Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleit
2. Grundlegende Schlagtechniken beim Ten
2.1 Vorhandschlag
2.2 Einarmiger Rückhandschlag
2.3 Gerader Aufschlag
3. Grundlegende Wurftechniken beim Frisbe
3.1 Rückhandwurf
3.2 Vorhandwurf
3.3 Überkopfwurf
4. Funktionell-anatomisch analoge Strukturen - Frisbeewurf versus Tennisschlag
4.1 Identifikation funktionell-anatomisch analoger Strukturen
4.2 Diskussion funktionell-anatomisch analoger Strukturen
4.3 Anwendungsbeispiele in der Prävention
5. Fa
6. Literaturverzeichn
7. Abbildungsverzeich
1. Einleitung
„Wer werfen kann, hat gute Chancen, auch sicher aufzuschlagen.“ (Mischka & Schwarzer 2011, S. 43)
Was haben der Schlag eines Tennisballs und der Wurf einer Frisbeescheibe gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. So wird doch beim Tennis, außer der Tennisball beim Aufschlag oder das Handtuch bei aussichtslosem Spielstand, nicht geworfen, sondern mit dem Tennisschläger eine Schlagbewegung ausgeführt. Tatsächlich zeigen jedoch die Bewegungsausführungen der Grundschläge im Tennissport durchaus Ähnlichkeiten mit beispielsweise den Wurfbewegungen aus der Leichtathletik (vgl. Mischka & Schwarzer, 2011). Stellen wir uns einmal vor Boris Becker würde beim Aufschlag von der Grundlinie seinen Tennisschläger loslassen, würde dieser vermutlich in einem lehrbuchmäßigen Wurfbogen auf die andere Platzseite fliegen, als hätte er einen Schlagball werfen wollen.
In der vorliegenden Arbeit werden vor dem Hintergrund ähnlicher Bewegungsmuster von Schlag- und Wurfbewegungen speziell die Bewegungsstrukturen ausgewählter Tennisgrundschläge mit den Grundwürfen im Frisbeesport verglichen. Das Ziel dabei besteht in der Identifikation möglicher funktionell-anatomischen Analogien von Tennisschlag und Frisbeewurf. Aus sporttherapeutischer Sicht stellt diese Analyse eine Grundlage dar, mögliche Interventionsmaßnahmen für die Rehabilitation zu entwickeln, die darauf abzielen vergleichbare Bewegungsaufgaben mit vermindertem Kraftaufwand oder Verletzungspotenzial zu generieren. In den beiden folgenden Kapiteln werden hierzu zunächst die grundlegenden funktionellen Bewegungsmuster sowohl von ausgewählten Grundschlägen im Tennissport als auch von äquivalenten Grundwürfen im Frisbeesport erläutert. Zur Identifikation von funktionell-anatomisch analogen Strukturen werden im vierten Kapitel die jeweiligen Bewegungsmuster miteinander verglichen. Auf der Grundlage dieses Vergleiches werden anschließend Übereinstimmungen und Unterschiede der Bewegungsmuster erörtert und diskutiert. Ergänzend dazu werden auf der Grundlage möglicher Bewegungsanalogien auch spezielle Anwendungsmöglichkeiten für Interventionsmaßnahmen im Bereich der Rehabilitation vorgestellt.
Der Einfachheit halber werden in dieser Arbeit personenbezogene Erläuterungen in der männlichen Form angegeben, selbstverständlich wird dabei stets auch die weibliche Form mit einbezogen. Des Weiteren wird bei Bewegungsbeschreibungen von einer Rechtshändigkeit der ausführenden Person ausgegangen. Für linkshändige Personen können die Bewegungsmuster aber ohne Weiteres entsprechend auf die andere Körperseite übertragen werden.
2. Grundlegende Schlagtechniken beim Tennis
In diesem Kapitel wird die Bewegungsausführung grundlegender Schlagtechniken (Vorhandschlag, Einarmiger Rückhandschlag, Gerader Aufschlag) aus dem Tennissport beschrieben. Die Bewegungsmuster werden bei der Beschreibung grundsätzlich in jeweils drei Phasen unterteilt (Ausholphase, Schlagphase und Ausschwungphase). Da bei der Bewegungsbeschreibung vor allem die Schwung- und Drehbewegungen von Extremitäten und des Rumpfes im Fokus stehen, werden auf Erläuterungen von Griffhaltung bzw. Technikvariationen verzichtet.
2.1 Vorhandschlag
In der Ausholphase wird bei Schlägen auf der Vorhandseite der Schwungarm parallel zum Körper und von diesem weg geführt, ehe er zum Spielen des Balls nach vorne schwingt (vgl. Flichtbeil, 2007). Während der Ausholbewegung wird das Körpergewicht zunächst auf den rechten Fuß verlagert. Der Oberkörper wird zur Schlagseite (Vorhandseite) eingedreht und der Rückschwung des Schlägers beginnt mit gebeugtem Arm. Der Schläger wird zurückgenommen und hinter dem Körper leicht angehoben. Der Schlagarm beschreibt dabei einen Bogen nach hinten-oben. Der Schläger kann aber auch in einer direkten Bewegung zurückgeführt werden. In der Schlagphase wird das Körpergewicht auf den linken Fuß verlagert. Der Schlagschwung selbst erfolgt in einem runden Bogen, wobei die Schulter mitgedreht wird. Der Körperschwerpunkt selbst wird durch eine Beugung in den Knien nach unten verlagert. Mit einer eher langsamen Bewegung startend, wird der Schläger in einer unteren Schleife nach vorne-aufwärts geschwungen. Der Ballkontakt erfolgt möglichst mittig der Schlagfläche. Mit dem Treffen des Balles wird der Oberkörper zum Netz hin aufgedreht. Die Beine strecken sich unterstützend dazu (vgl. Scholl, 2006). In der Ausschwungphase wird der Schlagarm möglichst lange in die gedachte Schlagrichtung nach vorn-o- ben vor dem Oberkörper ausgeschwungen. Der Oberkörper wird in den Schlag hinein aufgerichtet und dreht sich vollständig in eine frontale Stellung.
Abbildung 1 zeigt eine grafische Darstellung des Vorhandschlages.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Einarmiger Rückhandschlag
Bei Schlägen auf der Rückhandseite führt der Schwungarm den Schläger quer vor dem Körper nach hinten, ehe er zum Spielen des Balls nach vorne schwingt. Generell wird dieser Schlag in einer linken seitlichen Schlagstellung ausgeführt, sodass die rechte Schulter beim Schlag zum Netz zeigt. In der Ausholphase wird das Körpergewicht nach Ausrichtung der Körperachse zunächst auf den linken Fuß verlagert. Der Schläger wird mit leicht angewinkeltem Arm nach hinten geführt. Die linke Hand kann hierbei unterstützend am Schläger mitgeführt werden. Dabei werden die Schultern eingedreht und der Schlägerkopf hinter dem Körper etwa auf Kopfhöhe gehalten. Der Körper verharrt dabei mit leicht gebeugten Knien in einer Seitwärtsstellung (vgl. Flichtbeil, 2007). Der rechte Fuß macht einen Schritt auf den Ball zu. Beide Füße sollten anschließend mindestens schulterbreit auseinander stehen (vgl. Scholl, 2006). In der Schlagphase wird das Körpergewicht fast vollständig auf den rechten Fuß verlagert. Kurz vor dem Ballkontakt schwingt die Schlaghand langsam vor den Oberkörper. Der Schläger wird von unter dem voraussichtlichen Treffpunkt nach oben zum Ball geschwungen und in den Ballkontakt hinein beschleunigt. Der Schlagarm wird im Ellenbogen gestreckt. Das gebeugte rechte Bein unterstützt die Aufwärtsbewegung indem es leicht gestreckt wird. Der Ball wird im Optimalfall bereits deutlich vor der rechten Hüfte getroffen. Der linke Arm stabilisiert die Körperhaltung zusätzlich. In der Ausschwungphase schwingen Schläger und Schlagarm mit einer Aufwärtsbewegung, die unter Hüfthöhe startet, durch den Treffpunkt nach vorne aufwärts. Der Durchschwung des Schlägerkopfes erfolgt über die vordere Schulter. Der Arm bleibt dabei lang gestreckt (vgl. Flichtbeil, 2007). Die Haltung der Schlägerfläche bestimmt die gewünschte Flugbahn des Balles (vgl. Scholl, 2006).
Abbildung 2 ist der einarmige Rückhandschlagbewegung grafisch dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Einarmiger Rückhandschlag
2.3 Gerader Aufschlag
Der Aufschlagschwung im Tennis entspricht im Grunde einer natürlichen Wurfbewegung wie beispielsweise einem Steinwurf retrospektive Schlagballwurf. Da der Tennisaufschlag über Kopfhöhe aufgeführt wird, muss zunächst der Ball mit ausgestrecktem Arm über den Kopf des Spielers geworfen werden. Der Wurfarm folgt daraufhin aus Einleitung der Ausholphase dem Ball und wird in die Höhe gereckt. Der rechte Arm folgt dabei mit dem Schläger in der Hand ebenfalls dieser Aufwärtsbewegung. Der Oberkörper wird nach rechts eingedreht (Oberkörperverwringung). Das Körpergewicht wird kurz auf das rechte Bein, in der weiteren Aufwärtsbewegung des Schlägers aber auf das linke Bein verlagert. „Die Schulterachse neigt sich rückwärts-abwärts“ (Scholl 2006, S. 41). Etwa in Schulterhöhe knickt der rechte Arm im Ellenbogen ab. Hinter dem Rücken wird der Schlägerkopf pendelartig weiter geschwungen und über die rechte Schulter geführt (als würde der Schläger in einen sich auf dem Rücken befindlichen Rucksack gesteckt). Die Knie werden gleichzeitig gebeugt und der Oberkörper nach hinten geneigt. Die Schlägerspitze zeigt im tiefsten Punkt der Schwungschleife senkrecht nach unten. In der Schlagphase wird der Körper mit den Beinen vom Boden abgedrückt. Die Knie werden dabei durchgedrückt und der Körper auf die Fußspitzen angehoben. Der Oberkörper wird in Schlagrichtung gedreht. Der Ellenbogen des Schlagarms leitet die Schlagphase ein indem er nach vorn-oben bewegt wird. Unterarm und Schläger folgen der Bewegung des Ellenbogens. Beim Ballkontakt wird der Schlagarm über dem Kopf durchgestreckt und der Schlägerkopf dem Ball entgegen geschwungen (vgl. Flichtbeil, 2007). Der linke Arm stabilisiert diese Bewegungen auf der Gegenseite. „Im Treffpunkt des Balles bilden linkes Bein, Körper, rechter Arm und Schläger eine schräg nach vorne in Schlagrichtung geneigte Achse“ (Scholl 2006, S. 76). Bei einer hohen Schlagdynamik können die Füße den Bodenkontakt verlieren. In der Ausschwungphase dreht sich der Oberkörper weiter in Schlagrichtung. Der Schläger zieht vor dem Körper nach unten und Schlagarm und Schläger pendeln locker nach vorn-unten links am Körper vorbei (vgl. Flichtbeil, 2007).
Abbildung 3 zeigt eine grafische Darstellung des Geraden Tennisaufschlags.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Grundlegende Wurftechniken beim Frisbee
Das Spiel mit der 175 g leichten Kunststoffscheibe entstand ursprünglich aus der Zweckentfremdung runder Kuchenbleche durch amerikanische Studenten im Jahre 1871. Mittlerweile ist dieses motivierende Spielgerät längst auch in Deutschland etabliert und wird auch vermehrt in den Sportunterricht miteinbezogen. Zu den Basiswürfen beim Frisbee gehören der Rückhandwurf, der Vorhandwurf und der Überkopfwurf, die in den folgenden Unterkapiteln näher erläutert werden. Wie auch im vorherigen Kapitel wird der Fokus der Technikerläuterungen auf den Bewegungen der Extremitäten und des Rumpfes liegen.
3.1 Rückhandwurf
Der Rückhandwurf (Backhand) ist die gebräuchlichste Wurftechnik beim Frisbee. Die Scheibe wird dabei mit einem Rechtsdrall geworfen und rotiert im Uhrzeigersinn. In der Ausholphase stehen die Füße etwa schulterbreit auseinander und das Körpergewicht ist auf beide Füße verteilt. Der rechte Fuß wird weiter vor dem Körper platziert. Dabei wird der Wurfarm vor dem Oberkörper gerade nach hinten gestreckt. Die Knie sind ein wenig gebeugt. Der Arm wird nach hinten geführt, so dass sich die Scheibe über dem hinteren Bein befindet. Der Unterarm befindet sich ungefähr auf Brusthöhe parallel zum Boden. In der Wurfphase wird der Wurfarm dann auf der linken Körperseite nahe am Körper waagerecht nach vorne geschwungen, wobei der Ellenbogen zunächst der Bewegung voraus geht. Die Kraft für den Wurf kommt nicht alleine aus der Bewegung des (Unter-)Armes, sondern auch aus der Gewichtsverlagerung des Körpers nach vorne. Der Arm schwingt in einer geschmeidigen und sicheren Bewegung nach vorne. Die Scheibe sollte dabei möglichst immer horizontal zum Boden bleiben. Der Oberkörper dreht sich während des Armvorschwungs leicht nach rechts und das Körpergewicht wird vom linken auf das rechte Bein verlagert. Damit unterstützt der ganze Körper den Wurf. Der Unterarm überholt den Ellenbogen und gleichzeitig öffnet sich das Handgelenk mit einer schlagartigen Bewegung. Im Abwurfpunkt wird die Scheibe mit einem „Schnalzer“ (vgl. Geißler, 1995) im Handgelenk losgelassen.
Abbildung 4 zeigt eine grafische Darstellung des Rückhandwurfes beim Frisbee.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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