Entwicklung durch (Arbeits-)Migration?

Kritische Analyse der Möglichkeiten staatlicher Steuerung - Die Philippinen als Fallbeispiel


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Vorbemerkungen
2.1. Nationalstaat, Arbeitsmigration und Globalisierung

3. Die Philippinen: „prototype of a labor-exporting country“
3.1.1. Rekrutierung
3.1.2. Betreuung im Ausland
3.1.3. Familienbetreuung und Reintegrationsprogramme
3.2. Flexibilisierung transnationaler Arbeit

4. Entwicklung durch Migration. Ein neuer Trend
4.1. Remittances – die „besseren“ Entwicklungsgelder?
4.2. Ausblick: Migration Management als Konzept

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis
6.1. Sekundärliteratur/Aufsätze
6.2. Internetquellen

1. Einleitung

Jedes Jahr zeichnet der philippinische Präsident am „Migrant Workers Day“ zwanzig MigrantInnen, die sich durch moralische Tapferkeit, harte Arbeit und hohe Rücküberweisungen (remittances) verdient gemacht haben, mit dem „Baygong Bayani“ (engl. Übersetzung: „modern day hero“) – Award aus. Diese aus westlicher Sicht kuriose Ehrung zeigt, welchen hohen Stellenwert Migration in der philippinischen Gesellschaft, der nationalen Kultur und der politischen Öffentlichkeit einnimmt.

Seit 1975 versucht die philippinische Regierung mit staatlicher Steuerung von Migration den Druck auf den eigenen Arbeitsmarkt zu senken. Im Jahr 2004 lebten nach Angaben der Regierung mehr als 7.3 Millionen philippinischer Staatsbürger im Ausland. Der Export von Arbeitskräften ist mittlerweile zum Markenzeichen geworden und die Nachfrage nach den gut ausgebildeten und fließend Englisch sprechenden Philippino/as steigt stetig. Die Devisen, die durch die sog. remittances von 1990 und 2001 in das Land flossen, betrugen 20.3 Prozent der gesamten Exporteinnahmen.[1]

Die Politik der Philippinen scheint der Einsicht zu folgen, dass Migration gerade aus ökonomischer Sicht zu einer Entwicklung in den Entsendeländern führen kann. Diese Überlegungen sind in letzter Zeit ebenfalls in der politikwissenschaftlichen Forschung verstärkt aufgegriffen worden, die versucht hat zu zeigen, „dass kluge Migrationspolitik wirkungsvoller sein kann als traditionelle Entwicklungspolitik“[2].

Am Beispiel der Philippinen soll der im Titel aufgeworfenen Frage nachgegangen werden, ob sich aus der Förderung und Steuerung von Migration gering qualifizierter Arbeiter eine Entwicklung für das Land ergibt. Kann das Migration Management der philippinischen Regierung als eine erfolgreiche entwicklungspolitische Maßnahme bezeichnet werden?

Der Staat ist als Akteur der internationalen Migration in der Migrationsforschung lange Zeit unbeachtet geblieben. Klassische Theorien argumentierten vor allem aus ökonomischer Sicht. Am häufigsten wurden push- und pull-Faktoren oder mit soziologischen und psychologischen Elementen versehene rational choice-Ansätze verwendet, um Migrationsentscheidungen auf der Mikro-Ebene nachweisen zu können. Neuere Theorieansätze, ausgehend von der Weltsystemstheorie, konzentrierten sich auf die Herausbildung transnationaler sozialer Räume, in denen das Auftreten von sog. Migrationsnetzwerken nachgewiesen wurde. Diese erleichtern die Integration und verringern die Kosten und Risiken der MigrantInnen in der fremden Umgebung und entwickeln bei kontinuierlicher Migration eine Eigendynamik, die häufig zu einer Kettenmigration und zum Aufbau einer speziellen Migrationskultur im Aufnahme-, aber auch im Entsendeland führen kann.[3]

Seit Mitte der 80er Jahre begann die Politikwissenschaft mit der Forderung „Bring the State Back in“ verstärkt an der sozialwissenschaftlichen Analyse von Migration teilzuhaben.[4] Die Grundannahmen stellten die Prämissen des politischen Realismus, wonach die Nationalstaaten, als Hauptakteure des internationalen Systems, Migration „vornehmlich unter dem Blickpunkt des nationalen Eigeninteresses und als potentielle Bedrohung“ wahrnehmen. So sind sie nach außen den Einflüssen der Globalisierung und nach innen einem wachsenden Multikulturalismus ausgesetzt.[5] Migrationforschung aus staatspolitischer Perspektive stellt somit die Frage nach der Kontrolle: Welche entry- und exit-Regeln stellt der Staat auf und durch welche Faktoren werden die Möglichkeiten der Kontrolle begrenzt?[6]

Die Arbeit ist so aufgebaut, dass zunächst eine Einführung in Begrifflichkeit und die gegenwärtigen Zusammenhänge von „Nationalstaat, Arbeitsmigration und Globalisierung“ gegeben wird. Im Hauptteil der Arbeit werden die Ausgestaltung und die Reichweite der philippinischen Migrationspolitik betracht: Hier lässt sich einerseits eine immer stärkere Institutionalisierung von Migrationsprozessen betrachten, die erfolgreich illegale Migration zurückdrängt. Andererseits unterwandert eine weltweite Flexibilisierung von Arbeit das Bestreben des Herkunftslandes, die Ausbeutung der MigrantInnen nachhaltig zu verhindern. Im Anschluss wird gefragt, welcher Argumentation der neue Ansatz „Entwicklung durch Migration“ folgt und inwieweit das philippinische Beispiel dieser widerspricht.

[...]


[1] Vgl. Kevin O´Neil: Labour Export as Government Policy: The case of the Philippines, in: Migration Information Source – Selected Readings on Migration and Development, p.109. http://www.migrationinformation.com/Feature/MIS_Selected_Readings.pdf (12.6.06). Vgl. auch http://www.poea.gov.ph/html/statistics.html (12.6.06)

[2] Katharina Belwe: Editorial, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Nr.27, 2005, S.2.

[3] Vgl. Stefan Rother: Wie sich ein beeindruckendes Phänomen erklären lässt – Migrationstheorien Südostasien http://www.asienhaus.de/public/archiv/05-3-004.pdf (12.6.06)

[4] Der Ausdruck wurde von Theda Skocpol 1985 als Aufsatztitel verwendet. Zitiert nach: James F. Hollifield: The Politics of International Migration – How Can We „Bring the State Back In“?, in: Caroline B. Brettell; James F. Hollifield (edit.): Migration Theory – Talking Across Disciplines, London 2000, p. 137.

[5] Rother: Migrationstheorien, S.6.

[6] Vgl. Hollifield: International Migration, p. 137.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Entwicklung durch (Arbeits-)Migration?
Untertitel
Kritische Analyse der Möglichkeiten staatlicher Steuerung - Die Philippinen als Fallbeispiel
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V94233
ISBN (eBook)
9783640099719
ISBN (Buch)
9783640113750
Dateigröße
540 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung
Arbeit zitieren
Robert Westermann (Autor:in), 2006, Entwicklung durch (Arbeits-)Migration?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94233

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