Diese Arbeit behandelt den Präzedenzfall Åland und seine Bedeutung für den Minderheitenschutz in Europa. Wie kam es zu dieser in Europa einzigartigen Form der kulturellen und auch politischen Unabhängigkeit eines Gebietes innerhalb eines anderssprachigen Gesamtstaates? Zudem stellt sich aus rechtlicher Perspektive die Frage, inwiefern ein solches Konstrukt im völkerrechtlichen Kontext als Vorbild für den Minderheitenschutz dienen kann. Zunächst werden die geschichtlichen Hintergründe beleuchtet sowie die wichtigsten Bestimmungen des Åland-Vertrags untersucht. Anschließend werden die kollektiven Schutzrechte und deren Relevanz im Fall Åland konkret erörtert.
Der Salmiakki in den Supermärkten, die wenigen finnischen Beschriftungen, die finnisch-schwedischen Warnungen auf den Zigarettenpackungen – wenig weist darauf hin, dass Åland, auf Finnisch Ahvenanmaa, tatsächlich Teil Finnlands ist. Auf der Willkommenstafel am Hafen von Mariehamn, der Hauptstadt des etwa 30.000 Einwohner beheimatenden Archipels, die Begrüßung auf Schwedisch und Englisch, auf den Straßen vernimmt man nur Schwedisch.
Åland, geographisch zwischen Südwestfinnland, welches seit Jahrhunderten von der finnlandschwedischen Minderheit rund um ihr Zentrum Åbo/Turku geprägt ist, und Schweden gelegen, wird seit Jahrhunderten von einer überwiegenden Mehrheit von Schwedischsprachigen bewohnt. Bis 1809 gehörte die Inselgruppe zum Schwedischen Reich, erst infolge des Russisch-Schwedischen Krieges von 1808-1809 wurde es in das, vom Russischen Zarenreich annektierte, Großfürstentum Finnland integriert. Während der russischen Zeit wurde Åland militarisiert. Infolge des Krimkrieges beschloss man die Demilitarisierung des Gebietes, das erst im Zuge des Ersten Weltkrieges durch den Wiederaufbau von Festungsanlagen erneut militärisch genutzt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtlicher Hintergrund
- Entwicklungen bis 1917
- Zustandekommen des Åland-Vertrages
- Gutachten der Juristenkommission vom 5. September 1920
- Das Åland-Abkommen vom 27. Juni 1921
- Bedeutung für den Minderheitenschutz in Europa
- Weitere Entwicklungen um Åland
- Vorbildfunktion
- Völkerrechtliche Standardsetzung
- Minderheitenschutz im Völkerbund
- Frage nach der Schaffung positiven Völkerrechts
- Erörterung der Kollektivrechte im Gutachten vom 5. September 1920
- Erörterung des Selbstbestimmungsrechts im Gutachten vom 16. April 1921
- Bedeutung für den Minderheitenschutz in Europa
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert den Åland-Fall und seine Bedeutung für den Minderheitenschutz in Europa. Sie untersucht die historischen Hintergründe des Konflikts zwischen Schweden und Finnland um die Inselgruppe Åland, insbesondere die Entwicklungen bis 1917 und die Entstehung des Åland-Vertrags. Darüber hinaus betrachtet die Arbeit die völkerrechtlichen Aspekte des Falles und die Rolle des Völkerbundes bei der Lösung des Konflikts.
- Die Geschichte Ålands und seine Beziehungen zu Schweden und Finnland
- Das Selbstbestimmungsrecht der Völker und seine Anwendung im Falle Åland
- Die Rolle des Völkerbundes bei der Konfliktlösung und der Gestaltung des Åland-Vertrags
- Die Bedeutung des Falles für die Entwicklung des völkerrechtlichen Minderheitenschutzes
- Die Auswirkungen des Åland-Vertrags auf die Autonomie und Selbstverwaltungsrechte der Åland-Inseln
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beschreibt die Besonderheiten des Åland-Falls, die sowohl die kulturelle und politische Autonomie der Inselgruppe als auch deren rechtliche Einordnung innerhalb Finnlands betreffen.
Geschichtlicher Hintergrund
Entwicklungen bis 1917
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung Ålands, insbesondere seine Zugehörigkeit zum Schwedischen Reich und die spätere Integration in das Großfürstentum Finnland unter russischer Herrschaft. Es beschreibt auch die Militarisierung Ålands während der russischen Zeit und die Demilitarisierung nach dem Krimkrieg.
Zustandekommen des Åland-Vertrages
Das Kapitel untersucht die Auflösung des Russischen Zarenreichs im Jahr 1917 und die daraus resultierenden Ereignisse, die zur Entstehung des Åland-Vertrags führten. Es beschreibt den Konflikt um die Unabhängigkeit Finnlands und die Sezessionsbestrebungen der Åländer, die einen Anschluss an Schweden anstrebten. Es wird die Rolle des Völkerbundes und die Gutachten seiner Juristenkommission beleuchtet, die den Konflikt zwischen Schweden und Finnland um Åland entschärfen sollten.
Bedeutung für den Minderheitenschutz in Europa
Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen des Åland-Falls auf den Minderheitenschutz in Europa. Es diskutiert die Vorbildfunktion des Falles und die daraus resultierenden völkerrechtlichen Standards. Darüber hinaus werden die Entwicklungen im völkerrechtlichen Minderheitenschutz im Kontext des Völkerbundes beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Minderheitenschutz, Selbstbestimmungsrecht, Autonomie, Völkerrecht, Åland-Vertrag, Finnland, Schweden, Völkerbund, Kollektivrechte.
- Citation du texte
- Martin Böhm (Auteur), 2018, Der Präzedenzfall Åland und seine Bedeutung für den Minderheitenschutz in Europa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/941246