Porträt Robert Siodmak: Sein Leben und seine Filme


Presentation (Handout), 1997

9 Pages


Excerpt


Biographie

Familie Siodmak:

Robert Siodmak wurde am 08.08.1900 in Dresden (seine eigene Angabe - Tennesee in den USA - ist eine Legende. Der Ursprung der Familie Siodmak liegt im galizischen Krakau, also dem heutigen Polen (Kraków). Interessant ist, daß sein Vater, wie Robert Siodmak später selbst, in die USA ausgewandert war. Dort hat sein Vater als Kaufmann ein kleines Vermögen gemacht, um 1899 als amerikanischer Staatsbürger nach Deutschland zurück zukehren. Robert ist der Älteste von vier Brüdern (Robert, Kurt, Werner, Rolf). Sein Bruder Kurt, als er später in die USA auswandert nennt er sich Curt, wird ebenfalls Filmregisseur und arbeitet als Schriftsteller. Kurt verhilft Robert unter anderem in Hollywood auf die Füße zu kommen. Siodmak heiratet 1933 Bertha Odenheimer - die Ehe bleibt kinderlos.

Jugendzeit von Robert Siodmak:

Robert Siodmak besucht ein Internat in Bad Koesen und später ein Gymnasium in Dresden. In dieser Zeit übernimmt er kleine Rollen am Staatlichen Schauspielhaus Dresden und nimmt Schauspielunterricht.

1918: Robert verläßt das Elternhaus, um mit einer Wanderbühne durch Norddeutschland zu ziehen.

1921: Siodmak wird Buchhalter bei verschiedenen Banken in Dresden (Seine Bankkarriere scheitert an der Inflation).

1924: Siodmak bringt in seinem eigenen Verlag die kurzlebige Illustrierte "Das Magazin" heraus.

1925: Robert kommt als Übersetzer von Zwischentiteln erstmals mit dem Film in Kontakt.

Robert Siodmak beginnt beim Film fußzufassen:

Ab 1927 bis ins Jahr 1928 ist Siodmak als Cutter tätig und erstellt Schnittversionen von älteren Filmen. Bei Nero-Film (geleitet von seinem Onkel Heinrich Nebenzahl und dessen Sohn Seymour) arbeitet er als Assistent der Regisseure Alfred Link und Kurt Bernhardt.

1929 dreht Siodmak seinen ersten eigenen Film - "Menschen am Sonntag". An diesem Projekt sind auch Billy Wilder (Buch), Edgar G. Ulmer (Regie) und Fred Zinnemann (Kamera) beteiligt, die ja später auch in Hollywood Erfolge feiern können.

Þ Karriere als Regisseur beginnt

Am Tag nach der Premiere von "Menschen am Sonntag" wird Siodmak von der Ufa als Regisseur engagiert. Er arbeitet dort in der dramaturgischen Abteilung und für die Ufa Wochenschau. Das Arbeiten an Konfektionsware soll den Querdenker Siodmak mürbe machen. Man legt ihm immer wieder Steine in den Weg. Negativer Höhepunkt - man zieht ihn von dem Projekt "F.P.I. antwortet nicht" (nach dem Roman seines Bruders Curt) ab. Siodmak verläßt schließlich die Ufa.

1932/33 arbeitet Siodmak für die Tonal-Film und die Deutsche Universal. Sein letzter deutscher Film "Brennendes Geheimnis" (nach einem Roman von Stefan Zweig) ging zwar noch in die Kinos - Uraufführung am 20.03.1933 - wurde aber bald danach von den Nazis zurückgezogen. Der Zeitpunkt der Zensur ist sehr interessant, denn "Brennendes Geheimnis" wurde just nach dem Reichstagsbrand von den Nazis aus den Kinos verbannt. Ein Film mit einem solchen Titel wurde dem NS-Apparat wohl "zu heiß".

Die Zeit im Pariser Exil:

Im April 1933 zieht es Siodmak zusammen mit seiner Lebensgefährtin Bertha Odenheimer, die er noch im selben Jahr Heiratet, nach Paris.

Die Brüder Siodmak gehen ab hier getrennte Wege - Curt geht nach London, Werner nach Palästina. Sein jüngster Bruder wählt den Freitod.

Siodmak setzt seine Filmarbeit bei Néro-Film fort. Dort trifft er seinen Cousin Seymour Nebenzahl wieder, der die Néro-Film leitet. Nach dem Fiasko des Films "La vie Parisien", der 1935 an den Kinokassen floppte, verkracht er sich mit Nebenzahl und geplante Projekte werden Siodmak entzogen.

1937 gelingt Siodmak der künstlerische Durchbruch mit dem Film "Mollenard". 1939 dreht Siodmak für Ralph Baums Spéva-Films "Pieges (Der Fallensteller)", der Film entwickelte sich zum Publikumshit. Das Ergebnis seiner Zeit in Paris war also, daß Siodmak nun in der Lage war, Filme auf künstlerisch anspruchsvollem Niveau zu drehen, die aber trotzdem für ein breites Publikum zugänglich waren.

Flucht nach Hollywood / Höhepunkt seiner Karriere als Regisseur:

Am 31.08.1939 setzt Siodmak per Schiff in die USA über. Von 1940 bis 1943 dreht Siodmak eine Reihe von B-Filmen für Paramount. In dieser Zeit wird er auch an 20 th Century Fox und Republik ausgeliehen.

Über seinen Bruder Curt kommt der Kontakt zur Filmgesellschaft Universal zustande. Curt ist dort zu der Zeit Drehbuchautor. Im Herbst 1943 unterschreibt Siodmak einen sieben-jahres Vertrag bei Universal. Für Universal dreht er hauptsächlich Fantasy Filme und die berühmten Filme der schwarzen Serie. Hier eine kleine Auswahl aus Robert Siodmaks Film noir: "Phantom Lady", Uncle Harry", The Dark Mirror", "Criss Cross", The Spiral Staircase", "The Killers". Bis 1950 ist Siodmak Spitzenregisseur bei Universal. Seine Tagesgage soll 1946 bis zu 1000 Dollar betragen haben.

In dieser Zeit unternimmt er auch Abstecher zu anderen Filmgesellschaften: Selznik (1945), 20th Century Fox (1948), Metro-Goldwyn-Mayer (1949), Paramount (1949) und Columbia (1950).

Der Weg zurück:

1951 kommt er nach Europa zurück und arbeitet in Frankreich für Spéva Films und in England.

Ab 1954 arbeitet er wieder in Deutschland. Unter Artur Brauner dreht er Filme für die CCC, bei Divina-Film entstehen Eigenproduktionen.

1955 verlegt Siodmak seinen Wohnsitz nach Ascona (Schweiz). Hier gründet er auch 1961 zusammen mit Richard Burton die Firma Ascona Films.

In der Zeit von 1964 bis 1969 ist Siodmak als Regisseur an drei Karl May Verfilmungen und an weitere internationale Großproduktionen in Jugoslawien beteiligt.

Seine letzten größeren Projekte verwirklicht Siodmak 1970 und 1971. Er dreht den Film "Atrox", u.a. mit Raquel Welch, James Mason und Brigitte Bardot, sowie eine Adaption von Gerhart Hauptmanns "Der Ketzer von Soana".

Die letzten Tage im Leben von Robert Siodmak:

Am 20.01.1973 stirbt seine Frau. Siodmak lebt nun allein, praktisch mittellos und von der Welt vergessen. Er, der sein Leben lang ein Workaholic war, kann sich mit dieser Situation nicht abfinden und verfällt dem Alkohol. Er hält regelrechte Saufgelage ab - "Saufkumpane" räumen seine Wohnung aus, währen er im Sterben liegt. Am 10.03.1973 stirbt Robert Siodmak im Bezirksspital Locarno an einem Herzschlag.

Robert Siodmaks wichtigsten Filme

- "Menschen am Sonntag" (1929):

An dem Film sind ausschließlich Amateure beteiligt. Siodmak wird als Regisseur entdeckt.

- "Brennendes Geheimnis" (1932/33):

Der Film ist der künstlerische Höhepunkt in seiner kurzen deutschen Schaffensperiode.

- "Mollenard" (1937):

Mit dem Film schaffte er den künstlerischen Durchbruch in Frankreich.

- "Phantom Lady" (1943):

Mit dem Film schaffte er den Durchbruch in Hollywood.

- "The Killers / Rächer der Unterwelt / Die Killer" (1946):

Mit diesen Film wird Siodmak für den Oscar nominiert - Beste Regie.

- "Nachts, wenn der Teufel kam" (1957):

Dieser Film beschert Siodmak zahlreiche Preise und Ehrungen, u.a. OskarNominierung - Bester ausländischer Film.

- "Der Schut" (1964), "Schatz der Azteken" (1964/65), "Die Pyramide des Sonnengottes" (1964/65):

Bei diesen Filmen handelte es sich um populäre Karl May Verfilmungen, die finanziell Siodmaks Altersversicherung bildeten.

Anmerkungen zu Robert Siodmaks Filmschaffen

- Siodmak muß immer wieder von vorne anfangen, um sich in der Filmindustrie einen Namen zu machen (Pariser Zeit, Hollywood, aber auch bei seiner Rückkehr nach Europa).
- Die Pariser Zeit ist die Zeit der Kompromisse. Die französische Filmindustrie ist in der Krise und von Flüchtlingen überschwemmt. Es gilt zu überleben. In dieser Zeit avanciert Siodmak zum verlässigen Kommerzregisseur.
- Siodmak wird und wurde als überdurchschnittlich talentierter Regisseur von Gangsterfilmen (dumpf und abgründig) bezeichnet. Dies wird ihm aber nicht ganz gerecht: In zahlreichen Literaturverfilmungen ist Siodmak bemüht ernste Themen aufzugreifen.
- Siodmak galt als oberflächlich schwafelnder Wichtigtuer, der keinem Konflikt aus dem Weg ging. Deshalb sind auch oft Projekte gescheitert , er war nicht sehr beliebt und ist in Deutschland verkannt geblieben.
- Seine künstlerische Abdankung erfolgt in den sechziger Jahren. Aus Angst vor Unterbeschäftigung kommt es zu Konflikten mit dem Produzenten Artur Brauner. Siodmak wird ausgebootet und mehrere Projekte scheitern.

Ein paar Worte zum Film "Spiral Staircase / Die Wendeltreppe" (1946)

(Dieser Film wird im Anschluß an das Referat über Robert Siodmak im Seminar gezeigt.)

- Siodmak erhält im Januar 1946 für "Die Wendeltreppe" von der Zeitschrift Cosmopolitan die Auszeichnung "Best Director of the Month".
- Der Film ist geprägt durch Siodmaks Markenzeichen - die suggestive Bildwirkung. Nicht zuletzt dadurch war "Die Wendeltreppe" ein Psychothriller, der den Leuten Gänsehaut verschaffte und zu einem Publikumsmagneten wurde.

Filmographie

(siehe nächste Seiten)

Schlußwort:

Bei der Suche nach geeigneter Literatur zum Leben oder zu den Filmen von Robert Siodmak war es zum einen sehr schwierig überhaupt Material zufinden, zum andern war vieles auch nicht sehr aussagekräftig. Im Internet zum Beispiel habe ich so gut wie gar nichts gefunden - im Vergleich dazu: zu anderen deutschen Regisseuren im Exil war im Internet ein Menge an Informationen vorhanden. Im Laufe meiner Recherche habe ich dann auch festgestellt warum man sowenig brauchbare Literatur über Robert Siodmak findet. Robert Siodmak ist in Deutschland ein ehre verkannter und wenig geachteter Regisseur.

Quellen:

Cine Graph - Lexikon zum deutschsprachigen Film, Herausgegeben von Hans-Michael Bock zusätzlich: Internet(diverse Seiten im WWW)

Filmographie

(Die Filmographie enthält lediglich Filmtitel, das Entstehungsjahr, und die Funktion Siodmaks in dem Film)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

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Details

Title
Porträt Robert Siodmak: Sein Leben und seine Filme
Course
Seminar: Der deutsche Film im Exil (1933 -1945)
Author
Year
1997
Pages
9
Catalog Number
V94712
ISBN (eBook)
9783638073929
File size
383 KB
Language
German
Keywords
Porträt, Robert, Siodmak, Sein, Leben, Filme, Seminar, Film, Exil
Quote paper
Ralf (Author), 1997, Porträt Robert Siodmak: Sein Leben und seine Filme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94712

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