widersetzte. Es werden die Gründung, das Programm, die Expansion und der Niedergang der Treuebewegung sowie ihre Bedeutung im Kontext des Zweiten Weltkriegs analysiert.
Das sechste Kapitel beschreibt die Vertreibung der Donauschwaben aus Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg und ihre Reintegration in Deutschland. Es wird insbesondere die Reintegration der Donauschwaben in der Sowjetischen Besatzungszone/in der DDR näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Donauschwaben, Ungarn, Minderheitenpolitik, Nationalismus, Trianon-Vertrag, Volksbund der Deutschen in Ungarn (VDU), SS-Rekrutierung, Treuebewegung, Vertreibung, Reintegration, deutsche und ungarische Geschichte
- Citation du texte
- Martin Böhm (Auteur), 2014, Die donauschwäbische Minderheit im Trianon-Ungarn. Entwicklung und Folgen der deutschen und der ungarischen nationalistischen Einflussnahme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/941238