Religioeser Fundamentalismus in Algerien


Dossier / Travail de Séminaire, 1999

21 Pages, Note: befriedige


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Überblick
2.1 Algerien vor 1830
2.1.1 Die Araber
2.1.2 Die Türken
2.2 Die französische Kolonisierung
2.2.1 Erste Kontakte
2.2.2 Die koloniale Landnahme
2.2.3 Die Konsolidierung des kolonialen Systems und die konsequente Migration
2.2.4 Die Herausbildung eines algerischen Nationalismus
2.3 Der Befreiungskrieg 1954 - 1962 und die Geburt einer algerischen Nation
2.3.1 Die Errichtung eines algerischen Nationalstaates - 1962-1965
2.4 Die algerische Unabhängigkeit
2.4.1 Algerien unter Houari Boumediène - 1965-1979
2.4.2 Algerien unter Chadli Bendjedid - 1979-1992
2.4.3 Das Aufkommen der Islamisten

3. Die algerische Krise
3.1 Der Ausbruch der Krise
3.2 Die FIS
3.3 Islamisten gegen den Staat

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Weltlich oder geistlich — das scheint die große Frage zu sein, die nicht nur eine einzige Nation betrifft, sondern scheinbar gleich die gesamte arabische bzw. islamische Welt bewegt. Die Religion tritt zunehmend als potentielle Konfliktkomponente in den Spielraum politischer Agitationen. Angesichts von Mißständen und Negativentwicklungen in einzelnen Staaten, scheint die letzte Hoffnung im Reformpotential der eigenen Tradition zu liegen. Der Islam als politischer Faktor ist, zumindest historisch betrachtet, vollkommen legitim. In einigen islamischen Staaten ist dies jedoch zu einer vorherrschenden, allgegenwärtigen Problematik geworden.

Die Krise in Algerien ist ein paradigmatischer Fall für diese Problematik. Eine Vielzahl von Faktoren scheint für die gegenwärtige Lage verantwortlich zu sein. Die Bemühungen der vorliegenden Arbeit liegen darin, die historische Entwicklung des algerischen Staates darzulegen, eventuelle Ursachen für den heutigen religiösen Extremismus in ihr aufzudecken und die gegenwärtige Situation darzustellen. Dabei beziehe ich mich auf die Auslegungen der im Literaturverzeichnis alphabetisch aufgeführten und im Text mehrfach zitierten Autoren, von denen ich annehme, daß sie unter anderen den Stand der aktuellen Forschung repräsentieren. Aufgrund der enormen Komplexität des Themenbereichs können nicht alle Aspekte abgedeckt werden und so kann diese Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Durch die frankophonen Einflüsse auf den arabischen Dialekt in Nordafrika ist die Schreibweise der arabischen Namen teilweise problematisch. Um jedoch einigermaßen einheitlich arbeiten zu können, übernehme ich sämtliche Schreibweisen der vorliegenden Literatur.

2. Historischer Überblick

2.1 Algerien vor 1830

Aufgrund der günstigen strategischen Lage am Mittelmeer, blickt Algerien auf eine bewegte Geschichte zurück. Sieben Invasionen mußte es standhalten: den Phöniziern, Römern, Vandalen, Byzantinern, Arabern, Türken und Franzosen.

Für das heutige Algerien ist neben der französischen Invasion besonders die arabische Eroberung von großer Bedeutung, insofern, als sie die Islamisierung von ganz Nordafrika und die Arabisierung des größten Teils der Berber nach sich zog.1

2.1.1 Die Araber

Bereits im 7. Jahrhundert fielen arabische Reiterheere aus Ägypten in Nordafrika ein. 683 begann der Feldherr Sidi Oqba von Kairouan aus, das Gebiet in Richtung Westen zu erobern. Nach 700 hatten die Araber bereits weite Gebiete erobert. Sie setzten sich als neue Machtelite an die Spitze und begannen, die Berber zum Islam zu bekehren. Doch die Eroberer und Glaubensverbreiter aus der Arabischen Halbinsel stießen im Maghreb auf den größten Widerstand - mehr als zwei Generationen lang dauerte die Unterwerfung.

Zur Islamisierung der unterworfenen Berberstämme, die entweder der jüdischen oder der christlichen Religion angehörten, erzogen die Araber die Söhne der Stammesführer an ihrem Hof. Nach ihrer Rückkehr zu ihren Stämmen, verbreiteten sie dort schließlich den neuen Glauben.2 Viele Berber traten aber auch weniger aus Überzeugung zum Islam über, als wegen der reichen Beute, die die arabischen Feldherren versprochen hatten, indem sie sie in ihre Heere zur Eroberung Spaniens einreihten.3 In der Zeit von 711 bis 714 fiel fast die gesamte Iberische Halbinsel unter arabische Herrschaft. Dies war hauptsächlich die Leistung des Berberheeres unter dem Feldherrn Tarik. Doch aufgrund schlechter Behandlung und zu hoher Steuern lehnten sich die Berber um 740 gegen die Minderheit der herrschenden Araber auf.4 Im 8. und 9. Jahrhundert verdrängten die mittlerweile islamisierten Berberstämme die arabischen Herren aus Zentral-Algerien und errichteten eigene Reiche.

Im 10. Jahrhundert schließlich eroberten die Fatimiden den mittleren Maghreb und ließen die Ziriden und nach ihnen die Hammaditen als Statthalter die eroberten Gebiete regieren, da die Fatimiden selbst ihre Hauptstadt in Kairo hatten.

Die Hammaditen wurden jedoch gefährlich stark und so sandten die Fatimiden-Herrscher arabische Kriegerstämme der Beni Hilal und Beni Solaym von Ägypten nach Nordafrika, um ihre Macht zu sichern. Diese Nomadenstämme zogen mordend und plündernd durch das Land, so besiegten sie die Hammaditen und ließen sich selbst in den eroberten Gebieten nieder. Die Invasion der Stämme hatte zwei bedeutende Folgen: Einerseits erlebte der mittlere Maghreb zum zweiten Mal einen starken Zuzug von arabischer Bevölkerung und wurde so verstärkt islamisiert, doch andererseits war der Einfall, wirtschaftlich betrachtet, verheerend. Vorher war der algerische Küstenstreifen waldreiches Bauernland gewesen — hundert Jahre nach der Invasion der Nomadenstämme waren viele Wälder abgeholzt und ein Teil der seßhaften Bevölkerung weggezogen, da ihre Güter ruiniert waren.5

Ab dem Jahr 1080 drang der Reiterstamm der Almoraviden, Berber aus dem marokkanischen Wüstengebieten, in das Gebiet ein. Nach ihnen regierten die Almohaden, ein Berberstamm aus Südmarokko. Diese regierten von Marrakesch aus und nahmen den Titel von Kalifen an. Für Algerien zeigten sie weniger Interesse, es blieb Durchgangsland zwischen den großen städtischen Zentren von Marrakesch, Fes, Tlemcen im Westen und Kairouan und Tunis im Osten. Nach der Aufteilung des Almohaden-Reichs stritten sich Berber und Araber um die Vorherrschaft. In den folgenden Jahrhunderten war Tlemcen der wichtigste Ort. Viele Gebiete an der Küste und auch im Inneren, darunter auch Algier, bildeten unabhängige kleine Republiken.6

2.1.2 Die Türken

Im 16. Jahrhundert wurde Nordafrika zum Schauplatz des Kampfes zwischen den christlichen Mächten und der islamischen Welt, die der Sultan von Konstantinopel anführte. Die Beherrschung der Hafenstädte im Mittelmeer wurde zum wichtigsten Machtfaktor. Die Spanier besetzten von 1505 bis 1510 Mers el Kebir, Oran und Bougie (das heutige Skikda) und griffen Algier an. Die Bewohner von Algier riefen türkische Freibeuter zu Hilfe, welche sich dann 1516, nachdem sie die spanischen Flottenangriffe abgewehrt hatten, selbst in Algier festsetzten. Die Freibeuter begaben sich zur Legitimierung und Absicherung ihrer Herrschaft unter die Schutzherrschaft der Sultane von Konstantinopel. Eine kleine Schicht von türkischen Freibeutern und militärischen Beamten regierten Algier. Den Sultan selbst bekamen die Bewohner Algiers nie zu sehen.7

Im Jahre 1587 wurde Algerien zu einer "Regenz"8 des ottomanischen Reiches. Regent war ein vom Sultan eingesetzter Pascha bzw. später Dey, welchem in den drei Regionen Ost, Zentrum und West je ein Bey unterstand. Die Oberherrschaft des Sultans war eher symbolisch. Wenige tausend Janitscharen (Militärs aus dem türkischen Anatolien) zogen Steuern ein, die Anführer der Piraten kontrollierten die Stadt und brachten Beute von ihren Raubzügen in die Stadt.9 Die Piraterei von Algier konnte weder durch diplomatische Bemühungen noch durch Bombardierungen gestoppt werden. Noch im Jahr 1815 zahlten sieben europäische Nationen Schutzgelder an die Freibeuter von Algier.10 Dann schließlich kam Europa mit dem Ende der napoleonischen Kriege zum Frieden. Die europäischen Kolonialmächte hatten nun wieder Zeit, sich außereuropäischen Belangen zuzuwenden. Englische Schiffe bombardierten 1826 Algier und damit begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte Algeriens.

2.2 Die französische Kolonisierung

2.2.1 Erste Kontakte

Erste wichtige Kontakte zu Frankreich wurden bereits unter den Freibeutern geknüpft. Eigentlich sollte man eher von einem Kontakt zu europäischem Handelskapital sprechen, welcher die Herausbildung erster Formen einer Exportorientierung der Ökonomie bedeutete. Einige europäische Handelshäuser trafen schon früh (bereits um 1520) Abkommen mit den Freibeutern, die besagten, daß die "Barbareskenstaaten" auf jegliche "Piratenakte"11 gegen Schiffe der jeweiligen Handelspartner verzichteten. So sicherte sich beispielsweise im Jahr 1700 die "Compagnie d'Afrique", ein Zusammenschluß Marseiller Handelshäuser, das Privileg des Seehandelmonopols auf wichtige Exportartikel wie Getreide, Wolle, Wachs und Korallen. Die "barbaresken" Vertragspartner verloren so zwar eine wichtige Einkommensquelle, die aus der Kaperung der Schiffe und dem Freikauf der gefangenen Seefahrer entstanden war, jedoch importierten sie nun Waffen und Luxusgüter. Mit den Einnahmen aus dem Außenhandel finanzierten die herrschenden Familien die Ausrüstung der Streitkräfte, um von den Stämmen im Hinterland vermehrt Abgaben abzupressen.

Durch diese Verträge zwischen nordafrikanischen Machthabern und europäischen Handelshäusern bzw. Staaten wurde Nordafrika bereits in der vorkolonialen Zeit an den Welthandel angeschlossen. Doch dies geschah eher in einer Art formaler Kolonisation, die als staatliche Absicherung von Interessen des französischen Handels und Kapitals verstanden werden kann.12

2.2.2 Die koloniale Landnahme

Nach Werner Herzog kann im Falle Algeriens nicht von einer planmäßigen Invasion und Kolonisierung gesprochen werden. Die Gründe für die Besetzung waren angeblich dürftig.13 Auslöser war die 1827 zu datierende "Episode des Fliegenwedels"14. In eine komplizierte Schuldaffäre mit Frankreich und zwei algerischen Juden verstrickt, leistete sich der Dey von Algier während einer Diskussion die Ungehörigkeit, den französischen Konsul mit einem Fliegenwedel zu schlagen. Dies hatte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und schließlich die Blockade des Hafens von Algier zur Folge.

1830 beschloß Frankreich einen militärischen Eroberungsakt.15 Mit der Landung des französischen Korps und der Eroberung Algiers im Juli 1830 begann die französische Kolonisation, die 132 Jahre dauern sollte.

Nach der Unterwerfung des Deys setzte in Frankreich eine "Kolonialdebatte" über die Ziele der Eroberung und die weitere Behandlung der Kolonie ein. Die "antikoloniale" Partei war für eine "freihändlerische Durchdringung von Überseegebieten (bzw. kontinentaleuropäische Isolation)"16, während die "prokoloniale" Gruppe Annexion und militärisch-zivile Friedensstiftung (pacification) als Vorbedingungen ansah.17 Wichtige Aspekte waren dabei die Besiedlung und die ‘Inwertsetzung’ der Kolonie.

Marseiller Handelshäusern, bzw. Handelskapital, gelang es schließlich die prokoloniale Option durchzusetzen -so wurden überkommene Privilegien gesichert.18

"Entsprechend den ursprünglich...gesetzten Kolonisationszielen, den begrenzten Gewalt-mitteln und den beschränkten ökonomischen...Interessen, reduzierte sich der unmittelbare Herrschaftsanspruch der Armee und der Metropole auf die...Brückenköpfe, d. h. die städtischen Zentren und die in der Umgebung liegenden fruchtbaren Regionen, in denen erste Kolonisationsmaßnahmen stattfanden."19 Kurz vor der französischen Eroberung lebten etwa 90 % der drei Millionen Algerier auf dem Land. Dies änderte sich durch die Siedlungskolonisation, denn durch die Landnahme wurde ein Proletarisierungsprozeß in Gang gesetzt. Mit Hilfe der damals eingeführten Bodengesetzgebung20 hatten französische Siedler und agrar-kapitalistische Konzessionsgesellschaften zwischen 1863 und 1873 bereits ein Drittel der Fläche in Besitz genommen (2,6 Mio Hektar).21

"Algerier wurden in diesem Eroberungs- und Enteignungsprozeß z. T. in die weniger fruchtbaren Gebiete zurückgedrängt, die ihnen bei zunehmend verringerter Landfläche und ohne Möglichkeiten der Modernisierung kaum ausreichenden Lebensunterhalt gestatteten. Die Folge der Parzellierung und Enteignung von Landbesitz war die Entstehung eines Pachtbauerntums und eines Landarbeiterproletariats, das sich gezwungenermaßen den europäischen Siedlern als billige Arbeitskraft zur Verfügung stellte."22

Alexis de Toqueville beschreibt die Praktiken der Kolonisation in seinem Bericht an die französische Abgeordnetenkammer folgendermaßen:

"Die Städte der Eingeborenen wurden besetzt, überrannt und geplündert, noch mehr von unserer Verwaltung als durch die Waffen. Eine große Zahl von individuellen Besitztümern wurden, mitten im Frieden, verwüstet, unkenntlich gemacht, zerstört

Um die Araber in die Schranken zu weisen, müssen wir den Krieg gegen sie mit äußerster Gewalt und nach Art der Türken führen, d. h. wir müssen töten, wen immer wir treffen Gibt es etwas Schändlicheres als die Ernten zu verbrennen und die Frauen und Kinder gefangenzunehmen, die friedliche Bevölkerung eines belagerten Dorfes zu bombardieren..?..."23

2.2.3 Die Konsolidierung des Kolonialsystems und die konsequente Migration

Nach der militärischen Eroberung und Unterwerfung sollte die einheimische Bevölkerung nun die Kolonisatoren unterstützen und in ihr Unterfangen einbezogen werden. Die politische Vormacht der Europäer über die koloniale Verwaltung, das Finanz- und Kreditwesen sowie den Außenhandel blieb unangetastet, doch zur Konsolidierung mußte das koloniale System der kolonisierten Bevölkerung neue politische und ökonomische Funktionen zuteilen.24 Eine hierarchisierte Verwaltungsstruktur wurde eingesetzt und forcierte die Herausbildung einer einheimischen Eliteschicht: Die an der Spitze stehenden Algerier nahmen Notablenpositionen mit weitläufigen Repressionsbefugnissen gegenüber der eigenen Bevölkerung ein und hatten relativ gute Bereicherungsmöglichkeiten. Eine weitere, durch das Kolonialsystem und die expandierende Geldwirtschaft begünstigte Gruppe waren die Händler, die durch Wucherkredite und niedrige Einund hohe Verkaufspreise zur Verarmung der Landbevölkerung beitrugen.25

Aufgrund der ständigen Verschlechterung der Lebensbedingungen auf dem Land, begann mit der Jahrhundertwende die zunehmende Migration in Richtung der Städte und in stärkerem Maße in Richtung Frankreich vor dem zweiten Weltkrieg. Schon vor dem ersten Weltkrieg emigrierten etwa 30 000 Algerier auf der Suche nach Arbeit nach Frankreich.26

Durch die relativ gute Entwicklung des Transports und der Industrie, vor allem in Algier, nahm die Landflucht in den 20er Jahren zu. In den 30er Jahren bildeten sich an den Stadträndern von Algier die ersten Slums. Die Dynamik der wichtigsten Exportgüter (Weizen, Wein, Mineralien - Erdöl gewann erst mit dem Ausbruch des Befreiungskrieges 1954 an Bedeutung), auf denen die Kapitalakkumulation Algeriens beruht hatte, erlitt einen schweren Schlag. Dadurch beschleunigte sich die Migration in die Städte, besonders nach Algier und statt der Modernisierungseffekte, die sich bis Ende der 20er Jahre abgezeichnet hatten, traten wachsende Verelendungstendenzen auf.27

2.2.4 Die Herausbildung eines algerischen Nationalismus

Die neue städtische Bevölkerung, die zu Beginn des Jahrhunderts noch ein produktives Potential dargestellt hatte, entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg eher zu einem explosiven Potential. In der urbanen Umgebung, in der die extremen Differenzen zwischen der obersten und der untersten Schicht am deutlichsten zu beobachten waren, wächst eine Jugend ohne Bildung, ohne Konsummöglichkeiten heran. Durch Medien geweckte Bedürfnisse können aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht befriedigt werden. Hinzu kommt das entscheidende Defizit dieser stetig wachsenden Bevölkerungsschicht, nicht aktiv am politischen Geschehen teilnehmen zu können. So kam es zu einer Frustration, die nach und nach in Aggressivität und Gewalt mündete. Einer kleinen algerischen Elite gelang es, diese in Patriotismus zu kanalisieren, denn schließlich bestanden die benachteiligten, diskriminierten und auch rebellierenden Gruppen ausschließlich aus Algeriern. Diese Bewegungen, die vor dem zweiten Weltkrieg vergeblich um Assimilierung und Gleichberechtigung bemüht waren, kennzeichnete nun eine Radikalisierung, die sich zunehmend in Unruhen äußerte.28 Drei Gruppen forderten mehr Rechte. Einerseits gab es die liberal denkende einheimische Bürgerschicht unter Ferhat Abbas, einem Apotheker aus Setif. Diese Gruppe akzeptierte ein französisches Algerien, forderte aber gleiche Rechte für die Einheimischen. Ihre Motivation schien größtenteils darin zu liegen, Karriere im Verwaltungsapparat zu machen.

Die zweite Gruppe bildeten traditionelle, religiöse Familien in der "Bewegung der Ulemas"29 ("Association des Ouléma Réformistes d'Algérie"). Gegründet und angeführt von Scheich ’Abd el Hamid Ben Badis aus Constantine, traten sie für eine Reform des Islam ein.30 Ben Badis hatte in Tunis an der Zituna-Universität studiert und kam dort in Kontakt mit den reformistischen Lehren von Djemal Ed-Din al-Afghani und Mohamed ’Abduh. Al Afghani und ’Abduh verbanden das Konzept eines reformistischen Islam mit dem Konzept des Nationalismus. Die kranke, bzw. vom Glauben abgekommene islamische Welt bzw. die arabische (Kultur-)Nation sollte gesunden, indem ihre authentischen Werte wiederbelebt wurden.31 "Dies konnte nur erreicht werden durch eine Rückbesinnung auf die Werte des Koran und des Propheten und durch den Kampf gegen innere Dekadenz und Korruption. Dann würde es auch gelingen, den technologischen Vorsprung der Europäer einzuholen bzw. deren Technologie, die als nicht kulturspezifisch angesehen wurde, zu übernehmen und jene Führungsstellung wieder einzunehmen, die der Islam gegenüber dem Westen im Hochmittelalter innehatte."32

Diese Bewegung betonte also einerseits die Rückkehr zu den Wurzeln des Islam und andererseits die Hinwendung zur modernen Zivilisation. Sie bestanden auf der essentiellen islamischen Natur der algerischen Kultur und Gesellschaft und mit ihrem Motto "Der Islam ist meine Religion, Arabisch ist meine Sprache und Algerien ist mein Vaterland" forderten sie gleichzeitig die französischen Kolonialherren sowie die prokolonialen algerischen Familien heraus.33

An politische Unabhängigkeit dachten diese beiden Gruppen nicht. Die militanteste und bei weitem auch mitgliederstärkste Bewegung, der linke Nationalismus, angeführt von Ahmed Messali Hadj34, war politisch viel klarer ausgerichtet. Messali gründete bereits 1926 in Paris den "Etoile du NordAfrique" (ENA) und schließlich 1937 die Nachfolgepartei des Algerischen Volkes (Parti du peuple algerien - PPA), aus der sich dann die Nationale Befreiungsfront (Front de Libération Nationale FLN) bildete. Er vertrat das Proletariat und war für einen Panislamismus. Die einzige Lösung die er sah, war die totale Loslösung von Frankreich.35

Am 08. Mai 1945 wurde das Kriegsende und die Befreiung aus deutscher Übermacht gefeiert. Diesen Tag nutzten die Algerier, die im zweiten Weltkrieg einen schweren Blutzoll für Frankreich erbracht hatten, um ihre eigene Befreiung von Frankreich zu fordern. Im ostalgerischen Setif kam es zu Ausschreitungen der Demonstranten gegnüber Franzosen. Einige von ihnen wurden getötet. So breitete sich der Aufstand über ganz Ostalgerien aus. Aufgestauter Haß entlud sich in Mord, Plünderungen und Brandschatzungen. Die französische Antwort auf die Revolte war brutal: Polizei, Gendarmerie und Armee wurden unterstützt von Flugzeugen und den Kanonen eines vor der Küste liegenden Kriegsschiffes. Die Zahl der Toten liegt bei 10 000 bis 40 000 Menschen, von seiten der FLN wurden Zahlen bis zu 80 000 genannt.36

2.3 Der Befreiungskrieg 1954-1962 und die Geburt einer algerischen Nation

Die Erfahrungen des Mai 1945 führten den algerischen Nationalisten nicht nur die Brutalität der französischen Repression vor Augen, sondern auch den Willen der Kolonialmacht, Algerien um keinen Preis aufzugeben. Genau dieser Punkt scheint ausschlaggebend für die Gründung der paramilitärischen Geheimorganisation O. S. (Organisation Spéciale) gewesen zu sein, die gezielt auf den bewaffneten Widerstand hinarbeitete. Es bildeten sich schließlich zwei Armeen heraus: die "Armee des Inneren" und die "Armee der Grenzen". Letztere ist die durch die FLN in tunesischen und marokkanischen Grenzorten aufgebaute ALN (Armée de Libération Nationale), die entlang der Grenze zu Algerien den Unabhängigkeitskampf unterstützte.

Am 01. November 1954 veröffentlichte die FLN gleichzeitig mit der Explosion zahlreicher Bomben in ganz Nordalgerien eine Erklärung mit Forderungen nach nationaler Unabhängigkeit. Diese Forderungen waren praktisch eine Kondensation aus über 100 Jahren Diskriminierung und Repression. Zwar ist Algerien erst durch den Kolonialismus zum Territorium geworden, jedoch hatte er durch den Siedlungskolonialismus eine radikale Transformation der algerischen Gesellschaft bewirkt; durch das Verbot des Unterrichts der arabischen Sprache wurde ein kulturell-identitäres Vakuum geschaffen; durch die Umformung einer Glaubenszugehörigkeit in einen kollektiven Rechtsstatus (der "statut musulman" galt für Berberophone wie Arabophone, Nomaden wie Seßhafte, Gebildete wie Analphabeten37) wurde zur Bildung einer auf den Islam rekurrierenden Gegenidentität beigetragen; die Industralisierung des Landes wurde verhindert.38

Die Möglichkeit zur Herstellung eines nationalen algerischen Bewußtseins sahen die verschiedenen nationalistischen Parteien und Gruppierungen, später auch die Regierung des unabhängigen Algerien, im Konzept der islamischen Glaubenszugehörigkeit und der Arabität als identitären Kern der algerischen Gesellschaft. Mit diesem arabisch-islamischen Identitätskonzept wurde eine Legitimität geschaffen, die als ein Reflex auf koloniale Diskriminierung zu verstehen ist39 und gleichzeitig Fundament der angestrebten algerischen Staatlichkeit darstellen sollte.40

Der Unabhängigkeitskampf bedeutete für die Algerier die Befreiung ihres Bodens von den Colons, den europäischen Okkupanten. Nicht umsonst nannten sie sich selbst auch "Mugahidin" und somit war das, was die Europäer als antiimperialistischen Kampf ansahen, für die Masse der algerischen Kämpfer ein heiliger Krieg gegen die Ungläubigen, der nicht nur individuelle, sondern auch kollektive und nationale Identität stiftete. Es ging um die Wiedergewinnung der algerisch-muslimischen Persönlichkeit und die Wiedereinführung einer gerechten, das heißt in diesem Zusammenhang: islamischen Ordnung.41 "Dies war der tragende Inhalt der populistischen Ideologie des Nordafrikanischen Sterns und seiner Nachfolgeorganisationen, dies war auch die Botschaft der Vereinigung der Schriftgelehrten, die in ihren Schulen und teilweise in den Moscheen das Identitätsgefühl der Algerier ebenso geprägt hatten, wie es durch die koloniale Diskriminierung und das tägliche Erfahren von Unrecht bestätigt wurde."42

Islamische Moralprinzipien wurden von den verschiedenen Streikbewegungen und in Aufrufen zu passivem Widerstand propagiert, z. B. das Verbot des Alkohol- und Nikotinkonsums und der Kampf gegen die Prostitution. Sanktionen für Verstöße gegen diese Gebote konnten bis zum Mord gehen. Ziel war es, die algerisch-muslimische Identität nach innen und außen ostentativ zu demonstrieren und gleichzeitig diejenigen auszugrenzen, die der algerischen Nation unwürdig waren.43 Während des Befreiungskrieges war das Zentralorgan der FLN das Wochenblatt "AlMugahid" mit dem Untertitel "at-tawra ma’a s-sa‘b wa ila s-sa‘b"44 — später wurde es zur größten, zentralen Tageszeitung Algeriens.45

Auf diesem Hintergrund des Kampfes um die Wiedergewinnung nationaler Souveränität und Identität entstand der Mythos einer siegreichen algerischen Revolution und eines mit einem "Meer von Blut und Tränen gewonnenen Befreiungskampfes gegen die Imperialmacht Frankreich"46. Dies entspricht jedoch so nicht ganz den Tatsachen: Man kann keinesfalls von einer Wiedergewinnung nationaler Souveränität und Identität sprechen, da Algerien zum Zeitpunkt der Kolonisation im Jahre 1830 kein unter einer halbwegs organisierten staatlichen Gewalt geeintes Territorium war.47 Algerien hat seine derzeitige territoriale Ausdehnung erst durch die französische Kolonialherrschaft erlangt — ein algerischer Nationalstaat hat vorher nie existiert. Der Sieg gegen die Imperialmacht fußte eher in der Zerrissenheit der französischen Gesellschaft und der Kriegsmüdigkeit der Franzosen. Der Krieg war für Frankreich enorm kostspielig geworden und der Einsatz war bald politisch nicht mehr vertretbar: Fast eine Million Soldaten waren in Algerien stationiert und bis 1962 hatte es nahezu 100 000 Gefallene und Verletzte gegeben. Weitere Punkte, die Zerreißproben für das französische politische System darstellten, waren z. B. die Putsche der Generalität in Algier, die Mordanschläge auf General Charles de Gaulle, die Anschläge der FLN, etc.48 "Gewonnen wurde der Algerienkrieg im "Mutterland", das es satt hatte, seine Söhne von den algerischen "Terroristen" für die Interessen der Siedler hinmorden zu lassen."49

2.3.1 Die Errichtung eines algerischen Nationalstaates - 1962-1965

Am 05. Juli 1962 wurde die Unabhängigkeit Algeriens ausgerufen. Formal erfolgte Machtübernahme durch die FLN, die Machtverhältnisse waren jedoch mehr als ungeklärt, denn bereits während des Unabhängigkeitskampfes hatten sich Kontroversen zwischen den einzelnen Fraktionen der Befreiungsfront abgezeichnet.

Die Brüche verliefen in erster Linie zwischen der politischen Führung der FLN, insbesondere ihrer Spitze, und der gut ausgebildeten und bewaffneten "Armee der Grenzen" unter dem Oberkommandierenden Houari Boumedienne. Gegensätze bestanden auch zwischen der "Armee der Grenzen" und der "Armee des Inneren". Die Führer der einzelnen Wehrbezirke beharrten auf ihren meist regionalen Führungsansprüchen und so kam es schließlich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Grenzarmee und den Wehrbezirken des Großraums Algier und der Kabylei.50

Diese Unruhen waren jedoch nicht die einzigen, die die algerische Unabhängigkeit überschatteten. Während die französische Bevölkerung Algeriens (etwa 1 Million Menschen) panikartig, in Angst vor Vergeltungsschlägen seitens der FLN, die Flucht ergriff, verübte die Geheimorganisation OAS (Organisation Armée Secrète), ein Zusammenschluß fanatischer Algerienfranzosen, zahllose Anschläge. Algerierinnen und Algerier wurden auf offener Straße wahllos niedergeschossen und öffentliche Einrichtungen wie z. B. die Bibliothek der Universität von Algier wurden gesprengt und in Brand gesetzt.51

"Die algerische Unabhängigkeit begann in einem administrativen und infrastrukturellen Chaos, das gekennzeichnet war von Improvisationen, spontanen und unkoordinierten Maßnahmen."52 Im September 1962 hatte sich schließlich der revolutionäre Flügel der FLN um Ahmad Ben Bella mit Hilfe des Oberst Boumedienne durchgesetzt. Durch einen Volksentscheid wurde Ben Bella im Herbst 1963 als Präsident in seinem Amt bestätigt und es wurde eine Verfassung angenommen, die ein Einparteiensystem vorsah. Ben Bella errichtete unter Ausschluß jeglicher Teilnahme konkurrierender Gruppen ein zentralistisch autoritäres, säkulares, dem Namen nach sozialistisches, militärisch unterstütztes Regime. Die FLN war die einzig zugelassene politische Gruppierung und wurde somit zum Symbol der Unabhängigkeit und nationalen Einheit.53

Charakteristisch für das Regime waren in erster Linie die außerordentlichen Machtbefugnisse und die Ämterhäufung des Präsidenten. Ben Bella hatte die Aufgaben der Partei-, Regierungs-, Staats-, und Armeeführung sowie andere ministerielle Ämter übernommen. Seine Macht stützte er einerseits auf die ANP (Armée Nationale Populaire), die aus der ALN hervorgegangen war, und andererseits auf eine Reihe von Funktionären, die sich im Zuge der Errichtung von Staatskonzernen und Staatsapparat formiert hatten.54

Begleitet wurden die ersten Jahre der Unabhängigkeit von fortwährenden politischen Rivalitäten, Aufständen der Berber und zahlreichen Arbeiterstreiks.

Die Flucht der Franzosen hatte auch eine massive Zuwanderung der algerischen Landbevölkerung in die Städte ausgelöst. Allein Algier bot etwa 100 000 freistehende Wohnungen, die in kürzester Zeit belegt wurden.55 Die sozialen und wirtschaftlichen Mißstände, die sich nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land abzeichneten, wurden unter den herrschenden politischen Umständen immer größer.

Anstatt sich der Probleme anzunehmen, versuchte Ben Bella seine Macht auszubauen und auch die Armee in ihrem Einfluß einzuschränken. Schließlich putschte sich Verteidigungsminister und Chef der ANP Oberst Houari Bomedienne am 19. Juni 1965 an die Macht.56

2.4 Die algerische Unabhängigkeit

2.4.1 Algerien unter Houari Boumedienne - 1965-1979

Boumedienne rechtfertigte seine Machtübernahme damit, Algerien wieder zu den "wahren und sozialistischen Werten unter Berücksichtigung des Glaubens und der Überzeugung, der säkularen Traditionen und moralischen, ebenso wie der arabisch-islamischen Werte des algerischen Volkes, zurückzuführen"57 Das Land litt jedoch noch unter den Folgen des Kolonialismus: Unterentwicklung, Rückständigkeit der Landwirtschaft, Analphabetismus und vor allem mangelhaft qualifizierte Arbeitskraft.58 So mußte also einerseits die Unterentwicklung überwunden werden, andererseits der Lebensstandard der Bevölkerung angehoben werden, d. h. Schulbildung und Gesundheitsversorgung zu garantieren.59

Grundlegend mußte es darum gehen, "die nationale Kohäsion durch eine Politik desnation-buildingauf der Grundlage der arabisch-islamischen Identität der Algerier"60 zu realisieren. So entstand ein Konzept, das in sich nicht ganz schlüssig schien, denn einerseits sollte Algerien durch das Konzept der Industrialisierung auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig gemacht werden, andererseits jedoch sollte eine identitäre Grundlage geschaffen werden, die die Masse der Bevölkerung motivieren sollte, am nationalen Projekt teilzuhaben. Das heißt Technisierung und Rationalisierung sollten vereinbart werden mit Arabisierung und Islamisierung. Werner Ruf nennt dieses Konzept einen "entwicklungspolitisch-ideologischen Spagat" zwischen prowestlichen Technokraten und reformistisch-neoreformistischen islamischen Kräften.61

Boumediennes Industrialisierungspolitik fußte auf drei Pfeilern: dem Erdölexport, dem Ausbau eines staatlichen Industriesektors um den Kern der Produktionsgüterindustrie (Stahl und Petrochemie) und der Agrarreform als Kern der großenteils staatlich vermittelten Binnenmarktnachfrage.62 Dieses Entwicklungsmodell, das an westlich industriellen Standards orientiert war, mußte zwangsläufig mit der Politik einer forcierten Arabisierung zur Schaffung nationaler Identität kontrastieren: "Die algerische Gesellschaft mußte zerbrechen in zwei Segmente, von denen das eine, ausgestattet mit den Privilegien der Moderne, französisch-westlich-laizistisch, sich dem okzidentalen Kulturkreis zuordnete und von dem das andere, sozial abgekoppelt, oberflächlich arabisch-islamisch sozialisiert und von den Zugängen zu sozialen Privilegien ausgeschlossen, sich in der Marginalität wiederfand."63 Mitte der 70er Jahre zeigten sich die Kehrseiten Boumediennes' Modells. Das Wohlstandgefälle innerhalb der algerischen Gesellschaft nahm zu, die Arbeitslosigkeit stieg und auch die Wohnungsund Versorgungslage verschlechterte sich. Boumedienne verlor zusehends an Popularität. Um seine Legitimität zu beweisen, wurden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen angesetzt, bei denen Boumedienne mit 99% der Stimmen und ohne Gegenkandidat in seinem Amt bestätigt wurde. Auch die Parlamentswahlen brachten keine Änderungen, da die kandidaten von der FLN ausgewählte Funktionsträger staatlicher Bürokratie waren, die eher Vertreter des Staates gegenüber dem Volk darstellten als umgekehrt.64

2.4.2 Algerien unter Chadli Bendjedid - 1979-1992

Nach dem Tod Boumediennes im Jahr 1978 wurde der weitgehend unbekannte Oberst Chadli Bendjedid zum Präsidenten gewählt. Tiefgreifende Änderungen gab es unter ihm nicht. Signifikante Maßnahmen waren jedoch die Lockerung der Restriktionen hinsichtlich Eigentum und Ausreise, Steuererleichterungen sowie die Freilassung des seit dem Putsch 1962 in Haft befindliche ehemalige Präsident Ben Bella. Diese Maßnahmen waren natürlich keineswegs in der Lage die bestehenden Konfliktherde innerhalb der Gesellschaft zu beseitigen, vielmehr wurden dadurch die Interessen der Staatsklasse gewahrt.65 "Der Verrat der an der Macht befindlichen "Elite" gegenüber den revolutionären Prinzipien ließ sich buchstäblich mit Händen greifen"66, denn die Masse der Bevölkerung, die in die Großstädte zugewanderte und entwurzelte Landbevölkerung, "die Masse derer, deren Väter die "Revolution" gemacht hatten", diejenigen, die genau das Algerien repräsentierten, das der nationalistische Diskurs seit seinen Anfängen zu erschaffen versprochen hatte, waren nun die benachteiligten. Benachteiligt waren die Absolventen der arabisierten Schulausbildung, d. h. die Jugend, aber auch die Gruppen der "ulama", die schon immer die arabisch-islamische Identität gepredigt hatten — "überrollt von der Revolution, deren Führung von den Technokraten übernommen worden war, fanden" sie "sich in einem Boot mit den deklassierten Volksmassen, deren materielles Elend den absoluten Kontrast zu den beschwörerischen Formeln sozialistischen Fortschritts darstellte.67

2.4.3 Das Aufkommen der Islamisten

Auf diesem Hintergrund formierten sich Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre islamische/islamistische Gruppen zu eigenständigen, religiösen Vereinigungen. Dabei handelte es sich zunächst um studentische Bewegungen, die sich schließlich als politische und ideologische Alternative zum bestehenden System darboten.68 Gründe für diese Herausbildung eines politischen Islam mögen einerseits in der wirtschaftlichen und sozialen Tieflage begründet sein, doch andererseits mag auch die Entstehung eines islamischen Staates im Iran zur Motivation bzw. Mobilisation der islamischfundamentalistischen Kräfte in Algerien beigetragen haben.

Grundlegend war der Staat daran interessiert der zunehmenden Islamisierung der Gesellschaft entgegenzuwirken und die Kontrolle über religiöse Bereiche zu bewahren. So wurden einerseits den Islamisten politische Zugeständnisse gemacht69 und andererseits versucht, einen toleranten, moderaten Islam70 zu stärken. Trotzdem war eine Zunahme von Aktivitäten islamistischer Studenten und auch radikaler Gruppen zu verzeichnen, die allerdings noch wenig organisiert und koordiniert schienen. Die Reaktion der Sicherheitskräfte waren "Großfahndungen, Festnahmen..., Verhängung von Gefängnisstrafen und" die "Versicherung, vor keiner Maßnahme zur Verteidigung des Vaterlandes und der Einheit der Nation zurückzuschrecken"71. So wurden z. B. 1982 bei einem öffentlichen Gebet, zu dem sich 50 000 bis 100 000 Islamisten versammelt hatten, Abassi Madani (der spätere Gründer der Islamischen Heilsfront) und andere vorrübergehend verhaftet.72 Die entscheidende Wende stellte sich jedoch im Oktober 1988 mit einem landesweiten Aufruhr ein.

3. Die algerische Krise

3.1 Der Ausbruch der Krise

Mitte der 80er Jahre (1985/86) sackten die Erdölpreise auf dem Weltmarkt dramatisch ab. Algeriens Deviseneinnahmen sanken um etwa 45 %. Es wurde ein Defizit von 2 Milliarden Dollar verzeichnet, so daß die Importe drastisch gedrosselt werden mußten.73 Die wirtschaftliche Krise wurde noch verschlimmert durch die hohe Geburtenrate der 70er Jahre, welche die Bevölkerung zum Jahr 1988 auf 23 Millionen verdoppelte. Etwa 65 % der Algerier waren unter 25 Jahren, was zu großer Arbeitslosigkeit führte (1988: 22%).74 Ein wichtiger Aspekt ist auch die Abwanderung von den ländlichen Gebieten in die Städte, was nicht nur die Lage in den Städten verschlimmerte, sondern auch dazu führte, daß die landwirtschaftliche Produktion eingeschränkt wurde.

Innerhalb der Machtelite verstärkte die Wirtschaftskrise den Konkurrenzkampf zwischen der Clique um den Staatspräsidenten, der Militär- und Geheimdienstführung und der Führung der FLN.

Bendjedid versuchte den Einfluß der Militär- und Geheimdienstführung zu schwächen, indem er einen Vertrauten als Oberbefehlshaber des Militärs einsetzte. Weiterhin spaltete er den Geheimdienst in mehrere konkurrierende Organisationen auf und um die FLN zu schwächen, ließ er seit 1986 unabhängige Verbände zu.75

Die sozialen Spannungen entluden sich schließlich am 05. Oktober 1988 in sechtägigen Unruhen im ganzen Land. Auslöser war ein verdeckter Aufruf zum Generalstreik im Viertel Bab al-Wad in Algier. Es waren überwiegend Jugendliche an den Ausschreitungen beteiligt, die sich in erster Linie gegen öffentliche Einrichtungen als Symbole des Staates richteten. Polizisten wurden ermordet, staatliche Büros und Geschäfte sowie das Ministerium für Jugend und Sport wurde zerstört, Autos standen in Brand und erst nach drei Tagen rückte Polizei und Armee aus und schlugen zurück. Sie schossen auf Demonstranten und Randalierer, verhafteten Jugendliche und folterten sie in den Kommisariaten.76 Die Folge waren mehrere Hundert Tote und Tausende von Verhaftungen. Erst am fünften Tag der Ausschreitungen äußerte sich der Staatspräsident Chadli Bendjedid im Fernsehen zu den Forderungen der Demonstranten nach Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Rücktritt der Regierung, Verfassungsreformen, Islamisierung der Justiz und des Bildungswesens sowie die Errichtung eines islamischen Staates.77 Ein Sprecher der Forderungen der Masse der Jugendlichen war der Prediger ‘Ali b. al-Hagg, eine Führungsfigur der 1989 gegründeten FIS.

Das Ergebnis der Unruhen war jedoch ein Machzuwachs für Bendjedid und ein Ansehens- und Machtverlust für Armee und FLN. Bendjedid wurde als Staatspräsident bestätigt und setzte im Februar 1989 eine Verfassung durch, die zwar seine eigene Position gegenüber den übrigen Machtzentren stärkte, aber mit der neuen Verfassung verlor die FLN ihren Status als Einheitspartei und fortan konnten nicht nur unabhängige Verbände, sondern auch Parteien gegründet werden.

3.2 Die FIS

Nach der Verfassung waren Parteien verboten, die sich ausschließlich religiös definierten und deren Programm nicht verfassungskonform war. Die Politik der Islamischen Heilsfront beruft sich auf die sari‘a, nach deren Bestimmungen alle Bereiche der Gesellschaft ausgerichtet werden sollten. Proklamiertes Ziel ist es, einen islamischen Staat in Algerien zu errichten, mit dem Endziel ein weltumspannendes Kalifat zu gründen78; Demokratie und Freiheit werden als westliche Konzepte abgelehnt und Wahlen nur bis zur Machtübernahme der Islamisten akzeptiert.79 Trotz dieses offensichtlichen Widerspruchs wurde die FIS, angeführt von Abassi Madani und ‘Ali b. al-Hagg, nach ihrer Gründung im März 1989 als politische Partei anerkannt.

Keine andere politische Bewegung hatte es so gut verstanden, sich an die Spitze des sozialen und moralisch-politischen Protests zu setzen. Sie nutzten die bestehende Unzufriedenheit und die Gewaltbereitschaft der sozial schwachen Gruppen für Protestaktionen gegen den Staat und konsequenterweise suchte die Partei einen ersten Test ihrer Popularität in den Wahlen von 1990 und 1992.80 Bei den Kommunalwahlen im Juni 1990 errang die FIS 55% der Stimmen. In der ersten Runde der Parlamentswahlen am 26. Dezember 1991 gewinnt die FIS 188 der insgesamt 430 Parlamentssitze, die konkurrierende FLN und die überwiegend von der Berberminderheit gewählte FFS (Front des Forces Socialistes) müssen schwere Verluste hinnehmen.81 Fünf Tage vor der auf den 16. Januar 1992 angesetzten zweiten Runde der Parlamentswahlen annuliert die Armeeführung die Wahl, setzt Chadli Bendjedid ab und löste das noch existierende Parlament auf. Ein Staatsrat wurde als kollektive Präsidentschaft errichtet, deren Vorsitz Mohamed Boudiaf, einer der Initiatoren des Befreiungskrieges, hatte. Die FIS wurde verboten und zehntausende seiner Aktivisten verhaftet.82

3.3 Islamisten gegen den Staat

Der Widerstand der islamistischen Bewegung war vorprogrammiert und es bildeten sich bewaffnete Untergruppen. Bereits vor dem Putsch hatte es vereinzelt Anschläge von islamistischen Gruppen gegeben, jedoch begann mit der folgenden Repression ein regelrechter Bürgerkrieg, der bereits über 100 000 Menschen das Leben kostete.

Eine dieser Bewegungen ist die GIA (Groupe Islamique Armée), die mit ihrer Gewaltbereitschaft und harten Linie hinsichtlich religiöser Werte und Ideologien viele, vor allem junge, Muslime angesprochen haben muß. Nicht nur die GIA, sondern auch der bewaffnete Arm der FIS, die AIS (Armée Islamique du Salut), und andere Splittergruppen sind verantwortlich für willkürliche Akte der Gewalt, Massaker und Terror, die sich seit 1992 häufen. Wichtigster Mann der GIA ist zur Zeit wohl der Ägypter Mustafa Kemal. Er ordnet das GIA-Lager und kurbelt die zwischenzeitlich versiegten Waffenlieferungen in den algerischen Untertgrund an. Finanzielle und logistische Unterstützung erhält die GIA aus dem Sudan und dem Iran. Auch britische Netzwerke und die sizilianische sowie neapolitanische Mafia sollen der GIA Waffen verschafft haben. Der Terror der GIA in den letzten sechs Jahren geht von Erpressung, bewaffnetem Raub und Entführungen bis hin zu unzählbaren Bombenanschlägen und grausamsten Hinrichtungen und Massakern. Im Monat Ramadan Anfang 1998, traditionell eine Zeit des Friedens, wurden 840 Menschen innerhalb von 11 Tagen getötet. In einer eizigen Nacht wurden 412 Dorfbewohner willkürlich zu Tode gehackt. Auch auf das Konto der GIA gehen die Bombenanschläge in der Pariser Metro Ende 1995/Anfang1996. Weihnachten 1994 wurde ein Airbus der Air France entführt. Im April 1996 wurden sieben französische Mönche entführt und später enthauptet. Der französische Bischof von Oran wurde 1993 ermordet, Musiker, Offiziere, Politiker, Journalisten und führende Intellektuelle folgten.83

4. Fazit

Werner Ruf nennt die politische Kultur Algeriens eine poltische Kultur der Gewalt. Dem kann ich nur zustimmen, denn Gewalt ist das vorherrschende Element in der Geschichte und der Gegenwart der algerischen Nation. Die Kolonialgeschichte Algeriens ist eine Geschichte brutaler Enteignung, Repression und Entindividualisierung. Auch der algerische Befreiungskampf war von äußerster Brutalität gekennzeichnet, so ist es nicht verwunderlich, wenn Mord und Terror zur wichtigsten Waffe in diesem Kampf werden. Es ist nicht verwunderlich, wenn eine Dominanz gewaltbereiter fundamentalistischer Kräfte die Antwort ist auf das Versagen der FLN, die sich ja zu ihrer eigenen Legitimation immer wieder auf den Islam berufen hatte. Die FLN scheiterte praktisch an den sich selbst auferlegten Maximen.

Die Verfassung von 1989 hätte die Möglichkeit zu einer neuen Gesellschaft bieten können, wenn nicht die Vergangenheit in die Gegenwart hineinwirken würde, wenn nicht Willkür und persönliche Machtansprüche, die ja nur Produkte eines jahrzehnte- bzw. jahrhundertelangen krankhaften Lernprozesses sind, überwogen hätten.

Die FIS hatte es in ihrer zweieinhalbjährigen legalen Existenz geschafft, sich als stärkste politische Kraft durchzusetzen. Mit ihren auf religiösen Prinzipien und moralischen Kategorien fundierten Programmen, hatten sie die Idee der algerischen Nationalbewegung nicht nur neu aufgegriffen, sondern auch radikalisiert, um so "endlich" die in der Nationalbewegung propagierte algerischmuslimische Persönlichkeit innerhalb einer islamischen Ordnung realisieren zu können. Die Wiederherstellung einer verbindlichen und vor allem glaubhaften nationalen Identität scheint mir auch die Erklärung für den Erfolg der FIS bei den Wahlen von 1991 zu sein.

Der bewaffnete Widerstand der Islamisten in den letzten sieben Jahren blieb ungebrochen, trotz Verbot der FIS und Verfolgung und Bekämpfung der gewaltbereiten fundamentalistischen Kräfte. Zwar stellt sich die algerische Regierung gegen den islamistischen Terror, dennoch bleibt auch sie unglaubwürdig. Zahlreiche Anschläge bleiben ungeklärt, beispielhaft ist der Mord am ehemaligen Präsidenten Mohamed Boudiaf.

Der Versuch durch Wahlen eine demokratische Legitimation zu erhalten erscheint lächerlich, wenn man den Ablauf und das Ergebnis der Wahlen vom 15. April 1999 betrachtet: 73,79% der Stimmen gehen bei einer Wahlbeteiligung von 60,25% an den einzig verbleibenden Kandidaten Abdelaziz Bouteflika.84

Als einzige Lösung des Konflikts, sehe ich die politische Einbindung der FIS-Führung. So könnte unter Umständen der Terror verringert, wenn nicht gar ganz ausgelöscht werden. Meiner Meinung nach haben die Islamisten mittlerweile an Ansehen im Volk verloren, verursacht durch den Terror. So werden sie, sollten sie wieder an Wahlen teilnehmen, wohl kaum an das Ergebnis von 1991 herankommen.

5. Literaturverzeichnis

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[...]


[1]vgl. Boussora, Lamine: Zur Entstehung des "religiösen Fundamentalismus" in Algerien. Eine Analyse im Hinblick auf Familie und Schulsystem. Diplomarbeit im Studiengang Pädagogik. Otto-Friedrich-Universität Bamberg: 1993, S. 10. (Im folgenden: Boussora) und Herzog, Werner: Der Maghreb: Marokko, Algerien, Tunesien. München: Beck 1990 (=Beck´sche Reihe, 834: Aktuelle Länderkunden), S. 46. (Im folgenden: Herzog: Der Maghreb)

[2]vgl. Herzog: Der Maghreb, S.34.

[3]vgl. M. Th. Houmtsma, T. W. Arnold, R. Basset, R. Hartmann (Hrsg.): Enzyklopaedie des Islam. Geographisches, ethnographisches und biographisches Wörterbuch der muhammedanischen Völker. Band 1. Leiden, Leipzig: Verlagsbuchhandlung vorm. E. J. Brill und Otto Harrossowitz 1913, S. 278.

[4]vgl. Herzog: Der Maghreb, S. 35.

[5]vgl. Herzog, Werner: Algerien. Zwischen Demokratie und Gottesstaat. München: Beck 1995 (=Beck`sche Reihe, 859: Länder), S.20. (Im folgenden: Herzog: Algerien)

[6]vgl. ebd., S. 21.

[7]vgl. Herzog: Algerien, S. 22.

[8]s. Herzog: Algerien, S. 23.

[9]vgl. ebd.

[10]vgl. ebd.

[11]s. Ruf, Werner: Die algerische Tragödie. Vom Zerbrechen des Staates einer zerissenen Gesellschaft. Münster: Agenda 1997 (=Agenda Politik 11), S. 12. (Im folgenden: Ruf)

[12]vgl. Ruf, S. 12f.

[13]vgl. Herzog: Maghreb, S. 56.

[14]s. Herzog: Algerien, S. 30.

[15]vgl. ebd.

[16]s. Leggewie, Claus: Siedlung, Staat und Wanderung. Das französische Kolonialsystem in Algerien. Frankfurt a. M., New York: 1979, S. 59. (Im folgenden: Leggewie:Siedlung)

[17]vgl. ebd.

[18]vgl. ebd.

[19]s. ebd., S. 61.

[20]Art. 1:"Die Begründung immobilen Eigentums in Algerien, seine Erhaltung und die vertragliche Übertragung von Immobilien und von Immobilienrechten sind, wer auch immer die Eigentümer seien, durch französisches Recht geregelt. Daher werden alle realen Rechte, Dienstleistungen oder wie auch immer geartete Gründe für Verpflichtungen, die auf islamischen oder kabylischen Recht fußen, die möglicherweise dem französischen Recht widersprechen, außer Kraft gesetzt." s. Ruf, S. 15.

[21]vgl. Boussora, S. 20.

[22]s. Nestvogel, Renate: Bildung und Gesellschaft in Algerien: Anspruch und Wirklichkeit. Hamburg: Institut für AfrikaKunde 1985 (=Hamburger Beiträge zur Afrika-Kunde 25), S. 21. (Im folgenden: Nestvogel)

[23]s. Ruf, S. 16f.

[24] vgl. Nestvogel, S. 29.

[25]vgl. ebd., S.29f.

[26]vgl. Boussora, S. 24.

[27]vgl. ebd., S. 25.

[28]vgl. ebd., 25f.

[29]s. Herzog: Algerien, S. 37.

[30]vgl. Herzog: Algerien, S. 37.

[31]vgl. Ruf, S. 51.

[32]s. ebd.

[33]vgl. Ciment, James: Algeria: The fundamentalist Challenge. New York: Facts On File, Inc. 1997 (=Conflict and crisis in the post-cold war world), S. 34f. (Im folgenden: Ciment)

[34]Schreibweise s. Herzog: Algerien, S. 38 u. Ruf, S. 50.

[35]vgl. Herzog: Algerien, S. 37f.

[36]vgl. Ruf, S. 55f.

[37]vgl. Ruf, S. 22.

[38]vgl. ebd., S. 48.

[39]vgl. ebd., S. 48f.

[40]vgl. ebd., S. 57.

[41]vgl. ebd., S. 59.

[42]s. Ruf, S. 59.

[43]vgl. ebd., S. 58.

[44]Die Revolution mit dem Volk und für das Volk

[45]vgl. Ruf, S. 61.

[46]s. ebd., S. 59.

[47]vgl. ebd., S. 8.

[48]vgl. ebd., S. 60.

[49]vgl. ebd.

[50]vgl. Ruf, S. 63.

[51]vgl. ebd., S. 62.

[52]s. ebd.

[53]vgl. Köfer, Christine: Die Algerienkrise. Ursachen, Entwicklungen und Perspektiven sowie ihre Auswirkungen auf Frankreich. Frankfurt a. M., Berlin, Bern, New York, Paris, Wien: Lang 1997 (=Europäische Hochschulschriften, 332: Politikwissenschaft), S. 80. (Im folgenden: Köfer)

[54]vgl. Köfer, S. 81.

[55]vgl. Boussora, S. 30.

[56]vgl. Köfer, S. 82.

[57]s.ebd.

[58]vgl. Ruf, S. 66.

[59]vgl. ebd., S. 67.

[60]s. ebd.

[61]vgl. Ruf, S. 67.

[62]vgl. Leggewie, Claus: Algerien. In: Der nahe und der mittlere Osten. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Geschichte, Kultur. Hrsg. v. Udo Steinbach u. Rüdiger Robert. Opladen: Leske+Budrich 1988 (=Länderanalysen 2), S. 61. (Im folgenden: Leggewie: Algerien)

[63]s. Ruf, S. 68f.

[64]vgl. Köfer, S. 84.

[65]vgl. Köfer, S. 85.

[66]s. Ruf, S. 69.

[67]vgl. Ruf, S. 69.

[68]vgl. Köfer, S. 87.

[69]Z. B. das 1984 verabschiedete Familiengesetzt, beruhend auf der sari‘a.

[70]Z. B. wurde der ägyptische Theologe Sayh Muhammad ag-Gazali zum Präsidenten des Wissenschaftsrates der Universität für islamische Studien berufen.

[71]s. Köfer, S. 88.

[72]vgl. ebd., S. 88f.

[73]vgl. Herzog: Algerien, S. 68.

[74]vgl. Stone, Martin: The Agony of Algeria. New York: Columbia University Press 1997, S. 96f. (Im folgenden: Stone)

[75]vgl. Hasel, Thomas: Algerien seit der Unabhängigkeit. In: INAMO 4 (1998), 14/15, S. 6. (Im folgenden: Hasel)

[76]vgl. Herzog, S. 71f.

[77]vgl. Köfer, S. 90.

[78]vgl. Köfer, S. 94.

[79]vgl. al-Zubayr, S. 255f.

[80]vgl. Köfer, S. 94f.

[81]vgl. Stone, S. 73ff.

[82]vgl. Ruf, S. 110 u. S. 159.

[83]vgl. http://www.jungefreiheit.de/archiv/23aa22.htm (25.l1.98) und http://hardy.ocs.mq.edu.au/~control1/role/sim198/role7.html (04.12.98)

[84]vgl. http://userpage.fu-berlin.de/~yusuf/algeria-watch/dtpresid5.htm (16.04.1999)

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Religioeser Fundamentalismus in Algerien
Université
University of Bamberg
Cours
Hauptseminar: Religiöser Extremismus und Terrorismus bei zeitgenössischen Muslimen - Erscheinungsformen, innerislamische Kritik, wissenschaftliche Beurteilung Dozentin: Prof. Dr. Rotraut Wielandt
Note
befriedige
Auteur
Année
1999
Pages
21
N° de catalogue
V94859
ISBN (ebook)
9783638075398
Taille d'un fichier
382 KB
Langue
allemand
Mots clés
Religioeser, Fundamentalismus, Algerien, Hauptseminar, Religiöser, Extremismus, Terrorismus, Muslimen, Erscheinungsformen, Kritik, Beurteilung, Dozentin, Prof, Rotraut, Wielandt
Citation du texte
Sonia Ben Salah (Auteur), 1999, Religioeser Fundamentalismus in Algerien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94859

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