Obwohl soziale Bewegungen allgemein bereits im Jahr 1989 als ein etablierter Bestandteil des wissenschaftlichen Themenkanons in der soziologischen Forschung galten gibt es bislang keine repräsentative Studien über die Bleiberechtsbewegungen im speziellen. Dies verwundert angesichts einer breiten Debatte des Themas Flucht und Asyl in der
deutschen Öffentlichkeit. Ob in Blogeinträgen, Fernsehsendungen, Wahlkämpfen, auf Demos, seitens der Wirtschaft und Politik oder in rechtsoffenen Zusammenschlüssen, wie HogeSa oder Pegida, wird mal populistisch, mal differenziert die Frage nach einer Daseinsberechtigung von fremden Menschen in diesem Land thematisiert. Eine breite öffentliche Aufmerksamkeit erhalten in diesem Kontext zum einen Geschehnisse, die mit Aggression oder Gewalt verbunden sind, wie z.B. die Ausschreitungen in den frühen neunziger Jahren, das Sterben der Boatpeople im Mittelmeerraum oder der Misshandlung von Flüchtlingen von Secruity-Personal und zum anderen Diskussionen, die Stereotype von Geflüchteten zeichnen und ihnen „kriminelles Verhalten“ oder „Asylmissbrauch“ vorwerfen.
Die folgende Betrachtung soll sich dem Thema in keiner dieser Betrachtungsweisen nähern, sondern die Bedeutung von Bleiberechtskämpfen an sich und für die Soziale Arbeit in den Fokus rücken und so einen Beitrag zur Umsetzung einer Sozialen Arbeit leisten, die sich zwischen individuellen Lebenslagen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen einordnet.
In der vorliegenden Arbeit werden daher Bleiberechtskämpfe zum Zentrum der Betrachtung gemacht. Dabei wird zunächst der Begriff „Soziale Bewegungen“ definiert, deren Merkmale herausgestellt und im Verhältnis zur Sozialen Arbeit betrachtet. Darauf folgt eine Beschreibung der spezifischen Situation von Geflüchteten. Anknüpfend an ihre rechtlichen Einschränkungen wird zu den Bleiberechtskämpfe übergeleitet. Hierbei wird die Geschichte beleuchtet, deren Akteure benannt, ihre Aktionsformen, sowie ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Sozialen Bewegungen herausgestellt. Anschließend werden bestehende Verbindungen zwischen der Sozialen Arbeit und dem Bleiberechtsaktivismus vorgestellt und auf ihre Möglichkeiten und Grenzen hin geprüft. Den Abschluss bilden Forderungen, die als mögliche Konsequenzen für die Soziale Arbeit, in Form einer politischen Positionierung, ins Feld geführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- (Neue) Soziale Bewegungen
- Definition
- Merkmale
- Verhältnis zur Sozialen Arbeit
- Situation der Geflüchteten
- Definitionen
- Situation weltweit und in Deutschland
- rechtliche Situation
- Bleiberechtskämpfe
- Forderungen
- Historie
- Organisationsformen
- Aktionsformen
- Erfolge
- Vergleich mit anderen sozialen Bewegungen
- Möglichkeiten und Grenzen eines Zusammenwirkens von Aktivismus und Sozialer Arbeit
- Praxisbeispiel: GGUA e.V. - Flüchtlingshilfe aus Münster
- Möglichkeiten des Zusammenwirkens von Bleiberechtsaktivismus und Sozialer Arbeit
- Grenzen des Zusammenwirkens von Bleiberechtsaktivismus und Sozialer Arbeit
- Konsequenzen für die Soziale Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Analyse von Bleiberechtskämpfen und ihrer Bedeutung für die Soziale Arbeit. Sie untersucht die historische Entwicklung der Bleiberechtsbewegungen, beleuchtet ihre Organisationsformen und Aktionsformen, sowie ihre Erfolge und die Beziehung zu anderen sozialen Bewegungen. Die Arbeit strebt zudem an, Möglichkeiten und Grenzen eines Zusammenwirkens von Bleiberechtsaktivismus und Sozialer Arbeit zu erforschen und daraus Konsequenzen für die Praxis abzuleiten.
- Definition und Merkmale von Sozialen Bewegungen
- Die Situation von Geflüchteten in Deutschland und weltweit
- Bleiberechtskämpfe: Historie, Akteure, Aktionsformen und Erfolge
- Zusammenwirken von Aktivismus und Sozialer Arbeit: Möglichkeiten und Grenzen
- Konsequenzen für die Soziale Arbeit: Politische Positionierung und Praxisbezug
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Bleiberechtskämpfe ein und beleuchtet die Bedeutung der Thematik für die Soziale Arbeit. Im ersten Kapitel werden die Definition und die Merkmale von Sozialen Bewegungen, sowie deren Verhältnis zur Sozialen Arbeit beleuchtet. Das zweite Kapitel fokussiert auf die Situation von Geflüchteten, insbesondere die rechtlichen Einschränkungen, denen sie in Deutschland und weltweit ausgesetzt sind. Kapitel drei widmet sich den Bleiberechtskämpfen, beleuchtet ihre Geschichte, Akteure, Aktionsformen und Erfolge und stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen sozialen Bewegungen heraus. Das vierte Kapitel erörtert Möglichkeiten und Grenzen eines Zusammenwirkens von Aktivismus und Sozialer Arbeit, anhand des Praxisbeispiels der GGUA e.V. aus Münster.
Schlüsselwörter
Soziale Bewegungen, Bleiberechtskämpfe, Flüchtlinge, Asyl, Integration, Soziale Arbeit, Aktivismus, Politik, Recht, Gesellschaft, Protest, Solidarität, GGUA e.V.
- Quote paper
- Fabian Borghoff (Author), 2015, Bleiberechtskämpfe und ihre Relevanz für die Soziale Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/950121