Bereits im Frühmittelalter war die römisch-katholische Kirche stark institutionalisiert und verfügte über einen gut organisierten hierarchischen Aufbau. Weiterhin wuchs der territoriale Besitz der Kirche durch laufende Schenkungen in der Umgebung Roms und außerhalb Italiens. Diese Umstände führten dazu, dass die Geistlichen nun auch viel stärker weltliche Aufgaben übernahmen. Der Kirchenstaat funktionierte also zunehmend als praktische Machtzentrale mit faktischer Gewalt und stellte so einen wichtigen Eckpfeiler im Reichsgefüge dar. Dies führte aber selbstverständlich zu gewichtigen Konflikten, da der wachsende Einfluss des Papsttums auch immer weiter in den Machtbereich der weltlichen Herrscher vordrang. Umgekehrt hatte aber auch das Kaisertum durch die Investitur Einfluss auf kirchliche Hoheitsrechte. Die Beziehungen des Herrschers zum Papst waren also zwingend ein wichtiger Gegenstand der Reichspolitik.
So auch bei Friedrich Barbarossa, der aufgrund seiner Reichsidee ein besonders konfliktreiches Verhältnis zum Papsttum hatte. Der Staufer verstand seine Stellung als Kaiser im Sinne der imperialen Zwei-Schwerter-Theorie. Das heißt, er sah die beiden Schwerter gladius spiritualis und gladius materialis, eine Allegorie für geistliche und weltliche Macht, von Gott als ein Nebeneinander vergeben1 und er wollte sich deshalb vom Papsttum gänzlich unabhängig wissen. Vor allem aber sein Wunsch, die Macht im Reich wieder herzustellen und damit verbunden seine Ansprüche auf weltliche Hoheitsrechte in der Stadt Rom und im patrimonium beati petri mussten zwangsläufig mit den Interessen des Papsttums kollidieren2.
Wie gestaltete sich der Kampf um die Vormacht zwischen Sacerdotium und Imperium und von welchen Faktoren wurde er beeinflusst?
Die vorliegende Arbeit will versuchen diese Fragen zu beantworten. Dabei sollen anhand einer chronologischen Schilderung der Ereignisse die wichtigsten Punkte erklärt werden. Eine Einteilung dieser Arbeit in die Zeitabschnitte 1152 – 1158, der Konsolidierungsphase Barbarossas und 1159 – 1177, die Jahre des Alexandrinischen Schismas, bietet sich dabei idealerweise an.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Die Jahre 1152 bis 1158 - Friedrich Barbarossa und die honor imperii.
- 1.1 Der Konstanzer Vertrag – die gemeinsame Basis
- 1.2. Die Begegnung von Sutri – Der Kaiser als Lehnsmann
- 1.3 Der Reichstag von Besançon – Das Lehen als Wohltat.
- 2. Die Jahre 1159 bis 1177 - Das Alexandrinische Schisma.
- 2.1 Die Doppelwahl von 1159 – Zwei Päpste
- 2.2 Das Konzil zu Pavia – Die Deutschen als Richter der Welt
- 2.3 Das Ringen um den Stuhl Petri - Verschiedene Ansätze Barbarossas.
- 2.4 Der Vorfriede von Anagni – Aussicht auf Frieden.
- 2.5 Der Friede von Venedig – Vom Sieger zum Verlierer
- 1. Die Jahre 1152 bis 1158 - Friedrich Barbarossa und die honor imperii.
- III. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beleuchtet das Verhältnis zwischen Friedrich Barbarossa und dem Papsttum im 12. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Analyse der Konflikte zwischen der imperialen Zwei-Schwerter-Theorie des Kaisers und den Interessen des Papsttums. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Kampf um die Vorherrschaft von Sacerdotium und Imperium, den Einflussfaktoren auf diese Auseinandersetzung und der Rolle des Papsttums als Machtzentrale im Reichsgefüge gewidmet.
- Die imperiale Zwei-Schwerter-Theorie und ihre Relevanz für Barbarossas Reichspolitik
- Die Konstanzer Verträge und ihre Bedeutung für die Beziehungen zwischen Kaiser und Papst
- Das Alexandrinische Schisma und die politischen Implikationen für beide Seiten
- Die Rolle des Papsttums im Reichsgefüge und seine Machtansprüche
- Die Auseinandersetzung um weltliche Hoheitsrechte in Rom und im Patrimonium beati Petri
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung des Papsttums im Frühmittelalter und seine wachsenden weltlichen Machtansprüche heraus. Sie führt den Leser in das konfliktreiche Verhältnis zwischen Kaiser und Papst ein, welches durch Barbarossas imperiale Zwei-Schwerter-Theorie geprägt war. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, diesen Konflikt mithilfe einer chronologischen Analyse der Ereignisse zu beleuchten.
Der Hauptteil gliedert sich in zwei Abschnitte: Die Jahre 1152 bis 1158, in denen Barbarossa seine Herrschaft konsolidierte, und die Jahre 1159 bis 1177, welche durch das Alexandrinische Schisma geprägt waren. Der erste Abschnitt analysiert den Konstanzer Vertrag als Basis für die Beziehungen zwischen Kaiser und Papst, die Begegnung in Sutri, bei der Barbarossa als Lehnsmann des Papstes auftrat, sowie den Reichstag von Besançon, wo das Lehnsverhältnis als Wohltat dargestellt wurde.
Der zweite Abschnitt untersucht die Doppelwahl von 1159, das Konzil zu Pavia, das Ringen um den Stuhl Petri, den Vorfriede von Anagni und den Friede von Venedig. Diese Kapitel zeichnen die Entwicklung des Konflikts zwischen Kaiser und Papst im Detail nach und untersuchen die verschiedenen Strategien Barbarossas sowie die Rolle des Papsttums im Schisma.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche mittelalterliche Geschichte, Kaiser Friedrich Barbarossa, Papsttum, Sacerdotium, Imperium, Zwei-Schwerter-Theorie, Konstanzer Vertrag, Alexandrinisches Schisma, Machtkampf, Reichspolitik, weltliche Hoheitsrechte, Patrimonium beati Petri und das römische Recht.
- Arbeit zitieren
- Elke Gramm (Autor:in), 2008, Friedrich Barbarossa und das Papsttum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94188