Das Verhältnis von Medien und Politik ist seit jeher ein mehr als sensibles. Eine Verschränkung dieser beiden Systeme gilt als Gefahr für die Meinungsfreiheit und die Standhaftigkeit der Demokratie.
Die Beziehung der funktional ausdifferenzierten gesellschaftlichen Teilssysteme Medien und Politik zeichnet sich vor allem durch die Existenz eines permanenten Spannungsverhältnisses aus. Gefahr droht dann, wenn es zu einem Prozess der Monopolisierung beider Systeme, zu einer Gleichschaltung von Politik und Medien auf Kosten deren fundamentaler Eigendynamik und Unabhängigkeit kommt.
1993 betrat ein Mann die politische Bühne Italiens, der eben diese latente Gefahr zu einer ganz realen Bedrohung werden ließ: Silvio Berlusconi. Medienmogul, -Zar oder –Unternehmer - Begrifflichkeiten, die seinen unvergleichlichen Einfluss auf die italienische Medienlandschaft und damit auf die politische Berichterstattung beschreiben, gibt es genug. Doch welche Macht hatte Berlusconi zu seiner Regierungszeit über die italienische Medienlandschaft tatsächlich? Wie gestaltete sich das Verhältnis von Politik und Medien zu dieser Zeit? Kam es zu einer Einschränkung medialer Freiheiten aufgrund politischer Interessen?
Auch in Deutschland wird immer wieder von einer Bedrohung der Pressefreiheit, der Entwicklung einer Mediokratie oder dem Wirken des ehemaligen „Medienkanzlers“ Gerhard Schröder gesprochen, wenn es um die Unabhängigkeit der Medien im politischen System geht. Doch ist dies mit den italienischen Verhältnissen eigentlich zu vergleichen? Wo liegen die Unterschiede? Oder gibt es gar Parallelen, die auf eine Entwicklung hin zu italienischen Verhältnissen schließen lassen?
Inwieweit muss die latente Gefahr, dass es auch in Deutschland zu einem ähnlich massiven politischen Einfluss auf die Medien kommen kann, wie zur der Regierungszeit unter Silvio Berlusconi, als realistisch angesehen werden?
Aus einer vergleichenden Analyse der deutschen mit der italienischen Medienlandschaft sollen Schlussfolgerungen zur Beantwortung dieser Fragestellung gezogen werden.
Um dies in ausreichender Form beleuchten zu können, wird zunächst das Verhältnis zwischen Medien und Politik unter Berlusconi analysiert, in einem zweiten Schritt die Medialisierung seit Gerhard Schröder in Deutschland diskutiert, und letztlich der Versuch einer Prognose für die Zukunft unternommen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Problemdefinition, Fragestellung, Relevanz
- Aufbau, Methode und Ziel der Arbeit
- HAUPTTEIL
- Einführung: Medien als „Vierte Gewalt“?
- Medien und Politik in Deutschland
- Von der Parteien- zur Mediend Demokratie
- These der Mediokratie
- Mediensektor in Deutschland
- Medien und Politik in Italien
- Printmedien in Italien
- Entwicklung der Telekratie
- Silvio Berlusconi: Interessenkonflikt der Macht
- Einsatz der Medienmacht im Wahlkampf
- SCHLUSSBETRACHTUNG
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Verschränkung von Medien und Politik im deutsch-italienischen Vergleich. Das zentrale Anliegen ist es, die These einer latenten „Berlusconisierung“ des deutschen politischen Systems zu untersuchen. Dazu werden die spezifischen Bedingungen der italienischen und deutschen Medienlandschaft analysiert, um Unterschiede und Parallelen im Verhältnis von Medien und Politik zu identifizieren.
- Medien als „Vierte Gewalt“ im politischen System
- Die Entwicklung von Parteien- zu Mediend Demokratie
- Die Rolle der Medien in der Meinungsbildung und Willensbildung
- Der Einfluss von Medienkonzentration auf die politische Landschaft
- Der Vergleich der deutschen und italienischen Medienlandschaft im Kontext der „Berlusconisierung“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt die Problemdefinition, Fragestellung und Relevanz der Arbeit dar. Sie stellt den Zusammenhang zwischen Medien und Politik sowie die besondere Problematik der „Berlusconisierung“ im Kontext der italienischen und deutschen Medienlandschaft heraus.
Das erste Kapitel thematisiert die Rolle der Medien als „Vierte Gewalt“ im politischen System und analysiert die Entwicklung von der traditionellen Parteiendemokratie hin zur Mediend Demokratie.
Das zweite Kapitel fokussiert auf die Medienlandschaft in Deutschland. Es beleuchtet die These der Mediokratie und untersucht den Einfluss des Mediensektors auf die politische Willensbildung.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Medienlandschaft in Italien. Es betrachtet die Entwicklung der Telekratie, den Einfluss von Silvio Berlusconi auf die italienische Medienlandschaft und die Instrumentalisierung der Medienmacht im politischen Wahlkampf.
Schlüsselwörter
Medien und Politik, Berlusconisierung, Mediend Demokratie, Telekratie, Medienkonzentration, Meinungsbildung, Willensbildung, Italien, Deutschland, Vergleich, Politikwissenschaft.
- Citar trabajo
- Jens Marquardt (Autor), 2007, Verschränkung von Medien und Politik im deutsch-italienischen Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94215