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Inhaltsverzeichnis
1. Definition
1.1 Die Ausrüstung der Voltigierer
1.2 Die Ausrüstung des Voltigierpferdes
1.3 Die Pflicht
1.4 Die Kür
2. Die Ausbildung des Voltigierpferdes
2.1 Die Auswahlkriterien für ein Voltigierpferd
2.2 Die gesundheitliche Verfassung des Voltigierpferdes
2.3 Die dressurmäßige Ausbildung
2.4 Die Ausbildung an der Longe
2.5 Die voltigierbezogene Ausbildung
3. Voltigieren unter breitunsportlicher Perspektive
4. Voltigieren mit Turniercharakter
5. Ein Abzeichen erwerben
6. Voltigieren im Kontext Schule
6.1 Die Sicherheit im Sport
6.2 Stundengestaltung
7. Literaturverzeichnis
9. Abbildungsverzeichnis
1. Definition
Als Voltigieren wird das ausführen, turnerisch-gymnastischer Übungen auf dem Pferd bezeichnet (Hilbt & Rieder, 2002, S. 12). Das heutige Voltigieren entstand gegen Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Sportart Voltigieren ist nun neben dem Reiten und Fahren eine eigenständige Pferdesportart (Titzmann, 2002, S. 9). Außerdem kann eine Einteilung in drei Disziplinen vorgenommen werden: dem Gruppen-, Doppel- und Einzelvoltigieren. Diese genannten Bereiche sind alle von einer besonderen Sensomotorik geprägt. Elemente wie Sprungkraft, Gleichgewicht, Körperspannung und Ausdauer werden geschult (Titzmann, 2002, S. 10). Außerdem wird beim Voltigieren als Mannschaftssport das Sozialverhalten in der Gruppe in besonderem Maße gefördert (Hilbt & Rieder, 2002, S. 12).
Bewegungen und Übungen aus dem Turnen, der Gymnastik und der Sportakrobatik fließen in diese Sportart mit ein. Im Gegensatz zum Reiten, wo das Pferd auf die Hilfegebung des Reiters reagiert, wird das Pferd hier an der Longe auf einem Zirkel vom Longenführer1 vorwärts getrieben und erhält vom Voltigierer keine Hilfen (Rainer & Rieder, 2002, S. 12). Abschließend lässt sich sagen, dass das Voltigieren durch ein harmonisches Zusammenspiel von Pferd, Longenführer und Turner geprägt ist.
1.1 Die Ausrüstung der Voltigierer
Das Hauptaugenmerk liegt bei der Ausrüstung auf bequemer Kleidung, da man beim Ausführen der turnerischen und gymnastischen Elemente viel Bewegungsfreiraum benötigt. Als besonders geeignet erweisen sich Leggings und Gymnastikhosen. Das geeignete Schuhwerk sind Voltigierschläppchen mit Querrillen, oder Turn- schläppchen (Titzmann, 2002, S. 11). Aus Sicherheitsgründen ist es wichtig, die Haare zu einem Zopf zu tragen und Schmuck abzulegen. Bei einem Wettkampf wird meistens auf einen Gymnastikanzug zurückgegriffen, den alle in derselben Farbe tragen und meistens auch dieselbe Frisur. Ein Reithelm wird nicht getragen.
1.2 Die Ausrüstung des Voltigierpferdes
Auf einem Voltigierpferd können mehrere Voltigierer verschiedene Elemente gleichzeitig ausführen. Aus diesem Grund ist für die sichere Arbeit an der Longe und zum Schutz des Pferdes eine angemessene Ausrüstung erforderlich. Dazu zählt eine Trense mit einem Gebiss oder ein Kappzaum, sowie ein Voltigiergurt mit zwei Ausbindern und Gurtunterlage (Lockert & Rieder, 2014, S. 104). Der Voltigiergurt ist aus Leder, mit zwei großen und stabilen Griffen, sowie zwei Fußschlaufen versehen (Lockert & Rieder, 2014, S. 106). Außerdem befindet sich unter der Gurtunterlage und dem Voltigiergurt eine Voltigierdecke, welche auch als Pad bezeichnet werden kann. Zum Schutz der Beine des Pferdes, werden Bandagen oder Gamaschen verwendet (Lockert & Rieder, 2014, S. 105). Des Weiteren ist für die Arbeit eine Longe notwendig, die meist eine Länge von ca. acht Metern aufweist. Die Longe darf nur am inneren Gebissring der Trense befestigt werden oder am mittleren Ring des Kappzaums. Eine Longierpeitsche ist ebenfalls notwendig. Außerdem lässt sich noch erwähnen, dass die richtige Lagerung, meist in einem trockenen Raum und die regelmäßige Lederpflege zum Schutz der Ausrüstung dienen. Die Abbildung 3 veranschaulicht nochmals die Ausrüstung des Voltigierpferdes.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.3 Pflicht
Die Pflicht beinhaltet alle Basiselemente, die von jedem Voltigierer bei einem Turnier geprüft werden. Sie dient dazu, den Richtern zu zeigen, ob die Voraussetzung für die Turnierteilnahme bei allen Voltigierern vorhanden ist. Außerdem ist anzumerken, dass die zahlreichen Pflichtübungen im Aufgabenheft des Voltigierens vorgegeben sind und nach Schwierigkeit in Leistungsklassen sortiert sind. Bei einem Turnier wird die Pflicht zu passender Musik vorgeführt. Jede Pflicht beginnt mit einem Aufsprung auf das Pferd, der hier einmal exemplarisch erläutert wird: Hierbei ist zu erwähnen, dass jeder Voltigierer zum Hinaufkommen auf das Pferd taktvoll anläuft, neben dem Pferd galoppiert und aufspringt (Titzmann, 2002). Dabei ist das Rhythmusgefühl und die Sprungkraft der Voltigierer gefragt. Die vorliegende Abbildung verdeutlicht den Ablauf des Aufsprungs.
Abb. 2. Aufspringen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3. Aufspringen aus dem Aufgabenheft
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Voltigierer galoppiert im Takt des Pferdes ganz dicht an der der Longe entlang.
Dazu werden die Arme gehoben, die Hände greifen an die Griffe, der Oberkörper richtet sich auf, die linke Schulter wird zurückgenommen. Wenn dies erfolgt, wird mit beiden Beinen gleichzeitig abgesprungen. Das rechte Bein, auch als Schwungbein bezeichnet zieht kraftvoll und schnell nach oben über den Pferderücken, der Oberkörper und Kopf sind über den inneren Griff gebeugt und werden von den Armen in einer Stützphase gehalten. Danach erfolgt das weiche und kontrollierte Einsitzen nahe hinter dem Gurt. Wenn der Aufsprung erfolgt ist, können die weiteren Pflichtübungen durchgeführt werden. In dieser Arbeit wird auf die Fahne und ihre Anforderungen in der Leistungsklasse M und S Bezug genommen, welche anhand einer Abbildung veranschaulicht wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4. Ausführung der Fahne
Die Fahne lässt sich sehr gut aus dem Grundsitz herausarbeiten, indem man mit beiden Beinen gleichzeitig aus dem Grundsitz in die Bank aufkniet, der Blick ist dabei nach vorne gerichtet. Beide Unterschenkel liegen parallel zur Wirbelsäule des Pferdes, die Füße zeigen nach außen und die Schultern befinden sich über dem Voltigiergurt. Die Gewichtsverlagerung erfolgt auf das linke Bein und den rechten Arm. Das rechte Bein wird anschließend zeitgleich mit dem linken Arm in Verlängerung der Längsachse des Pferdes ausgestreckt. Der Voltigierer zeigt diese Übung vier Galoppsprünge lang. Diese Pflichtübung ist besonders durch eine gute Gleichgewichtsfähigkeit und Achsensymmetrie gekennzeichnet. Bei allen Pflichtübungen ist anzumerken, dass sich das Üben beispielweise auf einem Holzpferd gut eignet. Vor allem im Training können nicht alle Voltigierer die Übung gleichzeitig auf dem Pferd ausführen. Demnach lässt sich ein Holzpferd hinzuziehen. Außerdem gibt es noch viele andere Pflichtübungen wie beispielsweise der Liegestütz, der Quersitz, oder die Mühle.
1.4 Die Kür
Die Kür ist davon gekennzeichnet, dass die Voltigierer turnerische- und gymnastische Übungen alleine, zu zweit oder ab der Leistungsklasse L auch zu dritt zu passender Musik präsentieren. Die passende Musikwahl kann die Bewegungen einer Kür unterstützen. Ab der Leistungsklasse M darf auch mit Gesang gearbeitet werden. Die Musik darf jedoch nicht dominieren, sondern soll im Einklang mit dem Pferd und der Kür stehen (Hilbt & Rieder, 2002, S. 157). Die Kür wird meist für ein bevorstehendes Turnier trainiert und ist immer ein Gemeinschaftswerk (Titzmann, 2002, S. 57) von Ausbilder und Gruppe. Die wichtigste Voraussetzung für das Schaffen einer Kür ist die Kreativität der Voltigierer. In der idealen Kür wird das Pferd abwechslungsreich umturnt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6. Die Gruppenkür
Es werden Übungen vorwärts, rückwärts, seitwärts, auf dem Pferderücken, auf dem Pferdehals, in den Schlaufen, übereinander, hintereinander und nebeneinander geturnt (Titzmann, 2002, S. 57). Diese Übungen sind durch entsprechende Übergänge miteinander verbunden. Die Auf- und Abgänge variieren meistens und tragen zu einem flüssigen Ablauf bei. Eine Übung wird niemals zweimal gezeigt und auf dem Pferd ist permanent ein Voltigierer. Außerdem sind die Elemente der Kür ein ständiger Wechsel zwischen statischen und dynamischen Übungen (Titzmann, 2002, S. 58). Zu den statischen Übungen zählen beispielsweise alle Variationen der Fahne, da diese Übungen drei Galoppsprünge ausgehalten werden müssen. Unter einer dynamischen Übung versteht man beispielsweise eine Rolle rückwärts auf den Hals, da hier die Übung fließend ohne ein Stocken geturnt wird. Das Üben einer Kür ist meist davon geprägt, möglichst viele Variationen einer Übung zu sammeln. Am Ende ist es das Ziel, zusammen mit dem Ausbilder alle Einzel- und Doppelübungen in eine Reihenfolge zu bringen und diese miteinander zu verbinden, sodass eine Art Choreographie entsteht. (Titzmann, 2002, S. 61). Die Zeit für Pflicht und Kür ist begrenzt, so hat jeder Voltigierer in der Pflicht genau eine Minute Zeit seine Übungen zu zeigen. In der Kür hat die gesamte Gruppe 4 Minuten Zeit.
2. Die Ausbildung des Voltigierpferdes
Die Ausbildung zum Voltigierpferd dauert ein bis zwei Jahre und ist sehr wichtig, da das Pferd ein hohes Maß an Kraft, Ausdauer und Balance benötigt, um den wechselnden Gewichtsbelastungen standzuhalten (Hilbt & Rieder, 2002, S. 43). Bevor eine Ausbildung zum Voltigierpferd überhaupt möglich ist, muss das Pferd dressurtechnisch entsprechend der Klasse A-L ausgebildet sein. Für die Ausbildung zum Voltigierpferd sind drei Phasen von besonderer Bedeutung. Die Gewöhnungsphase, die Entwicklung der Schubkraft und die Entwicklung der Tragkraft. Das Ausbildungsziel ist eine taktreine, schwungvolle und ausbalancierte Galoppade auf dem Zirkel an der Longe. Das Pferd muss also in der Lage sein, die turnerisch- und gymnastischen Übungen der Voltigierer zu tragen und immer die Balance zu halten.
2.1 Die Auswahlkriterien für ein Voltigierpferd
An ein Voltigierpferd werden hohe Anforderungen gestellt. Deswegen ist es besonders wichtig, dass das Pferd gesund und korrekt ausgebildet ist. Außerdem sollte bei der Wahl des Voltigierpferdes überlegt werden, für welchen Zweck das Voltigierpferd eingesetzt werden soll. Für Einzelvoltigierer oder für Gruppenvoltigierer, wo nach unterschiedlichen Leistungsniveaus und Klassen differenziert wird (Hilbt & Rieder, 2002, S. 30). Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Pferd eine solide reiterliche Grundausbildung entsprechend einer A-Dressur oder höher genossen hat. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass bei einem Pferd ab fünf Jahren der Wachstums- und Verknöcherungsprozess so weit fortgeschritten ist, dass mit dem Voltigiertraining erst begonnen werden darf. Ein Pferd ist erst ab sieben Jahren ausgewachsen.
[...]
1 In dieser Arbeit sind in der männlichen Form alle anderen Geschlechter gleichermaßen mit inbegriffen.
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- Ina Müller (Author), 2019, Das Voltigieren. Ein Überblick über den Sport mit Bezug auf den Schulsport, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/946319
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