Angesichts der negativen Folgen der Subprime-Krise, deren volles Ausmaß wohl schlussendlich noch immer nicht gänzlich zu überblicken ist, stellt sich natürlich die Frage, wie solche unerwarteten Verwerfungen zukünftig vermieden werden können. Ein offensichtlich plausibler Ansatzpunkt für Verbesserungen der weltweiten Finanzmärkte stellt dabei die Rating-Industrie dar, ist es doch genau ihre Aufgabe, derartige Risiken zu bewerten und die Marktteilnehmer mit den notwendigen Informationen zu versorgen um eben solche Turbulenzen zu verhindern.
Betrachtet man die Rating-Industrie und sucht nach Verbesserungsmöglichkeiten, stellt man fest, dass Rating-Agenturen relativ zu anderen Finanzmarktakteuren äußerst schwach reguliert sind. Zudem bietet ihre Geschäftsentwicklung der letzten Jahre Angriffsfläche für Kritik. Ein Grund dafür ist nicht zuletzt die in jüngster Zeit immer stärkere Marktposition der Rater, die dadurch einerseits hochprofitabel sind, sich andererseits aber immer wieder Fragen zu ihrer Existenzberechtigung stellen lassen müssen. Dabei bleibt es allzu oft allerdings lediglich bei kritischen Stimmen, ohne dass konstruktive Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Ziel dieser Arbeit ist es, eine kritische Auseinandersetzung mit der Diskussion um die Rolle der Rating-Agenturen darzustellen und einen Überblick über mögliche Reformvorschläge, ihre Umsetzung und mögliche Folgen zu erarbeiten.
Die Rolle der Rating-Agenturen hat sich seit Beginn ihrer Existenz maßgeblich gewandelt. Insbesondere die bereits angesprochene Marktmacht der Rater ist vor allem ein Phänomen der letzten Jahrzehnte. Kapitel 2 dieser Arbeit soll zunächst einen Überblick über die Entstehung der heutigen Rating-Agenturen und die wichtigsten Treiber für ihre historische Entwicklung geben. Anschließend befasst sich Kapitel 3 mit dem Status quo des Rating-Marktes, wobei vor allem der IOSCO Code of Conduct eine wichtige Rolle spielt, da dieser Wohlverhaltenskodex von den marktführenden Agenturen als bereits implementierte Selbstregulierung verkauft wird und auf diese Weise Kritik von außen vorbeugen soll. Diese Kritik von außen an den Ratern wird in ihrer Vielfalt in Kapitel 4 dargelegt nachdem der Fall Enron als Paradebeispiel für das oftmals unterstellte Fehlverhalten der Agenturen erläutert wurde. In Kapitel 5 wird deutlich, dass nach der aktuellen öffentlichen Debatte um eine Beschneidung der Macht von Rating-Agenturen zwar viel Handlungsbedarf besteht, allerdings weinig konkrete
Vorschläge hinsichtlich einer geeigneten Vorgehensweise existieren. Anschließend werden im sechsten Kapitel einige ernstzunehmende Reformvorschläge diskutiert, um schließlich in einem Fazit am Ende dieser Arbeit (Kapitel 7) ein für geeignet gehaltenes Grundkonzept für eine Reformierung des Ratingmarktes darzulegen.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Die Entwicklung der Rating-Industrie - Von den Railroad-Bonds zur Subprime-Krise
- Der Status Quo- Eine Bestandsaufnahme
- Wie werden die Ratingmärkte der USA und Deutschland zur Zeit beaufsichtigt?
- Der IOSCO-Code of Conduct für Rating-Agenturen und seine Implementierung
- Kritik an der Rating-Industrie - Warum besteht gegebenenfalls Regulierungsbedarf?
- Der Enron-Skandal ein Beispiel für das Versagen der Rating Agenturen?
- Grundlegende Kritikpunkte an der Rating-Industrie
- Aktuelle Ansätze und Forderungen bezüglich einer Regulierung der Rating-Industrie
- Kapitel 6: Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich kritisch mit der Rolle der Rating-Agenturen und ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Sie analysiert die historische Entwicklung der Rating-Industrie, die aktuellen Regulierungsmechanismen und die Kritik an ihrer Funktionsweise. Ziel ist es, ein besseres Verständnis der Rating-Industrie zu gewinnen, die Notwendigkeit von Regulierungen zu bewerten und geeignete Reformvorschläge zu diskutieren.
- Die Entstehung und Entwicklung der Rating-Industrie
- Die Regulierung von Rating-Agenturen und der IOSCO-Code of Conduct
- Kritik an der Rating-Industrie und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte
- Aktuelle Reformvorschläge zur Regulierung der Rating-Industrie
- Mögliche Folgen einer Regulierung der Rating-Industrie
Zusammenfassung der Kapitel
- Problemstellung: Diese Einleitung stellt die Problematik der Rating-Industrie im Kontext der Subprime-Krise dar und erläutert die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Rolle und möglichen Regulierungen.
- Die Entwicklung der Rating-Industrie – Von den Railroad-Bonds zur Subprime-Krise: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Rating-Industrie, die von ihren Anfängen bei der Bewertung von Railroad-Bonds bis hin zur heutigen Dominanz von drei großen Agenturen reicht.
- Der Status Quo- Eine Bestandsaufnahme: Dieses Kapitel analysiert die aktuelle Situation der Rating-Industrie, inklusive der Aufsichtsmechanismen in den USA und Deutschland. Dabei wird der IOSCO-Code of Conduct als ein wichtiges Instrument der Selbstregulierung vorgestellt.
- Kritik an der Rating-Industrie - Warum besteht gegebenenfalls Regulierungsbedarf?: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Kritikpunkte an der Rating-Industrie, darunter der Enron-Skandal als Beispiel für das Versagen von Rating-Agenturen.
- Aktuelle Ansätze und Forderungen bezüglich einer Regulierung der Rating-Industrie: Dieses Kapitel analysiert die aktuelle Debatte um eine Regulierung der Rating-Industrie und stellt die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Eindämmung ihrer Macht dar.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Rating-Industrie, deren Regulierung, die Entwicklung der Rating-Agenturen, den IOSCO-Code of Conduct, die Kritik an der Rating-Industrie, den Enron-Skandal und die Auswirkungen der Rating-Agenturen auf die Finanzmärkte.
- Citation du texte
- Florian Schwarz (Auteur), 2008, Regulierung von Ratingagenturen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94218